dogfood August 2002 [3]

Mittwoch, 21. August 2002

[22h17] News -- Die BBC-News-Site wäre wahrscheinlich wirklich meine erste Site für die ich Geld ausgeben würde. Gerade in Zeiten in denen in den deutschen Medien nur noch Besoffenheit ob der eigenen Spendenfreudigkeit herrscht, bzw. das Kanzlerkandidatenduell ernsthaft für ein politisches Ereignis gehalten wird.
Immerhin, knapp einen Tag nachdem ich auf einen Artikel der BBC wg. einer 10Mio. Menschen in China bedrohenden Flutwelle hingewiesen habe, finden man in den deutschen Medien auch mal was zu.
Mal schauen was es sonst noch gibt. In Pakistan hat sich Musharraf verschiedene Vollmachten selbsterteilt. Damit verabschiedet sich Pakistan strammen Schrittes von der Demokratie. Auf der einen Seite: was will man lieber? Einen gemässigten Dikator Musharraf, oder frei gewählte muslimische Fundamentalisten? Auf der anderen Seite: Musharraf ist unbeliebt wie nie, und solche Aktionen sind Wasser auf die Mühlen der Fundamentalisten... Analyse auf der BBC-Site.
Dem europäischen Fußball geht es, dank ausbleibender Fernsehgelder, schlecht. In Italien gab es sowas wie die Bankrotterklärung, als die Liga beschloß den Saisonstart um zwei Wochen zu verschieben, da fünf kleinere Erstligisten noch keinen Pay-TV-Vertrag unter Dach und Fach hatten. Laut BBC kommt nun Silvio Berlusconi dank seiner Machtpolitik in eine besondere Klemme. Berlusconi ist nicht nur Premierminister, sondern auch Präsident des AC Milans, und hat einen Vertrauensmann an der Spitze der Liga. Jener Mann ruft nun nach finanzielle Hilfe, und meint damit entweder den Staat, also Silvio Berlusconi, oder die Öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten, inzwischen eng an die Kandare genommen von Silvio Berlusconi, oder die drei großen Privatsender, Eigentum von... Silvio Berlusconi...
Dabei geht es nicht nur um ZwoMarkFünfzig. Letzte Saison haben die 18 Erstligisten insgesamt einen Verlust von 1,5 Milliarden Mark erwirtschaftet!!!
Die RAI will nur die Hälfte der verlangten Vetragssumme zahlen, und auch ausländische Sender wie das britische Channel 4 oder PREMIERE ziehen sich wegen der hohen Lizenzkosten von der Berichterstattung der italienischen Spiele zurück.
In einem Artikel schildert die BBC einige Pannen durch mißverständliche Werbung. Ein Leser steuerte folgendes bei: "Ad for the Orange mobile phone network with the slogan: 'The future's bright, the future's orange.'" Der Leser dem das auffiel, war Nordire...
[09h16] Apple -- Okay, nachdem nun der NYTimes Artikel der über ein "iPhone" von Apple spekuliert, inzwischen auch in den deutschen Bloggerkreisen kursiert, wird es Zeit den recht glaubwürdigen Konter von The Register auszupacken: "Sony, Apple make phone dream team"
Andere Geschichte: mir fällt auch, um wieviel weniger Sinn es inzwischen macht, Links auf Artikel zu setzen, weil diese nach einer Woche eh ins Bezahl-Archiv wandern. Keine Links für die SZ, keine für SPIEGEL Online, keine für die NY Times. Mal sehen wie lange es braucht, bis die Medien merken, dass sie damit nicht genügend Geld verdienen um rentabel zu arbeiten, aber umgekehrt viel Werbeeffekt flöten geht.
Ungefähr so argumentiert der Chef der Website der Washington Post.
[08h58] Danke, der Nachfrage, den Beinen geht es besser. Nur noch "dicke" Unterschenkel die sich noch den Schritten wiedersetzen.
Für meine Verhältnisse ungewöhnlich: ich frühstücke. Na ja, wenn man es frühstück nennen kann: eine Tasse Grünen Tee, eine Tasse Bananensaft, und ein Joghurt wird im Verlaufe der nächsten Minuten hier auf dem Balkon noch das Zeitliche segnen.
Ähhhh, der JvB-PowerDrink ist gerade aus. Schade.
[08h51] WebDev -- Ich bin nur ein mässiger Freund von PopUp-Fenster. Bitte schön nur wenn es sein muss. Und müssen tut es selten. Nun gibt es Futter für diesen, den meinigen Standpunkt: einer der grössten Internet-Provider in den USA, EarthLink, führt gerade ein Update seiner Zugangssoftware aus, die alle PopUp- oder PopUnder-Fenster blockt, da diese inzwischen ein Ärgernis geworden sind, da für Werbung missbraucht. (Quelle: cNet)
Ich kann mir auf der anderen Seite vorstellen, dass nun einige Sites zurückschlagen, und einfach alle Besucher mit EarthLink-IP-Adressen aussperren, oder auf eine spezielle Seite umleiten.
Aber es ist ein weiteres Beispiel dafür, das man nicht Dinge gemäß dem Motto "anything goes" ausnutzen sollte. Irgendwann geht es nämlich dann nicht mehr.
[08h39] WebDev -- Laut cNet ist Opera 7 im Beta-Stadium. Opera7 verfügt über eine komplett neue Engine, die dann auch eine adäquate DOM-Implementierung verfügen soll.
Sehr bedenklich finde ich den Ausspruch:
But ultimately, Hurd concluded, Opera and other Microsoft competitors would do better to support the technologies that the market-leading Internet Explorer browser made available, rather than focusing on industry standards. "What these other browser makers should do is stop complaining about what Microsoft is doing and start supporting what Microsoft is supporting," Hurd said. "People out there aren't reading these specs; they're using IE."
Wir haben auf der einen Seite einen Browser der nur so vor Fehler strotzt (IE/Win) und auf der anderen Seite Browser die die Standards nahezu fehlerlos implementieren. Wieso sollte man jetzt ersterem folgen?

Dienstag, 20. August 2002

[20h37] BBC: "Millions menaced by China floods" -- Es scheint die annähernd gleiche Gegend zu sein, in der man gerade das verfluchte "Drei-Schluchten-Staudamm"-Projekt baut, ein gigantomanisches Projekt mit weitreichenden Folgen für Natur, Archälogie und Gesellschaft.
[20h16] Irene hat mich an mein Leid erinnert, und dabei musste ich wieder an den "Johannes von Buttlar PowerDrink" denken, den ich am Wochenende beim Zapping auf HSE gesehen habe.
Johannes von Buttlar, pardon, Baron Johannes von Buttlar-Brandenfels, oder wie wir Sympathisanten ihn einfach nennen: Jupp (dessen sagenhafte Homepage Johannes v. Buttlar -- der Autor, der aus der Zukunft kommt! mein Muß ist), der Jupp hat also all seine Kenntnisse über Anti-Aging zusammengesammelt und eine Reihe von Wellness-Produkten, u.a. für HSE entwickelt.
In der HSE-Sendung hat Jupp rhetorisch nicht ungeschickt, erstmal den Pöbel vor dem Fernseher vertrieben, in dem er eine lange 16 Punkte-Liste vom Blatt ablas, die die Vorzüge seines PowerDrinks anpriesen. Von "frischt die Energiereserven auf" über Verbesserung der Darmflora bis hin zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit, alles drin im "Power Drink". Es ist nur die dem Jupp angeborene Bescheidenheit, dass er nicht auch noch Punkt 17, "Erlangung des Weltfriedens" erwähnte.
Den 300g-Becher mit Instant-Pulver, ausreichend für ca. 30 Gläser, für schlappe neunundvierzigkommanochwas Euro.
[20h10] Gute Nachrichten aus der Welt der Kreuzbänder und Muskelsehnen: Knie tut überhaupt nicht mehr weh, alles nur noch profaner Muskelkater und "Brennen zwischen den Schenkeln" (bitte notfalls Eintrag von heute morgen nachlesen um den letzten Ausdruck richtig zu interpretieren).
[12h04] MacOS X -- Amazon.de bringt Mac OS X 10.2 "Jaguar" für 144,- EUR. Den bis dato niedrigsten Preis über den ich gestolpert bin.
[11h22] Gestern war ich dann mit K im Bolero essen, einen Mexikaner in Ottensen, bei dem man sehr gut bis 22h draussen in einem Garten sitzen kann.
Auch K ist langsam von OS X infiziert. Bemerkenswert: auch er hört in der Branche einen langsamen aber steten Wechsel von Quark auf InDesign. Ich sag's ja: da ist was im Busch, und Quark bekommt es nicht mit...
[11h13] Das bedrückendste an der Laufgeschichte: man läuft ca. 12km/h. Unter normalen Umständen gehe ich zu Fuss ziemlich regelmässig 6km/h. Für den Weg zur Arbiet brauch ich 60min, also sind's 6km. Joggenderweise würde ich also eine halbe Stunde brauchen.
Schneller als derzeit mit dem HVV (es gibt bis 2003 eine fiese Baustelle), für den ich Monat für Monat mehr als 60.- EUR ablatze. Read: Öffentliche Nahverkehrsmittel sind langsamer als ein Jogger. :-(
[10h24] Ahhhhh, Ohhhhhhh Oh Ohhhhhhh!
Ich bin ein Krüppel.
ElvisKoyak unterwirft sich seit geraumer Zeit sportlichen Aktivitäten, und das kleine Highlight seiner Feierabendsportler-Karriere ist der in knapp zwei Wochen stattfindende Alsterlauf (10km rund um die Aussenalster).
Als Mannschaftssportler zu klein, beim Turnen die Hasskappe bekommen, die einzige sportliche Aktivität bei der ich einst vorne in der Klasse war, das war das Langstreckenlaufen auf dem Aschesportplatz, ca. 100m von "Kemm" entfernt, die Freitag Mittags im Hochsommer sich immer einen Wolf gebacken haben. Permanent wehte einen der Hauch von "Russisch' Brot" um die Nase. Mittags. Im Sommer. Freitags. Letzte Schulstunden in der Woche...
Anyway, die Ankündigung gestern von EK am Alsterlauf teilzunehmen, führte zum Dammbruch bei mir, und ich war kurz davor mich ebenfalls anzumelden. Ohne überhaupt auch nur einen Meter in den letzten 6 Monaten zu laufen. EK meinte, es wäre vielleicht nicht schlecht, doch mal vor der Anmeldung testeshalber 10km zu laufen.
Da wohl heute Anmeldeschluß ist, musste ich es also gestern machen. Da ich aber auch schon "auf'n Bier" mit K verabredet war, war mir klar dass es ein Nachtlauf werden wird.
Um fünf vor elf ging es dann los bei mir. Ich hatte keine Uhr mit, nur meinen Hausschlüssel. Ich war unterwegs entsetzt wieviele Uhren an den Strassen inzwischen abgebaut wurden! Auf der ganzen Distanz von ca. zwölfeinhalb Kilometern gab es sage und schreibe drei Uhren: die an U-Bahnhöfen Eppendorfer Baum und Klosterstern, und eine Uhr kurz vor der Herbert-Weichmann-Str..
Ich kann daher alles nur ungefähr schätzen. Ich bin die Strecke von mir zuhause via Eppendorf zur Alster runter, sowie einmal rum um die Aussenalster gelaufen. Von mir zuhause bis zur Alster knapp weniger als 20 Minuten, die Aussenalster in knapp mehr als eine Dreiviertelstunde. Den Weg von der Alster zu mir nachhause bin ich gegangen, habe dafür eine halbe Stunde gebraucht. Daher dürfte die Entfernung Wohnung - Alster irgendwo zw. 2,5km und 3km liegen. Plus 7,5km Alster sind das 10km in 65 Minuten. (Hamburger Stadtplan: www.stadtplan.hamburg.de)
Logisch, es war dunkel, und die Wege an der Westseite der Alster sind teilweise von Büschen und Bäumen umgeben, so das man ins Schwarze läuft. Ich konnte mich erinnern, dass der Weg irgendwann in einer kleinen Anlage endet, mit Parkbänken, und auf Stein erhöhten Blumenbeeten. Mit anderen Worten: ich wusste irgendwo da draussen im Schwarzen würde der gerade Weg abrupt enden. und ich war mir nicht sicher ob da nicht auch Treppen waren.
Ich sah zuerste graue Streifen auf der Erde. Da ich den Weg weiter vorne noch erkennen konnte, mutmasste ich dass es sich um Regenrinnen handelte. Korrekt. Doch dann kamen die nächsten grauen Streifen. Und die sahen anders aus. Ich bin auf Verdacht über diese Streifen gesprungen: korrekt. Das waren keine Regenrinnen mehr, sondern drei Treppenstufen. Über die anderen grauen Streifen bin ich "gehoppelt". Gelaufen, aber mit dem Hintergedanken dass es auch Stufen sein könnten...
Ich habe eigentlich nur eine kleine Laufpause eingelegt: kurz vor der Kennedybrücke. Mein Alibi: den Schweiß aus dem Gesicht wischen, da er mir brennenderweise in die Augen gelaufen ist. Zwei Minuten später, "pünktlich" beim Überschreiten des 10ten Breitengrades, bin ich wieder losgerannt, wenn auch mit dicken Beinen...
Hinter der Sechslingspforte kam ich mir teilweise vor, als würde ich einen mediterranen Strand ablaufen, weil zur linken Hand, am Alstergrünstreifen, ein Party nach der anderen stattfand. Unendlich viele Leute die noch mit ihren Freunden sich auf einer Decke niedergelassen hatten, teilweise mit Grillzeug. Kaum noch ein Stück Rasen frei. Es haben nur noch Sandburg und Strandkörbe gefehlt, sowie ein herumstreunender Ole von Beust, der Kurtaxe einsammelt. Abends um inzwischen zwanzig vor zwölf.
Im Eichenpark bin ich dann, nach komplettierter Alsterrunde, langsam ausgetrabt. Je langsamer ich wurde, desto mehr machte sich mein Körper bemerkbar. Und lautesten klagte meine Wirbelsäule.
Zuhause angekommen, standen dann die letzten zwanzig Minuten die ich noch im wachen Bewusstseinszustand erlebt habe, unter dem Motto der Bewegungsminimierung.
Der Morgen danach: ein Desaster. Das rechte Knie tut bei Bewegung an der Innenseite weh, ohne allerdings geschwollen zu sein. Noch fieser: Ich habe mir die Innenseiten meiner Oberschenkel, knapp unterhalb meiner Testikel, wundgescheuert. Und nun tut bei jedem Schritt der Schritt weh! Ahhhhh, Ohhhhhhh Oh Ohhhhhhh!

Montag, 19. August 2002

[13h04] Plakate -- Mehr Infos, und vorallen alle fünf Plakate der Altona 93-Kampagne gibt es bei der Hamburger Morgenpost.
Die Kampagne wurde von der Hamburger Werbeagentur "Nordpol" gemacht, die schon einst die "Starclub"-Kampagne für den FC St.Pauli gemacht haben.
Hier Bilder von der St.Pauli-Kampagne direkt in die Nordpol-Site gelinkt (Deep-Link, Nordpol, nicht böse sein. Alle meine Leser versprechen hoch und heilig auch über den normalen Eingang auf die Nordpol-Site zu gehen...): "Fußball-Internat", "Titel" und "Ajax und Real"
Werbeplakat
Astra-Werbeplakat an der Bushaltestelle
[10h47] Ein weiteres gelungenes Werbeplakat: das ASTRA-Plakat an der Bushaltestelle "Gärtnerstraße". Früher soll sich, laut Bart, dort ein Plakat für das Fitness-Center "Kaifu-Lodge" befunden haben, mit einer Wegbeschreibung ("dritte Ampel links" oder so). Das macht natürlich den ASTRA-Spruch noch mehr zu einem Insider.
Werbeplakat
"Marcel Abshagen -- Am Flügel ein Genie", "Member of the Oberliga -- Altona 93"
[09h06] Basta! Zu Fuß gehen ist geil, weil man mehr sieht als autofahrenderweise. Siehe obiges Plakat, welches ich zuerst als ein neues "Rocher"-Werbeplakat interpretierte. Erst auf dem zweiten Blick sieht man, dass damit Werbung für den dortigen Fußballverein Altona 93 gemacht wird (man beachte die Schuhe!).
Gestern morgen habe ich das Plakat bemerkt, auf dem Weg zu ElvisKoyak um wieder einen Formel1-Sonntag zu zelebrieren.
Wir wussten seit vierzehn Tagen dass eines der langweiligsten Rennen der Saison anstehen würde: der Hungaroring. Eine Micky-Maus-Strecke par excellence. Unfahrbar das Ding.
Es kam aber noch schlimmer als wir es erwartet hatten. Es war das mit Abstand langweiligste Rennen seit Jahren. Ich und ElvisKoyak sind prompt während des Rennens eingeschlafen (er auf dem Sofa, ich auf dem Fussboden). Und so beschränkten sich die Highlights auf "Mexico" (Insider) und "Dampfplauderer" (Insider). Sogar die Minuten vor dem Start wo wir Bernd Mayländer im Safety-Car nachsynchronisieren, haben sie uns diesmal nicht gegönnt.

Sonntag, 18. August 2002

[20h38] Politics -- Vor einigen Wochen erwähnte ich die Serie von Morden an Ehefrauen, verübt von Soldaten in Fort Bragg, einem Stützpunkt für US-Elitesoldaten.
Die BBC hat nun einen Korrespondentenbericht nachgelegt, der die Ursache in den Eheproblemen, bzw. dem Wegschauen bei Gewalttaten an Frauen im Fort sieht.
PS: Die BBC-News-Site hat eine zusätzlich, einfacher einzugebene URL bekommen: einfach "bbcnews" eingeben, und die meisten Browser sollten es finden.

Samstag, 17. August 2002

[18h11] KnowHow -- Warum werden Bananen im Kühlschrank braun, warum verschlecht knackiges Essen das Sehvermögen, warum riecht altes Papier nach Modder?
Mehr solche Fragen, und vorallen die Antworten dadrauf auf der Website des New Scientist, unter "The Last Word".
[12h28] "Deutschland rückt zusammen". Kaum findet eine u.a. von BILD organisierte Benefizgala statt, die ein paar Kröten für die Flutopfer sammelt (10 Mio EUR), wird wieder feinstes völkische Vokabular ausgepackt.
Nur mal so: Eine bessere Werbung als die Flut hat Dresden nicht bekommen können. Über mehrere Tage minutenlange Berichte auf BBC und CNN über die bedrohten Kulturgüter, hätte Dresden für kein Geld dieser Welt kaufen können.
Ach ja: sehr schnell krakeelen die Politiker nach Wiedereinrichtung eines europäischen Katastrophenfonds. Jenem Fond der 1998 u.a. auf Bestreben Deutschlands eingestampft wurde, weil man das Gefühl hatte dass die südeuropäischen Länder den Fond missbrauchen. Und wenn wir den Fond wieder haben, dann wird krakeelt dass die Abgaben für die EU so hoch sind... Gilt übrigens der europäische Gedanke auch für die Spenden der Benefizgalas?
Übrigens: 11 Tote hat es in Deutschland gegeben. Nur um Spendenaufkommen und Ausmaß der Berichterstattung in Relation zu setzen: sechzig Tote hat es dieser Tage bei der Flutkatastrophe in Russland gegeben. Ohne Benefizkonzert.
Und: Um die 11 Toten noch mehr in Relation zu setzen: im südlichen Afrika gibt es derzeit eine Hungersnot. Alleine in Angola sterben derzeit 5 Menschen TÄGLICH an Hunger. Sechs - sieben Länder und ca. 15 Millionen Menschen sind derzeit akut davon betroffen, teilweise auch als Folge von Flutkatastrophen die Ernten vernichtet haben (Mozambique). Mehr Infos bei der BBC.
Nur um der nationalen Besoffenheit Contra zu geben.

Create Online 29
[10h39] Mag -- Die neue Create Online ist gekommen. Wie bereits in dogfood berichtet, kündigt die Chefredakteurin ihren Abschied an. Interessant: das Titelblatt geht nochmal einen Schritt weiter sich vom reinen "Online"-Blatt weg zu bewegen. "Create" ist jetzt ganz groß geschrieben, "online" eher klein und am Rand. Das Motto "The best in New Media Design" dafür dann nochmal eine Stufe grösser.
Leider verfällt dieser Titel in den gleichen Fehler wie die PAGE: Aufgabe der Souverinität um möglichst viele Headlines unterzubringen. Zum Glück noch nicht ganz so schlimm wie die PAGE, die versucht via Headline sich als eierlegende Wollmilchsau darzustellen. Achtet mal auf die Auswahl der Headlines auf dem PAGE-Cover. Der permanente Versuch des Ausgleichs. Ist das Titelthema Print, gibt es in den Headlines Verweise auf Online-Themen. Ist das Titelthema irgendwas mit New Media, wird in den anderen Headlines auf Print und Typo hingewiesen.
PAGE Cover
Page 09/02
Man sollte meinen das eine 8,- EURO-Zeitschrift keine solch peinlichen Sommerloch-Titel wie "Trend oder Nicht-Trend" nötig hätte. Getoppt wird die aktuelle Ausgabe durch das unmöglichen Pudelmützen-Cover. PAGE will Design-Zeitschrift sein, kommt aber als Eintopf daher. Angesichts der mangelnden Tiefe vieler Artikel, stellt man sich die Frage, ob die Themenvielfalt nicht so sehr Ausdruck des "wir interessieren uns für viele Themen" ist, sondern eher Ausdruck von "wir haben keine Ahnung, versuchen es aber jedem recht zu machen". Themenvielfalt als Ersatz für Konzeption.
Und der vermehrte Abdruck von Auszügen aus Büchern, macht eher den Eindruck von "Rudis Resterampe" als "Gabys Designermag".
[09h53] WebDev -- O'Reilly hat einen einführenden Artikel zu XHTML2.0 und seinen Neuerungen. "XHTML 2.0: The Latest Trick" von Kendall Grant Clark. So wird es interessanterweise erlaubt sein, das href-Attribut in allen Elementen einzusetzen, so dass man nicht mehr auf Krampf alles in ein A-Element packen muss.
Mir gefallen die Meta-Diskussionen über Weblogs nicht, da es dem Ding seine Natürlichkeit nimmt. Megnut hat nun bei O'Reilly einen Artikel abgelegt, der den professionellen Blogger herbeischreibt: Blogging gegen Kohle.
Kann ich nachvollziehen, ich halte aber das "Blogging" für zu eng umfasst. Vielmehr fordere, oder prophezeie ich die Renaissance des "Online-Texters". Bis auf meine Site leiden ALLE Sites an die ich meine Hand gelegt habe, daran dass kein frischer Content kommt. Der Kunde meint, er müsse die Texte schreiben, den Content liefern. Und weil er keine Zeit hat, kommt eben nix, und eine wunderbare Kommunikationsplattform versauert. Okay. Nicht nur mangelnde Zeit verhindert Contentauffrischung. Auch mangelndes Geld zum Kaufen von Texter-Dienstleistungen. Hier sind aber die Texter gefragt, ihre Dienstleistung an den Mann zu bringen und als unverzichtbar darzustellen. Und das ist abseits von den großen Content-Zulieferern nicht geschehen.
Und dann lesenswert: Lawrence Lessig mit einer Keynote auf der OSCON.
Creativity and innovation always builds on the past. The past always tries to control the creativity that builds upon it. Free societies enable the future by limiting this power of the past. Ours is less and less a free society.
Es geht um den Verlust der Freiheit durch die immer massivere Anwendung von Copyright. Alleine in den letzten 40 Jahren wurden in den USA die Laufzeit für den Schutz von Werken elfmal verlängert.
What is the harm that is being done by these terrible P2P networks out there? Take their own numbers. They said last year [that] five times the number of CDs sold were traded on the Net for free. Five times. Then take their numbers about the harm caused by five times the number sold being traded for free: A drop in sales of five percent. Five percent. Now, there was a recession last year, and they raised their prices and they changed the way they counted. All of those might actually account for the five percent, but even if they didn't, the total harm caused by five times being traded for free was five percent.

Freitag, 16. August 2002

[21h52] Arghh. Vom Balkon geflüchtet, weil irgendwelche unbeschreibbaren, beflügelten Viecher die Lufthoheit gewinnen.
[12h56] Laune? Beschissen. Ich habe eine Flash-Anwendung umgeschrieben, und jetzt läuft sie nicht mehr. Präziser gesagt: das aus einer externen Datei eingelesene XML wird nicht angezeigt. Glaube ich der Anwendung, dann hat er dass XML noch nicht mal geladen. Glaube ich dem Flash-Debugger, dann hat er es geladen. Wieso ist dann aber in den entsprechenden Attributen nichts zu finden??
Liegen lassen. Heute Abend oder morgen noch mal von vorne anfangen. Sch....
[09h37] Spaziergänge sind derzeit immer wieder von Frusterlebnissen durchsetzt. Ich weiß nicht, vielleicht besitzt man als Selbständiger da eine andere Empfindlichkeit, aber es versetzt mich immer wieder in Erstaunen, wieviele Büros/Geschäftsräume leerstehen. Dabei geht es mir weniger um die Räume, sondern um die wirtschaftlichen Probleme die dahinterstecken. Jedes leere Büro ist quasi eine pleitegegangene Firma. Und es trifft nicht nur "New Economy" sondern auch massenhaft kleine Läden, Handwerker und Dienstleister.
Auf dem Weg zum alten Büro gab es eine Bäckerei die von zwei gleichaltrigen Leuten (sagen wir: "in the thirties") geführt wurde. Waren sehr nett, humane Preise. So sehr ihnen die Franzbrötchen misslangen (ich kenne inzwischen keine mehr dem sie überhaupt gelingen), hatten sie ganz gute Croissants, und immer "neues Zeug" wie Muffins, Nougat-Croissants, Schoko-Vanille-Hörnchen.
Anfang August machte ich auf dem Marsch zur Bushaltestelle einen kleinen Umweg und stand vor verschlossenen Türen: "Wir machen Urlaub bis zum 15ten August". Gestern auf dem Rückweg habe ich aus der Ferne mit hochgezogener Augenbraue die neu gestaltete Aussenfront gesehen, und mein Besuch heute brachte es an den Tag, was der geneigte Mitleser schon aufgrund des Kontextes vermutet: die beiden sind nicht mehr, Besitzer gewechselt.
Zwei 50+jährige Frauen, ein sehr fades Sortiment, Schwerpunktverlagerung weg vom "Zeug zum Mitnehmen" (belegte Brötchen, Kaffee to go), hin zu Torten und Kuchen. Die Tüten sind, trotz geänderten Namens, die gleichen geblieben.
Vielleicht wieder zwei die es dahingerafft hatte. Sie hatten einen, zumindest äusserlich, gut laufenden Laden. Sie haben sich den Arsch aufgerissen. Standen zu zweit von 6-19h im Laden, selbst sonntags nochmal drei Stunden.
Shit, ich hoffe nur dass sie sich nicht überschuldet haben...
BTW: Ich denke dass es in absehbarer Zeit ein wahres Massaker bei "Kamps" gehen wird. Deren Filialen schiessen immer noch wie Pilze aus dem Boden, bald alle 100m. In den Fillialen wird immer noch nach Franchise-Nehmern für Fillialen gesucht ("Wollen Sie sich selbständig machen?"). Das kann nicht gut gehen. Auf mich macht dass den Eindruck eines Pyramiden-Spiels, dass nur solange funktioniert, wie Frischgeld durch neue Franchise-Teilnehmer reinkommt.
[09h33] Zum Glück bin ich ja ein mit keinerlei Vorurteilen oder Vorverurteilungen geprägter Mensch -- ähem, kaum... also wenig... nur ein bißchen -- also habe ich keinerlei Probleme anzuerkennen daß der schwitzige Postillion seinen Test heute bestanden hat, und den Testbrief korrekt abgegeben hat. Jetzt bleibt nur noch der Paketbote für den letzten Thrill übrig...

Donnerstag, 15. August 2002

[15h14] News -- Für News-Junkies wie mich: der MDR hat einen Nachrichtenticker zum Hochwasser eingerichtet: http://www4.mdr.de/sport/ergebnisse/inhalt_ticker_888.html. Nicht von der "Sport"-URL irritieren lassen. Seite wird minütlich aktualisiert.
[10h05] Design -- Screenshots vom neuen MSN-Browser. Grosse Icons, hässliche Icons. DesignWeenie beschwert sich ob der unleserlichen Schrift (da sie über die Reflektionen der Icons laufen).
Dem muss man eine Designsünde von Apple entgegenhalten: die neue Subsub-Navigation für die G4 ("Tech Specs", "Architecture" etc...). Die Reflektionen, bzw. Schatten der Schrift treten so stark hervor, dass sie in Konkurrenz zur Schrift treten. Baaaaaaaad.
[09h59] Apple -- Mein Ti-PowerBook hat seine erste Macke. Es schläft nicht mehr richtig ein. "Klappe zu, und schlafen legen" klappt nicht mehr. Stattdessen fährt die Platte hörbar im zwanzig Sekunden-Takt an, und das kleine Betriebslicht pulsiert nicht ("atmet"), sondern flackert immer wieder auf. Wenn die Klappe wieder aufgemacht wird, legt sich dann das PowerBook plötzlich schlafen.
Keine Ahnung was da zerschossen ist, es muss aber irgendwas im System, bzw. der Konfiguration sein, da bei einem frischen Neustart das "Klappe zu, schläft" klappt. Ich bin nicht der einzige mit dem Problem. Das Problem taucht im Apple-Forum desöfteren auf, ohne dass eine letztendgültige Lösung gefunden wurde (beenden aller Programme ist es nicht). Schätze werde wohl auf 10.2 warten. Solange kann ich damit leben.
[09h52] Web -- Derzeit die Runde in der Community machend: Microsoft hat seine Webfonts vom Server genommen. Trebuchet, Verdana, Georgia, Comic Sans sind damit nicht mehr frei herunterladbar, sondern nur noch in Kombination mit MS Softwareinstallationen zu erhalten (z.B. Internet Explorer für Win und Mac). Mehr bei Typograhica (Link by Zeldman).
[09h39] Büro -- Das grösste Problem mit dem neuen Büro, ist derzeit die Post. Nicht nur dass es anscheinend im Umkreis von 15 Fussminuten kein Postamt gibt. Mir ist es auch nicht gelungen einen Postkasten zu finden.
Noch größer die Probleme aber derzeit mit der Zustellung. Anscheinend werden Postsendung mit der neuen Büroanschrift erstmal zurückgeschickt. Der Postbote hat sich anscheinend nicht die Mühe gemacht, mal am Empfang nachzufragen ob es so einen Wichtel namens "Kai Pahl" im Hause gibt, sondern gleich das Päckchen gekickt.
Deshalb war heute frühes Aufstehen angesagt, um das Gelbhemd rechtzeitig abzupassen und durch Anwesenheit in Fleisch und Blut von meiner Existenz zu überzeugen. Die Augen weit aufgerissen, den Mund offen, und den Namen radebrechenderweise erst im dritten Anlauf richtig hinbekommend, konnte mich mein gelber Freund noch nicht richtig von seiner Auffassungsgabe überzeugen (Come on! Sieben Buchstaben!). Ist Postbote in der Berufskarriere inzwischen zur letzten Vorstufe vor der McDonalds-Hölle verkommen?
Wo man einst mit jobbenden Studenten sich über die Heisenberg'schen Unschärfetheorie unterhalten konnte, blickt man heute auf materialisierte Leere, verpackt in achselgenässten gelben Polo-Hemden.

 

Hier geht es zu den dogfood in der zweiten August-Woche....

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