Stadtleben

Ich bin gestern nachmittag nach Alt-Rahlstedt rausgefahren und habe mir von außen eine Immobilie angesehen. Es ging mir gar nicht so sehr um speziell diese Immobilie, sondern um Alt-Rahlstadt, das einer jener Stadtteile ist, für die es mehr Immobilien-Angebote gibt.

Wenn es nach meinen persönlichen Empfindlichkeiten geht, dann fühlt sich Alt-Rahlstedt besser als das „Märchenviertel“ an, aber Arsch der Welt, bleibt Arsch der Welt.

Wenn man sich solche Stadtviertel ansieht, merkt man als Kind stadtnaher Viertel (48 Jahre Lokstedt & Hoheluft) erst, was in der Stadtentwicklung alles schiefgegangen ist. Wie seelenlos sich diese Stadtviertel draußen anfühlen, ohne einen richtigen Kern und einer lächerlichen ÖPNV-Anbindung.

Der Kern des Viertels besteht aus dem Straßenblock, an dem sich Aldi, Lidl und Rewe angesiedelt haben, drumherum gibt es „den Griechen“, „den Asiaten“ und „den Döner-Mann“.

Hamburgs ÖPNV hat die Stadtentwicklung komplett verpennt. Es fehlt an schnellen Anbindungen per Straßenbahnen – ja, aber wohin? Gleich zur Innenstadt oder zur nächsten U-/S-Bahn-Haltestelle? Hamburgs ÖPNV hat brutale blinde Flecken im Osten (Rahlstedt, Jenfeld, Glinde) und im Westen (Lurup, Osdorf, Schenefeld) aufgebaut. Im Falle von Alt-Rahlstedt sieht es so aus, dass du entweder mit dem Bus 10 Minute zur Regionalbahn fährst (30 Minuten-Takt) oder über 20 Minuten zur nächsten U-Bahn-Haltestelle. Zum Vergleich: das ist fast doppelt so lange wie ich mit dem Bus zur Innenstadt brauche.

Die Maßstäbe sind „da draußen“ andere. Für mich sind derzeit ein Fußmarsch von 45 Minuten der Arbeitsweg Innenstadt-Büro bis nach Hause. Da draußen: „nächster Supermarkt“ oder „nächste U-Bahn-Station“. Ich bin gestern ganz erstaunt gewesen, wieviel ist zu Fuß gelaufen bin, ohne dass ich das Gefühl hatte, an sowas wie Stadtteilzentrum vorbeigelaufen zu sein.

Ich vermisse Visionen im ÖPNV, wie z.B. „es muss perspektivisch das Ziel sein, dass es keinen Punkt innerhalb der Hamburger Stadtgrenzen gibt, der weiter als zehn Bus- oder Straßenbahnminuten von einer U- oder S-Bahnhaltestelle entfernt ist“. Ein Megaprojekt wie die U5 bringt „nur“ eine Entlastung für einen bereits jetzt bestehende ÖPNV-Verbindung (okay, die Lage in Steilshoop verbessert sich substantiell).

Die Abhängigkeit vom Auto dadraußen, ist beschissen.

(Nachsatz: ich bin gespannt auf die Auswirkung von selbstfahrenden Car2Go-Autos auf die Stadtentwicklung)