um den geneigtem leser dieser zeilen gleich auf die falsche fährte zu bringen: dies ist ein buch von phil jackson, dem meister-coach der chicago bulls der michael-jordan-ära und der LA lakers der shaq-ära.
und es ist ein buch über basketball und coaching.
und wer sich mit den sich anbietenden klischees zufrieden gibt und eigentlich schon weiterblättern will, hat schon verloren.
phil jackson ist eben kein motivations-dampfplauderer von der sorte christoph daums, die es verstehen spieler kurzzeitig heißzumachen, deren wirkung aber nie länger als zwei jahre anhält.
phil jackson ist auch kein trockener, blaßer theoretiker à la berti vogts.
BEWUSST-SEIN. phil jacksons methode ist es das bewußtsein seiner spieler zu erweitern. und natürlich beißt sich das mit einer sportart wie NBA-basketball, wo mannschaften um egomanen herum aufgebaut sind.
wenn phil jackson seine spieler von mediationen überzeugen will, dann muß überzeugungsarbeit leisten. er kann nicht als guru auftreten und die spieler veranlassen alle im kreis laut "oooohhmm" zu sagen.
und die gleiche rhetorik und geschichten die notwendig sind die spieler von "abwegigen" maßnahmen zu überzeugen, wendet phil jackson auch im buch auf den leser an. und der leser kann das buch nicht mehr weglegen.
dieses buch ist schlichtweg bewußtseinserweiternd.
jackson versucht nicht seinen weg oder philosophie aufzudrängen. er legt vielmehr dar wie er zu seinem weg gefunden hat.
JACKSON'S WEG. phil jackson ist bei streng relgiösen eltern aufgewachsen. protestanten (pentecostal-kirche) in montana. die eltern trichteten ihren kindern ein, permanent bibelverse vor sich herzusagen, damit das böse gar nicht erst in den kopf kriechen kann. das lebensziel ist es den "heiligen geist" körperlich in sich zu spüren. ein "reiner" christ zu sein, damit man zu den auserwählten gehört die beim armageddon gerettet werden.
das problem für eine strenggläubige person: sie lebt immer nach einem strengen kodex, muß so rein sein um den heiligen geist zu spüren. es ist ein ununterbrochenes scheitern, weil es einem nie gelingen wird dieses perfektes leben zu führen. ein scheitern das zu schuldgefühlen führt.
phil jackson war bereits als jugendlicher ein guter sportler. u.a. ein "pitcher" (werfer) beim baseball. schnell bekam er aber schmerzen an der wurfschulter, die dann vor einem wichtigen spiel ganz schlimm wurden.
sein älterer bruder half ihm. der ist, im streit mit den eltern, fortgezogen und psychologe geworden. er gab phil den tip es mit auto-suggestion zu versuchen, etwas was dem pentecostal-glauben zuwider lief: seine gedanken unkontrolliert laufen zu lassen: "ich werde nicht überwerfen", "ich werde locker bleiben".
phil war anschließend eines seiner besten spiele. für ihn eine neue erfahrung: jahrelanges bibel zitieren ohne auch nur den hauch von heiligem geist zu spüren, aber mit hilfe der auto-suggestion binnen einem tag eine reaktion am eigenen körper erleben.
dieses ereignis trieb phil jackson dazu fortwährend in seinem leben offen für verschiedene ansätze zu sein. sei es nun fernöstliche zen-medidation, indianische philosophien, oder auch christlicher glauben. sozusagen: best of all worlds.
im folgenden habe ich einige auszüge aus dem buch zusammengetragen.
überflüssig zu sagen das mich das buch beeindruckt hat. so sehr, das ich versuche einiges zu übernehmen. ob es mir gelingt, weiß ich noch nicht.
die offenbarung kam mir als ich eines morgens in der badewanne vom 'zazen' gelesen habe. entspannt und zwanglos beschloß ich sowas auf dem viertelstündlichen fußweg zum büro auszuprobieren. und was ich dabei erlebte, bezeichnet man neumodisch wohl als "flash".
"von dem zeitpunkt an, von dem ich die chicago bulls übernahm, tat ich alles um eine umgebung zu schaffen, die auf den prinzipien von selbstlosigkeit und mitgefühl basiert, die ich als christ durch mein elternhaus, auf ein kissen sitzend durch zen-praktiken und durch studium der lehren der lakota-sioux gelernt habe. ich wußte daß die einzige möglichkeit häufig zu siegen darin bestand jedem, vom star bis hinunter zur nummer 12 , eine wichtige rolle im team zu geben. die spieler sollten sich bewußt sein ('aware') was passierte, selbst wenn andere spieler im rampenlicht standen."
"der trick ist es jeden moment mit einem klaren geist und offenen herz zu erfahren. wenn man das tut, wird das spiel -- und das leben -- sich um sich selbst kümmern."
"um zu lernen gleichzeitig aufmerksam und locker zu sein, begann ich visualisierung zu trainieren [...] ich stellte mir in gedanken vor was passieren würde, wie ich den gegner deccken und stoppen würde [...] was schwieriger ist: releaxed zu bleiben und nicht zu versuchen die aktionen zu forcieren, sondern sich natürlich entfalten zu lassen. [...] die idee die dahintersteckt, ist: das bild eines erfolgreichen moves in meinem visuellen gedächnis zu speichern und wenn dann eine solche situation im spiel eintrat, ein deja-vu-erlebnis zu haben." [phil jackson, 'sacred hoops', s.38]
"schau dir jeden weg genau und unvoreingenommen an. schau ihn dir so häufig an wie du denkst dass du es nötig hast. und dann frage dich, und nur dich, die frage... hat der weg ein herz? wenn er es hat, ist der weg gut. und wenn nicht, hat der weg keinen nutzen." ['the teachings of don juan' von carlos castaneda, n. 'sacred hoops', s.45]
"was mich an zen faszinierte, war das 'reinigen' des geistes [...] nicht wie im traditionellen christlichen sinne, der vorsieht das unreine gedanken ausgelöscht und eliminiert werden. was aus sicht der buddhisten den geist 'verunreinigt', ist der wunsch unser leben in übereinstimmung mit der vorstellung zu bringen wie die dinge zu sein haben, statt mit den dingen wie sie in realität sind. im laufe eines normalen tages verbringen wir die meiste zeit mit gedanken die sich um uns selbst drehen 'warum ist mir das passiert?', 'wenn ich doch mehr geld haben würde...' etc..
dabei sind nicht die gedanken das problem, sondern das hängen an diesen gedanken und unser widerstand gegenüber das was wirklich geschieht.
es gibt eine alte zen-geschichte die diesen punkt illustriert. zwei mönche reisen zusammen durch ein schweres unwetter als eine schöne frau im feinen seiden-kimono ihnen begegnete und probleme hat eine besonders schlammige stelle zu überqueren. 'komm' sagte der erste mönch und trug sie auf armen über die stelle. der zweite mönch schwieg. es verging eine ganze zeit ehe er sich nicht mehr zurückhalten konnte: 'wir mönchen vermeiden die nähe von frauen! wieso hast du das getan?' 'ich habe die frau dahinten zurückgelassen,' antwortete der erste mönch. 'trägst du sie immer noch?'
der kerngedanke von zen ist es, bewußt zu machen welche gedanken einem im leben verfolgen, und ihre macht über einen zu verringern." [phil jackson, 'sacred hoops', s.48f]
"wenn dein geist leer ist, ist es für alles bereit. es ist für alles offen." [suzuki roshi 'zen mind, beginner's mind', n. 'sacred hoops', s.118]
"der zentrale punkt beim zen ist es jede aktivität, vom basketball-spielen hin zum müll-wegtragen, mit höchster aufmerksamkeit durchzuführen. moment für moment." [phil jackson, 'sacred hoops', s.116]
"eine der wichtigsten werkzeuge um zen zu praktizieren, ist eine sitz-meditation, bekannt unter dem namen zazen. die form von zazen die ich ausüber, beinhaltet das ich völlig still auf einem kissen sitze, mit offenen aber nach unten gerichteten augen. alle aufmerksamkeit wird auf dem atem fokussiert. wenn nun gedanken aufkommen, gilt es sie nicht zu blockieren oder zu analysieren. einfach nur zur kenntnis nehmen das die gedanken aufgekommen sind, und sich sonst auf die sinne des körpers zu konzentrieren. wenn man dies regelmäßig praktiziert, bemerkt man wie nebensächlich die gedanken werden, und wie man die umgebung wahrnimmt, den verkehrslärm aus der ferne, den blumenduft aus dem anderen zimmer. im laufe der zeit beruhigen sich die gedanken. zuerst für einige sekunden, und dann für länger. und man beginnt momente zu erfahren des einfach-nur-da-sein, ohne das einem der geist im wege steht." [phil jackson, 'sacred hoops', s.49]
"hier der ansatz den [ein meditationslehrer] meinen spieler lehrte: setze dich in einen stuhl, halte die wirbelsäule aufrecht, senke deine augen. konzentriere deine aufmerksamkeit auf deinen atem, wie du ein- und ausatmest. wenn deine gedanken anfangen zu wandern, und sie werden wandern, nimm die quelle der ablenkung wahr. ein geräusch, ein gedanke, ein gefühl, eine sinneswahrnehmung. und richte dann sanft deine aufmerksamkeit wieder zurück auf deinem atem." [phil jackson, 'sacred hoops', s.118f]
"[um seinen inthronisierung zu feiern gab der chinesische kaiser liu bang/3000 v.Chr ein bankett] zu das er viele wichtige beamte, militärs, künstler und lehrer einlud, u.a. chen cen, ein meister der ihn während seiner karriere begleitete. chen cens schüler, die ihn auf das bankett begleiteten waren zwar von den feierlichkeiten beeindruckt, aber erstaunt über ein großes rätsel. am großen tisch in der mitte saßen neben liu bang seine berater: xiao he, ein general, dessen wissen über militärische logistik unerreicht waren. neben ihm han xin, ein legendärer stratege der jeden kampf den er je gefochten hat, gewann. und chließlich chang yang, ein verwegener diplomat der staatsmänner überzeugen konnte bündnisse zu schließen oder aufzugeben ohne zu kämpfen.
es erstaunt die schüler wie liu bang diese männer um sich scharen konnte, ohne das er von nobler herkunft oder besonders schlau gewesen sei. 'wieso ist er der kaiser?', fragten die schüler.
chen cen lächelte und fragte was die stärke eines rades ausmachen würde? 'ist es nicht die stabilität der speichen?', antwortete ein schüler. 'wie kommtes dann das zwei räder, mit den gleichen speichen, sich in der stabilität unterscheiden können? schaut was dahinter zu sehen ist. ein rad besteht nicht nur aus den speichen, aber auch aus dem raum zwischen den speichen. starke speichen schlecht plaziert machen das rad schwach. das volle potenzial wird ausgeschöpft wenn die speichen harmonisch im rad verteilt sind. die essenz des radmachens liegt in der fähigkeit des handwerkers den raum und damit die harmonie zwischen den speichen zu schaffen. und was glaubt ihr, wer hier im raum der handwerker ist?'
'aber meister, wie schafft der handwerker die harmonie zwischen den speichen?'
'denkt an die sonne und wie es bäume und blumen ernährt und belebt. es tut es indem sein licht weggibt. aber am ende: in welcher richtung werden die bäume und die blumen wachsen?" [phil jackson, 'sacred hoops', s.148ff]
"[der berühmte lehrer eines waldklosters in laos beindruckte amerikanische touristen:] 'seht ihr diesen becher? für mich ist dieses glas bereits zerbrochen. ich geniesse es. ich trinke aus dem glas. es hält das wasser, manchmal reflektiert das glas auf wunderbarer art und weise das sonnenlicht. wenn ich gegen das glas klopfe gibt es einen wunderschänen klang. aber wenn ich das glas auf ein regal stelle, und der wind bläst es um, oder mein ellenbogen stößt es vom tisch, fällt das glas zu boden und zerbricht. ich sage dann: natürlich. wenn ich verstehe daß das glas jetzt bereits zerbrochen ist, kann ich jeden moment mit diesem glas geniessen.'" [phil jackson, 'sacred hoops', s.185f]