Moorburg

010308, 16h35 Heute vormittag bin ich gegangen. Aufgestanden und rausgegangen um spazierenzugehen. Es ging nicht mehr. Kein speziellen Grund den es nicht auch schon in den letzten Tagen gegeben hätte. Wie ich gestern geschrieben habe: "Sturmreif geschossen worden". Ich bin losgegangen um mich abzuregen, zu entspannen, zu fokussieren, und um zu überlegen.

Und ich bin losgegangen um mein Ego aufzurichten. Ich wußte wo ich hin wollte, wußte aber nicht ob ich es schaffen würde. Ich habe es geschafft. Viereinhalb Stunden und 24km später bin ich in Neuwiedental in die S-Bahn eingestiegen und hacke diesen Text in meinem Palm ein.

Die Strecke die ich zu Fuß gegangen bin, fahre ich manchmal im Sommer mit dem Fahrrad ab. Vorzugsweise Sonntags um sechs Uhr morgens, wenn noch niemand auf den Strassen ist. Man fährt dann durch den total verlassenen Freihafen, auf Strassen auf denen Unmengen von überfahrenen Karnickel und Krähen liegen.

Kurz hinter Moorburg, diesem kleinen Dorf zwischen Autobahn und Hafen, wenn man die Autobahn hinter sich läßt, schlägt einem dann der "Natur-Geruch" entgegen. Erde, Getreide, gemähter Rasen. Und um diese Uhrzeit sieht man auch Störche und Rehkitze 50-100m entfernt auf den Feldern laufen. Im letzten Sommer war es gar eine dreiköpfige Storchenfamilie die umherstakste.

Heute war von Ruhe nicht viel zu merken. Autobahn, Autobahnzubringer, LKW, Polizeihubschrauber, Züge mit Autotransportern. Nein, werktags werde ich die Strecke nicht nochmal gehen/fahren.

Jetzt sitze ich in der S-Bahn. Wenn ich mit der S-Bahn zu einer Freundin nach Neugraben fahre, ist es immer sowas wie Ausflug. Wenn die S-Bahn hinter Veddel auf über 100km/h beschleunigt und mehrere Minuten am Stück fährt statt des üblichen Stop-and-Go. Neugraben ist so weit weg. Zumindest für mich als Nicht-Autofahrer. Da denke ich in ganz anderen Dimensionen.

Ein wohliges Gefühl beschleicht mich während ich in meinem Gedächnis krame. Ja, ich bin jetzt etwas entspannter. Und ich habe Entscheidungen gefällt.

Ich muß mich selbst schützen. Es wird Zeit daß meine Aufträge andere Formen annehmen, oder ich sollte die Branche wechseln. Werde gleich mit einer Agentur sprechen und mich bitten von einem Auftrag zu entlassen, da ich nicht hinter Design und Struktur stehe.

<- Hundeleben [01]