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 Tag X

010402, 15h50 Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für mich: Heute ist Tag X. Vor ungefähr einer Stunde ist das Päckchen mit Mac OS X angekommen. Da ich glücklicherweise mehrere Rechner verfüge, bin ich in der Lage quasi live über die ersten Minuten, Stunden und Tage mit Mac OS X zu berichten.

15h53 Vorbereitungen sind getroffen. Bereits vor zwei Wochen eine dritte Festplatte gekauft und partitioniert, so daß es gleich zum ersten Schritt gehen kann: Von einer mitgelieferten CD ein "frisches" Mac OS 9.1 als Basis auf einer noch leeren Partition installieren.

15h59 Diverse Einstellungen getätigt, die unsägliche Weltkarte u.ä. Zeug ausgeklickt, und nun die Installationn gestartet.

16h03 Installation fertig, Neustart von der neuen Systempartition

16h07 MacOS 9.1 findet einen USB-Treiber nicht, will im Internet danach suchen. Entweder ist es mein USB-HUB oder die Microsoft Maus.

16h09 Mein Gott, Steven! Du baust geile Teile wie iMac, Cinema-Display, machst ein ganzes Betriebssystem "lickable", und dann schlägt MacOS 9.1 als Rechnername allen Ernstes "PowerPC G4 320,0 MB" vor! Hätten es nicht ein paar Namen aus "Toy Story" sein können?

16h16 In MacOS 9.1 die MacOS X-CD eingelegt und angefangen die Dokumentation durchzulesen. Apple schießt sich durch die teilweise unmöglichen Berzeichnung seiner Rechner selbst ins Knie. So kann MacOS X auf allen PowerBook G3 installiert werden, ausgenommen das "Original PowerBook G3". Aha. Und wie erkenne ich es? Na ja, soviel weiß ich: gemeint ist die erste Version der G3-PBs, meins gehört zur 2ten oder 3ten Generation, "WallStreet" genannt, an. Als weitere Mindestvoraussetzungt ist 1,5GB Platz auf der Festplatte angegeben. Huch, ich dachte es wären nur 1GB nötig? Macht nix, hatte eh 2GB partitioniert. Ist aber schon ein Sprung von den 300-500 MB die MacOS 9 braucht.

16h22 Und noch was: Auf PowerBooks ohne USB (also meines) muß die MacOs X-Partition auf den ersten 8GB der Festplatte liegen! Tja, da habe ich möglicherweise die Arschlochkarte fürs PowerBook gezogen!

16h25 Mit Klick auf Installer auf der MacOS X-CD, die Installation gestartet. Neustart wird ausgelöst. CD rödelt lange vor sich hin.

16h29 Es ist soweit, wir sind in MacOS X und starren auf Einführung und Lizenzbedingung. Systemvolume ausgesucht. Screen erscheint "Installtion konfigurieren". Und nichts passiert. Abgestürzt? Nein, nach ca. eine Minute tut sich was im Fortschrittsbalken.

16h45 Nach knapp zehn Minuten ist der erste Schwung an Daten installiert, und man darf den Rechner neu starten (lassen).

16h47 Quicktime-Film und eine Musik laden zum fröhlichen Konfigurieren ein. Erstes Problem: Wie gibt man das @-Zeichen ein? Der übliche Affengriff geht nicht. Aber, whooohoo, aus dem Stand heraus funktioniert das Scrollwheel und die rechte Maustaste der Microsoft-Maus!

16h55 Nach etwas behäbigen Ausfüllen der persönlichen Daten, bin ich nun auf der Oberfläche angelangt! Erstes Vergrößern/verkleinern des Fensters: Läuft etwas ruckelig (G4-400, 320MB RAM). Systemeinstellungen im Dock angeklickt. Das Icon hüpft lustig herum. Es öffnet sich ein fenster mit dem was unsere Väter einst noch Kontrollfelder nannten.

16h59 Ich will die Uhrzeit umkonfigurieren. Ist zwar alles sehr verständlich, aber ich kann keine Einstellung zur 24h-Anzeige finden. Jetzt gehe ich alle Systemeinstellungen durch. Cool: Bildschirmschoner werden mitgeliefert. Dock-Einstellungen verändern. Die Vergrößerung bei Maus-Rollover ist wirklich sehr, äh, cool. Aha, die 24h-Anzeige wird in "Landeseinstellungen" geregelt. Sehr schön: die bevorzugten "Kontrollfelder" lassen in die obere Leiste der Systemeinstellungen ziehen, also eine Art "Bookmark"-Funktionalität. Hmm. Nee, die Uhrzeit ist immer noch im 12h-Modus. Also zum Kontrollfeld "Datum". Uhrzeit im Kontrollfeld angeklickt und auf den Button "Einstellen" gedrückt. Ahhhh! Die Menüleistenuhr hat nun das Format übernommen!

17h17 Ich kann es nicht verhehlen: es ist eine Umstellung. Das Schließen der Fenster bewirkt nicht das Schließen des Programmes. Also will ich im Applikationsmenü rechts nachsehen, welche Programme noch offen sind, und, aber halt... da ist ja gar kein Menü mehr! Die noch offenen Anwendungen sind mittels eines kleinen Dreiecks im Dock zu erkennen. Weiteres Problem: Ich würde gerne erkennen was was ist. Ist das Icon Programm oder Datei? Unter MacOS 9 hatte man noch die Gelegenheit anhand des Creators/Dateityps zu sehen um was für eine Datei es sich handelt.

17h22 Windows hat vielleicht "Solitaire", Mac-User haben, ätsch, Schach!

17h26 Die ganze Oberfläche läuft doch spürbar zäh: Das Bewegen der Fenster, der Icons, vergrößern der Fenster. Die Anzeige der Dateigröße im Listenfenster läuft fast genauso langsam wie die Berechnung der Ordnergrößen unter MacOS 9.

17h29 Mein Gott, fast hätte ich es übersehen: die via SCSI-Karte angeschlossene externe Festplatte wird nicht erkannt. Das eine SCSI-Karte im PCI-Slot hängt,, wird noch erkannt, nicht aber die Festplatte.

17h33 Mit Verlaub: Welcher Geisteskranke bei Apple hat das "At"-Zeichen von ALT+SHIFT+1 auf ALT+L gelegt?

17h47 Erste größere Schwierigkeit? Wie komme ich via AppleTalk an die anderen Rechner? Nach etwas Fummelei kriege ich es zumindest so hin, daß das PowerBook den MacOS X-Rechner sieht: In den MacOS X-Netzwerk-Einstellungen muß TCP/IP auf BootP eingestellt sein und AppleTalk aktiviert sein. Nächstes Problem: Wie mache ich von der Geschichte einen Screenshot?

18h42 Hier breche ich die Beschreibung des heutigen Tages mit einer Zusammenfassung ab.

Der Artikel in der aktuellen c't (7/2001) fasst meine Empfindungen eigentlich ganz gut zusammen. Der normale User wird wahrscheinlich einigermaßen schnell sich zurechtfinden. Vorausgesetzt er möchte sich keine DVD ansehen, CDs brennen, Dateien auf externen Festplatten betrachten, Fotos einscannen, Videos aus digitalen Videokameras einspeisen oder die dritte Maustaste benützen.

Je mehr "PowerUser" man ist, desto mehr schwant einem das es eine ganz furchtbare Umstellung wird, da all die kleinen Tricks und Tools die man zum schnellen und effektiven Arbeiten benützt, weg sind. Mit Verlaub die Dokumentation von MacOS X ist für'n Arsch. Zwar wird zum beispiel das Erstellen eines Screenshots beschrieben. Nur steht nirgends wo das Programm ist. Der entsprechende Menüpunkt hinter dem das Erstellen von Bildschirmphotos sich verbirgt, ist inaktiv. Auch nach einer halben Stunde ist es mir nicht gelungen von MacOS X aus eine Datei aus einem anderen Rechner zu holen.

Es ist abgrundtief frustrierend das alles was einst selbstverständlich war, nun irgendwo anders verborgen ist, oder überhaupt nicht mehr funktioniert. Das daß Mac OS X ohne DVD-Player kommt, ist insbesondere angesichts der "Digital Hub"-Strategie, ziemlich dumm. Das aber Apple noch nicht mal dafür sorgt das häufig benutzte Hardware unterstützt wird, wie z.B. Epson Stylus Drucker, wirklich nur ein absolutes Minimum an Hardware-Treibern mitliefert, ist ein ganz, ganz, ganz jämmerliches Bild und macht mich ziemlich sauer.

Wie kann man sich Bemühen Hardware und Betriebssystem "userfriendly" zu gestalten, aber MacOS X in einen derartigen Zustand ausliefern?

Zeitschriften empfehlen sich mindestens einen Tag für die Einarbeitung in MacOS X freizunehmen. Es wird wohl mehr sein. Vorallen sollte man alle warnen die nur einen Rechner haben: Ohne MacOS9 und eine Internetverbindung sollte man MacOS X vergessen, weil man sich Treiber und Informationen ohne Ende aus dem Internet saugen. Natürlich via MacOS 9, da Mac OSX das ISDN-Modem nicht unterstützt...

 

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