Kinji Fukasaku: Battle Royale

Screenshots aus "Battle Royale"
Obacht! "Battle Royale" zählt zu den blutigereren Filmen unter der Sonne dieser Erde, folglich sind einige Screenshots nichts für Zartbesaitete.
 
Screenshots aus "Hana-biBattle Royale"
Ein Freund hat mir den Film mit der Bemerkung "der neueste Kitano" empfohlen. Tatsächlich ein Film nicht von, aber zumindest mit Kitano Takeshi. Regisseur des Films ist Kinji Fukasaku, was mir nicht sehr viel sagte. IMDb listet sein Filmschaffen auf und zumindest "Tora! Tora! Tora!", die Verfilmung des Angriffes auf Pearl Harbor, den er gemeinsam mit Richard Fleischer und Toshio Masuda gedreht hat, dürfte zu den bekannteren Werken gehören, zumal der Film mit schöner Regelmäßigkeit vom Privatfernsehen am Karfreitag oder ersten Weihnachtstag versendet wird.
Weder diese "Tora! Tora! Tora!"-Referenz, noch sein Alter von 73 Jahren (Jahrgang 1930) lassen einen erahnen was einen erwartet...
"Battle Royale" spielt in der nahen Zukunft. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Jugend entpuppt sich immer mehr als Taugenichtse. Die Regierung beschließt daher mit den Jugendlichen kurzen Prozeß zu machen, mit der "Battle Royale-Verordnung".
Eine Schulklasse wird entführt und auf einer Insel ausgesetzt. Sie werden dort von ihrem ehemaligen Lehrer, Takeshi Kitano, instruiert. Jeder der 40 Schüler hat ein Halsband bekommen, dass bei Fluchtversuchen oder sonstigen unbotmäßigen Verhalten den Besitzer in die Luft jagt. Ausserdem bekommt jeder Schüler eine Waffe in die Hand gedrückt. Das Arsenal reicht vom Topfdeckel (sic!) bis hin zu Äxten, Pistolen und MGs. Der "Battle Royale" dauert drei Tage, und es kann nur ein Schüler überleben. Überlebt mehr als ein Schüler, werden alle via Halsband in die Luft gejagt. Und um die Sache zu verkomplizieren: die Insel ist in Planquadraten eingeteilt und Stunde für Stunde werden vorher per Lautsprecher bekanntgegebene Planquadrate als Todeszone deklariert. Jeder der sich dann dadrin aufhält, wird per Halsband ...
Ja, der Film ist blutig. Aber er ist, entgegen meiner Befürchtungen kein Gore- oder Splatter-Movie. Der abgetrennte Kopf links, ist so ziemlich die einzige Extremität die im Film nicht mehr am Körper hing. Es spritzt sehr viel Blut, aber keine Gedärme o.ä... Keine unwesentliche Beobachtung, da der Film dadurch noch die Balance hält.
Der Film wirkt wie ein radikal duchgezogener Teenie-Film. Die archetypischen Konflikte die sich in einer Klassengemeinschaft abspielen -- Jungs die in Mädchen verknallt sind und vice versa, Sinnieren über die Zukunft oder eigene Schönheit etc... -- spielen auch hier eine wesentliche Rolle. Nur dass sie plötzlich in einem herben Kontrast zum tödlichen "Spiel" stehen. Das sind die Momente wo der Film absurde Komik gewinnt. So richtig zum Lachen ist einem aber nicht zumute. Vielleicht ist dass ein Unterschied zwischen abgebrühterer japanischer Rezeption und europäischer Wahrnehmung.
Der Film hat sonst nicht sehr viel Tiefgang und mehr als "Unterhaltung" kann er nicht anbieten.
Es sind allerdings zwei göttliche Szenen drin. Da ist zum einen das Video dass den Schülern zur Erklärung der Spielregeln gezeigt wird. Tonfall und Optik der puppensüßen Moderatorin (siehe Eingangsgbild) sind wunderbar auf den Punkt gebracht und stellen eigentlich schon die Quintessenz des Films in zwei Minuten dar.
Die zweite wunderbare Szene ist Kitano zu verdanken, der, Achtung Spoiler, die grandioseste Sterbeszene der Filmgeschichte hat. Er wird ermeuchelt, steht plötzlich auf, geht zum Sofa und nimmt ein letzten Bonbon aus seiner Tüte (running gag im Film): "Oh, der letzte Bonbon" und fällt tot um.
Überhaupt Kitano: in "Hana-Bi" vom Style und Aussehen einer der coolsten Polizisten die je auf Zelluloid gebannt wurden, und hier bringt er den schmerbäuchigen Lehrer im Adidas-Outfit. Wunderbar.
Der Film ist interessant, aber nach einmaligen Gucken dürfte die Luft aus dem Film ziemlich raus sein, weil er wenig vielschichtig ist. Das macht 6 von 10 Ketchupflaschen in meiner Film-Topliste.
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