Takeshi Kitano: Hana-bi

Screenshots aus Hana-bi
Man will mit japanischen DVDs einsteigen, kennt den Namen von Takeshi Kitano und greift die eine oder andere CD ab. Man stolpert über "Hana-Bi" ("Feuerwerk"), liest sich die Kurzbeschreibung.
Zuhause wird die CD eingelegt und der Film startet der Kurzbeschreibung gemäß: Polizist Nishi/Takeshi verlässt seinen Observationsposten um im Krankenhaus seine totkranke Frau zu besuchen. Kollege Horibe wird in seiner Abwesenheit auf dem Observationsposten angeschossen und bleibt zeitlebens querschnittgelähmt. Bei einer weiteren Aktion wird ein junger Kollege tödlich verletzt und hinterläßt eine junge Frau.
Nishi leiht sich von Yakuzas Geld um die junge Frau zu versorgen, seinem Kollegen Horibe mit Geschenken über die Depression hinweg zu helfen und schließlich um mit seiner Frau auf eine letzte Reise zu gehen.
Wenn man sich die nebenstehenden Bilder ansieht, ahnt man den Ablauf der Geschichte. Das zweite Photo zeigt links Nishi und rechts den noch unverletzten Horibe vor dem Überfall. Dadrunter wird der junge Kollege erschoßen. Nach diesen Geschehenissen verläßt Nishi den Polizeidienst. Schon optisch ist eine Wandlung auszumachen, siehe viertes Bild.
Alles hört sich sehr straight hat. Nach einigen Minuten wächst aber der Verdacht, dass es doch nicht so einfach ist, denn der Film fängt an mit mehreren Zeitebenen zu spielen. Der Film löst sich immer schneller von irgendwelchen erzählerischen Strängen und wird immer schwerer greifbar, bis man anfangen muss den Film zu "empfangen".
Der Film transportiert keine essentielle Handlung mehr, folglich bleibt auch die übliche Filmrhetorik mit Spannungsbogen und Konklusion aus. Man kann auch nicht behaupten der Film transportiert Emotionen. Dazu ist er zu neutral gehalten. Dies wird eigentlich am besten an Takeshi selber deutlich, der im ganzen Film nicht mehr als drei Sätze spricht (angeblich noch gehandicapt durch einen Motorradunfall). Insbesondere bei den männlichen Figuren herrscht dieses "maskenhafte" vor. Man ist verschlossen und kaum greifbar.
Der Film ist weder auf der Ebene der Story, noch auf der Ebene des "gewollten" Emotionen greifbar. Der Film funktioniert auf zwei anderen Ebenen. Der Film hat eine ordinäre Anfangsposition ab der er sich quasi immer mehr entleert. Und wenn er nach knapp einer halben Stunde "leer" ist, ist ein Vakkum entstanden, dass der Betrachter versucht für sich selbst zu füllen.
Dazu bedient sich der Zuschauer Details die der Film liefert. Da wäre der phantastisch photographierte Film. Der Film kommt optisch leise daher, aber in der Wahl des Bildausschnittes und Mimik und Gestik der Schauspieler ist fast jeder Frame reif auf Poster verewigt zu werden.
Kitano Takeshi spricht nicht nur kaum in dem Film, er verzieht auch kaum das Gesicht. Um so mehr wird aber jeder Bewegung, jeder Zuckung vom Zuschauer mehr Gewicht gegeben.
Am Ende der 103 Minuten weiß man nicht was man da gesehen hat. Ich habe nichts Ganzes, nichts Schlüssiges gesehen. Ohne es begründen zu können, wusste ich aber dass ich einiges sehr schönes in dem Film gesehen habe. Sehr schöne Bilder und eine sehr innige, platonische, aber auch leise Liebe zwischen Nishi und seiner Frau.
Der Film ist ein Kuriosium, da er schlichtweg nix für Otto Normalverbraucher ist. Wenn man so will: ein "Kopffilm". Aber der Streifen bietet überhaupt keinen Inhalt mit dem man sich intellektuell befassen kann. Man muss sich auf den Film einlassen und, fast zen-artig, sehen wohin es einen führt wird. Insofern: Kopf ausschalten.
Ich gebe dem Film 7 von 10 Baskenmützen in meiner Film-Topliste.
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