CrossBrowser-Publishing [5/5]
Letzte Worte
Um das Wort der "blühenden Landschaften" wieder aufzugreifen... Die Situation ist derzeit für einen Webdesigner ziemlich desaströs.
Wir haben festgeschriebene Standards. Das ist größtenteils gut, denn damit haben wir sowas wie einen gemeinsamen Nenner für Browser und Tools. Nur schade, dass sich weder Browser noch Tools um diese Standards scheren.
Die Browser: Mozilla hat es vorgezogen lieber ein Jahr länger vor sich hinzuprogrammieren aber dafür den Browser bis zur vollkommenen Verfettung zu mästen und mit fragwürdigen Features anzureichern. Ganz einfach: Hätte es ein simpler Browser ohne XUL-ChiChi nicht auch getan?
Netscape hat es hingegen vorgezogen irgendwann einfach so "Netscape 6" zu veröffentlichen. Die Reaktionen auf den Browser lassen vermuten, dass entweder die Tests nicht gewissenhaft waren, oder Netscape den Browser einfach von der Rampe bekommen wollte.
Anstatt das Microsoft die Peinlichkeit einer besseren Mac- als Windows-Version beseitigt, baut man lieber garantiert nicht-cross-browser- und -plattform-kompatible HTML-Erweiterungen ein.
Leider bin ich auch sehr unzufrieden was die Standards angeht. Es werden immer neue Standards auf den Markt geworfen, ohne dass der Designer die Gelegenheit erhält sich mit dem aktuellen Zustand anzufreunden. Wir freuen uns alle, dass wir langsam HTML4-konform coden dürfen, weil die entsprechenden Browser allmählich den Markt durchdringen, da haut man den Web-Producern XHTML1.1 um die Ohren und am Horizont droht gar CSS3 sowie ein korrigiertes CSS2.1.
Wenn die Standards völlig unabhängig voneinander agieren würden, könnte man noch sagen "Schwamm drüber". Tun sie aber nicht. CSS2 greift massiv in die Rendering-Vorschriften des normalen HTML-Codes ein, ohne dass man auch nur ein Iota CSS2 benützen muss. CSS3 wird Korrekturen in CSS2 zur Folge haben, die sich wiederum in CSS2.1 niederschlagen werden.
Die Diskussion
Does Netscape 6 Break Your Table Layouts? verdeutlicht das Problem: Es wird derzeit ein Standard nach dem Anderen rausgehauen, ohne dass man die Webproducer in die Lage versetzt diese Standards auch zu
lernen. Adäquates Begleitmaterial zu CSS2 war lange Zeit schwer zu finden. CSS2-Regeln widersprechen sich einander (siehe
CSSfood). Sicherlich kann man sich überall Informationen zu den neuen
Selectors heraussuchen. Aber um zum Beispiel mehr zu den geänderten Renderingvorschriften zu erfahren, muss man mühsam nach Informationkrümeln in der offiziellen
CSS2-Standard-Schrift suchen.
Die Konfusion zeigt sich bei der Suche nach dem "besten", weil Standard-konformsten Browser.
Was CSS1 angeht, geben Eric A. Meyer und sein
Style Sheet Reference Guide dem MS IE5/Mac 99/99 Prozentpunkte, während IE5/Win 72/69%, IE5.5 93/88% und NN6 99%/94% bekommen haben. Opera 4 wurde mit 97%/90% bewertet. Klassenbester also MS IE5/Mac.
Netscape zitiert dagegen lieber aus den
Untersuchungen von David Baron, die CSS2 miteinbeziehen, der NN6 mit 48,5 von 104 möglichen Punkten vorne sieht, gefolgt von IE5/Mac (19) und Opera 3.5 (3) und MS IE5.5 (2).
Und Microsoft wiederum hielt sich an die offzielle CSS1-Testsuite des W3Cs. Und die sagte, dass IE5/Win die Suite zu 58% und IE5.5/Win zu 80% unterstützten.
Das verdeutlicht, dass auch die Standards leider alles andere als wasserdicht sind. Auf absehbare Zeit werden Web-Producer mit diesen Problemen leben müssen. Es wird darauf ankommen sowohl im Design als auch im Kundenkontakt darauf hinzuarbeiten, dass 100%ige Perfektion nicht, oder nur mit erheblichen Aufwand, möglich sein wird.
Auf der
Folgeseite sind die Browser noch einmal kurz beschrieben.