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 dogfood Dezember 2001 [1]

011213, 00h52Quam! Wenn man mit Leuten über "Quam" spricht, ist meistens die erste Reaktion "Wat für'n Zeug" oder "Ach die, mit den vielen schlechten Werbespots". Die zweite Reaktion ist dann die Gegenfrage: "Und was machen die?". Sehr viel mehr als "die bieten Mobilfunkdienstleistungen an" habe ich auch nicht antworten können. Quam hat definitiv ein Kommunikationsproblem...

Quam ist ein Unternehmen eines Konsortium ("Group 3G") gebildet aus der spanischen "Telefonica" und der finnischen "Sonera", und haben letztes Jahr in Deutschland für teures Geld eine UMTS-Lizenz ersteigert.

Der heise-newsticker meldet verschiedenliche Probleme und Hindernisse für Quam.

Mein gutes altes "Popometer" über Erfolg und Misserfolg schlägt seit Samstag ganz massiv aus! Die Hamburger Innenstadt am zweiten langen Samstag um elf Uhr bis zum Bersten gefüllt. Kein Durchkommen. Nur im Laden von Quam, in der teuren Fussgängerzone "Spitalerstrasse" nicht ein einziger Kunde. Forget it! Das Unternehmen ist knapp 16 Tage nach Start bereits dem Tode geweiht!

011212, 22h48 Musik: Es ist schade, schade, schade, daß Stevie Wonder nur für irgendwelchen Schmalz und Weichspülergeschichten bekannt ist. Stevie Wonders "Living for the city" ("Innervisions", 1973) passt zumindest akustisch zu meiner Stimmungslage, sofern denn die Bässe hochgezgen sind... Und so denn man sucht, findet man immer wieder in das Lebenswerk von Stevie Wonder eingestreute Perlen. Jungle Fever (1991), Black Man (1976), I wish (1976), Gotta Have You (1991) (die Maxi!!!!).

011212, 22h26 Während die anderen der Bürogemeinschaft im Restaurant irgendwo zwischen Weihnachtsfeier-Hauptgang und Weihnachtsfeier-Dessert sind, peile ich eine weitere lange Nacht an. Wenn man einigermaßen solide gelaunt ist, hat es auch seine Vorteile. Laute Musik, keine fünftausend Telefonate, eMails, Messages und so. Ob ich aber derzeit die psychische Beschaffenheit dafür habe, will ich mal offen lassen.

Ergo gönne ich mir den Luxus und lasse mir Zeit, schweife immer wieder ab, surfe im Netz, lese einige der derzeit ca. 6.300(!) ungelesenen Mails.

Hier z.B. aus der BBEdit-Mailinglist: Ken Hill hat ein Modul für ActionScript Color-Syntax für BBEdit geschrieben.

011212, 13h55 Ich fühl mich elendig. Viel Stress. Aber der Reihe nach...

Nettes Interview mit Steve Champeon von Derek M. Powazek für sein Buch "Design for Community". Champeon is "List-Mom" einer der besten Mailinglisten zum Thema Webdesign: Webdesign-L. Was vom Interview vorallem hängen bleibt: der Ausdruck "caffeinating". Wie kann man es übersetzen? "Ich koffeiniere"? Was machen Teetrinker? "Teeinieren" sie etwa?.

Was mich im Interview richtig umgeworfen hat, war: "I've found there's a real Zen about email communities. Knowing when to respond and when not to, for example. Can you give email list members some tips from your experience?". Ich bin seit geraumer Zeit aktiv in der Dreamworker-Community, und seit ca. 2 Wochen Moderator "geworden worden". Als ich mich mehr oder weniger habe breitschlagen lassen, war ein Aspekt in der Tat es auch als "Zen-like" Therapie zu benützen. Sich nicht über alles aufzuregen, eher die Klappe zu halten, als den Falmmenwerfeier einzuschalten, nicht auf jeden Schrott zu reagieren, und wenn antworten, dann eher im gemässigten Ton. Es klappt nicht immer, aber erstaunlicherweise denke ich permanent an "Zen" und Selbstkontrolle, wenn ich auf Dreamworker rumtobe. Und auf Dreamworker gelingt es mir besser als hier im Büro. (Link Interview by CamWorld)

Ich will meinen SegWay! Ich frage mich die ganze Zeit was der TÜV daraus machen wird. "In Deutschland nicht zugelassen ohne Rückstrahler-Vorderlicht-Seitenreflektoren-Überrollbügel-Sicherheitsgurt-
Mit-Maximal-Zugelassener-Geschwindigkeit-Zwölf-KMH.

011212, 13h03 Doing Work. Heute mittag geht die Beta-2 zur Abnahme der deutschen Version raus. Ich sitze hier und warte auf einen Anruf daß die CD zum Kunden unterwegs ist, um dann mittags 'n Stündchen zu poofen.

Die Informationsaufnahme via Internet, Radio und Fernsehen wurde auf ein Minimum reduziert. Ich bin am Rande des Informationsoverkill. Gestern wäre ich fast durchgedreht. Drei Menschen (1x Kumpel, 2x Agentur) haben gleichzeitig was von mir im AOL Instant Messenger gewollt, als als ein dritter Agentur-Mensch mich am Telefon anrief.

Zu allem Überfluß hatte ich gestern einen monströsen Computercrash. Es hat mich ca. 8 Stunden gekostet mit Festplattencheck, Backup-Brennen, testen, ehe ich die Ursache gefunden habe und beheben konnte: Bei einem Absturz wurden die Systempreference-Dateien zerschossen.

Ich bin ziemlich angeschlagen. Ich reagiere empfindlich auf Lärm im Büro, auf Fehler anderer Leute.

Wesentlich mit zum Balanceakt am Rande des Ausflippens trägt das kreuzunglückliche Timing bei. Ausgerechnet in einer Phase wo ich mir viel vorgenommen habe, rinnt mir die Zeit durch die Finger.

Ich wollte mich eigentlich mit vielen Leuten wieder treffen/melden, aber es geht derzeit einfach nicht.

Mit Andrea, bevor sie am 21ten heiratet. Mit Jutta, nach langer Abstinenz. Mit Don, auf den ich einst ziemlich sauer war. Mit Tanja, die aus den USA zurückgekommen ist. Mit Isabel, die unglücklich in einer Web-Agentur arbeitet. Mit Brigitte, die ich seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr gesehen habe. Mit meiner Tante, die nach dem Tod meiner Mutter einen langen Brief geschrieben hat. Mit Alix, meinem Patenkind. dessen Eltern sich dieses Jahr getrennt haben.

Ich wollte am Apple-Video-Wettbewerb teilnehmen, ich habe eine gute Idee für einen Online-Comic, ich wollte meine Site überarbeiten.

Ich wollte einen neuen PC kaufen, für zuhause eine Waschmaschine und ein neues Schlafsofa.

Stattdessen muss ich durchprügeln, war auf dem allerletzten Drücker beim Steuerberater für den Abschluß 2000, kriege nur das allernötigste in Sachen Mutter hin (habe noch nicht mal ihre Wohnung gekündigt). Und bekomme nun, gulp, die Rechnung vom Beerdigungsinstitut, ohne daß absehbar ist, wann mir das Amtsgericht den Erbschein ausstellt. Und mein Onkel hat mir aus Frankreich ein drei Seiten lange eMail geschickt in der er zusammenfasst was ich alles in Frankreich tun muß um an das dortige Sparkonto meiner Mutter zu kommen.

In den letzten Tage mußte ich nahezu permanent daran denken. Ich bekomme einen Stiche ins Herz, wenn ich daran denke was ich eigentlich in diesem Monat machen wollte...

011210, 07h46 Die Einträge kommen heuer etwas spärlicher, denn die beiden Projekte an denen ich derzeit arbeite sind in der Hochphase und müssen allerspätestens am 17ten durch sein.

Es ist der vierte Tag mit 4-x Stunden Schlaf. Ein ganz grausamer Morgen. Ich bin auf Brustwarzen ins Büro gekrochen. In diesem Sinne: Lobpreiset die Aufputschmittel, ohne die ich nichts wäre: Grüner Tee, Traubenzucker, Coca Cola, Orangensaft, Videospiele und Musik, Musik, Musik.

Mein bisheriger Stamm-Teeladen hier in Hoheluft, war ungefähr so wie man sich einen Yogi-Tee-Fachverkäufer vorstellt. Ein ca. 40-50jähriger Herr, vom indischen Subkontinent kommend, mit einer deutchen Frau die in New-Age-Schlabberklamotten manchmal durch den Laden läuft. Viel Tee, viel Kekse, viel Krimskrams.

Was letztendlich aber gegen ihn sprach: obwohl der gute Mann ca. 50m vom deutschen Importeur von Yogi-Tee sitzt, hatte er selten Yogi-Tee in Beuteln vorrätig. 300 Meter weiter südlich wurde ich dann fündig. Und zur meiner großen Freude besaß der Laden, obwohl nur halb so groß, auch diverse Teesorten die der andere Laden nicht auf Lager hatte. Und so gab es ein Wiedersehen mit "Gunpowder" (kräftiger grüner Tee) und "Lapsong" (geräucherter Tee).

Ein weiterer wichtiger Faktor ist Musik. Und was ich nicht alles für Sachen gefunden habe! Inzwischen habe ich etwas mehr als 5GB auf dem PowerBook, was für mehr als drei Tage Nonstop reicht. Meine Lieblingsstücke wechseln derzeit alle 3-4 Tage. Und jetzt gerade läuft in einer Endlosschleife ein Mix von 8 Titeln.

Pulp "A Little Soul" -- Zero 7 "Lo" -- Beck "Mixed Bizness" (Cornelius Remix) -- The Supremes "Ain't No Mountain High Enough" -- Badmarsh & Shri "Signs" (Bonobo Mix) -- Mathieu Chedid "Bonoboo" -- Groove Armada "My Friend" -- Bonobo "Terrapin"

Mathieu Chedid ist ein Zufallsfund auf der Suche nach Bonobo gewesen. Klingt wie ein kurz vor dem Suizid stehender Serge Gainsbourg. Durch irgend eine Radiosendung ("Freestylistic" auf HR XXL ?) bin ich auf den Japaner Cornelius aufmerksam geworden. Eigentlich gänzlich unbekannt, hat der Mann viele Remixe von bekannten Stücken erstellt, teilweise sehr abgefahrene Mixe. Das Beck-Stück beispielsweise, hat er auf Country abgestimmt und dabei noch einen Elektrosample unterlegt.

Ich will nur hoffen daß Apple auf der MacWorld eine 10GB-Version des iPods vorstellt...

011208, 02h32 Und zum Feierabend ein grandioser Song: Pulps "A Little Soul", in den Pahl-Charts heute von 0 auf 1 geklettert. Eine Bassline, ein bißchen Tambourine, Streicher und eine verzweifelte Stimme.

011207, 21h30 Danke der Nachfrage, es geht besser, nach dem verbalen Auskotzen von letzter Nacht. Aber wahrscheinlich die einzige Möglichkeit den Adrenalin-Spiegel die ganze Nacht hoch zu halten...

Einer der wenigen Freuden die ich mir in diesem Endstadium der Produktionsphase gönne, ist Sport. Natürlich nur der im Fernsehen... Beispielsweise NBA, vor zwei Nächten die Dallas Mavericks in Los Angeles gegen die Lakers. Es war ein überraschend spannendes Spiel. Grandios wie immer: "Mr. Smooth", Shaquille O'Neal. 46Punkte, obwohl er zehn Freiwürfe danebengesetzt hat.

Und es gibt Texte, die nur ein Star abliefern kann. Aus der LA Times: "When a German reporter asked Nowitzki a question about Shaq, the only word I understood was 'unstoppable.' The reporter later explained that there's really no single-word equivalent in German; there is 'unstoppbar' but it doesn't have quite the same meaning. O'Neal took that as another testament to the power of his game. 'Untranslatable,' he said."

Grandios (Man muss sich das vorstellen. Der teddybär-äugige O'Neal mit seiner leisen, samtenen, tiefen Stimme, auf den Teporter herabblickend).

Ich kenne keine Sportart in der Stars auf dem Spielfeld derartig angenehm sich ihres Status bewusst sind. Ein Star ist daran zu erkennen wann und wie er den Ball durch die Reuse bringt. Ein Star kann mit einem gestopften Ball, daß Publikum aus den Sitzen reissen. Ein Star streut immer wieder Dunks und Aktionen zum "Oh, Ah" ein, ohne daß es aufgesetzt wirkt. Das ist das wunderschöne beim Basketball, und das was mich selbst um fünf Uhr morgens noch lustvoll Aufstöhnen lässt.

Natürlich ist es etwas problematisch wenn sich ganz Deutschland auf sein "Wunderkind", Nowitzki, fixiert ist. Aber der Mann ist wirklich gut, und vorallen ist noch kein Ende seiner Entwicklung abzusehen. Und Nowitzki hat, siehe oben, genau die Eigenschaften, die ihn auch in den Staaten zum Star machen können.

011207, 03h35 Während meine Bürokollegen den Schlaf der "Glücksseligen" schlafen, blicke ich auf den kulinarischen Ablauf der letzten Stund. Ich nehme den 5ten Liter "Grünen Tee" in Angriff. 2 Fishermens Friend, 3 Stücke Milka Zartherb, 1 Stück Schoko-Kola, 1 halben Becher Krautsalat vom Chinesen der gestern mittag übriggeblieben ist und mir gerade die Zunge wegätzt, 2 Scheiben Schwarzbrot mit Gouda und ein Rachengold-Bonbon. Und ab und zu zur Abrundung noch Gläschen Coca Cola drauf.

011207, 03h09 Herzlichen Glückwunsch, liebe Bürokollegen. Sie haben nun Halbzeit der Schlafphase. Wir wünschen noch angenehme 4 Stunden Schlaf.

011207, 02h08 Grandios: Beim Versuch "end" zu tippen, kommt "wns" raus... Immerhin einer von drei Buchstaben richtig.

011207, 01h56 Perlen der Musik zur nächtlicher Stunde: Stevie Wonders "Black Man", "Bonnie & Clyde" von Luna (besser als das Gainsbourg'sche Original), "Homespin Rerun" von Cornelius, Bertrand Burgalat mit "Kim" und "Electric Relaxation" von A Tribe called Quest, in der Instrumentalversion.

011207, 01h28 Ich werde sonderlich. Ich frage mich ob meine Mutter gerade von oben zuschaut. Wäre für sie wahrscheinlich die erste Gelegenheit zu verstehen was ich hier auf den Rechner fabrizieren. Vorgestern zweimal mit der S-Bahn ca. 50m an der Leichenhalle und dem Krematorium vorbeigefahren. Gestern die Skizze für die Grabplatte vom Steinmetz gefaxt bekommen.

011207, 00h52 Ich denke daß die meisten in der Bürogemeinschaft seit 1-2 Stunden schlafen. Nicht daß ich mich darüber aufregen würde...

011207, 00h45 Software: Nur mal so am Rande, mit was man sich abplagen muß. Adobes Illustrator 10 weigert sich bei mir standhaft die Preferences abzuspeichern, mit der Folge daß sich die "Scratch-Disks" nicht umstellen lassen. Wer in Adobes Photoshop 6/Int.-Engl.-Version ein Text mit der Option "Caps" schreibt, wird erstaunt sein, daß das nicht mit Umlauten klappt. Die muss man explizit per Hand "in Groß" schreiben.

011207, 00h19 Politik: Sage keiner daß wir schwuchteligen Screendesigner mit unseren 72dpi keine fetten Dateien erzeugen können. Und während Photoshop sich gerade die Szene beim Öffnen eines 105MB großen Dokumentes die Zähne ausbeisst, hab eich Zeit im Web zu surfen.

Eine Bemerkung von Malorama über den CDU-Parteitag erinnerte mich an etwas was ich vor 2-3Tagen im Radio gehört hatte: Eine Rede von Angela Merkel auf dem Parteitag. Leider finde ich die gehörte Rede nicht, aber sie hat in den 60 Sekunden O-Ton ca. 5-6 mal das Wort "Stolz" in den Mund genommen, u.a.: "Wir können stolz auf uns sein". Das sind mir die sympathischsten Menschen einer, die auf sich selber Stolz sind. Haben wohl sonst nix vorzuweisen außer sich selber.

Bei der Suche nach der Redepassage auf der Parteitagssite via der Suche-Funktion im "Acrobat Reader" bin ich auf die geballte Kraft unserer Rhetorik-Kanone Angela gestossen. Kleiner Tipp: "Look for the pattern"

"Ich bin stolz darauf, dass wir mit Peter Müller und der Zuwanderungskommission als erste Partei ein schlüssiges Konzept erarbeitet haben,..." ... "Liebe Freunde, wir können stolz darauf sein, dass mit Klaus Töpfer in der Umweltorganisation der UNO und mit Horst Köhler im IWF zwei Christdemokraten an führender Stelle mitmachen," ... "Ich bin stolz darauf, dass wir dies mit der Sozialstaatskommission von Christian Wulff,..." "Ich bin stolz darauf, dass wir dies mit der Konzeption von Jürgen Rüttgers und seiner Kommission eingelöst haben" ... "Ich bin stolz darauf,[...], dass wir dank eines großartigen Konzepts von Wolfgang Schäuble"... "Ich bin stolz darauf, heute sagen zu können, dass wir das mit dem Konzept von Christa Thoben" ... "Ich bin stolz, dass Peter Müller mit seinem Zuwanderungskonzept" (ja, wieder!)

Sie ist noch drei weitere Male stolz daß sie dieses und jenes eingelöst hat.

Es ist mir schlichtweg ein Rätsel wie sowas Parteichefin werden konnte.

011206, 23h22 Das ist wieder einer der Tage in de man nicht soviele Menschen zusammenschlagen kann, wie man gerne möchte. Mein Schreibtisch brennt lichterloh, dank zweier Deadlines am 17.12., dank der Tatsache daß CD-Presswerke in Deutschland "zwischen den Jahren" geschlossen haben. Wenn dieser Umstand sich dann auch noch mit dem Umstand paart, daß in der hiesigen Bürogemeinschaft seit der Aufstockung auf den 11ten Angestellten der Lärmpegel am Rande der Erträglichekeit ist, dann ist für schlechte Laune gesorgt.

Ich habe teilweise hardcore zu programmieren, und muss fassungslos mitansehen und -anhöre wie im Umkreis 5Metern drei Grüppchen a zwei Personen jeweils Gespräche führen, während ich krampfhaft zu überlegen versuche wieso die Datenbank im Director einen Artikel zu wenig ausschmeißt.

Während obenerwähnte elf Angestellten sich inzwischen zuhause die Eier und Eierstöcke kraulen, steht mir eine Nacht bevor, weil sich dieses von mir mitangemietete Büro derzeit tagsüber als nicht brauchbar für mich erweist. Mann, ich bin so scheißen-sauer. Und wenn ich heute nicht mehrmals meine Musik im Kopfhörer auf Anschlag gedreht hätte, wäre es heute wirklich zu Handgreiflichkeiten gekommen. Enough, ich echauffiere mich wieder, und bei dem Tee- und Koffeingehalt den ich intus habe, besteht Herzinfarktrisiko.

011204, 00h56 Ginger/Segway: Ich habe daß Ding eben nochmal im Fernsehen bei CNN gesehen. Die Steuerung ist so oberkrass. Es wird ausschließlich durch Gewichtsverlagerung gesteuert. Steigungen oder Kiesbetten kein Problem. Je öfters ich es in bewegten Bildern sehe, desto mehr überzeugt es mich.

011203, 23h50 Ginger: Nun ist es also raus, was IT bzw. Ginger ist. Wer es nicht weiß, möge bitte die NYTimes, BBC, oder Time nachlesen.

Ich gebe zu, ich war heute morgen, als ich das Ding gesehen habe, sehr, sehr skeptisch. Hat mich aber den ganzen Tag beschäftigt. Und heute abend habe ich zum ersten Mal auf Video gesehen, den Mitschnitt der Frühstückssendung von ABC auf der Ginger präsentiert wurde (Leider nur ein RealPlayer-Stream). Mein Gott, das Teil ist cool! Was für eine Beweglichkeit. Man steht wie "angegossen" dadrauf. HABEN WOLLEN!

011203, 23h45 Web: Was Kottke sagt, ist mir Befehl. KPMG mag es nicht wenn ma auf deren Website linkt. Was macht man in solchen Fällen? Man verlinkt auf ihre Website.

011202, 21h55 Nachtrag zu der peinlichen ZDF-Übertragung: Ichhabe die gestrigen Meldungen nicht verstanden, dank eines Artikels in der SZ aber nun nachvollziehen können.

Der Übetragunsgrechte-Besitzer in Spanien, die Telefonica, hat mit einer 60Mio-Klage gedroht falls daß ZDF die Auslosung via Satellite europaweit ausstrahlen würde. Das ZDF reagierte und zeigte statt der Live-Bilder, Wolf-Dieter Poschmann, der die frischen Auslosungsergebnisse bekanntgab.

Was ich nicht verstanden hatte: Wo war das Problem, denn ich konnte offensichtlich via ASTRA am Samstag noch nicht mal diese Ersatzsendung sehen. Stattdessen wurde ein Eisenbahner-Spielfilm gezeigt. Die SZ klärte mich auf: Das ZDF hatte nur die digitalen Ausstrahlungen via Satellit ausgeklinkt, nicht aber die analogen. Die konnten weiterhin das normale Signal empfangen. Wieso man nicht auch die analogen Signale ausgeklinkt hat, kann ich nur vermuten: viele Deutsche empfangen inzwischen TV weder über Kabel noch über Antenne, sondern analog via Satellit, und die wollte man nicht verprellen, daher der Spagat.

Der eigentliche Clou an der Geschichte, ist die Tatsache daß die Telefonica nicht dem ZDF mit der Klage gedroht hat, sondern dem Rechte-Händler, der Kirch-Gruppe. Und Kirch ist in Mainz auf den Knien rumgerutscht, angesichts der desolaten Finanzlage von Leo keinen Prozess an den Backen haben zu wollen.

Sucks.

011202, 21h53 Business: Und der nächste Gigant in Deutschland wackelt. Die Argonauten. Das mit der mangelnden Rentabilitäten höre ich übrigens auch noch aus anderen Agenturen...

011202, 18h12 Bin wieder im Büro. Nach dem 0:2 in der 8ten Minute gab es keinen Grund länger zuzuschauen.

011202, 13h44 Es ist wieder einer jener "Kopfschmerz"-Sonntage, die mich im Herbst/Winter öfters zu ereilen scheinen. Und hinunter mit den zwei Aspirin. Weiss nicht was los ist, mir fällt auch das atmen etwas schwer. Werd' wohl gleich 'ne Runde poofen gehen, ehe ich mir Pauli im Fernsehen anguck. Gleich noch Cola hinterher. Fummeleien im Macromedia Director: Verfeinerung einer Scrollbar, Fertigstellung der Suche...

Weil unter Freunden am Freitag eine Diskussion entbrannt ist: das gibt Google aus: "Fubar" oder "Foobar" ist ein amerikanischer Slangausdruck. Es ist einst aus dem deutschen "furchtbar" abgeleitet worden, wurde aber im 2ten Weltkrieg auch als Abkürzung für "Fucked Up Beyond All Recognition" ("Alles für'n Arsch") verwendet.

Bei dieser Gelegenheit bin ich über eine Art "Open Source"-Enzyklopädie gestolpert: "Wikipedia". Für alle denen Wiki nichts sagt: es handelt sich dabei um eine Art Contentmanagement (im Sinne wie auch die Slashdot-Forumssoftware "Content-Management" ist). Die Besonderheit an diesem System ist die Tatsache daß der Inhalt für jedermann editierbar ist, die Kontrolle über die Qualität aber durch eine für jedermann zugängliche "History" der Dokumente geschieht.

011201, 13h58 Web: Die Zeit hat bis dato täglich eine Art Presseschau zusammengetragen und kostenlos in einem eMail-Newsletter veröffentlicht. Vor einigen Monaten haben sie den Dienst semi-kostenpflichtig gemacht: Wer den Newsletter am Morgen erhalten wollte, sollte 5 DM pro Monat zahlen. Alle andere bekamen erst am Abend den Newsletter.

Das Modell hat nicht geklappt, und der Newsletter wird zum Jahresende eingestellt. Die ZEIT erklärte dazu daß noch 1.500 Abonnenten zur Rentabilität fehlen.

Ich kenne den Produktionprozess nicht, kann nicht genau abschätzen wie aufwändig und teuer die Produktion dieses Newsletters ist.

Zwei Punkte möchte ich aber zu bedenken geben: Wenn 1.500 Abonnenten a 5DM fehlen, heißt daß in Geld ausgedrückt: dem Newsletter fehlen 7.500DM/Monat, zusätzlich zu den bereits vorhandenen Einnahmen. Das ist mit anderen Worten daß Gehalt eines Vollzeitangestellten. Ist so ein Newsletter wirklich derartig aufwendig, daß es einen Vollzeitangestellten bedarf?? Die technische Kosten müssten eigentlich eher gering sein.

Zweiter Punkt: Es will mir nicht in den Kopf daß der Verband deutscher Zeitungsverleger hier nicht als Sponsor auftritt! Frühmorgens eine Presseschau per eMail verteilen, damit die Leute mittags oder abends doch noch eine Zeitung kaufen, weil in diesem Feuilleton was interessantes steht, oder in jedem Autoteil eine interessante Reportage ist. Will mir nicht ins Hirn! Anstatt auf die ARD wegen dem Internetportal einzudreschen, könnten die Zeitungsveleger ein bißchen mehr positiven Aktionismus an den Tag legen.

011201, 11h56 Ganz oben auf dem Bullshit-meter heut: Die Auslosung zur Fußball-WM. Das Theater fängt mit der Übertragung an. Das ZDF darf die Auslosung nur terrestrisch ausstrahlen. Die Satellitenschüssel bei mir zeigt stattdessen einen Eisenbahnerfilm (ohne jde Vorwarnung übrigens!). Mit der Behelfsantenne bekomme ich ein wackeliges Bild rein, immerhin. Aber statt irgendwie schnell paar Kugeln zu ziehen, gibt es erstmal ein Showprogramm, daß mich teilweise dann doch am Gesundheitszustand der Verantwortlichen zweifeln läßt. Irgend so ein koreanischer Mädchenschwarm, der auch noch Anführer der Anti-Raucher-Bewegung ist, hüpft und tanzt und singt, das war schon vor zwanzig Jahren peinlich als es noch Michael Jackson gemacht hat. Jetzt ist es so grottenschlecht...

Oberpeinlich wie Sepp Blatter sich in den Vordergrund rückt.

Hmm. Was ist los mit der Übertragung? Wieso erläutert der Poschmann in Mainz gerade wie ausgelost wird? Wieso gibt es keine Live-Bilder im Fernsehen??? Was ist das denn abgefucktes?? Wo sind die Kugeln?

Als aktuellster Ticker erwies sich wieder einmal die BBC-Seite, während Sport1.de peinlicherweise wohl vom Fernseher abzuschreiben scheint, sonst wären die Verzögerungen nicht zu erklären...

Gruppe A: Wau! Eröffnungsspiel Frankreich - Senegal! Das ist ganz nach meinem Geschmack! Erinnert sei an Argentinien-Kamerun 1990. Gleiche Konstellation: Weltmeister vs. aufstrebende afrikanische Kraft im Eröffnungsspiel. Kamerun gewann 1:0, der argentinie Torwart fiel wie eine Bahnschranke, Marcel reif flippte völlig aus, und: Roger Milla. Mehr muss man nicht sagen. Frankreich, Dänemark, gab's das nicht schon 1998? Uruguay. 1998 hatte Frankreich größte Schwierigkeiten gegen Paraguay(?) im Achtelfinale(?) und konnten erst un Verlängerung gewinnen. Auch hier wird man sich gewaltig um den zweiten Platz neben Frankreich balgen.

Gruppe B: Spanien, Slovenien, Paraguay, Südafrika. Eine eher belanglose, aber, abgesehen von Spanien, sehr ausgeglichene Gruppe.

Gruppe C: Brasilien, Türkey, China, Costa Rica. Auch hier: Belanglos, aber ausgeglichen was den 2ten Platz angeht. Aber der zweite wird wohl sehr schnell aus den Playoffs gekickt werden.

Gruppe D: Süd-Korea, Portugal, USA, Polen. Portugal und USA sollten es machen, Polen die große Unbekannte.

Gruppe E: Deutschland, Irland, Saudi-Arabien, Kamerun. Bis zur Zulosung von Kamerun eine ebenfalls belanglose Gruppe. Insgesamt nicht zu unterschätzen. Irland und Kamerun sind "unangenehme" Gegner, bei denen es dann sehr schnell zu einer Situation kommen kann, in der die Höhe des Sieges gegen Saudi Arabien über die Qualifikation in die Playoffs entscheiden kann.

Gruppe F: Argentinien hat England zugelöst bekommen. Remember Falkland? Remember 98, Frankreich? Dazu Schweden. Argentinien - Schweden war ein Match bei der WM 78, wo die Schweden total verpfiffen worden sind. Und dann noch Nigeria dazu. Die wohl mit Abstand schwierigste Gruppe.

Gruppe G: Italien vs. Kroatien. Ein "Lokalderby" sozusagen. Dazu Equador und Mexiko. Hier sollten sich die beiden Europäer durchsetzen.

Gruppe H: Japan, Belgien, Russland, Tunesien. Eine sehr, sehr interessante Gruppe. Auf dem Papier sind die Japaner die mit Abstand schwächste Mannschaft, aber mit Heimvorteil kann diese Gruppe die möglicherweise ausgeglichenste in der WM sein.

011201, 10h23 Film: Der gestrige Abend hat einiges getan um mein Unbehagen gegen Kinos zu verstärken. Dabei war es nicht irgend ein Kino, sondern das "Grindel", eines der bekanntesten und besseren Lichtspielhäuser in Hamburg.

Popcorn war schon aus. Um halb zwölf abends wird man noch mit einer geschlagenen halben Stunde Werbung geqält. Bei einem Eintrittspreis von Dm 14,-. Der Projektor war etwas zu hoch eingestellt, so daß ca. 5% des Filmes sich an der Decke abspielten. Obwohl wir hinten in der Mitte der letzten Reihe sassen, hat das Licht zur Beleuchtung der Treppenstufen einem genau in die Visage geleuchtet. Es hat den Film versaut. Für "Harry Potter" reicht sowas vielleicht, aber es hat diesen Film versaut.

"The Man who wasn't there" ist der neue Film der Coen-Brüder. In den Kritiken fällt immer das Stichwort "Thriller" und "Film Noir". Thriller ist es mit Sicherheit keiner, ich würde eher von einem "Roadmovie" sprechen wollen, auch wenn nahezu das gesamte Geschehen in derselben Kleinstadt spielt.

USA in den 40ern: Ed Crane ist der "zweite" Friseur im Barber-Shop seines Schwagers. Er raucht, schneidet Haare, raucht, ißt, sitzt, raucht, schläft neben seiner Frau, raucht. Das Leben ist für Ed Crane schon vorbei und es scheint ihm egal zu sein. Eines tages kommt kurz nach Feierabend ein Fremder noch rein, und möchte sich die Haare schneiden lassen. Ed bedient ihn. Es ist ein Geschäftsmann auf der Suche nach Kapital für "Trockenwäsche", das ganz große Ding in Zukunft.

Es geht die Idee nicht aus dem Kopf. Und er beschließt zum ersten Mal seit langer Zeit sowas wie Initiative zu zeigen und beim "Trockenwäsche"-geschäft einzusteigen. Dazu benötigt er aber 10.000US$. Dabei fällt ihm eine kleine Gegebenheit zwischen seiner Frau und ihrem Chef ein, die er für eine Erpressung ausnutzen will... Damit gerät die Kette an Ereignissen ins Rollen, in deren Verlaufe, wenn ich richtig mitgezählt habe, vier Menschen sterben werden.

Die Kategorisierung "Film Noir" liegt nahe, denn er kommt genauso stylisiert daher, ohne aber künstlich zu wirken. Schwarz-weiss Film, perfekt fotographiert, perfekt ausgeleuchtet. Eine beeindruckende Szene gibt es als Crane sich auf dem Nachhauseweg vom Barber Shop wie ein Fremdkörper in der Stadt fühlt, Fussgänger kommen ihm entgegen, beachten ihn nicht, wischen an ihm vorbei, die Zeit dehnt sich immer mehr. Eine 15sekündige Sequenz die sich bei mir eingebrannt hat.

Die Schauspieler sind unglaublich perfekt ausgewählt. Das Casting ist wieder traumhaft. Frances McDormand, "Marge" aus "Fargo" spielt einen völlig anderen Frauentyp, aber nicht minder überzeugend. Alle Rollen sind wirklich erstklassig besetzt, aber Billy Bob Thornton ist da rauszuheben. Der Mann ist von seiner gesamten Physionomie, Gestik, Mimik die Idealbesetzung für Ed Crane. Ein Minimum an Mimik und Gestik. Hier eine etwas andere Haltung beim Rauchen, dort der Kopf der etwas anders gehalten wird. Erst beim Nachsehen im Internet wurde ich mir später bewusst in wievielen Filmen ich den Thornton schon gesehen habe (Primary Colors, Armageddon). Ich habe den Thornton schlichtweg nicht wiedererkannt.

Eine besondere spielt auch diesmal der Ton. Die Dialog spielen diesmal nicht soviel mit Dialekten wie in anderen Filmen der Coen-Brüder. Auch ist der Film nicht derartig brüllend komisch wie "Oh Brother, were art' you". Die Dialoge sind aber nicht minder präzise, und rasierklingenscharf. Man wirklich das Gefühl daß jedes Wort, jeder Buchstabe seine Exitenzberechtigung hat.

Der Soundtrack ist wieder exquisit, diesmal viel Klassik (Mozart, Beethoven). Auffällig aber die Wichtigkeit des Tons. Sehr viele Details sind zu hören. Ein selbstklebendes Toupet welches vom Kopf genommen wird. Ein Messerstich in die Halsschlagader. Das Opfer was noch lange röchelt, daß Blut das auf dem Boden sickert. Und die fast völlige Stille im Barber Shop, wenn Frank Ed mal nicht zuquatscht.

Die DVD von "Oh Brother, were art' you" ist in Sachen Filmaufnahmen perfekt. Einer der am besten photographierten Filme. "The man who wasn't there" steht dem Film nicht sehr viel nach, wenn überhaupt. Dazu der Sound. Dieser Film ist wie geschaffen um zuhause auf einem grossen Fernseher mit guter Anlage gesehen zu werden, und nicht irgendwie im Kino abgenudelt.

Auch Wochen nachdem ich "Oh Brother, were art' you" gesehen habe, beschäftigt mich der Film, und je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, daß es ein ganz großer Film ist. "The man who wasn't there" hat auch das Zeug dazu. Mal sehen wie sehr mich der Film noch beschäftigen wird.

Hier geht es zu den dogfood in der zweiten November-Hälfte....

 

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