dogfood September 2002 [3]

Samstag, 21. September 2002

[22h58] 1996. Three to go.
[21h35] 1995. Four to go.
[19h49] Apple -- eWeek hat unter der Woche einen Artikel veröffentlicht, der nochmals die kursierenden Gerüchte um GPUL bestätigt, bzw. mit Details anreichert.
Demnach wird die jetzige Linie der PowerPC-Prozessoren von IBM und Motorola (G3, G4...) auslaufen und durch GPUL ersetzt. GPUL (Giga Processor UltraLite) ist ein gemeinsames Projekt von IBM und Apple und basiert auf einer anderen PowerPC-Familie, den Power4s von IBM. Mehr Details zu den 64bittigen GPULs sollen Mitte Oktober auf einer Mikroprozessoren-Konferenz bekanntgegeben werden, wiewohl nicht damit gerechnet wird, dass Apple namentlich erwähnt wird, sondern alles unter den Flaggen von IBM laufen wird.
GPUL soll im Gegensatz zu den Power4 kleiner und stromsparender sein, im Gegensatz zu G4s aber wesentlich schneller sein. So heißt es, dass man bereits ein 1GHz-GPUL-System unter MacOS X laufen hat, welches doppelt so schnell sein soll, als das G4-Pendant. Mit dafür verantwortlich auch ein neuer, schnellerer Bus (ApplePI).
Nicht ganz klar ist, wann GPUL-Macs erscheinen sollen. Erste Gerüchte die vom Frühjahr 2003 sprachen, sind wohl eher optimistisch. Andere Quellen rechnen mit einem Erscheinen erst zur Jahreswende 2003/2004, dann mit Startgeschwindigkeiten irgendwo zwischen 1,4 und 2GHz.
IBM baut diese Prozessoren nicht just vor Fun, sondern will sie als Linux-Systeme vermarkten. Auf Linux-Seite soll Red Hat mit im Boot sitzen.
Der Mac-User wird vom Umstieg wohl nicht viel bemerken, da die Software problemlos "mitgenommen" werden kann, wiewohl extra für den 64bit-Prozessor kompilierte Software Geschwindigkeitsvorteile besitzen soll.
Gut möglich das für die Übergangszeit Motorola zum Jahreswechsel sogar mit einem G5 aufwarten wird, und Apple die G5s auch noch recht lange verbauen wird, da diese an Effizienz was Größe und Stromverbrauch angeht, für iBooks und PowerBooks unschlagbar sind.
[15h28] Bankrotterklärung der Woche: Im Sky-Supermarkt an der elektronischen Waage bei Obst & Gemüse. Es gibt dort an der Waage Tasten für die verschiedenen Obstsorten: "Orangen", "Äpfel", "Zitronen", "Chiquita"... -- äh -- "Chiquita"? Yep. Im Supermarkt an der Waage gibt es keinen Bananen. Nur "Chiquitas"...
[13h01] Politik -- Dass ich Däubler-Gmelin für eine der grössten Dummschwätzerin halte, dürfte aufmerksamen dogfood-Lesern nicht entgangen sein (remember Erfurt?). Wenn die Story mit dem Hitler-Zitat sich so zugetragen hat, wie es Hans Leyendecker in der SZ recherchierte, muss die Frau abtreten.
[12h45] Politik -- Ich denke es wird etwas unterschätzt wie knapp die Wahl morgen ausgehen kann. Zum einen stützen sich für meinen Geschmack zu viele Leute auf Umfragen die die SPD vorne sehen (Forsa, Forschungsgruppe Wahlen) und gegen die bisherigen Umfragen von Allensbach. Nur zur Erinnerung: es war vor vier Jahren Allensbach, die die beste Prognose abgeben haben. Immerhin ist heute auch Allensbach nun umgeschwenkt, und prognostiziert ein Patt: SPD 37,5%, CDU 37%, FDP 9,5%, Grüne 7,5%, PDS 4,5%.
Ein Punkt dem meines Erachtens zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die Frage ob die PDS rein kommt, oder nicht, und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Sitzverteilung. Ich kann mir vorstellen, dass diese Frage noch bis tief in den Sonntag abend die Wahl spannend macht... Da wird es möglicherweise auf jedes SPD-Überhangsmandat ankommen.
[11h06] Gestern zum Abschluß von 2-3 exzellenten Tagen die DVD "Jackie Brown" reingeschoben und mich wieder daran erinnert wie geil der Film ist (siehe auch die Nagel-auf-dem-Kopf-treffende Film-Kritik von Roger Ebert: "Everybody in the movie is smart. Whoever is smartest will live. ")
Zu meiner Verblüffung -- ich konnte mich nicht daran erinnern -- ist dort auch einer meiner Lieblingsmusikstücke drin: "Tennessee Stud" von Johnny Cash. Ungefähr die Relaxtheit, die Film und Song ausstrahlen, ungefähr so waren auch die letzten Tage.
In 24 Stunden zwischen Montag und Dienstag hatte ich drei Jobs bekommen, bzw. "Grünes Licht" zum Loslegen, mit Deadlines für den gestrigen Freitag, bzw. dem Montag.
Das war etwas unglücklich, da ich weite Teile des Dienstags ausfiel, um einer Freundin lange vorher versprochenen Photoshop-Unterricht zu geben. Immerhin konnte ich so meinen ehemaligen Bürofernseher verkaufen. Zufällig kam raus, dass Steffis alter Fernseher seinen letzten Odem ausgehaucht hatte, und mein Bürofernseher bei mir vor sich hingammelte.
Wie es in solchen Situationen ist: man spielt Jongleur, versucht die Bälle in der Luft zu halten und alle Projekte soweit ein Stückchen voranzutreiben, dass auf Nachfrage "Fortschritt" vorhanden ist, oder irgendwas gezeigt werden kann. Man hofft dass einem der Lauf der Dinge schon von alleine vorgibt, was wann zu machen.
So war es dann auch. Am Dienstag abend habe ich per Papier und Bleistift anhand des vorgegebenen Soundfiles eine Art "Drehbuch" für den TV-Werbespot aufgeschrieben (so konnte ich am Mittwoch schon relativ konkret von etwas sprechen, was ich noch nicht in Flash umgesetzt hatte), und am Mittwoch abend dann in einem Gewaltakt bis um halbvier nachts, dass Ding richtig weit vorantreiben (ca. 60-70% fertig) können. Und zur meiner Verblüffung wurde das Ding nicht nur für gut befunden, sondern der Kunde war richtiggehend wunschlos glücklich. Der Fortschritt bei diesem Projekt, inkl. der Reaktion des Kundens, haben damit viel Zeit für das zweite Projekt freigeschaufelt, denn dadurch wurde es klar, dass es zeitlich ausreichen würde mich erst am Freitag wieder intensiv mit dem TV-Spot zu beschäftigen.
Es war auch die Woche der unvorhergesehe Ereignisse. Am Mittwoch der Anruf von Isi, ob man sich Donnerstags mittags im Cafe Gnosa treffen könnte. Zum einen hatte man sich längere Zeit nicht mehr gesehen (und Isi hat gerade ihre Kündigung bekommen), zum anderen wäre es auch der letzte Tag von Tanja in Hamburg, bevor sie nach Boston umzieht. Also Donnerstag mittag inkl. Fahrt, fast vier Stunden weg gewesen.
Im Cafe Gnosa saß Ilja "Disco" Richter mit einer Frau. Hemmungsloser Boulevard-Journalismus auf dogfood: Ilja Richter hat Obstsalat mit Schlagsahne gegessen. Das mit Ilja Richter ist insofern putzig, weil ich mich mit Isi und Tanja vor 1-2Jahren lange über Ilja Richter unterhalten habe. Uns hat es sehr gewundert, dass der man überhaupt noch existiert, soviele Niederschläge und Flops wie der Mann nach "Disco" produziert hat. Und wenn man ihn in Talkshows sieht (ich glaube damals war es kurz nach seinem peinlichen Auftritt in "Zimmer frei"), kommt man nicht umhin festzustellen, dass der Mann eigentlich in psychologischer Behandlung gegeben werden muß (aber, hey, wer nicht von uns?). Ilja Richter ist für mich aber vorallem der Mann mit der schnellsten Kündigung in der deutschen TV-Geschichte. Aus irgendeiner Schnappslaune heraus hat Helmut Thoma/RTL seinerzeit bei Ilja Richter eine Frühstück-Show in Auftrag gegeben. Ilja Richter dachte sich, "Cool, endlich mal die Chance intelligente Unterhaltung am Morgen zu bringen" und legte irgendwie eine Show mit Sketchen, Chansons, Literaturzitate und so hin. Wenn ich mich richtig entsinne, wurde bereits drei Stunden nach dem die erste Live-Sendung über den Schirm ging, Ilja Richter und seine Sendung aus dem Programm geschmissen.
Da sassen wir im Cafe Gnosa, und wir drei schwelgten in beruflich-depressiver Stimmung. Die eine vor einem halben Jahr bei Pixelpark entlassen, und die andere in der vorigen Woche in einer Multimedia-Agentur in Hamburg. In Berlin soll, was Multimedia-Jobs angeht, die Stimmung sowas von unter aller Kanone sein, und das Geld so spärlich fliessen, dass es Probleme gibt Büros zu vermieten oder sein Computerzeug zu verkaufen. Innenansichten aus Pixelpark. Einen Kunden nach dem anderen habe man wg. Unvermögen verloren, man bekommt sogar kaum noch Bertelsmann-Jobs. Eine zwanzigköpfige Akquise-Abteilung soll nicht einen großen Job an Land gezogen haben.
Ähnliches in der anderen Multimedia-Agentur, wo die Mitarbeiter auch schon seit geraumer Zeit die Däumchen drehten. Auch hier etwas, was ich auch aus vielen anderen Erzählungen kenne: die Geschäftsführungen sind absolut unfähig in der Personalführung. Das bezieht sich nicht nur auf solche Geschichten wie "Mitarbeitermotivation", sondern schon auf simple Basics wie "Wie entlasse ich Mitarbeiter richtig". Alleine in der Agentur von Isi, hat die Geschäftführerin nach fünf ausgesprochenen Entlassungen drei Prozesse vor dem Arbeitsgericht an der Backe, wg. nicht rechtmässig ausgesprochenen Kündigungen oder Abfindungen. Ich kenne einen anderen Fall in Hamburg, wo derzeit massiv Leute abgesägt werden, auf einer Art und Weise bei der die Gewerkschaft nur kaltlächelnd die Schulter zuckt und den Geschäftsführer darauf hinweist dass dieses so nicht geht, und jenes so auch nicht geht. Auch hier sind at least drei Prozesse vor Gericht anhängig. In einem weiteren mir persönlich bekannten Fall wurden Leute wg. Zusammenlegung von Agenturen entlassen, ehe man 2-3 Wochen später feststellte, dass aus technischen Gründen die Zusammenlegung noch 6-12 Monate braucht. Die gerade entlassenen Leute wurden daher als feste Freie wieder genommen, natürlich zu höheren Kosten...
Die Unfähigkeit der Leute im Management, spottet jeder Beschreibung.
Halb drei wieder im Büro gewesen. Die Krätze über Probleme in Fireworks geärgert. Gestaunt über Soundprobleme die plötzlich im Director auftauchten (lag an OS X-Classic-Umgebung). Mit Hängen und Würgen entstand dann eine Alpha-Version eines Spiels, bei dem zumindest etwas zappelte. Immerhin hat der Trouble am Nachmittag dazu geführt, dass ich mir klar wurde, wie das Screendesign auszusehen hatte. Also Alpha-Version rübergeschickt, quasi als kleine Beruhigspille für den Kunden, nach Hause gefahren, Instant-Cappuccino gemacht, Cola-Flasche neben dem Laptop gestellt, und dann den nächsten Gewaltakt angefangen...
Der allerdings kurz nach Acht für knapp eine Stunde unterbrochen wurde, weil -- Woche der unvorhergesehenen Ereignisse -- Steffi mit Freund vorbeikam, um den Ex-Bürofernseher abzuholen. Zum Dank kam sie mit Eis aus ihrer örtlichen Eisdiele ("Eiszeit" in Eimsbüttel). Für mich gab es Orange-Sahne und Haselnuss. Man diskutierte angeregt über Gott und die Welt.
Nach der Unterbrechung wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Es handelt sich bei dem Spiel um eine Wiederverwertung eines kleinen Ballerspiels welches ich einst für eine Abschiedsfeier programmiert habe. Das Ballerspiel wird nun für firmeninterne Zwecke recyclet. Anderes Design, anderes Thema. Nicht mehr "abschiessen", sondern mit dem Telefon auf frei umherlaufende Produktmanager klicken. Es musste also vorallem am Layout rumgefummelt werden, aber auch einiges am Spielmechanismus "getunet" werden.
Die Fleißarbeit, das Freistellen von 29 Köpfen, hatte ich schon am Mittwoch hinter mir gebracht, am Donnerstag abend musste ich die einzelnen Spielscreens neu erstellen und einbauen. Die Programmierung musste den neuen Screens angepasst werden, und die "Spielbalance" den neuen Regeln angepasst werden. Um Eins war ich damit nicht nur durch, sondern auch selber ziemlich müde. Eine kecke Kalkulation im Kopf liess mich den Wecker auf halb sechs stellen, um noch ein letztes bißchen an Programmierung zu fummeln, und einen "Final Candidate" zu brennen, den ich um kurz nach neun würde abliefern müssen.
Als dann der Wecker um halb sechs klingelte, überlegte ich nochmals ganz scharf, und beschloß dass zwei Stunden völlig ausreichen würden. Also noch mal eine Stunde Schlaf spendiert. Halb Sieben. Wecker klingelt. Hmmm. Viel ist an der Programmierung nicht zu machen, Brennen geht auch schnell... Noch mal ein halbes Stündchen Schlaf.
Und so war es dann auch. Sehr zu meiner Freunde gelang es mir sogar den zufallsgesteuerten Bewegungsmechanismus der Spielsteine zu optimieren, so daß es an der Kante des Spielfeldes nicht mehr zu spastischen Bewegungen der Spielsteine kommen würde.
Auch hier: Volltreffer. Kunde zufrieden, "Golden Master" angefertigt, zum Vervielfältigen geschickt.
Gestern habe ich dann einige Testdateien an das Postproduktionshaus gegeben, um abzuchecken ob mit dem in Flash angelegten TV-Werbespot alles in Ordnung ist (Farben "broadcast-safe"? Layout "title-safe"? Format okay?). Postwendend kam die Antwort. Yep. Also auch hier alles im grünen Bereich, und auch dieses Projekt schippert gemütlich seinem Zielhafen entgegen. Gestern Abend noch weitergebastelt. 10% fehlen noch, dann kann ich mit dem Export der Einzelbilder anfangen.
Projekt Drei ist das Update von sechs Seiten einer Website. Wird auch noch heute gemacht.
Drei Projekte innerhalb etwas mehr als einer Woche. Damit erstmals nach langer Zeit wieder ein Monat der zumindest ansatzweise ausgeglichene Einnahmen/Ausgaben besitzt.
[11h02] Es war eine ungewöhnliche Woche. Erstmals seit ca. 6 Wochen hatte ich wieder lange Hosen an. Gestern habe ich die Nachtspeicher-Heizung aufgefüllt. Heute morgen, nach ca. 4 Wochen, meine Pflanzen wieder vom Balkon genommen. Und erst zum zweiten mal in diesem Jahr, bin ich Samstags um Neun aufgewacht, und damit zu spät um gleich in den Supermarkt zu rennen, umd die Wochenendeinkäufe zu machen (einfach zu voll am Vormittag). Was wird das Wochenende noch so an spannenden Dingen für mich in petto haben? Umfallen eines Sack Reis?
[10h48] MacOS X -- Gestern mir AutoPairs runtergeladen. Schwer am rocken, diese kleine Freeware. Sie klinkt sich in den Tastaturtreiber (oder so)) von MacOS X ein, und bei jedem Schreiben von Klammern (egal ob runde, geschweifte oder eckige), Größer/Kleiner-Zeichen oder Anführungszeichen, wird automatisch der Gegenpart geschrieben, und der Cursor ein Zeichen zurück gesetzt.
Konkret: ich schreibe eine linke runde Klammer "(". AutoPairs schreibt automatisch die rechte runde Klammer dazu ")" und setzt den Cursor einen zurück, so daß man sich nun mit dem Cursor zwischen den beiden Klammern befindet! Ein Traum für jeden Programmierer!
Es ist eine Hintergrundanwendung die wohl im Zusammenspiel mit jedem Textprogramm funktionieren soll. Welche Zeichen vervollständigt werden sollen, lässt sich per Menü einstellen.
[10h44] Notiz an mich: Die Sendungsnummer für den Tracking-Service für Post Express-Sendungen sind die ersten dreizehn Zeichen, bis zum "DE" am Ende.
Post Express kann ich empfehlen. Poor Man's Kurier-Service. Umschlag mit CD, Samstagszustellung bis 12Uhr, für 9, 72 EUR. Bislang waren sie immer ausnahmslos zuverlässig. Ein einziges Mal hatte ich ein Problem: als sie morgens um sieben in Düsseldorf vor verschlossenen Türen standen...

Freitag, 20. September 2002

[11h25] Ich frage mich wie er wohl aussehen mag. Kleines Bäuchlein, Wollpullover mit Lederflicken an den Ellbogen, Nickelbrille, Geheimratsecken. Rechts eine kleine Kerze, vor ihm ein riesiges, aufgeschlagenes Buch, daneben ein Fäßchen Tinte und eine Feder. Dazu eine der alten mechanischen Rechenmaschinen. Um seinen Stuhl (Holz-Drehstuhl, ohne Rollen) herum, liegen kleine Papierstreifen auf dem Boden, teilweise zusammengerollt zu kleinen Locken. Hinter ihm, ein riesiges Regal mit den alten Kassenbüchern des Verlages.
Heute hat er Geburtstag, seinen 33ten wenn meine über ihn angelegte Akte stimmt. Herzlichen Glückwunsch, Roland.

Donnerstag, 19. September 2002

[03h30] Yeah, rock on! Mit dem Fernsehspot weitergekommen als ich dachte! Jetzt geht es glückselig lächelnd in die Heia (BTW: die Diskussionssendung mit Schmidt, Kohl & Co ging noch drei Stunden weiter, u.a. mit dem breitgrinsenden Helmut Schmidt "Herr Kohl, Sie sind ein Zitatenfälscher. Sie sind ein unchristlicher Zitatenfälscher!". Dabei lümmelt er sich super-lässig im Bürostuhl herum, demonstrative zwei Meter vom Tisch entfernt, die ca. 34ste Zigarette in der Rechte halten, das rechte Bein horizontal über den linken Oberschenkel gelegt und grinst den Kohl nur an. Vergesst Clooney, vergesst Dean Martin. Slickness wird nur noch in der Einheit "Schmidt" gemessen.)
[00h55] Während ich so vor mich hinarbeite, läuft im Fernseher (WDR in Übernahme von Phoenix) eine Sendung von Anfang Oktober 1980: das Fernsehduell der Spitzenkandidaten drei Tage vor der Wahl: Helmut Schmidt, Genscher, Kohl und Strauß.
Wie erholsam! Der Tisch in U-Form, die beiden Rechten links, die beiden Linken rechts, in der Mitte ein Weißhaariger von der ARD und Reinhard Appel vom ZDF. Es wird gequalmt was das Zeug hält. Der ARD-Moderator qualmt, und Helmut Schmidt zieht an einer Fluppe nach der anderen (Gauloise?). Während Strauß spricht, muß Schmidt 2-3 mal Husten, zieht das Taschentuch und schneuzt sich. Während einer redet, ziehen die Rauschschwaden durchs Studio. Permanent notieren sich die Kandidaten was auf ihren riesigen Schreibblöcken.
Die Antworten sind ruhig vorgetragen, aber keine gestanzten Phrasen, sondern mehr wie freigehaltene Bundestagsreden. Die Kraft der Aussagen, kommt durch ihre Natürlichkeit. Man hat nicht das Gefühl das im Hintergrund dreitausend Gagschreiber an den Phrasen geschnitzt haben, oder ein Fernsehcoach die Politiker dressiert hat.
Bei aller Ruhe, die rhetorischen Keulen die da geschwungen sind, sind um einige Größenordnungen mächtiger als die Kurzzeit-Pointen der Stoibers und Schröders.
Strauß beschwert sich über Schmidt, dass jener die Briefe die Strauß wegen DDR-Flüchtlingen an den Bundeskanzler geschrieben hat, nicht bewantwortet. Dann ist Schmidt dran, hat in der rechten eine Zigarette, klopft diese mehrmals gegen den schwarzen Aschenbecher, lehnt sich zurück, schrägt seine Schultern an, legt den linken Arm auf die Rückenlehne des Stuhls, während der rechte Arm sich auf den Tisch stützt. Der Kopf ist gesenkt, der Blick geht unten links an Strauß vorbei. Mit ruhiger, gesetzter aber fester Stimme: "Mein lieber Herr Strauß, Briefe an mich, die ich in der Zeitung lese, bevor sie zwei Tage später bei mir eintreffen, pflege ich nie persönlich zu beantworten".
Man diskutiert miteinander, man schaut sich an. Genscher knetet an seiner Unterlippe, nestelt an seiner Krawatte und schaut FJS an, während Strauß ihn angeht.
Neun Jahre vor dem Fall der Mauer, muss sich die SPD Vorwürfe der CDU/CSU erwehren, sie wolle die Westanbindung vernachlässigen... Einmarsch in Afghanistan, Angola-Krise, Polen-Krise, Rüstungswettlauf.

Mittwoch, 18. September 2002

[23h38] MacOS X -- MacOS X 10.2.1 und iTunes 3.0.1 sind via Software-Update erhältlich.
[19h43] Heute nachmittag erreichte mich ein Anruf von Isi, um morgen mittag zusammen mit einem Mittagessen Tanja aus Hamburg/Deutschland/Europa zu verabschieden. Ach ja, und am Rande hat sie mir erzählt dass sie arbeitslos ist.
Ich werd' morgen mehr nachfragen, hat sich aber so angehört, als hätte sie die Multimedia-Agentur gekündigt. Eine weitere. Mit acht Frauen habe ich mehr oder weniger regelmässig Kontakt. Eine hat ihren Vertrag nicht verlängert bekommen, eine wurde gekündigt, eine dritte wurde gekündigt und wird derzeit übergangsweise als feste Freie weiterbeschäftigt, Nummer vier ist selbständig. Bleiben vier Angestellte über. Schon trostlos, was in den letzten zwei Jahren abgegangen ist.
[18h08] News -- Faszinierendes Stück der BBC über den "Ötzi", und was man alles 5.300 Jahre nach seinem Tod alles herausgefunden hat: "Iceman's final meal". 46 Jahre alt, 1m59 groß, im Bereich der Kupferschmelze einer landwirtschaftlichen Gemeinschaft tätigt, hat er kurz vor seinem Tod ein reichhaltiges Mahl genossen. Er war dann im Frühsommer in einen Kampf verwickelt, floh, und wurde tödlich von einem Pfeil im Rücken getroffen. Vor 5.300 Jahren.

Dienstag, 17. September 2002

[20h43] TV -- PREMIERE fährt einen Sparkurs, dass die Schwarte kracht. In der Vorrunde gibt es parallel 8 Spiele live. Einst gab es dazu 8 deutsche Kommentatoren. Letztes Jahr waren es nur noch vier, während die anderen vier in den beiden Sprachen der jeweils beteiligten Mannschaften übertragen wurde. Und heuer? Vorberichte gibt es nur noch eine Viertelstunde vor Anpfiff, und einen einzigen deutschen Kommentator. Für die restlichen sieben Spiele hat man z.B. die Wahl zwischen norwegisch und italienisch (Trondheim vs. Inter Mailand). Noch besser: die Ergebniseinblendung oben links hat man sich bei den anderen Spielen geschenkt...
Ich schlage vor nächstes Jahr auf Live-Übertragungen zu verzichten und stattdessen im Studio Patrick Wasserziehr und Udo Lattek die wichtigsten Szenen der Spieler mit Tipp-Kick nachspielen zu lassen.
[18h16] MacOS X -- Chronistenpflicht: Die Spatzen, Auguren und Gerüchtewebsites pfeifen es von den Dächern. In den nächsten Tagen wird es ein 10.2.1-Update geben. Gestern hat Apple versehentlich bereits die Releasenotes kurzzeitig auf der Website abgestellt. Man besuche die einschlägigen Mac-Sites um Einblick zu nehmen. Bin zu faul.
[18h03] Seinfeld -- Seitdem der Trailer u.a. bei Apple abgestellt ist, macht der für Oktober aviserte Film "Comedian" Furore in der Seinfeld-Gemeinde. Was die meisten so nicht wissen dürften: es handelt sich um ein Dokumentarfilm!
Die New York Times hat in ihrer heutigen Ausgabe über ein Experiment mit Seinfeld geschrieben. Jerry Seinfeld wurde von einem Reporter an einem normalen Vormittag begleitet, wie er sich Material für eine spontane Stand-Up-Comedian-Show am Abend besorgen sollte. "Going Hunting in Seinfeld Country, Just for Laughs"
[17h51] So, der Nachhilfe ist für heute genug, jetzt allmählich ans Geldverdienen ("... und immer an die Kohle denken!", Helmut M. aus M.)
Leider ist mir die bedauerliche Nachricht zu Ohren gekommen, das mein innig geliebter Sender FM4 bedroht ist. Privatfunker hegen Begehrlichkeiten ob der landesweiten Senderkette, und 1-2 verantwortliche Beamte sollen dem nicht abgeneigt sein. Sie seien mit Verachtung, ewiger Finsternis und Verdammung gesegnet!
[10h10] Ich war heute morgen bei "Mäc Bäck". Ich habe solche Läden bereits im Frühjahr in Köln gesehen, und das ist nun die erste solche Bäckerei die ich in Hamburg gesehen habe: eine "Selbstbedienunsgbäckerei" (Hoheluftchaussee, gegenüber von Safeway).
In einem Verkaufsraum von 3,5m x 3,5m steht eine Art Plexiglaswand, mit den Backwaren hinter Glas, die man dann mit einer Zange sich durch ein Loch rausholen kann, ähnlich wie in einigen Supermärkten. Die Backwaren packt man sich auf ein Tablett, geht damit zur Kasse, zahlt, und packt selber die Backwaren in die Papiertüte.
Das Ganze ist preislich natürlich jenseits aller Vorstellung (Franzbrötchen 55 Cents, Berliner 50 Cents, normal sind 70-80 Cents). Die Auswahl: schwer was zu sagen, denn als ich um kurz vor Neun drin gewesen bin, war die Hälfte aller Plexiglasboxen leer. Im Prinzip sollte aber jeder da was finden.
Die entscheidende Frage: Schmeckts? Ja, es geht. Es ist zwar nicht der Überhit, aber, und das ist der entscheidende Punkt, das gleiche Zeug bekomme ich auch in vielen Bäckereien inzwischen vorgesetzt: Teiglinge die im Backofen schnell aufgewärmt werden. Nur das all die anderen Bäckereien den gleichen Preis nehmen wie "echte" Bäckereien. MäcBäck ist insofern konsequenter. Bietet die gleichen Teiglinge, verzichtet auf alles was Kosten verursacht und gibt den Preisvorteil weiter. Geschmacklich ist das nicht besser oder schlechter als die Bäckereien in der Umgebung. Und nachdem die beiden jungen Leute ihre Bäckerei geschlossen haben, gibt es jetzt auch keine "Sympathen" in der Nähe die ich unbedingt aufsuchen müsste...
[09h59] Gestern ist sie über mich herein gebrochen, die Flut an Jobs und "Grünes Licht" für Projekte. In den letzten 24 Stunden drei Jobs. Problem: drei Deadlines bis nächsten Freitag/Montag. Noch'n Problem: Ich werde heute tagsüber nicht zu allzuviel kommen, da ich bei mir zuhause eine bereits lange zugesagte Photoshop-Einweisung für 'ne Freudin mache.

Sonntag, 15. September 2002

Cover der Create Online
Create Online-Cover 30
[13h40] Und noch ein Cover. Das der aktuellen Create Online (Oktober 2002). Man hat in den Foren der Create Online, eMails und Briefen heftigst Prügel für das fade Cover vom letzten Mal bezogen, u.a. auch weil das Cover mit 3-4 Inhaltsangaben versehen war. Man hat dazu in den Leserbriefseiten Stellung genommen ("The September issue cover did come out looking more ordinary than it probably should have") .
Das neue Cover zum Thema "Motion Graphics" ist kein großer Wurf, aber kommt souveräner rüber, als das PAGE-Cover mit hochprofiliertem Photograph und weltbekannten Fotomodell...
PAGE-Cover Oktober 02
Oben: PAGE 10/02,
unten: erster Entwurf
[12h34] Ich hab' letzte Woche u.a. mein Abo der PAGE gekündigt, nach schätzungsweise fünf Jahren.
Die aktuelle PAGE (Titel "Fotografik") hat ein Cover mit dem Photo des gesichtes von Eva Padberg. Im oberen Viertel klemmt ein oranger-weißer Streifen mit dem PAGE-Logo und drei Themen aus dem Heft ("Highlights", "Praxis", Namedropping), unten ein kleiner weißer Streifen ("Tipps", "Tricks", "Kreativ-Gipfeltreffen"). Und ein oranger Einklinker ("MIT STELLENMARKT!"). Der übliche PAGE-Titel halt, bei dem das halbe Inhaltsverzeichnis auf dem Cover gedruckt wird, im Bestreben für alle potentielle Leser ein interessantes Thema abzudrucken (auf dem Cover findet sich: Promis, Webdesign, Print und Fotografie!)
Chefredakteurin Gabriele Günder stellt im Vorwort den ersten Entwurf von Joachim Baldauf vor. Großaufnahme von Eva Padberg, PAGE-Logo, und sonst nichts. Kommentar der Chefredakteurin:
Baldaufs erster Wurf war zwar nur ein grobes Scribble, aber keine Frage, er wollte auch mit den Standards der PAGE-Cobergestaltung brechen. Er sah vor, die Titelzeilen komplett ins Bildmotiv zu integrieren und ganz auf die Kraft des Models zu vertrauen. Durchaus konsequent, aber sollten wir wirklich die geschriebene Sprache in den Hintergrund treten lassen? Mal ehrlich, betrachten oder lesen Sie die PAGE? Greifen Sie zu PAGE augrund der Titelthemen oder ob des Titelmotivs?
Ich wurde nicht nach den Gründen meiner Kündigung gefragt. Aber dieses Vorwort wäre alleine schon die Kündigung Wert gewesen. Es ist die Bankrotterklärung eines Designmagazins, noch dazu garniert mit einer hanebüchenen Argumentation der Chefredakteurin (irgendwie habe ich das Gefühl dass das Vorwort der Beschwichtigung von Baldauf dient, der möglicherweise überhaupt nicht einverstanden ist, mit dem was aus dem Titel geworden ist).
Konsequent die Argumentation ("Greifen Sie zu PAGE augrund der Titelthemen oder ob des Titelmotivs?") und die von Gabriele Gründer implizierte Antwort weitergedacht, müsste das Cover mit dem Inhaltsverzeichnis vollgeschrieben werden und ganz auf ein Titelmotiv verzichtet werden.
PAGE-Cover
PAGE-Cover September 2002
Die Covers der PAGE werden immer schlimmer, mit einem vorläufigen Höhepunkt in der letzten Ausgabe, der "Pudelmützen"-Ausgabe. Dem Vorwort sei Dank, wissen wir nun woher das kommt. Es ist klein, es ist einfach nur klein.
PS: der fairnesshalber sei erwähnt dass es einen sehr guten und detaillierten Workshop in Sachen Verpackungsdesign gibt. U.a. deswegen sehr schön, weil Kilde Communications wunderbar alle Register zieht die mit unterschiedlicher Software möglich ist.
[10h43] Mozilla -- Meine Probleme mit den Bookmarks bei Mozilla sind weg. Ich kann sie nun alle verschieben, bewegen, löschen, editieren.
Es hängt anscheinend wirklich mit der den zahlreichen Mozilla-Browsern zusammen, die ich habe. Irgendwas in der Bookmark-Verwaltung kommt dabei durcheinander. Deswegen ist es besser, wenn man für jeden Mozilla- und Netscape-Browser ein eigenes User-Profil anlegt.
Dies ist ein Tipp der häufig durch Mailinglisten geistert, der mir auch per eMail zugetragen worde. Ich habe ich allerdings nicht nur aus Faulheit bis dato nicht befolgt, sondern weil für die OS X-Version von Mozilla auch schlichtweg nichts zu finden war, um ein User-Profile zu erstellen. Wenn man ein Tick tiefer gräbt, findet man die Bemerkung daß dazu eine Befehlszeile im Terminal eingeben muss. Hat bei mir aber aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt.
Doch, man kann via Mausklicks ein Profil erstellen lassen. Ich habe mich irritieren lassen, durch die Tatsache dass der "Mozilla Profile Manager" nicht als ausführbares Programm gekennzeichnet ist. Ein Doppelklick genügt, und es wird der Manager gestartet.
Also jetzt auch von meienr Seite aus, der dringende Tipp: wer mit mehreren Mozilla- und Netscape-Versionen arbeitet, sollte für jede Version sein eigenes Profil anlegen!
[10h10] Apple -- Es gibt zwei wirklich gute Gerüchteküchen für Stories rund um Apple. Neben ThinkSecret ist es der "Naked Mole Report" bei MacEdition. Im aktuellen Report bestätigt der Maulwurf dass Apple eng mit IBM an den Einbau eines Power4-basierenden Prozessors in G4s arbeitet (Codename "GPUL" -- Giga Processor UltraLite). Zum Zeitplan: bereits seit November 2001 läuft MacOS X auf GPUL-Maschinen, und seit April in Apple-Rechner. Trotzdem wird nicht mit einer Einführung der neuen Architektur im Januar gerechnet.
[10h02] Wochenende ist Aufräumzeit in der Hundehütte.
Ich bin am Freitag früh aus dem Büro gegangen, um per S-Bahn in das weiter westlich gelegene "Elbe-Einkaufszentrum" zu gehen, welches ich zuletzt irgendwann in den 70er Jahren besucht habe. Ich wollte eigentlich zu Staples gehen, aber ich habe bereits bei Karstadt so ziemlich genau das gefunden was ich gesucht habe: Ringbuch-Einlegeblätter für CDs. Die Dinge bei Karstadt haben ein gutes Format und sind billig. Ich bin mir allerdings bezüglich des Materials nicht sicher. Dass ist die Sorte von Kunststoff die irgendwie ganz fiese Weichmacher haben... Möglicherweise sind also meine CDs in drei Jahren fest mit der Hülle verschweißt...
Seit Freitag sortiere ich CD's aus, bzw. sammle das archivierte Material auf meiner Platte, um es dann, neu strukturiert, auf CD zu brennen.
Erfolg bis zum Samstag abend: ein Wäschekorb voll von CDs die weggeschmissen werden können.

 

Hier geht es zu den dogfood in der zweiten September-Woche....

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