dogfood Oktober 2002 [2]

Montag, 14. Oktober 2002

[23h46] Apple vs. Microsoft -- Microsoft ist auch nix zu peinlich. Die haben auf der Microsoft-Website die Switch-Kampagne mit einer anonymen Person (einer Frau, "Freelance-writerin", inkl. Photo) nachgeäfft. Auf der Seite heißt es u.a.:
Mac to PC: Mission Accomplished, Convert Thrilled -- Yes, it's true. I like the Microsoft¨ Windows¨ XP operating system enough to change my whole computing world around. Here's the bottom line: Windows XP gives me more choices and flexibility, and better compatibility with the rest of the technology world.
Heute wurde diese Seite Thema bei Slashdot, Microsoft wurde die ganze Geschichte irgendwie zu heiß und man nahm die Seite vom Netz. Diese Seite kann aber noch vom Google-Cache geladen werden.
In dem Slashdot-Thread wurde auch deutlich warum die Geschichte Microsoft zu heiß wurde. Obidonn fand heraus dass die junge Lady nur ein Fotomodell bei GettyImages ist. Tja, für eine echte, lebendige Person hat es bei Microsoft noch nicht gereicht.
[19h33] Kulturgüter -- Okay, ich halt die nächsten Tage die Klappe, was Sport angeht. Stattdessen Kulturgüter zur intellektuellen Erbauung.
Heute von Praktikanten-Felix brühend warm reingereicht: MK12. Was muss man in der tiefsten US-amerikanischen Provinz zu sich nehmen, um derartig abgefahrene Videos wie "Ultralove Ninja" zu produzieren? (Homepage, auf Einklinker links unten klicken.)
Es gibt, bzw. wird geben, Nachschub für meinen Björk-Altar, zu dem ich jedes Wochenende mit wundgescheuerten Knien und verheulten Augen hinkrieche, nachdem ich mir mit meinen Kontoauszügen den Rücken blutig gepeitscht habe.
Auf DVD erscheint "Volumen" mit allen bislang produzierten Björk-Videos (1993-2002). Ganz pfiffig: Es wird von "Volumen" zwei Versionen geben. Die "Vollversion" mit allen 21 Videos, sowie ein "Upgrade" zum halben Preis, namens "Volumen+" dass die sieben neuesten Videos enthält, die auf der 1999 erschienen "Volumen"-Kompilation noch nicht enthalten sind. Erscheinungstermin 2ter Dezember.
Bereits Anfang November erscheint eine "Greatest Hits CD" mit insgesamt 13 von Fans ausgesuchten Songs, u.a. als neue Single: "It's In Our Hands". Das Video dazu wurde gerade von Spike Jonze gedreht.
Ein neues Video gibt es für "Nature is Ancient" von LynnFox. Das Video habe ich noch nicht gefunden. LynnFox zeichnet sich aber durch das Herumspielen von künstlichen, biologisch-amorphen Formen aus. "Nature is Ancient" wird zum einen auf der "Volumen"-DVD drauf sein, zum anderen auf einer weiteren Compilation namens "Family Tree", die ebenfalls in der ersten November-Woche erscheinen soll. Für ca. 60,- EUR bekommt man sechs thematisch sortierte CDs. Die "Favourites"-CD enthält Björks Favoriten (nicht identisch mit "Greatest Hits"), zwei "Roots"-CDs enthalten frühes, bzw. rares Material, "Beats" enthält Beat-Experimente und die beiden letzten CDs "Strings" enthalten Brodsky-Quartet-Interpretationen. Die "Family Tree"-Box kommt mit 16seitigem Booklet und aufwendiger Verpackung daher. Mehr Infos und Tracklisting bei "etoile-polaire".
Mitte November gibt es einen weiteren Konzert-Mitschnitt auf DVD, mittlerweile den vierten: "Live Royal Opera House". Aufgenommen im Dezember 2001, enthält die DVD neben einiger der Hits, Material von der Vespertine-CD. Das Ensemble ward so auch noch nie auf DVD verewigt: ein grönländischer Chor, die Elektroniker von Matmos, so wie Zeena Parkins an der Harfe (Ausschnitt aus der DVD, sowie "Gratis"-MP3 auf der Seite.).

Sonntag, 13. Oktober 2002

[23h24] WebDev -- Sehr kluges Interview über das neue "CSS-statt-Table"-Design von Wired News mit dem Lycos Network Design Manager Bowman bei Netscapes DevEdge. So wie man sagen muß dass der DevEdge-Bereich von Netscape in letzter Zeit deutlich angezogen hat.
[22h00] NFL -- Giants gegen Falcons war das befürchtet dröge Spiel, mit Fehlern hüben und drüben. QB Collins mit 4WRs, ohne Backfield, und die Falcons zeigen einen "All-Out"-Blitz an. Was macht Collins? 5-Step-Drop und geht in aller Ruhe alle seine Anspielstationen durch. Als er nach dem zwoten Receiver gucken wollte, lagen dann bereits drei Falcons-Spieler auf ihm drauf. Vom Defensive-Backfield der Giants ganz zu schweigen...
Wildes Spiel in Washington. New Orleans geht 20:0 und dann 26:7 in Führung, nachdem die Redskins ihre ersten vier Drives mit INT-INT-FUM-INT beenden (QB für WAS war übrigens Ramsey?!). Die Saints fingen im ersten Quarter mit folgenden Feldpositionen an: eigene 25, WAS05, WAS19, WAS30, WAS18, dann KO-RET zu TD. Ich möchte nicht wissen was da im Stadion der Redskins los gewesen ist. Immerhin konnte Washington im 2ten Viertel noch auf 21:26 verkürzen.
Ebenfalls ganz wild: HOU-BUF, mit Houston die die meiste Zeit geführt haben (teilweise 17:3). Nun führt BUF mit 31:24. Über 400yds Raumgewinn für Buffalo, und das zwei Minuten vor Schluß. Und HOU an BUF 12yd-Line... aber turnover on downs... Uff.
Auch sonst viele Spiele die noch im 4ten Viertel kippten. DAL 14:13 gegen CAR. DAL mit beiden TDs im 4ten Viertel in ihren letzten beiden Drives! BAL-IND: IND führt die ganze Zeit, BAL kommt zurück (20:19) und IND kontert: 20:22, IND siegt durch FG neun Sekunden vor Schluß. MIN-DET: MIN reißt das Spiel um, gewinnt 31:24, nachdem DET bereits 14:0 und 21:10 führt. Zwei TDs im viertel Viertel bringen die Entscheidung zugunsten der Vikes. Wild, wild, wild.
Maddox m.E. weiterhin als PIT-QB nicht überzeugender als Stewart: 16-25-215-1-2. Aber dafür mehr als 200yds Laufspiel (Bettis 109yds). Hätte auch meine Großmutter QB spielen können...
[21h56] Fuck. Ich habe einen Prospekt mit den neuen Büchern aus dem Gestalten-Verlag bekommen. Die Anzahl der interessanten Erscheinungen ist umgekehrt proportional zu meinem Kontostand.
[20h25] Mobile -- Bei "Boxes and Arrows" gibt es einen Schwung an neuen Artikeln, u.a. eine gute und komprimierte Übersicht über den weltweiten Stand der Dinge auf dem Mobile-Markt: "Mobile -- State of the Art".
[19h27] Gerade einen Anruf bekommen: An dieser Stelle zerzlichen Glückwunsch an Jan und Sabina C. die heute mittag einen Wonneproppen bekommen haben. Damit haben beide Leute aus der Köln-Fraktion erfolgreich gebärt. Bereits vor knapp einer Woche Jörg und Xenia. Auch ans Eigelsteintor hiermit schöne Grüße.
[18h13] NFL -- Nach sechs Spieltagen habe ich mich so langsam auf die diesjährige Saison eingetunet. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Saisons von Jahr zu Jahr wilder werden. Die Rams 0-5, bitte? Schottenheimer in San Diego ein Offensiv-Guru, what?
Meine diesjährige NFL-Rezeption wird auch durch die Berichterstattung von PREMIERE etwas gestört. Zum einen gibt es ja bis November ein Spiel pro Woche weniger als letztes Jahr, zum anderen hat PREMIERE inzwischen keinerlei Möglichkeiten sich die Spiele auszusuchen, sondern muß dass nehmen, was die NFL anbietet.
Und die Spiele die die NFL aussucht, sind teilweise arg fad, und haben mit Sicherheit nichts mit dem zu tun, was ein Connaisseur sich aussuchen würde.
Die beiden Spiele am heutigen Sonntag sind z.B. so eine abartige Auswahl, die zudem durch die Verletzungssituation noch uninteressanter geworden.
Um 19h die New York Giants vs. Atlanta Falcons. Die Giants spielen seit Jahren eher unattraktiven Football. Okay, Atlanta wäre noch einigermaßen witzig, da man über den jungen QB Michael Vick Wunderdinge hört. Zu dumm dass er nun aber verletzungsbedingt nicht wird spielen können...
Für den Ex-Giants-Coach Reeves wird das wohl bedeuten eher vorsichtig zu spielen, und viel laufen. Ähnliches hat Giants-Coach Fassel im Sinne, dessen Simpliflizierung des Playbooks am letzten Wochenende erste Früchte trug. Sehr ausgeglichene Auswahl aus Lauf- und Passspielzügen, wobei bei den Läufen man eher auf Tiki Barber als den stämmigen Ron Dayne setzt.
Fassel wird versuchen seine eher gute Defense vorallen auf den Ersatz-QB Doug Johnson zu hetzen. Möglicherweise wird Reeves ähnliches im Sinn haben, well NYG-QB Kerry Collins die Agilität einer bulgarischen Weinbergschnecke hat, und quasi die gesamte Giants-OL kaum eingespielt ist.
Das 22h-Spiel wird das der Oakland Raiders gegen die St.Louis Rams sein. Wird das erste Mal sein, dass man in Deutschland die Raiders mit ihrem neuen Coach Bill Callahan sieht, obwohl Callahan wohl gegenüber den Gruden-Raiders wohl kaum was verändert haben soll.
Mike Martz, Headcoach der Rams scheint nun zu einer Art letztem Verzweiflungsmittel zu greifen. Für den verletzten Kirk Warner wird nicht Second Stringer Jamie Martin spielen, sondern der dritte QB Mark Bulger. Angeblich weil Martin wg. verstauchtem Knie kaum trainieren konnte. Bulger ist seit 2001 in der NFL, hat aber noch nicht einen einzigen Snap genommen. Man wird gespannt sein dürfen, ob Martz deswegen ausnahmsweise verstärkt auf das Laufspiel setzt. Aber das ist meiner Meinung nach, die größte Schwäche eines Martz gewesen, was den Rams auch zwei Superbowls gekostet hat: seine mangelnde Fähigkeit seinen Gameplan an die Umstände anzupassen.
Okay, der Connaisseur kann bei beiden Spielen Aspekte finden, die sie doch noch interessant machen, und bislang gab es bei PREMIERE sonntags auch eher spannende Spiele (keine der permanenten MNF-Shootouts).
[18h05] Heute habe ich "Migräne-Auszeit" genommen. Vor zwei bin ich gar nicht aus dem Bett gekommen. Am Vormittag kurz in die Wanne gestiegen, danach wieder zurück ins Bett. Nun aber, dank der vereinten Kräften von Tee, Instant-Cappuccino, Cola, und Football-Vorfreude durchströmt sowas wie ein Hauch von Lebensgeist meinen Körper.
Bei CNN jagt wieder ein Highlight das andere. Illustrationen zu der "Sniper"-Geschichte werden für die ganz Doofen oben und unten mit einem "Sniper"-Laufband versehen. Alles in Sachen Irak wird nun mit dramatischer Musik und der Animation "Showdown Iraq" angekündigt, und um Newsjunkies endgültig den Rest zu geben, interviewt Wolf Blitzer... ... Laura Bush, Ehefrau von Dabblju. Laura Bush ist ja für ihr hochpolitisches Auftreten legendär. So what. SAT.1 hätte wahrscheinlich Paul Breitner auftreten lassen.
Sorry, noch Restbestände von Migräne-Delirium. Oder Koffein-Überdosis.

Samstag, 12. Oktober 2002

[21h10] Sport -- Zwischenfazit: die Franzosen decken die Slowenen mit Schüssen aus allen Lagen ein (politische Sensibilitäten angeischts dieser Formulierung mal außer Acht geloassen) und gehen schnell mit 1:0 in Führung durch einen strammen Schuß von Viera, während Slowakien - England eine packende und ausgeglichene Partie ist. Das 1:0 für die Slowakier verdient nach längerer Druckphase, ehe die Engländer -- Phrasenalarm! -- über den Kampf ins Spiel kommen, und einige gute Chancen haben, aber noch torlos.
21h17: In Bratislava fängt man inzwischen an mit Sitzen um sich zu schmeissen, große Unruhe in Teilen der Tribünen.
21h34: Halbzeit in Paris, Frankreich 2:0 in Führung durch Länderspieldebütanten Marley. Die Slowenier soweit nicht wirklich gefährlich vor dem französischen Tor gewesen.
Das englische Spiel zeichnet sich durch eine gewisse Stupidität aus: entweder lange Pässe an den Seitenlinien entlang, oder Fummelei durch die Mitte. Die Slowaken, die inzwischen massiv in der eigenen Hälfte stehen, setzen nur noch auf Konter. Der tiefe Boden verunmöglicht aber schnelle Gegenangriffe. England immer dann gefährlich wenn sie aus dem Zentrum heraus schnelle Kurzpässe spielen. Die Slowakier stehen dann meistens nicht eng genug am Mann, brauchen 2-3 Schritte um den Gegenspieler zu folgen.
21h40: Au weia, welche Deppen. Freistoß von Beckham, halblinks, aus 30m aufs Tor gezogen, alle spielt auf Abseits, nur Michael Owen interessiert es nicht, rennt zum Beckham-Schuß, der Beckham-Ball fliegt aber unberührt neben dem Torwart ins Tor. Schiedrichter entscheidet: Owen hat den Ball nicht berührt, also Tor. Andernfalls wäre es Abseits gewesen, und nach der Zeitlupe tendiere ich eher dazu dass Owen doch noch paar Haare dran hatte. 1:1.
21h54: Das Spiel wird etwas offener. das 1:1 war nicht unverdient, da die Slowaken sich weit zurückgezogen hatten, und die Engländer das Spiel kontrollierten. Nun aber, nach dem Ausgleich, nehmen die Engländer Dampf raus, und die Slowenen spüren das, kommen nun etwas forscher aus der eigenen Hälfte raus. Die slowenischen Zuschauer sind übrigens nicht die Obersympathen vor dem Herrn, und quittieren Ballbesitz des schwarzen Spielers Hesky mit den affenartigen "Uh-uh-uh"-Rufen.
21:58: 2:1 England. Kurioses Tor. Die Slowaken verlieren an der eigenen Eckfahne durch ein Dribbling den Ball an Scoles, der den Ball einfach in den Strafraum auf den kurzen Pfosten reindrischt. Ein Slowake tritt über den Ball, ein zweiter Slowake rutscht aus, der Torwart bleibt auf der Linie kleben, und ein Engländer springt in den Aufsetzer rein und köpft den Ball gegen die Laufrichtung des Torwarts ins kurze Eck.
22h06: Riesenchance für die Slowaken, nachdem ein abgefälschter Lupfer an den Pfosten und von dort ins Aus springt. Beim drauffolgenden Kopfball, große Konfusion im englischen Strafraum, mit ca. 20 Spieler die sich dort tummeln. Nachspielzeit. Ein Ball nach dem anderen wird in den Strafraum gedroschen.
22h11: Abpfiff in Bratislava. Slowakei - England: 1:2. Unterdessen hat Marley ein zweites Mal getroffen. 3:0 für Frankreich gegen Slowenien.

"Lall und Lull" oder "Splitscreen rocks"
[20h40] TV -- Literaturpapst Bernard Pivot erfreut sich an seinen Wortspielen: "Ich weise daraufhin dass der Spielmacher der Slowenen, Zahovic, mit 'Z' anfängt, genauso wie unser Spielmacher, Zidane. Also 'Zorro' -- Hihihi -- gegen 'Zorro' -- Hihihi."
[20h31] TV -- Hmm. Das französische Auslandsfernsehen TV5 hat eine teilweise etwas "eigene" Auswahl an Co-Kommentatoren für die EM-Quali-Spiele. Bei Zypern-Frankreich war es Claude Serillon (oder so ähnlich) und beim Heimspiel gegen Slowenien ist es nun Bernard Pivot. Übertragen auf deutsche Verhältnisse würden neben Reinhold Beckmann oder Steffen Simon Ulrich Wickert und Marcel Reich-Radnicki sitzen, und MRR würde einen zweiminütigen Vortrag über die Geschichte von Sarajevo halten. Zugegebenermaßen besser als Dumpfplauderer "Stritzel" Stuck, aber trotzdem... eigen.
[20h08] Heute lag ich wieder mit der GEO EPOCHE "Das alte China" in der Badewanne. Stuff der mich völlig fasziniert. Seien es Dinge mit dem "Was, das hatten die schon Chinesen?", sei es die Frage "Was wäre wenn...?". Wenn z.B. der Kaiser nicht Mitte des 15 Jhrdt. den Befehl zur Rückkehr zur Isolation gegeben hätte, sondern die Chinesen ihre führende Position zur See ausgebaut hätten? Binnen weniger Jahren hatten die Chinesen damals die größte Seeflotte auf die Beine gestellt, die zudem auch technisch vergleichbaren europäischen Flotten überlegen war, mit zum Teil bis zu viermal so großen Schiffen (verglichen mit der Flotte von Kolumbus). Innerhalb weniger Jahre segelte man in einem Gebiet von China über die arabische Halbinsel bis hinunter nach Madagaskar. Gerüchteweise soll man sogar Nordaustralien betreten haben.
Die Chinesen haben auch die ersten Geldscheine der Welt gedruckt (Ca. 11 Jhrdt.) und im gleichen Atemzug auch die erste Hyperinflation der Welt erzeugt...
Faszinierend sind auch die Parallelen die man ziehen kann. So kannte der chinesische Tag, wie der europäische, eine Unterteilung in zwölf Einheiten. Wieso ausgerechnet zwölf, und nicht zehn, fünfzehn oder achtundreissig? Erst nach einer Zeit bin ich drauf gekommen: da die Chinesen auch den Mondkalender kannten, haben sie wohl die Zahl "12" (Monde pro Jahr) auf die Tageszeit übertragen.
Andere Parallele: Sternenbilder. Obwohl ich mich als Kind für Astronomie interessierte, gelang es mir nie Sternbilder zu erkennen. Zu willkürlich waren mir diese künstliche Verbindung von Sternen. Und trotz dieser Willkürlichkeit haben die "Europäer" und die "Chinesen" (teilweise?) identische Sternenbilder, wie z.B. den "Großen Wagen".
Anderes Parallele: Japan und China, die beide im Verlaufe ihrer Geschichte zwischen totalen Isolationismus und agressiven Expansionismus oszillierten. Und das obwohl die Grundvorraussetzungen durchaus unterschiedlich sind. Japan, die kleine Insel im Meer, auf der einen Seite, auf der anderen Seite der Vielvölkerstaat China.
[17h49] TV -- Schau an, was gerade bei PREMIERE auf DISCOVERY gerade läuft: "Abenteuer Discovery -- Thema 1: Pistolen und Gewehre sind stumme, aber verlässliche Zeugen. Thema 2: Auf der US-Army Sniper School lernen Soldaten das exakte Töten. Thema 3: Ein Anwalt versucht zu beweisen, dass sein Klient aufgrund traumatischer Kindheitserlebnisse zum Mörder wurde."
Ja, die Sendung läuft wie angekündigt...
[17h35] Medien -- ...machen mich wahnsinnig. Der RealAudio-Stream des BBC World-Service ist gerade aus rechtlichen Gründen lahmgelegt (sprich: keine Internet-Übertragungsrechte für irgendein Sportereignis). Der RealAudio-Stream von BBC FiveLive mit den Fußball-Übertragungen hinkt 20 Minuten hinter dem Fernsehbild her. Dafür bringt PREMIERE heute abend eine Übertragung der EM-Quali von England -- eine Stunde zeitverzögert.

Freitag, 11. Oktober 2002

[21h43] Das erste was mir einfiel als ich einen Artikel in der Samstags-Ausgabe der SZ gelesen habe: "Nun werde ich sturmreif geschossen.". In dem Artikel "Freiberufler als Nothelfer" werden Pläne diskutiert mehr Freiberufler gewerbesteuerpflichtig zu machen.
Die Modelle, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, sehen freilich trotz des Dementis aus dem Hause Eichel mehrheitlich eines vor: Die freien Berufe, bisher nicht gewerbesteuerpflichtig, werden zur Kasse gebeten. Es herrscht Konsens darüber, dass der Kreis der Steuerpflichtigen zu erweitern ist.
Das vom nordrhein-westfälischen Finanzminister und designierten Ministerpräsidenten Peer Steinbrück (SPD) entworfene NRW-Modell etwa, das Forderungen der kommunalen Spitzenverbände am nächsten kommt, will zwar die Freiberufler, nicht aber die Landwirte in den Kreis der Steuerpflichtigen holen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (DIW) und Verdi wollen auch die Bauern dazunehmen. [...] Die kleinere Gruppe, zu der auch der BDI zählt, will die Einkommensteuer stärker belasten, womit die Freiberufler wieder mit von der Partie wären.
[14h37] Apple -- Das IT-Spezialisten-Magazin "EETimes" hat, in Form eines Artikels von Rick Merrit mit Zitaten des Mikroprozessor-Spezialisten Peter Glaskowsky, noch mehr Indizien gesammelt, dass die Zukunft von Apple in einer Variante des Power4-Chips liegt.
[09h49] Music/Video -- Felix: "Hey, guck mal. Ein Pulp-Tribute-Video auf Heavy.com!". Pahl: "Ihh! Elton John! Phil Collins!? Ist das Dave Stewart? Jamiroquai? Nein, das ist nicht Kylie Minogue. Meat Loaf? Ist der nicht tot? Missy Elliot?".
Na, wer kommt drauf was an dem Video nicht stimmt...

Donnerstag, 10. Oktober 2002

[22h37] MacOS X -- Heute morgen habe ich ja bereits auf die online abgestellten Materialien zur O'Reilly OS X-Conference hingewiesen. Eines ist z.B. eine Powerpoint-Präsentation zum Thema "Mac OS X Help Center". Eben jener kann man entnehmen dass in OS X ein Pseudo-Prokoll "help://" implementiert ist, mit dem man den "Help Viewer" starten kann. Z.B.: help:search=How%20do%20I%print? bookID=Mac%20Help.
Interessanterweise werden lokale (also auf der Festplatte gespeicherte) und im Web gespeicherte Hilfeseiten nahtlos integriert. Web-Hilfeseiten werden dabei drei Tage lang im Cache gehalten, bzw. seit Jaguar via META-Tag auch individuell steuerbar.
Man kann also durch selbstgebastelte HTML-Seiten, plus dem von Apple mitinstallierten Apple Help Indexing Tool eigene Hilfe-Seiten einpflegen. Und man kann AppleScripts integrieren: <a href="help:runscript=OpnApp.scpt string='System:Library:PreferencePanes:Network.prefPane'">Open Network preferences for me</a>. Nein, keine Ahnung ob man via Internet auch lokale AppleScripts ausführen kann...
[21h16] Media -- Ich bin Abonnent des "Breaking News"-eMail-Alerts von CNN. Man kann dem Service eine gewisse Einseitigkeit nicht absprechen. Überall auf dieser Welt können sich Terroristen sonstwie in die Luft jagen, ohne dass CNN einen News-Alert spendiert. Aber wehe es wird feuchtes Toastbrot gefunden, von dem bewiesen werden kann, daß es ein Al-Qaeda-Mitglied zu lange hat draussen liegen lassen...
Dienstag, 15h: "U.S. Marine killed and another injured in Kuwait shooting."
Mittwoch, 16h: "U.S. links al Qaeda terror group to a deadly attack on U.S. Marines in Kuwait.", 20h: "Grand jury indicts director of Illinois-based Islamic charity with funneling funds to al Qaeda.", 21h: "U.S. troops in Kuwait open fire in second clash in as many days, military sources tell CNN."
Donnerstag, 21h: "The U.S. House of Representatives approves resolution giving President Bush authority to use force against Iraq."
Keinen eMail-Alert gab es zum Bombenanschlag in Israel heute morgen, zum Bombenanschlag in Tschetschenien heute nachmittag, zum Bombenanschlag auf den Phillipinen, zur EU-Einigung, zu den Wahlen in Pakistan oder Kashmir.
[19h07] Werbung & Wahrheit -- Feines Kurzinterview in der "Le Monde"mit Arnaud Cocaul, einem Ernährunsgwissenschaftler in Paris.
"Im Jahr 2000 war das Werbebudget für angereicherte Lebensmittel ('industrie agroalimentaire') fünfmal so hoch, wie die Mittel zur Bekämpfung von Übergewicht [...] Danone spricht im Falle seines Joghurts Actimel von der 'gesunden Tat am Morgen', Ferrero spricht in seiner Werbung davon dass in der Kinderschokolade soviel Kalzium wie in einem Glas Milch ist. All diese Behauptung sind unsinnig. Von was für einem Glas Milch spricht man? Vollmilch? Pasteurisiert? Wenn man behauptet dass ein Joghurt gesund ist, muß man wissen, dass man das eigentlich von jedem Joghurt sagen kann. Die Industrie drückt aber die angereicherten Joghurts auf den Markt, um einen höheren Preis nehmen zu können [...]"
"Die Werbeslogans sind keine Lügen, aber zumindest tendenziös. Der Hersteller von Frühstücksflocken betont wie wichtig und gesund es sei zu frühstücken und gibt sich dadurch ein pseudo-ernährungswissenschaftliches Image. Zu dumm dass er vergißt zu sagen wie fettig seine Corn Flakes sind [...]"
"Was uns wirklich Kopfschmerzen bereitet, ist die Zunahme von Übergewicht bei Kindern. Ist Ihnen aufgefallen dass es in der Werbung keine dicken Kinder gibt? Neben dem pseudo-ernährungswissenschaftlichen Anstrich den sich die Unternehmen geben, trägt auch diese virtuelle Welt die nur aus dünnen Leuten besteht, ihre Teil mit dazu bei, dass die Ernährungskultur verloren geht. Auch wenn die Werbung nicht die Alleineschuldige ist, trägt sie mit der Illusion dass Produkte nicht dick machen würde, dazu mit bei. Die Kinder haben keine festen Essenszeiten mehr, nehmen dafür pausenlos irgendwelche Snacks zu sich. Dazu verführen die immer wachsenden Produktgrößen auch dazu, mehr zu konsumieren. Eines Tages wird sich dass gegen die gesamte Industrie wenden!"
Der französische Werbebeirat hat heute strengere Richtlinien bzgl. Werbeaussagen von Lebensmitteln beschloßen.
[15h00] Web/Animation -- Wem Itchy und Scratchy zu weich waren, dem empfehlen wir "Happy Tree Friends". Obacht: nicht wirklich jugendfrei.
[13h45] Irgendwas sagt mir, das Berti Vogts derzeit in Schottland kein wirklich gutes Standing hat.
[13h20] Software -- ThinkSecret rudert in Sachen Macromedia Director zurück und kommt meinen Spekulationen damit näher. Director MX, Codename "Foster" wäre demnach derzeit in Beta, und Veröffentlichungstermin wäre eher in der ersten Jahreshälfte 2003. Director MX soll quasi funktionsidentisch mit Director 8.5 sein, nur "carbonisiert".
So ganz koscher halte ich die Story von ThinkSecret immer noch nicht. Halböffentliche Betas werden eigentlich nicht sechs Monate vor dem Release gemacht. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, das ein Release einer neuen Director-Version ohne neue Features Sinn macht.
Gestern bin ich übrigens bei dem Xtras-Hersteller "Electronic Ink" gewesen, der in einer TechNote bzgl. der OS X-Kompatibilität seiner Xtras erwähnt, dass es seit Anfang 2002 eine Alpha-Version eines OS X-SDK für Xtras von Macromedia gibt. Noch ein grund mehr für mich zu glauben, dass ein Director MX eher um die Jahreswende als später erscheinen wird.
[10h46] Gestern war ein ziemlich belangloser Tag. Nicht langweilig, sondern belanglos. Ohne Höhepunkte, nichts was ich den Nachfahren der Pahl-Dynastie irgendwann erzählen werde.
Der Trend zum Spätaufstehen geht weiter, Tendenz aber abnehmend, bin ich schon um halb zehn aus dem Haus gegangen. Es war Mittwoch, also wieder zwei Packen alte Zeitschriften auf die Straße geschleppt. Die Paketschnur frißt sich im Verlaufe der fünfzig Meter so in die Hand rein, dass ich jedesmal ein halbes Blutbad befürchte.
Es ist kühl, die Sonne scheint. Ich gehe das kurze Stück Hoheluftchaussee bis zur Gärtnerstraße runter, und sehe einen halbleeren 20er an mir vorbeifahren. Es hat wg. Straßenseitenwechsel keinen Zweck loszurennen. Schade. Wenn der 20er derartig leer ist, ist das ein sicheres Zeichen dass erst kurze Zeit davor ein anderer 20er schon die Haltestellen abgeräumt hat, was im Umkehrschluß heißt, dass man auf den nächten 20er umso länger warten darf, der dann auch umso voller ist.
War nicht ganz so schlimm. Im Gegenteil, überraschend leer. Bis zum Alsenplatz, wo derzeit überraschend viele Leute zusteigen. An der Kreuzung Holstenstraße hält der Bus an der Ampel, ich wühle mich von der hinteren Sitzbank in die Busmitte, zu den Türen. Ich bleibe kurz vor der Tür stehen, und ein kleiner Säugling der auf dem Schoß seiner Mutter sitzt, greift nach meinem GEO-Heft, dass ich zusammengerollt in meiner Rechten halte.
Ein ziemlich fetter, ca. 50jähriger Mann (ca. 1m50 breit!) steht mit Krücke an der Tür. Der Bus hält an der Haltestelle an, die Türen gehen auf. Dennoch kann erstmal keiner aussteigen, denn der "Blocker" muss sich erst langsam von der rechten Seite des Ausgangs an die linke Seite bewegen, da er die Krücken mit der rechten Hand nimmt, und nur mit der linken Hand das kleine Plastikgeländer der Tür greifen kann. Hinter ihm und vor ihm warten ca. jeweils 20 Leute die aus- bzw. einsteigen wollen.
Dann ist der Propfen ausgestiegen, und die Menschen strömen aus dem Bus. Die Menschenflut bewegt sich unisono zur Kreuzung, überquert die Alsenstraße, um sich dann zu verzweigen. Die eine Hälfte verteilt sich auf die Bushaltestellen an der Stresemannstraße, die andere Hälfte, u.a. ich, geht in den S-Bahnhof rein, nimmt die Rolltreppe.
Da dass Wetter gut ist, ist mir nach einem Spaziergang, deswegen beschließe ich die S21 zu nehmen. Der Bahnhof Diebsteich ist zwar etwas weiter weg von meinem Büro, aber genau das was ich haben will. In Konsequenz heißt das auch, dass nach ganz hinten auf dem Bahnsteig gehe, da der Ausgang Diebsteich am Zugende ist.
Wie ich den Bahnsteig entlang gehe, überhole ich einen älteren Mann, der laut vor sich hinmurmelt. Ich bleibe hinten stehen, und sehe dass der Mann sich ebenfalls gen Zugende bewegt. Ende vierzig, untersetzt, altmodische Brille mit dicken Gläsern und dicken schwarzem Brillengestell, etwas unrasiert, mit grauen Bartstoppeln, anthrazitfarbener Regenmantel, hellgrauer Pepitahut, tief ins Gesicht gezogen. In der Linke Hand nicht etwa ein altmodische Aktenkoffer, sondern ein moderner Computerrucksack.
Der Mann bleibt 3-4 Meter von mir entfernt stehen, und murmelt weiter vor sich hin, während er auf den Boden starrt: "Gute Menschen gehen in die Kirche... Das weiß jeder... Gute Menschen gehen in die Kirche... Ich bin auch ein guter Mensch., ich gehe in die Kirche... Ich bin auch ein guter Mensch, zumindest auf dem Papier... Ich bin ein guter Mensch... Gute Menschen gehen in die Kirche..."
Na ja, was soll man dazu sagen. Jeder Mensch hat das Recht vor sich hinzumurmeln. Wenn er allerdings aus seiner Tasche ein riesiges Messer gezückt hätte, hätte es mich auch nicht erstaunt.
Die S21 fährt ein, ich steige ein. Der Zug, wie üblich um diese Zeit, in Richtung Elbgaustraße, ziemlich leer. Dieser Abschnitt der S-Bahntrasse, ab Abschnitt Holstenstraße mit dem Abzweig nach Altona bzw. Diebsteich, hat für den Connaisseur etwas faszinierendes, da die Trasse nach Altona extrem pfiffig geführt wird. Mit Rücksichtnahme auf die Gleisverteilung in Altona, wird das Gleis Richtung Innenstadt mit den Gleisen aus/in Richtung Diebsteich via Tunnel auf die andere Seite gelegt, so daß man in Richtung Altona teilweise Links- statt Rechtsverkehr hat. Aber halt nur was für den Kenner...
Diebsteich ist eine furchtbar graue S-Bahn-Haltestelle. Zur rechten dass riesige Gelände der Bundespost, mit Sortieranlagen, Paketzentrale etc... zur linken ein merkwürdiger Mischmasch aus Arbeiterviertel mit Backsteinhäuser und halb abgerissenen bzw. heruntergekommenen Kleinstindustriegelände.
Wenn man unter den Diebsteichtunnel durchgeht, und dann nach halblinks in die Leverkusenstraße einbiegt, kommt man in eine Kopfsteinpflaster-Straße in der nach einer Zeit links und rechts sich 4-5geschössige dunkelrote Backsteinhäuserzeilen aus den 50er Jahre erheben. Die Straße macht irgendwie den Eindruck, als würde sie ihre Identität nicht kennen. Offensichtlich gibt es dort keinerlei alteingesessene Geschäfte mehr. Es gibt zwei kleinere Läden die Zeitschriften, belegte Brötchen und den inzwischen unvermeidlichen "Coffee-to-go" aus der Karstadt-Thermoskanne anbieten. Kaum Computerzeitschriften, aber viel Yellow-Press. Die Kneipen sind rustikal, rustikaler geht es nicht mehr. Die "hier-hängt-Vati-nach-Sechs-seinen-Feierabend-ab"-Kneipen mit Namen wie "Bei Fiete" oder "Jürgens Eck". Diese Kneipen sind offensichtlich ziemlich duster. Kleine Fenster, meistens hängen auch noch schwere Gardinen davor. Aber trotzdem permanent die Tür offen, fast als wolle man das Licht der Außenwelt reinlocken: "Komm' rein! Wir lassen dich nie mehr raus!". Kleine schwarze Löcher für Männer und Licht. Und ein Imbiß, mit den Standards des deutschen Imbißwesens, welches eben seit einiger Zeit nicht nur aus dem panierten Schnitzel besteht, sondern auch aus dem ausgehängten "Döner"-Wappen.
Am Ende der Straße dann der Lärmschock, wenn man auf die stark befahrene Stresemannstraße zurückkehrt, auf der zu allem Überfluß derzeit auch Sielbauarbeiten stattfinden. Kurz vor McDonalds nehme ich dann die kleine Stichstraße, den Celsiusweg, und laufe am Recycling-Hof vorbei. In der Nähe stehen immer zwei türkische(?) Mädchen, knapp unter zwanzig, haben ein Einkaufswagen und halten ein Schild hoch. Sie versuchen anscheinend Leute kurz vor dem Recyclinghof abzufangen, und zu fragen ob sie die Sachen nehmen könnten. Der Celsiusweg mündet in den Bahrenfelder Steindamm, einer Straße mit hellen 2-3geschossigen Altbauten. Allerdings ist selten ein Fußgänger an der stark befahrenen zweispurigen Straße zu sehen. Die Straße wirkt immer etwas verlassen. Dann einmal ums Eck, und ich bin in der Daimlerstraße und kann das Büro sehen.
In der Küche werden Plätzchen gebacken, die dann am Nachmittag für Anzeigen photographiert werden. Im Verlaufe des Tages arbeite ich relativ konzentriert an einer Zeichnung, ärgere mich über den sehr intoleranten Klickbereich der Anker in Illustrator. Auf FM4 berichten sie am Mittag recht ausführlich über die EU-Erweiterung. Spannendes Thema, wenn man bedenkt wer/was demnächst alles EU ist, wie groß das Gebiet wird.
Folgerichtig wechsle ich um 17 Uhr den Stream und höre mir die "Ortszeit" im DeutschlandRadio an. Ich kann es so recht nicht glauben dass Verheugen und die EU wirklich keinen Notfallplan haben, wenn die Iren die Erweiterung bei der Volksabstimmung zu Fall bringen...
Halb sechs packe ich meine Sachen und gehe los. Mir brummt etwas der Schädel vom Arbeiten in Illustrator, und ich beschließe den Heimweg zu Fuß zu gehen. Wetter ist gut, nicht zu kalt, und mit den Kastanien und Eicheln ist das Ganze auch endlich angemessen herbstlich.
Es geht die Leverkusenstraße wieder hoch, in den Diebsteichtunnel. Am Ende des Tunnels nach links, die Fußgängerrampe hoch. rechts die Post, links die S-Bahn. Die Rampe mündet in eine Fußgängerbrücke die über die inzwischen nicht mehr existenten Gleise zur Post führen. Es gibt keine hohen Häuser in der Nähe, man sieht viel grauen Himmel, ein grau was übergangslos in die Dämmerung übergeht. Eine Szenerie die sehr kalt wirkt, und in all ihrer Kälte und Gräue etwas faszinierendes hat und mich an die Brücke an der S-Bahnstation Warschauer Straße in Berlin im Winter erinnert. Die Schneise unter der Brücke ist völlig zugewachsen, die Steinwände mit Graffitis versehen. Links die Rampe wieder runter, in die Große Bahnstraße.
Die Bahnstraße ist ein Gebiet mit Kleinstindustrie. Vormittags fahren schwere Lastwagen vorbei, liefern Schrott und Beton in den Fabriken ab. Als ob die Gebäude nicht abweisend genug wären, werden noch kleine Schilder an den Zäunen aufgehängt: "betreten verboten". Mitten zwischendrin eine kleine Hütte, die auch am frühen Abend noch auf hat: ein Imbiß.
Dann die Keuzung mit dem Holstenkamp. Die erste Keuzung an der mir die Verwendung des "Grünen Pfeils" aufgefallen ist. Auf der anderen Straßenseite wartet eine junge Frau auf dem Fahrrad auf die grüne Fußgängerampel. Sie hat sich eben von einem etwas zauseligen, verschroben aussehenden Mittdreißiger mit Rauschebart verabschiedet. Wohl Bürokollegen. Der Mann wartet an der anderen Ampel und kann sich von der Frau gar nicht genug verabschieden. ppchen zum anderen. Normalerweise würde ich auf Computer-Geek tippen, aber da beide offensichtlich aus einem Betrieb in der Nähe kommen, liegt die Vermutung auf Ingenieur beim TÜV-Nord nahe. Wie die Ampel von mir und der Frau grün wird, überquere ich die Straße und komme dem Mann näher. Rotbraune zauselige Haare. Und ich wundere mich über die sehr alt aussehenden Augen.
Es wird dunkel, einige Autofahrer machen das Scheinwerferlicht an. Ich laufe am Bürogebäude des TÜVs vorbei, höre ein Schließgeräusch. Eine füllige Frau schließt die Glastür des Gebäudes auf.
Die Große Bahnstraße mündet in die Kieler Straße, eine sechspurige Ausfallstraße nach Nordwesten. An der Ampel steht ein Dreißigjähriger mit einem großen Dobermann. Zwei kleine Kinder überqueren gerade die andere Straße, vollbepackt bis unters Kinn mit McDonalds-Tüten. Meine Ampel wird grün, ich überquere die Kieler Straße, und gehe sie dann ein Stückchen rauf. Rechts ist eine längere, mit Efeu zugewachsene Steinmauer. Ca. zwanzig Meter vor mir schießt eine kleine Maus aus der Mauer raus, und bleibt auf dem Fußgängerweg stehen, während nicht nur ich mich der Maus nähere. Von "oben" kommt mir ein junger Mann entgegen. Ich rechne fest damit dass die Maus von Panik ergriffen, sich auf die Straße stürzen wird, was angesichts des Verkehrs wohl ihr Ende bedeuten dürfte. Ich bin nur noch drei Meter von der Maus entfernt, als sie losrennt. In die Mauer zurück.
Kurz hinter der Mauer gehe ich rechts in den Paciusweg rein und dann die Methfesselstraße runter. Der angenehmste Teil des Weges. Ein Altbauviertel, entspannte Stimmung, wenig Autoverkehr, viel Laub auf dem Fußweg. Aus einigen offenen Fenster kommt Musik. Menschen machen ihre letzten Einkäufe im kleinen Spar-Markt oder im Getränke-Handel an der Ecke zur Lappenbergsallee. Ich wechsle die Straßenseite. An der Ecke zur Sillemstraße kommt mir eine junge Frau mit todtraurigem Blick entgegen. An der Ecke zur Müggenkampstraße macht die Fleischerei gerade zu. Der Boden wird gewischt, der Glastresen leergeräumt. Sechs, sieben Menschen in weiß-blau-gestreiften Kitteln machen und tun, oder quatschen einfach nur.
An der Bank kommt mir ein Dreißigjähriger mit fliehenden Kinn entgegen. Er ist in Eile und rennt daher die Straße runter. Dieses Rennen paßt überhaupt nicht zu seinem Aussehen, und sieht ziemlich weibisch aus. Die offenen Hände bewegen sich in weiten Bogen vor seiner Brust.
Normalerweise wechsle ich gleich hinter der Baustelle wieder die Straßenseite zurück, aber da ich für das Abendessen Thunfisch vorgesehen habe, mache ich halt beim türkischen Gemüseladen an der Ecke zur Hessestraße. Der Laden macht einen guten und netten Eindruck, auch wenn der junge Türke an der Kasse offensichtlich enttäuscht ist, dass ich nur ein Fladenbrot kaufe.
Ich laufe an der kleinen Grünanlage, dem Else-Rauch-Platz vorbei, als ein kleines 5-6 Jahre altes Mädchen rausrennt und sich vor mir postiert: "Absperrung, Absperrung". Das kleine schwarze Mädchen mit den rotstichigen, krausen Haaren, die zu zwei Zöpfen hochgebunden sind, und dem olivgrünen Parka, steht mit ausgebreiteten Armen, versperrt mir kurz grinsend den Weg, bevor sie mit einer Vierteldrehung mir den Weg freigibt und dem nächsten Passanten blockiert.
An der nächten Ampel warte ich auf Grün, und reiße mir ein Stück von dem Fladenbrot ab. Ich laufe dann etwas Zickzack in die Lutterothstraße rein, dann um die Ecke in die Schwenckestraße. Dort stehen zwei kleine aber dicke Frauen, irgendwas um die dreißig. Beide mit Kinderwagen. Die eine hat ein Handy und brüllt rein "Nein, ich sagte dass ich dich nicht verstehe!". An der Ecke zum Eidelstedter Weg steht ein Büdchen. Zwei junge Männer lehnen sich mit dem Ellbogen auf das Holzbrett vor dem Schaufenster. Aber irgendwie machen die beiden eher den Eindruck als wären sie mehr auf die Verkäuferin als auf irgendwelche Chips oder Schnäpschen scharf.
Ich überquere den Eidelstedter Weg, direkt vor den steil in den Himmel ragenden Wohnsilos, die derzeit wegen Renovierung teilweise in Plastikfolie verhüllt sind. Immer wenn ich an der Stelle bin, fällt mein Blick auf die andere Straßenseite, wo in einem kleinen ockerfarbenen Gebäude ein Esoterik-Büro ist. Und ich frage mich wie man an diesem, wg. Straßenverkehr eher unausgeglichenen Ort, so ein Büro betreiben kann, und dann noch bei offener Tür?
Ich gehe hinter Aldi und Lidl den Bötelkamp hoch. Aus dem Fitneßcenter kommen zwei Leute raus, verabschieden sich, und steigen in ihre Autos. Etwas weiter weg, sieht man die Kräne auf dem Beiersdorf-Gelände. Die "Park-Palette", ein mit einfachsten Mitteln hochgezogenes sechsstöckiges Parkhaus, ist voll illuminiert, aber noch leer. Dahinter wird das neue Forschungslabor von Beiersdorf hochgezogen. Am Zaun zur Troplowitzstraße hin, sind einige Wohncontainer für die Bauarbeiter aufgereiht. Der eine Container ist die Küche, und immer wenn ich vorbeilaufe, hell erleuchtet, aber leer. Zeitungen liegen auf dem Tisch, Orangensaft-Tetra-Paks. Dahinter stehen einige Autos. Opels und Fords. Teilweise aus den östlichen Bundesländern.
Dann eines der Laborgeböude von Beiersdorf, 6-7 Stockwerke hoch, mit diesen grau-braunen Kieselstein-Betonplatten und merkwürdig hervorstehenden Fenstern, die zudem nach unten geneigt eingebaut sind. Ich frage mich wie beschissen es für Fensterputzer sein muß diese Dinger sauberzumachen.
Ich gehe die Troplowitzstraße weiter rauf. Vor mir steigt eine gutaussehende Frau aus dem Auto einer Bürokollegin oder Freundin aus. Ich laufe vorbei und höre wie die Stöckelschuhe hinter mir losstacksen und mir folgen, ehe sie zehn Meter weiter in eines der Häuser verschwindet.
Ich trotte an der Polizeiwache vorbei. Kurz vor mir steigt ein Fünfzigjähriger mit Vollbart und Ledermantel von seinem Fahrrad runter und schiebt das Rad auf das Gelände der Polizei rauf. Irgendwie sieht er nach Polizist aus, und ich frage mich ob er dem polizeieigenen Fahrradständer mißtraut und sein Fahrrad lieber reinschiebt. Nein, tut er nicht. Er stellt es neben der Tür ab. Also wahrscheinlich noch nicht einmal ein Polizist...
Es ist inzwischen komplett dunkel geworden. Ich laufe am Hochhaus vorbei, in dem ich früher gewohnt habe, und wo meine Mutter wohnte. In der ehemaligen Wohnung meiner Mutter sind wieder Gardinen aufgehängt, allerdings kein Licht.
Ich warte an der Kreuzung um die Hoheluftchausse zu überqueren. Der kleine Geschenkeladen neben dem türkischen Restaurant hat noch auf. Der Besitzer hat den kleinen Wassernapf in Katzenform wieder reingebracht, aber die Tür ist noch offen. Ich biege in den Itzehoer Weg ein, und bin erleichtert: das Altpapier ist weggeräumt. Vor zwei Wochen fiel die Abholung einmal aus, mit der Folge dass sich zwei Wochen lang relativ viel Dreck am Straßenrand sammelte, und es zu allem Überfluß auch noch regnete und die abgestellten Papierhaufen in Pappmachée verwandelte...
Keine Post, ich gehe die Treppen rauf, mache die Haustür auf, lege Mantel und Tasche ab, gehe auf Klo, spule den Videorekorder zurück, und lasse das aufgezeichnete Baseball-Spiel aus der Nacht losplätschern, während ich abwasche, Essen mache, Tee zubereite. Ein belangloser Tag.
[10h42] MacOS X -- O'Reilly hat nun die Präsentationen der O'Reilly-OS-X-Konferenz online gestellt.

Mittwoch, 09. Oktober 2002

[13h05] Web -- Manchmal erreicht mich die Frage warum ich kein Diskussionsboards habe, oder diesen oder jenen anderen Schnickschnack für dogfood habe. Der oberste Nagel-auf-den-Kopf-Treffer trifft den Nagel wieder auf den Kopf. Zeldman: "we like authoring The Daily Report by hand and will continue to do so. We also churn our own butter."
[11h38] Ich mache es mir inzwischen zur Angewohnheit immer minimum ein Magazin auf der Fahrt von/zum Büro mitzuschleppen, um auf der Fahrt meinen Stapel an nicht gelesenem Material abzubauen).
Das "Magazine de semaine" ist das GEO EPOCHE-Heft "Das alte China" (Inhaltsverzeichnis). Wenn das Heft das Niveau des ersten Artikels hält, dann kann jeder getrost seinen Thriller-Roman zur Seite legen.
Im ersten Artikel geht es um den "Ersten Kaiser" von China, der ca. 230 v.Chr. das aus zahlreichen Klein- und Kleinststaaten bestehende China mittels blutigen Feldzügen (man spricht von ca. anderhalb Millionen Toten) "einigte", und mit einem Netz aus gesellschaftlichen Regeln und Gesetzen überzog, die teilweise noch bis heute bestand haben (die Aufteilung Chinas in einzelne Verwaltungsgebiete ist nahezu identisch mit der der Qin-Dynastie, die Breite der chinesischen Eisenbahn entspricht der der im Qin-Reich normierten Wagenbreite).
Gleichzeitig war die Qin-Dynastie ein sehr repressives Regime. Die Gesellschaft wurde in "5er-Blöcken" eingeteilt, z.B. die Bauern oder Armeen. Begann einer der Soldaten aus dem 5er-Block Fahnenflucht, wurden die vier anderen hingerichtet.
Hinter den Kulissen tobten im Apparat Intrigen ohne Ende. Bezeichnend die Episode vom Tod des Kaisers. Der befand sich mit seiner Gefolgschaft gerade auf Reisen. Der engste Berater hielt den Tod einige Monate geheim, liess aber Fischkörbe am Kaiserwagen aufhängen, damit diese den Gestank der in der Kutsche verwesenden Kaiserleiche "übertünchten". Man möchte fast meinen dass damit eines der Grundprinzipien der modernen Demokratie erfunden wurde...
Also: "Geo Epoche", Nr. 8 - 4/02, "Das alte China", EUR 6,90
[11h25] Software -- Re: Director. Bob Tartar, zuständig für Macromedia Developer Relations, postet in einer Mailingliste: "Thinksecret and their sources are incorrect regarding the expected release date of an OS X version of Director." und betont nochmals dass die nächste Director-Version auch eine OS X-Version sein wird. Also schaun'mer mal was Ende Oktober passiert.

Dienstag, 08. Oktober 2002

[14h08] Software -- Wenn das Gerücht stimmt, dann ist Macromedia Director auf der Mac-Plattform tot. "Macromedia Director for OS X due next year"
ThinkSecret ist bislang eine zuverlässige Gerüchtequelle gewesen, aber ob dieses Gerücht so stimmt, ziehe ich in Zweifel.
Ab Januar werden alle neuen Macs nicht mehr in OS 9 booten können, und der Director hat innerhalb der "Classic"-Umgebung Macken, die ein intensives Arbeiten verunmöglichen (Sounds, Fonts).
[00h09] Software -- Mir nicht ganz klar, warum Softwarekonzerne meinen, sie müssten ihren Kunden immer was aufdrücken... Adobes Online-Funktionalität (u.a. regelmäßiges Nachschauen ob Updates vorliegen) ist z.B. seit Illustrator 9 (oder gar 8?) drin. Und es gibt permament bei den Leuten Ärger damit. Sogar auf den Support-Seiten von Adobe kann man nachlesen, dass just diese Funktionalität zu Abstürzen führen kann. Unter OS9 und auch OS X.
Ich frage mich, warum die Funktion nicht ganz abgeschafft wird, oder zumindest defaultmäßig abgestellt wird? Denn finden tut die Online-Funktion Updates auch nicht regelmäßig, und für zwei Updates die Adobe maximal nachschieben tut, bevor wieder 300,- Euro für das nächste Upgrade fällig sind, braucht man den Boohay nicht. Als Softwarehersteller würde ich doch sagen: "Die Funktion macht mehr Ärger als dass sie Vorteile bringt, schmeißt sie raus". Und stattdessen die Daten der registrierten Kunden benutzen um bei Updates eMails an eben jene rauszuschicken.

 

Hier geht es zu den dogfood in der ersten Oktober-Woche....

<<= dogfood-Indexseite

 

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