Nicht zu verachten aber auch das sonnenbeschienene, halbleere Glas mit Multivitaminsaft, an dessen Rand eingetrocknete Flüssigkeitsreste kleben. Nur echt mit dem Pillendöschen daneben.
Richtig. Ich höre alte Zivildienstschule raus. Natürlich bleiben auch von anderen Säften diese etwas brockigen, sämigen Reste am Glas kleben. Aber der Multivitaminsaft, der spielt in einer anderen Liga. Sythetik pur. Die fiesen klebrigen Tropfen auf dem Tisch, gepaart mit diesem unglaublich künstlichen Geruch der sich dann intensivst in den Räumlichkeiten verbreitet. Der Multivitaminsaft, die Mutter aller Fruchtsäfte, in Wahrheit ein Hybrid aus Duftbäumchen und Sekundenkleber.
Mir persönlich ist ja noch eine andere Flüssigkeit im Gedächnis haften geblieben. Das Mineralwasserglas mit den merkwürdigen weißen Schwebeteilchen. Das nach dem Essen immer für das schnelle Zwischendurch-Putzen der Dritten Zähne benützt wurde.
[19h30] WebDev_Software -- Langsam treffen die ersten User-Berichte zu
Macromedias Studio MX2004 ein.
Flash MX 2004 kommt eher positiv weg, insbesondere die beschleunigte Benutzeroberfläche unter MacOS X, allerdings neigt die Flash-Gemeinde zum "Jubelpersertum"
Gestern nachmittag wurden die Kinder locker von einer Horde aufgekratzter Senioren geschlagen. Mit dem Primat des Alters wurden erst einmal alle Plätze gekapert, der Grundgeräuschpegel entsprechend hoch.
Wo die Kids sich erst in ohrendröhnenden Lautstärken hochschaukeln müssen, fackeln die Senioren nicht lange und steigen schon bei zirka 100dB ein. Die Umwelt wird durch die Waffe der "Repetition" mürbe gemacht. Wird am Ende des Busses ein mäßig witziger Schwank gemacht ("Vorsicht, Kekse machen fett! BRUHAHARHARHAR!"), rollt in den nächsten Minuten der Witz durch den Bus. Die Urheberin fängt damit an, dass sie die Witzischkeit durch drei oder viermaliges Wiederholen betont und in die anwensenden Hirne penetriert ("Vorsicht, Kekse machen fett! BRUHAHARHARHAR!"). Damit niemandem im Bus dieses köstliche Bonmot entgeht, wird es von der alten Dame in der Sitzreihe davor nochmals aufgesagt ("Vorsicht, Kekse machen fett! BRUHAHARHARHAR!"). So arbeitet sich die Gute Laune durch den Bus und ist zehn Minuten später auch vorne angekommen ("Vorsicht, Kekse machen fett! BRUHAHARHARHAR!").
Um sich zu vergewissern dass diese Altersheim-Humor-Granate auch wirklich vorne angekommen ist, schickt noch einmal eine Art "Witze-Ping" aus, und bringt den Spruch noch einmal an ("Vorsicht, Kekse machen fett! BRUHAHARHARHAR!"). Anhand der Reaktionen (umdrehen, Dritte-Zähne grinsen einen an) kann die Urheberin abschätzen, ob die Pointe schon vorher diese Stelle im Bus passierte. Passiert der Satz binnen drei Minuten noch einmal den Bus, jedesmal durch "BRUHAHARHARHARHAR!" akklamiert, kann davon ausgegangen werden, dass diese gerontologische Humorbombe überall auf bekanntes Terrain traf.
Immer wieder werden solche verbale "Pings" losgelassen. Irgendwas wird gesagt, nicht immer was witziges ("Vorsicht, Kekse machen fett! BRUHAHARHARHAR!"), als ob man ein Lebenszeichen von sich geben wollte und von den anderen eine Reaktion als Bestätigung erwartet, dass man noch unter den Lebenden und Wahrgenommenen weilt. Das Zuschwallen als Existenzbeweis.
Dann wird schnell mal ausgerufen: "Wo sind die Schmidts? Sind die Schmidts im Bus? Ich sehe sie nicht! Die Schmidts sind nicht da! Wir haben die Schmidts vergessen!". Wieder quält sich dieser "Ping" durch den Bus, bis von vorne die Beruhigung zurückwalzt: "Die Schmidts sind vorne."
Im Alter sind die kleinen Freuden groß. Anscheinend als eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Fraß aus Santa-Fu-Gefängnisbrot und diarrhöe-fördernden Milram-Diät-Fruchtquark, werden kleine Balsen-Schoko-Butterkekse herumgereicht. Jeder Keks ein Hochgenuss an dem eine Viertelstunde gelutscht, gesaugt, gebissen und gekaut wird. Wie ein Wiederkäuer wird die wohl inzwischen breiige Masse immer wieder von der einen Backe in die anderen gewälzt, in der Hoffnung dass das eine oder andere Geschmacksatom an den Mundschleimhäuten und der pelzigen Zunge hängenbleibt.
Ist der Keks den Weg alles irdischen gegangen und hat sich Richtung Darm verabschiedet, wird mit der Zunge jede noch so kleine Unebenheit der Zähne nach letzten Keksbrocken abgetastet. So scheinen die Stunden ins Land zu ziehen. Einig Bus, einig Keksland.
Sollte ich einmal so weit sein, bitte erschießt mich. Obwohl, meine Hoffnung ist ja, dass ich aus der Wahrnehmung meiner Umwelt ausfaden werde, bevor es mich dann auch biologisch hinrafft, Der eigene Tod als lautloser "Plopp".