dogfood November 2003 [1]

Freitag, 07. November 2003

[13h47] WebDev -- Time for some Flash-News (vulgo: MM-Bashing), wenn auch schon teilweise einige Tage alt. Courtesy Actionscript.com:
Macromedia reagiert auf die heftige Kritik und veröffentlicht im November erstmals in der Firmengeschichte ein Update der Flash-Authoring-Umgebung. Macromedia hat sich bislang in Sachen Flash so allergisch gegen „punkt eins“-Releases gesträubt, dass der einzige bis dato erschienene Patch, zu Behebung von Soundprobleme in der Mac-Version von Flash5, „5.0c“ genannt wurde.
Interessanterweise wurden übrigens in dem MM Conference Call-Audio Stream Bugs explizit (neben zu komplizierter Funktionalität, Marketing, Demo-Versionen und Produkt-Activation) als Gründe für unerwartet schwache Abkäufe von Studio MX genannt (Audio-Stream: Minute 11 - 13). Ein Punkt den man so in der Breeze-Präsentation der Quartalszahlen noch unter dem Tisch hat fallen lassen.
Product-Activation vergräzt weiterhin User.
However, one of the most problematic aspects of product activation is that you now have made an investment that is contingent on the software provider staying in business and continuing to support your version of the software. [...] Now I'm not saying Macromedia is in any danger of going under [...] but what if they did? Maybe Bill Gates would buy them and inform us that we all need to upgrade in order to continue to use our software. Or, maybe Macromedia just decides two or three versions into the future that we should not be using Flash MX 2004 any longer and they just cease to activate it for us.
Bei RoughlyDrafted gibt es einen längeren Aufsatz über MM Studio MX und Product-Activation.
While Macromedia insists that no personal information is sent as part of the 'anonymous' verification process, both the verification and the user's personal registration information are tied to the same serial number; Macromedia doesn't say they won't use information gathered in verification along with registration data for marketing purposes. In fact, their privacy policy includes the statement that the company 'may occasionally update, amend, or change their privacy policy based on user feedback and as needed.' The Macrovision SafeCast they chose for DRM lock down was expressly designed to gather personal data from users.
Mir wurde zugetragen, dass Sascha Wolters im „unabhängigen“ MX-Magazin in seiner Kolumne die Product-Activation mit dem Kaufen eines Kino-Billets verglichen haben soll, welches am Eingang vorzuzeigen ist.
Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Reden wir eher vom Kauf einer Zehnerkarte fürs Kino. Und beim zweiten Besuch von „Herr der Ringe“ fragt der Herr Kontrollör: „Was wollen Sie den hier? Auf der Zehner-Karte steht, sie hätten den Film gestern schon mal gesehen! Das waren doch bestimmt nicht Sie? Die Zehner-Karte ist nicht übertragbar! Sie dürfen da nicht rein!“ Damit unser Kino-Besucher nun doch noch einmal „Herr der Ringe“ sehen kann, muss er erstmal die Geschäftsführung anrufen und verargumentieren warum er den Film ein zweites Mal sehen will. Okay, der Geschäftsführer ist eher gut gelaunt, sein Lieblinsgverein hat gewonnen, also ist er mal nicht so und nimmt es dem Besucher ab, dass es seine Karte ist und er den Film ein zweites Mal sehen will.
Product-Activation ist nichts anderes als Software mit eingebauter Gesichtskontrolle bei der der Käufer komplett von der Gnade des Softwareunternehmens abhängt. Eine Einschränkung der Benutzerrechte, ohne dass dem Käufer irgendein Vorteil entsteht. Die Last wird wieder einmal mehr vom Softwareunternehmen weg, hin zum Käufer und Benutzer verschoben.
Insbesondere angesichts der quasi monopolartigen Stellung von Flash (zumindest auf dem Mac-Markt), bekomme ich Würgreize.
Eine rechte runde Diskussion Pro und Contra Central, ebenfalls auf ActionScript.com: „Central Beta: What's really possible?
[13h07] WebDev -- Da ich in den letzten Tagen aus zeitlichen Gründen eine gewisse Internet-Abstinenz an den Tag legen musste, wäre mir eine nicht unwesentliche Meldung flötengegangen, wenn Eike mich nicht drauf gestossen hätte:
Unter dem Motto „Flash-Killer“ subsummieren die meisten Medien ein von Microsoft nun vorgestelltes, für „Longhorn“ vorgesehenes Grafiksystem. „Avalon“ soll sich um die 2D-Darstellung kümmern, also z.B. User-Interfaces darstellen. Das Ganze hört sich sehr nach einer Microsoft-eigenen Variante für SVG an. Zwar ebenfalls XML-basierend, aber „XAML“ genannte „Programmiersprache“.
Zum „Bäh-Faktor“ zählt, dass Microsoft sich mal wieder weigert eine offene und standardisierte Architektur zu nehmen (eben SVG) und in weiterer Konsequenz mal wieder jeglicher Crossplattform-Möglichkeit entzieht.
Ohhh-Punkte“ wird es für die vermutlich hautenge Verzahnung mit anderen Betriebssystem-Komponenten geben, da eingebettet in .NET (wobei diese Verzahnung immer ein zweischneidiges Schwert ist, siehe Sicherheits- und Datenschutzprobleme).
Und schließlich die großen Fragezeichen: „Avalon“ wird nur dann nicht floppen wenn es Microsoft gelingt akzeptable Tools zu produzieren. Ein Gebiet auf dem sich Microsoft, at least außerhalb der reinen Code-Tools, extrem schwer getan hat. Das soll nun mit „Sparkle“, dem Authoring-Tool für „Avalon“ anders werden. Theoretisch.
Im Mittelpunkt des Interesses steht Flash. Die Reaktionen in den US-Blogs war ebenso eindeutig wie schnell: „Sparkle“/„Avalon“ sind ein Angriff auf Flash. Gleiche Stoßrichtung, wenn auch mit etwas anderem Schwerpunkt („thin clients/Flash“ vs. Betriebssystemverankerung). Und Macromedia kann aufgrund seiner freiwillig gewählten Windowslastigkeit (anders kann man die nur noch als unverschämt zu bezeichnenden MM-Mac-Versionen nicht interpretieren) kaum mit dem Pfund der Cross-Plattform wuchern.
Je länger ich aber darüber nachdenke, halte ich ein anderes Ende der Geschichte für wahrscheinlicher. Wann war das letzte Mal das Macromedia Konfrontationskurs gefahren ist (abgesehen von Adobe)? Eben. Man wird sich arrangieren. Man wird mit Microsoft kuscheln. Z.B. einen XAML-Export in Flash MX2006 integrieren. Und da gibt es ja auch die immer wiederkehrenden Gerüchte eines Aufkaufes MMs durch MS. Würde Sinn machen, wenn MS ein Killertool für „Avalon“ bräuchte. Zumal Macromedia sich bislang immer extremstens aufgeschlossen zeigte, gegenüber kleinen Geldgeschenken (Intel subventioniert(e) diverse MM-Projekte, wie z.B. Director 8.5, Central oder Flash für bestimmte Intel-Architekturen)
Mehr Infos: Microsoft-Watch, atnewyork.com, Scobleizer, ActionScript.com
[10h47] Ich bin gestern abend bei einem „After-Work“-Treff hängengeblieben, erst irgendwann nach halb drei ins Bett gefallen und heute entsprechend etwas neben der Rolle.
Wir sind im „Shiraz“ in der Juliusstraße/Schanzenviertel gewesen, einer von einem Perser geführten Cocktailbar. Als Nicht-Alkoholiker habe ich mich entsprechend durch einen recht kleinen Teil der Karte gekämpft, der es aber in sich hatte. So gibt es feisten Pfefferminz-Tee (mit und ohne schwarzen Tee) mit frischen Minzbüschelchen.
Die absolute Krönung war aber der „Pink Ipanema“. Ipanema ist wie Caipi, nur ohne Alkohol: Rohrzucker, Limette, Rohrzucker, Grapefruit-Saft. Statt Rum gibt wird Ginger Ale genommen. Für das „Pinke“ sind Maracuja-Nektar und Erdbeersirup zuständig. Sehr geil.
Am Schluß gab es auf Kosten des Hauses ein Schnapsglas voll „B 52“ (Bailey, Strohrum, Wodka), den ich dann, wenn auch nicht in einem Zug, runtergekippt habe. Lippen haben danach gebrannt, als hätte ich sie mit After-Shave eingerieben. Aber ansonsten keine Auffälligkeiten von meiner Seite. Kein Busengrabschen, keine Beschimpfungen, kein Entkleiden, kein Schwanken, Nach-Hause-Weg problemlos gefunden.
Der Abend löste auch eine sich mir seit langem stellende Frage. Ich hole aus:
Vor knap zehn Jahren war ich in eine französische Illustrationsstudentin verschossen, die damals gerade in Hamburg. Anläßlich einer Messe haben wir uns in Paris wiedergetroffen und beim Mittagessen hat sie mir von ihren arabischen Wurzeln erzählt. Die Eltern waren „Schwarzfüße“ („pieds noire“), also Französisch-Algerier die im Rahmen der Unabhängigkeit Algeriens 1962 vertrieben worden sind. Sie hat mir dann einiges in Sachen arabischer Schriftzeichen gezeigt. Sie konnte mir aber damals eine Frage nicht beantworten: warum schreiben Araber von rechts nach links. Das ist eher unpraktisch, da mit dem Handballen die frische Schrift verwischt werden würde. Sollten die Araber alle Linkshänder sein?
George vom Shiraz klärte gestern auf. Recht banal. Die Araber haben schlichtweg eine andere Handhaltung beim Schreiben. Unsereiner hält beim Schreiben (als Rechtshänder) den Stift nach links weg. Dies scheint in den arabischen Ländern unüblich zu sein. Dort wird der Stift vielmehr nach oben weg gehalten. Der Handballen sitzt also nicht neben der Schrift auf, sondern 1-2 Zeilen unterhalb der Schrift auf.
Wieder eines der Rätsel gelöst, die einem das ganze Leben begleiten. Nu' kann ich in Frieden sterben.
[09h21] Web -- Unglaublich: die schlechtesten Platten-Cover der Menschheitsgeschichte. Mein Favorit, aufgrund seiner Zurückhaltung: „Let me touch him“.

Donnerstag, 06. November 2003

[10h40] Web -- Weil es mir gerade wieder hilfreich war: einer der schönsten Dienste die das Web anbietet, ist iStockphoto. Es handelt sich dabei um eine „Bildagentur“, d.h. man kann sich Stockmaterial (Photos, Illus) ansehen und kaufen, z.B. für eine Website.
iStockphoto hat zwar nicht den Namen der Großen wie „Getty Images“, „Bavaria“, „Mauritius“ oder „Digital Vision“. Sofern aber nicht feiste Größen in Druckqualität benötigt werden, können die Bilder qualitativ mithalten. Im Gegenteil: die Sujets sind bei weitem nicht so glattgebügelt wie bei den großen Agenturen. Und inzwischen ist die Auswahl breit genug, dass ich bislang, wenn ich was gesucht habe, nie mit leeren Händen die Site verlassen habe.
Vorteil von „iStockPhoto“: die Kosten. Wenn man die Hürden der Einrichtung eines Benutzerkontos genommen hat (PayPal etc...), zahlt man knapp 50 US-Cent pro Bild, was knapp zweieinhalb Größenordnungen unterhalb dessen liegt, was man bei den „Großen“ zahlen darf, die zudem etliche zusätzliche Lizenzbeschränkungen haben.
Nicht unclever: wer Bilder „kauft“, zahlt in „Credits“ (jeder Credit wiederum kostet 50 Cent). Wer selber Bilder reinstellt, die dann auch „gekauft“ werden, bekommt im Gegenzug „Credits“. So gibt es einen steten Zufluss an neuen Material.
[10h00] Oh Mann, mir gestern abend einen Wolf gezeichnet, zudem für ein seit zehn Tagen überfälliges Geburtstagsgeschenk. Immerhin fast fertig. Eine halbe Seite noch colorieren und noch ein letztes Mal nochmal mit dem fineline über alle Seiten gehen.
Belohnung: heute morgen konnte ich mich allenfalls aus dem Bett rollen und, wie auch immer, in die Wanne hieven. Nach der Dusche war zumindest aufrechter Gang wieder machbar. Bin mir nicht ganz sicher ob es am späten Zu-Bett-Gehen liegt, oder es die Last meines Gewissens wg. der Verspätung ist.
Irgendwie bin ich ins Büro gekommen, aber alles dringt nur zu mir als ob es ein fernes Echo wäre. Ein Hauch von Schwindel liegt über den Vormittag. Würd' mich nicht wundern, wenn ich durchaus wortwörtlich vom Hocker kippe. Auf dem Weg ins Büro, präziser gesagt: in den Backstein-Schluchten der Helmholtzstraße haben sich Möven und Krähen akustisch derart die Kante gegeben, dass ich nicht wissen möchte was für ein Blutbad droben angerichtet worden ist. Diese surreale Geräuschkulisse trug nicht gerade dazu bei, den Tag etwas gefestigter zu erleben.

Mittwoch, 05. November 2003

[12h57] Music -- BBC Radio 1 stand anscheinend die letzte Woche im Zeichen von „OneLive in Brighton“ und hat diverse Sets als Stream online gestellt (zumindest bis zum Wochenende). Erwähnenswert wäre das knapp einstündige Set von LFO/Mark Bell in „Breezeblock“, welches zum Ende hin wunderbar aufgekratzt wirkt. Und Gilles Peterson hat für „Worldwide“ ausnahmsweise seine meist gähnend langweiligen Brazil-Sachen zuhause gelassen und liefert einen seiner inspirierteren Sets ab, inkl. Live-Auftritt vom „Quantic Soul Orchestra“.

Dienstag, 04. November 2003

[22h12] Music -- Nachklapp zu „Sugarman“ von David Holmes auf www.thefreeassociation.tv/: FM4 spielt (sagenhafterweise) nicht den kurzen RadioEdit, sondern die viereinhalb-Minuten-Version, die auf der Seite unten aufgeführt ist und die ich fieserweise hiermal als RealAudio-Stream-Deep-Link aufführe.
[14h21] Music -- Schlagt mich ob meiner Berechenbarkeit: Musikstück der Stunde, ach was, des Monats (zumindest für die nächsten Tage) David HolmesSugarman“ (als Stream auf www.thefreeassociation.tv/ unter „Free Audio“).
Jajaja, derzeit langsam in die Heavy Rotation von FM4 reinrutschend. Aber ein Lied zur Jahreszeit wie Faust aufs Auge. Oder Schlag ins Bauch. Oder Herbst im Hirn.
[10h40] Bei aller Liebe: soviel kann ich nicht kotzen wie ich möchte, wenn ich, während mein Schreibtisch brennt, einem User der seit einem Jahr tagtäglich vor einem Computer sitzt, die Tastatur erklären muß. „Shift, Apfel, S. Ja, alle drei gleichzeitig.... Shift? Das ist die 'Umschalttaste'... Sag' dir 'Hochschalttaste' etwas? Auch nicht?... Ähhh, nein, zweite Reihe von unten, ganz links... Ja, alle drei gleichzeitig. Genau, das ist die Shift-Taste...
Arghhhhh...

Montag, 03. November 2003

[09h12] Eher müder Gang in den Bus, da bereits um sechs aufgestanden und einen ersten Job erledigt. In Mantel eingemurmelt trotz eher schweißtreibenden zehn Grad. Im Bus den Intellektuellen raushängen lassen und die „Le Monde diplomatique“ gelesen (die höchste Stufe der Protzerei ist erreicht, wenn man sich nicht mit der deutschen Ausgabe abgibt, sondern das französische Original liest).
Wir erreichen endlich Altona. Ich werde endlich das Pickelgesicht im Parker neben mir los (das Gesicht ist nur schwer irgendwo in der Kapuze zu erahnen), die seit Holstenstraße ein Mohnbrötchen nach dem anderen in sich hineinschiebt und entsprechend Mohn- und Kümmelgeruch ausdünstet. Mit leerem Magen wird man bei solchen Sachen leicht aggressiv. Zumindest schnell ausfallend, Pickelfresse.
Und dann ein Wunder. Ein Wetter wie es für Suizid wahrscheinlich nicht besser geeignet ist und mir doch viel Spaß macht. Es ist dunkel. Die Wolken hängen tief, wollen fast augenblicklich losregnen.
Das grüne Leuchten“ ist der Titel eines Films von Eric Rohmer und beschreibt das Phänomen, dass kurz vor Sonnenaufgang für wenige Sekunden der Horizont grün leuchtet. Dies wäre der Moment des Tages an dem die ganze Natur inne hält und kein Geräusch von sich zu geben scheint.
Das sind vielleicht die spannendsten Wettermomente. Nicht wenn etwas eintritt, sondern die Erwartung. Nicht das Gewitter, sondern der aufkommende Wind Stunden vorher und die dann plötzlich eintretenden Windstille. Suspense.
Heute morgen. Der Himmel dunkel, als könne sich Hamburg nicht entscheiden ob es noch Nacht oder schon Tag sein soll. Ein Wind der die fetten, regentriefenden Wolken vor sich her trieb. Alles wartet auf den Regen. Vögel scheinen nur mit einer Flüsterstimme zu piepsen. Die Mütter mit dem Kinderwagen legen einen Gang zu, um die Blagen noch rechtzeitig ins Trockene zu bringen.
Ich sehne mich nach Regen, Sturm und Gewitter. Ich freue mich auf die ersten Abende mit Schneefall, an denen es mich raustreiben wird, mit unbändiger Lust in einer fast stillgelegten Großstadt spazieren zu gehen, oder im kleinen Park nebenan die jungfräulich-schneeweiß bedeckten Spazierwege durch Joggen zu entweihen, bevor Hunde mit ihrem gelben Urinstrahl ihr Revier markieren und Menschen mit ihren Schuhen den dreckigen Straßenschneematsch mit dem fiesen Granulat reinschleppen.
Okay, vor dem Wintereinbruch von mir aus bitte schön noch einen sonnigen Herbsttag mit viel Laub und dem ganzen Chichi. Aus gegebenen Anlaß bitte irgendwann diese Woche.
[08h54] Music -- Es will nicht mehr rausgehen: „Aaaahennschääälll!“. Permanent summe ich vor mich hin. Rob Smith aus der guten alten „Smith & Mighty“/„Rockers Hifi“-Schule mit einer Maxi: „Angel in Poverty“, erschienen auf Grand Central.
Gefunden in Back to the Basics, der Mittwochs-Ausgabe auf FSK (BTTB-F098, wer suchet, der findet...), bei der noch ein Haufen anderer exzellentester Neuerscheinungen gespielt wurden: Jon Kennedy, Luke Vibert, LFO.

Samstag, 01. November 2003

[21h26] Games -- Nachtrag „F-Zero GX“: Im „Sapphire-Cup“ der „Long Pipe“-Kurs in Port-Town. Wenn das nicht Droge ist, dann weiß ich nicht was.
In Höchstgeschwindigkeit kacheln 30 Fahrzeuge in eine kilometerlange Röhre rein, streuen sich auf der Suche nach Beschleunigungsstreifen quer über die gesamte Röhre, oben, links, unten, rechts, kreiseln spiralförmig über den ganzen Röhrenquerschnitt. Die Röhren verjüngen und verbreiten sich, werden zu Sprungrampen. Das Gehirn hat nach zehn Sekunden aufgegeben, den Rest kann nur noch das Unterbewusstsein machen. Die direkte Verbindung Auge <-> Hände ohne Umweg Hirn. So muss Geschwindigkeit sein.
Hirn ausschalten. Ja, jetzt weiß ich was ich in letzter Zeit vermisst habe. Die Zeit ohne Hirn.
„F-Zero“ ist soeben um einige Prozentpunkte bei mir gestiegen.

Gee-Magazin
[16h48] Medien -- Neues Videospiel-Magazin: „Gee“ -- Games, Entertainment, Education. Das Heft macht auf dem ersten Blick einen guten Eindruck, weil es mit aufgeräumten Layout daherkommt, welches sich merklich erwachsener als die Konkurrenz gibt. Nicht sensationell, aber doch deutlich anders.
Und dann fängt man an das Magazin auch zu lesen und vorbei ist es mit dem frisch erworbenen Respekt. Das Heft (3,- EUR) besteht aus kurzen Info-Häppchen ohne Tiefgang. Einige Artikel wirken bis aufs Entsetzlichste gestellt (z.B. Photostrecke „Volkszählung -- Streifzug durch deutsche Spielzimmer“), andere sind schamlos dem Web entnommen („Für uns hat Tal Blevins die Leipziger Games Convention mit der E3 in Los Angeles verglichen“).
Die Tests wirken heruntergerissen und in der Bewertung willkürlich. So bekommt „Viewtiful Joe“ eine Seite lang Lobhudelei, am Ende aber nur 7 von 10 Punkten. Warum, wird nicht andeutungsweise erklärt.
Es mag erstaunen wie „Gee“ in der Erstausgabe an soviele fette Anzeigen gekommen ist. Antwort: Tauschgeschäfte. Auf allen in „Gee“ beworbenen Fernsehsendern liefen „Gee“-Werbespots. Zeig'mein Spot, ich druck' deine Anzeige.
[15h51] WebDev -- Die multimediale Arbeitswelt wäre um einiges simpler, wenn irgendwo einfach stehen würde: „Geht“ oder „Geht nicht“.
Den gesamten gestrigen Vormittag habe ich versucht QuickTime VRs via JavaScript zu steuern. Eine nicht unbeträchtliche Menge Zeit geht flöten, weil auf Apples Developer-Site derzeit in Sachen QuickTime einiges kreuz und quer geht und man auf sehr viel „Link Rot“ stößt, Links also ins Leere führen.
Ärger wird es schon, wenn man dann fündig wird (u.a. QTVR JavaScript-Befehle), aber man die Sachen nicht zu laufen kriegt. Und auch der von Apple spendierte Beispiel-Code nicht mit Mozilla oder Safari laufen will. Und sich im Web sowieso nicht ein einziges anderes Beispiel (funktionierend oder nicht-funktionierend) finden ließ. Irgendwann gegen Mittag, reift dann die Kenntnis, dass man eben stundenlang geradewegs in eine Sackgasse reingerannt ist.
QTVR-Steuerung via JavaScript? Bis zum Beweis des Gegenteils: Geht nicht.
Und für alle die mir nun das Gegenteil beweisen wollen: ad1/ Ich rede von JS -> QTVR (namentlich: Ansteuerung von Nodes), nicht umgekehrt! ad2/ Ja, crossbrowserkompatibel, at least Mozilla.
Nachklapp zu Apples QTVR. Apple muß sich die Frage gefallen lassen, ob man QTVR schon beerdigt hat. So gibt es von Apple themself keine Software die QTVRs auf Basis der seit QT5 vorhandenen „cubic panaromas“ erstellen kann. Das QT VR Authoring Studio wird auch nicht auf den offiziellen Software-Seiten promotet, versteckt sich irgendwo ganz hinten im „Made4Mac“-Bereich.
Das sind so die kleinen „Nebenkriegsschauplätze“, abseits der derzeit recht verkorksten Apple-Updates und Upgrades, bei denen der Apfel keine gute Figur macht.

F-Zero GX
[15h18] Games -- Für den gepflegten Frust- und Aggressionsabbau aus dem Kaufhausregal geklaubt (der örtliche Videospiel-Handler war noch ohne): F-Zero GX für den Gamecube.
Das was im Vorfelde behauptet wurde und dann von zahlreichen Testberichten unterstrichen wurde, bestätigte sich: das Spiel ist schnell, es ist sehr schnell. Ein Rennspiel auf Speed wie allenfalls die höheren Levels von Rez.
Die Steuerung wirkte auf mich anfangs zu arcadig, aber wenn man sich langsam an das Tempo gewöhnt, kommt man besser zurecht und fängt an mit Analog-Stick und Schultertasten gleichzeitig zu steuern.
Die schwereren Strecken gingen mir flüssiger von der Hand als die einfachen Kursen. Die Strecken sind, je schwieriger, desto ausgeflippter. In „F-Zero“ wird mit einer Art Magnet-Gleiter gefahren, weswegen nicht nur auf Bahnen oder in Röhren gefahren/geschwebt wird, sondern auch außen auf Röhren. Gemischt mit Loopings, Sprüngen, Beschleunigungsstreifen und bis zu 29 Konkurrenten, spielt sich auf dem Fernseher ein mächtiges Spektakel ab, zumal die Grafik nie auch nur einen Hauch ruckelt.
Und trotzdem: die ganz große Liebe ist es nicht. Jeder „Science-Fiction-Racer“ muss sich an „WipeOut“ (wann war dat? 1995?) messen lassen. Eine derart perfekte Symbiose von Grafik (The Designers Republic), Spiel/Spielbarkeit und Sound (Chemical Brothers, The Orb, Leftfield, Prodigy) erlebt man nur alle 3-4 Jahre (Jet Set Radio, Rez).
Und da springt „F-Zero“ trotz aller technischer Potenz zu kurz. Sowohl Grafik als auch der technoide Sound sind effektheischerisch. Aber die Strecken besitzen keine Persönlichkeit. Zwar gibt es Wasser-, Wüsten-, Wald- und Stadtwelten, aber man könnte die Hintergründe ebensogut auch anderen Strecken zuordnen, es würde keinem auffallen.
Wo XBox auf „dicken Schwanz“ macht („wir haben die technisch beste Konsole“), Sony mit schierer Marktmacht alles niederwalzt („werfen wir es auf dem Markt. Wenns floppt, kratzt es keinen“), hätte Nintendo mit seiner Marke und den Franchises wie F-Zero, Metroid, Zelda etc... einiges in die Waage zu werfen. „Risiko“ ist aber nicht das Ding von Nintendo. Wagen tun andere was, wie z.B. Capcom mit „Viewtiful Joe“.
Und so spielt sich „F-Zero“ nett, aber auch wie eine verpasste Chance. Zum Frustabbau reicht es.