[10h42] Gestern habe ich die letzten Dateien für
das Buch aus der Hand gelegt und an den Verlag geschickt.
Seit 1-2 Tagen verstärkt sich bei mir Müdigkeit, Schlappheit. Ich habe gestern abend eine halbe Stunde lang, ohne laufenden Fernseher oder sonstige Geräuschkulisse, nach draussen, auf Fußbodenplatten gestarrt, beobachtete Ameise die aus einer Ritze rauskrochen und in einen anderen Spalt reinkrochen. Ich starrte, auf dem Bett liegend, aus der Balkontür auf das gegenüber liegende Haus, fuhr mit meinen Augen die Struktur der Dachpfannen des Erkers ab.
Ich glaube, ich bin ausgebrannt. Ich brauche 2-3Tage an denen ich mich, mit der Fernbedienung in der Hand, nicht aus dem Bett bewege. Vielleicht auch 2-3h alleine durch Wälder spaziere.
Doch die nächsten Termine dräuen. Heute nachmittag meine Versicherungsmaklerin. Ich könnte kotzen. Verschiebung bringt nix, irgendwann muß man es ja dann doch machen. Selbst in der „stille Zeit“ zwischen Abgabe des Buches und Erscheinungstermin stehen hinreichend viele Jobs an, die abgearbeitet werden müssen.
Es ist der merkwürdige Spagat aus „großem, aufwändigem, ruhmreichen“ Projekt und vielen kleinen Jobs, die liegengeblieben sind, aber mein Lebensunterhalt bedeuten. Egal was man macht, wie man sich entscheidet, am Ende des Tages bleibt schlechtes Gewissen.
Daher ist für mich der Tag des Erscheinens des Buches kein großartiger Jubeltag, sondern schließt einen Abschnitt ab und startet gleich den nächsten mit Arbeit. Und dieser Abschnitt wird möglicherweise nicht sehr viel anders aussehen, als der jetzige. Denn mit Veröffentlichung des Buches sind meine Arbeiten daran bzw. damit nicht abgeschlossen. Und die anderen Jobs sowieso nicht. Der Spagat bleibt also noch eine ganze Weile.
Nur ein kleiner Teil der Arbeiten am Buch sind öffentlich sichtbar. Der Job besteht eben nicht nur aus Layout-Rumgeschiebe und Text einhacken. Es gibt da noch den großen Bereich den man vielleicht in Ermangelung eines besseren Begriffes „Projekt-Handling“ nennen könnte. Das Handling von im Projekt involvierten Menschen, was sich nicht nur auf 15 Blogger-Individuen beschränkt, sondern auch auf den zweiten Herausgeber, all die Verlagsmenschen und schließlich die Personen von „außerhalb“ erstreckt, die Anfragen oder ein Anliegen haben, auch wenn dieses nicht immer offenkundig vorgetragen wird.
Dem eigenen Tun wird von außen eine (Ge)Wichtigkeit beigemessen, die aus der Binnenperspektive lächerlich ist. Es wird angefangen sich an Inhalten vorbeizumogeln, dafür wird mit Ideologie und Attitüde geworfen. Es hat mitunter etwas „Leben des Brian“-haftes.
Und nun? Sich bis zum Wochenende retten, einen Tag off nehmen und dann sich bis zum nächsten Wochenende retten und dann zwei Tage lang die Fernbedienung an die Hand knoten.
Viereinhalb Stunden bis zur Versicherungsmaklerin.