[11h12] Untersuchungsausschuß — So im Nachklapp betrachtet, und das ist meine ehrliche Meinung — wenn ich es anders sehen würde, würde ich es hier so auch offen ausschreiben — war der gestrige Auftritt des Außenminister Fischers, bei aller Neutralität und das ist jetzt nicht auf die Person Fischers gemünzt, arg ermüdend.
Immer dort wo er, man verzeihe mir diese saloppe Formulierung, nicht ganz sattelfest war, und nach meiner unmaßgeblichen Meinung war das ziemlich häufig der Fall, auch wenn mir jetzt eine demoskopische Zahlen, oder wie wir sagen, „handfeste“ Zahlen nicht vorliegen, neigte Joschka Fischer zum Griff in die, und ich meine das jetzt nicht böse, Phrasenschublade und baute Nebensätze, Einschübe, Floskeln und ähnliches ein, um einfach seinen Gegenüber, wenn denn dieser kombative Begriff denn überhaupt hier angewendet werden sollte, müde zu labern.
Das Frage-Antwort-Spiel, nein, „Spiel“ ist vielleicht nicht der korrekte Begriff, aber mir fällt jetzt kein besserer ein und das Wetter draussen ist vielleicht auch zu schön um jetzt weiter nach alternativen Begriffen zu suchen, erschöpfte sich meistens darin, dass Fischer auf Fragen nach Handlungen ausschweifenden Zustandsbeschreibungen von sich gab. Nach fünf Minuten Fischer-Monolog, und an dieser Stelle sind Ausschweifungen von meiner Seite aus nicht nötig — nicht das ich etwas gegen Aus- und Abschweifungen hätte oder diese in einem Absatz oder einem Diskurs nicht auch ergänzendes oder erheiterndes schaffen könnten und damit den Gesamtbeitrag und seine Grundaussage auch auf völlig anderes, gegebenfalls höheres Niveau bringen könnte— hatte jeder vergessen was die Frage war und die Nicht-Beantwortung fiel nicht auf.
In den letzten Tagen, man kann darüber streien ob es immer kompetent und sachgemäß erfolgte, wurde viel über Fischer und sein Verhältnis zur Macht gesprochen und geschrieben. Doch bei aller fremdmedialer Aufbereitung dieses Phänomen „Fischer“, fand ich die Rhetorik von Fischer gestern verräterischer.
Ich weiß nicht ob irgendwo ein Protokoll der gestrigen Untersuchungssausschußsitzung vorhanden ist. Aber die Art und Weise wie Fischer in freier Rede am Nachmittag und Abend gesprochen hat, die Ausdrücke, die Formulierungen grenzten an Vergewaltigung der deutschen Sprache. Hier hat sich jemand mit Begrifflichkeiten sein eigene Welt aus Codes und Bedeutungen geschaffen, die außerhalb der Sphäre Fischer nicht mehr zu verstehen sind. Es war sozusagen die Fischer-Variante des „Speaks“ den Consultants in ihren Positionpapers und Table Sessions herauskacken.
Hier agiert jemand inzwischen in seiner eigenen Welt. Dies ist nicht unbedingt justiziable, aber Fischer ist für mich gestern als Politiker gestorben.