Learning Unix for Mac OS X

"Learning Unix for Mac OS X" von Dave Taylor und Jerry Peek

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Mit dem von Apple 2001 eingeführten Betriebssystem MacOS X prallen zwei Welten aufeinander. Die "alten" Mac-User die zeitlebens mit nichts anderem als einer grafischen Benutzeroberfläche umgegangen sind, treffen auf Unix. Unix steht für "Geeks", für Konsolenhacker, für das Eingeben von kryptischen Kommandos die beim Vertippen den Rechner in Rauch und Flammen aufgehen lassen.
Mac OS X hat inzwischen einen Reifungsprozess erfahren. Ich hätte es früher als unabdingbar bezeichnet, sich Unix-Kenntnisse anzueignen, um einige Probleme an der Wurzel anzupacken und zu beseitigen. Zum Beispiel Probleme mit den Zugriffsrechten. In den vierzehn Monaten zwischen Erscheinen der ersten MacOS X-Version und diesem Buch hat aber einerseits Apple das Betriebssystem um einige Unebenheiten bereinigt (insbesondere das OS X 10.1-Update hat Wunder gewirkt), andererseits haben viele Programmierer kleine Tools angefertigt, um auch unter der grafischen Oberfläche von OS X Aufgaben zu erledigen, für die man einst noch das Unix-Terminal bemühen musste.
Aber: ein Rechner ist teuer, und ich verbringe täglich locker zehn Stunden vor Mac OS X. Gemäß dem Prinzip "know your tools" möchte ich soviel Kontrolle über Rechner und System wie möglich besitzen. Daher ist und bleibt die Unix-Oberfläche weiterhin interessant.
Das Buch "Learning Unix for Mac OS X" (Vorstellung bei O'Reilly) soll nun blutige Anfänger an das Unix heranführen, was bei Mac OS X unter der Haube steckt.
Das Buch ist eine abgemagerte Version des Buches "Learning the Unix Operating System" von Jerry Peek, Grace Todino und John Strang, das in den Details auf OS X abgestimmt ist.
Ein Blick in die Inhaltsangabe listet folgende Themen: Unix-Umgebung, das Dateisystem, Datei-Management, Anpassung des Terminals, Drucken unter Unix, Internet unter Unix und Multitasking. Das hört sich breit gefächerter an, als es in Wahrheit ist, denn die Themen werden nur relativ kurz angeschnitten. Dort wo es für mich interessant werden würde, wird permanent auf andere O'Reilly-Bücher verwiesen. Apache und mySQL sind quasi nicht existent.
Das ca. 140 Seiten starke Buch richtet sich eindeutig an Anfänger, die eine schnelle, an einem Wochenende durchlesbare Übersicht bekommen wollen. Alle die eine Referenz suchen sollten sich woanders umschauen, sonst werden sie genauso wie ich, enttäuscht vom Buch sein.
Ich finde auch die Themenauswahl etwas abstrus. Einerseits zeigt man der Zielgruppe Anfänger wie man im Terminal eMails mit dem doch recht kruden Pine versenden kann, aber Dinge die ich eher für Essentials halte, kommen nicht vor: cron, Zusammenspiel NetInfo-Manager und Zugriffsrechte, Verzeichnisstrukturen.
Ich stelle also fest dass meine Enttäuschung nicht nur dadurch verursacht wird dass ich eine anspruchsvollere Zielgruppe bin. Ich bin überzeugt dass man auch für Anfänger ein umfassenderes Buch hätte zusammenstellen können. So bleibt ein gewaltiger Nachgeschmack, und die Enttäuschung über das bislang schwächste O'Reilly-Buch in meinem Besitz.
Daher gebe ich dem Buch nur 4 von 10 Punkten. Für Einsteiger würde ich das Buch mit 6 von 10 Punkten beurteilen.

"Learning Unix for Mac OS X"

von Dave Taylor und Jerry Peek.
Erschienen bei O'Reilly 2002. ISBN: 0-596-00342-0.
Preis: 19,95 US$, bzw. 22,- €.
 
 
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