wordAuf-Logo
 Hundeleben [03]
Titelbild Hundeleben [03]

Drei Köche, der Depp und eine Küche

010421, 13h51 Einst galt es als das äußerste an Peinlichkeit in Apotheken oder Drogerien Kondome zu kaufen ("Erna, wat kost' die Kondome?"). Die Zeiten ändern sich.

Titelbild Buch

Wer mit einem Buch namens "Das 1x1 des Kochens" in der Buchhandlung herumläuft, kann eigentlich gleich ein Schild tragen: "Ja, ich bin Single, habe keine Freundin und mich bislang von Doesenfutter ernährt".

Kurz: Man gesteht in der Öffentlichkeit das Scheitern seiner Lebensplanung ein. Mitten in Eppendorf, zu einem Zeitpunkt wo das erste Mal im Jahr die Quecksilbersäule über zehn Grad hüpft, die lokale "Hautevolee" die Cabrioverdecke aufreißt und die Eppendorfer Landstrasse rauf- und runterfährt und die Ausschnitte der dazugehörigen Lebensabschnittsgefährtinnen knapp übern Zehennagel auffhören. Wer dann mit so einem Kochbuch in Eppendorf rumrennt, ist Abschaum. Nein, er ist noch nicht mal Abschaum. Er ist noch nicht mal würdig mit dem Wort Abschaum in selben Satz zu stehen.

Da bleibt nur eins: Man flüchtet in das Hoheitsgebiet der Hohelufter, Heimat und Arbeitssitz meinerselbst.

Nichtsdestotrotz werden die eingekauften Kochbücher vorsichtig in Packpapier verpackt, um sich keine Blöße zu geben.

Kochbuch Thema Eierkochen

Ahnen die Buchautoren eigentlich wie depressiv einen Leser Kapitel wie "Eierkochen" machen können? In der menschlichen Zivilisation wurde Eierkochen wahrscheinlich gleich vier Tage nach Einführen des Aufrechten Ganges eingeführt. Und hier bin ich nun, 33 Jahre alt, und halte ein Kochbuch in den Händen das mir erklärt wie ich Eier kochen soll.

Küche, der unbekannte Raum

Ich bin im Januar in meiner zweiten eigenen Wohnung eigezogen. Nachdem ich davor gerademal eine Küchenecke hatte (die allerdings sehr praktisch war), ist meien neue Wohnung, nun ja, mir nicht gerade auf den Leib geschnitten. Der größte Raum in der Wohnung ist just die Küche, ein Raum der nicht gerade weit oben in meiner Prioritätenliste steht. Gebt mir einen Herd, Dosenöffner und einen Topf. Mehr brauche ich nicht.

Nun ja, nun ist aber die Wohnung so wie sie ist, und ich täte vielleicht auch ganz gut daran etwas mehr Zeit in meiner Wohnung zu verbringen. Zwar gibt es schon seit Jahresanfang Bestrebungen von mir Leute zum Abendessen bei mir einzuladen, bislang mit Zero Erfolg. Man hat gerade keine Zeit, es wird verschoben, usw, usf..., und langsam senkt sich dann der Mehltau der Vergeßlichkeit über die Einladung.

Nun besteht wieder etwas erhöhter Handlungsbedarf. Nein, alles werde ich hier nicht reinschreiben, aber nächste Woche bekomme ich Besuch eines Onkels aus Frankreich. Genügend Antrieb um mir in den Arsch zu treten und das zu machen was ich schon lange vor hatte...

Kochen ist ja in der tat nicht unwitzig. Und soche Geschichten wie Bioleks Kochsendung sind motivierend. Aber es ist bei mir ähnlich wie mit der klassischen Musik: Ich habe noch kein "Koordinatensystem" fürs Kochen bei mir entwickelt. Ich kann zwar sagen: "Gefällt mir", aber ich kann es nicht begründen. Ich hätte auch keinerlei Expertise um bestimmte Gewürze raussschmecken zu können.

Da hilft es dann wenn man Bücher für die Koch-Basics hat. Ich habe ein französisches Kochbuch das sogar solche Dinge wie Wasserkochen erklärt. Was mir aber noch fehlt sind Details der Zubereitung ("Tools") und vorallen die Zutaten. Mal ganz davon abgesehen daß ich bei 90% der Gewürze nicht die Bohne Ahnung habe wie diese in freier Wildbahn aussehen, oder wie sie schmecken.

Und da kommt ein Buch wie "Das 1x1 des Kochens" gerade richtig, da es in vielen Bildern bestimmte Kniffe zeigt: Wie schneidet man Fleisch richtig, oder wann ist Fleisch gar.

Wenn ein Kochbuch von Feinkost-Käfer bzw. dessen Filius erscheint, dann hört es sich abgehoben an. Im Grund genommen macht Michael Käfer nichts anderes als Kantinenessen, nur eben nicht für das Bezirksamt Hamburg-Nord, sondern eher für den Bundestag, wichtige Messen u.ä.. Das was für mich das Buch interessant macht, ist das "Food-Lexikon", wie wir Germanophilen zu sagen pflegen.

Nun ja, Birnen vermag ich in der Tat auch ohne "Food-Lexikon" zu erkennen, aber das sich Basmati-Reis z.B. schlecht mit Stäbchen essen lassen, ist durchaus eine interessante Erkenntnis. Und so steckt das Buch voller weiterer Informationen mit hohem Deppen-Nutzwert.

Das ganze ist zudem nachschlage-freundlich strukturiert, mit Querverweisen wo das Auge nur hinsieht, und einem nach Zutaten gegliederten Rezepte-Index (Was mag man wohl noch mit sechs Eiern im Kühlschrank machen? Hey, cool! Ich könnte ja gekochte Eier machen!).

Seite aus Käfer-Buch

Seite aus Käfer-Buch

Wenn so ein großer Name auf dem Buch steht, ist natürlich klar das im Buch selber auch Ego-Show und Selbstinszenierung zu finden ist. Aber muß man wirklich Kenner der Freud'schen Werke sein, damit bei einem Photo wie dem nebenstehenden sämtliche Alarmsirenen klingeln?

Michael Käfer erinnert mich von der Gesichtsphysiognomie an den frühen Maradonna. Ich gehe sogar soweit möchte mal behaupten daß der Kokain-Konsum ihm förmlich ins Gesicht geschrieben ist. Na ja, zumindest ein bißchen übermäßiger Alkoholkonsum.

An schwachen Tagen steht unsereiner auf Trash. Und wenn es der Zufall will, liegt gerade die Fernsehfernbedienung in der Hand und man zappt dann schnurstracks entweder auf die Nachmittags-Talkshows der Privatsender, oder auf einen der zahlreichen Einkaufssender wie "Via 1", "H.O.T" oder "QVC".

An einen solchen eher langweiligen Nachmittag bin ich bei QVC hängen geblieben wo einer der penetranten Moderatoren einen superdupergünstigen Wok vorstellte, und passend zum Thema der Kochsendung auch einen authentischen Schlitzi, der natürlich drüben bei den Asiaten eine Legende sein soll. Erzählen kann man viel wenn der Tag lang ist.

Dieser Koch war aber durchaus höflich, witzig und war ind er Lage in zwei Minuten die Essentials des Woks rüberzubringen: Gleichmäßige Hitzeverteilung und schnelles, sehr schnelles Braten. Die Vitamine nicht erst lange zu Tode quälen.

Titelbild Ken Homs Wok-Buch.

Der Mann war Ken Hom und ist zumindest eine derartige Größe daß er in der BBC Kochsendungen moderiert und in deutsch diverse Wok-Kochbücher von ihm erschienen sind.

Von allen Büchern habe ich mir das mit den "besten" Fotos ausgesucht. Die "Wok-Kochschule" zeigt nämlich in Nahaufnahme Details der Zubereitung, wo sich die anderen Kochbüchern mit nur einem Foto pro Rezept begnügen.

Was will der Mann eigentlich mit einem Wok-Kochbuch?

Na ja, so wie ich den asiatischen Fraß in letzter Zeit zu schätzen gelernt habe, mußte es irgendwann soweit kommen. in der Buchhandlung flugs noch das Kapitel zum Wok selber überflogen und dann zu Karstadt marschiert und ein Wok gekauft. Der Preis von 50.-DM läßt mich ahnen daß es sich hierbei nicht unbedingt um ein Qualitätsprodukt handeln wird, aber für den Anfang reicht es.

Mal sehen was die nächste Woche bringt, wenn ich mir Zeit und Muße gönnen werde um sämtliche 132 benötigte Zutaten zu kaufen.

<- Hundeleben [02]

 

Site Meter

Kai Logo