dogfood Dezember 2002 [3]

Samstag, 21. Dezember 2002

[23h19] PowerBook -- Plattentausch fällt erst mal aus, da ich am Freitag die Platte und das Gehäuse bei Isa vergessen habe. Eigentlich wollte Christian die Platte heute abend vorbeibringen, aber da ist was dazwischen gekommen. Kein Prob. Morgen is' auch noch'n Tag...
[20h50] PowerBook -- Vor knapp einer Stunde hat sich meine Festplatte wieder verabschiedet. Plötzlich, ohne Ansage, und zum ersten Mal seit Montag oder Dienstag.
Das sieht dann so aus, dass man vor sich hinarbeitet, und plötzlich wird der Mauscursor zum buntfarbenen Wartecursor. Die Platte scheint schlichtweg mit einem Schlag ausgeschaltet zu sein, und da OS X bei vielen Aktionen auf die Platte zugreifen muss, ist keine Anwendung mehr ansprechbar oder aktivierbar.
Ich werde mal gucken wo ich die OS X-CDs habe. Sollte ich sie hier haben, werde ich wohl heute mit dem Austausch der Platten beginnen. Ich habe gestern, bevor ich zu Isa ging, bei meinem Händler die Platte und das Gehäude geholt.
AppleSchlumpf hat vorgeschlagen mit Carbon Copy Cloner einfach ein Image des Systems von der einen Platte zur anderen Platte zu ziehen. Zuerst hatte ich nur aus diffusen Gründen mich für diese Idee nicht begeistern können. Nun habe ich auch "richtige" Gründe.
Bei jedem Ausfall der Platte musste ich DiskWarrior drüber laufen lassen, damit die durch den plötzlichen Ausfall defekten Festplattenstrukturen zu reparieren. Diskwarrior gelingt es dabei laut Eigenauskunft nicht alle Dateien zu reparieren. Von daher sollte ich nicht ein altes, eventuell korrumpiertes System kopieren, sondern OS X frisch aufspielen...
[16h27] MacOS X -- Mächtig: mit dem MacOS X 10.2.3-Update hat Apple AppleScript (die "interne" Scriptsprache von OS X) Komponenten integriert, die die Steuerung von nicht-AppleScript-fähigen Anwendungen via Systemereignissen wie Menüs; Keypads u.ä. erlauben! Vorerst nur eine Beta: GUI Scripting.
[15h11] MacOS X -- Bei aller Kritik an der Benutzeroberfläche von Mac OS X... Wenn wir von den zahlreichen, teilweise hanebüchenen Inkonsistenzen der GUI absehen, kann das Probleme mit Aqua nicht auch sein dass jedermann was bahnbrechendes von Apple erwartet hat, und Apple mit Aqua nichts anderes als nur eine Interation bestehender Benutzeroberflächen auf den Markt gebracht hat?
Wo wird uns die GUI-Entwicklung hinbringen? Versuche mit 3D-GUIs oder dem Schaffen von Wissenräumen (wie hieß das bei Apple? Hyper-X? HotSauce?) sind unendlich gefloppt. Solange unsere Screens 2D sind, macht es meiner Meinung nach keinen Sinn zu versuchen 3D-Welten zur Bedienung zu Erschaffen.
Nun gibt es wieder eine ganze Reihe von Versuche neue GUI-Paradigmen zu suchen und zu finden. Wenn mich meine Wahrnehmung nicht trügt, finden diese Versuche derzeit vorallen auf MacOS X statt. Hier könnte sich das verwirklichen was Apple einst meinte: mit MacOS X hätte man eine völlig neue Basis erschaffen, auf der die GUI relativ austauschbar wäre. Eine Art weiße Leinwand auf der man nun malen würde, und Aqua wäre der erste Versuch.
Die zwei notabelsten Versuche auf dem Mac derzeit, sind "Spring" und "NoteTaker". Beide zielen auf Verknüpfung von Informationen. "NoteTaker" in Form eines Ringbuches, und "Spring" in Form von zusammen geordnete Objekte (siehe auch: Interview mit dem Spring-Macher Robb Beal "Spring has sprung: a new desktop era for the Mac?"/The Register).
Damit würde der Gedanke der Vernetzung, der omnipräsent im Hintergrund unserer Gesellschaft ist ("Globalisierung", "Seiteneffekte", "Kollaboration", "Synergien", "Informationsgesellschaft", "Database Warehouse") auch Einzug auf dem Desktop halten.
[14h49] Web -- Apple hat eine eigene Web Development Mailinglist aufgemacht (gelesen bei Ranchero)
[13h51] Langsam wieder back to normal. Um acht reichlich schlaftrunken zum Supermarkt gewankt, gefrühstückt und mich wieder hingelegt. Und Stunden später, um halb eins wieder aufgewacht. Da hatte jemand wohl Schlaf nachzuholen...
[02h31] Mac -- Bin nun zurück von einem Nachmittag, bzw. Abend ganz im Zeichen der OS X-Installation bei Isa.
Dringende Warnung: MacFixIt berichtet von Startproblemen nach Aufspielen des MacOS X 10.2.3-Updates. Ich kann diese Probleme bestätigen, das ist just das was mir heute abend auf Isas Rechner passierte. Mehrmals blieb der Rechner beim grauen Screen hängen, einmal hatte ich plötzlich einen schwarzen Screen der mich Terminal-like zur Texteingabe aufforderte, und 4-5mal blieb der Rechner bei einem blauen Screen hängen.
Das 10.2.3-Update also nicht auf Produktionsrechnern ausprobieren!

Freitag, 20. Dezember 2002

[11h07] Software -- Das Wochenende wird von einiger Disharmonie geprägt sein. Heut schlug mein Upgrade-Package für BBEdit 7 auf. Ohne Handbuch, aber mit einer Karte dass das Manual als PDF beiliegt. Wer es auf Papier haben will, kann es per beigelegter Postkarte gratis bestellen. "International Customer" haben zehn Dollar Versandkosten zu zahlen.
Barebones, das stinkt gewaltig. Vorallen wenn Mitte November Rich Siegel auf der BBEdit noch ausdrücklich erwähnt dass das Handbuch der "Boxed Version" beiliegt. Dafür wird Barebones noch einen Tritt in den Anus kriegen!
[10h05] eMail-Antworten werden noch etwas warten müssen, da gestern Weihnachtsfeier war (und ich erst um kurz vor zwei wieder zu Hause gewesen bin) und heute ebenfalls arbeitsreiches Programm ansteht.

Donnerstag, 19. Dezember 2002

[18h02] Mac -- Täuschen mich meine Augen, oder geht es mit MacFixIt steil bergab? Die "Kommerzialisierung" durch das kostenpflichtige Archiv und den nicht minder kostenpflichtigen Special-Reports sind dass eine. Aber seit ungefähr einen Monat, nach einem kleinen Re-Design, steht da Tag für Tag immer weniger drin. Verglichen mit MacIntouch eigentlich zu wenig.
[17h43] Ganz oben auf meiner Liste der zu hassenden Dinge, irgendwo zwischen Johannes Doof Kerner und langsam im Supermarkt trödelnde Omas mit Einkaufswagen, sind Verspätungen.
Okay, da gibt es die durch äussere Umstände bedingte Verspätung für die man nichts kann: Stau, Gegenwind, Fußpilz etc...
Dann gibt es aber die Geschichten wie "Wir kündigen Monate vorher eine Weihnachtsfeier für Donnerstag 17Uhr an und entscheiden uns um 16Uhr diese um eine Stunde zu verschieben". Unsereins plant den Tag supergenau um die anfallende Arbeit irgendwann kurz vor fünf ausklingen zu lassen und dann werden die Damen und Herren Käsewürfel-Aufspiesser mit den unglaublichen Unabwägbarkeiten ihres Tuns nicht fertig.
Jetzt sitzt man dumm rum, dreht Daumen oder überlegt nach Hause zu gehen um dort weiterzuarbeiten.
Ich kann schon mal am Treatment für die nächste Episode basteln. Titel: "Wie das so ist auf einer Party der einzige ohne Anzug bzw. Kleid zu sein".
[09h56] So langsam beginnt sich mein Leben in der Post-Festplatten-Crash-Ära wieder einzupegeln. Alle nicht-aktuellen Jobs sind von der Festplatte runter, jetzt muss ich noch einiges von der externen Platte kratzen und die aktuellen Jobs dann vom PowerBook weg auf die externe Platte bekommen.
Heute wird hier im Büro eine Weihnachtsfeier stattfinden, morgen werde ich bei Isa OS X einrichten, bis morgen mittag muß ich Korrekturen an einer Site durchführen, unterm Strich werde ich also fast genau eine Woche nach dem Crash, am Samstag, wieder zurück in die Alltagsroutine finde.
Ich hoffe dann in dogfood auch weniger technoides Zeug niederzuschreiben...

Mittwoch, 18. Dezember 2002

[21h51] Medien -- Meiner Ansicht nach wird der Konsum in Zukunft durch zwei Dinge bestimmt: "trust" und "attention". Ich vertraue dem Produkt, also gewinnt es meine kostbare Aufmerksamkeit. "Vertrauen" ist dabei eine Komponente die weitergeleitet werden kann, z.B. durch Blogs. Frei nach dem Dreisatz: Ich traue dem Urteil von xyz, und wenn xyz dem Produkt abc vertraut, tue ich es auch.
In diesem Sinne habe ich seit einiger Zeit aufmerksam registriert, dass es da einige Leute gab, die "The Economist" als ausgezeichnetes und lesenswertes Wochenmagazin positiv herausstrichen.
Nachdem ich knapp ein Drittel gelesen habe: Recht haben diese Leute! Wer auf das pathetische und sinnlos aufgeblasene Gelaber des SPIEGEL mit schweren Akneanfällen reagiert, ist bei dieser Speerspitze des anglophonen Journalismus richtig.
Anders als der Name "The Economist" es vermuten lässt, ist der Schwerpunkt nicht Wirtschaft, sondern durchaus breit gestreut. Was mir wirklich aufs extremste gefallen hat und mich hier seit Minuten ein Superlativ nach dem anderem aus dem Sprachzentrum meines Hirnes nehmen lässt: die Artikel sind knapp, aber sehr präzise geschrieben. Sie sind neutral und analytisch zugleich, und es gab kaum einen Artikel bei dem ich nicht gesagt hätte: "Schau an, das habe ich noch nicht gewusst"
Nehmen wir nur den dieswöchigen Themenschwerpunkt "Irak". Kurz nach dem zweiten Golfkrieg (Bush Sr. vs. Saddam/Operation Wüstensturm) haben die US-Amerikaner einen Aufstand von irakischen Oppositionellen im Süden unterstützt. Aber dieser Aufstand ist still und leise verebbt. Was war geschehen? Die USA sind schnell zur Ansicht gekommen, dass den schiitischen Oppositionellen eine Revolution nach iranischer Machart vorschwebte. Die USA hatten nicht wirklich Interesse an einer weiteren Theokratie im Nahen Osten und zogen die Unterstützung zurück. Was folgte war ein Massaker von Saddam, dem u.a. 3.000 Schiiten-Geistliche zum Opfer fielen.
Oder auch die "wahren" Beweggründe weswegen die vollständige 13.000seitige Dokumentation Iraks von den fünf ständigen Mitgliedern im UN-Sicherheitsrat zurückgehalten wird und nur eine auf 3.500 Seiten gekürzte Version an die anderen Mitglieder im Rat gereicht wird. Weil dass vollständige Dokument namentlich alle Lieferanten für die irakischen Rüstungsprojekte enthält. Die fünf Nationen wollen die Namen unterm Tisch fallen lassen um zum einen nicht publik zu machen, wieviel Dreck am Stecken jede der Nationen bei der irakischen Aufrüstung hat, zum anderen um mit den Namen Druck auf Nationen zu machen und eine gewisse Fügigkeit zu erreichen.
"The Economist", für 4,50 EUR sogar in gut sortierten U-Bahn-Zeitschriftenläden zu bekommen.
[16h59] Wenn man einen kleinen Biorythmus der Tage angeben könnte, so war das heute bislang, nach den aus vielerlei Gründen eher frustrierenderen letzten Tagen, ein Tag mit Aufwärtstendenz.
Bei Boysen + Maasch habe ich heute die Britannica-Ersatz-DVD abgeholt, und sie funktioniert.
Die PowerBook-Festplatte hat heute bislang völlig normal gearbeitet.
Durch eine Eingebung ist mir ein(e) erstklassige(r) Gesprächspartner(in) für meinen anstehenden Zeitschriftenartikel eingefallen.
Eine große Webseite hat heute die erste Beta-Phase zur großen Zufriedenheit des Kunden überstanden.
Vermutlich habe ich heute einen Auftrag "geschossen". Bei einer kleineren Unternehmenswebsite war ich in Konkurrenz mit einem Studenten aus dem Hessischen. Der Student hat meinen Preis um 55% unterboten (vulgo: wollte weniger als die Hälfte nehmen). Ich und der potentielle Kunde sind dann übereingekommen dass er das Layout vereinfacht und ich im Preis entgegenkomme und irgendwo bei ca. 75% meines ursprünglichen Angebotes lande.
Was der "Killer" gegen den Studenten war: er konnte keine Macs testen, weil er nur Windows und Linux hatte. Noch ein Unterschied: ich habe den Kunden auf sein fehlendes Impressum aufmerksam gemacht. Der Student nicht. Auch das ist ein Unterschied im Umfang der Dienstleistung der sich eben auch in der Bezahlung niederschlägt...
Einziger "Showstopper" des heutigen Tages: ich wollte die D-Mark meiner Mutter umtauschen und bin zur Landeszentralbank am Gerhart-Hauptmann-Platz gegangen... wo ich prompt an die Landeszentralbankzentrale in der Ost-West-Straße verwiesen wurde. Öffnungszeiten: bis 13 Uhr... Die Jungs sind nicht zufällig auch vom Öffentlichen Dienst?
[10h45] Politics -- Schon heftig zu sehen wie Ver.di momentan Amok läuft und bereits in Vorbereitung auf die gerade mal zweite Verhandlungsrunde der hiesigen Bevölkerung einen Tritt in die primären Geschlechtsorgane verpasst.
Vierundzwanzigstündiger Ausfall von Nahverkehr? Das ist schon feist, unbequem, aber aushaltbar. Aber bereits zu so einem frühen Stadium der Verhandlungen Kindergerärten auszuschalten, oder den Frankfurter Flughafen lahmzulegen, ist übertrieben und dürfte nicht nur mir Ver.di unsympatisch machen.
Und das sind mal zwei Beispiele von den Jungs und Mädels aus dem Öffentlichen Dienst.
1/ Heute morgen sagte auf Bayern 5 eine Leiterin der Ausländerbehörde in München, dass man sehr froh wäre wenn das Bundesverfassungsgericht das Zuwanderungsgesetz kippt, weil so ein neues Gesetz immer Mehrarbeit bedeutet.
2/ Mein Wecker klingelt zwanzig vor acht, ich schalte den Wecker aus, drehe mich noch einmal um, um die erste Ladung Infos aus dem Radio aufzunehmen, da klingelt auf einmal das Telefon.
Am anderen Ende ein Herr der Landesversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz. Diese ist in Deutschlanf für französische Rentenangelegenheiten zuständig, und es geht um die Rente meiner im November 2001 verstorbenen Mutter (also vor 13(!) Monaten). Ich solle doch der Anstalt meine Bankverbindung schriftlich mitteilen. Es würde nicht eilen, da man ab Freitag den Laden eh bis Anfang Januar schliessen würde, wg. Weihnachtsurlaub.
So, so, die Anstalt hat also nicht am 23ten auf, nicht am 27ten, nicht am 30ten, nicht am 2ten und nicht am 3ten. Fleißig, dass. Und dass sind jetzt also die Peoples die wg. Gehaltsaufbesserung halb Deutschland lahmlegen?
Das zeigt so ein bißchen das Problem von Ver.di. Ich glaube die wenigsten hätten Probleme KindergärtnerInnen, Polizisten und Krankenpflegern/Schwestern einiges an Prozenten Gehaltsaufbesserung zu gönnen. Aber bei vielem was in den Ämtern rumläuft, bekomme ich Agressionen. Da braucht es kein Pfälzer der mich um kurz vor acht mit einer nur knapp über Einzellern liegenden Artikulationsfähigkeit zunuschelt.

Dienstag, 17. Dezember 2002

[14h32] Music/Web -- Der "Musikmarkt", eine an-und-für-sich recht pieffige Zeitschrift, hat eine Studie zu "p2p" veröffentlicht, die sich beim querlesen alsdurchaus kompetent zeigt. Fünf PDF-Dateien zum runterladen: "p2p -- Die Hoffnung stirbt zuletzt"
[13h04] Danke der Nachfrage. Außer dass die Platte dann und wann merkwürdige Geräusche von sich gibt und der Mauszeiger ab und zu 2-3 Minuten den Warte-Cursor anzeigt, kann ich normal mit dem PowerBook arbeiten.
7 Gigabyte habe ich gestern weggebrannt und heute abend stehen weitere Gigabytes an.
Aber, wie gesagt, ich kann arbeiten. Jetzt gerade wird auf dem einen Rechner gesurft/recherchiert und auf dem PowerBook weiter an dem anstehenden Zeitschriftenartikel zum Thema "CDs und DVDs in der Musikbranche"
[11h08] Gänsehaut am Vormittag: FM4 spielt hintereinander ColdPlay und Zero 7. Man würde sich wünschen dass alle Leute aus dem Raum rausgebeamt werden und das Licht ausgemacht wird. Draussen vor dem Fenster laufen Erstklässler vorbei, beim verzweifelten Versuch die Restbestände an durchgranulatierten Schnee vom Radweg aufzukratzen um sowas wie einen dreckigweissen Schneeball im Fäustling zu formen.
[10h46] Job -- Wenn ich meine Karriere richtig überblicke, wird heute nachmittag von mir der erste Auftrag aus moralischen Gründen abgelehnt werden. Irgendwo schade, weswegen ich heute morgen überlegt habe ob ich es doch nicht machen sollte. Eine Site die wissenschaftlichen Stoff populär aufbereiten soll, eine packende und reizvolle Sache das. Problematisch wird es allerdings wenn es um Biotechnologie geht.
Wenn man die Chance hätte, Inhalt und Konzept so auszurichten dass "neutral", also a la BBC, Wissen vermittelt wird, wäre es okay. Aber die Site hat dummerweise eher werblichen Charakter.
Schade, das.
[10h44] Schade dass die Temperaturen wieder langsam raufgehen und es den Schnee (populärer Ausdruck: "weiße Pracht") und das Eis (populärer Ausdruck: "Blitzzzeis") wieder dahinrafft.

Montag, 16. Dezember 2002

[20h37] Ich sitze vor dem PowerBook und brenne mir einen Wolf, sieben CDs seit Rückkehr aus dem Büro via Umweg Schaulandt unter Mitnahme von 3 Zehnerpack Rohlingen.
Währenddessen lese ich eMails und die c't ist auch schon durchgelesen. Eine merkwürdige Situation. Ich habe das Gefühl die Platte kann mich jeden Moment verlassen. Ab und zu recht lautes Klackern, wenn auch nicht so laut wie letzte Woche bei Isa. Erste "Selbstversuche" zeigen dass das Klacken nicht automatisch zum Hängen und Absturz führt. Vielmehr scheint er nur extrem lange zu brauchen um die Daten zu finden, teilweise 2-3 Minuten.
[15h31] Seit heute morgen ist die PowerBook-Festplatte dreimal "abgestürzt". Lautes Klacken setzt ein, die Festplatte bemüht sich in Fahrt zu kommen, aber es gelingt ihr nicht. Währenddessen bleibt der Rechner mit dem "Beachball"-Cursor hängen.
Der Lösungsweg zeichnet sich nun ab: die Platte muss wohl eingeschickt werden, ist also 1-2 Wochen weg. Für mich indiskutabel wg. der Arbeitssituation. Eine Übergangsplatte mal kurz nehmen ist nicht minder indiskutabel, da die Neuinstallation des Systems mit der gesamten Software, einrichten der Preferences und ähnliches mich wohl jedesmal einen Arbeitstag kosten dürfte...
Also wird es so ablaufen: eine weitere 2,5"-Festplatte wird bestellt, in das PowerBook eingebaut, die alte Platte wird eingeschickt (und dann repariert, umgetauscht o.ä). Wenn die alte Platte zurückkommt, wird diese in ein 2,5"-Gehäuse eingebaut, und die Platte wird fortan als Backup-Platte inkl. Retrospect (Backup-Software) ein Dasein fristen.
Die schwächelnde PB-Platte ist übrigens eine IBM-Travelstar, 60GB groß..
Treppenwitz: ein Grund für den Aufwand ist ein über die Weihnachtstage zu schreibender Artikel, für den ich ungefähr so viel verdiene wie mir jetzt an Ausgaben entstehen.
[13h37] Heute morgen ging die Platte zuhause nicht mehr, im Büro lief es wieder... Zum Finger in den Rachen schieben...
[01h44] Bücher -- Ich habe am Samstag und Sonntag jeweils in der Badewanne endlich "Der Alchimist" von Paulo Coelho durchgelesen.
Ich hatte es ja schon einmal vor ein paar Monaten erwähnte als ich das dünne Buch (172 S.) anfing zu lesen: die Anregung kam aus einem Interview mit worlds most famous Flash-Designer Joshua Davis, für den "Der Alchimist" das wichtigste Buch der Welt war.
Ich möchte mal den "Alchimist" als die "Bibel für den Atheisten wie du und ich" bezeichnen. Das Buch erzählt eine sehr simple, sehr naive Geschichte. So naiv dass dieses Buch mit Sicherheit nicht jederzeit geniessbar ist (weswegen ich auch so lange gewartet habe). Eine Geschichte wie ein Märchen: ein spanischer Schafhirte der sich auf der Suche nach einem Schatz irgendwo bei den Pyramiden in Ägypten aufmacht.
Natürlich ist es nur eine Metapher für die Suche nach dem Sinn des Lebens und Coelho mischt "best-of" aus Buddhismus, Christentum und muslemischen Glauben zusammen um daraus "Leitsätze" für das Leben zu machen.
Das mag abschätzig klingen, ist aber von mir so nicht gemeint, denn so wie es Coelho macht, hat es den großen Vorteil historisch unvorbelastet zu sein. Kein Papst, keine Sharia. Die "Message" wird von ihrer "Ideologie" befreit und deshalb sehr pur und rein vermittelt.
Das Buch ist extrem naiv, so naiv wie ein Kindermärchen. Aber auch das ist Mittel zum Zweck das/die Anliegen klar zum Leser zu transportieren. Wer sich auf das Buch einlässt, tut dieses um seinen Lebensentwurf zu überprüfen. Ob's hilft? Who knows...
Ich habe es "Bibel für Atheisten" genannt. Religion ist nichts anderes als Rahmenbedingungen für einen Lebensentwurf zu stellen. Das kann man so machen wie Coelho mit dem Buch. Oder das kann man via herkömmlicher Ausübung von Religion machen. Das Buch an einem Wochenende zu lesen, ist nicht unwitzig, wenn man am Sonntag vormittag ein Zapping quer durch die Fernsehprogramme macht.
Auf CNBC ist eine US-amerikanische Fernsehpredigerin zu sehen. Es glich mehr einer Stand-Up-Comedy. Sie stand auf einer Bühne, lief umher, machte Gesten. Eine einfache Sprache, zielstrebig, routiniert von Pointe zu Pointe springend, aber doch nicht mehr als Phrasendrescherei. Und zudem mit einem derart strengem Gesicht ausgestattet, dass jeder vermeidlich ausgestrahlten Barmherzigkeit spottete. Ein Mundwinkel dessen Falten verrieten dass außerhalb der Bühne Kinder zum frühstück verspeist werden.
Umschalten auf das ZDF das einen katholischen Gottesdienst aus München übertrug. Das Interesse das der "Alchimist" bei mir kurzzeitig für Religion entfachte, erstarb relativ schnell. Ich war neugierig geworden, ich wollte dass die Religion mir was erzählt. Stattdessen sah ein eine streng durchritualisierte Veranstaltung in einer öden Neubaukirche. Der Prediger leierte in einer autoritätslosen Stimme ohne Saft und Kraft daher.
Da verstand ich plötzlich was Harald Schmidt damit meinte, wenn er in Interviews davon sprach dass er sich als Kirche eine möglichst konserative, nicht modernisierte Kirche wünsche. Eine Kirche die alltäglich daherkommt, ist nicht interessant. Auch ich verspürte den Wunsch eine alte Kathedrale und viele Verzierungen und Bildern zu sehen.
Auf Classica lief eine Dokumentation über eine Meisterstunde mit Inge Burkh (sp?), eine über 80jährige Opernsängerin, die eine Art Wochenendeseminar mit ausgesuchten Nachwuchssängeren/Innen hielt. Wenn man so will: auch eine Art von Religion, denn auch sie versuchte sowas wie einen "Lebensentwurf" zu vermitteln. Die Hingabe zur Kunst ist auch mit einer gewissen Lebensweise verbunden. Definitiv interessanter als einen fünfzigjährigen Langweiler vor Backsteinwand oder gescheiterte Stand-Up-Comedian vor Blumenvasen zu sehen.
[01h30] Das ausgerechnet knapp anderthalb Tage nachdem ich einen Nachmittag lang die Festplattendaten einer Freundin gerettet habe, es mich selber (scheinbar?) erwischt, fand ich am Samstag morgen zwar bitter, aber ich blickte relativ gefasst dem dadurch total umgeschmissenen Wochenende entgegen.
Eigentlich war angesagt: Final Cut-Tutorials durcharbeiten, Flash-Debugging, Video-Kompression, Vorarbeiten für einen demnächst anstehenden Zeitschriftenartikel leisten und Website-Arbeiten. Alles war ab ca. 13/14h am Samstag Makulatur. "Für'n Arsch". Ein Wochenende "offline". Aber sowas von "offline"... Keine Mails, keine Fußballzwischenresultate, keine SPIEGEL-Vorabartikel, keine Websites besuchen, nada.
Am Sonntag im Mittelpunkt: Fußball (Tottenham - Arsenal), Wohnung aufräumen (zwei Stunden Kabel sortiert, aufgewickelt, aufgeräumt bzw. weggeschmissen (wer braucht heute noch SCSI-Kabel? Parallelanschluß? DIN-Kabel/Audio?)) und Blumenkohl-Gratin.
Samstag: Fußball, Badewanne, Pflanzen, Zimmer aufräumen (zwei Kartons mit Gegenstände zum wegschmeißen gesammelt), Fußball.
[00h12] Nicht Lüfter. Die Festplatte. Die interne Festplatte meines Powerbooks hat am Samstag den Geist aufgegeben. War weg. Nicht mehr da. Tot. Nach den merkwürdigen Geräuschen konnte ich noch 2 CDs brennen mit den allerwichtigsten Daten, ehe die Festplatte ihren Geist aufgab.
Und wie wir streng logisch denkenden IT-Menschen so sind, wir sagen uns "Okay, laß die Kiste ein Tag lang stehen, morgen wird es besser".
Hmm. Sieht so aus... Muss jetzt erst mal weiterbrennen die liegengebliebene Arbeit nachholen, bevor sich die Platte vielleicht nochmal verabschiedet...

 

Hier geht es zu den dogfood in der zweiten Dezember-Woche....

<<= dogfood-Indexseite

 

Kai Logo