[15h31] Seit heute morgen ist die PowerBook-Festplatte dreimal "abgestürzt". Lautes Klacken setzt ein, die Festplatte bemüht sich in Fahrt zu kommen, aber es gelingt ihr nicht. Währenddessen bleibt der Rechner mit dem "Beachball"-Cursor hängen.
Der Lösungsweg zeichnet sich nun ab: die Platte muss wohl eingeschickt werden, ist also 1-2 Wochen weg. Für mich indiskutabel wg. der Arbeitssituation. Eine Übergangsplatte mal kurz nehmen ist nicht minder indiskutabel, da die Neuinstallation des Systems mit der gesamten Software, einrichten der Preferences und ähnliches mich wohl jedesmal einen Arbeitstag kosten dürfte...
Also wird es so ablaufen: eine weitere 2,5"-Festplatte wird bestellt, in das PowerBook eingebaut, die alte Platte wird eingeschickt (und dann repariert, umgetauscht o.ä). Wenn die alte Platte zurückkommt, wird diese in ein 2,5"-Gehäuse eingebaut, und die Platte wird fortan als Backup-Platte inkl. Retrospect (Backup-Software) ein Dasein fristen.
Die schwächelnde PB-Platte ist übrigens eine IBM-Travelstar, 60GB groß..
Treppenwitz: ein Grund für den Aufwand ist ein über die Weihnachtstage zu schreibender Artikel, für den ich ungefähr so viel verdiene wie mir jetzt an Ausgaben entstehen.
[01h44] Bücher -- Ich habe am Samstag und Sonntag jeweils in der Badewanne endlich "
Der Alchimist" von
Paulo Coelho durchgelesen.
Ich hatte es ja schon einmal vor ein paar Monaten erwähnte als ich das dünne Buch (172 S.) anfing zu lesen: die Anregung kam aus einem Interview mit worlds most famous Flash-Designer Joshua Davis, für den "Der Alchimist" das wichtigste Buch der Welt war.
Ich möchte mal den "Alchimist" als die "Bibel für den Atheisten wie du und ich" bezeichnen. Das Buch erzählt eine sehr simple, sehr naive Geschichte. So naiv dass dieses Buch mit Sicherheit nicht jederzeit geniessbar ist (weswegen ich auch so lange gewartet habe). Eine Geschichte wie ein Märchen: ein spanischer Schafhirte der sich auf der Suche nach einem Schatz irgendwo bei den Pyramiden in Ägypten aufmacht.
Natürlich ist es nur eine Metapher für die Suche nach dem Sinn des Lebens und Coelho mischt "best-of" aus Buddhismus, Christentum und muslemischen Glauben zusammen um daraus "Leitsätze" für das Leben zu machen.
Das mag abschätzig klingen, ist aber von mir so nicht gemeint, denn so wie es Coelho macht, hat es den großen Vorteil historisch unvorbelastet zu sein. Kein Papst, keine Sharia. Die "Message" wird von ihrer "Ideologie" befreit und deshalb sehr pur und rein vermittelt.
Das Buch ist extrem naiv, so naiv wie ein Kindermärchen. Aber auch das ist Mittel zum Zweck das/die Anliegen klar zum Leser zu transportieren. Wer sich auf das Buch einlässt, tut dieses um seinen Lebensentwurf zu überprüfen. Ob's hilft? Who knows...
Ich habe es "Bibel für Atheisten" genannt. Religion ist nichts anderes als Rahmenbedingungen für einen Lebensentwurf zu stellen. Das kann man so machen wie Coelho mit dem Buch. Oder das kann man via herkömmlicher Ausübung von Religion machen. Das Buch an einem Wochenende zu lesen, ist nicht unwitzig, wenn man am Sonntag vormittag ein Zapping quer durch die Fernsehprogramme macht.
Auf CNBC ist eine US-amerikanische Fernsehpredigerin zu sehen. Es glich mehr einer Stand-Up-Comedy. Sie stand auf einer Bühne, lief umher, machte Gesten. Eine einfache Sprache, zielstrebig, routiniert von Pointe zu Pointe springend, aber doch nicht mehr als Phrasendrescherei. Und zudem mit einem derart strengem Gesicht ausgestattet, dass jeder vermeidlich ausgestrahlten Barmherzigkeit spottete. Ein Mundwinkel dessen Falten verrieten dass außerhalb der Bühne Kinder zum frühstück verspeist werden.
Umschalten auf das ZDF das einen katholischen Gottesdienst aus München übertrug. Das Interesse das der "Alchimist" bei mir kurzzeitig für Religion entfachte, erstarb relativ schnell. Ich war neugierig geworden, ich wollte dass die Religion mir was erzählt. Stattdessen sah ein eine streng durchritualisierte Veranstaltung in einer öden Neubaukirche. Der Prediger leierte in einer autoritätslosen Stimme ohne Saft und Kraft daher.
Da verstand ich plötzlich was Harald Schmidt damit meinte, wenn er in Interviews davon sprach dass er sich als Kirche eine möglichst konserative, nicht modernisierte Kirche wünsche. Eine Kirche die alltäglich daherkommt, ist nicht interessant. Auch ich verspürte den Wunsch eine alte Kathedrale und viele Verzierungen und Bildern zu sehen.
Auf Classica lief eine Dokumentation über eine Meisterstunde mit Inge Burkh (sp?), eine über 80jährige Opernsängerin, die eine Art Wochenendeseminar mit ausgesuchten Nachwuchssängeren/Innen hielt. Wenn man so will: auch eine Art von Religion, denn auch sie versuchte sowas wie einen "Lebensentwurf" zu vermitteln. Die Hingabe zur Kunst ist auch mit einer gewissen Lebensweise verbunden. Definitiv interessanter als einen fünfzigjährigen Langweiler vor Backsteinwand oder gescheiterte Stand-Up-Comedian vor Blumenvasen zu sehen.
[01h30] Das ausgerechnet knapp anderthalb Tage nachdem ich einen Nachmittag lang die Festplattendaten einer Freundin gerettet habe, es mich selber (scheinbar?) erwischt, fand ich am Samstag morgen zwar bitter, aber ich blickte relativ gefasst dem dadurch total umgeschmissenen Wochenende entgegen.
Eigentlich war angesagt: Final Cut-Tutorials durcharbeiten, Flash-Debugging, Video-Kompression, Vorarbeiten für einen demnächst anstehenden Zeitschriftenartikel leisten und Website-Arbeiten. Alles war ab ca. 13/14h am Samstag Makulatur. "Für'n Arsch". Ein Wochenende "offline". Aber sowas von "offline"... Keine Mails, keine Fußballzwischenresultate, keine SPIEGEL-Vorabartikel, keine Websites besuchen, nada.
Am Sonntag im Mittelpunkt: Fußball (Tottenham - Arsenal), Wohnung aufräumen (zwei Stunden Kabel sortiert, aufgewickelt, aufgeräumt bzw. weggeschmissen (wer braucht heute noch SCSI-Kabel? Parallelanschluß? DIN-Kabel/Audio?)) und Blumenkohl-Gratin.
Samstag: Fußball, Badewanne, Pflanzen, Zimmer aufräumen (zwei Kartons mit Gegenstände zum wegschmeißen gesammelt), Fußball.
[00h12] Nicht Lüfter. Die Festplatte. Die interne Festplatte meines Powerbooks hat am Samstag den Geist aufgegeben. War weg. Nicht mehr da. Tot. Nach den merkwürdigen Geräuschen konnte ich noch 2 CDs brennen mit den allerwichtigsten Daten, ehe die Festplatte ihren Geist aufgab.
Und wie wir streng logisch denkenden IT-Menschen so sind, wir sagen uns "Okay, laß die Kiste ein Tag lang stehen, morgen wird es besser".
Hmm. Sieht so aus... Muss jetzt erst mal weiterbrennen die liegengebliebene Arbeit nachholen, bevor sich die Platte vielleicht nochmal verabschiedet...