[13h26] Spocht -- Das Spitzenspiel der
Premiere League, ManU gegen Arsenal war mangels richtiger Torchancen nicht so doll, zumal Arsenal immer harmloser wurde. Das scheint ein Generalthema (nicht nur) diese Saison bei englischen Clubs zu sein: ein sehr vorsichtiges Auftreten bei Auswärtsspielen. ManU davon ausgenommen, die in Leverkusen und Liverpool zu gefallen wussten.
Ich liess am Abend den Fernseher nebenbei vor sich hin blubbern, als sich zu meiner Überraschung zeigte dass das Spitzenspiel in der italienischen Liga ein absoluter Knüller war: Lazio Rom gegen Inter Milan. Zur Halbzeit vier Tore: 3:1 für Lazio mit einem Stürmer der einen lupenreinen Hattrick geschossen hat. Spielerische Klasse gepaart mit rustikal geführten Zweikämpfen (gestreckte Beine und ausgestreckte Ellenbogen beim Hochsteigen zum Kopfball waren Legion). In der zweiten Halbzeit dann immer vehementer anrennende Inter-Spieler mit zwei oder drei Pfosten bzw. Lattenschüssen. Ein Traumheber von Emre zum 3:2 (okay, war auch ein Fehler vom Lazio-Torwart der aus unerfindlichen Gründen sieben Meter vor dem Tor stand) und kurze Zeit später auch noch der Ausgleich. 3:3 am Ende und mit das beste an Fußball was ich seit der Weltmeisterschaft gesehen habe.
Boxen: Mayweather - Castillo war das Rematch eines Kampfes vom Anfang des Jahres. Mayweather gilt als technisch feiner Boxer, dem man aber megamäßig ins Gehirn geschissen hat und seitdem an akutem Größenwahn gilt. Seine Entourage besteht aus mehr oder weniger verwandten Leuten wie Daddy und Onkel, was zu Mayweathers verzerrter Realitätswahrnehmung beiträgt. Castillo ist hingegen der freundliche Mexikaner vom Lande, simpel gestrickt, ehrlicher Arbeiter.
Anfang des Jahres (PREMIERE wiederholte den Kampf dankenswerterweise noch mal vor dem Rematch) holte sich Mayweather die ersten 3-4 Runden ehe er nur noch versuchte über die Runden zu kommen. Castillo machte zwar Druck, aber ihm fiel merklich nichts ein wie er den defensiven Mayweather wirklich knacken konnte. Dennoch: nicht nur nach meiner Meinung hätte Castillo damals den Kampf mit fünf, sechs Runden gewinnen müssen. Stattdessen wurde nicht nur Mayweather mit 3:0 Richterstimmen zum Sieger erklärt. Die Kampfrichter hatten auch absolut hanebüchenes Scoring und sahen Mayweather mit 5-6 Runden vorne. Es war aberwitzig.
Nun also der Rückkampf. Zuerst sah es so aus als würde sich der Kampf zu einer Kopie des ersten Kampfes entwickeln. Dann zeigte sich aber dass Mayweather nicht schwächer wurde, sondern nur noch defensiver. Der Mann ist ein Traum an Schnelligkeit und Ausweichmanövern. Castillo, kein wilder Schwinger, boxte ein ums andere Mal ins Leere. Die fehlende "Boxintelligenz" von Castillo machte sich nun noch stärker bemerkbar. Castillo rannte ebenso fleißig wie tumb an und wirkte noch ratloser.
Hier wäre es nun locker vertretbar gewesen Mayweather mit sechs, acht Runden vorne zu sehen, aber nein, die Punkterichter aus Belgien, Japan und England sahen Mayweather nur zwei bzw. drei Runden vorne.
Klitschko - McCline. Es war wie es sein musste: das ZDF ködert die Zuschauer, verschiebt sein Nachtprogramm um ab 3h50 dabei zu sein, wo es nun mehr als absehbar war, dass der Klitschko-Kampf wg. dem Mayweather-Kampf nicht vor fünf Uhr stattfinden würde. Da wurden dann oberbelanglose Vorkämpfe gezeigt, z.B. mit einem deutschen bei seinem dritten Profikampf, der über vier Runden ging. Die Moderation wurde prophylaktisch auch schon Stunden vorher, in der halbleeren Halle aufgezeichnet, um sich möglichst wenig Blöße wg. der fehlenden TV-Rechte zu geben (Mayweather wurde ja bei PREMIERE gezeigt).
Über den Unsinn der von Schreyl und Hiepen gelabbert wurde, hüllen wir den Mantel des Schweigen und beschweren das Ganze mit einem Betonklotz und versenken es in den Main.
Die Kommentierung von Hiepen war so ekelerregend einseitig dass ich wirklich nahe dran war den Fernseher auszuschalten. Das Leitmotiv des Kampfes hatten sich anscheinend die ZDF-Journalisten schon Stunden vor dem Kampf zurechtgelegt: "McCline hat Angst", fortwährend wurde jedes kleine Indiz als Zeichen der Angst interpretiert.
Auch schön: die klassische Geschichte des Neger-Boxers der lange Jahre seines Lebens im Gefängnis verbringt (Uh-oh, shudder!) wurde von Schreyl und Hiepen bis zum Ende der sechsten Runde uns Zuschauern gleich viermal lauwarm serviert. Aber erst zum Ende der sechsten Runde (also quasi "Halbzeit") kam Hiepen überhaupt auf die Idee die Boxregeln zu erklären (die sich von Verband zu Verband unterscheiden: Stehend anzählen ja/nein, 3 Niederschläge = KO ja/nein etc...).
Es mag ja sein dass sich Hiepen und die anderen ZDF-Wichtel in Las Vegas während des Kampfes von einer verbalen Ejakulation zur anderen redeten. Aber die Realität: der Kampf war richtig schwach und eben NICHT dazu angetan das Image der Klitschkos in den Staaten zu bessern.
Unabhängig von der enttäuschenden Leistung von McCline, der zu zögerlich, zu defensiv war, Wladimir Klitschko hätte mehr Autorität zeigen müssen, mehr zeigen müssen wer der Herrscher im Ring ist. Die Einstellung "ich wollte mir Zeit nehmen" wird in den USA nicht goutiert, weswegen es dann ab der sechsten Runde sehr viele Buhs gab.
Es ist durchaus gut anzusehen was Wladimir Klitschko macht, aber es ist um auf den US-amerikanischen Markt zu überzeugen, die Kampfrichter, die Zuschauer, die Medien, die Promoter, zu wenig. Die Klitschkos bringen (vielleicht ausser den Nehmer-Qualitäten) alles mit um Geschichte im Schwergewichtsboxen zu schreiben. Solange sie aber nur das Potential andeuten und nicht umsetzen, werden sie nicht mehr als eine Randnotiz in den Rekordbüchern sein.
[13h15] So, das 13.000 Seiten umfassende Konvolut zu den Massenvernichtungswaffen die man nicht hat, hat Saddam nun abgegeben.
Was wäre eigentlich passiert wenn Saddam das gleiche passiert wäre wie jedem angehenden Diplomanten: Microsoft Word zerschießt das Zentraldokument und reisst auch noch die Kapiteldokumente mit in den Abgrund.
Wäre damit Saddam auf Verständnis in der westlichen Welt getroffen?
Hat Saddam überhaupt Word? Fällt es nicht auch unter den Exportbeschränkungen? Was nimmt man stattdessen wenn man vermeiden möchte nicht nur als Reich des Bösens gebrandmarkt, sondern auch noch Raubkopierer genannt zu werden?
Ein Fall für die Investigativ-Journalisten von SPIEGELonline.