[19h53] Irak -- Abgesehen von einer ersten AP-Meldung, kommen nun langsam die ersten Meldungen von der
Münchner Sicherheitskonferenz,
Fischers Rede und "
Projekt Mirage" in die internationalen Medien.
Im Mittelpunkt der Berichterstattung steht derzeit, für mich unverständlich, die Rede von Rumsfeld. So eloquent er heute sprach, so hat er er auch in Nuancen nichts geliefert, was man so nicht schon aus US-Regierungskreisen in der letzten Woche gehört hätte.
Ganz anders die Rede von Fischer (die leider (noch) nicht im Web erhältlich ist, siehe
Konferenz-Website, daher nur: BR mit 1minütigem Ausschnitt aus der Rede (
Real), ZDF Heute (
Real, Tagesschau (
Real)), ). Vielleicht hat Fischer zwei Fehler gemacht: er hat sie auf Deutsch gehalten und in der Simultanübersetzung ist mit Sicherheit einiges an Rheotrik flöten gegangen. Nicht umsonst sind die Passagen die zitiert werden, just jene 2-3 Absätze in denen Fischer aus Erregung ins Englische fiel. Zweiter Fehler: wenn Fischer diese Rede zur Wochenmitte vor der Weltöffentlichkeit im Sicherheitsrat gehalten hätte, ich wüsste nicht was das weltweit ausgelöst hätte (abgesehen von der Tatsache dass die Redezeit im Sicherheitsrat auf 7 Minuten beschränkt war).
Was derzeit auf der internationale Bühne abgeht, ist nur noch atemberaubend zu nennen. Es sieht so aus als würde sich die Waage langsam aber sicher zugunsten der "Falken" ausschlagen. Und doch haben wir bei der Diskussion schon einige Kehrtwendungen erlebt. Ich hatte offen gesagt schon mit dem Einknicken der Franzosen und Russen, in weiterer Konsequenz auch der Chinesen in dieser Woche gerechnet.
Dass insbesondere die Franzosen immer noch gegenhalten, macht mich sprachlos. Da wäre, siehe oben verlinkter SPIEGEL-Bericht, das "Projekt Mirage", ein Alternativplan zu einem Kampfeinsatz der eine quasi friedliche Besetzung Iraks zur Kontrolle und Entwaffnung vorsieht. Ein weiteres Indiz die von
Le Monde zitierte Aussage der französischen Verteidigungsministerin Alliot-Marie in München (ich übersetze)
Verbündet zu sein, ist ein Status der Dialog und Respekt vor dem Partner impliziert. Das bedeutet dass man unbegründete Beschuldigungen und nicht der Wahrheit entsprechende Aussagen vermeidet. Es bedeutet sich zu konsultieren um einen Konsens zu treffen. [...] Alliert sein, heißt nicht zu sagen: 'Meine Idee ist die einzig richtige und alle die nicht mit mir einverstanden sind, gehören nicht dazu'. [...] Wenn ich mir die Kampflustigkeit der Reden [der amerikanischen Delegation] von heute morgen anhöre [bezieht sich auf Rumsfeld und McCain], glaube ich dass man bald den Jetlag zu der Liste der Dopingmittel setzen muss.
Die Franzosen mögen gerne Spitzen gegen die Amis austeilen (daher rührt das arg verkürzende Vorurteil dass die Franzosen Amerikafeindlich wären), aber solche Sprüche von einer (rechten!) Aussenministerin Frankreichs habe ich noch nie gehört.
Die
NY Times meldet zudem dass Saudi-Arabien plant von den USA nach einer Irak-Invasion den Abzug sämtlicher US-Truppen aus Saudi-Arabien zu verlangen.
Insgesamt alles ziemlich harter Tobak. mit offenem Ende. Die andere Seite: ein Weblog aus Baghdad: "
Where is Raed?". Sieht ziemlich echt aus. Mal sehen wie lange er noch bloggen kann, nachdem das Weblog nun auch schon in "Mainstream"-Medien wie z.B. dem Guardian erwähnt wird...
[13h53] Apple_Geek-Toys -- In der Freitagsausgabe von
MacFixit, schreibt der CEO der Muttergesellschaft TechTracker, Ralph Risch, über das was er von Apple in Sachen Digital Hub wünscht (kein Link auf Artikel, da der eh in einigen Tagen ins Bezahlarchiv wandert...).
Die meisten dieser Wünsche sind "nice-to-have", aber nicht wirklich essentiell. Apples Stärke in Soft- und Hardware, sei es iApps, iPod, Safari oder Keynote, liegt in der Konzentration auf das Wesentliche. Weniger ist mehr. In diesem Sinne kann die Wunschliste fesch zusammengestrichen werden.
1/ UKW/MW-Radio. Nein. Warum sollte man via Radio Musik hören wollen, wenn man 20GB MP3s auf Platte mit sich führt? Ich glaube nicht dass die Fans von Sportübertragungen in den USA eine essentielle Zielgruppe für ein iPod mit FM sein kann. Schlimmer noch: ich habe bislang noch kein kleines, portables Gerät gefunden, was auch nur annähernd befriedigenden UKW-Empfang geboten hätte, in Bewegung noch weniger. MW kann man in Deutschland in den Städten knicken, zuviele Störungen.
Mein "feuchter" Traum wäre ein allumfassendes digitales Funknetz mit dem ich auch unterwegs via Internet Radiostreams ziehen kann.
2/ Audio Aufzeichnung. Nein. Sicherlich gibt es auch dafür Interessenten. Aber essentiell? Notizen ins Gerät reinsprechen können? Ach ja? Und wer soll das alles sich später anhören und aufschreiben? Ja, auch ich würde mir gerne unterwegs viele Dinge notieren und aufschreiben. Aber eben nicht "analog" in Form von Sound, sondern gleich als digitalen text zur Weiterverwendung in Kalendern, Notizen u.ä.
3/ UKW-Sender. Nein. Ähnlich wie bei iRock soll iPod mit einem kleinen UKW-Sender versorgt werden, so dass man die Musik via wenige Meter entfernter Stereoanlage/Tuner abspielen kann. Abgesehen davon daß ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann wie sowas hier in Deutschland zertifiziert werden soll, erscheint mir das mit Kanonen auf Spatzen geschoßen zu sein. Warum nicht WiFi? Warum nicht Bluetooth?
4/ Kleineres Gehäuse, größeres Display. Nein. Sicher. Kleiner ist, primäre Geschlechtsmerkmale ausgenommen, immer besser. Aber mir ist offen gesagt ein 60 oder 120GB iPod lieber, als ein halb so großes 20GB iPod. Und solange der iPod noch hauptsächlich ein MP3-Players ist, mit angeflanschtem Adreßbuch, halte ich auch ein Display nicht für so zwingend notwendig.
5/ Bilder. Na ja. Es ist der Wunsch nach einem "vPod", oder einem iPod dass Photos zeigen kann. Ich weiß offen gesagt nicht, was die ganzen Leute mit Photos haben. Photos mit Handys schießen, Photos im iPod zeigen... Ich verspür' in mir nicht den Hauch von Lust mit dem Handy ein schlechtes Photo in grober Auflösung zu schießen und dass dann auch noch für 10-20 Cent irgendjemandem dass Ding zuzumailen. Ich kann diese Lust nicht nachvollziehen.
Ich konnte allerdings auch früher die Handy-Mania nicht begreifen, ehe ich mir vor knapp drei Jahren dank des Versagens der Telekom plötzlich doch eines zulegen musste und das ich jetzt auch nicht missen möchte. Vielleicht komme ich ja irgendwann zu anderer Überzeugung.
Momentan dreht es sich bei mir mehr um Handys statt um iPods, denn anläßlich der bevorstehenden Verlängerung meines Vertrages mit O2, könnte ich mir zum verbilligten Preis ein neues Handy zulegen.
Mit dem Hintergedanken eines Palm-Ersatzes plus Synchonisation der Daten via Mac, hat sich ganz schnell das SonyEricsson T68i als Favorit herauskristallisiert. Von allen derzeit erhältlichen Handys scheint es perfekt für mich zu passen.
Die Betonung liegt auf dem Wort "
derzeit erhältlich". Just dieser Tage wird das
SonyEricsson P800 ausgeliefert, quasi eine Kampfansage von SonyEricsson an Palm. Über die
iSync-Kompatibilität ist mir noch nix bekannt. Aber wenn mich nicht alles täuscht war es just das Gerät was von Steve Jobs im letzten Sommer hervorgehoben wurde...
Rein vom Funktionsumfang scheint auch das
Nokia 3650 dem nahe zu kommen. Aber ich finde das gerät häßlich.
Wie dem auch sein, beide Geräte sind bei O2 noch nicht erhältlich. Nicht zu vergessen, der dritte potentielle Kandidat: Apples "iPhone". Wirklich möglich dass Apple auf Basis einer SonyEricsson-Engine da was hinzaubert. Im Gegensatz zu einem "iPalm" wurde sowas von Apple nicht explizit dementiert. Möglich also das Apple wirklich sowas in der Mache hat...
[10h56] Irak_TV -- Nach dem Rumsfeld mit Souveränität, Witz und ätzender Ironie die Diskussion ein bißchen in eine Café-Haus-Diskussion ableitete, kam das kleine Pummelchen Fischer (ist der Mann wieder dick geworden! So viel zur politischen Lage) aufs Podium und legte eine Performance hin, mein lieber Scholli... Das war die bislang stärkste rede die ich zum Thema gehört habe, in Wort und Bild. Frei gehalten, mit immensen Einsatz von Mimik und Gestik.
Bezeichnend dass Fischer sich am Anfang seiner Rede noch nach halbrechts wandte, an die "deutsche Ecke" im Saal, um sich dann immer stärker nach ganz rechts zu wenden, wo Rumsfeld an der Seite saß.
Zwei weitere Details. Als Fischer im Zusammenhang mit der dieswöchigen Sitzung im Sicherheitsrat von "meinem Freund Powell" sprach, fing Rumsfeld an von einem Ohr bis zum anderen zu grinsen. Im Zusammenhang mit dem Wall-Street-Journal-Brief der acht Staatshäupter sprach Fischer von den "viel gefeierten" acht Staaten. Dieses kleine Adjektiv macht deutlich was für einen dicken Hals Fischer bei diesem Brief bekommt.
Fischer starten mit den Punkt von Stoiber auf, Legitimierung von demokratische Regierungen und Stimmung in der Bevölkerung um in einem Rundumschlag alle, wirklich alle Themen miteinander zu verknüpfen. Irak, Afghanistan, Al-Qaeda, Terrorismus, Israel-Palästina-Konflikt, Bedeutung der UN, Pazifismus, Lehren aus Kosovo-Konflikt. Sehr viel konzentrierter ging es nicht mehr.
Auch in den Fragen sind die Ausführungen von Fischer wesentlich gehaltvoller als die von Rumsfeld, weil über den begrenzten Horizont des Irak-Konfliktes hinausblickend.
Ich bin sehr auf die internationale Reaktion dieses, gelinde gesagt, sehr vehementen Auftrittes Fischers gespannt.
[10h28] Irak/TV -- Auf PHOENIX läuft eine Übertragung der Münchner Sicherheitskonferenz mit einer Rede plus anschl. Fragerunde von und mit Donald Rumsfeld.
Offensichtlich ist sich Rumsfeld bewußt wo er spricht und versucht verbal einige Risse zu kitten. Er ist ein guter Redner der instinktiv Schwächen erkennt und dann beherzt das verbale Messer reinrammt. Er tritt wesentlich souveräner auf als ich ihn aus den ersten Pressekonferenz bei 9-11 kenne, wo er fahrig und unsicher wirkte.
Die deutschen Fragesteller fielen fast durchweg dadurch unangenehm auf, dass sie sich nicht nur auf eine Frage beschränkten sondern, teilweise unter hörbaren Aufstöhnen des Saals, gleich drei Fragen unterbringen wollten. Nicht minder schlimmer: sie beschränkten sich nicht auf die Frage, sondern leiteten sie mit minutenlangen Ausführungen über die eigene Meinungen und Ansichten ein... Das passierte durchweg nur den Deutschen, von Angelika Beer über SPD-Abgeordnete bis hin zu Norbert Pflüger.
Die beste nicht-gestellte Frage kam, man höre und staune, von Edmund Stoiber. Stoiber erwähnt, dass die USA nicht ein Problem mit Deutschland oder Frankreich haben, sondern mit der gesamten europäischen Bevölkerung die, Umfragen zufolge, quasi unisono gegen einen bewaffneten Konflikt mit dem Irak ist. Demokratisch legitimierte Regioerungen könnten nicht sich einfach über diese Stimmung hinwegsetzen. Zu dumm dass Stoiber nicht daraus eine Frage strickt, sondern eine windelweiche Frage über den Dissenz Europa/USA und mangelnder Kommunikation stellt.