dogfood Juli 2003 [3]

Montag, 21. Juli 2003

[22h09] Warum "türkis" scheiße ist -- Verpackungsdesigner obacht: mit einem Mal steht man früh morgens bei der Drogerie um die Ecke, "Budni", und starrt auf den Zettel, den man in der Hand hält. Die Worte "Always Ultra dingens, die Grünen, mit Flügel" schallen noch in den Ohren.
Da steht man als eher unregelmäßiger Beobachter des Binden-Marktes vor dem Regal und sieht das alle "Always"-Binden türkisfarben sind. Meinte sie nun mit "grün" türkis? Oder meinte sie mit "grün" die kleine dunkeltürkise Banderole die sich bei einem Teil des Sortimentes befand?
Türkis, Orange und Rosa sind "Zwischenfarben", die je nach Geschlecht, Weltanschauung, Kontostand und Sonnenstand mit "grün", "blau", "rot", "gelb", "lila", "violett", manchmal auch als "türkis", "orange" und "rosa" bezeichnet werden. Daher taugen sie zur Unterscheidung von "Sorten" genauso gut wie der Unterschied zwischen "Zinnoberrot" und "Burgunderrot".
Übrigens habe ich den Binden-Intelligenztest (wichtiger Indikator für das Verständnis weiblicher Intuition) nur zur Hälfte bestanden. Korrekterweise bezog ich das "grün" auf die dunkeltürkise Banderole. Dummerweise konzentrierte ich mich so sehr auf die Farbe, daß ich nicht auf das "Ultra" achtete und daher zu dicke Einlagen kaufte.
[20h13] WebDev -- Eine Randbemerkung von Daniel Glazman/(Ex-)Netscape Paris macht das Commitment von AOL zu den Netscape-Browsern deutlich: AOL hat das W3C und die ECMA fast komplett verlassen und die entsprechenden eMail-Accounts ohne Vorankündigungen abgesägt.
Dicht beim Thema liegend, ist ein Aufsatz von Tim Bray "The Door is Ajar" der eine Aktion startet, nach der man auf seinen Sites einen "Use a better Browser"-Sticker draufpappt. Das Logo zeigt einen rot durchgekreuztes Explorer-Logo.
Nachvollziehbar und auch ich spüre gewaltigen Frust ob der Entwicklungen der letzten Wochen im Browser-Bereich. Aber ein "Anti-Explorer"-Logo... hmmm... Ich spüre ein gewisses diffuses Unwohlsein, vielleicht auch eine Unlust mit den gleichen Holzhammer-Methoden wie 2000 zu arbeiten ("upgrade your browser").
Ich erwarte, nicht unähnlich wie Tim Bray, das Microsoft vor allem aus dem Business-Bereich Druck bekommt, die einen verläßlichen Intranet-Client brauchen.
[20h11] Zurück nach einem Wochenende von dem ich vielleicht mal hier schreiben werde, aber eher wohl nicht. Kurioserweise ein nahezu internetloses Wochenende, das im Zeichen einer Website-Produktion stand. Will sagen: meine Browser haben seit Freitag abend kaum etwas anderes zu fressen bekommen als Zeug von meinem internen Webserver.
Noch was: Deutsche Bahn sucks. Von den sechs Zügen in den die ich in den letzten vier Wochen selber benutzte oder jemanden abholte/hinbrachte, kamem fünf nicht pünktlich an. Die Bandbreite der Verspätungen reichte dabei von 8 bis 60 Minuten, die Züge von Regionalexpress bis hin zu ICE und MET.

Donnerstag, 17. Juli 2003

[All day long] Wenn denn alle an der Transaktion beteiligten Dienstleister ihre Tätigkeit so ausgeführt haben, wie es als Standard erwartet werden darf, sollte dies heute der vorerst letzte Arbeitstag sein, an dem ich nur via Festnetz erreichbar bin.
Handy da, Karte da, wieder via Handy-Nummer erreichbar.
[21h50] Die Mobilfunk-Karte ist heute eingetroffen. Rein ins Handy, Handy freischalten.
Das SonyEricsson T610 macht ohne Karte und Akku einen recht erbärmlich Eindruck. Fast halb so groß wie mein altes Handy, halb so schwer, es sieht irgendwie aus, als gerade vom Kaugummi-Automaten gezogen. Nein, nicht vom Design, einfach von der "Habptik". Das Ding soll, ohne Ermäßigungen, 400,- EUR kosten?
Die Wertigkeit nimmt enorm zu, wenn das Handy an Gewicht zunimmt und das Display farbig vor sich hinglimmt.
Kleiner dürfte das Handy nicht sein, die Tasten sind in der Größe schon grenzwertig. Der Joystick läßt sich trotz kleinen Bewegungswegen überraschend sicher bedienen. Die Bedienung und Benutzerführung ist ziemlich selbsterklärend.
Die Klingeltöne sind knapp erträglich. Eine Freundin hat ein Samsung-Handy mit zirka 20 Klingeltönen, von denen nicht ein einziger auch nur ansatzweise taugte. Beim T610 sind ungefähr zwölf Klingeltönen, von denen knapp die Hälfte zum akuten Schußwaffengebrauch einladen. Zwei, drei Klingeltöne sind brauchbar. Nicht ideal, aber brauchbar. Spießer der ich bin, habe ich den ersten "SonyEricsson"-Sound angewählt.
Es ist auch das erste Mal daß ich mit "T9" als Eingabe für SMS in Berührung komme. Nett, kann man sich dran gewöhnen, aber nicht überlebenswichtig. Kann es sein dass das T9-System lernfähig ist?
Wegen dem Farbdisplay hat man recht großen Spaß auf dem Handy zu lesen und rumzufuchteln. Ach ja: und dogfood war problemlos lesbar :-). Webstandards rulez.
[13h23] Unser Service für alle Hamburg-Reisenden und alle die noch nicht wissen ob sie am Samstag abend eine DVD-Session machen, oder Antje in Hagenbecks Tierpark die letzte Ehre geben: das große und großartige Hamburg-Samstag-Abend-Wetter-Shootout.

Die fünf Kandidaten
Da sind sich alle Wetterberichte einig, heute und morgen evtl. Regen, aber dann geht es mit den Temperaturen steil bergauf, am Sonntag werden die 30 Grad gepackt und Montag noch wärmer.
Nur für den Samstag gibt es einen einsamen Ausreißer der Regen, Regen und nichts als Regen prophezeit. Regenwahrscheinlichkeit sechszig Prozent. Wetter.com, du dumme Sau! Hinter wetter.com steckt im übrigen der DWD - "Deutsche Wetterdienst", der das Wetter beim ZDF und in der Tagesschau (nicht vor!)
[09h17] Software -- Nachklapp zum Thema "Product-Activation"
Macromedia betreibt "preemptive PR" und stellt diverse Informationen zum Thema bereit, u.a. ein FAQ. Neben den datenschutzrechtlichen Aspekten orte ich zwei, miteinander zusammenhängende Schwachstellen. Wie das FAQ ausführt, sollte vor einem Hardware-Upgrade oder Wechsel des Rechners die Lizenz "deaktiviert" werden. Sollte es damit Probleme geben, beispielsweise durch Festplattencrash, muss man sich mit Macromedia in Verbindung setzen, wie im übrigen auch im Falle einer telefonischen Aktivierung (statt Aktivierung via Internet).
Zwar wird ein 24/7-Service versprochen, aber das lässt ahnen, dass die Call-Center quer über die Welt verteilt werden. Wer schon mal die Gelegenheit hatte an der Adobe-Hotline im irischen Call-Center bei einem für Deutschland zuständigen Mitarbeiter eine Bestellung aufzugeben, ahnt was für Spass da auf einem zukommt.
Das Chaos das einige derzeit mit Quark, Seriennummern und indischen Call-Centern erleben gibt einen kleinen Vorgeschmack.
Möchte man sowas, wie im Falle von "Contribute", seinen Kunden zumuten?
Technische Details zum "Product Activation" sind in einem White Paper zusammengestellt, das Macromedia u.a. im sogenannten "Flash Paper"-Format zusammengestellt hat (die Usability-Experten von Macromedia haben wieder zugeschlagen und ein weiteres im Web unbrauchbares Dokumentenformat auf den Markt gebracht. Hochformat, keine Verknüpfung von Inhalten, Hauptsache wir pissen Adobe an den Karren). Demnach ist die Lizenz fest an die CPU und das Startlaufwerk gekoppelt. Dies wäre zwar in der Tat toleranter als die von Microsoft verwandte "Product Activation", aber man sollte meinen dass für das was Macromedia vorhat, die Koppelung an die Festplatte ausreichen würde.
Ach übrigens, um zu sehen wie elend es Macromedia derzeit geht, dass sowas wie "Product Activation" eingeführt werden muss, um zu sehen sehr Raubkopien an Macromedia Finanzen in diesen schlechten Zeiten nagen:
Our Software Tools products had net revenues of $270.1 million in fiscal year 2003, as compared to $242.5 million in fiscal year 2002.[...]
[A]ggregate sales from all of our MX products increased by 13% in fiscal year 2003 as compared to fiscal year 2002.
Cash: Fiscal Year 2002: $162 Mio, 2003: $216 Mio
SEC-Report und Macromedias Investor Report
[09h14] Ich hasse diese Brut von Morningshow-Moderatoren. Sobald diese Pest das Mikro anmacht um wieder eines dieser ultranervigen Gewinnspiele zu starten, sollte man eine sofortige standrechtliche Erschiessung durchführen.
Nein, ich habe morgens um sieben keine Lust erstmal irgendwelche iTunes-Playlists zusammenzustellen. Nein, ich habe auch keine Lust furzbelanglose Interviews im Deutschlandfunk zu hören. Und ich kann nicht permanent den BBC Worldservice hören.

Mittwoch, 16. Juli 2003

[All day long] Bis Donnerstag oder Freitag werde ich weiterhin nur via Festnetz erreichbar sein. Handy ist zwar gekauft, aber die Karte muss mir noch zugestellt werden. Mehr wenn's denn soweit ist.
[15h19] Software_Apple -- Soundtrack. Ja, das ist Sabber der mir aus dem Mund herausläuft.
[10h52] Software -- Macromedia hat gestern offiziell "Contribute 2" für den 28.Juli angekündigt. Dann wird es auch die vor einem dreiviertel Jahr leger auf "2003" terminierte OS X-Version geben, wir kommen noch drauf zu sprechen...
Contribute 2 wird, wie ein Bericht von News.com bestätigt, das erste Macromedia-Produkt mit "Product-Activation" sein. Demnach muss das Produkt via Internet bei Macromedia registriert werden. Dazu gibt man eine Seriennummer ein, ferner wird die Hardware-Konfiguration übertragen. Daraus wird eine neue Seriennummer berechnet, die dann letztendlich eingegeben werden muss. Dieses Verfahren sorgt für viel Ärger. Zum einen wäre da der datenschutzrechtliche Aspekt, weil schlecht festgestellt werden kann, was die Software alles an Daten überträgt. Zum anderen sorgt immer wieder die mangelnde Toleranz der Software bei Hardware-Änderungen für Probleme beim User. Einmal anderes RAM eingesetzt, schon glaubt die Software auf einem neuen Rechner installiert worden zu sein und will eine neue Seriennummer haben.
Macromedia versichert, dass der in Contribute eingebaute Mechanismus tolerant auf Hardware-Änderungen reagieren würde. Ferner würde "Contribute 2" als Testlauf für dieses Feature angesehen werden. "Contribute" ist eine Software die eigentlich von Webdesignern an Kunden verkauft wird, damit diese Inhalte auf ihrer Website einpflegen können. Das allerletzte was ein Webdesigner haben will, ist Ärger beim Kunden mit irgendwelchen "Product-Activation"-Geschichten. Von daher hätte "Contribute" allenfalls das allerletzte Produkt sein dürfen, wo man diesen potentiellen Troublemaker einsetzt.
Ich bezweifle im übrigen auch die Aussage von Macromedia, das Contribute ein Testlauf für das "Product-Activation"-Feature ist, der über den Einbau in anderer Macromedia-Software entscheidet. Ich halte dieses vielmehr für eine recht dreiste Lüge, da sich seit knapp zwei Monaten andere Macromedia-Software mit "Product-Activation" im Beta-Test befinden.
Die Bezeichnung "dreiste Lüge" führt uns damit direkt zur MacOS X-Version von Contribute, auf die ein Bericht bei MacCentral näher eingeht.
Anscheinend gibt es bei Macromedia ein Pressemitteilungs-Textbaustein der seit Jahrem mit jeder neuen Version dem Mac-User eine Performance-Steigerung verspricht "It's up to 10 to 15 times faster". Dies ist jetzt bei Flash 2004 der Fall, das war bei Flash MX und dem Flash-Player 6 der Fall. Macromedia, entweder ist das eine Aussage in dieser Pauschalität schlichtweg gelogen ist, oder aber man sollte euch den Arsch wegklagen angesichts der ganzen verhunzten Vorgänger-Versionen die ihr anscheinend unoptimiert auf den Markt geworfen habt.
Zwar haben Mac-User ein dreiviertel Jahr lang auf ihre Version warten müssen, aber das führt noch lange nicht dazu, dass die Mac-Version die sämtliche Features der Windows-Version verfügt. So fehlt beim Mac das "FlashPaper Web Document Publishing"-Feature, das, so schwört es Macromedia, ganz bestimmt in der nächsten Version nachgeliefert wird.
Der Preis der Mac-Version ist selbstredend identisch mit der umfangreicheren Windows-Version. Nicht zum ersten Mal bei Macromedia (Studio MX, Studio MX Plus).
[10h04] WebDev_Software -- Abgesehen von menschenrechtsverletzend-vollen Bus heute morgen, bieten AOL, Netscape und Macromedia hinreichend Stoff für meine Galle.
AOL/Netscape. Es ist unklar was genau los ist. Der bisherige Stand der Dinge: Als AOL vor einigen Jahren Netscape kaufte, entstand eine sehr schräg strukturierte Organisation. Da gab es Mozilla. Ein Haufen von Programmierern die in ihrer Freizeit an Open-Source-Browsern und anderen Applikationen arbeiteten, sozusagen in der Nachfolge des veralteten Netscape 4-Browsers. Unterstützt wurden die Programmierer von AOL-Netscape. AOL beschäftigte unter dem Label Netscape Angestellte die "Full-Time" an der Weiterentwicklung von Mozilla partizipierten. AOL/Netscape bekam im Gegenzug die Möglichkeit den Mozilla-Browser für eigene Zwecke zu verwenden. Mozilla wurde in ein neues Kleidchen reingesteckt, diverser Schnickschnack wie z.B. ein Instant Messenger wurden angeflanscht, und fertig war der Netscape 6 bzw. Netscape 7-Browser.
Ein Vergleich zwischen Microsoft und AOL vom Ende Mai erlaubte nun u.a. AOL die Verwendung des Internet Explorers als Basis-Browser für den AOL-Client. Spätestens damit wurden einige Fragezeichen hinter der Existenz von Netscape gestellt. Versuche Netscape als Portal zu etablieren schlugen fehl und mit der Integration des Internet Explorers als Browser in AOL verlor Netscape seine letzte Existenzberechtigung.
Zusätzlich muss man den Hintergrund von AOL-Time-Warner sehen. Mit dem Abschmieren der New-Economy im allgemeinen und der AOL-Aktien im besonderen, haben sich im Konzern die Gewichte deutlich zu Gunsten von Time-Warner verschoben. So wird inzwischen spekuliert ob Time-Warner AOL als eigenständige Firma ausgliedern will (nachdem bei der Fusion von AOL-Time-Warner zuerst AOL der stärkere Part war). In diesem Sinne wird spekuliert ob man AOL verschlanken will um dann als hübsche Braut auf dem Markt feilzubieten.
Gestern abend traf zuerst die Meldung ein, wonach Mozilla unter dem Dach einer neugegründeten "Mozilla Foundation" gestellt wird. Dies war ein kaum verhohlener Versuch der Auslagerung. AOL pumpt einmal 2 Millionen US$ rein, hatte aber dafür seine restlichen Mozilla-Verpflichtung von den Hacken.
Was dann am späteren Abend folgte, die aufkommenden Meldungen von Massenentlassungen, war die Konsequenz der ersten Meldung. So schrieb Eric "CSS" Meyer, selber Netscape-Angestellter in Webdesign-L von Entlassungen, Versetzungen in AOL-Abteilungen, von Entfernung des Netscape-Logos, von "Netscape products are being moved to 'maintenance mode'" und von der Einstellung des DevEdge-Bereiches auf Netscape.com.
Wenn die Aussagen von Eric Meyer so stimmen, stellt sich die Frage was Netscape überhaupt noch machen will. Browser dann ja wohl nicht. Dies wäre weitaus heftiger als es die weichgespülte Meldung im Heise-Newsticker glauben machen will.
Die Zukunft von Mozilla ist unsicher. Sicherlich ist die Finanzierung durch die Gründung der Foundation mit IBM, Red Hat, Sun und Konsorten auf eine breitere Basis gestellt worden, wiewohl bislang nur AOL konkrete Summen genannt hat. Die Frage ist, ob im Rahmen einer Stiftung Mozilla-Projekte effektiv weitergeführt werden können. Schaut man sich den bisherigen Verlauf des Mozilla-Projektes bis in die Neuzeit mit dem Firebird/Thunderbird-Desaster an, so zweifle ich an Fokussierung und Effizienz. Mit dem Abgang von Netscape fehlt eine Triebfeder der Mozilla-Organisation und Mozilla riskiert endgültig in die reine Geek-Ecke abzudriften.
Die Aussicht auf Jahre hinaus noch mit der Pestillenz namens "Internet Explorer 6" als kleinsten gemeinsamen Nenner für Webdesign zu arbeiten, ist eine eher düstere Perspektive.

Dienstag, 15. Juli 2003

[21h17] Bah, wie geizig!? Ich bin gestern auf die Website des hiesigen Verkehrsverbundes gegangen, um nachzuschauen ob es wirklich so ist, wie es mir dünkte. Und mir dünkte es sozusagen korrekt. Besitzer von Monatskarten können an den Wochenenden bis zu vier Leute kostenlos mitschleifen. Was mir aber neu war, die Monatskarten gelten dann auch für die Ringe A, B und C, außerhalb der Stadt.
Cool, denke ich mir und sehe mich schon zum ostholsteinischen Badesee-Connaisseur aufsteigen, ehe ich ein Blick auf dem Tarifplan werfe und mir die Existenz der Ringe D und E bewusst wird. Super. Als Besitzer der Abo-Karte "Großbereich Hamburg" komme ich mit A-C zwei Stationen weiter als sonst. Mölln, Ratzeburg, Bad Oldesloe und Bad Segeberg liegen aber natürlich in D und E. Danke HVV. Für die 60 Kröten die ich euch monatlich in den Rachen werfe, hättet ihr am Wochenende etwas spendabler sein dürfen...
[15h14] WebDev -- Mein "Schwerpunkt du jour" ist MovableType, die Server-Applikation die halb CMS, halb Blogger-Software ist und mir momentan zur Erstellung einer ProBono-Site dient.
Seufz, es fehlt MT nicht mehr viel, dann wäre es wirklich eine große, eine ganz große Software. Was mir aber momentan das Genick bricht, sind die fehlenden Möglichkeiten anhand bei den "Entries" vorzunehmenden Einstellungen, die Ausgabe aus dem Template zu beeinflussen. Kurz gesagt, es fehlen mir Variablen die man bei Eingabe der Entries ausfüllen kann, und auf die man im Template reagieren kann, à la "<MTIfVarFoo>blabla</MTIfVarFoo>"
Zwar gibt es einen "Hack" (siehe Erklärung Matt Haughey) wo man das selten benutze <$MTEntryMore$> und <MTEntryIfExtended></MTEntryIfExtended> für ähnliches verwenden kann, aber es ist eben zuwenig.
Es gibt auch die Möglichkeit über Umschreiben des MT-SourceCodes oder via MT-PlugIns solche Funktionalität aufzurüsten. Aber das setzt dummerweise voraus, dass man Zugriff auf die MT-Installation hat. Doof, wenn man nur eine "Filiale" in einer größeren Organisation hat. Da kann der Hamburger den Deutschland-Sysadmin schlecht bitten "äh, könntens noch dieses und jenes MT-PlugIn dazuinstallieren?"
Wenn SixApart einfach nur auf Vorrat zehn Variablen mit If-Check reingehauen hätte, wäre das Leben um so vieles schöner... Hmm, soll diesen Sommer mit der Pro-Version kommen.
MT scheint mir aber beim näheren Hinschauen extrem mächtig zu sein, wenn man vollen Zugriff auf die Installation hat, und diese nach Gusto verändern kann. Dafür dass MT für lau, bzw. 150US$ im kommerziellen Einsatz kommt, sehr fett.
[11h45] Software -- Microsoft ist wieder Vorreiter und nun ziehen sie alle nach, bzw. werden nachziehen. Nachdem Quark in XPress6 eine "Product-Activation" eingebaut hat (Freischaltung der Software via Internet durch Senden und Empfangen von Seriennummern und anderen Daten), werden Macromedia und Adobe nachziehen. Während Adobe die "Product-Activation" "nur" testet, es also nicht sicher ist, ob diese bereits in den in Kürze erscheinenden Photoshop 7 und Illustrator 11 zur Anwendung kommen wird, soll die nächste Flash-Version (die gerade in der Beta ist und möglicherweise nicht "MX 2" heißen wird) wohl eine derartige "Product-Activation" eingebaut haben (Disclaimer: Alles nur HörenSagen, ich bin in keinem Beta-Programm).
Im Falle von Flash scheint man ähnlich wie Quark und Microsoft zu verfahren und die Software fest mit der Hardware koppeln zu wollen. Die Software liesse sich demnach nur auf zwei oder drei Rechnern installieren (aber nicht gleichzeitig benutzen!). Wenn man diese zwei, drei Installationen ausgenutzt hat, und dann einen neuen Rechner kauft und dort Quark oder Flash installieren will, muss man sich mit Macromedia in Kontakt setzen und sein Anliegen darstellen. Ähnliches dürfte auch bei größeren Änderungen der Hardware gelten (neue Festplatte, mehr RAM?).
Wieder einmal werden dem Kunden mehr Lasten aufgebürdet. Der Hardcore-User wird milde lächeln. So wie bereits jetzt die restrikten Lizenzbedingungen von Microsoft Office und Macromedia Studio MX (keine zwei Anwendungen gleichzeitig auf zwei unterschiedlichen Rechnern) sich problemlos mit einer Firewall umgehen lassen, so wird es recht zügig Patches und Seriennummern aus einschlägigen Quellen geben, um die "Product-Activation" zu umgehen. Angesichts der Skrupelosigkeit mit denen diese Unternehmen an Handbüchern, vernünftigen Webauftritt, Support, zuverlässiger Bedienbarkeit der Software einsparen, fallen auf Seiten der User die Hemmungen unkoschere Software auf dem Rechner laufen zu lassen.
Tasse Tee
English Blend
[11h13] Mit angekündigten 28Grad soll es heute noch wärmer werden als gestern. Aber wir sind vorbereitet. Heute endlich wieder Shorts. Seit einer Stunde wird Tee-Kampftrinken gemacht, auf dass der Flüssigkeitsspiegel oben bleibt. Ventilator im Dauerbetrieb, Schwenkvorrichtung ausgeschaltet, volle Breitseite auf die Fresse.
Von meinem Handy heißt es nun Abschied nehmen. Beim HVV (= U-Bahn) wurde es nicht abgegeben (was mich angesichts des drei Jahre alten Funkknochen schon erstaunt). Gedanklich habe ich mich mit dem SonyEricsson T610 (DeepLink, weil die schwachgeistigen Webdesigner wieder keine bookmarkfähigen Seiten gebaut haben) angefreundet. Das 800er ist mir derzeit zu teuer. Ich muss mal sehen für wieviel ich das T610 bekomme. Glück im Unglück, ich kann es mit einem neuen 24-Monate-Vertrag koppeln, würde es daher billiger bekommen.
Connie hat das T610 bereits und ist recht zufrieden damit, synchronisieren zumindest der Adressen klappt mit dem Mac und iSync problemlos.
Gestern schoß mir kurz ein ähnlicher Gedanke wie ihn Chris heute nacht äusserte: soll ich überhaupt noch ein Handy haben? Unterm Strich verspüre ich mehr Vor- als Nachteile, denn ich bekomme zum Glück nicht soviele Anrufe drauf. Ich kenne Leute, denen würde ich am liebsten das Handy zerstrümmern, weil man am hellichten Tag nicht mit denen telefonieren kann, ohne dass sich im Festnetz zuerst die zirpende Funkstörung bemerkbar macht und dann eine Sekunde später das Handy klingelt. Bei Kundenterminen wird mein Handy prinzipiell ausgeschaltet. Nee, unterm Strich schätze ich mein Verhältnis zum Handy noch als gesund ein und werde mir daher bei Gelegenheit (Stichwort "Bäng") den T610 greifen.
[01h18] Eine andere Szene ist mir heute im Gedächnis geblieben, heute morgen in der U-Bahn. Auf der anderen Seite saß ein Paar. Sie war eine etwas verbraucht aussehende, hochschwangere Frau Mitte/Ende Dreißig. Die Augen dunkel umrändert, etwas müde wirkend, die Gesichtshaut schlaff. Trotzdem nicht unsympatisch, weil zufrieden wirkend.
Er war fett. Ein kugelrunder Kopf, ein kugelrunder Korpus der aus dem gelben T-Shirt quoll. Sicherlich viel Schwabbel, aber auch mit einer gewissen Stämmigkeit verbunden, Marke Bauarbeiter oder LKW-Fahrer. Er war, und es war faszinierend zu beobachten, eigentlich undefinierbaren Alters. Anfang Dreißig, oder leicht über vierzig. Der Schädel kurzgeschoren, mit drei Millimeter langen, dunklen Stoppeln überall dort wo der Kopf Haare spriessen lässt. Die Augenbrauen dunkel, aber nicht buschig. Ein dünner Dschingis-Khan-Bart der seitlich vom Mund von schwarz ins hellgraue überging. Auf dem Schädel konnte man einige Beulen sehen und einige, cent-große ovale hellgraue Stoppelfelder in den dunklen Haaren verstreut sehen.
Die Augen waren Marke "Schweinsaugen". Die Augenlider schienen so verfettet zu sein, dass sie auf die Augen zu drücken schienen. Eine Idealbesetzung für einen Baggerführer. Jeder Drehbuchschreiber leckt sich die Finger nach so einer Besetzung.
Wahrscheinlich ist er auch so ein lauter Typ, der über schmierige BILD-Witze lachen kann oder sich Fußball mit Bierflasche und im Unterhemd auf der Couch liegend anschaut.
Nur in der U-Bahn, da hatte er seine rechte Hand auf dem kleinen Vorsprung des Fensters ausgestreckt und die Frau legte nach einer Zeit ihre Hand über seine und streichelte sie. Es gab bei ihm keine Regung. Die Hand zuckte nicht, erwiderte nicht das Streicheln. Auch keine Regung im Gesicht. Er blickte haarscharf an ihr vorbei, Aber keine Regung. Es war nicht zu erkennen ob er es mochte. Aber die Hand machte dort von der ganzen Körperhaltung keinen Sinn, wenn er es nicht gewollt hätte. Es kontrastierte angenehm mit seiner Erscheinung und die, siehe oben, zu Klischees einlädt. Es war dieser Kontrast der mehr über die Zärtlichkeit des Paares aussagte, als Mimik und Gestik des Mannes.
[01h04] Ich war bei H+M. An der H+M-Kasse stand ein junge Türkin mit Kopftuch und nahm meine EC-Karte entgegen. Neuestes Manifest für die größer werdende Verbreitung von Kopftüchern bei jungen Türkinnen.
Gerade in einem Klamottenladen wie H+M kommt eine kopftuchtragende Kassiererin recht cool, weil, gelinde gesagt, unerwartet. Man fühlt sich gleich um einiges multikultureller, "United Colors", Döner und Falafel. Junge Türken die kulturelle Identität zeigen.
Und trotzdem kriegt man das Kopftuch als Repressionsinstrument, als Zeichen für Frauenunterdrückung, nicht aus der Birne. Schnell schleicht sich Verunsicherung rein.
Zur Wiedervorlage.