dogfood Dezember 2003 [1]

Sonntag, 07. Dezember 2003

[13h01] Mit Verlaub, wer mich heute nach 19 Uhr noch nervt, wird standrechtlich erschossen. Mit Grund.
[11h33] Ich beneide die Amis im Nordosten. Haben mal wieder einen richtig knackigen Schneesturm, während bei uns hier das höchste der Gefühle „Kalt“ ist. Und Sturmwarnungen scheinen inzwischen für jede mäßige Flatulenz von Petrus rauszugehen.

Samstag, 06. Dezember 2003

[20h09] Music -- Kann man eine Band danach beurteilen, wie gut sie Cover-Versionen hinbekommt? Demnach wären nicht nur Fettes Brot ganz groß, sondern Placebo eine der am meisten überschätzten Bands derzeit. Gerade auf FM4Running up that hill“ gehört. Bei Kate Bush reagiere ich fast genauso sensibel wie bei Björk. „Fast“, weil Kate Bush schon etwas länger her ist (sozusagen meine Björk vor 20 Jahren) und weil ich immer noch nicht darüber hinweggekommen bin, dass sie engen künstlerischen Kontakt mit David Gilmour pflegte, Gilmour steht für einer der verlausesten 70er/80er-Jahre Bands überhaupt, den späten Pink Floyds, fettsäckiger Altherren-Rock, in meinem persönlichen Übelkeits-Ranking gerademal einen bierdeckelbreit hinter Paul McCartney.
[12h01] Endgültig Spießer geworden. Gerade Ersatzglühbirnen für die Lichterkette gekauft.
[05h30] Gestern nachmittag/abend einen Crashkurs in MacOS X gegeben, fünf, sechs Stunden lang. Man hat fleissig mitgeschrieben, aber ich mir ist wieder bewusst geworden, wieviel „Ahnung“ man haben muß, um vernünftig mit System und Programmen zu arbeiten. Benutzer, wohin Dateien abspeichern, wann welches Programm. Ich frag' mich, was all die neuen User machen, die ihre Informatikkenntnisse durch Kauf bei Aldi oder Lidl erlangen. Wieviel Prozent des Lebens durch „Trial and Error“ verloren gehen.
[04h45] Es ist schweinekalt, weil das nicht verriegelbare Fenster im Klo aufgeklappt ist, der Wind pfeift ums Haus und der Weihnachtsschmuck auf dem Balkon gegenüber wackelt und zappelt: es ist Herbststurm-Zeit! Endlich! Immerhin so etwas wie die erste Andeutung von Wetter in der letzten Zeit.
Nachtrag: Sturm- und Sturmflutwarnung an Ostseeküste

Freitag, 05. Dezember 2003

[22h54] Wer bislang glaubte, dass die derzeit härteste Nummer im deutschen Weblogger-Lande von 2-3 Frauen inklusive Wurmfortsatz rund um die BlogAwards getrieben wird, wird nun eines besseren belehrt. Die hier geben sich derart die Kante, dass man eigentlich schon nach Freund Kofi und seinen Friedenstruppen rufen muss. Ich sage nur: „GDPDU“! Und alles andere stinkt! (Nutzwertiger Link)
[10h22] Ich komme mir momentan gehetzt vor. Die Tage fühlen sich an wie ein nicht enden wollendes „Reise nach Jerusalem“-Spiel. Musik spielt. Musik setzt plötzlich aus, und ich muss zusehen noch einen Stuhl zu ergattern. Und in den letzten Tagen spielte die Musik verdammt schnell auf.
Ein Kampf an zwanzigtausend verschiedenen Fronten. Ein rein virtueller Kampf, denn er findet vom Stuhl aus statt. Telefon, eMails, Internet sind Weapons of... na ja... choice würde ich nicht unbedingt sagen. Hier eine Korrektur die nicht kommt, dafür an anderer Stelle eine überraschend aufwändige, von ganz woanders erfährt ein anderes Projekt eine atemberaubende Beschleunigung, die bei mir zur (reelen) Appetitlosigkeit führt.
Was ich derzeit für Quantitäten schreibe, das erfährt inzwischen komplett neue Dimensionen. Ich gehe zu Bett mit dem einstündigen Schreiben einer eMail, ich fange meinen um kurz vor sieben Arbeitstag mit Kundenkorrekturen an, schmeiße das Zeug auf den Server, maile den Kunden an, gehe Duschen, fahre ins Büro, sitze für ein anderes Projekt wieder eine halbe Stunde und hacke an einem elektronischen Brief, Korrekturen in Photoshop, frisch geliefertes Rohmaterial eines Kunden (per eMail, wat sonst) sichten, Empfang bestätigen, schönes Wochenende wünschen (per eMail). Per SMS einer Freundin bescheid sschreiben, dass die gebrannte CD keine Songs aus dem „KillBill“-Soundtrack enthält.
Wenn ich an meine Anfangstagen als Multimedia-Angestellter zurückdenke, an die Probleme mit den Sehnenscheiden, an die Carpa-Tunnel-Syndrom-Diskussion von damals denke, frage ich mich was für monströse Fingerkuppen ich inzwischen bekommen habe.
So, für die nächsten zwei Stunden ist nur Klickerei mit der Maus und allenfalls ein bißchen Scripting angesagt. Dem Tempo de jour angemessen, plärren im Hintergrund mit Artful Dodger, Smith & Mighty und den More Rockers eher Vertreter der Musikgenres mit höherer Schlagzahl.

Donnerstag, 04. Dezember 2003

[15h44] Das hassenswerte an größeren Büros: ich bin jetzt, mit der Tasse in der Hand, eine halbe Stunde lang durch die Agentur, von Küchenecke zu Küchenecke gelaufen. Überall hat irgendjemand den Wasserkocher in Beschlag genommen, der nun, längst ausgekocht, sich langsam wieder auf 50 Grad herunterdampft. Weit und breit aber keine Person zu sehen, die Anstalten macht, das Wasser in die nebenstehende Thermokanne zu füllen.
Jajaja, ich weiß, ich könnte jetzt unauffällig das Wasser nehmen, Wasserkocher nachfüllen und wieder kochen lassen... Dummerweise trinkt Frau Nine einen Kräuter-Tee, der bitte schön nicht wärmer und nicht kälter als mit 70 Grad zu fluten ist. Daher lässt sie den Wasserkocher immer eine Zeit vor sich hin abkühlen, und findet es wahnsinnig spaßig, wenn jemand daherkommt und den scheinbar verwaisten Wasserkocher wieder Wasser kochen läßt. Diesen verbalen Einlauf durfte ich mir schon einmal abholen... Und da Frau Nine zu den eher sympathischeren Menschen in der Agentur zählt, muss die Azubin dran glauben... Kochen und gekocht werden...
[14h53] Ich kann mich heute irgendwie überhaupt nicht konzentrieren. Ich bin die latente Schlafmützigkeit in Person, trotz „Ausschlafens“ heute morgen.
Wegen Ineffizienz, habe ich meine Programmierei heute abgebrochen, mache stattdessen anderen Kram. Installation, Einrichten einer neuen Testwebsite, Konzeption etc...
[10h16] Heute im Selbstversuch: wieviel Gilles Peterson kann ein Mensch ertragen. 33 Stunden Material sollten ausreichen um bei mir das Limit auszuloten, dass ich irgendwo nach 5-6 Stunden kommen sehe.
[10h07] Ich entwickle mich langsam zum kleinen Domaingrabber. Heute meine dritte „persönliche“, na ja, semi-persönliche Domain angemeldet.
[09h44] Die BILD-Zeitung macht keinen Halt vor komplexen innenpolitischen Themen und berichtet heute ausführlichst über die Auswirkungen des Asylrechts.

„Miss Asyl“. Morgen in BILD: „Madame Flaschenpfand“

Mittwoch, 03. Dezember 2003

[20h12] Prügelstrafe -- ... für alle die im Zusammenhang mit dem Tod von Will Quadflieg vom „großen alten Mann“ sprechen. Hey, wenn ihr schon die Nachrufe Jahre im voraus schreibt, dann gebt euch mehr Mühe mit den Satzbausteinen. Vor allen wenn es sich um einen „großen alten Mann“ handelt.
P.S. Darf im Gegenzug im Zusammenhang mit dem Tod von Ignaz Kiechle von der „kleinen, fetten Pottsau“ gesprochen werden? Macht man auch nicht, nä?
[19h04] Na ja, dann doch noch so etwas wie konstruktive Tat des Tages geleistet. Nach der Panther-Installation nun wieder die VirtualHosts auf der Kiste hinbekommen. Notiz für mich selbst: Beim „Archive“-Install von Panther wird zwar die User-Konfigurationsdatei korrekt mit übernommen, aber es wird die Default-http.conf eingesetzt. Folge: die VirtualHosts sind erstmal ausgeschaltet. Durch Entkommentierung der NameVirtualHost-Zeile wird wieder alles heile (natürlich plus Einrichten der „machines“ mit NetInfo.)
[17h57] MacOS X_Software -- Kennt jemand noch „Finder Pop“ zu Zeiten des seligen OS 9? Ein adäquater Ersatz ist da: Ittec.
Auf Finder-Ebene wird das „Rechts-Klick“-Menü aufgepeppt und eignet sich auch zum Navigieren.
[17h46] Bääääh. Migräne meets unrunden Magen. Auch Schlafen hat nicht wirklich geholfen. Das einzig erfreuliche in den ersten drei Vierteln des Tages, ist der Bescheid vom Finanzamt. Einem Einspruch wurde stattgegeben, folglich wird noch ein bißchen Geld überwiesen. Obwohl, ganz so erfreulich ist der Anlaß nicht. Es ging um steuerlich abziehbare Kosten im Zusammenhang mit dem Tod meiner Mutter. Also gut, nicht freuen.
[09h48] Ich dachte es wird der Morgen nach der Magenverstimmung. Es ist leider die Nacht vor der Magenverstimmung gewesen. Butterkekse, Vollmilchschokolade, Kräuter-Tee.
Keine Ahnung wo ich mir das zugezogen habe. Gestern in einer Bar meinen ersten Mocca-Milchkaffee getrunken. Unglaublich was die Leute alles in sich hineinschütten... Aber die kleinen Küchelchen die das „Ketzer“ in der Schanze dazu serviert, sind exzellent. Ja, mein Gott, man muss sich langsam an die Schanze gewöhnen (more to come)

Dienstag, 02. Dezember 2003

[15h00] Dienstleistungswonderland Deutschland -- Heute ruft mich ein etwas verhuscht klingender Mann einer Verkehrsmittelagentur an, denen ich von einer Bekannten Logos zugeschickt habe.
Ob ich denn die Adresse der Kundin kennen würde? Soso, ein Dienstleister kennt die Adresse seines Kunden nicht? Stadtteil würde schon reichen. Aha?! Das ist dann Busdepot Mitte. Ob der Herr Dienstleister vielleicht nicht mal die bezahlende Kundin anrufen sollte um abzuklären, ob es denn das Busdepot Mitte sein soll? Och, das passt schon. Ist Busdepot Mitte. Wenn er meine Meinung wissen würde wollen, er sollte lieber die zahlende Kundin anrufen. Hmm. Na ja. Na gut. Haben Sie zufällig die Telefonnummer? Ob ich die Telefonnummer Ihrer Kundin habe? Moment...
HHD Verkehrsmittelwerbung“, Tostedt rules.
[14h26] Kaufrausch -- Was mich gestern, an der Karstadt-Kasse stehend, dann doch überrascht hat, waren die ausgelegten Potter-Harry-Bücher. Bitte? 28,- Euro???? Meine Fresse, da verdienen sich einige Nasen aber derart dumm und dämlich, dass ist ja der helle Wahnsinn!
Für welches Stück Belletristik zahlt man heute annähernd 60 Mark? Ooops? Ich sehe gerade auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, da ist ja einiges dabei. Wow, die Preissteigerung war also nicht auf Obst und China-Imbiß beschränkt.

Montag, 01. Dezember 2003


Eine Option
[21h11] Sehr geehrter Herr Andreas. Ich kann ihre Probleme nachvollziehen, möchte aber außerhalb von Schiebermütze, Cap oder Zipfelmütze noch auf eine weitere Option hinweisen, an die sie vielleicht nicht sofort gedacht haben.
Je nach Kopf tut es bereits Größe 48, 49.
[16h31] Mal so in den Raum geworfen: warum heißen die ganzen Experten im Fernsehen und Radio „Analysten“? Müssten sie sich nicht eher „Oralysten“ nennen?
(Nein, das Angeben mit dem Herkunftswörterbuch zählt nicht als adäquate Replik!)
[10h10] Die Busfahrt nach Altona war, trotz des erhebenden Sonnenaufganges, unter aller Würde. Obwohl noch genügend Plätze frei waren, setzte sich eine Frau mit zweijährigem Kind neben mich. Woran es eigentlich nichts auszusetzen gäbe, auch nichts an den Fußtritten des Görs.
Die Mutter war von einer Parfum-Wolke umgeben. Einmal morgens damit eingesprüht, muss die Bestäubung den ganzen Tag vorhalten. So roch es dann auch. Auch das wäre nur mäßig tragisch gewesen, wenn nicht das Kind gleichzeitig nach süßlicher Kinderkotze gerochen hätte und ein anderer Sitznachbar sein geruchsintensives Brötchen gefressen hätte.
Und jetzt weiß ich nicht mehr weiter was ich schreiben wollte, denn ich bin seit Beginn des Eintrages vor knapp drei Stunden von drei, mitunter längeren Telefonaten und zwei „echten“ Gesprächen unterbrochen wollen. Heute also mal keine Pointe. Sozusagen witzlos.
[07h16] Das erste Geräusch was heute in meinen Ohren dringt, ist das Kratzen einer Schneeschaufel. Moment, einer Schneeschaufel? Ich reiße die Augen auf, biege mich halb aus dem Bett um unter der Jalousie der Balkontür rauszulugen: Nix. Hellgrauer Balkon, dunkelgrauer Bürgersteig, diverse unbedeckte Autodächer. Irgendwo reflektiert sich das orange Blinklicht der Stadtreinigung. Erster Dezember und noch nicht den Hauch von Schneeflocke in diesem Herbst gesehen.