dogfood Februar 2004 [4]

Sonntag, 29. Februar 2004

[12h07] Ich habe gerade zum vierten(!) Mal einen Anruf vom Schill-o-Mat bekommen (Life stinks wenn man mit vier Telefonnummern im Telefonbuch steht oder stand). Er meldet sich übrigens wirklich mit „Moin, mein Name ist Schill, Ronald Schill“ und nicht mit „Guten Tag“.

Samstag, 28. Februar 2004


Ole schreibt mir
[13h05] Wahlkampf a la Hamburgaise, Teil Zwei: gestern befand sich in meinem Briefkasten nicht nur der Vertrag von Siebenviertel bzgl. dem Blogbuch (yeah, Eigenwerbung sucks), sondern auch ein Brief von Ole von Beust, Spitzenkandidat der CDU bei den morgigen Bürgerschaftswahlen in Hamburg.
Ole scheint ihn persönlich vorbeigebracht zu haben, denn der Umschlag hatte keine Briefmarke. Als Vermerk stand dort „An Haushalte mit Tagespost“. Zum Glück hatte ich an dem Tag „Tagespost“ erhalten und durfte von Ole beglückt werden.
„Ich bitte Sie: Unterstützen Sie mich, unterstützen Sie meine Politik. Dafür gibt es viele gute Gründe. Zwei liegen mir besonders am Herzen:“. Aha. Es gibt also zwei herzenswichtige Gründe, viele gute Gründe und noch mehr Gründe überhaupt. Wäre ich jetzt bei den inhaltsleeren CDU-Plakaten mit dem photogeshopten von Beust nicht draufgekommen.
„Wir sind noch nicht fertig mit der Arbeit [...] Doch zwei Jahre reichen nicht dazu aus, nachzuholen was 44 Jahre lang versäumt wurde. Daher bitte ich Sie: Wählen Sie am 29. Februar die CDU, damit wir unsere erfolgreiche Arbeit für diese Start fortführen können“
Okay. Da ist ein Deal. Aber sagen Sie doch mal, Herr Beust, wie lange brauchen Sie noch? Als Freiberufler, wenn ich ein Angebot abgebe, lege ich auch ein Timing vor und am Ende steht: Abgabe 31.März 2004 und dann ist finito und ich schau nur noch ab und zu vorbei, zur Pflege o.ä. Wenn ein Handwerker nach zwei Jahren zu mir kommt und sagt „Also, dat dauert doch länger als gedacht... Wie lange weiß ich jetzt gerade nich', aber lassen sich mich mal machen“, dann pflegen bei mir alle Alarmglocken zu klingeln. Hier versucht ein Handwerker zu bescheißen und mir Kohle aus den Rippen zu leiern. Von daher Von Beust, mein Angebot: sagen Sie mir wie lange Sie brauchen, und dann schauen wir mal weiter...
„Wir haben noch viel vor“ Habe ich das jetzt so zu verstehen, dass sie eigentlich keien Zeit haben?
„Hamburg soll wieder eine wachsende Metropole werden“ Na, das nenne ich doch endlich ein Statement mit Vision und Power. Wachsen! „Den Sprung über die Elbe wagen“ Den Lebensraum erweitern! Die Niedersachsen gehen mir sowieso auf den Sack. Ich bin einverstanden, erklären wir ihnen den Krieg. Brandschatzen wir Hannover und Celle, plündern Lüneburg.
„In der Bundespolitik herrscht seit vielen Monaten ein großes Durcheinander“ Donnerwetter, wann hört man einen Politiker komplexe Themen derart knackig auf den Punkt gebracht: „großes Durcheinander“. Endlich das jemand Roß und Reiter nennt.
„Ich möchte das Gegenteil für Hamburg: klare Verhältnisse“ Okay, da möchte ich nicht im Wege stehen und ein fürchterliches „Kuddelmuddel“ veranstalten und dadurch möglicherweise Invasionspläne für Buchholz zu Fall bringen. Ich enthalte mich morgen meiner Stimme.
(PS: als ich letztens nachgeschaut habe, war auch das Nichtwählen eine legitime Handlung)
[12h49] Wahlkampf a la Hamburgaise, Teil Eins: ereilte mich doch heute vormittag ein Telefonanruf auf dem Handy. „Rufnummer unbekannt
Hier Webklempnerei Pahl Worldwide, hallo?“ Am anderen Ende hörte ich nur atmosphärisches Rauschen. „Hallo?
MOIN!“ brüllte es ebenso plötzlich wie uninspiriert aus dem Handy. „MOIN! Mein Name ist Roland Schill!“ Und dann schillte es minutenlang vom Tonband. Mit durchaus angenehmer Stimme, in leicht plattdeutschem Nasal-Akzent. Ich glaube von dem Mann würde ich sogar Hörspiel-CDs kaufen.
Es folgte das übliche Gelaber. Er hätte gute Politik geleistet, stärkster Rückgang an Kriminalität, er und seine Partei würden totgeschwiegen werden, u.a. weil eine Bande von 'Chaoten' regelmäßig seine Werbeplakaten zerstöre blablabla... Nach 'ne Minute dann aufgelegt. Wusste gar nicht dass man sowas in Deutschland inzwischen auch darf.

Vor dem 1-Liter-Tetra-Pak: Drei Liter „OK!“
[12h38] Vorurteile leicht gemacht, Teil 647.
Der Türke an und für sich, ist ja recht gebärfreudig und neigt dazu mit seiner gesamten Mischpoke, sprich „Großfamilie“ in der gleichen Butze zu wohnen. Klar, dass dabei einiges weggegessen und -getrunken wird.
So liegt es nahe, anders als die deutschen Weicheier mit ihrem 1-Liter-Tetra-Pak und 35g-Teefix-Packungen, als Gebindegröße gleich die Drei-Liter-PET-Flasche anzubieten, inkl. praktischem Plastik-Trageriehmen.
Das irgendwann eines Tages im türkischen Laden so ein Monstrum auf mich warten würde, war mir klar, seit ich dort die 2kg-Packung Tee gekauft habe, an der ich mindestestens drei Jahre herumnzunuckeln haben werde.
Und wenn ich mir die Schrift auf dem Erfrischungsgetränk anschaue, dürfte auch der Pole an und für sich, zu den fruchtbareren Völkern gehören. Spätestens wenn auch Zypern in die EU eingegliedert wird, wird es das erste Limo-Faß zum Nachhause-Rollen geben.
[11h10] Web -- Jeffrey Veen nimmt Abschied von Webmonkey.
Meine allerersten Online-Erlebnisse hatte 1991/1992 ich per Modem in der Kurierfirma in der ich gejobbt habe. Danach ging es wie im Zeitraffer. Ich war sehr schnell so angefixt, dass ich Mitglied bei Compuserve wurde (Es muss 92/93 gewesen sein). AOL sollte in Deutschland erst 1-2 Jahre später eingeführt werden. Alleine bei einem Provider zu sein, der in Dollars abrechnete und in ganz Deutschland damals 6 Einwahlknoten, aber dafür teilweise schon mit 28.8 anbot, war sehr geekig.
Diese Online-Sozialisierung ging einher mit dem Anfixen durch WIRED, die ich mir damals für gutes Geld Monat für Monat vom Bahnhof abholte. Erste Ausgabe 3.06, Juni 95.
Die WIRED wird im Nachhinein von vielen als Zeitschrift abgetan, das blind der New Economy folgte und dem Wachstum fröhnte. Dabei werden aber die andere Seiten der WIRED unterschlagen. So beschäftigte sich die WIRED permament mit den politischen Konsequenzen der Vernetzung, inkl. Datenschutz, Informatiosnfreiheit und Demokratisierung („Information wants to be free“). Es gab schlichtweg keine andere Zeitschriften die so angenehm herumgesponnen hat, politisch war, lange populärwissenschaftliche Feature hatte und so lange Artikel wie die über 200seitige Reportage von Neal Stephenson über die Verlegung eines Unterseekabels in der Weihnachtsausgabe 1996.WIRED war Inspiration.
Der Online-Ableger der WIRED wurde HotWired. Man schuf bis dato noch nicht dagewesenes: Online-Journalismus mit Kolumnen, Reportagen, Foren und Gewinnspielen. Es war halt die Frühphase des Internets. Man konnte experimentieren und man nutzte die Gelegenheiten. Man war krachledernd laut und quietschbunt. Aber bei allem schwang auch eine kindliche Euphorie, fernab irgendwelcher Rentabilitäts-Wichse.
Von Anfang an dabei: Jeffrey Veen. Die Herangehensweise an die damalige Website lässt sich gut in Veens Buch „The Hotwired Style“ nachlesen, dass den Aufbau und die Überlegungen hinter der Site schildert. Das Buch sollte dann die Basis bilden für „Art & Science of Web Design“, dass die Lehren aus HotWired in abstrahierter Form vermittelt („ganzheitliches Denken“).
WebMonkey war eine Unterabteilung von HotWired und eine der ersten Sites die von Web-Profis für Web-Profis produziert wurde. WebMonkey trug damit nicht unwesentlich zur meiner und vieler anderer Ausbildung als Webdesigner bei. Ich zähle mich noch zu der ersten Generation von Webdesignern, die alles als Autodidakt gelernt haben. Webmokey war ebenso hilfreich wie aufgrund seiner schrillen Optik und des Tonfalls sehr schräg aber auch witzig zu lesen.
Die WIRED wurde irgendwann an den Conde-Nast-Verlag verkauft, HotWired als Online-Franchise an die Krake Lycos verscherbelt. Veen ist absprungen, als es absehbar war, das Lycos nur auf Profitcenter aus war.
Auch mein Online-Lebenslauf ist also hinreichen mit WIRED, HotWired und Webmonkey verbunden. Ich kann daher die Bitternis nachfühlen die in den Abschiedsworten von Jeffrey Veen oder selbst in der offiziellen Abschiedsnachricht schwingen, nachfühlen.
Man trauert nicht einer Website nach. Aber einer Ära die mit all ihren damit verbundenen Erinnerungen, begraben zu werden scheint.

Freitag, 27. Februar 2004

[15h50] Software -- Doh! Das Microsoft die Entwickler und Öffentlichkeit inzwischen darauf vorbereitet dass es nun vor der neuen Windows-Version „Longhorn“ doch noch ein größeres Upgrade geben wird, kursiert bereits seit knapp einem Tag, Stichwort „XP Reloaded“.
Auch das der Grund wohl in einer verzögerten Fertigstellung von Windows Lognhorn zu suchen ist, ist nichts neues. Die bis dato recht zuverlässige Mary-Jo Foley von Microsoft-Watch schreibt aber nun dass microsoft-intern noch nicht einmal mit einer Veröffentlichung in 2006, sondern erst 2007 gerechnet wird!
[12h01] Bei der nebenstehenden Packung merkt man sofort: „von Experten, für Experten“, denn sie enthält die wesentliche Information, die alle Waffeleier-Käufer interessiert:
„mindestens 40% schokolierte Ware“
Wer kennt das nicht? Hungrig reißt man die Tüten auf, will gleich nach eines der Highlights der Tüte greifen, doch, oh Graus, in der Tüte mümmeln sich nur drei bis vier, möglicherweise gar auseinandergefallenene Schoko-Waffeleier. Wieviele angehende Atomphysiker sind daran in der Kindheit zerbrochen und stattdessen Zuhälter oder Gurkentransportfahrer geworden? Damit dürfte bei „mindestens 40% schokolierte Ware“ Schluß sein. Sozialierte Kinder durch schokolierte Eier. Sozialierte Kinder = glückierte Kinder.
Der nächste Schritt der jetzt vom Hersteller, der „Lidl-Stiftung & Co KG“ (ja, es ist wirklich eine Stiftung!) angegangen werden muss: wie kann die Verteilung innerhalb der Tüte verbessert werden? Die schokolierten Eier sind natürlich schwerer als die nackilierten Eier und setzen sich im Laufe der Zeit unten auf dem Boden der Packung fest. Wer kennt das nicht: spätestens nach dem ersten Viertel der Packung hat man erstmal die Schnauze voll von Eier und kann diese tagelang nicht sehen oder essen. Und doch muss man sich erst noch durch 35% weitere unbehandelierte Eier fressen, bevor man zum eigentlichen Manna, dem schwarzen Waffeleier-Gold kommt.
[11h44] Software -- „Back in full force“ möchte ich in den sonnenbeschienenen Hof herausschreien. Meine beiden Systeme laufen seit heute morgen endlich mit der aktuellen Version von CodeTeks „VirtualDesktop“.
Ein kleines Software-Tool für MacOS X, das einen großen virtuellen Desktop anlegt. Der aktuelle Desktop ist dabei nur ein Teil (n meinem Fall: ein Neuntel) des virtuellen Desktop und per Tasten-Kombniation oder Muasklick kann auf andere Teile des virtuellen Desktop gesprungen werden.
Wenn man viele Programme gleichzeitig offen hat, sorgt dies für Ordnung, weil auf dem einem Schreibtisch das eMail-Programm vor sich hinwartet, im anderen der MP3-Player und in einem weiteren der IM-Client, während man wiederum in einem anderen Desktop gerade Webseiten programmiert.
Damit vermeidet man einen unübersichtlichen Wust an Fenstern. Exposé von Apple ist zwar nett und schön, aber räumt zumindest die optische Unordnung im Hintergrund nicht auf.
Ich habe mir im letzten Jahr die alte Version von CTVD gekauft, die allerdings bei Erscheinen von Panther/OS 10.3 nicht korrekt mit Exposé zusammenarbeitete (aber sonst problemlos funktionierte). Dies wurde Ende Januar durch ein kostenpflichtiges Upgrade auf CTVD 3.x Pro beseitigt.
Anfang Februar habe ich das Upgrade gekauft, aber durch einen Bedienungsfehler meinerseits das fenster mit dem Download-Link und der Seriennummer verschlampt. Eine erste Nachfrage an das „Sales-Department“ bei Codetek wurde nicht beantwortet.
Nachdem ich nun auf der Kreditkartenrechnung die erfolgte Abbuchung „schwarz auf weiß“ hatte, habe ich gestern nachmittag den Support gemailt. Binnen einer halben Stunde erhielt ich die Antwort das man sich der Sache annehmen werde, aber der zuständige Mitarbeiter wg. Krankheit nicht im Hause ist. Man wolle sehen was man machen kann.
Heute nacht kam dann die eMail mit dem Downloadlink und der Seriennummer.
Gute Software, häufige Updates, korrektes und schnelles Handling bei Support-Anfragen. Dafür ein Schulterklopfer an Codetek.

Donnerstag, 26. Februar 2004

[16h28] Die Erwähnung des Bistros (s.u.) fördert andere sinistre Erinnerungen wieder zu Tage.
Mein Vater war Speditionskaufmann und arbeitete in der Altstadt, in einem 60er-Jahre Bürobau an der Curienstraße, gegenüber dem alten Backsteinbau der ZEIT, den Ruinen der Hammaburg und den Ruinen abendländischer Radiokultur, Radio Hamburg. Der zweite Weltkrieg hat in diesem Viertel zwar einige böse Lücken gerissen, trotzdem ranken noch zahlreiche dreckig-dunkle Backsteinbauten sechs-, achtgeschössig in den Himmel.
Mein Vater ließ sich, so wie ich es als Teen in den 70er und Achtziger Jahren mitbekommen habe, durchaus mit den handelsüblichen Parodien über „white collar“-Arbeiter karikieren, Stichwort Al Bundy.
Nach Feierabend wurde das Speditionsgebäude verlassen, einmal um den Block, in den Schopenstehl gegangen, wo an der Ecke zum Kattrepel, im Miramar-Haus, die Stammkneipe meines Vaters und seiner Kollegen, „Alt Berlin“, war.
Es war alles so dunkel. Die Häuser in dem Viertel waren dunkel und die Kneipe war auch dunkel. Schummrig. Es wurde einen auf preußisch gemacht. Mit Pickelhaube ecetera. „Rustikal“ nennt man das heute, aber bereits als Kind habe ich nichts damit anfangen können. Auch nichts mit den langweiligen Stammtisch-Gesprächen oder Würfel- und Karten-Spielen.
Mir fallen aber als erstes die „Buletten“ ein. Kalte Buletten. Kriege ich bis heute nicht runter. Kalte Buletten, mit erstarrten, gelblich-weißen Fettbrocken an den Buletten-Rändern.
Es sind die Bilder die bei mir abgerufen werden, wenn Begriffe wie „Kneipe“, „nach Feierabend“ oder „rustikal“ oder „urgemütlich deutsch“ fallen. Und weswegen ich Ekelherpes kriege, wenn ich heute die Schlipsträger sich um 19Uhr in Bistros zusammenrotten sehe.
[14h12] Tech -- segusoLand sieht wie ein interessanter Interface-Ansatz aus, wenn auch zwischenzeitlich mit harter Kritik von „Ambiguous“ versehen.
[13h30] Eine Anmerkung zu meinem Eintrag weiter unten bzgl. der Konvertierung von RGB in CMYK. Von Ralph und Jan kamen inzwischen zwei ähnliche eMails, die mir die Verwendung des Photoshop-Farbwählers und des „Art Directors Toolkit“ (seit mehr als einem Jahr mit PowerBooks und PowerMacs gebundlet) nahelegten.
Ich brauche dummerweise das Resultat für ein Druckerzeugnis. Jedwede mathematische Konvertierung, und sei der Algorithmus noch so ausgefuchst, liefert auf einem nicht-kalibriertem System wie meines, kein vertrauenswürdiges Ergebnis. Ein Monitor kann nicht alle gedruckten Farben darstellen, ein Buch kann nicht alle auf einem Monitor anzeigbare Farben darstellen. Die RGB- bzw. CMYK-Farbräume sind nicht deckungsgleich.
Ich kann nun für dieses eine Projekt mir einen neuen Monitor und neuen Drucker anschaffen und mir einen Kalibrations-Dienstleister anlachen oder aber eben mittels gedruckten Farbtabellen arbeiten um dann in Absprache mit dem Verlag vor dem Druck noch ein letztes Mal Hand anzulegen. So schweineteuer Euroskala-Bücher sind (je nach Versionen zwischen 80 und 300,- EUR, plus Billigversion für 20,- EUR), sie kommen immer noch günstiger als das erstere Modell, was für mich wg. meines Schwerpunktes auf On- und Offline-medien „overdone“ wäre, und im übrigen zeigt dieser Satz auch wieder meine Liebe zu Schachtelsätzen mit beschissener Kommasetzung.
[12h47] Music -- FM4 hat nun auch auf der Website den aus Anlaß des „Schalt-Tages“ am Sonntag anstehenden „Mix-Tag“ angekündigt: „Der Tag, an dem die DJs übernahmen“. Angekündigt sind u.a. The Herbaliser, Toshio Matsuura (U.F.O.), Aphrodite, Red Astaire, DJ Koze, I-Wolf, D-Kay, Electric Indigo und Urbs&Cut-Ex.
[11h01] Wer ab 18h31 in Hamburg Grafikbedarf, in meinem Fall eine CMYK-Farbtabelle („Euroskala“), braucht, ist aufgeschmissen.
Der hiesige Laden am Schulterblatt zeigte sich um 18h37 geschlossen. Also zum 3er gelaufen, am „Axel-Springer-Platz“ ausgestiegen und mich querfeldein zwischen den Bürobauten und Fleeten der Neustadt gezwängt. Als der Michel, der ab und zu zwischen der Silhouette zu sehen ist, anfängt aus allen Leibeskräften zu läuten, jagt es mir einen kalten Schauer hinunter.
Am Bleichenfleet laufe ich an den Fenstern eines Bistros entlang, werde von einer geschätzten halben Hundertschaft an Schlipsträgern die sich nachfeierabendlich einen hinter die Binde kippen, aber gepflegt, angeglotzt. Als ich in die Admiralitätsstraße einbiege, kommen mir drei Menschen entgegen, die ich dunkel als Verkäufer bei „Sauter & Lackmann“ in Erinnerung habe. Es ist 18h53 und „Sauter & Lackmann“ ist dunkel und verschlossen.
Also den Weg zurück und nach Jahren der Abstinenz mal wieder zu „Schacht & Westerich“ im Hanse-Viertel gehen. Auf Stadthausbrücke fährt kein Auto, man kann auch bei Rot rübergehen. Sitzen wohl alle in Bistros und knallen sich die Lampen zu. Am Neuen Wall schaut eine Gruppe von Italienern interessiert zu wie Deutsche hupenderweise sich beim Einparken fertigmachen. Zum ersten Mal fällt mir der Klotz von Marlies Möller auf, den sie am Neuen Wall hingesetzt hat. Es sieht fast wie ein großer unbehauener Stein aus, der einige Sehschlitze nach innen frei gibt, aus denen pures Weiß zu strahlen scheint.
„Schacht & Westerich“ war ziemlich niederschmetternd und darf als Laden für Grafikdesigner die anderes als Copic-Marker kaufen wollen, von der Liste gestrichen werden. Büro-Lrempel wo das Auge hinblickt, plus eine kleine Ecke für die Selbstverwirklicher unter uns, die mit Pastellkreiden oder Ölfarben ihren Lebenspartner malenderweise anöden wollen.
Raus aus dem Hanse-Viertel, quer durch den „Hamburger Hof“, die Colonnaden entlang, an denen schon wieder oder immer noch gebaut wird. Die Rolltreppe zu der kleinen Passsage rauf. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass es an der Esplanade Privatwohnungen gibt. Wohungen in die man von der Rolltreppe aus ungeniert reinglotzen kann. Frau XYZ, blond, kurzhaarig, mittleren Alters, arbeitet noch ein bißchen am Schreibtisch, aber im Hintergrund ist auf dem langen, dunklen Holztisch schon für das Abendessen inkl. Weingläser gedeckt.
Die Passage die einst nach irgendeiner Bank hieß, ist immer noch so trostlos wie eh und je. Deckenhöhe geschätzte 2m10, die Hälfte der Läden steht leer, nur der Tee-Laden hält sich wacker. Was man von der Al-Pasha-Filiale im Dammtor-Bahnhof nicht behaupten kann. Weg. Geschlossen. Keine Wasserpfeife mehr.
Über den Theodor-Heuß-Platz rüber, die Rothenbaumchausse ein kurzes Stück rauf, bis zur Moorweidenstraße. Natürlich. „Art Service“ hat auch schon zu. What did I expect? Okay, dann werde ich eben dumm sterben müssen und nicht wissen, wie ich #990000 in CMYK umsetzen soll.
An der StaBi den 5er genommen, nach Hause gefahren. An der Gärtnerstraße sind auf der Kreuzung vier Wagen, inkl. Sanitäter, in einem Auffahrunfall verwickelt. Haben sie den Küblböck schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen?

Mittwoch, 25. Februar 2004

[09h14] Ich mag den Müntefering nicht. Seit Wehner hat es keinen SPD-Politiker mehr gegeben, der den verfassungswidrigen Fraktionszwang („sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“, Artikel 38) so durch die eigenen Reihen geprügelt hat, wie „Münti“.
Ich weiß aber gar nicht wer mir mehr Angst macht. Der Müntefering, oder die ganzen kleinen Kaderpolitiker die sich mit Kadavergehorsam an die Brust der Partei schmeißen. Wer sich den Hamburger Wahlkampf im Internet anschaut, wird irgendwann über den umtriebigen Vorsitzenden und Spitzenkandidaten der SPD Hamburg-Horn, Hansjörg Schmidt (Deep Link, dank böser Frames) stolpern. Den Mann finde ich „scary“. Taucht in diversen Variationen auf diversen Sites auf, um umgetrübt jedweder Diskussion davor und danach die „Parole de jour“ zu verkünden. Zwischen ihm und den Parteivorgaben passen nicht ein Blatt Papier. Diskussionen mit ihm sind sinnlos, da er nur seine Wort- und Argumentationsschablonen anwendet. Alles was nicht in diese Schablonen nicht passt, wird ignoriert. Und alles was passt, wird von ihm mit den dutzend Mal schon zuvor gelesenen Wortstanzen abgefertigt.
Erleben Sie Hansjörg Schmidt in seinen Auftritten in: „Feige!“ und „BILD hat recht!
PS: Kleiner Hinweis an die SPD. Ich halte es nicht für geschickt dem eher progressiv veranlagten Internetvolk einen Innenpolitiker unterjubeln zu wollen, der für Brechmitteleinsätze, Videoüberwachung, SMS-Fahndung und biometrischen Grenzkontrollen eintritt.
PS2: Ja, es gibt Tage, da bedaure ich es, keine Kommentarfunktion zu haben.
[09h09] Es macht den Eindruck wie das letzte Aufbegehren des Winters. Schnee in allen Variationen. Als leichte, zu Boden schwebende fetten Flocken oder als kleine, feuchte, schwere Tropfen. Ist Hamburg relativ egal, denn die Temperaturen sind über Null. Nur im Hinterhof spottet das Spektakel teilweise den Naturgesetzen, dank irgendwelcher Aufwinde, die die Schneeflocken dann auch schon mal nach oben fliegen lassen.
Was nicht dazu beiträgt meine stärker werdenden Kopfschmerzen und schwindende Motivation zu verbessern.

Dienstag, 24. Februar 2004

[17h18] Music -- Meme des Tages: „Grey Tuesday“ zum featuren des „Gray Albums“ von DJ Danger Mouse, welcher in bester Bastard-Pop-Manier das „Black Album“ von Jay-Z mit dem „White Album“ von den Beatles mixt.
Die Spacken der EMI, ihres Zeichens Lizenzausbeuter der Beatles-Songs, haben DJ Danger Mouse per Verfügung aufgefordert das Album zurückzuziehen. Da in weiterer Konsequenz dieses Auswirkung auf die Form des „Samplings“ und „Mixings“ an und für sich hat, haben kurzfristig Leute sich zusammengeschlossen und lassen die Songs 24h auf ihre Server schmoren. Mehr Text bei Matt Haughey und Kottke.

Sonntag, 22. Februar 2004

[11h57] Music -- Ich kann noch keine Meldung auf deren Website erkennen, aber FM4 kündigt für den „Schalttag“ 29.Februar „FM4-in-the-mix“ an. Von Mitternacht bis Mitternacht werden nur DJ-Mixe gespielt, u.a. von Herbalizer, D-Flame, Slack Hippie und anderen gespielt.
[11h31] Stolz des (at least „hellichten“) Tages: Mein Benjamin spricht auf meine Radikalkur an.
Ich habe das Ding vor 2,3 Jahren geschenkt bekommen. Es war eigentlich kein schöner Benjamin, weil auf seiner Größe sich die Blätter nur spärlich verteilten. Ich habe immer wieder die toten Zweige abgeschnitten, aber es trat keine Verbesserung ein. Auch nicht nachdem ich ihn an einen etwas helleren Ort geschoben habe.
Nicht zuletzt durch Connie und ihrem Benjamin im Büro angeregt, habe ich letztes Wochenende an einem Teil des Baumes radikal auch lebendige Zweige gekürzt. Und schau an: es setzt recht dichter Blattwuchs ein.
Ganz diese Radikalkur fortzusetzen traue ich mich nicht. Ich müsste dann den Benjamin von knapp zwei Meter auf 50cm runterkürzen...
[11h11] Weblog vs. Journalism -- Vielleicht kommt der „Lackmus-Test“ für die Bereitschaft der deutsche Online-Öffentlichkeit für politischen „Grasroots-Journalismus“ erst in 2-3 Jahren, mit den nächsten Bundestagswahlen. Einen Vorgeschmack dessen was dann los sein könnte, gibt der derzeitige US-Wahlkampf. Blogs decken die gesamte Bandbreite ab, von einseitiger, persönlicher Kommentierung bis hin zu (vermeidlichen?) „Watchdogs“.
Und nun entsteht eine muntere Meta-Diskussionen, was Blogs dürfen und was nicht, aufgeknüpft an der Frage ob Blogs das Recht haben, „Exit-Polls“ vor Schliessung der Wahllokale zu veröffentlichen. Siehe Jay Rosens Beitrag auf PressThink: „The Morals Squad at CJR's Campaign Desk“.
Die Frage der „Exit-Polls“ ist im übrigen keine neue, keine US-spezifische und keine blog-spezifische.
In Frankreich schließen Wahllokale in Großstädten später als auf dem Land. Während französische Medien ein strenges Publikationsverbot erster Resultate haben, besitzen die angrenzenden belgischen und schweizer Medien keine Scheu, erste Zahlen via Radio, Fernsehen und Internet zu verbreiten. Vor 1-2 Jahren gab es ein Riesenkrach, weil so diese Zahlen in den Videotext des landesweit per Kabel und Satellit verbreitete „frankophone“ TV5 gelangten.