Eigentlich gehören Firmen die die zweitwichtigste Komponente ihres wichtigsten, 2.000,-EUR teuren Produktes Studio MX2004 derart vernachlässigen, so etwas von in die Eier getreten und splitterfasernackt durch das globale Dorf gejagt. Stattdessen wiegen sich wildfremde Menschen in den Armen und bejubeln eine 70%ige Performance-Steigerung. Als ob das kein Showstopper-Problem beim Release des Produktes im Oktober hätte sein sollen...
Wie ist das Update denn nun?
Ja, man kann mit Dreamweaver MX2004 inzwischen gut und anständig arbeiten. Die Performance ist akzeptabel, beim Arbeiten mit Templates beispielsweise besser als sie bei MX jemals gewesen ist.
Man kann inzwischen sogar mehr als zehn Minuten am Stück arbeiten, oder das ein Crash dazwischen semmelt. Abstürze gab es bei mir nur im Zusammenhang mit dem Handling bei Template-Problemen, bei denen ich DW MX zweimal „force quit“ten musste.
Ein neues Problem ist aufgetaucht, ebenfalls im Zusammenhang mit Fehlerhandling. Wenn die Software nicht abstürzt, spackt die GUI herum. Bei Klicks auf Buttons bleibt der Cursor als Textcursor im Button kleben und blinkt vor sich hin. Die Bedienung des Programmes wird unbrauchbar und man muss DW MX gewaltsam beenden.
Was übrigbleibt sind die gewaltigen Inkonsistenzen in der GUI, sowohl innerhalb der MX-Produkte zueinander, als auch im Zusammenspiel mit OS X. Weil kleinere Software-Produkter sich stringenter an OS X-Konventionen halten, führt das zu der bizarren Situation, dass diese miteinander besser und leichter zusammenarbeiten, als eine Suite die aus gleichem Hause kommt.
Das ist übrigens bei den Produkten aus dem Hause Adobe auch nicht anders. Das Ganze wird nun zusammengebundlet als „Creative Suite“ or whatever verkauft, aber die GUI von Photoshop, InDesign und Illustrator laufen trotzdem auseinander. Als Beispiel sei die „Palette Well“ und die Navigator-Palette genannt.
Man munkelt insgesamt von Performance-Verschlechterungen bei Illustrator und Photoshop. Konkret bemerkt habe ich nix, ich bin diesbezüglich aber auch kein Hardcore-User. Was negativ auffällt: mit den neuen Versionen von PS und Ai hält nun auch Freund Absturz wieder Einzug in Adobe-Produkte. Nicht häufig und gravierend, aber häufig genug um öfters als bisher zwischenzuspeichern.
Beide Produkte enthalten übrigens in ihren CS-Versionen keine Neuerungen die ich allgemein als „essentiell“ bezeichnen würde. Selbst die 3D-Funktion von Illustrator, auf die ich mich am meisten gefreut habe, ist sehr mau.
Aus dem CS-Paket klar abfallen tun „Acrobat Professional 6“. Dies ist sowohl in Sachen Bedienung als auch Performance schlichtweg indiskutabel. Die GUI ist ein Desaster und besitzt die wohl miesesten Icons die ich derzeit in einem Mainstream-Programm habe. Groß, protzig, mit überflüssigen Verläufen versehen und nicht leicht identifizierbar. Es wirkt wie ein auf OS X angeflanschtes XP-Programm. Ältere Mac-User werden sich vielleicht an das einstige Word5/6-Desaster erinnern...
Ein anderer Punkt über den in Sachen Software geredet werden muss, ist die „Hilfe“-Funktion. Es ist jämmerlich zu sehen wie jeder Softwarehersteller da seine eigene Suppe brät, und eine Cross-Applikations-Suche in den Hilfe-Texten inzwischen nicht möglich ist, obwohl Apple unter Panther mit dem aufgebretzelten „Help Viewer“ hinreichende Möglichkeiten bietet.
Aber warum sollten Macromedia und Adobe den „Help Viewer“ benützen, wenn dieses noch nicht einmal Apple selber tut? „DVD Studio Pro“ und „Final Cut Pro“ stellen beim Aufruf der Hilfe-Funktion das Handbuch als PDF dar...