dogfood April 2004 [4]

Freitag, 30. April 2004

[19h23] Blogs_WebDev - Nachklapp zu meinem gestrigen Posting in Sachen „MovableType 3“. Heiko Hebig verweist heute auf andere Einträge in Sachen MT3 von Olivier Travers und dort wiederum auf Tim Appnel.
Der Kernsatz im Eintrag von Travers lautet m.E.: „If MT can be expanded with rich plugins [...], they'll end up beating the competition on the very feature front where they are currently disappointing their fans.
Volle Zustimmung, wiewohl mit Sicherheit einige Anhänger abspringen werden, weil Feature xyz nicht in-house entwickelt wurde.
Es stellt sich die Frage wie die MT-Community sich weiterentwickeln wird. Und irgendwie habe ich das Gefühl dass „Six Apart“ da was in Petto hat:
With 3.0, we will not only be taking the technical strides to enable this, but will also be working to create a developer community that succeeds along with Six Apart.
In addition, MT 3.0 benefits from all of the value that a corporation brings to the product: [...] developer programs and contests; an ecosystem to allow developers and companies to be rewarded and compensated for the work they do; a coherent and fair pricing plan that still lets us have a free version of Movable Type 3.0.
Ausgearbeitete „Developer Programme“ zerstören entweder eingefahrene Strukturen, oder geben dem ganzen einen Anstrich von Seriösität und Professionalität. Schrecken ab, oder locken an. Langer Rede, kurzer Sinn: nur weil jetzt die Plug-In-API aufgebohrt wurde, sehe ich die Zukunft von MT hinsichtlich ihrer Popularität in Entwicklerkreisen nicht als gesichert an.
[12h52] Bin dann doch noch zwischen den beiden Terminen ins Büro eingekehrt. „Drüben“, in Billwerder, war es nicht soo schlecht. Grüner als ich dachte. Der Dienstleister sitzt auf einem größeren Gelände mit einigen alten Backsteingebäuden aus der Jahrhundertwende. So richtig mit Pförtner und anzuheftenden Gästeausweis.
Ansonsten war es nur mäßig erfolgreich beim Dienstleister. Zwei Mann IT-Personal versuchten einen Webserver aufzusetzen (SUSE Linux), warfen aber nach zwei Stunden das Handtuch, weil sie den MySQL-Daemon nicht zum laufen bringen konnten. Ich saß zwei Stunden auf einem Stuhl, hörte im Fünf-Minuten-Abstand leise gezischte Flüche von der gegenüberliegenden Seite des Tisches und versuchte mir Notizen zu einem anstehenden KV zu machen. Reichte natürlich nicht um zwei Stunden totzuschlagen.
So fragte ich mich dann, wieviele Karo-Kästchen eigentlich so ein A6-Herlitz-„Notes“-Block auf einer Seite enthält.
570 Karo-Kästchen.
Ich habe sie nachgezählt.
It was a quite boring morning...
[09h03] Heute stehen zwei Kundenterminen an den grauen Orten Hamburgs an. Gegenden in denen ich bislang binnen Stundenfrist Kopfschmerzen bekomme. Billwerder bzw. Rothenburgsort und Hammerbrook. Ich sehe vor meinem geistigen Auge Industrie, künstlich begraste Deiche und diverse Hochspannungsmasten.
Und mich einen Webserver einrichten sowie Rohmaterial für eine Broschüre besprechen.

Donnerstag, 29. April 2004

[19h56] TV -- Ich habe ja hier durchaus schon meine Begeisterung über „The West Wing“ mitgeteilt. Aber was ich gestern von „West Wing“gesehen habe...
„West Wing“ ist eine Fernsehserie von NBC, die die Präsidentschaft des Demokraten Josiah Bartlet (Martin Sheen) schildert. Hauptfiguren sind neben Bartlet, sein Beraterstab und deren Assistenten. Das Ganze sind, US-typisch, ernste, halbreale Geschichten mit witzigen, pointierten Dialogen.
„West Wing“ ist exzellent, weil alles vom obersten Regal kommt. Egal ob Schauspieler -- die meisten sind unbekannte Gesichter -- Regie, Licht oder Dialoge. Es gibt nicht viele Spielfilme die dagegen anstinken können.
Folge 18 der zweiten Season „17 People“ läßt mich aus zwei Gründen seit gestern nicht mehr los.
Da wäre zum einen der atemberaubend Realismus. Die Folge wurde 2000 abgedreht und im April 2001 ausgestrahlt und enthält Grundzüge von 9/11. Arabische Terroristen sind vermutlich mit Sprengstoff und Autos über die kanadische Grenze in die USA eingedrungen und das Weiße Haus beschäftigt sich mit der Frage ob an Flughäfen und für den Luftraum, erhöhte Sicherheitsstufe ausgegeben werden soll. Man entscheidetet sich dagegen, weil es nicht praktikabel wäre. Es würde zu wesentlich längeren Abfertigungszeit in den Flughäfen kommne. Eine Durchleuchtung sämtlichen Gepäcks würde bei einem Flieger von 250 Passagieren eine Stunde in Anspruch nehmen. (Nicht das einzige Mal, dass die Serie den Realismus überholte: siehe Indien/Pakistan-Konflikt)
Der zweite Grund warum sich die Folge bei mir eingebrannt hat, ist der dreiminütige Epilog, der, ohne eine Action-Szene zu enthalten, zu den treibendsten gehört, die ich seit langem gesehen habe. Achtung, ab hier muss ich die Story „spoilern“, was das Vergnügen an Season 2 beeinträchtigt!
Präsident Bartlet leidet an einer „guten“ Form der „Multiple Sklerose“. D.h. sie greift nicht den Körper an, macht sich nur in gelegentlichen Anfällen bemerkbar. Aber sie kann jederzeit in die „böse“ Form umkippen. Von dieser Krankheit wissen nur 16 Personen, u.a. die First Lady, Chefberater McGarry sowie Bartlets Konkurrent, der Vizepräsident Hoynes.
Es ist das dritte Jahr der Präsidentschaft und langsam stellt sich die Frage nach der Wiederwahl. Zwischen Bartlet und seiner Frau gab es einen Deal: Präsidentschaft Ja, aber nur eine Amtszeit lang. Ein Deal von dem wohl auch Hoynes weiß. Und jener Hoynes fängt an, sich in Position für den Wahlkampf zu stellen.
Folge 17 endet damit, dass dem etwas autistischen und zynischen Chef-Berater Toby Ziegler just dieser Wandel von Hoynes auffällt und das läßt ihm keine Ruhe.
Folge 18 zeigt Ziegler unruhig an seinem Laptop sitzen. Immer wieder einen Baseball gegen die Wand werfend. Die Intro ist durchsetzt vom monotonen Aufprallgeräusch des Baseballs. Schrifteinblendungen lassen die Tage verstreichen („Some days ago“). Man sieht in Großaufnahme Zieglers Augen nervös über dem Laptop lugen. Er geht zu Leo McGarry, dem Chef-Berater, fragt ob er irgendwas über Hoynes Ambitionen gehört hätte („Two days before“). Er wird den Ball gegen die Wand. Er nächtigt im Büro, fragt wieder McGarry. Dann: „That day“. Mit energischen Schritten geht Ziegler zu McGarry. In immer schnelleren und schneidenderen Ton wirft er McGarry ein Infobrocken nach dem anderen zu. Das Hoynes eine Wahlkampf-eske Tour durch New Hampshire beginnt, dass er sich von seiner Öl-Lobby abnabelt, dass er anfängt Spendengelder zu sammeln. Will Hoynes gegen Bartlet antreten? McGarry verneint. Was hat dann Hoynes vor? Besser: warum glaubt Hoynes dass er einen Präsidentschaftswahlkampf starten kann? Warum glaubt Hoynes Bartlet würde nicht antreten? Was weiß Hoynes was er, Ziegler, nicht weiß? Man hört aus dem Off den Aufprall eines Baseballballes.
Das Ganze geschieht binnen 3 Minuten in einem stakkatohaften Stil ohne hektisch zu wirken und ist ein schauspielerischer Parforce-Ritt von Richard Schiff, einem Darsteller-Unikat mit einzigartiger Aussprache und Betonung.
Die Intro ist so atemberaubend, das ich sie mir gestern gleich noch ein zweites Mal angesehen habe. -Gasp-
[19h23] WebDev -- Ich spiele gerade, aus beruflichen Gründen, mit „Wordpress“ herum, das momentan als Konkurrent Number One von MovableType gehandelt wird.
Die Installation ist im Vergleich zu MT rotzfrech einfach. In der Oberfläche und den Optionen gibt es einige pfiffige Features. Ich habe den Code mir noch nicht angesehen, aber ich beginne zu begreifen warum einige von MovableType abspringen.
Ich will nicht ins Chor derjenigen einstimmen, die das Totenglöcklein für MT und „Six Apart“ läuten. „Six Apart“ hat nur spät gemerkt, dass ihnen durch die Konzentration auf Expansion und TypePad, langsam die Basis, sprich die MT-User, flöten geht.
Stillstand war angesichts der Ecken und Kanten die MT noch besitzt zu wenig. Dummerweise bringt die nun angekündigte Beta von MT3.0 nicht wirklich Besserung. Viele dürften von der Ankündigung enttäuscht sein, da MT3.0 nur einen veränderten internen Aufbau bekommen soll, der bessere und mächtigere Zusatzmodule/Plug-Ins erlaubt. In Sachen Feature wird sich nicht vieles tun und die explizite Ankündigung des Aufbaus einer „Ökosystems für Entwickler“ hört sich so ein bißchen nach dem Abladen des Basteln neuer Features auf den Schultern der Community.
Ich glaube die drei Hauptärgernisse die MT-User beschäftigen, sind: 1/ Kommentar-Spam, 2/ Explizite Generierung neuer Seiten (Rebuilding), 3/ CGI-Probleme die zum berüchtigten „Error 500“ führen.
Bislang ist nicht wirklich Abhilfe dafür angekündigt. Als Lösung für Kommentar-Spam wird „TypeKey“, eine Art zentraler Registrierungsdienst für kommentierende User verkauft. Dumm nur, dass dieses keine Lösung ist, die Spam technisch ausschließt (zumindest nicht ohne manuelle Bearbeitung des Blog-Besitzers).
Auch scheint MT3 wohl nicht am Grundprinzip zu rütteln, das Seiten explizit „re-build“ werden müssen, was automatisch wiederum auch die Nicht-Lösung von Problem 3, den CGI-Fehlern nach sich zieht.
Es ist nicht so das Wordpress nun in Sachen Feature Lichtjahre MT voraus ist. Aber es ist aufgrund der eher spärlichen äußeren Änderungen von MT3 so, dass MT3 noch viele Monate braucht um wieder Schwung zu bekommen und einen Vorteil gegenüber Wordpress auszuspielen: zentralisierte Strukturen die eine stringentere Weiterentwicklung ermöglichen.
[16h56] Radio -- Cool. Da ich derzeit sowieso wieder auf den „Wortsendungstrip“ bin, kommt mir die neue(?) „Audio-on-Demand“-Oberfläche vom Deutschlandradio (DLR + DLF) gelegen: „Audio-on-Demand
Würde mir nur wünschen, dass die aktuellen Informationssendungen mit der gleichen Geschwindigkeit online gestellt werden würden, wie bei Tante BBC.
[10h50] Business -- Macromedia hat Quartalszahlen bekanntgegeben und eine Analysten-Q&A gemacht, siehe die Breeze-Präsentation auf der MM-Site.
Macromedia hat nur zurückhaltend faktische Zahlen zu Studio MX bekanntgegeben. Auffällig war die Bemerkung dass man nun nachdem zuletzt mit Dreamweaver MX 7.01 alle Applikationen ein Update erfahren hätten „back on track“ sei, eine zarte Andeutung wie es um die Qualität der Produkte im Studio-MX-Bundle bestellt war. Im späteren Q&A ließ Burgess durchblicken, dass die Absätze bei den Upgrades verbesserungsfähig sind.
Stattdessen wurde viel „good vibes“ verteilt und man griff gar auf Auszeichnungen von Zeitschriften oder der „Jolt Hall of Fame“ zurück.
Faktisch interessanteste Feststellung: Macromedia plant für 2005 keine neuen Releases im Developer/Designer-Bereich (Studio MX, Freehand, Director, Server).
Das große Thema der Quartalszahlen war eine Umstruktierung der Geschäftszahlen und einhergehend der, wenn man so will, „Profitcenter“. Man teilt die Sparten nun nach den drei Bereichen „Developer, Designer“, „Business“ und „Consumer“.
Es ist eine eigenartige Aufteilung: „Consumer“ erfasst die mobilen Anwendungen, also Lizenzierung von Flash. Nur dass die Lizenzierung natürlich nicht von Konsumenten, sondern von Mobilfunk-Betreibern und Handyherstellern kassiert... „Business“ umfasst „Breeze“ und „Contribute“. Die Server-Produkte, mitunter mit fünfstelligen Preisetikett versehen, bleiben im „Designers & Developer“-Bereich.
Wie merkwürdig diese Einteilung ist, verdeutlicht sich durch Zahlen: im „Consumer“-Bereich werden zirka 1%, im „Business“-Bereich zirka 9% und im „Designers/Developer“-Bereich zirka 89% der Geschäfte gemacht.
Während Macromedia erwartet das „Designers & Developers“ stagnieren wird, will man im „Business“- und „Consumer“-Bereich doppelt soviel umsetzen.
Weitere interessante Informationen:
  • „Mobile licensing“ ist immer noch ein derartiger Flop, dass es in den Geschäftszahlen nicht ausgewiesen werden kann.
  • „Central“ wurde, wenn mich nicht alles täuscht, nicht mit einem Wort in der Breeze-Präsentation erwähnt. Obwohl es eigentlich dieses Jahr losgehen soll...
  • Gegenüber den Analysten wurden drei Produkte gepusht: Breeze, Flex und Contribute.
  • So sehr Flex gepusht wurde, „RIA“ fanden kaum Erwähnung, auch wurde kaum ein direkter Zusammenhang zwischen Flex und RIA hergestellt.
  • Die „eLearning“ oder „eHelp“-Sparte sieht unspektakulär aus, schaufelt aber Kohle rein
Aber schlußendlich, und da will ich keinen falschen Eindruck entstehen lassen, waren es finanziell exzellente Zahlen von Macromedia, weit über Erwartung der Analysten.

Mittwoch, 28. April 2004

Lindenpark
Lindenpark
[11h36] Wenn die Sonne scheint, können Hamburger unglaublich lässig sein.
Einer meiner Lieblingsarbeitswege (ich habe mehrere) führt mich durch den Lindenpark, einem länglich angelegten Park mit Streetball- und Fußballplatz, diversen Spielplätzen und einer Bouleanlage.
Und diese Bouleanlage wird derzeit massivstens benützt. Nicht nur, wie man meinen könnte, von angeschimmelten Mitgliedern der Toskana-Fraktion oder ergrauten Lehrkörpern, sondern durchaus durchschnittlichem Volk.
Im Vorbeigehen streckte eine zirka 50jährige Frau, ganz in sportiv blau bekleidet, mir wippend ihr Hinterteil entgegen, kreiste in weiten Schwüngen ihren Arm und sah wie die Karikatur einer Boule-Spielerin aus. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon gehässige Zeilen auf dogfood. Was soll ich sagen: aus 7m blank die gegnerische Kugel getroffen, weggeschossen und am „Cochon“ liegengeblieben. Das ist der Moment wo Häßlichkeit in Coolness und Attitüde umkippt. Das sind die Momente wo man Spitznamen wie „The Dude“ bekommt.
[10h47] Aus der Reihe „Pahl hat geträumt“: Hamburg, ein Anschlag ist auf eine Schule geplant. Die Stadt Hamburg beauftragt einen zwielichtigen jungen Halb-Italiener der mit seiner Gang in der Unterwelt aufräumen soll und die Schule beschützen soll. In der Hauptrolle: der junge Mario Adorf, aber zweimal so breit.
Und dann wars sieben Uhr morgens.
[10h36] Music_Radio -- Radio Nova (Paris) hat wieder sein Streaming-Geschichten umgestellt. Und, hey, diesmal funktioniert es sogar mit dem Mac ohne das man sich aus dem Sourcecode die URL des Streams rausprokeln muss.
Radio Nova live
At least auf Safari findet ein PlugIn-Check statt. In der regel wird dann auf Macs QuickTime für das Abspielen verwendet. In einem Klappmenü kann man aber den RealPlayer und MP3 als Format auswählen. Unter der „Radio-Leiste“ sind die aktuellen vier Titel abzulesen (die beiden letzten Titel, aktueller Titel, der nächste Titel) und -- höhö -- per Einkaufswagen auch zu erwerben.
Leider gibt Radio Nova seinem Drang bei jeder Gelegenheit Jingles zu spielen immer noch zu häufig nach, aber immerhin scheint man die Laberköpfe vom Mikro verbannt zu haben. Back to the roots. Und das ist gut so.
Musikmischung ist seit 2-3Jahren unverändert: alles was Schwarz ist, ein paar Klassiker aus dem Rock/Pop-Bereich. Nur den Worldmusik-Anteil scheinen sie noch mehr zurückgeschraubt zu haben.
Beispiel von 10h40: Beatles „Come together“, New Sector Movement „Big it up“, Freak Power „Get in touch“, Cypress Hill „Insane in the Brain

Dienstag, 27. April 2004

[09h44] Bin ich eigentlich der einzige, der seit 2-3 Wochen Morgen für Morgen gegen die unterschiedlichsten Probleme des SZ-ePapers kämpfen muss? (Firefox 0.8)
[09h31]Alice kommt“ -- seit heute(?) werden die Hamburger mit „Alice kommt“-Plakaten überschwemmt. Uhoh, geheime Marketing-Kampagne, was? (BTW: Liebe iunctus-Marketingagentur: eure Kampagne im Internet wäre wirkungsvoller, wenn ihr darauf geachtet hättet, dass eure Schrift auch für diejenigen lesbar ist, die nicht mit dunkleren und kontrastreicheren Windows-Gamma fahren...)
Geheim? Drei Schritte zum Glück.
1/ Laut Denic gehört alice-kommt.de der „iunctus marketing GmbH“ in Hamburg und wird auf Hanseset-Servern gehostet.
2/ Auch wenn iunctus versucht seine Inhalte in Flash zu verschanzen und daher nicht auf Anhieb bei Google zu finden ist, so gibt es dankenswerterweise eine Übersicht des Kundenstamms, wo, aha, schon wieder Hansenet auftaucht.
3/ Wer nach „hansenet alice“ bei Google suchen läßt, stößt schnell auf verschiedene Artikel über Hansenets Mutter, die Telecom Italia in Italien ihre DSL-Angebote „Alice free“, „Alice Reloadable“ etc... genannt hat.
Womit wohl klar wäre was Hamburgern mit Alice dräut.
[08h47] Die Schwelle zum alten Sack ist vermutlich dann überschritten, wenn man sich von einem Basketball-Spiel, welches am Sonntag abend bis knapp ein Uhr geht, sich derart aus dem Gleichgewicht bringen läßt, dass man am nächsten Tag nur noch sinn- und inspirationsentleert auf den Monitor starrt und gereizt auf unfägie Support-Mitarbeiter reagiert, die nicht in der Lage sind Kollegen-Browser sauber einzustellen („Wie importiert man Bookmarks in Safari?“ Per Debug-Menü. Und zwar seit 15 Monaten, Deppen!).
Die von mir gezogene Konsequenz, vermutlich zu spät, denn fast ein kompletter Arbeitstag war mit eher unsinnigem verschwendet worden: Kommunikationssperre, Einschließen, Ausschlafen.
Nach drei Stunden gelebten Autismus ging es nach Hause, wo ich mit dem Fernsehton von CNN gegen 18Uhr sanft einschlummerte... ehe mich um kurz nach zehn die Glocken der WallStreet aus dem Schlaf rissen. Ich brauchte noch ungefähr eine Stunde um mich aufzurichten bzw. auch in aufrechter Position zu bleiben.
Der obligatorische Wechsel zur BBC erfolgte, während ich ein Abendessen zubereitete, welches mir wegen seines minimalen Aufwandes entgegenkam: Käsebrot. Nach einer halben Stunde war ich dann wieder bettfertig. Die BBC brachte just eine interessante Sendung.
„Erath Report“ mit „Not a Dirty Word 2“. Man griff zwei Jahre nach einer ersten Sendung das Thema „Sanitäranlagen“ wieder auf. damals berichtete man von drei verschiedenen Armenvierteln und ihren Problemen: wohin mit Abwasser und Exkremente. Zwei Jahre später wollte man sehen, was sich verändert hat.
Monte Azul bei Sao Paulo ist ein Favela aus dem die Abwasserrohre in einen offenen Abwasserkanal quer durch das Gebiet floß. Köter schnupperten dran, Ratten hausten an den Rändern, öfters flog mal ein Fußball der Kids rein. Zwei jahre später ist man dabei den Abwasserkanal zu befestigen. Dank der Eigeninitiative eines Favela-Bewohners, spendete die Stadt Baumaterial und die Bewohner arbeiten in ihrer Freizeit an der Kanalisation.
Eine Spur heftiger ist es im Slum „Isla Puting Bato“ am Rande von Manila/Phillipinen. 10.000 Familien leben dort am Hafenrand auf aufgestelzten Häuser über dem Meer. Alles was an Abwasser raus muß, wird einfach aus dem Haus ins Meer geschüttet. Und keine fünf Meter davon spielen die Kinder im Wasser. Die Kinder fangen sich selbstredend diverser Krankheiten an. Von vereiterten Hautinfektionen bis hin zur lebensgefährlichen Dauerdiarrhöe. Hier ist keine Besserung in Sicht, da der Staat diese illegalen Slums nicht fördern will und die Bewohner kein Interesse haben eigene Arbeit in das Slum zu stecken, da der Grund der Hafenbehörde gehört und diese sie jederzeit vertreiben könnte.
Alwar in Indien ist kein Slum, sondern schlichtweg eine alte Stadt, weswegen Toiletten auf Basis von Wasserspülung sich nicht verbritet haben. Stattdessen gibt es nur Plumpsklo mit Latrinen. Vor zwei Jahren wurde gezeigt wie tausende von Menschen vom Beruf des „Scavengers“, sprich: Latrinenreinigen leben. Für fünf Dollar im Monat säubern diese die Latrinen mit einem Besen, alles was dabei „anfällt“ kommt auf eine Schale, die, auf dem Kopf getragen, dann abtransportiert wird.
Inzwischen versucht man dort ein Art neuen „Wirtschaftskreislauf“ zu etablieren. Es wurden Gemeinschafts-Sanitäranlagen mit fließen Wasser, Dusche und Toilettenfrau/-mann aufgebaut. Für die Benützung muss man ein niedriges Entgelt zahlen und von diesem Entgelt werden nicht nur die Sanitäranlagen finanziert, sondern auch einjährige Umschulungsmaßnahmen für die einstmals „unberührbaren“ Latrinenreiniger.
Ein interessanter Bericht der bei mir das Gefühl der Bewunderung für teilweise „ingeniöse“ Einfälle hinterlassen hat. Eine Stunde vorher lief auf CNN ein halbstündiges Magazin „Living Golf“ über Golfen im Wüstensand von Dubai. Ohne Worte.

Montag, 26. April 2004

[09h54] Apple -- „Oh, Yeah, He Also Sells Computers“ ist ein Artikel in der NY Times, der via Apples Erfolg des iPods ein gutes Stückchen „Magie“ rund um die Marke „Apple“ und Steve Jobs erfasst.
Um seine Position als Underdog wissend, versucht Apple nicht ausgetretene Pfade zu beschreiten um Marktanteile zu erhöhen. Stattdessen versucht man mit Innovation und Instinkt Marktpositionen zu erreichen, deren Wichtigkeit sich nicht aus Quantität sondern strategischer Bedeutung und Image ergibt.
Auf der Aktionärsversammlung unter der Woche sagte Jobs sinngemäß: „Welche fünf Prozent Marktanteil wollen Sie lieber haben? Gateways fünf Prozent oder unsere fünf Prozent?“. Das ist eine lineare Weiterschreibung vom Credo Jobs, dass auch ein Nischenhersteller im Computermarkt Überlebenschancen hätte. In der Regel geschieht das mit dem Verweis auf BMW, die mit 5% Marktanteil auch sehr profitabel und zukunftssicher arbeiten könnten.
Und der vom routinierten John Markoff geschriebene Artikel trifft mit einigen Statements ins Schwarze.
Apple is acting less like a computer company and more like brand-brandishing, multinational companies such as Nike and Virgin. The iPod's success is also the clearest indication that Mr. Jobs, if he is to successfully revamp Apple, will ultimately win not by taking on PC rivals directly, but by changing the rules of the game.
The Apple that is starting to emerge may be a harbinger. The company's growth may no longer be defined by its PC market share, now a declining sliver of the PC industry, but instead by Mr. Jobs's ability to create consumer markets.
Der Artikel geht sehr schön darauf ein, wie sich Jobs instinktiv den Zeitgeistströmen immer wieder entzogen hat. Nach seiner Re-Installierung als Apple-Chef 1997, feuerte er alle Consulting-Firmen mit der Begründung ihre Dienste würden von Apple nicht mehr benötigt werden. Jobs und Apple widersetzten sich einige Male naheliegende Produkte zu bauen. Unter Jobs wurde kein Apple-PDA gebaut (der Newton ist ein Sculley-Produkt), unter Jobs wurde kein Tablet-PC gebaut, unter Jobs wurde kurzfristig ein geplanter Internet-Dienst gestoppt. Alles Produkte die von Consulting-Firmen und Analysten als Heilsbringer für die PC-Welt gefeiert wurden, sich aber auf dem Markt nicht durchsetzen konnten, bzw. im Falle des PDAs sich schnell überleben werden.
Der Artikel beschreibt in einer ebenso hübsch wie ätzend zu lesenden Episode, wie Apple zum iPod kam. Weil RealNetworks den iPod-Entwickler nach nur sechs Wochen vergrätzte, wechselte der zu Apple. Diese Story macht Rob Glasers letzte Woche publizierte eMail an Apple nur noch lächerlicher.
[08h53] Jeeeez. Es sieht nur so aus. Es ist nur meine sterbliche Hülle die jetzt gerade vor dem Rechner sitzt.
Wie alt muß man sein, dass einem bereits ein lächerliches NBA-Spiel bis um 1 Uhr nachts einem so dahinrafft, dass man am nächsten Morgen zu keinem klaren Gedanken fähig ist und auch sonst noch nicht sehr viel von seiner Umgebung rafft...
Mit halbgeöffneten Augen und offenen Mund starrt man auf den Monitor, rafft sich dazu auf einen Capu... (moment, Herr Schäfer, ich muss mal kurz nachgucken...) Cappuccino zu machen und muss erstmal zehn Minuten darüber nachdenken welche Handlungsschritte zu unternehmen sind, um eben jenen zu machen. Wasser kochen. Tasse ausspülen. Pulver rein. Wasser rein. Ach ja, Löffel vorher auch noch waschen. Äh, wie war das jetzt? In welcher Reihenfolge?
Verdammt. Ich muss auch noch aufs Klo... Leben kann kompliziert sein.

Donnerstag, 22. April 2004

[16h25] Oh Mann. Es kommt gerade rein, das südkoreanische Quellen berichten, dass in Nordkorea bei einem Zugunglück (angeblich zwei mit Treibstoff beladene Züge) mit Explosion mehr als 3.000 Menschen gestorben sein sollen.
Nachtrag: inzwischen wird es auch von der BBC gemeldet.
[15h38] Pixelblow hat Visionen und sieht Tote (n.a.s.a.2.0) wieder auferstehen (NASA 3.0)
Der Quellcode der NASA3.0-Seite ist eher bescheiden. Die Zeitschrift nennt sich nicht "adage" sondern "Ad Age" oder „Advertising Age“. Vielleicht kann man sich siteweit auch auf eine Schreibweise von „NASA 3.0“ einigen? Die PR-Agentur verfügt anscheinend über keine eMail-Adresse (schämt man sich der T-Online-Adresse?). Wieso firmiert die PR-Agentur nicht unter ihrem Stammnamen „Konzepthaus GmbH“? Der Scroller auf der NET2B-Site funktioniert weder in Safari noch bei Firefox. NET2B hat anscheinend 2003 überhaupt keine Pressemitteilung rausgegeben. Den Sinn einer Breadcrumb-Navigation scheint man bei NET2B nicht so richtig verstanden zu haben. Wurde der Sound des Schocoloco-Spiels einwandfrei lizensiert oder weiß Namco nichts von seinem Glück?
[14h18] Der ÖPNV in Hamburg ist dann am schrecklichsten, wenn die Nacht über die Stadt hereinbricht und man nach 21h mit dem Bus fahren muss. Der HVV hat dem Busfahrer Blockwart-Praktiken auferlegt. Nach 21h und an Sonntagen darf nur noch vorne eingestiegen werden, der Fahrschein ist unaufgefordert dem Busfahrer zu zeigen.
Das führt dazu dass die Busfahrer peinlich darauf bedacht sind, niemanden hinten einsteigen zu lassen. Ergo wird die die Tür für aussteigende Fahrgäste erst dann geöffnet, wenn alle Einsteiger an der Bushaltestelle ihren Arsch gen vorderer Tür bewegt haben.
Und sollte irgendein wackerer Gesell versucht sein durch ein Sprung aus der Weite der Landschaft durch eine bereits geöffnete hintere Tür einsteigen zu wollen, so riskiert er bei argusäugigen Busfahrern das eine oder andere abgeklemmte Gliedmaß, so schnell sind die meisten Fahrer mit dem Finger am Knopf. Während an der vorderen Tür zwanzig potentielle Fahrgäste Schlange stehen und einer nach dem anderen zum Busfahrer vorgelassen wird und blank zeigt.
Rühmliche Ausnahme gestern abend, als ich den weiten Weg zur Freundin aufnahm. Zur allgemeinen Verblüffung der wartenden Fahrgäste ging nämlich auch hinten sofort die Tür auf. Die Verblüffung war so groß, dass man sich gegenseitig anschaute und zögerte einzusteigen.
Es wurde dann eingestiegen, Türen geschlossen und losgefahren. An der nächsten Ampel meldete sich der launige Fahrer: ob jeder der Personen die hinten eingestiegen seien, einen gültigen Fahrausweis besitzen. Es folgte als Antwort von „hinten“ ein langgezogenens „Jaaaaa“. Nachfrage vom Busfahrer: er hätte von hinten rechts kein „Ja“ gehört. Er möchte nochmal speziell von „hinten rechts“ ein „Ja“ hören. „Jaaaaaaa“
Guter Mann, das.

Land der Dauergrinser
[13h58] Aus dem Land der Dauergrinser -- Wer will, kann sich auf ein psychedelisches Erlebnis einlassen. Alles was benötigt wird, ist eine Maus, ein Browser und die Webadresse des Magazins für „Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft“ changeX.
Man rufe die Homepage auf. Dann nimmt man entweder die Maus und hält mit gedrückter Maus-Taste die Scrollbar fest, oder man hält den Zeigerfinger auf das Scrollrad der Maus.
Und nun scrollt man mit mittelprächtigem Tempo durch die Seite, visiert dabei mit dem Auge die links vorbeiziehenden Photos der Autoren und Interview-Gästen.
Deutschland, glücklich Land der Dauergrinser.
Gehört die Maulsperre inzwischen zum Standardrepertoire von Portrait-Fotographen?
Warum sind die Klammern die die Gesichtshaut nach hinten ziehen, nie auf den Photos zu erkennen?
Gehört das zu den Photographen-Schulweisheiten: „Bist du Intellektueller, dann fuchtel mit deiner Hand im Gesicht herum“?
Nicht gegen fremdes Glück. Nichts gegen ein Lächeln. Aber es ist ein Lächeln! Kein Grinsen, kein Zähneblecken, kein Feixen.
(Alle linksstehende Photos von der Homepage von changeX.de, Stand: 22.4.2004)
[13h36] Medien -- Brechreiz, blanken Brechreiz verursacht bei mir die Präsentation der Pläne der RTL-Informationsabteilung. U.a. kündigt Mahr an, die Ausrichtung der News an die neuen Sehgewohnheiten auszurichten:
Laut Forsa sank das Interesse an harten politischen Themen. Stattdessen wollten die Zuschauer mehr über Themen erfahren, die konkrete Auswirkungen auf ihren Alltag haben - Gesundheit, Ausbildung, Wetter.
(aus dem „Tagesspiegel“, so aber auch von diversen anderen Zeitungen heute kolportiert)
Wohin der Weg geht, zeigen die TV-Nachrichten der großen US-Networks, die man hier in Europa bis Ende letzten Jahres auf CNBC in Form von Tom Brokaws „NBC Nightly News“ sehen konnte. Zuerst 1-2 Top-Themen, am besten blutig, am besten vor Ort dabei. Und danach Nutzwert bis die Rosette abwinkt. Neue Autos, neue Medikamente, selbst die „ZDF Drehscheibe“ war in den 70ern politischer.
Dat ist sie also, die von vielen beschworene „Informationskompetenz“ von RTL. Hauptsache sie sind bei „Breakings News“ fünf Minuten eher auf Sendung.