Frage: Was war die wichtigste Entwicklung im Bereich der Spieleentwicklung der letzten Jahre?
Ich würde sagen, die Ankunft der Xbox. Der Kampf um das Wohnzimmer, prinzipiell zwischen Microsoft und Sony, hat alles rund um die Computerspiele verändert. Das ganze Geld, das für das Marketing der ersten Spiele ausgegeben wurde, hatte verschiedene Effekte. PC-Entwickler wurden angelockt, Spiele für Konsolen zu entwickeln. Entwickler in Europa müssen dicht machen, weil die Publisher nur noch PC-Blockbuster oder Konsolentitel wollen, die sich in Nordamerika gut verkaufen lassen. Den kleinen Nischen-Titel, die der Lebenssaft vieler europäischer Entwickler waren, steht kaum noch ein Budget zur Verfügung.
Der Verkauf von PC-Spielen ist am Boden, aber das kann man ja erwarten, wenn das ganze Marketing-Geld für Konsolentitel ausgegeben wird. Es ist auf jeden Fall kein Zufall, dass die PC-Spiele in den hintersten Ecken der Spieleläden stehen. Die Konsolenhersteller zahlen dafür, dass die Konsolentitel ganz vorne stehen. Und dann ist es auch so, dass der Massenmarkt-Käufer nach Konsolenspielen sucht, da er Werbung für sie im Fernsehen gesehen hat. PC-Spieler legen Wert auf ihr Hobby (are hobbyists), sie wählen aufgrund von Reviews und Meinungen von Freunden aus, welches Spiel sie kaufen. Konsolenspiele verkaufen sich vor allem durch große Marketing-Kampagnen und über Filmlizenzen.
Ich würde nicht alles so unterschreiben wollen, aber sehr diskussionswürdige Thesen, das.
[13h24] Das „Wellblech“-, besser gesagt, das „Wellplastik“-Konstrukt des Bürohauses hier, erinnerte mich heute mittag an meine Großmutter deutscherseits.
Sie wohnte in einer kleinen Stadt im Odenwald, eine halbe Busstunde von Darmstadt entfernt. Ihr gehört das Haus, das auf halber Strecke zwischen Stadtmitte und Bahnhof lag und wie fast der gesamte Stadtkern kurz nach dem zweiten Weltkreg aufgebaut wurde. Ein Mehrfamilienhaus, dreistöckig. Unten betrieb sie einen Gemüse- und Obstladen.
Sie alleine. Mein Großvater verstarb in den Sechszigern, ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen.
Ich hatte bei Besuchen immer ein zwiespältiges Verhältnis. Es gab gute Gründe es zu hassen. Noch als die Pubertät in weiter Ferne lag, fühlte ich mich in der kleinen Stadt, in der jeder jeden kennt, und zwar seit Jahrtausenden, unwohl. Als Großstädter war man „Freak“. Das habe ich sogar als Fünfjähriger gespürt.
Meine Oma war stockkonservativ, starrköpfig wie ich bin, tendierte ich immer zur Fundamentalopposition. Alleine aus Prinzip.
Cola gab es keine, dafür abends nur kaltes Essen: Abendbrot mit Brocken Fleisch drauf. Milchprodukte waren nur in den engen Parametern von „Harzer Käse“ bekannt. Die Wochenenden bestanden aus „Blauer Bock“ und „Musikantenstadl“. Als Tageszeitung wurde die „Abendzeitung“ und der ortsansäßige „Bote“ gelesen. Die Todesanzeigen Tag für Tag bis ins Detail inspiziert.
Ich könnte so endlos mit Dingen weiterfahren, die mich angewidert haben. Und als ich später mit meinem Vater brach, gab es keinen Grund zurückzukehren.
Aber es gab Dinge die mich dort immer wieder heimelig fühlen liessen und die ich vermisse.
Es gab keine Zentralheizung, sondern in jedem Zimmer einen Brikettofen. Das Füttern des Ofens, das Knistern von Holz, Kohle und Zeitungen, das Beobachten der Glut, die Asche die durch den Rost fiel. Es gibt keine schönere Wärme als die Wärme aus so einem Ofen.
Die Glocken. Die Kirche war zwei Fußminuten entfernt. Das Läuten frühmorgens, abends um 18 Uhr und am Wochenende, hatten etwas unglaublich Erhabenes. Es waren feste Konstanten im Tag. Mit dem Läuten um 18Uhr schien der Tag wirklich ein Ende zu haben. Ich habe bei anderen Kirchenläuten nie die gleiche Empfindung gehabt, wie speziell bei dieser Kirche. Ich weiß nicht, ob man heute in Städten mit Ladenöffnungszeiten jenseits der 18Uhr ein Läuten noch ähnlich empfinden kann.
Das Haus hatte seinen Haupteingang nicht zur Straße raus. Dann hätte man durch den Obstladen durch müssen. Stattdessen ging der Ausgang zur linken Seite heraus, direkt unter einem Wellplastik-Dach, genauso blaßgelb wie hier in diesem Gebäude. Links neben dem Haus war, etwas rückwärtig gelegen, ein flaches Gebäude, eine Kneipe. Um trockenen Fußes von der Kneipe zur Straße zu kommen, wurde dieses Wellplastik-Dach darüber gebaut. Unter diesem Dach mündete auch der Hauseingang. Und dann gab es zur Straße hin noch ein großes Tor, dass immer geschlossen war, wenn die Kneipe dicht hatte.
Es gab immer merkwürdig diffuses Licht unter diesem Dach und wenn es regnete, prasselte es wie auf einer Trommel. Dazu hallte es, wenn man den riesengroßen Schlüssel in das Tor drehte.
Geräusche und Gerüche die ich seit fast zwanzig Jahren nicht mehr erlebe.