dogfood September 2004 [3]

Montag, 20. September 2004

[16h32] Friday Five saugen. „5ives“ rocken, dargebracht vom Mann der auch 43folders füllt.
[12h17] Wie kommt es eigentlich, dass all die rechtsextremen Politiker entweder ein Gesicht haben, als wären sie gerade aus der Pocken-Quaratäne-Station geflüchtet oder ein Fprafffehler haben, der fo gar nifft fu den kernigen Auffagen pafft. In diefem Finne: Fieg Feil?
[10h54] Job — Mitunter ist man froh, dass etwas nicht geklappt hat.
Das Verhältnis Dienstleister — Kunde funktioniert in zwei Richtungen. Beim ersten Kontakt beschnuppert nicht nur der Kunde den Dienstleister, sondern auch vice versa.
Und der spezielle Fall an den ich gerade denke, der roch drei Meilen gegen den Föhn. Ein Unternehmen wechselt seinen Vermarkter, der alte Vermarkter empfiehlt mich weiter, der neue Vermarkter kollaboriert bereits mit einem anderen Internet-Dienstleister. Es springt eine Anfrage dabei heraus, die als pflichtschuldige „Schein-Anfrage“ schnell zu enttarnen ist.
Ein Blick auf die bislang produzierten Websites und auf die Websites des konkurrierenden Dienstleisters. Ein zweiter Blick auf die Anfrage, die ohne weitere Rücksprache bereits eine pfannenfertige Sitemap enthält und die Bitte „so etwas wie auf der und der Site einzubauen, aber größer und besser ;-) “. Keine Angaben zu Texten, Grafiken, Deadlines, Browser-Kompatibilitäten oder Preisvorstellungen. Aber eine fertige Sitemap.
Der Typ von Kunde weiß nicht nur wo er hin will, sondern zeigt sich i.d.R. auch als beratungsresistent. Der Kunde will am Ende des Tages nur eine Zahl hören: „Wie teuer?“. Zu teuer, weil ich bei solchen Projekten nicht willens bin, auf Teufel komm raus alles schlank zu rechnen. Ich habe es gerochen und vor allem die Erstellung des KVs „schlank“ gehalten. Nach einer halben Stunde ging die eMail raus.
[08h24] Rein unter PR-Gesichtspunkten kamen die 9% NPD in dem fast olympischen Gastgeber-Bundesland Sachsen recht ungünstig, so wenige Tage nach Start des Kinofilms „Der Untergangder im Ausland mit „Film zeigt Hitlers menschliche Seite“ subsummiert wird.
Ich habe mir die Wahlberichterstattung geschenkt und nur Ausschnitte in den ZDF-Spätnachrichten angesehen, u.a. der „Eklat“ beim Interview der Spitzenkandidaten.
Das war eine ziemlich billige Nummer der ZDF-Journalistin. „Wann erzählen Sie Ihren Wählern, dass sie eigentlich Neonazis sind?“ als Eröffnungsfrage. Wenn das ZDF auf die NPD nicht besser zu reagieren weiß, als in Fragen verklausulierte Meinungsäußerungen reinzupacken, hätte man konsequenterweise die NPD ausladen müssen und nicht unter dem Deckmäntelchen des Proporzes mit hineinnehmen sollen.
Für eine berichterstattende Sendung erwarte ich ein anderes Niveau und ein anderes Maß an Neutralität als z.B. in Magazin-Sendungen. Der Einzug der NPD war nicht überraschend und als Journalist durfte man sich 2-3 Tage vorher mit der Frage beschäftigen: was macht man, wenn die NPD mit am TV-Tisch gesetzt werden müsste.
Wie gesagt: meine Ansicht, mit der Einschränkung dass ich um etwaige Vorkommnisse die sich davor am Wahlabend abgespeilt haben, nicht Bescheid weiß.

Samstag, 18. September 2004

[10h44] TV — Am Donnerstag bin ich dazu gekommen die zweite Folge „Nip/Tuck“ zu sehen, die in den Medien durchaus hymnisch gefeiert wird (siehe FAZ).
Nach der Einstiegsfolge von letzter Woche, war das die erste „reguläre“ Folge. Die ganze Zeit lag der schwere Duft von „Six Feet Under“ im Raum, der Vorspann ist dermaßen hauteng an die Ästhetik von „6FU“ gehalten, das es mir als Macher schon peinlich wäre.
Das ist das Hauptproblem der Serie. Sie kann sich nicht von „6FU für Schönheitschirugen“ emanzipieren. Es wirkt überall wie „gewollt, aber nicht gekonnt“. Da werden skurille Patienten angerissen, die aber im Laufe der Episode völlig außer Acht gelassen werden, weil der Schwerpunkt plötzlich zu den privaten Problemen der beiden Ärzten kippt. Es werden viele Themen angerissen, aber keines wird zufriedenstellend oder ergiebig verfolgt.
Ich weiß auch nach der ersten regulären Folge nicht, was die Serie will. Insofern: Nip/Tuck ist erstmal nicht das Highlight, für das ich nun donnerstags (sonntags gucke ich Football) die dBox zu meiner Freundin schleppen werde.
Mit Hochgenuß sehe ich aber derzeit „The Sopranos“, die auf PREMIERE komplett, d.h. inkl. der noch nicht im ZDF gezeigten neuren Staffeln und im O-Ton zu sehen sind.
Der O-Ton ist wirklich hardcore. Ich habe arge Probleme was zu verstehen. Aber wenn man ihn einmal eingeschaltet hat, mag man nicht mehr auf die fade deutsche Synchronisation umschalten. Das geht einfach nicht.
Die Serie ist voller grandioser Details und Klasse-Schauspieler. Mein Highlight der gestrigen Folge: zwei Ältere aus dem italienischen Mafia-Clan der Sopranos, machen sich auf die Suche nach einem Autodieb der in irgendeinem Starbucks-Laden arbeiten soll. Sie betreten offensichtlich zum ersten Mal im Leben einen Starbuck-Laden. Sie sind fassungslos und fluchen „Was für eine verfickte Scheiße ist das?! Wir haben dem Land die Pizza, Spaghetti, Lasagne und Expresso gebracht. Und wer macht das ganze Geld damit? Ist das der Dank? Das ist doch keine Kultur, das! Expresso ist doch nicht nur ein Gesöff, sondern Leben!
[09h54] Oh Mann, ich lösche gerade die Einträge der letzten Woche von der dogfood-Titelseite und sehe dass sich hier bislang drei kümmerliche Einträge befinden.
Unter der Woche freue ich mich, wenn ich im Büro als erster die Haustür öffne. Das hat so etwas von fleißiges („ohne Fleisch kein Preisch“), handwerkliches.
Wenn ich dagegen am Samstag morgen der erste bin, dann weiß ich, dass es ein beschissenes Wochenende wird, an dem ich nicht das machen kann, was ich gerne machen würde. An dem ich froh sein kann, wenn ich rechtzeitig zur Bundesliga mich vor dem Fernseher schmeißen kann. Von Fütterung von dogfood oder allesaussersport ganz zu schweigen.
Der gestrige Tag war, mit Verlaub, in der Nervigkeitsskala vom allerobersten Regal. Das Highlight war die Frage nach einer Beurteilung über die Seriösität eines Geschäftes mit einem russischen Domain-Händler der in Finnland beheimatet ist („kann das ein Betrüger sein, der mit meinem Geld abhaut?“).

Donnerstag, 16. September 2004


SPAR Spek.ulati.us
[12h56] Jetzt weiß ich, warum der SPAR-Spekulatius so billig (69 Cent) war. Der Spekulatius in der Packung wurden anscheinend vorher mit dem Vorschlaghammer in mundgerechte Portionen zertrümmert.
Mein Vorschlag: ähnlich den Waffeleiern eine Aufschrift aufdrucken „Premium-Spekulatius! Garantiert mindestens 18% nicht zerbröselter Spekulatius

Mittwoch, 15. September 2004

[21h49] Gerade ist zweite Halbzeit des zweiten Championsleague-Spieltages angepfiffen und ich habe das erste Mal seit minimum Montag so etwas wie Muße.
Momentan jagt ein Job den anderen. Nichts Spektakuläres, aber kurioserweise nonstop aneinandergereiht, eigentlich nicht wirklich Zeit zum Verschnaufen, weil benötigt zum Wegheften, Notieren, Organisieren. Und Telefonieren. Derzeit locker 1-2h täglich Kundengespräche. Und immer wieder das geistige Umschalten. Auf die Schnelle mit der freien Hand das andere Papier aus dem Ordner ziehen, ohne den Tee umzukippen, auf dem Rechner in die entsprechenden Projektverzeichnisse navigieren...
Momentan schlafe ich daher nicht, sondern falle ins Koma.