[23h39] Andere Weihnacht, andere Sitten. Erstmals seit längeren stand ich wieder unter „Schenkezwang“ und bin kurz vor Buffalo — präziser: am 22ten — ausgezogen um nach einem Geschenk zu suchen. Wobei die Vorgaben recht präzise waren.
Am 22ten ging ich früher von der Arbeit, machte mich auf dem Weg zur
„Wäscherei“ in Winterhude/Barmbek. Um 16h war es entsprechend voll mit anderen rastlosen Schenkern. Zur Feier der vorweihnachtlichen Tage hatte man im Kassenbereich sogar einen DJ aufgeboten der Laungemusik auflegte und es wurde einem angesichts der Musik und der Duftkerzen ganz blümerant.
Okay, das was ich haben wollte war da. Nicht unbedingt in gradioser Auswahl, aber ausreichend um als „Fallback“ zu dienen. Ich bin mit leeren Händen weitergegangen, hatte auf meiner Shopliste noch einige andere Designerläden zwischen Winterhude und Eppendorf. Es war längst dunkel geworden, kalt und es nieselte.
Die anderen Läden in der Gertigstraße, Lenhartzstraße und am Lehmweg entpuppten sich als Flop. Ich setzte meine ganze Hoffnung auf eine optimalere Auswahl am nächsten Tag, im
Stilwerk.
Das Wetter am 23ten war noch beschissener. Aus dem Nieselregel war strömender Regen geworden. Um den ganz großen Besuchsverkehr zu entgehen, bin ich mittags von zuhause losgegangen. Das Stilwerk liegt unten an der Fischauktionshalle bei Greenpeace und Adobe und mithin etwas ab vom Schuß. Schlcht genug mit ÖPNV zu erreichen und aus der Sternschanze eh nur mit gewaltigen Umwegen. Sprich: ich bin lieber vierzig Minuten zu Fuß durch den Regen gewaten, durch mitunter recht triste Gegenden in Altona. Jede Bäckerei, jede Kneipe schon ein kleines kulturelles Highlight für den Straßenblock.
Unglaublich aber war: es war mein erster Besuch im Stilwerk und vermutlich auch auf absehbarer Zeit mein letzter. Das Stilwerk ist eine Art Einkaufspassage mit Läden für Designprodukte wie Lampen, Möbel, Teppiche etc...
Die Läden waren klein, die Namen groß, die Preisetiketten größer. Aber am schlimmsten war die Auswahl, die erstens berechenbar und zweitens klein bzw, sehr speziell war. Entweder verkaufte ein Laden Badezimmerschrankgriffe aus poliertem Aluminium in zwanzig Variationen oder 08/15-Designobjekte. Das „
Model One“ konnte man dafür im Stilwerk in jedem dritten Laden kaufen...
Mit anderen Worten: ich wurde nicht fündig und trottete im Regen die Treppen und Hügel gen Schanze zurück, die Schuhe längst durchgeweicht. Ich ahnte: der Nachmittag würde mich wieder in die Wäscherfei führen... Der DJ spielte immer noch, die Auswahl reduzierte sich auf ein letztes Stück, weil die anderen allesamt Ausstellungsstücke waren...
Umgekehrt habe ich ein rech feines Geschenk bekommen.
Ein Geschenkabo des „
Economist“, das pünktlich mit seiner
weihnachtlichen Doppelausgabe bei mir in den Briefkasten hereinschneite. Daran können SZ, SPIEGEL und Konsorten sich ein Beispiel nehmen: Die Onlineversion gibt es gratis dazu. Während das Heft ab Freitag im Briefkasten liegen sollte, ist die neue Ausgabe im Internet bereits ab Donnerstag 20h einsehbar, inkl. dem vollständigen Archiv bis 1997 zurück.
Nachdem ich aus Zeitgründen nun fast ein Vierteljahr nicht dazu gekommen bin mir den Economist zu kaufen und außerdem kein Kiosk auf meinem Weg den Economist noch führt, war das ein willkommenes und schmerzhaft vermisstes Stück Hirnfutter.
IN EAGERNESS, it now appeared, to live up to its name,
Mad March arrived in crazy style with lots more of the same:
In Karbala, in Quetta, La Paz and Tashkent, too,
In Gaza and Fallujah though not in Timbuktu
Boom followed after bang, alas, bang followed thud,
The air was full of smoke and the streets were full of blood.
But the worst bangs of all were the ones that shattered Spain,
Three days before a vote was due to put in place again
The team once led, the Bushies said, by that bright shining star,
The champion of new Europe's crew, José María Aznar.
When he had sent Spain's soldiers to do battle in Iraq,
He hadn't given his reasons, but kept all his thinking dark.
E'en so, the polls predicted that his team would win again,
But the voters didn't like the way that he and all his men
Were quick to blame the bombing on Spain's home-grown ETA camp,
When all the signs suggested that it bore al-Qaeda's stamp.
And so the Spaniards brought to book George Bush's friend and hero,
By opting for José Luis Rodríguez Zapatero.
Das, lieber SPIEGEL, das nenne ich Stil und ist so ziemlich das Gegenteil von bemühten Kalauern in Titelgeschichten wie in „Mythos Heiliger Gral“, über das Buch „Der Da Vinci Code“:
Viele der Figuren des Buch sind geplagt von einer unheilbaren Gefäßkrankheit: der Suche nach dem heiligen Gral