dogfood Januar 2005 [4]

Montag, 31. Januar 2005


Fanta Tropical Orange plus Peach
[09h20] Mein Supermarkt überraschte mich am Samstag mit neuem Fanta-Sortiment. Anscheinend sind einige alte Geschmacksrichtungen aussortiert und andere gibt es wiederum nur in der „Citrell“-Variante. De-facto gibt es als „normale“ Fanta nur noch Orange und Mandarine.
Und jetzt neu: „Fanta Tropical Orange plus Peach“ und noch eine Fanta-Variante mit Orange-Titel den sich keine Sau merken kann.
„Tropical Orange“ ist für meinen Geschmack die derzeit leckerste Fanta-Sorte. Nicht zu süß, nicht zu künstlich („Blueberry“!!) im Geschmack. Sie schmeckt letztendlich so, wie in zahlreichen Nachbarländern Fanta und Artverwandtes seit Jahren schmecken.
Ob sich allerdings Fanta wirklich einen Gefallen tut, die Sorten und Labels schneller zu wechseln als andere Leute ihre Unterhosen, ich weiß ja nicht. Meine Freundin, durchaus eine Sympathisantin von Konsumfreuden, hat zwei Anläufe gebraucht, um zu schnallen das es eine neue „normale“ Fanta ist und eben keine „Citrell“-Sorte.
Als nächstes dann auf dem Prüfstand, die zweite neue „Fanta“-Sorte: „Fanta Splash Orange plus Lemon“, kurz „Splash Orange“. „Spalsh“. Darunter kann ich mir echt viel vorstellen. Wir alle haben beim Begriff „Splash“ sofort geschmackliche Assoziationen, wie ... äh, also „Splash“ ... wie... hm..., also ... Schwimmbad-Chlorwasser? Kinderbecken-Pissbrühe?
Mediadeck Parkhaus
Mediadeck auf dem Parkhaus
[08h54] Am Freitag nachmittag musste ich zur einer Besprechung zu einem Kollegen fahren. Auch er ein Einzelkämpfer, allerdings „programmierungslastiger“ als meiner einer.
Er hat ein Büro im oder auf dem „Mediadeck“. Jeder Hamburger kennt von der Fahrt mit der U3 vom Hafen in die Innenstadt jenes potthässliche Siebziger-Jahre-Parkhaus kurz vor dem Rödingsmarkt. Die Büroräume auf dem Dach dieses Parkhauses, die sechste Etage, hat sich ein Dienstleister namens „Mediadeck“ geschnappt und daraus kleine Büros für Dienstleister aus der Internet-, Software- oder Medienbranche gemacht.
Das Ganze ist nicht unpfiffig. Vom Fahrstuhl aus gibt es drei Gänge die wie eine „eckige Acht“ um das gesamte Deck herumführen. Wer das Glück hat und ein Büro an eine der Außenseiten bezieht, bekommt eine grandiosen Blick über die Stadt oder den Hafen. Die Büros sind ungefähr zwischen 20 und 100qm groß, dazu gibt es gemeinsame Räume wie Küche, Besprechungsraum und schließlich eine Terrasse um das Deck herum. Die Bürotüren sind fast vollständig verglast, so dass eine gewisse Transparenz herrscht und man des Nachbars 17-Zoll-iMac beglotzen kann.
Ich frage mich nur wie inszestuös so eine kompakte Umgebung mit 20-25 Dienstleistern aus mehr oder weniger artverwandten Branchen ist. Irgendwie roch und sah es wie ein veritables Büro aus. Dank des Gebäudes kamen bei mir auch finstere Erinnerungen an das Büro meines Vaters auf, der auch in einem 70er-Jahre-Gebäude in der Hamburger Innenstadt arbeitete.
Dieses typische Summen elektronischer Geräte, die leicht ozonschwangere Luft von Photokopierern. Im Treppenhaus kommen einem die Angestellten aus den umliegenden Firmen entgegen, die im Parkhaus ihre Autos abgestellt haben. Die Vierzig- Fünfzigjährigen mit den langen schwarzen Mänteln, der Aktentasche und dem Abendblatt unterm Arm eingeklemmt.
[08h41] Hehe, es wäre nur natürlich wenn ich auf dogfood immer größere Bilder aufspielen würde. Mein Provider Hansenet wird zum 1.2. unentgeltlich sowohl für meinen Geschäfts- als auch Privatanschluß die Bandbreite auf 5mbit/s (Down) und 500kbit/s (Up) raufschrauben.
[08h37] Auch wenn es draussen ekeligen Sprühregen gibt, von draussen dringt durch das gekippte Fenster Vogelgezwitscher rein. Zum ersten Mal dass es mir dieses Jahr auffällt.

Freitag, 28. Januar 2005

[17h47] Wie? Was? Häh?. Glückwunsch auch meinerseits (bin immer noch verwirrt)
[09h31] Und mit der richtigen Musik kommen plötzlich weihnachtliche Gefühle auf, während ich aus dem Fenster schaue und auf verschneite Dächer und Hinterhöfe starre. Chansons mit Big Band (Leo Ferre „Cette Chanson“) und Klassik (Beethoven). Jetzt noch ein Dean Martin hinterher und ich lege mich auf die Couch und träume den Rest des Tages vor mich hin.

Donnerstag, 27. Januar 2005

[08h50] Schnee! Endlich Schnee! Zwar nur zwei Zentimeter, aber zumindest wurde ein schneeloser Winter verhindert.

Dienstag, 25. Januar 2005

[22h57] Ooops! Heute nachmittag stolperte ich zufällig in einem Laden über eine DVD die ich schon länger haben wollte. Gut, mache ich mit meiner Freundin bei ihr heute einen DVD-Abend...
Bei DVD-Playern hat man grosso modo die Wahl zwischen Markenware die DVDs für Region 2 abspielen kann, also von der Maas bis zur Memel und von der Etsch bis zum Belt, oder Billigware den irgendein Hongkonger Kindergarten exklusiv für Penny zusammenschraubt, die aber dafür alle 20 DVD-Regionen abspielen kann und oben drauf die 37 anderen Formate für DVDs und CDs. Weil Zillionen von Euro billiger und praktischer, hat meine Freundin auch so einen DVD-Player gekauft. Marke „CyberHome“, ein Name der der feuchte Traum eines sechszigjährigen Prokuristen ist, der im Zentrallager von Tschibo in Essen-Rüttenscheid Fernostware umetikettiert.
Dass der DVD-Player meiner Freundin die eine oder andere Macke hat, bemerkte ich früh. Heute machte mich meine Freundin mit einer neuen Variante bekannt: enhält das Bild zuviel Weiß, kommt der Ton nur noch bruchstückhaft.
Pointe: die DVD die ich heute gekauft habe, ist das Erstlingswerk von George Lucas von 1970, der SF-Klassiker „THX 1138
Wer an dieser Stelle nicht lauthals gelacht hat, ist ein Kinobanause. Ein Viertel des Filmes ist eine Gefängnisszenerie mit Gefangenen in weißen Klamotten und einem völlig grenzenlos weißen Raum. 20 Minuten der Ton völlig für den Arsch, nur Untertitel. Ei, da habe ich meiner Freundin eine Freude mit gemacht.
Die Story ist so inhaltsfrei, dass sie sich wunderbar als Projektionsoberfläche für so ziemlich alles eignet. Nicht von ungefähr kann man in THX 1138 etliche Elemente jüngerer SF-Filme erkennen. Fleisch gewordenene Computerprogramme sind keine Erfindung von „The Matrix“. Tunnelszenen gab es vor „I, Robot“, seligmachende Pillen vor „Equilibrium“ und weiße Anzüge kamen nicht zuerst von den Spermien in „Was sie schon immer über Sex wissen wollten“. Ja, so war der George Lucas, als er noch jung und knackig war. Die DVD enthält übrigens auch den Studienabschluß-Film von Lucas, der die Vorlage zu „THX 1138“ bildete.
Das Setdesign fegt auch 35 Jahre später noch diverse neuzeitliche Science-Fiction-Filme weg. Ein Wermutstropfen ist die idiotische Idee von Lucas gewesen, den Film anläßlich der Wiederaufführung 2004 (und damit auf der DVD) nachträglich optisch zu bearbeiten. Dabei wurde u.a. in einigen Settings neue, computergenerierte Hintergründe eingebaut (mehr Infos auf einer Fan-Site).
Das raubt dem Film das „Dokumentarische“, a.k.a: schau an was man auch ohne Rechner machen kann.
[14h06] Software — Es hat, glaube ich, wieder nur einen Tag gebraucht, um mich die Krätze über Macromedia-Software zu ärgern, bzw. deren Qualitäten und Funktionalitäten.
Ich ärgeren mich dabei noch nicht mal so sehr über die GUI, denn wenn schon Macromedia es nicht über das Studio MX 2004 hinweg hinbekommt, wirklich konsistente Oberfläche zu implementieren, so erstaunt es mich im Director MX 2004 noch weniger wenn die von Macromedia beauftragten indische Butzen bei der OS X-Umsetzung hier und da ein Scrollbalken drin lassen, hier und dort Eingabefelder nicht dynamisch in der Größe machen, obwohl das Fenster sich aufziehen läßt (Import-Dialog).
Oder die Willkürlichkeit mit der manches als Palette und manches als Fenster umgesetzt worden ist. Oder warum man stolz wie dicke Eier ist, dass man einen Flash-artigen „Veröffentlichen“-Dialog hat, aber welche Xtras im Projektor reingepackt werden, immer noch drei Meilen entfernt, in einem völlig anderen Menüpunkt eingestellt werden, wiewohl es nur und ausschließlich für das Veröffentlichen relevant ist.
Hey, ein Feld was nicht mehr als eine Spalte anzeigen kann. Warum sollte die Spalte über die gesamte Breite des Feldes gehen, wenn es auch 100 Pixel Breite tun und die Namen abgekürzt werden... Mehrere Xtras gleichzeitig auswählen um sie mit einem Schlag zu entfernen? Muahuahaahahaa! Sind wir denn im 22ten Jahrhundert?
Einstellbare Keyboard-Shortcuts? Vernünftige Farbpaletten, weil durchaus 2-3 Grafikkarten inzwischen 3,4 Farben mehr auf dem Kasten haben als zu seligen 256er-Zeiten? Pfft... Komm 2012 wieder.
Nein, ich ärgere mich nicht.
[10h52] Font-Probleme. 37ter Grund warum Herr Pahl immer gedruckte Dokumentation haben möchte:

Director Online-Hilfe
Nachtrag: indiesem Fall ist es wohl Apples Help Viewer der spackt, in Safari sieht die Online-Hilfe brauchbar aus.

Montag, 24. Januar 2005

[15h18] Job — Projekt aus dem Vorhof der Hölle: ich bin ja was Typographie angeht, recht schmerzfrei, aber diese Zusammenstellungen an Unschriften verursacht bei mir dann doch eine mittlere Gesichtslähmung. American Typewriter, FF Kosmik, Optima und — tataaaa — MS Comics Sans. Sheeeshh... Das K.O.-Wort ist „Marke“ in allen Variationen wie ....

Sonntag, 23. Januar 2005

[13h19] There goes the weekend. Das Wochenende sozusagen das Klo runter. Das Magengrummeln verstärkte sich während des Fußballspiels. Ich weiß gar nicht mehr ob ich das ersten Mal zielgenau zur Halbzeitpause gekotzt habe, jedenfalls ging es bis Mitternacht im Stundenrythmus rund. Wobei es mir noch nie aufgefallen ist, dass ich ein sooo lauter Kotzer bin. Aber man hätte die Uhr nach mir stellen können. Nach dem Reihern eine Viertelstunde schwitzen, dass langsam in ein Frieren überging. Kaum war ich ein wenig eingeschlummert, rumorte es im magen und ich stand vor der Entscheidung deswegen bereits aufzustehen oder noch zu warten bis es wirklich ernst ist, und dann möglicherweise im schwindeligen Zustand auf halber Strecke zusammenzubrechen und auf den kalten Kacheln im Flur mich zu ...
Nach Mitternacht hatte ich etwas mehr Ruhe. Das Dösen würde nur durch Übergeben um 2h30 und 4h30 unterbrochen, obwohl ich da schon längst nichts mehr im Magen hatte. Alles was nur noch rauskam, war bitterer Magensaft. Weswegen ich ein weiteres Brechverlangen meines Körpers um 6h30 am Samstag morgen energisch entgegentrat. „Ich habe doch nichts mehr drin“ sagte ich, vor der Schüssel kniend.
Das schien zu überzeugen, fortan gab der Magen Ruh. Der Rest des Körpers war völlig fertig. Das Hirn durch zehn Stunden CNN, BBC, CNBC im dösigen Zustand sowieso völlig zermartert (auf ein Wort: die Übernahme der 22h-Aaron-Brown-NewsNight auf CNN stinken so unglaublich...).
Gestern Nachmittag wurden dan erste Akte der Resozialisierung betrieben: die Freundin brachte Cola und Gummibärchen, jedes für sich kleine Geschmackssensationen auf den völlig ramponierten Mundschleimhäuten. Am Abend konnte ich mich überwinden und ein Viertelliterchen Suppe zu mir nehmen. Und „Exodus“, ein Vierstunden-Spielfilm zur Auswanderung von Juden gen Palästina, erwies sich als ideales Einschlafmittel. Kurz vor fünf bin ich kurz aufgewacht, als im Ersten wieder irgendwelche Zugfahrten liefen.
Ich möchte so richtig immer noch nichts essen. Der Magen fühlt sich an, als würde er eh alles gleich durchlaufen lassen und irgendwie bin ich müde und doch nicht... Und meine neuen Nachbarn haben gleich einen guten Eindruck von mir bekommen. My Weekend.