[08h56] Ich habe am Mittwoch das Rennen gegen den „
Economist“ gewonnen und in einem Gewaltakt (2h in der Wanne) die restliche Ausgabe durchgelesen, also knapp drei Tage vor Erscheinen der nächsten Ausgabe.
Damit habe ich endlich wieder Zeit ein Buch zu lesen. Fachliteratur natürlich. Weil ich letzte Woche nach einem Geschäftstermin noch Zeit in der Innenstadt hatte, bin ich zu
Lehmanns gegangen (
wer 2005 noch Frames benützt, wird mit Deep Links nicht unter Stücker drei bestraft!) um ein bißchen zu schmökern. Lehmanns ist
Boysen + Maasch leider Gottes immer noch turmhoch überlegen, das Elend im zweiten Stock der gegenüberliegenden Thalia-Buchhandlung ist nicht mit anzusehen.
Letztendlich hatte ich bei Eric Meyers CSS-Büchern erhöhten Speichelfluß bekommen und da ich eh in Gönnerlaune war, habe ich mir seine beiden Bücher bei New Riders gerkauft. Band 1 ist nun in der Pause bis zum nächsten Economist im Briefkasten (also Samstag mittag) dran.
„
Eric Meyer on CSS“ —
Eric Meyer hat sich mit der Zeit einen Ruf als CSS-Guru erworben, wobei er jemand ist, der eher von der theoretischen Seite kommt. Sprich: seine CSS-Designs hauen mich nicht vom Hocker, da gibt es andere Kandidaten die es besser drauf haben. Aber es gibt keinen besseren Ansprechpartner, wenn jemand wissen will, wieso im IE6 Bullet-Points in
unordered lists, wenn die
LI
-Elemente als
Inline gesetzt werden, einen Versatz von
1em
aufweisen (tun sie vermutlich nicht, aber
you get the point). Ich habe nun knapp ein Viertel des Buches gelesen.
„Eric Meyer on CSS“ ist ein sehr praxisorientiertes Buch. Meyer führt den Leser die Anwendung von CSS anhand von 13 Projekten vor, Schritt für Schritt, mit zahlreichen Screenshots und Codeauszügen. Es ist hinreichend attraktiv aufgemacht und lädt zum Lesen ein.
Das Buch ist von 2002 und das merkt man ihm deutlich an. Es ist krass wie sehr sich die Anwendung von CSS in den letzten 2 Jahren verändert hat, obwohl sich an den zugrundeliegenden CSS-Standards kein Jota verändert hat und im Prinzip die Browser-Szene mit IE6 und Mozilla auch recht unverändert geblieben ist. Nur der Netscape Navigator 4 ist über die Klinge gesprungen.
Das Alter des Buches und das eher konservative Design von Meyer himself führt dazu dass die Webseiten antiquiert wirken, was aber dem Ziel eine praxisnahe Einführung in CSS zu bieten, nicht abträglich ist.
Der Schwierigkeitsgrad des Buchs ist, zumindest im ersten Viertel, nicht all zu hoch. Es ist für diejenigen gedacht die CSS kennen, aber noch nicht können und immer noch an Tabellen-Layouts herumfrickeln.
Für diejenigen die mehrspaltige CSS-Layouts aus dem Kopf coden können, hat das Buch im ersten Viertel allenfalls folkloristischen Wert „so hat man 2002 CSS-Designs gemacht“. Meyer streut zwar an den Seitenrändern einige Tipps ein, aber auch hier auf eher niedrigem Niveau. Ich will nicht zu früh urteilen, drei Viertel des Buches liegen noch vor mir.
Im letzten Frühjahr ist ein Nachfolgeband erschienen. „
More Eric Meyer on CSS“ harrt inzwischen auch bei mir zuhause des Durchgelesenswerden. Als ich bei Lehmanns am Kassentresen stand, ging ein Verkäufer an mir vorbei, warf einen Blick auf die Bücher und fing an völlig hibbelig zu werden. Während er am Ende des Raums zu einem Bücherregal ging, drehte er sich zu mir um und zeigte aus der Ferne grimassierend mit beiden Fingern auf sich. Er sprintete Sekunden später aus der Tiefe des Raumes zurück zur Kasse um höchstpersönlich mich abzukassieren, einen anscheinend lang vermissten „
brother in mind“ und schwallte mich zu.
Immerhin erzählte er mir auch, dass bei „New Riders“ in Bälde ein Buch von den
CSS Zen Garden-Machern erscheinen würde, das en-detail zahlreiche Zen Garden-Designs auseinandernehmen würde. Wenn ich ehrlich bin, dann ist
Doug Bowmans Zen Garden-Design das wahrscheinlich Wichtigste in Sachen CSS, was mir in den letzten 2 Jahren über den Weg gelaufen ist und am meisten meine Art des Codens verändert hat (siehe dazu auch die entsprechenden Artikel bei Bowman
[1],
[2]).
Bei „
New Riders“ hat sich inzwischen eine erkleckliche Zahl an interessanten Webdesign-Bücher angesammelt. Da gilt es verstärkt ein Auge drauf zu werfen, während
O'Reilly sich inzwischen in zügelloser Expansion ergeht und alles und jedes veröffentlicht, was bei Drei nicht auf'm Baum ist. Nicht nur das inzwischen „
Schwarze unterm Fingernagel Hacks“ erschienen ist, O'Reilly haut jeden Monat drei neue Sublabels raus und verwässert dadurch seine eingeführte Marke. „Annoyances“, „Missing Manuals“, „Head First“, „Notebooks“, „One-on-One“, „Personal Trainer“, whatever. Nicht zu vergessen das neue monatliches Magazin „
Make“. Hoffentlich überheben sich O'Reilly nicht.