dogfood Juni 2005 [3]

Montag, 20. Juni 2005

[19h57] Music — Der Vinylizer hat heute den Mitschnitt der BTTB-Session vom Samstag abend (FSK) online gestellt, u.a. ein zweistündiges Set mit Stachy und Hofuku Sochi. Für gefühlte 52 Grad Celsius bei angehendem Sonnenuntergang die richtige Blubber-Electronic-Trance-Chillout-Musik um den Arbeitstag in seine letzten Stunden zu geleiten.
Um seinen Server nicht zu flooden gilt für den BTTB-Mitschnitt wie immer: wer suchet, der findet.
[17h42] Die Hitze, gefühlte 67 Grad und weiter steigend. Eben im Spar-Markt: rollt ein kleiner 5jähriger Bub auf seinem Holzrad in den Supermarkt rein, seine bunte Sonnenbrille — wie frisch aus dem Kaugummiautomaten gezogen — schreit nach Ohrfeigen. Bub rollt direkt vor der Salatbar aus, lugt über die Tresenkante der Salatbar und schreit „Guck Mama, Spaghetti!
Dafür das der Junge danach in den folgenden fünf Minuten mir noch viermal über die Füße fahren sollte, ist er noch in einem verblüffend guten Gesundheitszustand.
[10h31] Wenn Bahn-Mitarbeiter nicht mehr wissen, wohin mit der Hand. „Dann klemm die Hand unters Kinn, du Sau“ (Photos by BahnImBild.de)

[08h58] TV — Am Wochenende stolperte ich beim Zapping über eine äußerst interessante Sendung bei BBC World. Im Rahmen „die größten Kunstwerke der Welt“ stellte eine Literaturprofessorin (Germaine Greer) die Psalme von David vor: „Art That Shook The World
Clevererweise sah sie sich dabei verschiedene Facetten des christlich/jüdischen Glaubens an. So wurden freikirchliche Evangelen aus England gezeigt, dessen Chef offensichtlich rhetorisch für jedwede Angriffe gewappnet war, klassische Katholen aus England, ein jüdischer Kantor, Christen aus Äthiopien und Rastafaris aus Äthiopien, Ragga-Poems aus der Karibik.
Jeder mit seiner eigenen Wahrnehmung von Gott und jeder mit seinen eigenen „Besitzansprüchen“. Man interviewte z.B. zwei völlig verschrobene Rastafaris. Beide knapp 60 Jahre alt, zauselige Rastalocken, leicht verkifft aussehend aber so dermassen von der Sache (Rückkehr des Heilands ins erwählte Land Äthiopien) überzeugt. Das hatte in seiner völligen Abgespacetheit etwas knuddeliges und erschreckendes.
Dagegen der eiskalte katholische Priester in England der argumentiert, dass die „Überlegenheit“ der katholischen Kirche mit ihren hierachische Strukturen zusammenhängt. Weil eben nicht jeder die Bibel so interpretieren könne, wie er lustig ist.
All diese Facetten konzentriert in einer Dreiviertelstunde unterzubringen, in einer sehr filmisch angelegten Doku, das war sehr interessant.
Im Juli ist bei BBC World der Themenschwerpunkt „Africa lives“ angesagt, mit einem sehr schönen Trailer (leider im Web unauffindbar). Programmübersicht „Africa lives
Nicht genug des Fernsehens.
Ben Johnson — Lost Seoul“. Am Freitag abend lief auf BBC Prime eine Dokumentation zu Ben Johnson, dem kanadischen 100m-Läufer der 1988 wg. Dopings bei Olympia weltweit verdammt wurde. Hier war die filmische Umsetzung noch extremer. Es hatte geradezu cinematographische Züge. Immer wieder verschwommene Läufer die im Winter eine Laufbahn entlangrennen, die Spritze die in einen dunklen Körper einsticht.
Für Außenstehende ist der Fall Ben Johnson erst mal nichts anderes als ein gedopter Spitzenathlet der Olympia aufgeflogen ist. Tatsächlich ist aber Ben Jonsohn möglicherweise eher der Prototyp von Athlet der damaligen und vielleicht jetzigen Zeit, die sich durch die Sachzwänge, dem Doping im Ostblock gezwungen fühlten zur Spritze zu greifen.
Auch hier beeindruckte die Dokumentation dadurch, dass sie über den eigentlichen Tatbestand des Dopings hinausblickte und z.B. auch auf die psychischen Veränderungen von Johnson durch das Doping einging. Und nicht zuletzt die wichtigste Komponente für den Absturz Ben Johnsons: ein Mann der es nie schaffte die Notbremse zu ziehen und immer nur ein Getriebener der Erwartungen von draußen war, der sich deshalb nach dem Doping monatelang in ein Lügengebilde verwickelte und damit erst recht endgültig abstürzte.
Obwohl er bis heute nur geringe Einsicht zeigte („Wer schummelt nicht? Alle schummeln! Jeder schummelt!“) kam er als eine der ärmsten Würstchen rüber, die ich seit langem gesehen habe.
[08h55] Ein Blick auf das Wetter-Widget in OS X sagt mir, dass ich heute vielleicht Plan B ziehen sollte. Während die Quecksilbersäule stetig gen 28 Grad klettert, mache ich mich gegen 12, 13h vom Acker und verbringe 4-5h zu Hause, Home of Durchzug und dunkle Jalousien, ehe ich dann gegen 17/18h zurück ins Büro fahre. Do it like spaniards.

Sonntag, 19. Juni 2005

[08h42] Am Donnerstag habe ich mir quasi einen Tage Auszeit genommen. Nicht wirklich, war noch im Büro, aber de-fakto spitzten sich die Nervereien der letzten Tagen in einem eintägigen „Burn-Out“ zu.
Es war Zeit wieder die Reißleine zu ziehen. Z.B. sich morgens hinzusetzen und erst mal überlegen was man anpackt, eine To-Do-Liste aufstellen und diese abzuarbeiten. Diszipliniert sein, nicht dreißigtausend Dinge nebenei machen und permanent neue Baustellen aufmachen.
In diesen Momenten des „Resets“ greife ich zum Arbeiten ein bißchen auf GTD-Systematik zu. Eher eine „Freestyle-Form“, inspiriert durch 43folders als hauteng an irgendwelchen Büchern haltend.
Es ist bei mir im Grunde genommen wirklich nicht mehr als eine ToDo-Liste die ich in DevonThink anlege. Die Aufgaben beschreiben keine Projekte, sondern konkrete Tätigkeiten, sozusagen „Babyschritte“. Nach Kunden sortiert und bei Erfüllung der Aufgabe, wird die Aufgabe in den „Done“-Ordner geschoben.
Dies gibt einem Erfüllung, dass man jetzt wieder etwas geschafft hat und gibt einem einen roten Faden durch den Arbeitsalltag, denn ich offensichtlich in den letzten Tagen nicht mehr ohne hinbekommen habe.
Auch eine Überlegung wert: das stundenweise Ausklinken aus jedweder Kommunikation wie es von 37signals angesprochen wird.

Dienstag, 14. Juni 2005

[16h43] Und jetzt werde ich bei wunderbarem Sonnenschein den Heimweg zu Fuß, immer entlang des Keiser-Friedrich-Ufers geben. Wenigstens 'ne Dreiviertelstunde schön finden.
[15h38] Der Tag wird heute mal unter beschissen abgehakt, weil meine Lustlosigkeit von hier bis zum Jordan reicht.
Das blinkende Batterie-Icon der Bluetooth-Tastatur geht mir auf den Sack. Ich bin zu geizig um die Batterien zu wechseln und tippe weiter bis zum letzten Buchstaben. Und womit? Mit Recht, denn das Icon blinkt bereits seit zwei Tagen ohne auch nur ein Zeichen verschluckt zu haben.
Ich erschrecke über mich selber, weil ich mich über eine Sache schadensfreue, die eigentlich nicht satisfaktionsfähig sein sollte.
Und morgen ist wieder jour fixe... keine Lust. I hate Deadlines.

Montag, 13. Juni 2005

[11h43] Es gibt verschiedene Gründe sich das „Kabel Deutschland Digital Home“-Paket zu abonnieren. BBC World und NASN (US-Sport) sind einer der Gründe.
Ein zweiter Grund sind die Musiksender. Neben dem französischen TRACE, spezialisiert auf alles Schwarze, gibt es einen Dreierpack von MTV UK: MTV Hits, MTV Dance und VH1 Classics. Es ist nur so eine Freude. Was bei VH1 Classics so aus den Archiven gekramt wird, reicht von Jugenderinnerungen bis zu „Boah“, wenn Disco- und Funk-Videos aus den Siebzigern gespielt werden: Jackson Five, Amy Stewart, Shannon, Sisters Sledge, The Tempations usw usf. Wo Glamour und Pailletten Hand in Hand mit Haarspray für schwerste Entzündungen der Bindehaut in den Augen sorgen.
Bei MTV Hits pflegen die Stücke einige Woche vor MTV Deutschland in Rotation zu gehen. Und das Stück auf das ich derzeit abfahre ist „1 Thing“ von Amerie. Ich vermute mal ganz schwer, das meine Begeisterung für das Stück auch an den langen Beinen von Amerie liegt. Völlig neue Seite von mir. Dass ich ein Bein-Fetischist bin, war mir noch nicht so geläufig, aber das Video ist das sexieste was mir in den letzten Monaten untergekommen ist.
[11h09] Stell dir vor, es ist Montag vormittag und dein erster Job ist das Zeichnen einer Sekundenzeigeranimation in 24 Phasen. Schummeln in Photoshop mit Rotation geht wg. dem Qualitätsverlust durch die Transformation nicht.