[12h56] Im Deutschlandfunk wird gerade über den erschossenen Brasilianer aus London diskutiert. Der Mann wurde von Zivilfahndern verfolgt, beim Erreichen der U-Bahn zu Boden gestoßen und mit fünf Kopfschüßen getötet.
Nach meinem Kenntnisstand läßt sich die Geschichte eben nicht darauf reduzieren, dass nun wild auf alles Arabisch-Aussehende mit Rucksack geschossen wird.
Viel mehr soll der Mann wohl aus einem unter Observation stehendem Haus gegangen und später auf Aufforderung der Polizisten losgerannt sein, weil er keine gültige Aufenthaltsgenehmigung hatte (Visa abgelaufen, wie die BBC heute mittag meldet).
Nun versetze man sich in die Haut der Zivilfahnder, die einen Tag nach dem zweiten Anschlagsversuch einen Verdächtigen in die U-Bahn rennen sehen. So brutal es sich anhört, aber die einzige Möglichkeit einen derartigen Mann aufzuhalten, ist der tödliche Schuß in den Kopf.
Die grundsätzliche Frage ist die Frage der Abwägung, ähnlich wie einst beim Frankfurter Polizeichef, ob ein Mensch gefoltert werden darf, um Menschenleben zu retten. Darf ein Mensch auf bloßem Verdacht hin erschossen werden? Soll er nicht erschoßen werden, auch wenn dadurch das Leben von 20-50 Menschen gefährdet wird?
Im Falle des Frankfurter Polizeichefs hatte ich die Frage damals beantwortet: nein, darf er nicht. Solche Opfer muß die freiheitliche Grundordnung aushalten. Im Falle des Londoner Erschoßenen habe ich spontan gesagt: das darf die Polizei, schließlich hat sich das Opfer verdächtig verhalten und die Schüße fielen im letzten Moment, an der Schwelle zur U-Bahn.
Aber je länger ich überlege, desto weniger kriege ich meine beiden Meinungen zusammen. Ich weiß es schlichtweg nicht.
[10h56] Ich habe eine virtuelle Halde an nicht geschriebenen Einträgen weil die Zeit fehlt etc...
Just dieses Wochenende habe ich „Top Gear“ versäumt. Aber am Wochenende davor wurde ein Aston Martin Cabrio getestet. Um den Sex-Appeal des Cabrios zu testen, wurde der Wagen in der Stadt geparkt und der Moderator nahm ein Hunde-Welpen auf dem Arm und sprach Frauen an, ob sie lieber den Hund streicheln oder mit dem Aston fahren wollen würden. Klarer Sieg für den Hund (Einwand Moderator: „Aber mit dem Hund kann man nicht fahren“)
In der Woche davor liessen sie drei Autos testen, ein Honda, ein Citroen und einen Renault. Die Prämisse des Testes lautete: „ein Zweiwagen für die Stadt, so einfach, dass ihn sogar meine Mutter nehmen kann um mal kurz einkaufen zu fahren.“
Die Prämisse haben sie auch konsequent durchgezogen und die
drei Moderatoren nahmen ihre 70-80jährige Mütter zum Testen mit. Erster Test: ein Wettrennen zwischen den drei Müttern. Wer als erster einsteigt, den Sitz auf seine Position einstellt, im Radio den Klassiksender einstellt und losfährt, gewinnt.
Sehr amüsanter Test, aber verblüffend praxisnah. Uns selbstverständlich durften die Mütter auch auf dem „
Top Gear Track“ um die Wette fahren.
[09h10] WebDev — Die interessanteste Technik-Meldung des Abends kommt aus dem Hause
Yahoo, die die Macher von
Konfabulator (Pixoria)
aufgekauft haben (
Mac Essentials). Zur Erinnerung: Konfabulator waren quasi der Vorläufer von Apples „Dashboard“: kleine Applikationen die aus HTML, CSS und JavaScript bestanden und auf der heimischen Festplatte saßen. Dieses waren kleine Helferlein die ihre Daten teilweise aus dem Internet holten, wie z.B. das Wetter-Widget.
Yahoo will das crossplattform-taugliche Konfabulator for free anbieten und wohl via Widgets seine Marke pushen und Traffic auf die eigene Site treiben.
Zwei Aspekte finde ich interessant: die weitere Stärkung von „Web Services“ und die Konsequenzen für Flash. Von der einstigen Vision Flash als omnipräsentes Tool ist nicht mehr viel übrig geblieben. Flash via „Central“ als Desktop-Applikation ist tot. Macromedia hatte mit seiner Vision von RIA („rich internet application“) recht. Allerdings nicht in der Geschmacksrichtung Flash. Flash tritt auf dem Gebiet immer noch auf die Stelle und hat große Probleme sich dort gegen den Emporkömmling AJAX durchzusetzen.
Ich will nicht soweit gehen und behaupten das Flash bis auf alle Zeit ein Tool für Animationen und Werbebanner bleibt. Und natürlich wird es Internet-Applikationen mit Flash geben. Allerdings im sehr, sehr viel bescheideneren Ausmaß als von Macromedia anvisiert.
Die Vision von Macromedia in Shops a la Amazon mit einem Flash-Frontend einkaufen zu gehen, wirkt heute genauso überholt wie 1997
die teure Vision von Corel ein Office-Paket für Browser in Java programmieren zu können.