Cover des Trade Paperbacks

Injection“ ist eine Comic-Serie, geschrieben von Warren Ellis, gezeichnet von Declan Shalvey und koloriert von Jordie Bellaire. Zwischen 2015 und 2017 erschienen 15 Hefte, ehe die Serie vorerst auf Eis gelegt wurde und bis heute auf eine Fortsetzung wartet.

Die Serie wirkt als wäre Ellis durch seinen Zettelkasten gegangen und hätte aus einer Handvoll von Notizen eine Serie konstruiert. Ellis besetzt einige seiner Dauerthemen der letzten Jahre: Mystik, Mythologie, supranationale Geheimorganisationen und -behörden, Internet und künstliche Intelligenz.

Der rote Faden durch die fünfzehn Hefte ist sehr lose und die Plots der drei Storybögen schlingern gewaltig. Die britische Regierung baut eine Abteilung „Cultural Cross-Contamination Unit“ auf. Die Leiterin Maria Kilbride scharrt vier weitere Spezialisten um sich. Der Auftrag der Abteilung: sich Gedanken darüber machen, wie sich die Menschheit in Zukunft weiter entwickelt. Nach sechs Monaten kommt die Abteilung zum Schluss, dass jedwede Entwicklung stagniert.

Die Abteilung kommt zum Schluss, dass die Welt „Accelerationism“ braucht und beschließt insgeheim eine AI ins Internet zu „injizieren“ (yup, daher der Titel). Die Abteilung wird danach aufgelöst … und Dinge fangen an schief zu gehen…

Ellis ist mit „Accelerationism“, das nach 2016 einen Hype erfuhr, früh dran. Der Wikipedia-Eintrag zu „Accelerationism“ lässt dabei seine Inspiration erahnen: die Universität Warwick hatte von 1995 bis 2003 ein Kollektiv namens „Cybernetic Culture Research Unit“, Ähnlichkeiten zu „Cultural Cross-Contamination Unit“ zufällig? Das Universitäts-Kollektiv gilt als Katalysatoren für die Diskussion von „Accelerationism” in den letzten 2–3 Jahrzehnten.

Es ist nicht uninteressant, aber Ellis macht Lesenden das Leben nicht einfach. Der erste Sammelband springt brutal in der Timeline hin- und her. Nicht immer wird deutlich, in welcher Zeit man sich befindet. Damit wird aber das Fundament, auf dass „Injection“ basiert, nicht klar gesetzt und auch nicht großartig diskutiert.

In der Folge fehlt den Heften der Zusammenhalt und stellt die Frage nach dem Endgame von Warren Ellis.

Der Reigen von Protagonisten ist sehr heterogen – von anfassbaren Menschen bis hin zu artifiziell konstruierten Charakteren, die aus jeder Pore nach Konzept riechen.

Die Zeichnungen von Declan Shalvey sind okay. Es sind immer wieder unbeholfene Details dabei, aber die Zeichnungen haben Herz – auch durch den Mut des sparsamen Striches, unterstützt durch eine exzellente Kolorierung.

Was am Ende aber von „Injection“ hängen bleiben wird, sind die Löcher, die von Ellis nicht ausformuliert wurden. Das kann man den ein oder zwei noch geplanten, aber derzeit noch fehlenden Storybögen anhängen. Oder man kann sich fragen, ob dies ein grundsätzliches Problem eines Warren Ellis in den letzten Jahren geworden ist.

3 von 5 Sternen.