[22h21] Film -- Heute abend gab es auf PREMIERE "
Amélie". Prinzipiell sind mir "
konsensfähige" Filme sehr suspekt. Filme die alle irgendwie "
gut" finden. Ich bin da nicht sehr viel anders als Harald Schmidt und werde durch den Massenauflauf und die Uniformität der Meinungen schlichtweg abgestossen. Die seinerzeit ziemlich vernichtende Kritik von Harald Schmidt passte wie die Faust aufs Auge auf das Bild das ich mir von den Kinogängern gemacht habe.
Aqueduc de Vannes, 3km von Paris
Ich habe den Film nun gesehen. Und ich kann nun noch mehr die Reaktion von Harald Schmidt nachvollziehen. Denn dies ist kein Film mit dem man nach außen geht. "Hast du schon Amélie gesehen? Fandest du ihn auch so großartig?". Das Sujet des Filmes und die Uniformität der Meinung, führt dazu das jedes Gespräch des Filmes sich wie eine Runde von alten, fetten Kaffeehaus-Weibern anhört. Heute fand man den Film gut, morgen reden wir über das Wetter, und übermorgen zerreißen wir uns das Maul über Daniel, nachdem wir uns zwei Stunden lang ganz furchtbar beim RTL-sehen aufgeregt haben, uns danach auch noch alle Sendungen und Artikel mit ihm angesehen und durchgelesen und auf die alte Tucke geschimpft haben.
"Amélie" mag kein leiser Film sein. Aber er ist ein intimer Film. Nur für mich. Punkt.
[16h08] Bei
BBC FiveLive haben sie
George Clooney am Mikro. Auf die Frage was die Story in seinem neuen Film "
Solaris" ist: "
Im Prinzip ist es ein Musical. Mein Bruder begeht ein schweren Fehler, ich und mein Bruder gehen ins Gefängnis und wir fangen an zu singen.". Moderator: "
Oh, die Szenen muss ich verpasst haben. Und das kommt alles nach dem Vorspann?" -- "
Das ist der eigentliche Trick: der wirkliche Film fängt erst nach dem Abspann an, wenn alle schon augestanden und gegangen sind."
Etwas später. Moderator: "Für meinen Geschmack sieht man zu häufig ihren Hintern in Filmen". Clooney: "Finden Sie?" -- "Ja, in Solaris alleine sah man drei Mal Ihren nackten Hintern. Ich dachte bislang, dass nur Richard Gere diese Manie hätte." -- "Haben Sie noch nie von der 'Three-buttocks-rule' gehört? Solange die Backen sich nicht zu sehr südwärts bewegen, ist der Kontrakt noch gültig. Aktuell habe ich am Set 'buttock-holder', die meinen Hintern so festhalten, dass er schön im Bild ist. Ich suche übrigens noch Backen-Halter."
[10h19] Wochenenden sind schlecht. Am Montag vormittag hat man immer das Gefühl wieder einmal nicht das geschafft zu haben, was man sich voller Elan vorgenommen hat.
Wohlbefinden? Schlagartig mit dem Betreten des Büros überfiel mich eine Müdigkeit. Das in Altona die Anschluß-S-Bahn nicht da war, wertete ich als Wink des Schicksals und bin 20 Minuten zu Fuß zum Büro gegangen. Fast wolkenloser Himmel, trockene Luft. Den verschiedenen Websites entnehme ich, dass es minus vier, minus sieben Grad sein soll. Hätte ich nicht gedacht, denn durch die trockene Luft "fühlt" sich die Temperatur bei weitem nicht so schlimm an.
Ich gehe durch die bereits belebten Einkaufsstraßen von Ottensen, an Verkäufern vorbei, die Paletten auf und von dem Bürgersteig bringen. Wenn man die Barnerstraße überquert und die Bahrenfelder Straße hochläuft, kommt man sehr schnell ins Niemandsland zwischen Ottensen und Bahrenfeld, mit Kleinbetrieben wie Autowerkstätten von denen man anhand des Äußeren nicht genau sagen kann, ob diese noch einen laufenden geschäftsbetrieb haben.
"Prunkstück" für diese 500m Elend bis zur S-Bahnbrücke ist das neu hochgezogene "Vivo!", nur echt mit dem Ausrufezeichen hinter dem hippen Namen.
Hier wurde mit architektonischer Brachialgewalt ein
ambitionierter Neubau hingesetzt. Zirka drei Stockwerke mit
eckiger, pseudodynamischer Fassade in der viel Glas und ein paar orange und grüne Kunststoffflächen eingebaut sind. Wer häufiger in den letzten Monaten vorbeigefahren ist, dem hat sich nicht wirklich erschloßen was der Bau sollte. Selbst als draussen auf Plastikplanen für die Vermietung von Büros und Geschäftsräume in "
Vivo!", erschloß sich einem nicht der Sinn des
recht aufwendigem Gebäude ausgerechnet in der Gegend.
Ein
Artikel in der TAZ half mir dann diese Wissenslücke zu schließen. "
Vivo!" ist ein städtisch gefördertes "
Nachhaltigkeitszentrum". Das wäre vermutlich auch eine Sonderausgabe von Dotcomtod wert, der "Neusprech" der sich im alternativ-ökologische Bereich festgesetzt hat. "
Nachhaltigkeitszentrum". Ein anderes Wort für "
Einkaufszentrum für mehr oder weniger ökologische Dinge, Wellness ecetera".
Von außen sieht "Vivo!" noch gnadenlos leer aus. Die Eröffnung wurde bereits mehrere Male verschoben, aktuell ist Anfang April angesetzt, die Eigentümer und Investoren haben sich zerstritten, die Miete soll zwar okay sein, die Nebenkosten aber horrend.
"Vivo!" ist so grandios prädistiniert für einen Flop, das man sich fragen muss, wieso keiner der zirka zwanzigtausend beteiligten Menschen, Behörden und Unternehmen da die Notbremse gezogen hat. Bereits der Name "Vivo!" ist für Klientel und Umgebung (Ottensen = eine Art Kreuzberg) so haarsträubend. Das Zentrum liegt zudem, mit Verlaub, am Arsch der Welt, mit null Laufkundschaft. zweihundert Meter von "Vivo!", wegen Kurve außerhalb der Sichtweite, liegt eine Bushaltestelle. Zur S-Bahn muss man eine Viertelstunde laufen. Vom belebten Ottensen wird sich keiner in diese Richtung verlaufen, sondern eher "stadteinwärts" gen Ottensen, in die Einkaufsstraßen ziehen...
Für mich ist dieses Projekt zum Scheitern verurteilt. Schade um die Bauruine, schade um die darin verpulverten Steuergelder. Aber vielleicht liege ich ja falsch. Vielleicht täusche ich mich genauso, wie ich dachte dass die E-ON-Kampagne tierisch floppt... Nächstes Jahr zur Wiedervorlage.