[19h30] Heute nachmittag erfolgte endlich sowas wie die Umschaltung vom "innerlichen Akkubetrieb" auf den normalen Stromkreis. Die Akkus, besser gesagt, meine Akkus, werden wieder aufgeladen.
Im Zeitraffer die letzten Tage.
Freitag mittag: verschiedene Anzeichen kündigen eine Erkältung an. Ich geh' nach Hause, packe mich ins Bett. Ein Kunde ruft mich um halb elf an, und will Grafikassets aufbereitet sehen, von denen ich gar nicht gewusst hatte, dass diese bereits freigegeben waren. Aber halbkomatös wie ich war, bekomme ich gar nicht mehr alles mit. Wir einigen uns auf eine Deadline am späten Montag nachmittag. Die Nachbarn über mir feiern bis Samstag morgen vier Uhr eine gesangslastige Party.
Am Samstag komme ich nur für eine halbe Stunde, zum Einkaufen, aus dem Bett. Leichtes Fieber, Schweißausbrüche, Schüttelfrost. Ich mache kaum die Augen auf, bekomme das gesamte Fernsehprogramm nur noch als Hörfunkreportage mit, wenn überhaupt.
Sonntag: einiges bessert sich, anderers bleibt. Ich kann die Müdigkeit länger überfinden. Ein fünfminütiges Abwaschen in der Küche ist ein kleiner persönlicher Erfolg. Aber an Arbeiten nicht zu denken. Ein bißchen Fieber, viel Schweiß, viel Frieren. Immer noch keinen Hunger. Seit Samstag morgen keinen Tiefschlaf mehr gehabt.
Montag: wieder eine dieser Nächte. Kein Tiefschlaf, permanent hin und hergewälzt. Schweißausbrüche um die Bettwäsche naß zu schwitzen und dann schnell auszukühlen. Irgendwie komme ich morgens aus dem Bett, kaufe Fruchtsäfte und drei Bananen, schleppe mich ins Büro um die Grafiken fertigzumachen. Erst nach und nach schwahnt mir der Umfang der Arbeiten, den ich so am Freitag noch gar nicht geahnt habe, und werde immer wütender, weil ich weiß, dass ich eigentlich zuhause sein sollte. 1-2 Probleme werfen mich zurück und ich beschliesse das Grafikpaket in zwei Teilen aufzuschnüren um den zweiten Teil etwas relaxter zuhause am Abend fertig zu machen.
Auf dem zehnminütigen Fußweg zur S-Bahn überkommt mich der Hustenanfall meines Lebens, an dessen Höhepunkt mir mein Mageninhalt wieder hochkommt. Doch zum Glück konnte den Mund geschlossen halten und die Hände vorhalten, im Magen war aber eh nicht viel drin. Seit Freitag nachmittag gab's nix anderes als Fruchtsäfte und eben die drei Bananen vom Morgen. Der Rest des Planes ging auf: den zweiten Teil konnte ich flott zuhause fertigmachen. Ich wurde innerlich gelöst. Aber äußerlich war so ziemlich alles an Muskeln verspannt, was es da zu verspannen gab. Die Nacht war ergo wieder nur mäßig passabel. Immer wieder die Position gewechselt und die verschwitzte Bettdecke umgedreht. Eine weitere Nacht in der der Schlaf eher aus der Quantität statt der Qualität kam.
Dienstag: Der Wecker war auf sechs Uhr gestellt, damit ich mich auf ein Kundenmeeting am Vormittag vorbereiten konnte. Der andere Kunde hat sich wg. der Grafikassets noch nicht gemeldet. Als ob man in ein schwarzen Loch gemailt hätte. Auf der langen S-Bahn-Fahrt raus aus Hamburg, wird mir so als ob ich langsam auf die Zielgerade einbiegen würde. Ich esse drei Mini-Croissants, erwische alle Anschlußzüge und -busse und komme in Geesthacht "pünktlich" an. "Pünktlich" heißt: mit "Sicherheitspuffer", also zehn Minuten zu früh.
Ich gehe durch die Fußgängerzone und warte und am Elbarm an der neuen Brücke ein paar Minuten. Ein Haufen von Enten und Möven wird von Müttern und Kindern gefüttert. Das Eis ist so dünn, dass es eine Ente gerade so trägt. Oder auch nicht. Immer brechen die Enten ein, und die Möven schlittern beim Landeanflug mit Schwung an den Brotscheiben vorbei.
Das Kundenmeeting war gemischt erfolgreich. Einerseits sprang ein neuer Auftrag ab, andererseits wurden meine Befürchtungen genährt, dass der Kunde langfristig nicht zu halten sein wird, weil jemand "Kalif an Stelle des Kalifen" werden will.
Auf dem Rückweg (habe ich bereits erwähnt wie entspannend Busfahrten sein können, bei der der Bus eine halbe Stunde lang monoton mit 50 fährt und an einer unbevölkerten Bushaltestelle nach der anderen vorbeifährt?) der Anruf eines weiteren Kunden bzgl. eines anderen, kleinen Projektes, wo auch "mal eben kurz" etwas produziert werden sollte um es dem Kunden morgen zu zeigen. Aber es konnte am Nachmittag wirklich schnell, von zu Hause aus, erledigt werden.
Ja, und seit heute nachmittag komme ich wirklich dazu, mich aufzupäppeln. Und Fussi gibt es.