[12h19] Web -- Na Freunde? Wollen wir wieder das Messer wetzen?
Adobe.com mit Redesign.
Ich wusste gar nicht das "Rudis Resterampe" nun auch Webdesign verkauft... Verschwunden ist die alte CI mit den vorherrschenden Schwarz- und Rot-Tönen (zu bewundern derzeit noch auf der
deutschen Adobe-Site). Ersetzt wurden diese durch ein aussagekräftiges Mausgrau.
Ich bin gespannt ob dieser Wechsel auch mit einem Wechsel der CI einhergeht und wir in Bälde bei dem anstehenden Schwung an neuen Adobe-Produkten auch neue Packungen erwarten dürfen. Es dürfen übrigens jetzt schon Wetten abgeschlossen werden ob dann auch noch papierne Handbücher beiliegen...
Webdesigner beim Adobe.com-Redesign, am Dell 8032 sitzend.
Dort wo bei Macromedia.com die Marketeers das Ruder übernommen haben und viel Unsinn mit der Site verzapft haben, haben nun bei Adobe anscheinend Buchhalter sich an die Macht geputscht, allesamt wahrscheinlich Jünger des Acrobat-Kultes. Das Adobe einst sich einen Ruf mit dem Produzieren von Kreativ-Software wie Photoshop oder Illustrator machte, dass ist der Site nun wirklich nicht mehr anzumerken (nachdem bereits das letzte Redesign von Hillmann Curtis eher grenzwertig war). Ich sehe förmlich das Adobe-HQ in den USA. Ein riesiges Großraumbüro, mit, oder ohne Cubicles, nicht unähnlich dem Arbeitsplatz von Jack Lemmon in "The Appartment". Nachdem Photoshop 7 uns bereits Highlights wie "Rechtschreibprüfung" beschert hatte, erwarte ich nun für PS8 mindestens die Integration von Minispiele wie Solitaire.
Drei Dinge fallen unangenehm auf. Der Ausdruck "Resterampe" bezog sich darauf dass man einige Elemente aus dem Hillman-Curtis'schen Redesign beibehalten hat: die Kreis-Elemente und das Layout der Produktseiten, inkl. der merkwürdig positionierten Subnavigation.
Die Struktur der Website ist nicht unbedingt evident. So ist der ganze "
Adobe Studio"-Bereich unter "Solutions" und nicht unter "Support" gesteckt worden. Es wird auch keinerlei Subnavigation permanent angezeigt. In der Folge dürfte der User, spätestens nachdem er bei den Photoshop-Detailseiten vier Ebenen tief in der Hierachie steckt, nicht mehr wissen wo er sich befindet.
Technisch haut mich die Seite auch nicht von den Socken. Ein weiterer Web-Authoring-Hersteller der durch eher peinlichen HTML-Code auffällt. Vom Fehlen eines Doctypes, über das Verwenden eines veralteten HTML-Elementes (Ja, es gibt Leute die bauen anscheinend ihre Layout-Tabellen immer noch mit <SPACER>
!) bis hin zum nicht sauberen Exportieren des Codes aus Golive heraus (siehe die eingestreuten <NOEDIT>
-Tags). Würd' mich schon interessieren wie es kommt, das man anscheinend null Vertrauen in Golives JavaScript hat, aber keine Probleme den HTML-Code ungesäubert auf den Webserver zu schmeißen.
Nach Macromedia nun Adobe. Ich frage mich wo eigentlich die ganzen guten Leute hin sind?
Immerhin funktioniert die Website auf Anhieb mit den gängigen Browsern. Punktvorteil Adobe.
[10h59] Es kam gestern so wie befürchtet: Nieselregen, immer stärker werdend. Als ich in
Rissen aus der S-Bahn ausgestiegen bin, ist der Nieselregen endgültig in Regenschirm-kompatiblen Mengen runtergefallen.
Es ist schon etwas länger her dass ich zuletzt in Rissen gewesen bin. Für Nicht-Hamburger: wenn man
einen Blick auf den U-/S-Bahn-Plan wirft, sieht man die "grüne" S1 nach Westen ("links") rausfahren, die ganzen Elbvororte abklappernd. Rissen ist der letzte Halt in Hamburg, vor der Endhaltestelle Wedel, die bereits in Schleswig-Holstein liegt.
Es hat in meinem Leben bislang zwei Gründe gegeben in
Rissen auszusteigen: entweder ich war auf Zivildienst-Lehrgang (in Rissen wurden in irgendeinem Kirchenzentrum politische Seminare gegeben, für die man sich für 2-3 Tage vom Dienst befreien lassen konnte) oder wurde von einem Eltern-Teil oder der Schule durch das angrenzende
Forst Klövensteen geschleift. Wo ich im übrigen auch einst als Schüler in einen Ameisenhaufen fiel...
Rissens Innenstadt hat sich inzwischen komplett an der schurgerade verlaufenden und tiefer gelegten Bundesstraße angeschmiegt und ist mit seinen kleinen, modernen Läden im 08/15-Vorstadtlook, gemessen an der sonstigen Umgebung, unendlich öde.
Von der S-Bahn-Station ging es knapp eine halbe Stunde Richtung Südwesten, da ich kurz vor dem HEW-Kraftwerk an die Elbe kommen wollte. Nach den üblichen Gefolge aus Ein- und Zweifamilienhäuser der eher wohlhabeneren Sorte, gab es dann links und rechts von der Straße Felder und einen großen Pferdehof. Es regnete immer noch, aber ich machte mir Hoffnung. Im Westen wurde der Himmel heller, und zu meiner Rechten sah ich ein Loch durch die Wolkendecke, durch dass die Sonne schien, fast wie ein "Auge Gottes".
Genau hinter dem Ortschild von Wedel ging es links rein, in den "Grenzweg" und zwischen den Bäumen konnte man in der Ferne ein größeres Schiff elbabwärts fahren sehen. Man kommt auf einen größeren Parkplatz. Wenn man, so wie ich beim letzten Mal, den Fehler macht, den erstbesten Weg nimmt, landet man an einem Höhenweg, der zwar parallel zur Elbe entlang führt, aber immer 20 Meter Abstand vom Ufer hält und zirka 10m höher liegt. Tatsächlich gibt es aber direkt neben einer kleinen Werft eine Treppe die direkt zu einem Uferweg führt.
Nach einigen Minuten hatte ich eine apart-genug erscheinende Stelle wo ich den Uferweg verließ, direkt zum mit großen, schwarzen Steinen befestigten Ufer ging und mich neben einem Baum auf einen größeren Stein setzte.
Man hat einen freien Blick auf die Elbe, vom Osten Blankenese, Finkenwerder und Airbus bis nach Westen zum HEW Kraftwerk (okay, das hört sich jetzt nicht so prickelnd an, ist aber nicht schlimm). Die Elbe erscheint hier nicht so breit (wiewohl schon breiter als z.B. der Rhein in Köln), weil in der Mitte des Stroms "
Neßsand" liegt, eine längliche Insel die unter Naturschutz steht. Man ist richtiggehend von der Ruhe beeindruckt. Es ist eine Stelle an der es, im Gegensatz zu Wittenbergen und Blankenese, noch nicht so viele Fußgänger gibt und auch noch einiges an Getier kreucht und fleucht. Der Regen hatte schon längst aufgehört, die Grillen, die zu einem Sommerabend dazugehören, zirpten. Ab und zu zog ein
Containerschiff vorbei und 3-4 Minuten später schlugen seine Wellen drei Meter von mir entfernt gegen die Steine. Es hat überhaupt keinen Sinn, sich hier niedersetzen zu wollen um über irgendwas nachzudenken, man ist so ergriffen von der Ruhe, dass man nur zuschauen und zuhören möchte. Besser als jeder Beruhigungstee, Yoga-Übungen o.ä.
Sinnkrise konnte also nicht gelöst werden, es ging weiter elbaufwärts. Trotz des nicht superwarmen Wetters gab es an den Sandstränden ab Wittenbergen wieder etliche Grillfeuer, Paare und Gruppen die sich am Strand, Kaimauern oder der Böschung niedergelassen hatte.
Für die Schicki-Mickis in
Blankenese war es zu kalt, in den ganzen Kneipen gab es kaum Leute die sich draussen hingesetzt hatten. Wenn man den teilweise wirklich ganz, ganz gruselig elitären Faktor ausblendet, kann Blankenese angenehm kuschelig, ja, sogar mediteran wirken. Blankenese ist in einer Art Berg reingebaut, voll mit recht kleinen Häusern die sich terassenförmig den Berg Richtung Stadtzentrum hochschlängeln. Ortsunkundige sind ohne Stadtplan komplett in dem Labyrinth an Treppen und Fußwegen aufgeschmissen. Macht nix, vor dem zweiten Treppenabsatz dürften die meisten sowieso an Kreislaufkollaps verreckt sein.
Mir ist es ein Rätsel wie man hier einen
Halbmarathon stattfinden lassen kann. Wenn ich die Streckenführung richtig interpretiere, geht es mindestens zweimal richtig derbe rauf.
Ich habe mir das vorher noch mal auf dem Stadtplan angesehen und diesmal eine der letzten Treppen ausgesucht ("Oestmanns Treppe"). Es war immer noch trocken, inzwischen aber recht dunkel. Das sind die Ecken von Blankenese, da hätte sich sogar ein Jacques Tati wohlgefühlt. An der Treppe, auf einem Mauervorsprung rechts stand eine Katze, weißes Fell mit grau-braunen Einsprengsel. Keine ganz freie Katze, sie hatte ein Halsband. Sie hatte offensichtlich einen recht geruhsamen Tag verbrachte, den als ich ankam und sie streichelte, hörte sie mit dem Räkeln, Strecken und Gähnen nicht mehr auf.
Oestmanns Treppe führt nach einer Biegung zu einer anderen Treppe, "Baurs Weg" die zum Kern von Blankenese führt. Zwar auch hier einige Neubauten, aber dann doch zumindest in Spurenelementen geschmackssicherer als die Nachbarn in Rissen. Links ein italienisches Restaurant. Im Erdgeschoß ging es munter zu, die Gäste waren laut, während oben aus den Fenstern des ersten Stocks die Köche und Kellner beim Abtrocknen müde aus dem Fenster guckten.
Je näher es zum S-Bahnhof raufgeht, desto dunkler und leerer wurde es. So alt der Kopfbahnhof von Blankenese ist, er scheint nicht mehr zum Stadtteil dazu zu gehören, irgendwie zu weit draussen. Eine S-Bahn steht zur Abfahrt bereit, allerdings erst in 9 Minuten. Ich bin der erste der in die Bahn steigt, die anderen warten noch auf den Bahnsteig, wo sie in Ruhe noch ein, zwei Zigarettchen qualmen können, oder sie versuchen sich am Automaten irgendeine Dose oder Fruchtgummies zu ziehen.
Die Bahn wird nicht sehr viel voller, außer mir steigt nur noch ein Mädchen rein, erst in den darauffolgenden Stationen kommen weitere Leute dazu. U.a. eine alte Frau in blauer Regenjacke und versiffter, großer Handtasche. Sie scheint fertig mit der Welt zu sein (woher kenne ich das bloß?), aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie sie ihr Gesicht in ihre Hand vergräbt. Anschließend kramt sie unendlich lang mit langsamen Bewegungen in ihrer Handtasche. Ich kenne diese Bewegungen. Ich kenne sie von meiner Mutter. Die Handtasche wird wahrscheinlich genauso zugemüllt sein, mit monatealten und benützten Papiertaschentüchern, klebrigen Hustenbonbons, vielen Zetteln und Kassenbons. Sie streift sich eine Sonnebrille über und zündet eine Zigarette an. Es dauert keine drei Sekunden, da wird sie von einem dahintersitzenden asiatischen Jungen angeflaumt, Rauchen wäre in der Bahn verboten. Ob er den Spruch auch bei einer Zwanzigjährigen gutaussehenden Schnitte angebracht hätte?
In Altona steige ich in die gegenüber wartende S31 um, um Holstenstraße evtl. noch einen
20er abzupassen. Das haut nicht hin und ich muss stattdessen 8 Minuten auf den nächsten warten. Es steigen kaum Leute aus, und so bin ich bereits 11 Minuten später an der Haltestelle "
Gärtnerstraße" (
Hint, Cookie! Hint!) und steige aus.
Aber meine Füße... So dick, ich laufe derzeit wie ein Cowboy rum.