dogfood Oktober 2003 [3]

Dienstag, 21. Oktober 2003

[19h12] Korrekt gefragt.
Würde ich mehr positive Überraschungen erleben, wenn ich nicht so ein verdammt negatives Arschloch wäre?
(c) Spackonauten
[09h19] <nörgel mode=„on“> Morgendlicher Besuch im Supermarkt: meine normale Cappuccino-Marke nicht da, Frischei-Waffeln uralt und vertrocknet, keine Chabrior-Butterkekse mehr. Beschissener Tag, das. Obwohl bei dem was derzeit Leuten im Grasweg widerfährt, kann einem erst recht die Klinge in der Tasche aufgehen. Manchmal fragt man sich, ob Leuten ein paar aufs Maul zu hauen, nicht doch der effektivere Weg zur Konfliktlösung wäre. <nörgel mode=„off“>
[01h34] Wenn die Playlists und der Tag eins werden: Cymande mit „Dove“ und ich geh' zu Bett. Das nenn' ich Synchronität des Weltenfluß.
[00h21] TV -- Nur so am Rande: die neue Charlotte-Roche-Talkshow auf Pro7 ist, zumindest heute, sehr gut gewesen, selbst wenn es mit der derzeit unvermeidlichen Anke Engelke war. Da waren zwei Sympathen untereinander. Nächste Woche Tarantino.

Montag, 20. Oktober 2003

[20h43] Job -- <nörgel mode=„on“> Das Fatale am Job eines „Multimedia-Producers“/„Web-Designers“/„Medien-gestalter“/„Berufsbezeichnung du jour“: man sitzt am Ende der Produktionskette. Mitunter hat man (vulgo: ich) das Gefühl: den Wecker kannste dir schenken, denn in der Tag beginnt sowieso erst am Nachmittag, darf dann aber gerne bis Mitternacht weitergehen. Seit 15h bei mir aufgeschlagen: Website-Aktualisierung (ASAP), Kundenkorrektur, Anfrage um KV-Korrektur (ASAP), Kundenkorrektur + KV-Anfrage (ASAP), Konzeptions-Check. Kino fiel, selbstredend, heute flach. <nörgel mode=„off“>
(Wieso eigentlich „off“?)
[20h12] <nörgel mode=„on“> Kein guter Tag. Zwei Einträge angefangen, beide Male zensiert.<nörgel mode=„off“>
[11h22] Ein Tag wie Al-Haca Soundsystems „Blessed“ (ft. MC Tweed) (Different Drummer). Dub aus Greifswald.
[09h27] <nörgel mode=„on“> Warum stelle ich mir den Wecker, stehe früh auf? Damit der verpisste 20er erstmal zehn Minuten auf sich warten läßt, so voll ist, dass man beschließt auf den nächsten zu warten, der dann drei Minuten später, aber nicht minder voll, eintrifft? Damit man dann für die 500m zwischen Osterstraße und Fruchtallee eine Viertelstunde braucht? Pffft. Einer der Tage die zum Schußwaffengebrauch verlocken. <nörgel mode=„off“>
[07h33] Gestern abend in der U3: vier Mädels, roundabout zwanzig Jahre alt, sitzen sich gegenüber. Die beiden auf den Sitzen zum Gang halten eine große Pappwand fest, vermutlich eine Theaterkulisse. „Gleis 9 -- Hogwarths Express“ oder „Hogbarth“. Ich hoffe es ist keine Potter-@#?%!#.
Die Mädchen diskutieren sehr lebhaft. Skurrilerweise ist nichts zu hören, denn sie sind taub und/oder stumm und fuchteln nur gebärdensprechenderweise mit ihren Händen und Armen rum. So kam es, dass es in der U-Bahn richtig laut war, ohne das man ein Ton gehört hat.
Heute unbedingt überprüfen: gibt es noch lebendige Italiener? Wo auch immer ich gestern bei meinem Spaziergang durch die Gertigstraße, Mühlenkamp, Dorotheenstraße oder Goernestraße ging, die Restaurants waren völlig leer. So leer, dass ich eigentlich schon erwartet hatte, etliche Küchen-Chefs am Dachbalken baumeln zu sehen.
Meine kuriosen Träume geht weiter. Selten genug dass ich mich überhaupt an meine Träume erinnern kann... Es spielte diesmal in der Nähe wo ich aufgewachsen bin, Nedderfeld, Ecke Kellerbleek. Allerdings war noch das Sägewerk da und nicht bereits die Autokacke. Es ging um das nächtliche Einbrechen auf Industriegrundstücken, FM4-Moderatoren, Verarschen von Nachtwächtern und Pennen auf Pappkarton. Sinnvolles kriege ich nicht mehr zusammen, wobei ich bezweifle dass da je was sinnvolles war.

Sonntag, 19. Oktober 2003

[17h43] Software -- Und wer es immer noch nicht nachvollziehen kann, warum ich keinen Penny für Macromedia- und Adobe-Produkte zahlen werde: „The Activation Game“ von „What do I know“/Todd Dominey
[11h24] Heute vormittag, auf besonderen Wunsch eines zu(rück)gereisten Herrn in München:
(cap\w*uc\w*ino)
;-)
[10h50] Bertrand Burgalat „Ma recontre“. Neben dem Laptop dampft 'ne fette Tasse Cappuccino, die Sonne strahl über die Dächer der gegenüberliegenden Hausfront hinweg.
Vor einer Stunde aufgestanden. Den Schädel mit dem Bartscherer noch kahler rasiert („0mm“, mehr geht mit Scherer nicht) um draussen die Kälte noch mehr zu spüren. Dann in die Wanne gelegt und gelesen. Mit Entsetzen festgestellt, dass der Warmwasser-Boiler auf schlappe 39° C eingestellt war. In der Wanne weiter rasiert. Neuerdings trage ich zuerst Babyöl auf und dann den Rasierschaum. Kommt nach der Rasur besser, weil g'schmeidiger.
Im Web mit Entsetzen festgestellt, dass ein Laden den ich für 'ne Bastelei unter der Woche brauche, am Montag nicht geöffnet hat. Damit kann ich erst am Dienstag einkaufen und es wird knapp bis Donnerstag was gebastelt zu haben.

Samstag, 18. Oktober 2003

[23h46] Ich werde jetzt ins Bett gehen und versuchen was anständiges zu träumen. Letzte Woche, Freudianer an die Front, habe ich zweimal von sprechenden Eichhörnchen geträumt... Ich sag' Bescheid wenn ich soweit sein sollte und nächtens an singende Kakteen, die badende Leberwürste „Esther“ und Literaten-Erdbeermarmeladen denken muss. Dann erstickt mich sanft mit einem der zehn herumliegenden Kissen.
[21h42] Heute abend spazieren gegangen. Es ist draussen schneidend kalt, aber die klare Luft euphorisiert. Das Rascheln des Laubs auf dem Boden, das Knacken der Eichelns und Kastanien, der Moder-Geruch von den heruntergefallenen Blättern.
[21h38] Wo er recht hat, der Jay Leno, da hat er recht. Das peinliche, aus Sicht der US-Regierung, ist nicht dass man es in den letzten sechs Monaten es nicht geschafft hat Saddam Hussein zu schnappen. Peinlicher ist, dass man es noch nicht mal geschafft hat, einen seiner zwanzigtausend Doppelgänger zu fassen.
[16h18] Bundesliga-Halbzeit-Five -- Stand von heute morgen, vor dem Supermarkt-Einkauf

1. Name five things in your refrigerator.

Junger Gouda. Grundnahrungsmittel. Auf Toast, auf Nudeln, auf Reis. Deshalb befindet sich permanent mindestens 1kg Gouda im Kühlschrank.
Tomaten. Wollte ich unter der Woche eigentlich schon mit Reis „verbraten“, bin aber zeitlich bzw. mangels Lust nicht dazu gekommen.
Fast leere Cidre-Flasche. Ist seit Wochen im Kühlschrank. Anfangs hatte ich keine Lust den letzten Schluck noch zu trinken, nun weiß ich nicht, was mich beim Öffnen der Flasche erwartet. Krabbeln Tierchen raus? Wird unflätiger Gestank die Küche verpesten, oder bleibt es bei einem „Pfffttt“ mit dem der Cidre seine letzten Reste Kohlensäure aushaucht? Inzwischen habe ich mich überwunden und am vormittag die Flasche ausgekippt.
Basilico-Tomatensauce. Wird dreimal die Woche über die Nudeln gekippt.
Blutorangensaft und Schweppes „Bitter Orange“. Immer ein kohlensäurehaltiges Getränk und ein Tetrapak Fruchtsaft im Kühlschrank. Ersteres um es sich literweise hinter die Binde zu kippen, letzteres um das Trinken zu „geniessen“. Die Milch steht nur als Präventivmaßnahme im Kühlschrank. Wenn mich einmal im Vierteljahr die Lust überkommt Pudding zu machen.

2. Name five things in your freezer.

Geht nicht, denn der ist fast völlig leer. Ich habe völlig aufgehört Tiefkühlkost zu kaufen um wenigstens Restbestände des Anstands zu wahren. Ich habe nur als „Notfallration“ eine Packung Brocoli-Lasagne, sowie ein Lammfilet für irgendwelche Feiertage wie z.B. St.Pauli-Aufstiege.

3. Name five things under your kitchen sink.

Moment... Muss ich mal nachgucken... Eine leere Plastiktüte, sonst nix. Es gibt zwar eine Vorrichtung für den Abfalleimer, aber de-facto hängen die Mülltüten neben der Spüle, an der Türklinke, weil sie so einfacher zu erreichen sind, als das ewige „Schranktür auf“, „Schranktür zu“.
Den ganzen Krempel wie Reiniger, Lappen etc... habe ich teils im Wandschrank über der Spüle, teils in der kleinen Kammer neben der Spüle. Neben der Spüle ist eine Geschirrmaschine, die ich bislang nicht ein einziges Mal benutzt habe. Als Singlehaushalt hält sich der Abwasch in Grenzen, zu mal es einer der Haushaltstätigkeiten ist, die ich eher gerne mache, weil man dabei entspannt Radio (oder Fernsehen) hören kann.

4. Name five things around your computer.

Hier zu Hause steht mein Powerbook auf einem kleinen Arbeitstisch im Wohnzimmer. Der IKEA-Tisch hat leicht höhenverstellbare Beine, daher kann ich den Tisch benützen wenn ich auf der Couch sitze oder knie, oder im Schaukelstuhl sitze oder auf einem normalen Stuhl ordinär auf meinen Pobacken sitze.
Das Powerbook steht, der besseren Luftzirkulation wegen, auf zwei kleinen Taschenbüchern. Hinterm Powerbook ist die ausgebaute PowerBook-Platte in einem externen FireWire-Gehäuse, knapp iPod-groß.
Teekanne mit Formosa Oolong (grüner Tee), kleine Glastasse. Ein größerer Glasbehälter mit Stiften, Markern, Post-Its, zusammengerollten USB- und FireWire-Kabel. Sowie eine Packung TUC-Kekse.
Ach ja, und massenweise Fernbedienungen. Fernseher, dBox, Videorekorder, Stereoanlage, Handy. Macht mich wahnsinnig.

5. Name five things in your medicine cabinet.

Ich habe keinen Medizinschrank. Das medizinische verteilt sich bei mir in den Küchenschubladen: Heftpflaster, Aspirin, japanisches Heilöl, Erkältungsbäder. Mehr nicht.
Wobei ich das Aspirin breit streue. Ein 50er-Pack wird quer durch die Wohnung in verschiedenen Schränken, Jacken und Taschen verteilt um zu jeder Tages- und Nachtzeit mindestens eines von diesen heilbringenden Tabeletten habe.
[11h04] Im Fernsehen läuft gerade auf TV5 die Rugby-Übertragung Frankreich - Japan. Die Nationalhymnen werden von a-capella von einem Chor vorgetragen. Bei der japanischen Hymne bekommt man Gänsehaut ohne Ende. Könnte ich stundenlang hören.
[00h47] Film -- „The Royal Tenenbaums“. Ich wurde nicht sofort mit dem Film warm. Ich wusste nicht so recht was mich erwarten würde, hatte eine stringentere Geschichte erwartet. Aber dann habe ich die Personen einwirken lassen, den Film als Sammelsurium von schrillen Facetten begriffen. Nicht auf die Wechselwirkung der Personen zueinander aufgepasst, sondern jedes Individuum für sich genommen. Jeder der in all seiner Skurrilität eine zutiefst traurige Geschichte zu erzählen hatte. So lapidar, dass es noch trauriger wurde.
Man sollte sich durch die grelle farben und den grellen Ton nicht täuschen lassen. Der Film ist zutiefst melancholisch („melancholisch“, nicht „schwarzgallig“).
Wenn es etwas gab, was mir den Film versaut hat, dann war es Ben Stiller. „Mystery Men“, „Zoolander“, der Mann geht mir mit seiner eindimensionalen Klamaukigkeit so dermaßen auf die Nüsse, dass ein Adam Sandler dagegen wie ein Schauspieler vom Charakterfach wirkt.
Dat gibt sieben von zehn Punkte in meinem Ranking.
P.S: Das Owen Wilson nicht nur ein schauspielernder Beau ist, sondern etwas mehr auf den Kasten hat, kann man den Credits entnehmen. Er ist Co-Autor dieses und anderer Wes-Anderson-Filme. Wie? Einer der gut aussieht UND was kann UND der es zu was bringt? Nääää!?
[00h40] Web -- Überraschung: die erste Anwendung von SVG die nicht irgendwelchen Demozwecken dient, sondern einfach so, kommentarlos, dem Surfer serviert wird: BlogMatrix.

Freitag, 17. Oktober 2003

[22h40] Man merkt es gar nicht, aber das tägliche Abklappern der Blogs die man in seinen Bookmarks hat, wird zur Routine, zur einer eigenen kleinen Welt. Und dann kommt ein Schubs von außen und man merkt: es gibt da draussen mehr als die „üblichen zwanzig“.
In diesem Sinne, nice to read:
evaporated wings, freakshow, wo+man, miagolare, belle du jour.
[20h10]Quartalsmelancholie“. Eine schöne Wortschöpfung die ich da in einem mir neuen Blog entdecke. Ein Wort das mich direkt angesprungen hat, ohne dass ich den Eintrag angefangen hätte zu lesen.
Ähhh, könnte man statt „Quartal“ eine Umschreibung füre „monatlich“ nehmen? „Duodecimalmelancholie?“ Und vielleicht „Melancholie“ durch ein Wort ersetzen, welches eine Spur mehr Hass und Aggression in sich trägt? „Schwarzgalligkeit“? Das hört sich doch gut an. Das ist genommen.
Duodecimalschwarzgalligkeit
[00h09] Film -- „Spy Game“ von dem langweiligeren der beiden Scott-Brüder.
Es roch irgendwie nach großem Kino: Robert Redford und Brad Pitt. Ich wartete zwei Stunden lang auf die Zündung, nur es kam nix... Großes Alte-Männer-Kino läßt die Heroen vergangener Tage in Würde agieren. Siehe Sean Connery in „Verlockende Falle“ oder noch besser: Redford + Poitier in „Sneakers -- Die Lautlosen“.
Der Film hat einen Konstruktionsfehler: er besteht größtenteils aus Rückblenden, die aber dummerweise nichts mit dem zentralen Plot des Filmes zu tun haben. Am Tag vor seinem Ruhestand erfährt CIA-Agent Redford, dass der von ihm aufgebaute Spion Pitt in China bei einer eigenmächtigen Aktion gefangengenommen wird, nun wohl von den USA fallengelassen wird und kurz vor der Hinrichtung steht.
In dem verbleibenden 24h versucht Redford aus der Entfernung und ohne Wissen seiner Vorgesetzten eine Rettungsaktion zu organisieren. Dreiviertel des Filmes gehen aber für Rückblenden drauf, die erzählen wie Redford Pitt zum Spion aufbaut. Theoretisch dienen die Rückblenden den Werdegang von Pitt zuerzählen, seine Annäherung und spätere Distanzierung von der CIA.
Praktisch erfahren wir aber weder was von Redford noch von Pitt. Als bei einem von der CIA gesteuerten bzw. tolerierten Anschlag in Beirut 74 Menschen ums Leben kommen, wissen wir nicht wie Redford dazu steht. Die vermeidliche Professionalität mit der Redford Pitt vom Anschlag erzählt, passt nicht.
Schuld an diesem filmischen Desaster, ist die Unendschiedenheit sich entweder auf die „aktuelle“ Intrige zu konzentrieren (Redford trickst Vorgesetzte aus, um Pitt befreien zu lassen) oder auf das Psychogramm von Pitt einzulassen.
Die Oberflächigkeit ist Programm. Sämtliche Szenen werden von einem schnell tierisch auf den Sack gehenden Soundtrack ertränkt. An jeder Ecke und Kante schnelle Schnitte und grafischer Schnickschnack, der unterschiedslos jede Szene mit dem gleichen Speed und Drive versehen will.
Man muß schon ziemlich danebengreifen um bei einem Film mit Robert Redford und Brad Pitt beide Hauptdarstelle eindimensional wirken zu lassen. Tony Scott ist es gelungen. Unterste 4-Punkte-Kategorie in meinem Ranking.

Donnerstag, 16. Oktober 2003

[19h40] Mac_Fernsehtipp -- Während die Hardcore-Mac-Fans gerade vor den Monitoren sitzen und zu den Verkündigungen von Messiahs Jobs bzgl. iPod, iTunes usw... abspr... äh, ihnen also zuhören, läuft gerade auf CNBC ein Interview mit dem nicht unbekannten Journalisten Walter Mossberg vom Wall Street Journal, der seinen herbstlichen „PC Buyers Guide“ im WSJ veröffentlicht. Nächste Woche soll der „Mac Buyers Guide“ kommen, möglicherweise wieder im Interview mit CNBC. Nächsten Donnerstag, zwischen 19h und 20h (im Kabel z.B. mit DigiBox im ZDF-Bouquet zu empfangen).
[15h16] Apple -- Bitte nicht Pepsi! Pepsi ist zu Cola das, was Dell zu Apple ist. Beurk! (Hey, ihr Cola-light-Trinker da draussen, das könnt ihr eh nicht nachvollziehen. Ihr habt euch schon vor Jahren aus der Cola-Gemeinde verabschiedet! Und morgen pappt ihr euch Nikotin-Pflaster auf die Haut um weiter „rauchen“ zu können.)
[14h06] Music -- Nur so am Rande: ein Hoch auf die „Liquid Radio“-Mixe von FM4, welche So/Mo um Mitternacht zu laufen pflegen und mit „Ambient und Dub“ nur unzureichend beschrieben sind. Danke für die nun schon zwei Tage währende, treibende Beschallung.

Screenshot DevonThink
[12h03] Software -- Vor zwei Monaten suchte ich nach einer Art „Notizzettel“-Programm für MacOS X, das über über das simple „Sticky Note“ hinausgeht und Inhalte intelligent verwaltet. Ich bin seinerzeit von zwei Leser auf DevonThink aufmerksam gemacht worden.
DevonThink ist nicht unähnlich dem von mir damals erwähnten „Hog Bay Notebook“, treibt es aber mit den Such- und Klassifizierungsmechanismen sowie den Importmöglichkeiten noch weiter.
Im Prinzip schmeißt man seinen „Kram“ in DevonThink rein, egal ob Word-Dokument, HTML-Seite, URL, Text-Notiz, PDF oder Bild. DevonThink legt dieses dann als Notiz ab, welches sich sinnigerweise in einer Hierachie ablgen läßt. Da DevonThink quasi alles außer Bitmap- und Vektorgrafiken parsen kann, kann auf Wunsch die Ablage in Verzeichnisse auch automatisch vorgenommen werden. Der Import-Vorgang kann über Drag'n'Drop oder den OS X-Services erfolgen.
Neben dieser Strukturierung innerhalb einer Hierachie bzw. Verzeichnisse, besitzt DevonThink mächtige Suchalgorithmen, die für eine leichte Auffindbarkeit sorgen. Nicht nur punktgenau auf Schlagwort, sondern auch „ähnliche“ Wörter („fuzzy“).
Zwei, drei Funktionen vermisse ich schmerzlich in DevonThink: manuelle Sortierung der Notizen (derzeit nur möglich nach Attributen wie z.B. Titel oder Erzeugungsdatum, Feature soll aber nachgerüstet werden), Verlinkung der Dokumente (wie die Wiki-Links die Hog Bay beherrscht) und „Label“-artige Markierung von Ordnern, ähnlich den OS9-/Panther-Farbetiketten.
DevonThink ermöglicht einem seinen Krempel erstmal reinzuschmeißen, grob vorzustrukturieren und trotzdem die Sicherheit der späteren Auffindbarkeit zu haben, wg. der Suchfunktion. DevonThink ist jederzeit in der Lage die Dokumente in „offene“ Formate wie RTFs zu exportieren. Und man hat permant das Gefühl das Program nicht auszureizen...
Ein Tipp der sich in den Foren versteckte und noch nicht den Weg ins Handbuch gefunden hat: wer auf zwei unterschiedlichen Rechnern mit DevonThink arbeitet (Büro-Desktop vs. PowerBook), kann sich den im Handbuch beschriebenen manuellen Synchronisationsvorgang sparen. Es reicht aus z.B. das PowerBook-Volume auf dem Desktop-Mac zu mounten, und im Desktop-Mac das Verzeichnis ~/Library/Application Support/DevonThink/ als Alias auf das Pendant des PowerBooks zu setzen. Wohlgemerkt: das DevonThink-Verzeichnis selber muß das Alias sein, Mit „aliasierten“ DevonThink-databases klappte es nicht.
[10h56] nörgelDotDE -- Ein auf setInterval()-basierendes JavaScript mit Alerts zu debuggen, ist die Hölle...
[09h57] Politics -- Irak revisited.
Greg Thielmann, the retired State Department official who was a top analyst for Colin Powell on Iraq's W.M.D., told „60 Minutes II“ last night that Iraq had been so far from being an imminent threat that Mr. Powell's speech making that case at the U.N. was „probably one of the low points in his long, distinguished service to the nation“.
(aus Maureen Dowds OpEd in der NYTimes „Bewitched, Bothered, Billy-Goated“.)
[09h35] WebDev -- Lesestoff: in der aktuellen Ausgabe von „Boxes And Arrows“ ein Usability-Text über die „Standardisierung von Websites“: „Examining the Role of De Facto Standards on the Web
Der Artikel stellt eigentlich nur ein Aufreißer zu einer Website von Heidi Adkisson dar, „www.webdesignpractices.com
Im Übrigen liegen im Tonfall zwischen Frau Adkisson und Jakob Nielsen Welten, weswegen Erstere im Gegensatz zu Letzterem lesbar ist. Oder um es mit Heidi zu sagen: „[A resource] that helps inform (rather than dictate) design decisions.
[00h18] Was ist das Gemeinste was passieren kann? Wenn man sich eh schon sauer durch den Abend laviert und dann den sog. „Musikknochen“ des Ellenbogen an einem Türrahmen stößt. Für die nächsten 30 Sekunden möchte man mit einer Abrißbirne das Haus in Schutt und Asche legen, die Nachbarn zusammenschreien, Frauen schänden und das Weltkulturerbe atomisieren. Ich glaube es gibt nichts, was kurzzeitig noch größere Wut auslösen kann. Nichts. Nada. Nothing.

Mittwoch, 15. Oktober 2003

[22h20] Aus gegebenen Anlaß: CubaBrasil.net.
Mit dabei: „Os Gemeos“, abgefahrene brasilianische Sprayer-Zwillinge. Mehr in einem Interview in „Art Crimes“ auf Graffiti.org.
[21h33]Nörgel nicht so viel rum!“ schallt es aus der Telefonmuschel. Wie meinen? Nicht rumnörgeln? Hier, auf mein eigen Bits und Bytes, für die ich allmonatlich mir Schwielen an den Fingerkuppen tippen muss, um den Webspace zu zahlen? Täusche ich mich, oder schaukelt mein Gedärm jetzt noch von den Fußtritten in diesem Sommer, als ich mich als zu nett, lammfromm, freundlich und nachgiebig erwies, und so gar nicht dem Bild der spitzüngigen Ratte entsprach? Die Erkenntnis reift: das Prinzip „tit for tat“ bzw. „Aktion und Reaktion“ funktioniert nur wenn beide Komponenten vorhanden sind.
[An dieser Stelle kommt von rechts nach links John Cleese ins Bild, reitet nackt auf einem Schwein, dreht sich in die Kamera und sagt mit sonorer Stimme: „And now something completely different“]
Heute nachmittag hat mich die PowerBook-Platte wieder im Stich gelassen. Es stellt sich momentan so dar, dass sie nach 6-7 Stunden Aktivität anfängt rumzuspinnen. Sie hört dann einfach auf zu arbeiten, legt das ganze System lahm, noch nicht einmal der Mauscursor bewegt sich. Nach erzwungenem PowerBook-Neustart werkelt die Platte für 5 bis 15 Minuten wieder lammfromm vor sich hin, bis sie wieder den Geist aufgibt. Läßt man das PowerBook ruhen, kann nach mehreren Stunden wieder für längerer Zeit problemlos gearbeitet werden...
So, heute abend habe ich einen Trick versucht: ich hatte ähnliche Probleme im letzten Jahr, mit den berüchtigten IBM Travelstar-Platten im PowerBook. Seitdem die in einem externen FireWire-Gehäuse steckt, macht sie keine Probleme. Also, habe ich nun die aktuelle PowerBook-Platte (Toshiba) ausgebaut und ins externe FW-Gehäuse gepackt. Für MacOS X kein Problem das System von der externen Firewire-Platte zu starten, vorausgesetzt es ist keine (System-)Platte im PowerBook.
Ich wäre froh, wenn sich diese Lösung als Workaround bewähren würde und ich darum herumkommen könnte, alle 12 Monate fürs PowerBook eine neue Platte zu kaufen...
Musik: Rae & Christian „Blazing the crop
[10h22] Musik die die Welt braucht (also ich): Stevie Wonder „Supersticious
Ich hege seit geraumer Zeit die Vermutung, dass ich einfach am falschen Ort lebe. Man braucht nur häufig genug die Strecke des 20ers rauf- und runterzufahren, dann ist der Empirie Genüge getan und man muß erkennen: die „guten“ Frauen steigen entweder Fruchtallee oder Kottwitzstraße aus (ich überlasse es jedem/jeder, sich auszumalen was ich unter „gut“ verstehe). Wieso Kottwitzstraße und wieso nicht mit mir eine Haltestelle später, an der Gärtnerstraße?
Der vollständigkeitshalber: HipHopper steigen Schulweg aus, alles was nach Hochhausbewohner und „gebär- bzw. zeugungsfreudig“ aussieht, verläßt Alsenplatz den Bus, Leute mit irgendeinem Anliegen für eine Behörde in der Gerichtsstraße.
Aber was Gärtnerstraße aussteigt, das ist irgendwie profillos. Geschmacksneutral. Unauffällig.
Gestern stand da diese hochgewachsene Frau in der Busmitte, angelehnt gegen das Fenster. Ein Parka der irgendwo zwischen ganz dunklem olivgrün und dunkelgrau war, dadrunter nochmal irgendwas mit Kapuze. Vor ihren Füssen ein kleiner Rucksack. Die Hände in den Taschen vergraben. Strohblonde Haare, nicht ganz schulterlang. Und in den ganzen fünfzehn Minuten zwischen Altona und Kottwitzstraße dieses weltentrückte (und weltentrückende) Lächeln, während ihre Blicke bevorzugt nach vorne oder zur Seite schweiften. Ein recht breiter Mund, keine wulstigen Lippen. Vielmehr hoben sich die Lippen durch eine kleine, aber harte Kante von der Gesichtspartie ab. Sie war zu weit weg, ich weiß nicht ob sie Sommersprossen gehabt hat, aber es war irgendwie ein typisches Sommersprossengesicht. Was soll ich sagen. Kottwitzstraße halt.
Schräg mir gegenüber, gab es eine türkische Familie: Mutter mit pubertierendem Sohn, der die Einkaufstaschen trug, und einem kleinen Mädchen, drei bis vier Jahre alt, dass die ganze Zeit an einem kleinen, A6-großen Malbuch spielte. Das Mädchen sah aus wie einem Kyle-Baker-Comic entsprungen. Hatte riesengroße, traurige Augen unter den recht markanten Augenbrauen. Der Mund war ein typischer Mund für Kinder in dieser Übergangsphase vom speckigen Baby zum Kind: die Oberlippe springt noch geschürzt nach vorne und hängt über der Unterlippe. Das Kind war irgendwie in seiner eigenen Welt und irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, latent suizidgefährdet. In unbeobachteten Momenten schmeißt sie vielleicht ihren Kopf in den Teller und versucht sich in Karottenbrei zu ertränken. Alsenplatz.
[09h07] Here we go again: meine PowerBook-Festplatte spackt wieder rum. Gestern innerhalb von 40 Minuten dreimal komplett aufgehört zu arbeiten, MacOS X hat sich entsprechend aufgehängt. Gerät ausgeschaltet und dafür Wecker auf fünf Uhr gestellt und heute morgen alle essentiellen Daten auf externe Festplatte zu ziehen. Pleeeezzz, wenn schon System neu aufspielen müssen, dann Panther.