„The Office“, BBC Sitcom
[16h08] TV -- Hallo deutsche Fernsehverantwortliche. Ihr braucht dreihundertachtundzwanzig Jahre um „
Six Feet under“ nach Deutschland (ab Mai auf VOX) zu bringen und „
West Wing“ ist euch zu komplex. Und nun geht auch noch „
The Office“ an euch vorbei, ihr Schnarchnasen.
David Brent von Wernham Hogg
Ich habe gestern die erste Folge von „
The Office“ gesehen, und mir ist die Kinnlade runtergeklappt. Die Serie ist wie eine der unsäglichen Reality-Serien auf RTL2 gedreht, kommt eher dokumentarisch daher, ohne Lach-Track, aber mit Wackelkamera, Interviews und Blickkontakt in die Kamera. Ich habe Minuten gebraucht um mir sicher zu sein, dass es eine gecastete Sitcom ist.
„The Office“ schildert das Büroleben einer Filiale rund um den Papierhändler Wernham Hogg. Zentrale Figur ist David Brent, der Chef der Filiale und der wohl abartigste, hinterfotzigste und böseste Charakter der in diesem Jahrhundert über die Mattscheibe flimmerte:
Gareth Keenan & David Brent
„Theres good news and bad news. The bad news is Neil will be taking over both branches and some of you will lose your jobs On a more positive note the good news is Ive been promoted - so every cloud youre still thinking about the bad news arent you?“
Die Serie müffelt nur so vor ausgedünsteten Resopal-Tischplatten und betonierter 70er-Jahre Bürobauten. Das Büro ist ein einziger vergewaltigter Büromittel-Katalog.
Die Serie ist so böse, das mehr als zwei Folgen am Stück nur schwer zu ertragen sind ohne dass man sich in Suizidgefahr begibt. Aufgrund des hohen Tempos halte ich sie auch für nicht ganz so leicht verständlich wie z.B. „West Wing“ bei dem allenfalls einige US-Politik-spezifische Vokabeln fehlen.
[10h07] So ganz können sich die Tage derzeit nicht entscheiden, ob sie noch verhärmt-kühler April oder lauwarmer Frühling sein wollen.
Mitunter merkt man es zuerst an der Nase. Wenn man morgens quer durch die Rasenflächen der kleinen Stichstraße geht. Die Erde und die Gräser scheinen ihre Poren geöffnet zu haben und riechen angenehm frisch. Wenn man die Augen schließt, glaubt man an einem Sommermorgen der sich irgendwann zu einem Dreißig-Grad-Tag entwickeln wird.
Oder gestern, als ich quer durch die ganze Schanze zum Schlump musste. Natürlich habe ich den Bus am Schlump nicht erwischt, weil ich unterwegs drei Bekannte getroffen habe (1x Barbesitzer, 1x Kollegen, 1x Kunden) die allesamt an-gesmalltalkt werden wollten/sollten/durften.
Aber über die ganze Schanze lag eine gemütliche Betriebsamkeit. Die Leute fläzten sich an allen Ecken und Kanten hin, Cafes und Bars hatten alles an Sitzmöglichkeit nach draußen verfrachtet. Noch vor der Ecke Susannenstraße/Bartelsstraße erroch man die beiden türkischen Gemüse/Obstläden. An der Schanzenstraße blieben permanent Leute stehen um mit Bekannten zu sprechen, aus dem Plattenladen tönte Funk während das Frauenvolk an den Schaufenstern des Schuh- und Klamottenladen klebte.
Auf dem Grand-Platz fing irgendeine Jugendabteilung mit ihrem Training an. Im Schanzenpark lag alles auf den Wiesen oder spielte auf dem Kinderplatz herum. Nur mein verlauster Bus war schon weg, alles Rennen durch den Park hat nichts genutzt und auch das Ausweichen auf die U-Bahn brachte nichts, weil natürlich just um die Uhrzeit auf Zehn-Minuten-Takt umgestellt wurde.
Immerhin drei Bekannte habe ich auf dem Marsch gen Schlump getroffen, das sind zirka drei Personen mehr als ich in letzter Zeit hier im Büro angetroffen habe.
Ich habe derzeit nicht die Bohne Ahnung wie es mit der hiesigen Bürogemeinschaft weitergeht. Denn die Geschwister die gemeinsam eine Konzeptagentur betreiben, haben sich seit geraumer Zeit verkracht. Wenn sie miteinander telefonieren, dauert es keine drei Minuten ehe sie wieder ins gegenseitige Keifen verfallen.
In Konsequenz taucht Bruder hier im Büro so gut wie gar nicht mehr auf. Tag für Tag beult sich das Tetrapak H-Milch auf seinem Schreibtisch immer mehr aus. Beleg dass er auch abends dem Büro keine Kurzvisite abstattet und von zuhause aus arbeitet.
Schwester ist derzeit auch eher selten anzutreffen, da derzeit zwei private Dinge höhere Priorität geniessen.
Konsequenz 1 ist angenehm. ich habe den Büroraum für mich alleine und Musik kopfhörerlos anschmeissen.
Konsequenz 2 ist lästig. Bei soviel Abwesenheit und zumindest von einer Partei deutlich ausgehendem Desinteresse an dem Büro, sind hier 2-3 Bauarbeiten liegengeblieben, so dass die Küche im Konfi-Raum immer noch ihrer Vollendung harrt, weil es an einem Rohrteil fehlt.
Konsequenz 3 ist weniger gut. Da der geschwisterliche Zwist nun schon Wochen andauert, kann nicht vor einem kurzzeitigen Krach gesprochen werden, der immer mal wieder auftaucht. Ohne das mit mir offen darüber gesprochen wird, deutet einiges auf eine Trennung hin. Das Prozedere wird möglicherweise in dieser Woche besprochen.
Wie diese Trennung aussehen könnte, ob es Konsequenzen für die hiesigen Räume hat: keine Ahnung. Den Geschwistern ist ein Großauftrag weggebrochen und die Investition in ein eigenes Büro (vorher: Homeoffice) ist nicht mehr ganz so evident.
Es läge auf der Hand von meiner Seite aus zu sagen, dass der ganze Umzug ein Griff ins Klo war. Aber ein Umzug wäre so oder so gekommen. Wie ich inzwischen erfahren habe, ist die Werbeagentur in der ich vorher saß (Daimlerstraße/Bahrenfeld) zum April ausgezogen und in die Innenstadt zur Untermiete zu einer anderen Agentur gezogen.
Und mein jetziges Büro gefällt mir von den Räumlichkeiten und der Gegend sehr gut.
Ich weiß nicht was in einem worst-case-Szenario meine Optionen wären. Homeoffice von meiner Seite aus, möchte ich vermeiden. Vielleicht übernehme ich die Räume von den Geschwistern und versuche Bürogemeinschaftspartner zu finden...
Das was am meisten daran nervt, ist der Umstand dass da am Horizont eine weitere Baustelle dräut. Ich habe kein Bock. Ich möchte einfach nur straight arbeiten.