dogfood April 2004 [2]

Mittwoch, 14. April 2004


The Office“, BBC Sitcom
[16h08] TV -- Hallo deutsche Fernsehverantwortliche. Ihr braucht dreihundertachtundzwanzig Jahre um „Six Feet under“ nach Deutschland (ab Mai auf VOX) zu bringen und „West Wing“ ist euch zu komplex. Und nun geht auch noch „The Office“ an euch vorbei, ihr Schnarchnasen.

David Brent von Wernham Hogg
Ich habe gestern die erste Folge von „The Office“ gesehen, und mir ist die Kinnlade runtergeklappt. Die Serie ist wie eine der unsäglichen Reality-Serien auf RTL2 gedreht, kommt eher dokumentarisch daher, ohne Lach-Track, aber mit Wackelkamera, Interviews und Blickkontakt in die Kamera. Ich habe Minuten gebraucht um mir sicher zu sein, dass es eine gecastete Sitcom ist.
„The Office“ schildert das Büroleben einer Filiale rund um den Papierhändler Wernham Hogg. Zentrale Figur ist David Brent, der Chef der Filiale und der wohl abartigste, hinterfotzigste und böseste Charakter der in diesem Jahrhundert über die Mattscheibe flimmerte:

Gareth Keenan & David Brent
Theres good news and bad news. The bad news is Neil will be taking over both branches and some of you will lose your jobs On a more positive note the good news is Ive been promoted - so every cloud youre still thinking about the bad news arent you?
Die Serie müffelt nur so vor ausgedünsteten Resopal-Tischplatten und betonierter 70er-Jahre Bürobauten. Das Büro ist ein einziger vergewaltigter Büromittel-Katalog.
Die Serie ist so böse, das mehr als zwei Folgen am Stück nur schwer zu ertragen sind ohne dass man sich in Suizidgefahr begibt. Aufgrund des hohen Tempos halte ich sie auch für nicht ganz so leicht verständlich wie z.B. „West Wing“ bei dem allenfalls einige US-Politik-spezifische Vokabeln fehlen.
Videoclips (REAL) gibt es auf der BBC-Minisite.
[13h59] Calvin & Hobbes back? -- Hat Watterson seinen Stift 1995 vieleicht doch nicht an den Nagel gehängt? Ein Verdacht bei Eric Meyer: „Conspiracy Theory
Und für diejenigen die kein Wort verstanden haben: weitergehen, hier gibt es nix zu sehen.
[11h36] WebDev_Software -- BBEdit-Tipp aus den Untiefen der Keyboard-Shortcuts: ALT-APFEL gedrückt halten, dann Doppelklick auf ein Wort. Ergebnis: es wird zur nächsten Fundstelle des angeklickten Wortes gesprungen.
Praktisch wenn man z.B. in einer CSS-Datei an alle Orte einer Property springen muss.
(Hat Tip an die BBEdit-Mailingliste)
[10h07] So ganz können sich die Tage derzeit nicht entscheiden, ob sie noch verhärmt-kühler April oder lauwarmer Frühling sein wollen.
Mitunter merkt man es zuerst an der Nase. Wenn man morgens quer durch die Rasenflächen der kleinen Stichstraße geht. Die Erde und die Gräser scheinen ihre Poren geöffnet zu haben und riechen angenehm frisch. Wenn man die Augen schließt, glaubt man an einem Sommermorgen der sich irgendwann zu einem Dreißig-Grad-Tag entwickeln wird.
Oder gestern, als ich quer durch die ganze Schanze zum Schlump musste. Natürlich habe ich den Bus am Schlump nicht erwischt, weil ich unterwegs drei Bekannte getroffen habe (1x Barbesitzer, 1x Kollegen, 1x Kunden) die allesamt an-gesmalltalkt werden wollten/sollten/durften.
Aber über die ganze Schanze lag eine gemütliche Betriebsamkeit. Die Leute fläzten sich an allen Ecken und Kanten hin, Cafes und Bars hatten alles an Sitzmöglichkeit nach draußen verfrachtet. Noch vor der Ecke Susannenstraße/Bartelsstraße erroch man die beiden türkischen Gemüse/Obstläden. An der Schanzenstraße blieben permanent Leute stehen um mit Bekannten zu sprechen, aus dem Plattenladen tönte Funk während das Frauenvolk an den Schaufenstern des Schuh- und Klamottenladen klebte.
Auf dem Grand-Platz fing irgendeine Jugendabteilung mit ihrem Training an. Im Schanzenpark lag alles auf den Wiesen oder spielte auf dem Kinderplatz herum. Nur mein verlauster Bus war schon weg, alles Rennen durch den Park hat nichts genutzt und auch das Ausweichen auf die U-Bahn brachte nichts, weil natürlich just um die Uhrzeit auf Zehn-Minuten-Takt umgestellt wurde.
Immerhin drei Bekannte habe ich auf dem Marsch gen Schlump getroffen, das sind zirka drei Personen mehr als ich in letzter Zeit hier im Büro angetroffen habe.
Ich habe derzeit nicht die Bohne Ahnung wie es mit der hiesigen Bürogemeinschaft weitergeht. Denn die Geschwister die gemeinsam eine Konzeptagentur betreiben, haben sich seit geraumer Zeit verkracht. Wenn sie miteinander telefonieren, dauert es keine drei Minuten ehe sie wieder ins gegenseitige Keifen verfallen.
In Konsequenz taucht Bruder hier im Büro so gut wie gar nicht mehr auf. Tag für Tag beult sich das Tetrapak H-Milch auf seinem Schreibtisch immer mehr aus. Beleg dass er auch abends dem Büro keine Kurzvisite abstattet und von zuhause aus arbeitet.
Schwester ist derzeit auch eher selten anzutreffen, da derzeit zwei private Dinge höhere Priorität geniessen.
Konsequenz 1 ist angenehm. ich habe den Büroraum für mich alleine und Musik kopfhörerlos anschmeissen.
Konsequenz 2 ist lästig. Bei soviel Abwesenheit und zumindest von einer Partei deutlich ausgehendem Desinteresse an dem Büro, sind hier 2-3 Bauarbeiten liegengeblieben, so dass die Küche im Konfi-Raum immer noch ihrer Vollendung harrt, weil es an einem Rohrteil fehlt.
Konsequenz 3 ist weniger gut. Da der geschwisterliche Zwist nun schon Wochen andauert, kann nicht vor einem kurzzeitigen Krach gesprochen werden, der immer mal wieder auftaucht. Ohne das mit mir offen darüber gesprochen wird, deutet einiges auf eine Trennung hin. Das Prozedere wird möglicherweise in dieser Woche besprochen.
Wie diese Trennung aussehen könnte, ob es Konsequenzen für die hiesigen Räume hat: keine Ahnung. Den Geschwistern ist ein Großauftrag weggebrochen und die Investition in ein eigenes Büro (vorher: Homeoffice) ist nicht mehr ganz so evident.
Es läge auf der Hand von meiner Seite aus zu sagen, dass der ganze Umzug ein Griff ins Klo war. Aber ein Umzug wäre so oder so gekommen. Wie ich inzwischen erfahren habe, ist die Werbeagentur in der ich vorher saß (Daimlerstraße/Bahrenfeld) zum April ausgezogen und in die Innenstadt zur Untermiete zu einer anderen Agentur gezogen.
Und mein jetziges Büro gefällt mir von den Räumlichkeiten und der Gegend sehr gut.
Ich weiß nicht was in einem worst-case-Szenario meine Optionen wären. Homeoffice von meiner Seite aus, möchte ich vermeiden. Vielleicht übernehme ich die Räume von den Geschwistern und versuche Bürogemeinschaftspartner zu finden...
Das was am meisten daran nervt, ist der Umstand dass da am Horizont eine weitere Baustelle dräut. Ich habe kein Bock. Ich möchte einfach nur straight arbeiten.

Dienstag, 13. April 2004


Plakate in der Juliusstraße
[10h06] WebDev -- Aus der Serie „Besser als g'schnitten Brot“: Die „Web Developer Extension“ von Chris Pederick. Dieses Zusatzmodul für Firefox und Mozilla, welches sich als zusätzliche Toolbar in den Browser einklinkt, ist nicht neu, hat aber in den letzten Versionen nochmal enorm zugelegt und inzwischen zu einem Pflichtwerkzeug für jeden ernsten Webschrauber geworden.
Web Developer Extension
Abb.1
Wie ich sagte: jeder der noch eine ältere Version hat, sollte sich die aktuelle Version runterladen. So ist erst in eine der neueren Versionen das Feature „View Style Information“ dazugekommen.
Nach Auswahl des Menüpunktes (Abb.1) wird der Mauscursor zum Fadenkreuz. Wenn man nun mit der Maus über eine HTML-Seite fährt, werden unten in der Statusleiste die entsprechenden verschachtelten Klassen und IDs des Elementes über dem sich die Maus befinden, angezeigt (Abb.2). Bei Klick auf die Seite, öffnet sich ein neues Tab, dass die CSS-Informationen des angeklickten Elementes enthält.

Abb.2
Und das ist nur ein kleiner Teil der monströsen Funktionalitäten. Diese Extension ist für CSS wesentlich essentieller als alle CSS-Editoren die ich bislang für den Mac kenne.
Ein Tipp was die Installation angeht: wer eine alte Version der „Web Developer Extension“ besitzt (Versionsinfos gibt es z.B. unter „Options“), sollte diese sicherheitshalber de-installieren. Entsprechende Anweisungen gibt es auf einer MozillaZine-Seite, inkl. einer Extension die Extensions halbautomatisch de-installieren kann (wozu nicht nur die „Uninstaller“-Extension installiert werden muss, sondern eine zusätzliche JavaScript-Extension. Nicht wundern wenn man vier-, fünfmal Firefox neustarten muss, bis alles „an Bord“ ist)
[08h46] Movies -- „Minority Report“. Gestern lief auf PREMIERE Spielbergs „Minority Report“. Für meinen Geschmack Spielbergs bester Film seit „Der Weiße Hai“ und „Duel“, was aber mehr gegen Spielberg als für den Film spricht...
Ausgangspunkt ist eine Kurzgeschichte von Philip K. Dick. Tom Cruise arbeitet als eine Art Chef-Fahnder in der „Precrime“-Behörde. Diese lokale Behörde benützt „Precog-Mutanten“ um Mordfälle vorherzusagen und zu verhindern. Die Mörder werden also verhaftet, bevor sie ein Verbrechen verübt haben. Eines Tages bekommt Tom Cruise von einem ungewöhnlichen Mord Wind. Ein Mord der in einigen Tagen von ihm verübt werden wird...
Anders als andere Spielberg-Filme (insbesondere dem völlig u-n-e-r-t-r-ä-g-l-i-c-h-e-n A.I.) ist der Film durchaus ansehbar. Aber am Ende überwiegt der Ärger aus einem guten Stoff einen derartigen 08/15-Film gemacht zu haben. Philip K. Dick zeichnet sich durch depressive SF-Geschichten aus, die, bedingt durch den steigenden Drogenkonsum Dicks, immer paranoider und schizophrener wurden. Immer um das Kernthema der „Identität“ drehten.
Der Ärger über „Weichspüler“ Spielberg keimt früh auf. In den ersten Minuten muss er mit einem Computer-Special-FX-Festival erstmal jedem zeigen, was für einen Riemen er hat. Für die Handlung völlig unerheblich, knallchargiert Cruise vor einem holographischen Display um für eine Fahndung zu recherchieren. Spielbergs unaufdringliche Art uns zu sagen, dass er sich in Sachen Setdesign richtig viel Gedanken gemacht hat. Darüberhinaus auch die absolut unoriginellste Art die Zuschauer in die Mechanismen der „Precrime“-Behörde einzuführen.
Es ist nur einer von vielen typischen „Spielbergs“ im Film, diese Versatzstücke die Spielberg über jeden Film ausgiesst, egal ob es um Außerirdische, Sklavenhändler, Dinosaurier-Forscher, Nazis oder Science-Fiction-Bullen handelt. Es gibt Kinder, es gibt Happy Ends, es gibt „Liebe“, es gibt Sonnenuntergänge. Die Figuren sind alle entsprechend der Erwartung besetzt, die Fronten zwischen den „good guys“ und „bad guys“ ist wie mit dem Lineal gezogen und spätestens nach zwanzig Minuten in des Zuschauers Hirn reingeprügelt worden.
Ich habe gestern abend noch das erste Drittel der Dick'schen Kurzgeschichte „Minority Report“ (hier als HTML) gelesen und hatte gut Lust bekommen gegenüber Spielberg handgreiflich zu werden.
Man vergleiche: Spielberg hat eine 30seitige Kurzgeschichte auf 145 Minuten ausgewalzt. Ridley Scott hat die knapp 200-300seitige Romanvorlage zu „Blade Runner“ in 117 Minuten verfilmt. Welcher von den beiden wohl ein Schwätzer ist?
Ridley Scott hat sich eine der vielen Schichten im Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ genommen und vertieft. Sunnyboy Spielberg hingegen vertraut dem Stoff nicht und versucht noch mehr reinzupacken, was den paranoiden Geschichten des verdrogten Philip K. Dick nicht bekommt...
Das Beste an „Minority Report“: man bekommt wieder Lust Philip K. Dick zu lesen... trotz Spielberg.

Montag, 12. April 2004

[18h19] Movies -- „Black Hawk Down“ läuft derzeit auf PREMIERE. Ein „Kriegsfilm“ von Ridley Scott, der sich mit den Geschehenissen vom 3. Oktober 1993 beschäftigt. Damals war eine 50.000-Mann starke UN-Truppe in Somalia um das Land zu befrieden. Am 3ten Oktober erlitt die UN-Mission einen spektakulären Fehlschlag, als US-Truppen versuchten den Warlord Aidid in Somalias Hauptstadt Mogadishu gefangen zu nehmen. Die US-Truppen unterschätzten die Feindseligkeit der somalischen Bevölkerung und Bewaffnung von Aidids Soldaten. Bei der Aktion kamen nach stundenlangen Kämpfen 18 US-Soldaten und hunderte von Somalis ums Leben. Wochen später zog Clinton die US-Soldaten zurück und die UN-Mission scheiterte (siehe BBC News).
Ein Thema das nicht zuletzt deswegen noch aktuell ist, weil Somalia zu einem „rechtsfreien“ Raum wurde, der Al-Qaeda als Basis diente. Und weil es möglicherweise einige Parallelen zu der jetzigen Situation im Irak gibt.
Der Film ist mir nicht besonders sympathisch und trotzdem teilweise sehenswert. Er ist sehr „rauh“ inszeniert, permanent aus subjektiver Sicht, mit Wackelkamera und „Ruckel“-Effekten. Wenn die Kämpfe ausbrechen, ist man „mittendrin“, in der klaustrophobischen Enge der Altstadt von Mogadishu, umgeben von gesichtslosen Feinden, Sinneseindrücke aus allen Ecken und von nirgendwo.
Nach einer halben Stunde hatte ich aber genug. Ich ahnte nun, wie sich das „anfühlt“, Guerilla-Kämpfe in der Stadt. Mehr hat der Film nicht anzubieten, und so kommen in der Wahrnehmung andere Dinge auf.
Z.B. die kühle Kalkulation und Perfektion mit der die subjektive Sicht und „Rauhheit“ eingesetzt wurde. Jedes Bild scheint am Rechner nochmal eingefärbt worden zu sein. Die Szenen der Kämpfe in der Nacht wirken wie eine lang durchdachte Farbkomposition. Dazu passend die Dialoge, knackige Helden- und Männersprüche. Nirgends etwas in Sicht, was diesen Pathos brechen oder konterkarrieren könnte, wie z.B. in „Apocalypse Now“
Und noch etwas erschreckt: das Gefühl das alles zu kennen, ja schon „durcherlebt“ zu haben. Dank Computer-Spielen wie „Ghost Recon“ oder „Command & Conquer
„Black Hawk Down“ ist ein unsympathischer Film. Er nimmt den Zuschauer auf einen Höllentrip mit. Die Fähigkeit der Reflexion muss jeder Zuschauer selbst mitbringen.
[13h59] Movies -- Jerry Seinfeld schrieb im letzten Mai einen NY-Times-Artikel über die besten Autoverfolgungsjadgen. Ganz oben auf der Liste war „Bullit“, das 60er-Jahre-Teil mit Steve McQueen, welches gestern auf PREMIERE lief.
Es ist wahrscheinlich die stylishste Autoverfolgung. McQueens schwarzer Rollkragen-Pulli, die schwarzen Handschuhe, das Sportlenkrad am Ford und das präzise getimte Anlegen des Sicherheitsgurt (wie im Flieger, vor dem Bauch einrasten).
Und es ist die „sportivste“ Verfolgungsjagd, für den Connaisseur des Autorennsports. Sieben Minuten lang, keine Musik, keine Effekte, nur Straße und Motorengeräusch. Und was für Motorengeräusche! Sieben Minuten lang. Keine Funken die sprühen, keine Crashes oder Kinderwagen. Stattdessen die Bodenperspektive die in Kurven ahnen läßt wie sehr sich die Autos und Reifen am Limit bewegen. Innenraumperspektive wie im Formel-1-Cockpit-Kanal. Sieben Minuten lang und immer wieder das Röhren der Motoren.
Dies ist kein einfach zugänglich Genuß für Freude des Dolby-Orgasmus und Funkenfluges. Es ist reduziert auf das Minimum, auf das Essientielle und daher auch heute extrem packend.
Das einzige was nervt, ist der grüne VW-Käfer der im Laufe der sieben Minuten vier Mal überholt wird oder die Straße kreuzt.
[13h46] Ich habe vor Tagen die fieseste Tiefkühl-Pizza ever gegessen.
Freschetta Frischteig Pizza Salami -- Es lebe die kreative Küche
Ich glaube das einzige Wort aus vorstehender Packungsaufschrift, das nicht erstunken und erlogen ist, war „Freschetta“. Zugegeben: ein leichtfertiger Selbsttest was das untere Ende der Preisskala so bietet.
Auf der „Pizza“ lagen große „Salami“-Scheiben, umringt von kleinen Bifi-liken „Salami“-Scheiben. Aber am fiesesten waren die kleinen grünen Haufen auf der „Pizza“ die wie draufgeschissener Mövendurchfall aussahen. Ich vermutete zuerst Kräuterbutter, aber die Hitze ließ das Ding nicht wirklich schmelzen. Geschmacklich waren die grünen Haufen nahe dran an Spinatkonzentrat mit Natriumglutamat. Laut Packungsaufschrift: „Basilikum-Pesto“. So so.

SpamSieve-Statistiken
[11h31] Yep, ich gehöre jetzt auch zu den vom Bayesian'schen Spam-Filter überzeugten Leuten. Nach einer Woche „Training“ wurden über 92% aller Spams korrekt ausgefiltert und inzwischen 96.6%. Hier in Aktion: Spamsieve
[11h02] Music -- Apropos London Elektricity: auf der Hospital Records-Website hat sich wieder was getan. Die Jungs haben endlich wieder eigene Radiosendungen bekommen, leider nicht archiviert. Aber aktuell ist auf der BBC 1Xtra-Website ein Drum'n'Bass-lastiger Mitschnitt der Eröffnungsparty zur neuen BBC-1Xtra-D'n'B-Sendung „XtraBass“ per REAL-Stream zu hören. Während der zwei Stunden treten auch London Elektricity auf.
[10h12] Music -- Gestern gab es auf FM4 das Gästezimmer mit Glyn „Bigga“ Bush und Scheiben die nicht von dieser Welt waren: Inell Young „Next Ball Game“, Red Egyptian a.k.a. Earl Zinger „Red Egyptian“, London Elektricity „Born to Synthesize“ (noch nie ein derartiges Downtempo-Stück von denen gehört) und der Bigga Bush Remix von David Walters „Messie Bondieu“
Komplette Playlist auf der FM4-Website (runterscrollen bis 15h)

Freitag, 09. April 2004

[12h39] Via DotComTod darauf aufmerksam geworden: die Halbjahreszahlen von SinnerSchrader.
Mir sticht dabei folgender Satz ins Auge: „Der operative Cashflow lag mit 1,4 Mio. EUR im ersten Halbjahr 2003/2004 trotz des negativen Ergebnisses vor allem aufgrund von Steuerrückzahlungen klar im Plus.
In der Regel heißt das: mehr Ausgaben als Einnahmen, zuviel im Voraus an die Steuer gezahlt, daher Rückzahlung. Und wenn die Steuerrückzahlungen derartig ins Gewicht fallen, dass diese explizit erwähnt werden, kann sich jeder ausmalen wie groß der Absturz in den letzten Quartalen gewesen sein muss.
Wenn man sich die Geschichte SinnerSchraders bei DotcomTod durchliest, so haben die hohen Liquiditätsreserven schon immer Rätsel aufgegeben. Und mit 25 Mio EUR an Reserven, fällt es nicht weiter ins Gewicht wenn man siebenstellige Minuszahlen schreibt. Man hat ja Zeit für den „turnaround
Das Dumme ist nur: SinnerSchrader haben diese 25Mio EUR „Liquide Mittel“ nicht mehr. Am 28.1. wurden beschlossen 20 Mio an die Aktionäre auszuschütten, weil „Bereits im aktuellen Geschäftsjahr 2003/2004 rechnen Aufsichtsrat und Vorstand mit einem positiven Cashflow. Auch kapitalintensive Akquisitionen stünden nicht auf der Agenda. Wichtigstes Ziel sei es, wieder aus eigener Kraft zu wachsen. Die Konsequenz könne nur lauten, das Geld an die Aktionäre als Inhaber des Unternehmens zurückzugeben.“.
Die Aktionäre“ heißt zu 40,4% Oliver Sinner und Matthias Schrader, letzterer ist CEO.
Das Geld“ sind die liquiden Mitteln die durch den 99er-Börsengang durch Ausgabe von knapp 25% der Aktien reingekommen sind... und nun an die gesamten 100% der Aktien zurückgezahlt werden.
Nochmal: warum sollten die liquiden Mittel nun ausgezahlt werden? „Bereits im aktuellen Geschäftsjahr 2003/2004 rechnen Aufsichtsrat und Vorstand mit einem positiven Cashflow.
Und wie heißt es jetzt, gerade einmal zweieinhalb Monate später in den Halbjahreszahlen: „Bei anhaltend schwierigen Marktverhältnissen zeichnet sich für das zweite Halbjahr 2003/2004 entgegen der Planung noch keine Verbesserung der Umsatz- und Ergebnissituation ab.
Damit sieht es bei SinnerSchrader so aus: Umfeld beschissen, es wird pro Halbjahr zirka 1Mio EUR verbrannt und liquide Mittel sind nur noch knapp 3-5Mio vorhanden. Do your math.
[12h20] Auf PREMIERE läuft derzeit „Black Hawk Down“. Bin ich der einzige dem in diesen Tagen angesichts der Nachrichtenlage das Gefühl überkommt, dass der Film ein „Muss“ ist?
Maureen Dowd in „The Iraq Inversion“ (NY Times)
[...] Every single thing the administration calculated would happen in Iraq has turned out the opposite. The W.M.D. that supposedly threatened us did not exist. The dangerous dictator was deluded and writing romance novels. The terrorism that would be thwarted has mushroomed in Iraq and is feeding Arab radicalism.
Mr. Rumsfeld thought invading Iraq would exorcise America's Vietnam syndrome, its squeamishness about using force. Instead, it has raised the specter of another Vietnam, where our courageous troops don't understand the culture, can't recognize the enemy and don't have an exit strategy. And the administration spins the war every day.
Rummy also thought he could show off his transformation of the military, using a leaner force. Now even some Republicans say he is putting our troops at risk by stubbornly refusing to admit he was wrong.
Dick Cheney thought fear was better than weak-kneed diplomacy, that if America whacked one Arab foe, all the others would cower. Wrong. The Iraq invasion has multiplied and emboldened our enemies.
Mr. Cheney and Mr. Rumsfeld thought America should flex its hyperpower muscles, castrating the U.N. and blowing off multilateral arrangements. Now the administration may have to crawl back for help. [...]
The president thought he could improve on the ending to his father's gulf war. Wrong again.
Ironisch. George Bush Zwo trat seinerzeit explizit mit dem Vorsatz an, nicht den gleichen Fehler wie sein Vater zu machen und sich zu sehr um Außenpolitik und zuwenig um die Wirtschaft zu kümmern. Möglicherweise wird auch ihn die Außenpolitik das Genick brechen...
[12h17] Music -- Pflichtermin: Bigga Bush zu Gast in FM4s Gästezimmer. Sonntag, ab 15h.
[11h09] Eine Frage in den Raum geworfen, anläßlich der „Gmail“ vs. Datenschutz-Debatte.
Wenn die US-Dienstleistung „Gmail“ ein Verstoß gegen deutsches Datenschutzrecht darstellt, wie sieht es dann mit einigen Kopierschutzmechanismen in Software aus? Wenn neuere Software vom Schlage Microsofts, Macromedia, Adobe, LiveStage und Konsorten, bei jedem Programmstart „nach Hause“ pingen, gleicht dieses doch eigentlich der Überwachung persönlicher Aktivitäten?
Wenn Google sich im Falle von „Gmail“ nicht herausreden kann, dass das Scannen der eMails durch Maschinen und nicht durch Menschen geschieht, inwieweit ist beim Zurückpingen dem Schutz der Privatsphäre Genüge getan, dass das Pingen anonymisiert sein soll? Schließlich kommt die Software problemlos an personifizierte Daten heran: Seriennummer, MAC-Adresse, Username, Adresse etc...
[10h53] MacOS X -- Zweimal Sicherheitsprobleme auf Mac OS X.
Wichtige Nachrichte auf dem heise-Newsticker: „Nachlässige Installer können Sicherheit von Mac OS X schwächen“. Kurzfassung: Installer hinterlassen im StartUp-Verzeichnis mitunter nicht hinreichend restriktive Zugriffsrechte. Da sollte man sicherheitshalber von Hand nacharbeiten. Heise beschreibt wie.
Unterdessen macht auch die Nachricht über den ersten „Trojaner“ für MacOS X die Runde. Bei genauerer Hinsicht scheint es sich aber eher um eine publicity-trächtige Pressemitteilung eines AntiViren-Herstellers zu handeln, basierend auf ein im Usenet diskutiertes „Proof-of-Concept“. Mehr Infos bei IT&W.

Donnerstag, 08. April 2004

[15h11] 99-Cent-Süffisanz -- Für den gemeinen Lacher kann man leicht sorgen, in dem man an konsensfähige Ziele pinklelt. Z.B. „EU“, oder noch fieser, die „gemeine EU-Bürokratie
Und so machten sich SPIEGELonline und SPIEGEL-TV an, einen himmelsschreienden Missstand aufzudecken: „BÜROKRATIE-IRRSINN DER EU -- Warum Schwerin ein Seilbahngesetz braucht -- Mecklenburg-Vorpommern braucht ein Seilbahngesetz, sagt die EU. Das begreift im Land allerdings kaum jemand, denn Seilbahnen gibt es nicht an der Ostseeküste. Die höchste Erhebung ist 179 Meter hoch. SPIEGEL TV hat sich auf die schwierige Suche nach Seilbahnen auf dem platten Land gemacht.
Klar, warum sollte man auch Gesetze prophylaktisch „brauchen“.
Ich kenne nicht die exakte EU-Definition von „Seilbahn“ nicht. Aber warum sollte MeckPomm nicht auch eine Seilbahn bekommen? Köln hat eine. New York hat eine. Beides nicht gerade in den Hochalpen liegend und fern jeder „179 Meter“ hohen Erhebung.
Den geistigen Horizont von SPIEGEL-Redakteuren finde ich mitunter erschreckender als die EU-Bürokratie.
[12h15] Vorgestern fiel mir eine „neue“ Sehenswürdigkeit im Schanzenviertel auf. Der Bunker im Flora-Park hinter der Roten Flora wurde fürs Freeclimbing fit gemacht.
Das Ganze ist eine seit 2002 währende Sommer-Aktion: ein öffentlich zugänglicher Kletterberg. Das Projekt nennt sich „Kilimanschanzo“ und öffnet dieses Jahr am Ostersonntag.

Der Kilimanschanzo
[11h50] Web -- Nichts dagegen Blogs in den Rang anderer Medien zu erheben. In diesem Sinne auch kein ideologisches „Werbung sind Verrat an der Blog-Sache“. Auch wenn einige versuchen eine direkte Linie vom Neoliberalismus zu Ad-Sense in Blogs zu ziehen, eine Frage die uns Bloggern schließlich Tag und Nacht umtreibt, sofern wir nicht gerade an elitären Katzenspazz(TM)-Threads feilen.
Doch ich schweife ab: es gibt durchaus Fälle, wo ein ganz klein bißchen übertrieben wird, mit der Werbung. Meint Jeffrey Veen.
[11h42] Ich habe den schweren Verdacht das wir nicht Ostern, sondern Sylvester haben. Jedenfalls fühlen sich die Tage derzeit eher an, als würde ich mit Böllern und Lunten hantieren statt mit Osterhasen oder anderen Kleintieren.
In Sachen kommunikationsunwilligen Dienstleister habe ich selber einen Böller losgeschickt und an anderer Stelle die Lunte gelegt. Wider Erwarten ist aber noch nichts detoniert, auch wenn ich nicht ausschließe, dass der Böller nach den Feiertagen postwendend zurückkommt und in meiner Visage losgeht.
Dafür kam aus einer anderen Ecke ein Böller, den ich nun wie in Stummfilm-Manier von einer Hand in die anderen Hand werfe, auf der Suche nach einer Möglichkeit dat Ding vor dem Knall loszuwerden. Life is hell.