[18h35] Es gibt für mich eine
Alptraumvision von Zukunft. Diese ist nicht in Gattaca, THX1138 oder anderen Science-Fiction-Filmen beschrieben, sondern in der WIRED 3.09 von Simson Garfinkel „
Separating Equifax from Fiction“.
Equifax ist vergleichbar mit der hiesigen Schufa. Der Artikel beschreibt wie Individuen durch falsche Eingaben oder fehlerhafte Übermittlungen in die Mühlen von Equifax kommen und plötzlich geht nix mehr. Ihnen wird aufgrund der falschen Bonitätsauskunft die in den USA überlebenswichtige Kreditkarte verweigert, sie bekommen keine Wohnung und keine Arbeit, sie rauschen nach unten.
Seit heute habe ich eine grobe Ahnung wie das funktionieren könnte, denn heute ... aber der Reihe nach.
Ich hatte Ende der Neunziger eine BahnCard. Dies war aufgrund beruflicher Reisen nach Berlin und Karlsruhe notwendig und sinnvoll. Nach zwei oder drei Jahren gab es die entsprechenden Projekte nicht und ich beendete die BahnCard. Ich weiß aus der Erinnerung nicht mehr, ob ich sie explizit gekündigt hatte oder einfach ein Verlängerungsschreiben nicht zurückgeschickt habe.
Ein Jahr später (war es letztes Jahr?) tauchte auf meinen Kontoauszügen plötzlich eine von der Deutschen Bahn eine Abbuchung über 240,— DM oder so auf (oder war es Euro?). Da ich die Kontoauszüge dummer- und atypischerweise erst zwei Monate später angeguckt hatte, habe ich es gut sein lassen und mir gemerkt im nächsten Jahr besser aufzupassen. Eine neue BahnCard ist natürlich nie angekommen.
Dieses Jahr im Februar war die berüchtigte Abbuchung wieder da. Binnen Tagesfrist die Bank angerufen und die Lastschrift rückgängig gemacht. Siehe
entsprechenden Eintrag vom April. Seit Februar nichts von der Bahn gehört.
Heute kam ein Schreiben. Nicht von der Bahn, sondern von
InFoScore. Ich wollte mich erst schlapp lachen über diesen Betrugsversuch. In dem stinknormalen Brief — kein Einschreiben — wurde mir in einem extrem pampigen Ton gedroht:
Sehr geehrter Herr Pahl, bis heute haben Sie den angemahnten Betrag nicht bezahlt, obgleich wir Sie hierzu eindringlich aufgefordert hatten.
Das Schreiben machte den Eindruck als hätten sich pubertierende Schüler einen Scherz erlaubt. Die Unterschrift unleserlich und schlecht faksimiliert, nirgends ein Name eines Ansprechpartner, nur ein Aktenzeichen. Die angegebene Telefonnummer eine 01805-Telefonnummer. Der Text durchsät mit doppelten Leerzeichen. Nirgends wird ein Beleg für die Forderung aufgeführt, nirgends wird überhaupt den Gegenstand der Forderung näher bezeichnet. BahnCard und eine Nummer, mehr nicht. Nicht wann ich sie bekommen haben soll, nicht wann ich angemahnt worden bin.
Das zweite Blatt enthält ein Überweisungsformlar, dass nicht mehr auf InfoScore lautet, sondern auf eine Tochtergesellschaft, die Süd-Westdeutsche Inkasso-KG. Zwei Drittel der zweiten Seite nimmt ein sogenanntes Antwort-Formular ein. Dieses Antwortformular wirkt wie jene Formulare aus den sechziger Jahren, als man Ankreuzfelder mit dem Großbuchstaben „O“ produzierte und den Unterstrich nahm, damit man händisch noch was nachtragen konnte.
Das „Antwortformular“ enthielt auf fünf Zeilen einen Formtext in dem ich die Forderung anerkenne, eine zweite Option in der ich eine Einzugsermächtigung ausfüllen kann und schließlich als letzte Zeile „Sonstige Mitteilungen siehe Rückseite bzw. Anlage zum Antwortformular.“
Kurz: das ganze Schreiben wirkte alles andere als seriös und angesichts der derzeitigen „Phishing“-Betrügereien alles andere als vertrauenswürdig. Ich bin kurz davor gewesen zur Polizei zu gehen.
Dummerweise gibt es Infoscore wirklich. Ich habe eine auf der Website angegebene Telefonnummer angerufen und mich empört. InfoScore will mir nun die von der Bundesbahn eingereichten Unterlagen zuschicken. Die Forderung der Bundesbahn soll von Mitte Februar des Jahres stammen
Ich bin echt gespannt wie ich beweisen soll, dass ich weder BahnCard, noch Mahnungen oder sonstige Zahlungsforderungen von wem auch immer bekommen habe, wenn weder Bahn noch InfoScore ihre Sachen per Einschreiben zu verschicken pflegen.
[12h54] BBEdit — Eine Ansammlung an scharfer Kritik an BBEdit ist bei
LoudThinking zu finden (dem Entwickler von Rails und Basecamp, dem Projektmanagement von 37signals).
Generell kann ich die Kritik am Upgrade-Preis (49US$) nicht nachvollziehen. Ein Selbständiger dem sein Werkzeug alle 15-18 Monate nicht ein Obulus von 1 Computer-Spiel bzw. 2 Abendessen wert ist, der sollte sich fragen ob er als Dienstleister nicht eine heuchlerische Einstellung zu Dienstleistungen hat...
Eine andere Frage ist der Vergleich mit anderen Editoren. Häufig werden Äpfel mit Birnen verglichen. Natürlich kommt man als Webdesigner mit SimpleText und Notepad zurecht. Wer mit den zusätzlichen Features von BBEdit nichts anfangen kann, wer sie nicht in gesteigerte Produktivität ummünzen kann, schön.
SubEthaEdit hat seinen Platz und hat seinen Wert. Aber SubEthaEdit übertrumpft BBEdit nicht unbedingt an Geschwindigkeit und Mächtigkeit. Und kostet für Webdesigner inzwischen auch 30,— EUR (da man lt. Lizenzbedingung zur kommerziellen Lizenz greifen muss)
skEdit — ist auch nicht gratis. Man wird sehen inwieweit die 20US$ wirklich alle „lifetime“ Upgrades abdecken wird oder in 1-2Jahren die Software unter einem anderen Namen kostenpflichtig crossgegradet werden kann. skEdit macht einen guten Eindruck, hat ein nettes AutoComplete-Feature (fehlt BBEdit wirklich!)
Aber was ist mit Grep/Regular Expressions? Was wird besser gepflegt? HTML Tidy oder der BBEdit Syntax Checker? Gibt es einen Link Checker? Sind Funktionen wie „Code-Schnippsel“ oder Entities per selbstdefiniebare Shortcuts aufrufbar? Schonmal 30MB Log-Dateien in skEdit aufgemacht? Natürlich kann man skEdit mit einer Reihe von weiteren Tools ergänzen. Aber wieviel (Arbeits)Zeit muss man für die Einbindung aufwenden? Mehr als eine halbe Stunde sollte es nicht sein, sonst kommt das BBEdit Upgrade finanziell besser weg...
VIM? EMACS? Come on, s.o., Äpfel und Birnen...
Ein Texteditor macht von sich reden, den es noch gar nicht gibt:
TextMate. TextMate wird gerade für die Betaphase im September fit gemacht. Es gibt kaum Infos, kaum Screenshots, nur ein
Video, das aber kaum was von den Features zeigt. Es freuen sich viele drauf, nur wenige haben ihn bislang gesehen.
Ich gebe zu, dass ich mir im Laufe der letzten anderthalb Jahre 1-2 Features von BBEdit mehr gewünscht hätte, namentlich Autocomplete und eine bessere Siteverwaltung. Aber BBEdit besitzt trotzdem noch genau die Menge an Tools die ich brauche. Der Editor der Wahl ist letztendlich eine individuelle Sache.
Offizielles BBEdit 8-Icon
[10h17] BBEdit — DAS Themas was die Gemüter an der neuen BBEdit-Version derzeit erhitzt, ist das modifizierte BBEdit-Icon, welches in der Version Acht in einer Comic-Sans-Schrift kommt, statt wie bisher in einer fetten Antiqua.
Hicks neues BBEdit-Icon
Ich habe gestern die gesamte Liste an Neuerungen und Änderungen in den
Release Notes abgeklappert. Es gibt noch eine interessante Neuerung die kaum erwähnt wird: Der
#script#
-Bezeichner für „Glossary“-Einträge kann nun nicht nur AppleScripts sondern auch UNIX-Scripts ausführen, namentlich shell, Python und Perl-Scripts.
Ich bin möglicherweise auch auf den ersten Bug gestossen. Ich habe für das Editieren von HTML und CSS etliche Glossary-Einträge mit Keyboard-Shortcuts versehen. Nach dem gestrigen Kopieren der alten BBEdit-Glossary-Einträge in das neue BBEdit-8-Application-Support-Verzeichnis, habe ich auch die entsprechenden Shortcuts neu eingestellt.
Nach dem Öffnen der Demo-Version heute morgen funktionierten die Shortcuts nicht, da sie teilweise von den Default-Einstellungen überlagert waren. Beispiel: ein Glossary-Eintrag für einen DIV-Container hat von mir APFEL+D als Shortcut bekommen, im Gegenzug löscht BBEdit beim Menübefehl „Open File by Name“ den Default-Shortcut APFEL+D.
Heute morgen, beim Starten von BBEdit waren sowohl der Glossary-Eintrag als auch der Menü-Befehl mit APFEL+D versehen und da der Menü-Befehl höhere Priorität hat...
Weitere bislang gemeldete Bugs: der Syntax-Checker scheint sich öfters als nötig an doppelten NAME
bzw. ID
-Attributen zu stören.
Eine weitere schlechte Nachricht: auf Nachfrage in der Mailingliste erklärte Bare Bones, dass es fortan kein gedrucktes Handbuch geben würde. Man sei am überlegen ob man evtl. ein Print-on-Demand-Unternehmen damit beauftragen würde.
Dazu muss man wissen, dass BBEdit voller Tastenkombinationen, Abkürzungen, Verhaltensunterschiede be gedrückten ALT bzw. SHIFT-Tasten steckt, das jedem BBEdit-User empfohlen werden muss, bei jedem Upgrade sich das Handbuch komplett durchzulesen um die Software wirklich ausnutzen zu können. Jetzt hat man es mit einem suboptimalen PDF-File zu tun...