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WebDev: „Promiscuous Cookies and Their Impending Death via the SameSite Policy“ Troy Hunt, 3.1.2020.
Der Blogeintrag verdeutlicht vor allem die Komplexität des Themas „Drittpartei-Cookies“, die mit den anstehenden Umstellungen in Chrome eskalieren werden.
Ich gebe zu, dass ich nicht viel mehr verstanden habe, als ab Februar das Gehör für etwaige Kundenprobleme mit Tracking und anderen Cookies-Nutzungsformen zu sensibilisieren. Der Text von Hunt legt nahe, dass man selber mal einen Tag zum Austesten der unterschiedlichen Szenarien auf einer eigenen Website nutzen sollte.
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WebDev: „Effective Mental Models for Code and Systems“, Cindy Sridharan, 30.12.2018
Sridharan geht einen anderer Weg für eine Art „Clean Code“. Ihr geht es um die Bekämpfung des Erzfeindes von fehlerfreien Code: die Komplexität des Codes.
Halte deinen Code lesbar und erleichtere dadurch anderen Codern den Einstieg ins Projekt, damit diese ihr mentales Modell der Problemlösung, auf jenen, bereits vorhandenen Code anwenden können.
Lesbarer Code ist einfach zu Debuggen. Einfach zu debuggender Code ist einfach zu Testen. Einfach zu testender Code ist einfach zu Erweitern. Einfach zu erweiternder Code ist einfach zu unterhalten.
Sridharan bricht mit dem Uncle Bob‘schen Dogma des Clean Codes, wo es das Paradigma des „sich selbst dokumentierenden Code“ geht, weil es mentale Modelle (das „Warum“) nicht abbildet. Da bin ich bei ihr. Den Weg über Kommentare halte ich aber für unbrauchbar, weil Kommentare schnell veralten, wenn sich der Code verändert.
Passender finde ich die Vorgehensweise, die ich im Oktober entdeckte: extensives Beschreiben in den Commit-Messages, was wiederum im Coding-Werkzeug der Wahl, über die Annotations einsehbar ist und aufgrund des Commits auch fest in einer Timeline und mit einer konkreten Umsetzung verankert ist.
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Science/UI: Navy-Schiff-Kollision durch schlechte UI, Twitter-Thread von ProPublica, 28.12.2019
Anhand zahlreicher Grafiken zeichnet ProPublica nach, wie es 2017 zu einer Schiffskollision kam, bei der zehn Seemänner ums Leben kamen: eine schlechte, missverständliche Benutzeroberfläche der Steuerung, führte dazu, dass keiner mehr wusste, welche der Stationen nun eigentlich Kontrolle über das Ruder hatte.
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Science: „Finding new physics will require a new particle collider“, Economist ($?), 2.1.2020
Artikel über die Ratlosigkeit der Wissenschaftler, in welche Richtung die Elementarteilchen-Forschung gehen soll. Man hoffte nach dem Higgs boson mit dem Genfer Teilchenbeschleuniger LHC weitere fehlende Puzzleteile zu finden. Stattdessen herrscht seit 2012 Stagnation. Damit sind die fehlende Erklärungen für Gravität, Dark Matter, Dark Energy und den geringen Anteil an Anti-Materie inzwischen zu Problemen der etablierten Elementarteilchen-Modelle geworden.
Man weiß noch nicht einmal, ob das Higgs boson selber ein Elementarteilchen ist oder sich weiter zerlegen kann oder ob das Higgs boson wirklich das vorausberechnete Higgs boson ist oder nur einfach etwas anderes, was nur zufällig die gleiche Masse hat.
Das ist auch ein finanzielles Problem, weil langsam milliardenschwere Planungen für die nächste Generation der Teilchenbeschleuniger starten muss, aber „die Wissenschaft“ sich nicht auf den nächsten Typen einigen kann.
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Science: „A Burning Nation, Led By Cowards“, Angus Hervey, 10.1.2020
Ein wütendes Pamphlet des australischen Wissenschaft-Journalisten Harvey („Future Crunch“) über die Brände in Australien und der konservativen Regierung um Scott Morrison. Es macht den Disconnect der Klimakatastrophen-Leugner deutlich.
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Städtebau: „Woven City, Toyota’s Prototype City of the Future“, Kottke, 9.1.2020
Toyota hat auf der CES die Vision einer Stadt der Zukunft vorgestellt. Diese Form der Idealisierung lässt mich immer glauben, dass die Planer nicht ernsthaft über „Stadt“ nachdenken, sondern nur ein riesiges Sim City spielen.
Keiner hat es eilig. Es gibt keine Dienstleister, nur irgendwelche Roboter. Der enorme Flächenbedarf für die drei unterschiedlichen Verkehrsmodi: kein Problem. Lufttaxis und Kurier-Drohnen fliegen mit zirka zehn Km/h durch die Lüfte. Keine Papierkörbe, keine kackenden Hunde. ÖPNV findet in Form von autonomen Autos und Bussen statt – was nicht viel mit den realen Problemen einer Metropole zu tun hat. Stadtentwicklung wird zu einem rein technologischen Problemen und soziologische Probleme klein gehalten – weswegen die Entwicklung auf der grünen Wiese bevorzugt wird, statt sich an real existierenden Städten zu versuchen.
Es wirkt wie eine Ansammlung von Bullshit-Bingo, wie schon Googles Waterfront-Projekt in Toronto.
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Kultur: „Asimov‘s Empire, Asimov‘s Wall“, Alec Nevala-Lee, 7.1.2020
Und wenn du glaubst, du hättest im Rahmen von #MeToo schon alle Verhaltensstörungen überwiegend männlicher Provenienz, kennengelernt, kommt ein Artikel über Isaac Asimov, der dich in den Browsern brechen lässt. Jener Asimov, der (so meine Erinnerung) komplett keimfreie Bücher schrieb, legte über Jahrzehnten gegenüber Frauen ein Verhalten an den Tag, bei dem man(n) sich fragt, warum er mit so eine Nummer in den 50ern durchgekommen ist und warum erst jetzt darüber geschrieben wird.
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Business: „10/01/20: Finleap Connect, Finanz Informatik, XPay, FI-TS, Maple Bank“, Finanz-Szene.de, 10.1.2020
Anlässlich eines kleinen Reigen von IT-Pannen der „Finanz Informatik“ (FI-TS), dem IT-Dienstleister der den Sparkassen nahe steht, schreibt Finanz-Szene: „[Die FI-TS-Kunden sind…] eben doch nicht so eng verbandelt, als dass man sich im Zweifel nicht auch mal nach einem anderen (zumal preiswerteren?) Dienstleister umsehen könnte. Die Wut auf die FI-TS jedenfalls ist groß dieser Tage. Und die Kunden geben sich – was ein Alarmsignal ist – keinerlei Mühe, diese Wut zu verbergen.“
Ohne die Expertise des Branchendienstes anzweifeln zu wollen, aber in meinen Ohren hört sich das nach einem Unterschätzen der Aufwände für eine Migration des Bankensystems an. Z.B. im Falle der Hamburger Sparkasse, die 2019 von einer Eigenentwicklung auf die FI-TS gewechselt ist. Was war dass da noch gleich? Drei Jahre Planung mit zwei Jahren Umsetzung für die Migration, Kosten in dreistelliger Millionenhöhe?
Wie es halt so bei alten Software-Systemen ist: du schleppst Daten etlicher Jahrzehnte mit dir mit und im Laufe der Zeit geht dir mit jedem verrenteten Mitarbeiter, das Know How flöten.
Know-How-Management ist eines der grundsätzlichen Probleme unserer Gesellschaft. Keiner dokumentiert gerne. Keiner dokumentiert vollständig. Keiner liest gerne Dokumentation. Keiner geht weitere Wege, wenn er nicht auf Anhieb in der Dokumentation fündig wird.