dogfood

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Film: „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“

Filmplakat

Gleich eingangs eine semantische Bemerkung zu diesem 2017er-Science Fiction-Film von Luc Besson: obwohl die Comic-VorlageValerien und Veronique“ (bzw „Valerian and Laureline“) heißt, steht im Filmtitel, egal ob im englischen Original, der französischen oder deutschen Version nur der männliche Held im Titel. WTF?

Der französische Regisseur Luc Besson hat sich an der filmischen Umsetzung der zwischen 1967 und 2010 erschienenen französischen Comic-Serie versucht und dabei ist ein typischer Besson-Film herausgekommen: optisch interessant, aber ansonsten… („La femme Nikita“ und „Léon, the Professional“ nehme ich hierbei ausdrücklich aus).

Valerian und Veronique sind Raum-/Zeit-Agenten der „United Human Federation“. Sie werden beauftragt auf einem Schwarzmarkt-Planeten das letzte noch lebende Exemplar eines „Transmutators“ zu holen. Nach diesem Auftrag kehren sie zur Raumstation Alpha zurück. Alpha ist im Laufe von mehreren hundert Jahren die größte Raumstation des Universums geworden, mit einer Ansammlung von tausende von unterschiedlichen Völkern, die mit ihren Bauten an die Raumstation andockten.

Bei ihrer Rückkehr erfahren Valerian und Veronique, dass es inzwischen im Kern der Raumstation eine „Rote Zone“ mit Radioaktivität und tödlicher Atmosphäre gibt, die sich ausbreitet. Sensoren sind nicht in der Lage zu erkennen, was in dieser Zone vor sich geht und alles was an Spähtrupps ausgeschickt worden ist, ist nicht wieder zurückgekehrt.

Wegen dieser „Roten Zone“ kommt es auf Alpha zu einer Sondersitzung des Sicherheitsrats. Diese wird von unbekannten Wesen gestürmt und ein Fünf-Sterne-General entführt. Bei einer wilden Verfolgungsjagd zerschellt Valerian in der „Roten Zone“. Veronique macht sich auf, Valerian aus der „Roten Zone“ zu bergen…

Zwei deutsche Cover der „Valerian & Veronique“-Comic-Serie
Die beiden Bände auf die sich der Film bezieht

Auch wenn der Filmtitel den zweiten Band von 1971 „Im Reich der tausend Planeten“ referenziert, basiert der Plot auf den 6ten Band von 1975 „Botschafter des Schatten“.

Dreizehn weitere Cover der „Valerian & Veronique“-Comic-Serie
Ausschnitt aus einer Doppelseite
Ausschnitt aus dem Band „Botschafter des Schatten

Und so ein bisschen ist dies Sinnbild für das Problem der Umsetzung einer Comic-Serie, die sich von 1967 bis 2010, also 43 Jahre, erstreckt und so fest an Autor Pierre Christin und Zeichner Jean-Claude Mézières gebunden ist. wie „Valerien und Veronique“: was bildest du eigentlich ab?

Die Stories, die Charaktere, die Zeichnungen und damit die Tonalität haben sich insbesondere Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre massiv geändert. Während die ersten Bände noch Abenteuer-Comics waren, rückten just ab dem 6ten/7ten Band zunehmend gesellschaftliche Themen in den Mittelpunkt und wurde die Comic-Serie „erwachsen“.

Die Comic-Serie wird vom Film in ihrer Tonalität überhaupt nicht getroffen. Besson schien dies komplett egal zu sein. Hauptsache Content für die Etablierung einer neuen Popkorn-Kino-Franchise.

Daraus ist nichts geworden. Der Film ist böse an den Kassen gefloppt. Geplante Fortsetzungen sind eingestampft worden.

Woran es nicht gelegen hat, ist die Optik. Das Bestiarium ist wirklich hervorragend aus dem Comic adaptiert. Man bekommt eine sehr „freshe“, weil ungewohnte Optik, die deutlich abseits der normalen US-Science-Fiction inspiriert ist.

Der Plot ist dagegen schon deutlich meh. Der Plot wirkt nicht kohärent und dreht einige Extraschleifen um den Film zu strecken (was soll bitte die ganze Episode rund um Rihanna/Bubble?).

Durch die Plotlöcher kannst du ganze Viehherden treiben. Die Schauspieler lassen einen kalt und die Charaktere sind vorhersehbare Genre-Abziehbilder. Eine Adaption der Comic-Serie wäre schon aufgrund der Entwicklung der Charaktere über die 43 Jahre hinweg, deutlich besser in einer Serien-Produktion statt eines/mehrerer Event-Filme aufgehoben gewesen.

Meine Wertung: 2 von 5 Sternen und dies auch nur aufgrund des Designs im Film.

Film: „The Inside Men“

Filmplakat „Inside Men“

„Inside Men“ ist ein südkoreanischer Polit-/Rachethriller von 2015 – derzeit bei Amazon Prime Video.

Im Mittelpunkt stehen An Sang-Goo, ein kleiner Gangster der Handlager-Jobs für Politiker durchführt, Woo Jang-Hoon, ein ebenso idealistischer Staatsanwalt und Lee Gang-Hee, einst ein Kämpfer der Demokratiebewegung und inzwischen Chefredakteur einer einflußreichen Zeitung.

Der Gangster An wird dabei erwischt, wie er dem Chefredakteur Lee eine Kopie einer Liste über Schmiergeldzahlungen des Konzerns Mirae Motors an den Präsidentschaftskandiaten Jang Pil-woo anvertraut. Kurze Zeit später wird An wird von Leuten Mirae Motors entführt. Als Warnung vor einer Veröffentlichung der Liste, sägen diese Ans rechte Hand ab.

Auch der Staatsanwalt Woo ist an dem Schwarzgeldkonto von Mirae Motors dran. Während eines Verhörs stürzt sich aber der Chefbuchhalter des Konzerns aus dem Hochhaus stürzt und Woo steht vor den Scherben seiner Untersuchung. Als Mann aus der Provinz und ohne Seilschaft, wird er innerhalb der Staatsanwaltschaft kalt gestellt. Woo ermittelt aber weiter.

Dabei taucht auf seinem Radar der Gangster An auf. Knapp zwei Jahre nach dem Verlust seiner Hand arbeitet er zum Schein als Toilettenmann in einer Disko. Unter diesem Deckmantel versucht er Beweismaterial gegen den Präsidentschaftskandidaten und Mirae Motors zu produzieren, in dem er Leute anheuert, um sie dort einzuschleusen.

Das zweite Drittel des Films schildert, wie Staatsanwalt Woo und Gangster An sich langsam näher kommen, weil sie erkennen, dass sie trotz ihrer gegensätzlichen Motivationen (Ideale vs Rache) letztendlich das gleiche Ziel haben und der eine nicht ohne den anderen auskommt.

Im letzten Filmdrittel versuchen sie den Korruptionsskandal an die Öffentlichkeit zu bringen. Der Plot vollführt dabei mehrere Wendungen, die die Protagonisten immer wieder in ein anderes Licht rücken.

Es ist ein sehr unterhaltsamer Thriller, der sowohl stark in der Charakterzeichnung als auch im Plot ist und bis kurz vor Ende mehrere Auflösungen offen lässt. Schnell war ich auch von den schauspielerischen Leistungen gefangen genommen.

Meine Wertung: 4 von 5 Sternen.

Comic: „Absalom“

Cover des ersten Bandes
Cover „Absalom #1: Ghosts of London“

„Absalom“ ist ein Spin-Off, das Autor Gordon Rennie im britischen Magazin „2000 AD“ in jeweils 10-Seiten-Episoden veröffentlichte. Namensgeber ist Harry Absalom, einer alternder, vulgärer, abgefuckter, an Krebs erkrankter britischer Bulle mit Schnauzbart. Er steht einer Spezialeinheit vor, die „The Accord“ überwacht. Dabei handelt es sich um ein Abkommen, das im 16ten Jahrhundert zwischen dem englischen Thron und der Hölle abgeschlossen wurde und Dämonen erlaubt, in englische Adelsfamilien einzuheiraten und Kinder zu zeugen, während die Hölle ihre schützende Hand über England hielt und u.a. eine Invasion Englands durch Spanien verhinderte.

In diesem Setting ist der große Storybogen, der Versuch von Absalom seine beiden Enkelkinder zu befreien, die in einem Kinderheim von Dämonen gefangen gehalten werden. Der Plot angereichert durch zahlreiche Intrigen, die der Story und ihren Akteuren immer wieder neue Motive geben.

Das klingt nach einem interessanten Setting – eine Mischung aus 80er-Jahre-Cop-Streifen, Steampunk und Lovecraft. Aber die Action führt zu einer Kleinteiligkeit, zu eine Art „Fog of War“, bei der vor lauter Prügelei und Feuerwerk, die größeren Storybögen nicht mehr nachvollziehbar werden. Das Potential des Settings ist verschenkt.

Und Feuerwerk gibt es nicht zu wenig, dank Zeichner Tiernen Trevallion. Fun Fact: Trevallion wurde inzwischen angeheuert um Spin-Offs von Mike Mignolas Hellboy zu zeichnen. Das passt wie Faust aufs Auge. Das Setting ist nicht unähnlich und Trevallions groteske Figuren und sein Umgang mit schwarzen Flächen und Linien ist nicht weit von Mignolas Arbeit weg. Ich habe mich an einige von Trevallions Charaktere nicht satt sehen können. Seine Zeichnungen sind der Magnet von „Absalom“. Die grimassierenden Dämonen und Menschen verfolgen einem noch eine Zeit lang, nicht unähnlich den Figuren von Ted McKeever, Guido Sieber oder Nicolas de Crécy.

Dem von Rennie aufgezogene Setup kann man zugute halten, das es ein Katalysator für die exzessiven und expressiven Zeichnungen von Trevallion ist. Aber für 300 Seiten ist das eigentlich ein Standbein zu wenig.

3 von 5 Sternen.

Was war. Zweite September-Woche

Urlaub. Also so ein bisschen. Seit Mittwoch und bis zu meiner OP am Montag. Danach zwei Wochen Rekonvaleszenz.

Die Vorbereitungen zur OP haben bereits begonnen: was brauche ich noch als Lebensmittel, bzw. was muss alles bis Montag weg. Bei der Apotheke einhundert Euro für Medikamente gelassen und knapp eine halbe Stunde lang Beipackzettel gelesen und ein Timing für die Einnahme der fünf Medikamente erstellt – manche wollen eine halbe Stunde vor Mahlzeiten, manche zu Mahlzeiten, manche auf leeren Magen, und andere eine Stunde nach Mahlzeiten eingenommen werden.

Am Montagnachmittag werde ich aus der Narkose aufwachen und wieder nach Hause geschickt. Nach meiner Erfahrung von der artverwandten OP im Mai, werde ich dann 3-4 Tage lang vor mich hindröhnen und nur konsumieren können. Alle halbe Stunde aufwachen, um nach einer Viertelstunde wieder einzuknacken, während im Körper eine Melange aus Antibiose, Probiotika und Ibuprofen ihr Werk verrichten.

Things I worked on.

Beim Projekt „B“ bin ich am Dienstag mit leeren Akku aus dem Sprint und in den Urlaub getorkelt. Die Auszeit war dringend nötig.

Mich beschäftigt noch immer, wie man bessere Absprachen (im Sinne von „Spezifikation“) zwischen Design, UX und Entwicklung hinbekommt. Ja, ja, ich weiß. Agile Entwicklung und so… Dafür musst du die Zeit haben. Die ist beim Projekt „B“ bis zur Deadline nicht gegeben. Es ist nur das Arbeiten nach Specs möglich. Der Entwickler hat nur einen Schuss und der muss sitzen.

Die Kernfrage: wie kriegt man die Gaps zwischen Grafikdateien und schriftlichen Specs geschlossen, wenn es um Interaktionen und Edge Cases geht. Ich dachte, ich wäre gut darin, dies alles einzufangen. Ich wurde aber nun eines Besseren belehrt.

Things I did.

Am ersten & zweiten Tag meines Urlaubs habe ich endlich, nach fast einem Jahr, die Sichtschutzwände an der Terrasse aufgebaut. Nach dem ersten Tag standen die Sichtschutzwände zumindest prophylaktisch. Kurz vor Ladenschluss habe ich noch bessere Winkel zur Verschraubung gekauft und am zweiten Tag die Winkel ausgetauscht.

Ich bin Zeit meines Lebens ein Einzelgänger gewesen. Ich habe keine Eltern mehr. Meine nächste Verwandtschaft wohnt 1.000km entfernt. Ich führe seit Jahrzehnten mein Leben so, als wäre ich auf mich alleine gestellt. Wenn ich so etwas wie Sichtschutzwände aufstelle, dann stelle ich sie alleine auf. So bin ich gepolt.

Deswegen gibt es bei sowas kein „ich mache das mal schnell“. Ich muss mir stattdessen einen Kopf machen, wie ich 1,8m x 1,8m große Holzwände aufgestellt und fixiert bekomme, so dass ich sie verschrauben kann, während die 2,6m hohen Holzpfähle locker in den Einschlaghülsen stecken. Und das Ganze auch noch als handwerklicher Vollhonk.

Das ist zwar alles furchtbar umständlich, aber gestern war ich dann recht happy, es alleine geschafft zu haben.

Things I read.

Cover des ersten Tradepaperbacks von „Asalom“

Absalom ist eine Serie die im britischen Comic-Magazin „2000 AD“ zwischen 2011 und 2019 erschienen ist und in drei Trade Paperbacks zusammengefasst wurde.

Die Serie ist eine merkwürdige Mischung aus 80er-Jahre-London-Cop-Serie, Lovecraft und Steampunk. Die Story von Gordon Rennie hat mich nicht überzeugt, aber das Ambiente von Rennie und die Zeichnungen von Tiernen Tervallion ließen mich „trotzdem“ die knapp 300 Seiten dran bleiben.

Things I listened to.

Nach dem ich dieses Jahr meine Podcast-Liste entschlackt habe, kommt inzwischen der eine oder andere Neuzugang wieder rein. So auch Der Politikpodcast des Hauptstadtstudios des Deutschlandfunks – irgendwo auf Twitter empfohlen.

Der Podcast erscheint einmal die Woche und beschäftigt sich knapp 30 Minuten mit einem Schwerpunktthema. Am physikalischen und virtuellen Tisch sitzen drei DLF-Redakteur|innen. Dem Format gelingt die heikle Balance einerseits informativ zu sein, andererseits formloser als alle anderen Politikformate des Deutschlandfunks zu sein.

Die Kolleg|innen werden gedutzt und die Sendung hat kein festes Format außer der Gesprächsführung des „Leads“. Was schnell in eine belanglose Plauderei abgleiten könnte, war bislang gehaltvoll – getrieben durch eine hörbare Lust sich und seine/ihre Kompetenz einbringen zu können ohne in ein 3:30-Korsett gezwängt zu werden.

Okay, ich bin bislang nur zwei Folgen dabei. Aber es macht zumindest einen guten Eindruck.

Things I played.

Cities: Skylines weiterhin in Full Force. Ich habe am Mittwoch abends knapp fünf Stunden bis zwei Uhr morgens gespielt.

Ich vertiefe mich zum einen in die faszinierende Welt der Mods. Zum anderen Spiele ich gerade ein Szenario, in der ich binnen 750 Wochen für 1 Million Fahrgäste im ÖPNV sorgen soll

Things I watched.

Die College Football-Saison hat begonnen. Die Berichterstattung bei ESPN wird immer anstrengender. Inzwischen ist alles nur noch eine Jubelarie und das Hochjazzen einiger Spieler, ohne dass da noch ein Hauch von journalistischer Einordnung dahinter steckt.

Einordnung scheint inzwischen bei ESPN nur noch eine Sache der auf Krawall gebürsteten „Opinion-Shows“ zu sein. Ich fühle mich nicht nur im Stich gelassen. Das Vertrauen in die journalistische Kompetenz der Kommentatoren und Analysten geht flöten – selbst bei den großen Namen, denen man bislang vertraute.

Das ist leider nicht nur ein US-Phänomen. Magenta Sport hat in seiner Drittliga-Berichterstattung bereits mehrere Jubel-Beiträge zu Viktoria Berlin gezeigt. Statt eines investorengetriebenen Fußballprojekts ist es der kleine kuschelige David, der zur dritten Berliner Fußballkraft geworden ist. Thomas Wagner bettet sein Interview-Format in eine derartigen Schleimspur ein, dass sein Interviewgast danach unter die Dusche muss.

Was war. Anfang September.

Quasi nichts Neues im Haus. Meine Themen sind die gleichen Themen der letzten Monate geblieben – etwas was mir auch zu schaffen macht. Das Gefühl, dass sich das Leben auf zwei, drei Themen verengt hat.

Things I worked on.

Selbst wenn die Stundenzahlen auf dem Zettel nicht mehr extrem sind, bleiben die beiden großen beruflichen Projekte anstrengend. Permanenter Kontextwechsel. Bei jeder Diskussion musst du hellwach sein und alles Gesagte auf Implikationen abklopfen und gegebenenfalls gegenlenken.

Bei Projekt „B“ verändert sich der Aggregatzustand. Die Deadline ist inzwischen fix und kann nicht mehr geschoben werden. Um das Bewusstsein im Projekt für den nahenden Codefreeze im Januar zu schärfen, haben meine Kollegin und ich mit dem Herunterzählen der verbleibenden Sprints angefangen. „Nur noch fünf Sprints“ hat im Spätsommer eine andere Gravitas als „Ende Januar“.

Meinen Akku lasse ich zwar nicht mehr ins Tiefrote laufen. Aber trotzdem fühlt es sich jeden Montag so an, als würde ich auf einen niedrigeren Stand anfangen, als in der Vorwoche.

Eigentlich sollte die kommende Woche meine letzte Arbeitswoche vor der OP werden. Sie wird nun sogar meine letzte halbe Arbeitswoche vor der OP werden. Nach dem Sprintwechsel am Dienstag bin ich erst mal für zweieinhalb Wochen raus.

Things I did.

In den letzten zehn Tagen bin ich zweimal meine Süderelbe-Schleife gefahren – 74km vom Norden Hamburgs über den „zweiten Grünen Ring“ nach Teufelsbrück runter, mit der Fähre nach Finkenwerder, durch die Obstfelder des Alten Landes runter nach Neuwiedental, quer durch den Harburger Hafen, hoch über die fast straighte Veloroute in Wilhelmsburg und Veddel, Innenstadt, Eimsbush, Lokstedt und Niendorf wieder hoch (der Weg über Teufelsbrück/Finkenwerder ist teils durch den Umstand bedingt, dass die Kattwyckbrücke bis Ende November geschlossen ist und damit der Freihafen nur noch in Harburg gequert werden kann).

Beide Male unter der Woche Nachmittags, um für vier bis fünf Stunden die Birne frei zu bekommen.


Die Vorbereitungen für die OP sind gestartet. In der Apotheke für hundert Euro erst mal die Medikamenten-Liste des Docs gekauft. Im Supermarkt verstärkt wieder weiche Kost gekauft. Anders als bei der ersten OP Mitte Mai, werde ich diesmal komplett auf Babynahrung verzichten und stärker auf püriertes Gemüse bzw. Obst setzen.

Die große Unbekannte werden für mich die ersten zwei, drei Tage nach der OP sein. Anders als im Mai, werde ich nach der immerhin gut zweistündigen OP (inkl. Vollnarkose) gleich nach Hause geschickt. Bedeutet also, dass Schmerzmittel und Antibiose ausschließlich über Tabletten und nicht intravenös ablaufen werden.

Reading List

  • All-Star Superman: The Man Of Action von Ritesh Babu, Comic Book Herald – Das soll wohl eine Rezension sein, ist aber faktisch ein wunderschönes Essay, wie jemand aus dem eigentlich langweiligsten Superheld des Universums, dank der Feder von Grant Morrison, für sich selbst Kraft schöpft.

Things I read.

  • „And Shall Machines Surrender“ von Benjanun Sriduangkaew – ich schwärmte schon letztens vom Buch. Inzwischen habe ich eine Rezension geschrieben.

Things I watched.

Dame, König, As, Spion – Der 2011er-Kinofilm des John Le Carée-Buchs. Ich hatte die namhafte Besetzung des Films gesehen aber mir dabei nichts gedacht. 127 Minuten später lief der Abspann und habe meine Kinnlade nicht mehr zugeklappt bekommen.

Wow, wow, wow. Wie Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, Mark Strong und Benedict Cumberbatch ihren Figuren Leben gaben, hat mich eiskalt erwischt.

Things I played.

An diesem Wochenende den Akku mit stundenlangem Spielen von Cities: Skylines aufgeladen.

Nach dem ich das Spiel nun schon halbes oder ein ganzes Jahr nicht mehr gespielt habe, hat mich die durch die DLC gestiegene Komplexität überrascht, Stichwort Produktionsbäume durch das Industrie-DLC.

Becky Chambers: „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“

Cover des Buches

Die „Wayfarer“ bohrt Wurmlöcher und damit Verbindungswege durch den Weltraum. Der Mars-Mensch Rosemary heuert zu ihrem ersten Weltraum-Job bei der Wayfarer an. Kurz darauf bekommt die Wayfarer ihren bislang lukrativsten Auftrag, als sie Verbindungswege zu einem bislang verfeindeten Reich bohren soll.

Klingt spannend, doch nach knapp 40% ist das Buch immer noch nicht in die Puschen gekommen. Stattdessen hüpft das Buch von Planet zu Planet und stattet Freunden und Bekannten Besuch ab. Wir lernen die Crew ausgiebigst kennen – es wirkt wie ein lang ausgewalzte Beschreibung von Charakteren für einen launigen Rollenspielabend.

Liest man Rezensionen zu diesem Buch durch, wird der Humanismus(sic!), Multikulti und optimistische Grundton gelobt.

Ich hab hingegen nach jenen 40% aufgegeben. Ein Plot ist bislang nicht zu entdecken. Die Charaktere aus den verschiedenen Rassen, haben einige gute Ideen, die aber nicht oder nur plump zur Anwendung kommen. Die Charaktere tragen bislang nichts zur Handlung bei, was das Buch beliebig und belanglos macht.

Aber vielleicht ist es auch nur meine falsche Erwartungshaltung gewesen, die nach den positiven Kritiken einen Plot mit Gravität und gesellschaftlicher Relevanz erwartet hatte, aber stattdessen nur die Weltraumentsprechung eines Road Movies bekam.

Ein weiteres Problem habe ich mit der deutschen Übersetzung. Ich weiß nicht, ob ich der Übersetzerin Karin Will einen Vorwurf mache oder ob es einfach ein grundsätzliches Problem ist, diesen extrem kumpelhaften Ton der Crew ins Deutsche zu übersetzen. Die Dialoge lesen jedenfalls infantil und befördern das Fremdschämen.

Nach meinem erfrischenden Intermezzo mit „And Shall Machines Surrender“, machte auch das Durchlesen der Kurzfassung im Internet keinerlei Bock, das Buch noch mal anzufassen. Damit: DNF.

Im Buch stecken einige Charakterideen, aber zumindest in der ersten Hälfte kein Plot, der diese Charaktere agieren lässt. Dem Buch fehlt bis hierhin die raison d‘être und damit ist für mich das Ende erreicht.

1 von 5 Sternen

Benjanun Sriduangkaew: „And Shall Machines Surrender“

Cover der Novella

Dieses Buch hat mir mehr Spaß gemacht, als es vermutlich angesichts der Schwächen machen sollte. Aber ich wurde in eine neue Welt hineingezogen und im Kopf sind immer wieder Bilder entstanden. Ich spüre eine Lust die Bilder zu zeichnen. Das ist mir schon länger nicht mehr mit einem Buch passiert.

And Shall Machines Surrender“ ist ein Science Fiction-Roman, irgendwo in der Zukunft und irgendwo im Universum und irgendwo in der Menschheit. Die Novelle spielt auf einer Raumstation (nein, stimmt nicht, eigentlich eine „Dyson-Sphäre“) namens Shenzen.

Mit Ankunft der Protagonistin Orfea, einer desertierten Spionin, die sich hier niederlassen will, werden wir langsam in eine Welt eingeführt, in der sich verschiedene AIs zum sogenannten „Mandat“ niedergelassen haben und in Koexistenz mit Menschen zusammenleben.

Die Menschen verehren die AIs wie Götter und streben danach von den AIs als „Haruspex“ auserkoren zu werden. Haruspex gehen über einen längeren Zeitraum eine immer symbiotischere Beziehungen mit einer AI ein, ersetzen Körperteile durch Implantate und leben letztendlich mit zwei Persönlichkeiten.

Im Rahmen des Verfahrens zu ihrer Aufenthaltserlaubnis fängt Orfea an, in einem Krankenhaus zu arbeiten. Sie ist überrascht, als sie am ersten Tag ihre letzte Patientin empfängt: Krissana, ihre einstige Vorgesetzte und Liebhaberin – und Haruspex-Anwärterin.

Das Setup setzt sich in Bewegung, als eine Serie von Haruspex-Anwärter|innen Selbstmord begehen. Plötzlich taucht auch Seung Ngo auf, die einst Pflegemutter der Waise Orfeo war und sich nun als eine der AIs des Mandats entpuppt. Seung Ngo bittet Orfea und Krissana die Gründe der Selbstmord-Serie zu ermitteln.

Im Laufe der Novelle werden Orfea und Krissana mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und geraten in einen Machtkampf und Selbstfindungsprozess der AIs.


Es ist der erste Band einer kleinen Serie von Novellen, die im gleichen Umfeld angesiedelt sind: „The Machine Mandate“.


Offiziell stammt die Novelle von der thailändischen Autorin Benjanun Sriduangkaew. Sie ist als Person nicht unumstritten, da sie eine Vergangenheit als Internet-Troll in Foren und Blogs besitzt, inkl. Gewaltandrohungen u.ä..

Es ist unklar, ob Benjanun Sriduangkaew wirklich die Person ist, die sie vorgibt. Es gibt Gerüchte, dass die Radikalität ihrer feministischen, antiamerikanischen und LBGT-Positionen nur aufgesetzt ist und die in Wirklichkeit eine weiße Upper-Class-Hausfrau von der US-Westküste wäre.


Das World-Building im Buch ist sensationell. Nicht zu viel und nicht zu wenig, aber ungewöhnlich und interessant.

Weitaus größere Probleme habe ich mit den Charakteren. Haben die Charaktere in der Novelle alle einen interessanten Startpunkt, so verlieren sie zunehmend an Profil und werden austauschbar – sowohl in Handlung als auch Sprache. Auch die Motivation der Protagonisten wird eine zunehmend wackeligere Brücke.

Ist es die Unerfahrenheit der Autorin? Es fällt auf, dass die Novelle anfangs rund um Orfea verankert wurde, die aber im Laufe der Seiten immer mehr an Bedeutung verliert, während Krissana zur zentralen Figur wird. Das fühlt sich nicht passend zur Exposition an.

Die Novelle geht recht offensiv mit geschlechterneutraler Sprache um. Die massive Verwendung von Pronomen wie „xe“, „xem“ oder „they“ war für mich gewöhnungsbedürftig. Als nicht-super-duper-Englisch-Leser irritierte mich vor allem die Verwendung von „they“. Sind damit mehrere Personen gemeint? Oder geschlechtsneutral nur eine Person? Oder ist es eine Anspielung auf die beiden Persönlichkeiten, die in eine|r Haruspex stecken?

Apropos offensiv: Orfea und Krissana sind zumindest lesbisch und haben ausführlich beschriebenen Sex, der in Maßen auch in Richtung BDSM geht. Ich fand es interessant, einen ersten Einblick in die Denke hinter BDSM zu bekommen. Einen Einblick der eine etwas größere Fallhöhe hat, als das was sonst zum Thema in elektronischen Medien serviert wird.

Bei allen Schwächen und Diskutablen, bleibt am Ende eine Novelle mit einem ungewöhnlichen Setting, die mir Spaß gemacht hat, die originell war und die mich beschäftigt hat.

4 von 5 Sternen.

Was war. Erste August-Hälfte

Im Fokus dieses Wochenende steht das Aufladen des Akkus. Denn der ist nach zwei anstrengenden Wochen mal wieder leer. Die Arbeit…

Es sind mal wieder zwei Wochen gewesen, in denen die Arbeit eskalierte und am Ende kriegst du den Finger nicht drauf, wo es eskalierte, wie du hättest gegensteuern können und was du tun kannst, um das nächste Mal nicht reinzurennen.

Ich habe einige Puzzleteile vor mir. Aber ich kriege sie nicht zusammengesteckt. Sie laufen letztendlich auf „äußere Umstände“ hinaus und das ist mir zu einfach. Ich kann nur etwas akzeptieren, bei dem ich aktiver Part bin. Alles andere wirkt wie eine lame Entschuldigung.

An diesem Wochenende wird also der Akku aufgeladen. Sport gucken. Bisschen Garten. Bisschen Lesen. Bisschen Haushalt. Und morgen sich wieder in den Mahlstrom schmeißen.

Things I worked on.

Im Job geht es unverändert um die beiden Großprojekte. Ein Grund für den leeren Akku, ist das ganze Drumherum. Gemäß meinem Time Tracking, verbringe ich nur 50% meiner Zeit mit Coding und den Rest mit Kommunikation, Ticketpflege, Specs und Code-Reviews. Verschiedene Projekte, verschiedene Aufgaben, verschiedene Komponenten. Umsetzungen für diesen Sprint, Spezifizierungen für den nächsten Sprint, Planungen für die weiteren Sprints. Der stete Kontextwechsel macht mürbe. Es kommt nicht von ungefähr, dass ich vorzugsweise nach 16 Uhr oder am Wochenende code, weil dies die einzige Zeit ist, in der ich ungestört 1+x Stunden an einem Thema arbeiten kann.

Things I did.

Die Sichtschutzblenden habe ich auch zwei Wochen später noch nicht aufgestellt… was mich kolossal nervt.


Dem Garten konnte ich ein bisschen Pflege angedeihen lassen. Die Ligusterhecke zur Straßenseite bekam von mir „EMs“. Grundsätzlich habe ich im Garten ein Ameisen- und Schneckenproblem und versuche einiges um den Boden gesünder zu machen.

Einiges ist von den Aufzuchtschalen in die Beete und Töpfe gewandert: Basilikum, verschiedene Salate. Meine Paprika und die Buschbohnen machen sich gut. Zucchinis und Fenchel sind dieses Jahr eher so meh…


Jo. Ich habe meine zweite Dosis BioNTech bekommen und bin in meinem Umfeld der einzige gewesen, den es nicht ausgeknockt hat. Jetzt noch ein paar Tage und ich zähle als vollständig geimpft. Was mich aber trotzdem nicht in die Museen oder Kinos der Stadt treiben wird, denn Mitte September steht meine nächste OP an und bis dahin kann ich Freund Delta nicht gebrauchen.

Things I read.

Becky Chambers Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten steht bei mir weiterhin auf on hold.

Bei „Humble Bundle“ gab es Judge Dredd-Comics-Sammlung als ePaper. Ich habe mit den ersten Stories angefangen, Fünf-Seiter aus den Ende der Siebziger Jahre. Von überschaubarer Tiefe, aber zumindest anfangs aus nostalgischen Gründen interessant, ehe es too much wird und macht sich anderem widmen muss.

Wovon ich sehr, sehr angetan bin: And Shall Machines Surrender der Thailänderin Benjanun Sriduangkaew. Eigenbeschreibung: „BDSM-inflected cyberpunk lesbian book“ – hatte ich so nicht erwartet. Ist tatsächlich auch geschmeidig in den Plot eingebaut.

Ein sehr sorgfältiges Setting (Hello Martha Wells!), ohne dass dir jemand alle zwei Seiten zeigen muss, was für ein intensives World Building betrieben wurde (Hello Becky Chambers!). Dialoge ohne Geschwätzigkeit (Hello Martha Wells) und Bilder, die sich langsam zu Charaktere und einer Welt zusammenfügen. Und es gibt sogar einen Plot (Hello Becky Chambers).

Things I watched.

Keine Serien, keine Filme. Stattdessen werde ich langsam wieder mit dem Fußball warm. Gerne außerhalb der Bundesliga und Zweiten Liga. Was sehr schnell mal wieder negativ auffällt, ist die Unfähigkeit der Kommentatoren, die Spiele, Teams und Ligen „as is“ zu verkaufen. Stattdessen werden Vorberichte und Kommentare schnell zu kleinen Kaffeefahrten, in denen die fußballerische Ware schön geredet wird. Was da alles an finanziellen Problemen, Fremdinvestoren und ähnlichem ausgeblendet wird…

Solche Formen der Produktfälschungen müssten eigentlich beim Zoll meldepflichtig sein. Es sagt ja vieles aus, dass man nicht in der Lage ist, solche Dinge offen zu benennen und zu den Problemen zu stehen, sondern weiter plumpe Schimären konstruiert.


Nichts frustriert mich derzeit mehr, als das Ableben von RugbyPass, dem einzigen in Deutschland erhältlichen Streamangebot für internationalen Rugby. Es gab keine offizielle Mitteilung, sondern nur eine Umleitung der Login-Seite und das Abknipsen der Apps.

Anscheinend gab es dieses Jahr einen Besitzer- und Strategiewechsel, der dazu führt, dass man das Asiengeschäft weiter verkauft hat und das Europageschäft schließt.

Pünktlich mit Beginn der neuseeländischen Provinzmeisterschaften und der Rugby Championship der Südhalbkugel wurde der Stecker gezogen – und der deutsche Interessierte hat erst mal keine Alternativen. Binnen eines Jahres vom Rugby-Schlaraffenland zur totalen Wüste – zumal DAZN sich nur noch auf die Six Nations konzentriert.

Coming up

Für mich wird in der kommende Woche das Management meinerselbst im Mittelpunkt stehen. Meine Kollegin aus dem Frontend-Lead nimmt eine Woche quasi off und damit dürfte ich noch ein Stück stärker in Projektdinge außerhalb des Codings involviert sein. In dieser Konstellation muss ich aufpassen, dass ich Ende der Woche nicht wieder in den Seilen hänge.

Was war. Juli 2021

Da ist er hingegangen, der Juli. Was im Kopf bleibt, sind einige sehr heiße Tage und einige sehr regnerische Tage – wenn man draußen im Garten Gemüse hoch zieht oder die Sichtschutzblenden austauscht, ist man etwas wetter-sensibler als andere Menschen.

Davon ab, vergeht die Zeit wie im Flug und es fühlt sich nicht gut an. Bei mir bleibt das Gefühl, dass zu vieles auf der Strecke bleibt und zu vieles auf der To Do-Liste nicht abgearbeitet wird – und auch den Kunden schuldig bleibt.

Es gibt über den Wochenenden keinen Spielraum mehr, zur Kompensation dessen, was unter der Woche, in dem nicht abreißenden Strom an Telefonkonferenzen, Meetings und Chats, unterm Tisch fällt.

Meine Perma-Müdigkeit ist für mich jeden Tag ein Thema. Zehn Wochen nach der OP bzw. sechs Wochen nach der COVID-19-Impfung, bleibt als Erklärung für die Müdigkeit eigentlich nur noch „das Wetter“ oder „du brauchst mal Urlaub“. Zumindest gegen die zweite Erklärung spricht der Umstand, dass sich diese Müdigkeit, die sich meistens durch eine Viertelstunde „Power-Nap“ wieder legt, sich anders als ein „Burnout“ anfühlt.

Things I worked on.

Im Job ist mein großes Thema, das Verwalten meiner „Ressourcen“ (also: mich selbst) quer durch die beiden großen Projekte und den beiden kleineren Kunden – und das Gefühl immer mindestens drei Projekt zu vernachlässigen.

Die großen Projekte waren durch Sommerurlaub und Krankheiten etwas hakelig. Projekt „B“ hat eine feste Agile bzw Sprint-Struktur und dass wir es da halbwegs heil durch das vorher veranschlagte Aufgabenpensum geschafft haben, trotz zahlreicher Ausfälle, ist für mich ein kleines Wunder.

Things I will work on.

Das urlaubsbedingte Wegbrechen der Frontend-Ressourcen wird auch im August zumindest beim Projekt „B“ noch eine große Rolle spielen, zumal wie im Juli, auch noch ein Haufen Spezifizierungsarbeit anfallen wird.

Things I did.

Im Juli bin ich zum ersten Mal seit der OP und dem Eingriff am Becken, wieder 70 Kilometer mit dem Rad gefahren. Es war meine übliche Freihafen-Strecke – allerdings zu einer unüblichen Zeit: am späten Nachmittag. Sehr zu meiner Freude sind drei langwierige Fahrradweg-Baustellen inzwischen beseitigt (Stichworte: Veloroute am Dubbengraben fertig, Velorouten-Durchstich unter der Kornweide fertig, Velorouten-Abschnitte durch den Högenstraßen-KGV fertig).

Viel Zeit ging für den Garten drauf. Ich habe dieses Jahr nicht viel Gemüse gezogen. Das wenige Gemüse das ich zog, zeigt sich bislang sehr zurückhaltend und blass.

Eine andere Neverending-Story ist der Austausch des maroden Sichtschutzes zur Straßenseite hin. Erst fehlten mir ein paar Gewindeschrauben. Dann stellte ich fest, dass ich gar nicht in der Lage bin, Gewindeschrauben so gerade durch Schlaghülsen und 9cm Kanthölzer zu bohren, dass sie auch auf der anderen Seite durch das Loch der Schlaghülse kommen. Also umstellen auf halb so lange Holzschrauben – um dann festzustellen, dass ich die Pfosten einkürzen muss, da ich, anders als meine Vorgänger, die Pfosten nicht 70cm tief in die Erde reinramme (wo die Kanthölzer dir nach fünf Jahren wegschimmeln) … jedesmal zum Baumarkt fahren, dann warten bis es nicht mehr regnet und dir die Arbeit die Zeit lässt und es nicht gerade Mittagsruhe- oder Wochenendzeiten sind, wo du nicht einfach vor dich hin Sägen und Bohren kannst.

Things I will do.

Nächste Woche steht theoretisch meine zweite COVID-19-Impfung an. Ma‘ gucken.

In den letzten Wochen sind die Planungen für die zweite OP fix gemacht worden. In der zweiten September-Hälfte wird es mich wieder ausknocken – dann aber ohne stationären Klinikaufenthalt, sondern nach Vollnarkose gleich wieder zurück nach Hause und erst mal schön wieder die Darmflora per Antibiose wrecken. Auf der anderen Seite: einen besseren urlaub werde ich diesen Sommer nicht mehr bekommen.

Things I read.

Ich quäle mich durch Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten von Becky Chambers und war schon an einem Punkt, an dem ich das Buch in die Ecke pfeffern wollte (besser: den eBook-Reader…). Nach einem Lesen der Zusammenfassung in der Wikipedia, versuche ich noch dran zu bleiben.

Als Intermezzo habe ich etliche Comics gelesen – und mich nun gerade in eine Phase reingelesen, wo ich allmählich die Schnauze von einem sinnlos hohen Gore-Anteil habe („Plastic“, „Severed“).

Things I watched.

EM geguckt – mit „zunehmend nachlassenden“ Interesse.

Olympia geguckt – nahezu komplett nur per On-Demand-Stream in der ZDF-Mediathek. Einfach mal tagsüber keine Nachrichten und Twitter lesen und am Abend sich entspannt das Olympia-Menü selber zusammenstellen. Angenehm entspannt.

Die große Überraschung der ersten Olympia-Woche war für mich die Kommentierung der Rugby Sevens-Wettbewerbe im ZDF durch Oliver Schmidt mit Soteras-Merz. Wo kam denn das her, Oliver Schmidt? Genuines, authentisches Interesse und so kompetent kommentiert, als hätte er sich die letzten World Series der Männer und Frauen angesehen. Großartig von Schmidt und großartig für den Sport.

Mit diesem Olympia-Turnier ist für mich Rugby Sevens der Frauen auch endgültig angekommen. Die Spiele hatten mehr Gravitas als das größtenteils leblose Männer-Turnier.

Things I played.

Mini Motorways ist auf Steam herausgekommen und damit erstmals ohne Abo (Apple Arcade) spielbar. Während meines Apple Arcade-Probemonats bin ich mit „Mini Motorways“ nicht warm geworden.

Auf dem Desktop-Rechner hat mir aber das Spiel sofort gefallen – aktuell sogar besser als „Mini Metro“ – auch weil die Macher ein fantastisches Level-Design produziert haben. Die Städte fühlen sich wirklich anders an – auch durch die wirklich sehr charmanten, starken Farbwelten.

Eine interessante Emotion bei diesem Spiel, ist das „Loslassen Können“. Dein Ende kommt nicht plötzlich und unerwartet. Du siehst es locker eine halbe Minute vorher kommen und weißt, dass du es nicht mehr abwenden kannst. Du schließt deinen inneren Frieden mit der Ausweglosigkeit und dem kommenden Ende. So eine Empfindung hatte ich bislang bei keinem anderen Spiel.

Things I listened to.

Diesen Monat den Podcast „Eine Stunde Liebe von Deutschlandfunk Nova entdeckt. Ich mag Deutschlandfunk Nova mit seiner speziellen Mischung aus Musik und langen Wortbeiträgen nicht. Der Podcast hat den Vorteil, dass die Musik rausgeschnitten wird und die Wortbeiträge kompakt daher kommen.

Oliver Burkeman: „The Antidote“

The Antidote“ ist die Reise des Journalisten Oliver Burkemans auf der Suche nach „Happiness“ – Glück. Der Untertitel sagt wohin die Reise geht: „Happiness for People Who Can’t Stand Positive Thinking“.

Buchcover

Burkemans Startpunkt ist der Widerspruch zwischen dem Wachstum der „Self-Help“-Industrie und den Bücher und Seminaren auf der Suche nach dem Glücklich-Sein – und den offensichtlichen Schwierigkeiten den Status des Glücklich-Seins zu erreichen und stattdessen zum nächsten Schwung an „Self-Help“-Bücher zu greifen.

Und um es eine Stufe weiter zu drehen: … dabei zu „Self-Help“-kritischen Self-Help-Bücher wie die von Oliver Burkeman zu greifen.

Für Burkeman ist „Wie ist ‘Happiness’ zu erreichen?“ die falsche Fragestellung, da die Suche nach „Glücklich-Sein“ und das Scheitern jener Suche, zu Frust und negativer Stimmung führt. Die Kluft zwischen „Glücklich-Sein“ und der Flut an alltäglichen, negativen Erfahrungen wie Unsicherheit, Ungewissheit, das Scheitern und die Traurigkeit, sorgen für noch mehr „Unglücklich-Sein“ in Form von Unsicherheit, Ungewissheit etc… Burkeman sieht hierin den Kern seines Buches: diesen Kreislauf zu durchbrechen, in dem man sich auf Negatives einlässt statt davor wegzurennen.

So führt Burkemans Reise auf der Suche nach mehr Resilienz gegen Negativem zu Stoiker, Buddhisten, Meditation, Bergsteiger, Produktdesignern und mexikanischen Todeskult.

Das Buch ist keine aus einem Guss geschriebene Dokumentation oder Diskurs. Die acht Kapitel leiten mit An- und Abmoderationen ineinander über, fallen aber eher heterogen aus. Während die ersten Kapitel noch halbwegs eng am philosophischen/psychologischen/therapeutischen Diskurs dran bleiben, wirken die Kapitel sechs, sieben und acht wie angeflanscht und klingen mehr nach Reiseberichte nach Kenia, Michigan und Mexiko.

Aber am Ende des Buches sind mir trotzdem zahlreiche Notizen und angestrichene Passagen geblieben. Weil Burkeman von der journalistischen Seite kommt, findet er eine andere, authentischere Sprache als man es sonst von der Self-Help-Ecke kennt. Dafür wären keine 250 Seiten notwendig gewesen. So muss jede|r für sich entscheiden, ob es so etwas braucht. Wenn am Ende des Tages irgendwas kleben bleibt, hat es ja seinen Zweck erreicht – egal ob auf 50 oder 250 Seiten.


Im Epilog stellt sich Burkeman der Frage, ob er denn inzwischen „glücklicher“ sei, mit all den Philosophien, Techniken und Erkenntnissen, die er für das Buch zusammengetragen hat. Burkeman kann diese Frage nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten und spricht vom „guten Reisenden, der keine festen Reisepläne hat und nicht vor hat, seine Reise zu beenden“.

Mit seinem Epilog spiegelt Burkeman auch meine Erfahrung mit diesen Themen und diesem Buch wieder. Egal ob Meditation, Achtsamkeit, MBSR oder ähnliches. Mit der Zeit lernst du, dass es für dich keinen fertigen Masterplan gibt, um deinen inneren Frieden zu finden. Es sind neue Werkzeuge, neue Techniken, die du kennen lernst. Einiges wird für dich passen. Anderes nicht. Einiges wird den Reiz des Neuen haben, aber nach einigen Wochen wieder in Vergessenheit geraten.

Am meisten Eindruck hinterließ bei mir das Kapitel rund um Eckhard Tolle und damit verbunden, der Diskurs um „Ich“, „das Ego“ und die Gedanken. Dies ist keine grundsätzlich neue Idee. Jeder der sich mit Meditation/Achtsamkeit beschäftigt, kennt diese Trennung zwischen dem „Beobachter“, der versucht auf die Atmung zu achten, und diesem anderen Ding, dass immer wieder Gedanken einwirft, die beiseite geschoben werden. Tolle spricht diese Trennung deutlich an.

„You are not your mind.“

Es braucht manchmal so kurze, banale Sätze. Nicht weil sie alles erklären, sondern als eine Art Mantra oder Mnemonic, der dir den kompletten Diskurs wieder ins Gedächtnis ruft.

Ein anderer Satz ist „Hast du jetzt ein Problem?“. Auch dieser Satz steht im Kontext des Kapitels rund um Eckhart Tolle. Er ist für mich eine Art gedankliches Stopp-Schild. Wenn die Gedanken wieder anfangen zu eskalieren und rum zu spinnen, ist es das Stopp-Schild, dass dich wieder zum Hier und Jetzt zurück bringt.


Zu Burkemans „The Antidote“ kann man vermutlich keine objektive Rezension geben. Zu stark wird die eigene Rezeption von der eigenen Position abhängen. Für Menschen, die sich noch nicht mit Meditation oder Depression beschäftigt haben, wird dies vermutlich nur ein weiterer Self-Help-Titel sein. Für andere Menschen, die bereits ihren zehnten _Retreat_ hinter sich gebracht haben, wird Burkemans Buch eher banal sein.

Ich falle in die Kategorie der Suchenden. Ich nehme jede Anregung mit. Auch die von Burkeman. Wieviel sie mir am Ende bringen, weiß ich noch nicht. „Reise“ und so…

4 von 5 Sternen

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