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Category: Life (page 1 of 9)

Was war. Mitte August 2023.

Es ist eine merkwürdige Zeit. Ich bin im permanenten Arbeitsmodus. Die Projekte A und B arbeiten mit sogenannten „Sprints“, dreiwöchigen Arbeitspaketen. Beim Projekt B, das derzeit 90% meiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt, wird auf ein neues Designsystem umgeschwenkt. Beim vorletzten Sprint habe ich alle Farben umgestellt, beim letzten Sprint alle Buttons und Farb- und Bildflächen und im aktuellen Sprint alle Icons weg von Icons-Font zu SVG-Dateien. Und das alles nach Möglichkeit ohne eine allzu große Zahl an Fehlern auf einer Website mit ca. 10.000 Seiten zu erzeugen.

Diese Designsystem-Themen sind im Umfang so, dass sie 1.) nur schwer in diese 3-Wochen-Sprints reinpassen, 2.) sich schwer im Umfang abschätzen lassen, weil das neue Designsystem strukturell anders arbeitet und man daher nicht einfach z.B. Farben stumpf austauschen kann und 3.) es ein horizontales Thema ist, an dem daher nur begrenzt mehrere Personen gleichzeitig arbeiten können, ohne sich ins Gehege zu kommen.

Übermorgen muss ich das Thema „Icons“ soweit abschließen, dass es für die Kollegen freigegeben werden kann, so dass sie die parallel neu entwickelten Module anpassen können und ab Ende der Woche die Testabteilung beginnen kann.

Ich bin im Tunnel. Dies ist das zweite Wochenende in Folge, dass vor allem dazu dient, die Balance zu finden, zwischen Auftanken und weiter arbeiten. Gestern zum Beispiel den Tag anfangs verdödelt um dann ab dem späten Nachmittag noch drei Stunden für die Arbeit zu finden. Heute langsam in den Tag reinkommen, um noch ein paar weitere Stunden Arbeit reinzubekommen. Heute geht es darum, mich durch das ganze Projekt, inklusive Backend, zu fräsen und mit den Listen der 88 alten und 170 neuen Icons abzugleichen und erstmals die automatisierten Screenshot-Tests drüber laufen zu lassen.

Anfang letzter Woche war ich ziemlich down. Vorgestern fing ich aber erstmals an, Land zu sehen. Ich bin derzeit im Tunnel und komme hoffentlich Mitte/Ende der Woche da wieder raus.

… scheiße. Fifty shades of kein Bock mehr.

Ich bin gestern wieder den östlichen Teil des Zweiten Grünen Rings gefahren – joa, die Strecke, die mir nicht so gefällt. Keine Ahnung was in mir gefahren ist. Irgendwie hatte ich trotzdem Bock.

Diesmal bin ich die Strecke ohne Navi gefahren, rein nach Gedächtnis und Ausschilderung. Ich hatte an drei Ecken mir vorher „Optimierungen“ für geschmeidigeres Fahren ausgeguckt. Statt am späten Sonntagnachmittag um den Bramfelder See durch viele Großfamilien zu fahren, habe ich kleine Wohnstraßen in Steilshoop genommen. In Jenfeld gibt es eine Passage die auf schmalen, winkeligen Spazierwegen „hinter den Hochhäusern“ führt. Auch hier: lieber „vorne“ durch die ruhigen Wohnstraßen gefahren. Und schließlich bin ich nicht östlich des Öjendorfer Sees gefahren, wo die ganzen Leute sind und der Weg recht hügelig ist, sondern am westlichen Ufer gefahren: direkt am Ufer, recht straight und ruhig.

Grundsätzlich bleibt es aber dabei: zwischen Steilshoop/Bramfeld und Öjendorf fühlen sich die Gegenden 10km lang austauschbar und beliebig an. Es hat wenig Charme. Unterm Strich brauche ich für das erste Drittel der Tour die Hälfte der Zeit.

Das Tempo geht kurz vor Billstedt hoch. Nach der letzten Ampel an der Möllner Landstraße/Kapellenstraße gibt es dann auf 20 Kilometern, bis zur Hamburger Innenstadt, nur noch eine einzige Ampel (zum Vergleich: auf meiner westlichen Zweiten Grünen Ring-Strecke gibt es zwischen Finkenwerder und Wilhelmsburg auf den 20km vier Ampeln).

Der Strecke gereicht es zum Nachteil, dass die Grünanlagen des Eichbaumsees nicht sexy sind, sondern drei Meilen gegen den Wind nach künstlich angelegt riechen. Die Strecke am Moorfleeter Hauptdeich, zwischen Holzhafen und Kaltehofe ist auch nur mäßig sexy: es ist zwar eine reine Fahrradstraße, aber links guckst du gegen eine Deichwand ohne Blick auf die Dove-Elbe/Norderelbe und rechts Bäume und Büsche. Nur selten hast du freien Blick auf das Naturschutzgebiet der Billwerder Bucht und der ehemaligen Filtrierungsanlage.

Warum bin ich die Strecke dann gestern gefahren? Werde ich sie noch öfters abfahren? Ganz ehrlich, ich weiß nicht was mich dazu treibt. Ist es der Charme der kaputten Gewerbegebiete von Tonndorf und Jenfeld? Ist es der Umstand, dass derzeit an jeden verlausten Wochenende irgendwelche Stadtteile Hamburgs für irgendwelche verlausten Veranstaltungen geblockt sind und mir damit die Westroute versauen?

Temperatur Schlafzimmer im Laufe der Woche (beide Linien = Min/Max)
Temperatur Schlafzimmer im Laufe der letzten 24 Stunden (Sonntagmorgen bis Montagmorgen)

Hier meldet sich wieder der Endreihenhaus-Besitzer mit der Giebelseite nach Süden. Die Temperaturen waren die letzten Tage jetzt nicht so extrem. Am Wochenende gab es zuletzt max 27º bzw 28º C. Heute sollen es wieder 28º C werden.

Aber die nach Süden zeigende Giebelseite lässt das Haus sich Tag für Tag ein Stück mehr aufheizen und ich bekomme es morgens nicht auf die Vortagestemperatur abgekühlt. Und so sieht man einen Effekt wie in der Grafik oben: binnen einer Woche heizt sich das Schlafzimmer von max 21º C auf fast 26º C auf.

Die untere Grafik zeigt den Effekt des zweiten Problems: draußen kühlt es sich erst ab dem späten Abend ab (ca. ab 20/21 Uhr). Nachts kann ich oben mangels Rolläden die Fenster nur auf Kipp stellen.

Die Folge: ich schlafe derzeit in einem Schlafzimmer mit 25º C in der Nacht. Erst wenn ich kurz nach Sechs aufstehe und alles aufreiße, kühlt es sich ab.

Ich wäre ohne den Xiaomi Mi Smart Standing Fan nicht mehr überlebensfähig: der leiseste Ventilator, den ich je hatte. Er besitzt eine sehr gute, softe erste Stufe und einen „Natural wind“-Modus, der in der Ventilation Unregelmäßigkeiten reinbringt und damit einen natürlich Wind nachahmt. On the top besitzt das Ding einen Akku mit minimum acht Stunden Laufzeit.

Ich stelle das Ding tatsächlich nachts am Bett auf und mit allem eingeschalteteten Chichi (Stufe 1, Natural wind, Schwenkmodus) wirkt es wie ein kühler Abendwind und stört beim Schlafen nicht.

Irgendwann gestern nach dem Abendessen fiel mir ein, dass die Apple Keynote war – sie bog gerade in ihre Schlussviertelstunde mit der Präsentation von Apple Vision Pro ein.

Das Look and Feel dieser Realität, bei der du nicht wusstest, ob du gerade eine Computergrafik oder die Realität siehst, war perfekt: die Präsentatoren/Präsentatorinnen wirkten leblos. Bei etlichen Personen im Film hatte ich das Gefühl, dass es sich um Computergrafiken handelte. Das Drehbuch für die Anwendungsszenarien folgte 1:1 dessen, was Apple bei jeder Produktpräsentation auffährt: mit Kinderphotos in Erinnerung schwelgen, sich Filme angucken, Musik hören yaddayadda.

Das Device selber, fand ich durchaus beeindruckend. Es lohnt sich diesen Teil der Präsentation anzuschauen, um zu sehen, an wieviele Details bei der Produktentwicklung gedacht worden ist – bis hin zu einem anonymisierten Layer für die Auswertung wohin der Fokus der Augen wandert. Im Browser werden nur die „Klicks“, aber nicht der wandernde Fokus übertragen.

Aber die reellen Anwendungen scheinen auf ganz, ganz schwachen Füßen zu stehen. Es war auffällig dass sich nahezu alle Anwendungen nur um das passive Konsumieren und Kommunikation drehten. Der Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Leute in 90% aller Szenarien in einem Sitz oder auf einer Couch sassen. Nur in einem Fall stand der coole Daddy hinterm Küchentisch. Man sah aber die Leute nicht draußen und nicht in Bewegung.

Man sah auch keinerlei dezidierte UI-Interaktionen abseits von Apps öffnen, Fenster verschieben und eine reelle Tastatur bedienen. Mich hätte interessiert, die die Menschen einen Cursor in einer MS Office-Word-Datei platziert hätten oder ein Wort ausgewählt und per Drag’n’Drop verschoben hätte.

Was ich auch nicht gesehen habe: kreative Anwendungen. Ich dachte eine Malen-/Zeichnen-App wäre eine offensichtliche Demo-Anwendung für so eine Brille gewesen (für mich war sie ein Kaufgrund für die Sony PS4-VR-Brille).

Auch entlang des zweiten wichtigen Vektors enttäuscht das Gerät. Ich trage beruflich, aufgrund der vielen Telefonkonferenzen, ein leichtes Headset. Und selbst diese 175 Gramm und das Gefühl der Abschottung von der Umwelt, geht mir nach 4–5 Stunden auf den Sacque. Wie das im Alltag mit so ein Monstrum wie dem Apple Vision Pro funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Ich wage anhand meiner Erfahrung mit der Sony VR-Brille, die Behauptung, dass schon die zwei Stunden Laufzeit der Apple XR-Brille häufig nicht ausgereizt werden, weil man nicht derart komplett abgeschottet sein möchte.

So geil das Gerät ist, so reizvoll es wäre, es zu kaufen. Dieser Formfaktor positioniert das Gerät weit, weit außerhalb des Consumer-Bereiches.

So häufig die Apple-Brille als Fernsehersatz positioniert worden ist, glaube ich aber, dass Apple selber nicht weiß, wohin die Reise geht und die zukünftigen Einsatzzwecke sehr bewusst sehr offen gehalten worden sind – vergleichbar mit der Apple Watch, die ja inzwischen auch mehrere Redefinitionen ihrer Einsatzgebiete erlebt hat.

Der Unterschied zwischen Watch und Brille ist aber der Preis. Für diesen oder einen anderen vierstelligen Preis wird es schwer ein Gerät seinen Markt finden zu lassen, weil es einfach zu teuer ist, um es mal eben zu kaufen und auszuprobieren, ob es was bringt.

Osten, Teil 2

Quasi Rundfahrt Ohlsdorf – Steilshoop – Bramfeld – Farmsen – Tonndorf – Jenfeld – Öjendorf – Billstedt – Boberg – Billwerder –Moorfleet – Rothenburgsort – Hafencity – Alster

Die Fahrt vor 9 Tagen hat mich irgendwie gefuchst. Ich hatte das Gefühl, den Abschnitt auf dem östlichen Teil des 2. Grünen Rings unter Wert verkauft zu haben. Im Laufe der Tage habe ich mich selber zur Überzeugung gebracht, dass dieser sehr kleinteilig zu fahrende Abschnitt, quer durch diverse Kleingärten und Spazierwege zwischen den Siedlungen durch, besser am Anfang einer Tour zu fahren ist und nicht erst, wenn ich schon 40km in den Knochen habe. Auf der zweiten Hälfte einer Tour will ich lieber großzügige, schnelle, straighte, schöne Teilstücke haben.

Im Laufe des Tages wurde es heute absehbar, dass ich nicht rechtzeitig für einen Ausstellungsbesuch aus der Arbeit raus komme. So bot sich das als Alternative an, um die Birne frei zu bekommen: eine knapp lange 60 Kilometer lange Tour.

Die ersten 30 Kilometer waren der östliche Teil des 2. Grünen Ringes von vor neun Tagen. Danach ging es auf dem 2. Grünen Ring weiter bis runter an die Dove Elbe, einem Seitenarm der Elbe hinter einer Schleuse und schließlich die Norderelbe entlang, bis ich an den Elbbrücken auf meine gewohnte Strecke gen Heimat stieß.

Jo. Ließ sich besser fahren. Aber die 15 Kilometer zwischen Steilshoop und Öjendorf bleiben sehr arhythmisch zu fahren. Ich hasse den Abschnitt nicht, aber meine Sympathien halten sich in Grenzen.

Meine Sympathien gehören dem Abschnitt zwischen Öjendorf und Billwerder, durch Boberg durch. Am Öjendorfer See entlang, dann die Spazierwege des Schleemer Bachs entlang, ehe man in die Wald-Wiesen-Moorlandschaft Bobergs entlassen wird.

Der Abschnitt an Dove Elbe und Norderelbe entlang ist interessant. Zuerst durch die Parkanlage des Eichbaumsees durch und dann eine kleine, ruhige Straße lang, an der sich auf der Dove Elbe-Seiten etliche Werften, Yacht-Anlegeplätze u.ä. aneinerreihen.

Die 6 Kilometer ab der Tatenberger Schleuse sind für Autofahrer gesperrt und eine reine Fahrradstrecke (abgesehen von einem Kleinbus des HVVs der im Studentakt vorbeifährt), was sich auch an der großen Zahl der Feierabend-Rennradler bemerkbar macht. Die Strecke ist allerdings hinterm Deich. Selbst auf dem Deich bekommt man von der Elbe nicht viel mit, da das Ufer recht weit weg ist und der Uferbereich dicht bewachsen ist. Aber der Blick landeinwärts, Richtung Holzhafen und Kaltehofe ist spektakulär, da seit einigen Jahren zu Naturschutzgebieten umgewidmet. Entsprechend haben Vögel dort ihre Nistplätze.

Unterm Strich: kann man machen, aber so richtig geflasht hat mich die Strecke auf Anhieb nicht. Mal sehen… vielleicht irgendeine alternative Heranführung gen Öjendorf überlegen.

Zuviele „Emotionen“ und Lautstärke 10

Ich habe an diesem Wochenende wieder recht viel Sport im Fernsehen „geguckt“ – eine Umschreibung dafür, dass der Fernseher lief und ich mich immer wieder mal für zehn Minuten hinsetzte, ehe ich dann wieder in den Garten ging oder im Haus aufräumte oder mich um die Aufzuchtschalen kümmerte oder Abwasch machte oder ein Nachmittagsschläfchen.

Mir ist mit Wucht klar geworden, wie … entweder wenig Lust ich auf die mediale Aufbereitung habe … oder sich diese mediale Aufbereitung in den inzwischen viereinhalb Jahren seit Ende von allesaussersport verändert hat.

Als MagentaSport-Abonnent konnte ich am Samstag von SKY die zweistündigen Vorberichte zum letzten Bundesliga-Spieltag sehen – zum ersten Mal seit was-weiß-ich-wievielen Jahren. Mich hat diese Ansammlung an hohlem Geschwätz fassungslos gemacht. Alles wird auf eine emotionalen Ebene geschoben, als wäre man auf dem Esoterik-Weltkongress gelandet. Da muss die Einstellung stimmen. Der Wille muss vorhanden sein. Die Bereitschaft wäre auf jeden Fall schon da. Am Ende wird zählen: wer will es mehr. Blablabla. Zwei Stunden lang. Selbst die Trainer haben sich mit ihren Soundbites dem offensichtlich gefügt.

So eine Scheiße erzählen sogar die von SKY bezahlten Fachleute Matthäus und Meijer. Auf 20 Sekunden herunter gebrochene Phrasen, die weniger Analysen sind, sondern mehr der Aufladung des Produktes dienen (joa, wer will, kann da auch parallelen zum aktuellen politischen Diskurs erkennen).

Es wird dann hinterfotzig, wenn das Sujet zu nahe ist.

Im Interview mit dem Moderator Hellmann rammt Lothar Matthäus den Bayern-Trainer verbal in den Boden: Tuchel würde mit seiner Außendarstellung und Personalrochaden für Verunsicherung sorgen. Kein Spieler würde seine Rolle mehr kennen. Matthäus positioniert sich in seiner Rolle als vermeintlicher Mann der klaren Worte.

Fünf Minuten später steht Tuchel zwischen Hellmann und Matthäus. Vom, inzwischen um zehn Zentimeter geschrumpften, Matthäus kommt nur noch die pauschal gehaltene Phrase der Verunsicherung der Mannschaft. Die von ihm direkt gezogene Verknüpfung mit Thomas Tuchel unterschlägt er nun lieber. Es ist ein Sebastian Hellmann, der, diplomatisch verpackt, die von Matthäus formulierten Vorwürfe Tuchel als Frage übergibt.

In Sachen Abberufung von Kahn & Salihamidzic scheint seit Freitag halb München informiert gewesen zu sein. Auf Sky war davon kein Wort zu hören, obwohl selbst Moderator Leopold später zugab, davon gehört zu haben. Stattdessen am Nachmittag via Twitter allgemeine Empörung wer das ausgerechnet während des laufenden Spiels durchgestochen hat – statt der Empörung wie die halbe Branche einen dreiviertel Tag lang die Klappe hält. Warum eigentlich?

Der Samstag machte deutlich: Nähe erzeugt Abhängigkeit.


Am frühen Abend folgte das Endspiel in der URC, der irisch-schottischen-walisischen-italienischen-südafrikanischen Rugby-Liga. Das Team mit der besseren Bilanz, die Stormers aus Kapstadt, durfte das Finale bei sich austragen und Broadcaster war folgerichtig das südafrikanische SuperSport.

Südafrikanische Rugby-Kommentatoren betreiben wenig Analyse und sind sehr euphoriegetrieben. Jedes Ereignis auf dem Feld wird sofort zum einmaligen und sensationellen Ding hoch gehoben. Alles ist gut. Alles ist positiv. Und alles ist permanent auf Anschlag.

Ich kann das nicht mehr. Eine derartige „Buschmannisierung“ (alternativ: „Stachisierung“) lässt keinen Platz mehr für Nuancen und Details. Es ist wie der Lautstärkeknopf auf Anschlag: brutal übersteuert, alles wird zu einem Brei und damit nicht mehr schön.


Am Abend und am Sonntag schaute ich auch in die Viertel- und Halbfinals der Lacrosse-Collegemeisterschaften in den USA rein. Broadcaster ist ESPN. Übertragungen von ESPN sind auf eine anderen Art schwer zu ertragen: alles und jedes wird in irgendeine Storyline reingepresst.

Ein Teil dieser Storylines liegt schon vorbereitet auf der Festplatte (tragische Verletzung eines Schlüsselspielers… yaddayadda) und wird immer wieder bemüht, wenn irgendwas passiert, was sich irgendwie in der Nähe des Plots ereignet.

Weil die USA kein Sportevent unterhalb von drei Stunden können, müssen die Zuschauer immer wieder abgeholt werden, weil sie ja zwischendurch weg gezappt haben könnten. Und so bekommt man die Storylines auch gerne mehrfach serviert.

Die Kommentierung versteht sich mehr als Moderation zwischen den einzelnen Plot-Devices als wirklich beim Spiel zu bleiben und das Spiel auf sich wirken zu lassen.


Eigentlich sollte das Spiel die Geschichten schreiben. Vorberichte und Kommentierung sollten nur eine Einleitung geben, die dir als Zuschauer ein Setup zur Unterstützung geben: wer sind die Protagonisten. Was sind das für Teams. Was sind ihre Interessen. Was sind ihre Mittel.

Und dann laß das Spiel laufen.

Gib als Kommentator und Experte Hintergrundinfos und Einordnungen, aber laß das Spiel die Geschichten entwickeln.

Mein Määndern durch die Sportlandschaft der letzten Jahre hat viel mit der Suche nach solchen Orten zu tun, in denen das Spiel noch Spiel sein gelassen wird.

Sei es Kanada, sei es Neuseeland. Sei es in den unteren Ligen, weil dort die Aufwände für das Aufblasen der Spiele nicht betrieben wird.

Wenn ich in meinen Erinnerungen herum suche, war in den letzten Jahren der Sport, der bei mir das wärmste Gefühl der Zufriedenheit auslöste, die Übertragung des Mitre 10-Cups (NPC) 2020. Neuseeländisches Rugby, zweithöchste Liga. 14 Teams quer über beide Inseln verteilt. Ein verregnetes Winter-Spiel am späten Nachmittag in Southland. Regen. Vielleicht eintausend Zuschauer auf der Haupttribüne, während man links von der Tribüne den Autoverkehr an der Straße vorbeifahren sieht. Eine zweiundvierzigjährige Spielerlegende wird in den Schlussminuten eingewechselt und hilft dabei, einen 16:10-Vorsprung über die Zeit zu retten und Southlands zweiten Sieg in vier Jahren einzufahren.

Das Spiel hat seine Geschichte selber geschrieben. Ganz ohne Hilfe.

I described Tokyo recently to a friend while walking around during their first visit, as a kind of beautiful loneliness. I don’t know if that makes sense to anyone else, but as an introvert who thrives on bring surrounded by chaotic humanity (so long as I don’t have to interact with it) it’s kind of perfect.

Das beschreibt meine Gefühle zu Paris ganz gut. Was hatte ich die Stadt sieben Jahre vermisst.

Vom Osten kommend

Wohltorf – Bergedorf – Öjendorf – Jendfeld – Steilshoop – Home

Nach dem gestrigen Hadern, ahnte ich, dass ich heute möglicherweise eine Radtour brauche, um meine Festplatte zu löschen, und bekam eine Idee…

Heute morgen beim Aufwachen war mir noch nicht danach, aber im Laufe des Morgens wurde mir klar: wenn ich mit meiner Birne nicht komplett durchdrehen soll, muss ich raus, raus, raus… per Druckbefüllung andere Dinge in den Kopf bekommen.

Bevor ich mit dem Radfahren wieder angefangen hatte, lag einer meiner Lieblingsspazierstrecken im Hamburger Osten, zwischen Wohltorf und Reinbek, am Rande des Sachsenwalds…, sehr hügelig, ein Blick auf die Niederungen der Bille und des Mühlenteich freigebend und nach Reinbek hin, sehr mondäne Häuser (z.B. Roger Willemsens Villa), fast kleine Schlößchen.

Per S-Bahn also mit dem Rad hin und dann die ganze Strecke mit dem Rad zurück: ab Bergedorf entlang der Veloroute 9 und ab dem Mittleren Landweg in einem weiten Bogen die Freizeitroute 11 „Der 2. Grüne Ring“ bis fast zu mir nach Hause wieder rauf.

Das wurde es dann: 47,0km in über drei Stunden.

Die Anreise gestaltete sich schon schwierig: 14km mit dem Rad zur nächsten S21-Station (Eidelstedt) um dort festzustellen, dass die S-Bahn wg Bauarbeiten nicht durchfährt und im Osten zwischen Mittleren Landweg und Bergedorf ein Schienenersatzverkehr mit Bussen fährt.

Der Busfahrer war so freundlich mich mitzunehmen. Aber die Strecke führt in weiten Bögen von S-Bahn-Station zu S-Bahn-Station und in Bergedorf wurde der S-Bahnanschluß verpasst. So wurden es statt 45 Fahrtminuten bis Wohltorf 80 Minuten.

Der erste Teil der Strecke, zwischen Wohltorf und Reinbek war leider ein Flop. Wg. Steigungen und unebenen Wegen & Wurzeln ist es keine wirklich entspannende Fahrt. Das macht man wirklich besser zu Fuß, auch um immer wieder mal ein Blick auf den Mühlenteich zu werfen. Ähnliches gilt auch für den Teil zwischen Reinbek und Bergedorf. Die Aussicht nicht ganz so schön, aber die Steigungen sind für den Beginn einer 45km-Tour böse. Apropos böse: es gab Passagen, da sind mindestens 50% der Bäume umgeknickt.

Ab Bergedorf war es kurz nach mittags und die Rad-/Wanderwege voll: permanent am Überholen oder Aufpassen das man keine Hunde und/oder Kleinkinder zu Brei fährt, versuchen anhand der Körperbewegungen der Vorderleute zu lesen, ob sie demnächst eher nach links oder rechts ausscheren…

Zwischen Nettelnburg und Billstedt fährt man auf fast 10km nur über freies Land und ohne Besiedlung – endlich auch mal Boberg kennen gelernt.

Die Freizeitroute 11/Der 2. Grüne Ring ist ein merkwürdiges Konstrukt: ein Ring der um ganz Hamburg herum führt und im Bestreben nahezu ausschließlich durchs Grüne zu führen, absurde Zick-Zack-Haken schlägt. Im Ganzen ist er ca. 100km lang.

Diese Strecke ist zwar gut ausgeschildert, aber so eckig und so abseits aller sonst bekannten Punkte, dass sie zur Desorientierung führt. Ich heute nicht in der Lage zu sagen, wie weit es noch ist und ob ich noch in Billstedt oder schon in Öjendorf oder Jenfeld, Tonndorf oder gar Steilshoop bin.

Ich finde diesen östlichen Teil der Strecke nicht so schön, wie der westliche Teil, der meine Stammstrecke nach Teufelsbrück geworden ist.

Im Westen hat jeder Abschnitt seinen eigenen Charakter: hier Niendorf, dort Lokstedt, da Eidelstedt, da das DESY und Lurup, hier ist Osdorf, und das ist Klein Flottbek.

Im Osten ist auf den 20 Kilometern zwischen Billstedt und Steilshoop alles mehr oder weniger die gleiche Soße. Zudem nerven die mehr als unglücklich gelegten Straßenquerungen.

Am Ende der Tour bleibt die Feststellung, dass mein Treibstoffverbrauch geringer ist als ein Auto: hochgerechnet drei Liter Apfelschorle auf 100km.

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