dogfood Mai 2003 [4]

Samstag, 31. Mai 2003

[21h19] Aus der Traum vom gepflegten mitternächtlichen Harnablassen. Cabrio wieder weggefahren. Wird wohl in Frust-/Agressions-Abbau durch mitternächtliche Alster-Runde münden ("beat the EinsZwölf"). Selbst-Kasteiung, elende.
[20h09] Ich sitze auf dem Balkon im Schaukelstuhl. Tasse grünen Tee auf dem Boden, Laptop auf den Knien, dank Akku und Airport ohne jedwedes Kabel. FM4 plärrt aus Lautsprechern. Freue mich schon auf die Dancefloor-Sendung heute abend um zehn auf FM4. Dort gibt es nicht das eh schon exzellente "Silly Solid Swound System", sondern Ausschnitte von diversen Auftritten beim "SpringThree"-Festival mit Soul II Soul, Lo-Fidelity All Stars, LTJ Bukem, DJ E.A.S.E. (Nightmares on Wax), DJ DSL und Andrea Parker.
Gestern oder vorgestern gab es auf FM4 ein Interview mit Andrea Parker (u.a. mit DJ Kicks-Fame) und ihr Zeug hat mich durchaus begeistert.
Heute nachmittag mit der mal wieder bezaubernden (schmacht...) Cookie über Musik diskutiert, die mir mit einiger Vehemenz "Layo & Bushwacka" sowie die mir völlig unbekannten "Hybrid" nahelegte.
Zu FM4 werde ich ein bißchen vor mich hin arbeiten, habe zum Glück beide Akkus voll aufgeladen.
Ein mittelschweres Ärgernis sind die Nachbarn über mir, die wohl schon wieder eine mittelschwere Party abgehalten werden. Wurde zuletzt Ende Februar das Diplom gefeiert, so wird diesmal der 30te Geburtstag von Frau Nachbarin gefeiert. Ballermann meets Cabrio.
Wie gut dass ich heute nachmittag zufällig eine prophylaktische Mütze Schlaf genommen habe. Im Großen und Ganzen habe ich keine Probleme mit Partys, aber um zwei Uhr nachts Karaoke-Duelle mit verlaustem Deutschrock zu hören, geht mir schlichtweg auf die Eier. Wie gut dass das rote, offene Cabrio eines der Gäste von meinem Balkon aus in Urinstrahl-Reichweite geparkt steht.
Ich mach' mir mal nochmal eine Kanne Tee...
Cover A Foregone Tomorrow
Cover "A Foregone Tomorrow"
[15h25] Gestern auf den langen Fahrt und abschließend kurz vor dem Einschlummern den vierten Band von "100 Bullets" "A Foregone Tomorrow" zu Ende gelesen. Mehr über 100 Bullets im WortAuf-Bereich.
[13h08] WebDev -- Die vielleicht wichtigste Meldung in diesem Bereich dieser Tage, ist der zwischen Microsoft und AOL geschlossene Vergleich (siehe Heise Newsticker, TheRegister). Neben Zahlung von recht bedeutungslosen 750 Millionen US$ durch Microsoft, ist die beschlossene Kooperation die u.a. AOL sieben Jahre lang den Zugriff auf den Microsoft Internet Explorer und den Windows Media Player gibt, wesentlich bedeutsamer. Darüberhinaus werden AOL zusätzliche Vertriebskanäle über das Windows-Betriebssystem und MSN garantiert.
Es stellt sich die Frage inwieweit das einem Todesurteil für den Netscape-Browser gleichkommt. Anscheinend enthalten derzeit gestreute AOL-9-Betas immer noch den IE als Browser.
De-Facto sagt die Kooperation nichts darüber aus, ob AOL vielleicht nicht doch noch in 1-2 Jahren ihren Client auf die Mozilla-Engine bringen. Es ist aber nicht gerade wahrscheinlicher geworden.
Die Entwicklung könnte letztendlich die Konsequenz aus zwei kapitalen Böcken sein. 1/ Die Open-Source-Gemeinde hat wertvolle Zeit verschwendet eine eierlegende Wollmilchsau zu programmieren, statt sich auf die Basics zu konzentrieren. 2/ AOL begibt sich nun freiwillig in eine völlige Abhängigkeit von Microsoft (Browser, Media-Player) ohne zu wissen wohin die Reise geht (wie soll es denn mit dem IE weitergehen?)
So sieht es aus wenn in dem einen Schuppen die "Uber-Geeks" und in dem anderen die "Marketeers" regieren. Beides recht ungesund.
[10h03] Ich bin immer noch müde wie Hulle. Meine Unterschenkel sind heute morgen auch richtig fest gewesen. Inzwischen geht es, haben sie sich ein bißchen freibewegt.
Nachwirkungen nicht nur des läuferischen Gewaltaktes vom Donnerstag, sondern auch des gestrigen Tages. Am Vormittag erst von zu Hause (links von der Alster) zum nördlichen Stadtrand, nach Duvenstedt gefahren, ungefähr 12-15km Luftlinie.
Man kommt überraschend gut mit dem ÖPNV nach Duvenstedt. Von der S-Bahn-Endhaltestelle Poppenbüttel fährt immerhin alle 10 Minuten ein Bus ins Zentrum von Duvenstedt. Von da aus musste ich in eine kleine Seitenstraße westwärts rein und 10-15 Minuten Fußweg absolvieren. Abgesehen davon dass dort keine Bauernhöfe sondern propre Ein- und Zweifamilienhäuser standen, wirkte es wie auf dem Land.
Duvenstedt
Wer aber zumindest in Hamburg "auf dem Land" lebt, ist kein armer Schlucker. Prompt kam mir gestern ein Mercedes Cabrio entgegen, mit einem Fahrer der so aussah wie Klaus-Jürgen "Schwarzwaldklinik" Wussow.
So schön die Natur dort ist, so häßlich ist das künstliche Allerlei der Häuser und ihrer Gärten. Brav der kleine Holzzaun zum Nachbarn links und zum Nachbarn rechts, der Rasen auf korrekte drei Zentimeter gestutzt, der kleine mit Pflastersteinen ausgelegte Weg zur Haustür. Siehe bitte entsprechende cinematographische Referenzen wie Tatis "Mon oncle" oder Burtons "Edgar mit den Scherenhänden" über den feuchten Vorstadttraum.
Nachdem ich mich mehrere Stunden lang wieder gefragt habe, wieso meine komplett ahnungslosen Kunden mehr Geld verdienen als ich, bin ich zum Friedhof nach Ohlsdorf gefahren um mal wieder das Grab meiner Mutter zu besuchen.
Der Friedhof in Ohlsdorf ist immer wieder unglaublich beeindruckend. Größer als die Außenalster, mit zwei eigenen Buslinien, hat er mehr was von einem Park, mit teilweise sehr, sehr mächtigen, alten Bäumen, teilweise einer Orgie von Büschen, insbesondere den derzeit blühenden Rhododendron-Büschen.
Auf der Grabplatte meiner Mutter kreuchte und fleuchte allerhand von Viechern mit Chitinpanzer. Viele kleine schwarze Ameisen. Eine größere, braun schimmernde Ameise lag nahezu regungslos auf der Platte. Zwei kleine Ameisen näherten sich ihr und zerrten an jeweils am anderen Ende an der großen. "Hier rüber" -- "Nein, zu mir". Die große Ameise schien zu schwach um sich dagegen zu wehren. Nur wenn beide schwarze Ameisen gleichzeitig losliessen, versuchte sie schwach sich fortzubewegen. Aber sofort wurde sie wieder an Kopf und Beinen gepackt.
In der U-Bahn von Ohlsdorf zur Kellinghusenstraße saß ein gutaussehendes, dunkelhaariges Mädchen, irgendwas von McDonalds verspeisend, und neben ihr, ihr Freund. Ein Schwarzer in weißen Basketballklamotten mit weißer Schiebermütze. Er war noch dabei deutsch zu lernen. Er sprach es schon recht flüssig und verständlich, aber immer wieder ging ihm eine Vokabel flöten. Es machte den Eindruck als würde das Mädchen, seine Freundin, ihm nochmal Extra-Motivation geben, superperfekt die deutsche Sprache zu lernen.
Die beiden wären nicht so interessant gewesen, wenn nicht die beiden "Gaffer" gewesen wären. Direkt dem Paar gegenüber ein zirka fünfzigjähriger Mann in Shorts und Hemd, mit extremen Bierbauchansatz. Sehr putzig, denn von Mimik und Gestik nahm er offensichtlich extrem Anteil am Gespräch der beiden. Beugte sich immer wieder vor, öffnete öfters den Mund wie um was zu entgegnen oder dem Schwarzen eine Vokabel vorzusagen. Es war eigentlich schon ein unverschämter Einbruch in die Intimsphäre.
Mir gegenüber saß eine südländische, dicke Frau, mit dichten schwarzen Augenbrauen, ca. 45 Jahre, daneben ein Kinderwagen. Sie saß mit ihrem ganzen, massiven Körper seitwärts auf dem Sitz um den Kinderwagen besser unter Kontrolle zu haben, aber, wie es ihre Augen verrieten, mit Sicherheit auch das junge Paar zu beobachten.
[08h46] Erstaunlich was gutes Wetter so alles auslösen kann. Seit ich gestern an "Fisch Sellmer" und seinen Plakat "Jetzt frischen Mattjes" vorbeigefahren bin, sehne ich mich nach Bratkartoffeln mit Mattjes... Erstmal hat es nur zu "Dill-Heringshäppchen" im Supermarkt gereicht.
Heute im Supermarkt der nächste "Tripper": Vanillemilch. Prompt zum ersten Mal seit Jahrzehnten "Kaba" (Vanillegeschmack) gekauft. Und im Gegensatz zu früher habe ich auch wirklich vor das Zeug mit Milch zu mischen und nicht das Pulver solo aufzuessen.
[07h42] Nach neuneinhalb Stunden heute um halb sieben aus dem komatösen Tiefschlaf aufgewacht. Na ja, mehr oder weniger. Um wirklich wieder bei einigermaßen klaren Verstand zu sein, bedurfter es schwerer Trommelfellbeschallung durch FM4, siehe nebenstehendes Tracklisting. Ohne Frage, spätestestens 7h34 war ich wach.
Das putzige am österreichischen FM4: ich habe noch nie so viel Musik aus Hamburg gehört, wie jetzt, und ich wage die Behauptung, dass, mit Ausnahme von FSK, selbst in Hamburg kein Sender Fettes Brot, Beginners und den Rest der Eimsbush-Posse, Tocotronic, Blumfeld, Dubtari, Kettcar, die Sterne etc... so häufig in Rotation haben, "Zugereiste" wie DJ DSL et al. noch nicht mal mitgezählt.
Aber Einschlafen gestern war schön. Draussen war es noch heiß, Fenster und Balkontür auf, aus dem Internet Jazzmusik gestreamt, 8-9-10-Tilt... Aber sowas von schnell weggetreten.

Freitag, 30. Mai 2003

[08h09] Nach der Laufaktion von gestern bin ich überraschend fit. Noch bis halb zwei gearbeitet, ehe ich dann Schluß gemacht habe. So ganz hat sich mir die Sinnhaftigkeit nicht erschlossen, mit Gewalt die Nacht durchzumachen um ein Projekt fertigzumachen, wo heute sowieso wg. "Brückentag" keiner der Entscheider sich das ansehen wird.
Stattdessen mal wieder breit lächelnd ins Bett gemümmelt (Insider: "Keks"!) und dafür den Wecker auf halb sieben gestellt.
Der Wecker wäre gar nicht nötig gewesen, kurz nach sechs von alleine aufgewacht. Sieh an: kaum Zipperlein an Rücken und Beinen. Den Fernseher angeschmissen und das "elendige" Spiel 6 Mavs - Spurs mir angesehen. Wenn man die Auszeiten und Pausen durch Schnelldurchlauf überbrückt, ist man in anderthalb Stunden mit einem Spiel durch. Während der ersten Halbzeit noch das Design für das Flash-Applet fertiggemacht und ein bißchen Programmierung drübergebügelt, so daß es nun fast fertig ist.
In der zweiten Hälfte für zehn Minuten aufs Trimmrad gesetzt, um die leichten Beinschmerzen rauszufahren. Hat gewirkt.
Heute vormittag steht eine längere Fahrt gen Norden an, nach Duvenstedt, an der Stadtgrenze von Hamburg, zu einem Kunden. Mit der S1 nach Poppenbüttel und dann mit dem 176/276er nochmal eine Viertelstunde rausfahren. Ich weiß gar nicht ob die dort bereits Strom haben oder noch in riesigen Dunghaufen wohnen.
Ansonsten zehre ich noch in jeglicher Hinsicht von gestern abend.

Donnerstag, 29. Mai 2003

[23h02] "EinsZwölf, EinsZwölf" -- Um kurz nach neun spontan die Laufschuhe angezogen. Und nicht minder spontan statt die Breitenfelder Str. runter zum Eppendorfer Park zu laufen, links die Curschmannstraße, gen Alster. Nicht sechs mal um den Eppendorfer Park, sondern einmal um die Alster, wenn möglich ohne Zwischenstopp und wenn möglich auch noch ganz durchlaufen, bis zur Wohnung zurück.
Diesmal lief(sic!) es wesentlich besser als beim letzten Mal, vor knapp einem dreiviertel Jahr. Statt an der Kennedybrücke, ungefähr zur Hälfte, eine kurze Gehphase einzulegen, konnte ich weiterlaufen. Nicht den Hauch von Seitenstechen, und das Tempo konnte ich auch noch gut kontrollieren. Sechslingspforte vorbei, no problem, "Schöne Aussicht" ohne Probleme genommen, und an der "Fernsicht" war die Alsterrunde komplettiert und ich bog gen Eppendorf ab. Die letzte Viertelstunde war etwas hakelig zu laufen, links-rechts-links abbiegen, uneben, Ampeln, prompt setzte Seitenstechen ein. Trotzdem: Premiere. Zum ersten Mal durchgelaufen.
Die Runde darf man an einem Feiertag nicht vor neun Uhr abends laufen. Das Teilstück zwischen Sechslingspforte und Fernsicht war immer noch die Pest. Die Leute traten sich die Füße tot, aus diversen Radios auf den Wiesen plärrte NRJ- oder Radio-Hamburg-Kacke.
Schätzungweise 12,5km in 1h12. Die Alsterrunde (7,5km) in zirka 40-45 Minuten gelaufen. Ob ich morgen früh allerdings noch zu Lebenden gehöre, wage ich nach den Erfahrungen vom letzten Jahr zu bezweifeln...
[08h45] Auswärtsspiel -- Vorgestern in einem Anfall von Spontanität einen Aufenthalt im Kölner Raum in drei Wochen organisiert. Vier Tage zu Frohnleichnam.
Dabei habe ich auch diverse Fahrpreise gewälzt.
Es ist schlichtweg peinlich für die Bahn auch auf der knapp 500km langen Strecke keinen eindeutigen Preisvorteil gegenüber dem Flieger darstellen zu können. Selbst bei kurzfristigen Buchungen (ich hatte auch nach Fahrten bereits für dieses Wochenende geguckt) liegt die Lufthansa gleichauf mit der Bahn. Wenn die DB nicht für Spontis so etwas wie das "Guten Abend"-Ticket einführt, wird die Bahn überhaupt kein Land mehr sehen. Im Einzelnen:
Hapag-Lloyd-Express: über die Billigflieger hört man nur begrenzt positives. Von Ryan Air und Air Berlin gab es zum Beispiel einige Beschwerden dass die Startzeiten mitunter recht spontan um eine halbe Stunde vorverlegt werden. HLX hat mit bis zu EUR 19,90 günstige Preise anzubieten, allerdings ist das Kartenkontigent extrem limitiert, so daß man unter normalen Umständen es eher mit 40,- - 60,- EUR pro Flug, also insgesamt 80-120,- EUR zu tun hat.
Lufthansa: Bei der Lufthansa ist es überraschend unproblematisch auch kurzfristig noch Billigtickets zu finden. In meinem Fall sind noch 92,- EUR-Tickets zu bekommen gewesen, noch kurzfristiger wären immerhin 137,- EUR-Tickets möglich gewesen.
Die Bahn ist nicht nur von der Preisgestaltung etwas suspekt, es fängt schon mit der Oberfläche im Internet an, bei der der vollständige Preis erst dann angezeigt wird, wenn man die Hinfahrt bereits ausgesucht hat, obwohl alle Daten bereits eingegeben wurden. Ja, sicher das hängt mit dem Zugtyp zusammen, macht aber auch eine der Komponenten deutlich, warum die Preisgestaltung so undurchschaubar geworden ist. Vielleicht täte sich die Bahn ein Gefallen damit, mehr "Flatrates" anzubieten. Kein Fluggast interessiert sich dafür wie sich sein Flugpreis zusammensetzt. Er will ihn haben, und dann ist gut.
In meinem Fall wären Tickets für 68,- bzw. 75,- EUR zu bekommen. Der Preis geht bei kurzfristiger Buchung bis auf 85-94,- EUR, bzw. ganz kurzfristig 124,- EUR hoch.
Supernervig und weiterer Beleg für die unnötige Verkomplizierung, ist die Tatsache dass einige Fahrpreise nicht online berechnet werden können. So ist bahn.de nicht in der Lage Preise mit dem MET anzugeben. Bah, mich interessiert nicht ob die andere Rechnersysteme benutzen, bzw. auch mit vergünstigten Kartenkontigenten arbeiten. Mir kann keiner erzählen dass sich nicht auch dafür Software schreiben liesse...zumal der MET von der eigenen Tocher betrieben wird...
Damit wären wir bei MET, dem Metropolitan, meinen absoluten Lieblingszug. Wer ihn noch nicht kennt: er ist einst als Business-Angebot eingeführt worden, der mit vier Zugpaaren pro Tag (zwei am Wochenende) Hamburg, Essen, Düsseldorf und Köln anfährt.
Der MET zeichnet sich durch zwei Dinge aus: Komfort und Geschwindigkeit. Der Komfort ist mit dem Flieger zu vergleichen. Gediegene Kirschholz/Aluminium-Ausstattung, Snack am Platz, Tageszeitungen am Platz, klassische Musik beim Klogang, DVD-Ausleihe. Eine Fahrtdienstleitung die sich wirklich bemüht bei Verspätungen die Passagiere auf dem Laufenden zu halten (in einem Fall wurde ein Spontan-Stopp in Bochum eingelegt, damit Anschlußreisende nach Dortmund ihren in Essen verpassten Anschluß dort erreichen konnten).
Die kurze Fahrtzeit von dreieinhalb Stunden wird dadurch erreicht, dass der MET eine kürzere Trasse fährt (Essen wird ohne den "Schlenker" via Dortmund angefahren) und zwischen Hamburg und Köln auch nur in Essen und Düsseldorf hält.
Der Zug, eine aus der DB ausgekoppelte Betreibergesellschaft, hält sich zwar seit 1996, aber ist finanziell noch nicht superlukrativ. Daher wurde eine verbilligte "Touri-Klasse" namens "Traveller" eingeführt, die wohl einiges weniger an Komfort enthält. Außerdem gibt es momentan Billigtickets ab EUR 19,90
Und just jene habe ich für meine Reise gezogen. Auch hier nur begrenzte Kontigente, so dass ich für die Hinfahrt 19,90 EUR und für die Rückfahrt 29,90 EUR zahlen musste. Aber immerhin Hamburg-Köln für unter 50,- EUR.
Wenn man sich noch einmal die Preise von Bahn und Lufthansa ansieht, bemerkt man schnell wo die Bahn Probleme bekommt: in dem Bereich 3-7 Tage liegen die Preise mitunter ganz dicht beieinander. Das die Bahn diesen großen Vorteil hergibt, DAS Verkehrsmittel für den Sponti bzw. Halbsponti zu sein, ist für mich unverständlich.

Mittwoch, 28. Mai 2003

[07h59] News -- Der Guardian mit einem feinem Artikel und folgenden treffenden Worten:
The good news for the Pentagon yesterday was that its investigators had finally unearthed evidence of weapons of mass destruction, including 100 vials of anthrax and other dangerous bacteria.
The bad news was that the stash was found, not in Iraq, but fewer than 50 miles from Washington, near Fort Detrick in the Maryland countryside.
[...The discoveries] merited only a local news item in the Washington Post.
Passend wie die Faust aufs Auge sind mir heute nacht, vor dem Lesen des Artikel, einige Fragen gekommen.
Was ist denn nun mit den irakischen Massenvernichtungswaffen? Wo sind sie? Wer hat an ihnen gearbeitet? Wieso gibt es keine Infos, wo doch vor kurzem die Nummer 3, Nummer 754 und "Biological Beate" des Waffenprogramms dingfest gemacht werden konnten?!
Wo ist Saddam? Was ist mit ihm? Wie kommt es, dass man in jedem zweiten P.M.-Heft um die Ohren geknallt bekommt, dass die US-Satellitenüberwachung in der Lage wäre abgelaufene TÜV-Plaketten zu erkennen, aber man nicht in der Lage ist Saddam und Gefolgschaft aufzuspüren? Ist Saddam inzwischen unter die Askethen gegangen, dass sich keinerlei Geldbewegungen o.ä. aufspüren lassen? Hat er sich den Schnäuzer rasiert?
Was ist mit Bin Laden? Hat es überhaupt bereits ein offizielles US-Statement gegeben, dass der Mann noch lebt? Wo ist er? Was macht er? Ist bei den diversen Razzien in der "Terroristen-Hochburg" sowenig Information zur Infrastruktur von Al-Qaeda in die US-Hände gefallen?
Wie war das? Ist nicht vor kurzem die Nummer Zwei der Al Qaeda gefangen genommen worden? Wo befindet sich der Mann derzeit? Ist er noch im Besitz sämtlicher Gliedmassen? Wird ihm ein Prozeß gemacht? Wenn ja, wo?
Diesmal keine Kopfschmerzen oder Übelkeit bei den Truppen und Zivilbevölkerung nach Umgang mit radioaktiv vertrahlter Munition?

Dienstag, 27. Mai 2003

[16h05] Faustregel Nummer eins beim Säubern der Mauskugel: damit rechnen dass die Kugel aus der Maus rausfällt. So kann vermieden werden, dass man mit offenen Mund der wegrollenden Kugel hinterherstarrt und zusieht wie sie aus dem Wohnzimmer elegant über den Absatz auf den Balkon hüpft und durch das Balkongeländer rollt, um dann, nach einigem Blätterrascheln, mit einem dumpfen "Plock" im 3 Meter tiefer liegenden Garten aufzuschlagen.
[15h15] Gestern ging ich durch ein eher ärmlicheres Backsteinbau-Viertel in Ottensen, als mich auf der nachmittäglich-menschenleeren Straße ein Jungdynamiker mit Klemmbrett ansprach. Flotte Frisur (eigentlich hatte ich mir nach dem Grand Prix d'Eurovision geschworen in den nächsten 72 Stunden allen Männern mit gegelten Haaren kommentarlos eine aufs Maul zu hauen).
Der Mann, um die Dreissig, fiel nicht nur durch die dunkle Frisur auf, sondern auch durch das burgunderrote, um nicht zu sagen, PREMIERE-rote Hemd auf, dessen Ärmel, weiterer Ausdruck der in Seminaren eingeprügelten Jungdynamik, hochgekrempelt waren.
Dieser Mann stand vor einer Haustür, sah mich kommen, ging auf mich zu und rief "Hallo!?" Ich blieb stehen. Der Mann sah aus wie einer der "Frank" heißt, aber lieber mit "Fränk" angesprochen werden möchte. Fränk sagte sich: wozu Rhetorik, alles Zeitverschwendung und fragte mich direkt, mit gezücktem Klemmbrett, ob ich denn bereits PREMIERE hätte.
Ja, ich war überrumpelt und stotterte sinnfrei, daß ich nicht in der Straße wohnen würde. "Hey", sagte Fränk, und machte dabei ausschweifende Bewegungen mit beiden Händen und dem Klemmbrett. Fränk war einer der in diesen Momenten an "Alles leger" dachte. Fränk war aber dummerweise auch einer der es "Alles läscher" aussprechen würde.
"Hey, ich habe dich nicht gefragt wo du wohnst, sondern ob du PREMIERE hast?". Okay, cool gekontert, eigentlich Punkt für ihn. Eigentlich. Denn gesagt hat er in realiter: "Hey, ich-ich habbe dich nicht gegegegefragt wowo du wohnsttt..t, sondern ob du PRE...PRE...PRE..MIERE hast?". Machen wir uns nix vor, spätestens als er nach dem zweiten Wort mit dem Stottern anfing, war alles für den Arsch. Die Frisur, das Hemd, das schwarze Klemmbrett, Coolness, Rhetorikkurse. Alles für'n Arsch, denn er war nur noch "Fränk, der Stotterer", "Fränk, der Loser". Mister Fassade. Als "Außendienstmitarbeiter", beziehungsweise One-man-Drückerkolonne eine klägliche Fehlbesetzung.
Der kurze Plausch endete eine Minute später. "Wie...wie...wieviel zahlsttt du-du-du iiimmm Momomonat?" -- "Irgendwas unter dreissig, ich glaube achtundzwanzig" -- "Hey, guguguter Preis...eis!". Dabei wendete er sich schon von mir ab, ging zur nächsten Tür, den Oberkörper zu mir gedreht, mit der linken Zeigefinger und dem Klemmbrett auf mich zeigend: "Hey, guguguter Preis...eis!". Es war bizarr.
Im Nachinein erstaunt mich die Schamlosigkeit mit der PREMIERE nun anscheinend Klingelputzer spielt und selbst Gegenden abklappert, Geringverdiener, hoher Ausländeranteil, wo es eigentlich nicht viel zu holen gibt. Erinnert mich an o-tel-o, die dereinst auch mit Häschern Büroräume abklapperten.
Das ist kein Marketing, sondern nackte Verzweiflung. Erinnert mich auch an die Norisbank, dessen Filiale an der Hoheluftchausse vor einigen Wochen mit großen Lettern im Schaufenster, in Handschrift (Sauklaue) und mit Edding geschrieben, einen halben Meter hoch, auf günstige Kreditangebote hinwies. Quasi diametral entgegengesetzt was ich von einer Bank erwarte, die mein Geld bunkern soll und daher nach Möglichkeit noch lange "leben" sollte.
Oder auch das "Meridian Spa" an der Quickbornstraße. Dieses Nobel-Fitness-Center hat neuerdings quer über den Eingang eine Plastikplane hängen, auf dem in großen Lettern sinngemäß prangt "Werden Sie Mitglied zu Konditionen günstig wie noch nie". Die Plastikplane steht in einem solch derben Kontrast zum ansonsten sehr gediegenen Auftreten und Ambiente, dass man schon förmlich den Geruch von Insolvenz riechen kann. Angst essen Souveränität auf.
Obwohl, wenn ich länger darüber nachdenke, fange ich an, "Fränk" zu bewundern. Das Standing zu haben, als solche Witzfigur diese Show an Sprüchen und Gestiken abzuziehen. Vorausgesetzt er ist sich dessen bewusst...
[15h06] Wer sich wundert warum unsere Jugend so geworden ist, wie sie geworden ist, gestern zum ersten Mal gehört: das putzige Hyperventilation-Spiel.
Man hockt sich hin und fängt eine Pressatmung an: mit Gewalt stoßartig Luft einatmen und auspressen. Nach ungefähr einer halben Minute richtet man sich schnell auf, hält sich dabei die Nase zu. Wenn man steht, versucht man mit geschlossenem Mund und Nase Luft auszupressen, ähnlich wie man es im Flieger tut, um nach dem Start die Ohren wieder freizubekommen.
In der Regel fängt man nun an Farben, na ja, intensiver wahrzunehmen und wirres Zeug zu reden. Ehe es einem Schwarz vor Augen wird. Letzteres geht einher mit einer Bandbreite von Konsequenzen irgendwo zwischen kurzzeitiger Bewusstlosigkeit bis hin zum Herzstillstand.
Ich höre sowas zum ersten Mal und kann daher nicht einordnen ob es ein Generationsphänomen ist, oder etwas was sich nur vereinzelt Dorfjugendliche einfallen lassen, während die Heranreifenden in der Großstadt sich lieber in den Programmkinos die Fellini-Retrospektive mit anschließendem Tofu-Auflauf beim makrobiologischen Inder geben.
[10h18] Laune du jour: fip. Mit viel Jazz und Klassik. Ich brauche Entspannung. Relax.

Montag, 26. Mai 2003

[09h37] Irgendwann stieg im Bus ein Mitdreissiger ein und setzte sich auf die hinterste Sitzbank. Ein aufgedunsener Mann mit Scheitel. Auf der "langen" Seite des Scheitels waren die dunkelblonden Haare pomadeglatt, während sie sich an der kurzen Seite wie bei einem Bürstenschnitt aufstellten. Kleine Schweinsaugen und Schweinsmund. Ein cremefarbener Anzug, wie aus dem PREMIERE-Kleiderschrank geklaut, Aktentasche und die MoPo (die heute mit dem HSV aufmacht "Danke König Jara", als ob der Loserverein eine brilliante Saison hingelegt hätte) lesend. Ein "Fingerbefeuchter". Jedesmal beim Umblättern der kleinformatigen Mopo wurden erstenmal die Finger der Rechten abgeschleckt.
Ich saß zwei Reihen weiter vorne, mit Rücken zur Fahrtrichtung, rechts, ein twenty-something-Jahre altes Mädchen auf der linken Seite sitzend. Dunkler Typ, nett aussehend. An der Haltestelle Max-Brauer-Allee stand sie auf und ging zu den Türen.
Freund Feuchtfinger starrte ihr hinterher und die auf und ab zuckenden Augen machten deutlich, dass er sichtlich Gefallen vor allem am Hintern besagter Freu gefunden hatte. Der Blick glitt zwar immer wieder rauf zum Kopf, aber blieb vorallen schräg unten kleben, während sein Speichel auf den Fingern verdunstete. Das Mädchen stieg aus und ging den Bus entlang. Unser Freund blieb immer noch mit den Augen kleben, wendete den Kopf und blickte ihr nach. Kurz vor einem Genickbruch, wendete er den Kopf zurück zur MoPo und öffnete kurz seinen schmalen Mund um unhörbar irgendwas zu sagen.
Scary. Den möchte ich nicht angetrunken mit einer gutaussehenden Frau in einem Raum alleine lassen.
[09h29] Bah, den ganzen Sonntag über irgendwelche Petitessen in Flash gestolpert (in irgendeinen IF eine Zuweisung "=" statt einen Vergleich "==" gehabt) und stundenlang an einem Problem gesessen, 2-3 Ansätze ausprobiert, die aber alle irgendwo hakten.
Und was passiert nach einer gut durchgeschlafenen Nacht? Im Bus auf die Schnelle was ins Notizbuch gekritzelt, im Büro in knapp 20 Minuten eingehakt: works. Wäre ich gestern im Leben nicht drauf gekommen.
Heute bereits, ohne Wecker, um kurz vor sieben aufgewacht und daher die Gelegenheit gehabt mir noch das erste Viertel von Spiel 4 der NBA-Western-Conf-Finals Dallas - San Antonio anzusehen.
Nicht schlecht was die nowitzkilosen Mavericks hinlegen. Aber... Während in den ersten Minuten das Mannschaftsspiel vorherrschte, haben sie zum Ende des ersten Viertels zu sehr das Eins-zu-Eins-Spiel gesucht. Was mich ungutes ahnen läßt: während die Mavs hinten die Spurs unter Kontrolle haben, müssen die Punkte vorne viel zu aufwändig erzielt werden. Das wird so über die restlichen drei Viertel nicht zu halten sein. Die Mavs führen zwar nach dem ersten Viertel, aber für mich läuft es immer noch auf einen Sieg der Spurs hinaus. Mal sehen...
[00h37] Cookie hat wieder gequengelt, dass ich dogfood vernachlässigen würde. Nein, sie hat nicht wirklich gequengelt. Es war mehr ein Bedauern. Aber was soll ich machen? Kunden lesen mit, also kann ich Stories aus dem Job-Bereich nur dosiert und abgewägend einbringen.
Und nun, liebe Cookie, passiert mir das auch mit meinem Privatleben. Das was mich derzeit am meisten beschäftigt, gehört eben momentan auch nicht hierhin.
Eigentlich wollte ich heute abend noch eine Flash-Geschichte fertigmachen, aber nach dem Anruf bin ich dahingeschmolzen. Fuck, Job kann warten, Kunden können warten. Wenn ich solche Momente nicht auslebe, bin ich endgültig eine Coder-Leiche. Ich geh' schlafen und träume in Ruhe weiter. 'Nacht.
(PS: Gehört überhaupt nicht hierher, aber in "Freestylistic" hat Stefan Müller heute abend "London Elektricity" vorgestellt, eine äußerst abgefeimte Mischung aus Drum'n'Bass und Deep House, siehe auch feines QT-Video "Cum Dancing")

Sonntag, 25. Mai 2003

[13h17] Web -- Seufz. Superschöne Illus von Monica Calvo. Blanker Neid! (via Kaliber10000)
[13h00] Film -- Nein Chris, die Gefahr besteht nicht, dass ich Matrix II im Kino sehen werde (sofern nicht jemand eine Freikarte springen lässt).
Auch wenn man mich für ein Arschloch mit Vorurteilen hält (was ich zudem jederzeit bejahen würde), der über ein Film urteilt ohne ihn gesehen zu haben, so haben doch zu viele Indikatoren im Vorfeld dafür gesprochen, dass der Film schlecht werden würde.
Ich war mir lange Zeit nicht sicher, aber der Knackpunkt der dazu geführt hat, dass meine Erwartungen ins negative gekippt sind, war als ich irgendwo in Eimsbüttel auf einer Littfaßsäule an einem Matrix-Plakat das RTL-Logo gesehen habe. Das war für mich der Höhepunkt der Vermarktung, des Hypes. Das Zeichen dass hier jemand nur noch an der geldmaschine sitzt und die Scheine zählt.
Hypothetisch gefragt: wieviele Zuschauer weniger hätte Matrix ohne RTL-Sponsoring bekommen? Wären die Besucherzahlen wirklich essentiell schlechter geworden?
Anders gefragt: wievielen Zuschauern ist durch diesen Hype schlecht geworden? Wieviele werden deshalb jetzt nicht in den Film gehen, ganz zu schweigen vom dritten Teil?
Der ganze Hype um Matrix II + III zeigt Marketeers die für einen kurzfristigen Profit den langfristigen Gewinn und Ruf einer Marke/Idee aufgeben. Diese "Profit-bis-ans-Limit"-Denke geht mir in diesem Zeitalter tierisch auf den Nerv.
Falls es denn jemanden noch Beweise bedarf ob der Hohlheit von Matrix II+III, den verweise ich auf den FM4-Text den ich bereits vor einigen Tagen verlinkt habe. Können Interview-Statements eigentlich noch hohler ausfallen? Laurence Fishburne hat sich bei mir aus der Liste der coolen Schauspieler gelabert. Desweiteren linke ich auf die mal wieder exzellente Filmkritik von Frau Gröner.
Wenn es denn einen Grund gibt in Matrix reloaded reinzugehen, dann sind es die Kroko-Klamotten von Jada Pinkett Smith/Capt. Niobe. R-a-t-t-e-n-s-c-h-a-r-f.
[11h23] Heute sollte ein arbeitsamer Sonntag angesagt sein. Zu den Freuden eines Selbständigen gehört das Aufräumen und Wegsortieren von CDs (Backups, Rohmaterial) :-(. Seit meinem Auszug aus der alten Bürogemeinschaft waren die CDs größtenteils in einem Umzugskarton. Das ist natürlich eher grenzwertig wenn man eine CD sucht, wie es bei mir heute morgen der Fall war.
Also ein Haufen CDs gegriffen, aus den Jewel-Cases raus in Plastikhüllen gesteckt und auf kleine Haufen sortiert, je nach Job und Auftraggeber. Ich muss unter der Woche noch mehr Ordner zum Abheften der CD-Hüllen kaufen. Immerhin einen 30cm hohen Stapel an Jewel-Cases weggeschmissen. Nur DIE CD, die habe ich nicht gefunden...

Samstag, 24. Mai 2003

[18h22] Computer -- Weil ich in den letzten Tagen häufiger darauf angesprochen worden: das Grafiktablett.
Ist ein Grafiktablett als Illustrator ein vollwertiger Ersatz für Papier und Bleistift? Jein. Es ist kein Ersatz, sondern anders.
Wenn man sich ein gutes Grafiktablett kauft, mit anderen Worten, eines von Wacom, dann bekommt man ein Handling das einem Stift recht nahe kommt. Die meisten Leute sind völlig perplex wie drucksensitiv die Stifte sind und was für eine Modulation im Zusammenspiel z.B. mit Photoshop möglich ist: Breite des Pinselstriches bzw. Transparenz und zahlreiche weitere Strichattribute.
Wenn man neben einem Wacom-Tablett auch eine gute Software hat, hier ist in erster Linie Painter und Photoshop (ab Version 7 mit stark verbesserter Pinselspitzen-Engine) gemeint, bekommt man einiges an pseudo-realistischen Effekten gebacken.
Aber ist es deswegen gleich ein Ersatz für den Bleistift? Genau hier hakt der Vergleich. Es ist eher mit einem Kugelschreiber zu vergleichen. Die Spitze des Stiftes und die Oberflächenbeschaffenheit des Tabletts sind sehr glatt, für meinen Geschmack zu glatt. Ich habe gehört, dass man zumindest bei den Intuos2-Tabletts die Oberfläche aufgerauht hat. Es ist schade, dass Wacom zwar viele Eingabewerkzeuge anbietet, aber keine rauheren Spitzen oder eine rauhere Auflage fürs Tablett. Und ich hasse dieses Kugelschreiber-Feeling. Es ist wie Schlittschuhlaufen mit einem Stift. Kein Widerstand, kein Gefühl.
Mein Strich wird auf Papier immer besser aussehen als mit dem Tablett. Perfekter wird der Strich aber auf dem Tablett aussehen, nicht zuletzt mit der Möglichkeit alles wieder wegzuradieren und Striche immer wieder zu überarbeiten. Insbesondere bei Sujets wo man nicht ganz sattelfest ist (Autos, Hände, Tiere), ist man glücklich über die Möglichkeit immer wieder etwas korrigieren zu können. Auf Papier hätte man sich entweder schon bis zur Tischplatte durchradiert, oder würde sich mit dicken, fetten Strichen die just jene kritische Stelle nur im Ungefähren lassen, rausschummeln.
Dieser Vorteil des Grafiktabletts ist auch gleichzeitig das größte Risiko und ein weiteres Problem was ich bislang für mich noch nicht zufriedenstellend gelöst habe: ein tausendfach überarbeiteter Strich wirkt tot. Man muss sich daher zusammenreißen und irgendwann bewusst die Zeichnung in ihrem nicht perfekten Zustand lassen und möglicherweise auch bewusst Striche wieder wegradieren oder auslassen, um vermeidliche Lockerheit zurückzugewinnen.
Das Grafiktablett ist letztendlich eine Erweiterung der Werkzeuge die man einsetzen kann, kein Ersatz für die "analoge" Graphitmine.
Sollte Wacom mal ein preislich akzeptablen Cintiq mit rauher Oberfläche produzieren, dann reden wir nochmal drüber.
Nachtrag. Natürlich kann man auch mit Grafiktablett gute und brauchbare Illus erzeugen. Nur sehen die anders aus, als die , die man selber auf Papier verewigt. Wenn man in der Lage ist mit dem Strich zu spielen, kann man wunderbar an den Outlines rumfrickeln und Dynamik erzeugen, dass dem Daum der Koks aus den Nasenlöchern rieselt. Aber was leichtes, aus der Hand geschwungenes, skizzenhaftes? Gratulation an alle denen das mit dem Tablett gelingt.
BTW: ich habe vor Äonen einen Photoshop-Tipp geschrieben, der nach geradezu für Tabelettis auf den Leib geschneidert ist: "Eine saubere Zukunft mit Photoshop", für alle die sich mit dem Tablett einen Wolf radieren und doch die Illu nicht schlierenfrei bekommen.
[18h12] Sport -- Eine Bundesliga-Saison geht mit einem letzten Spieltag zu ende, welcher bestens die ganze Saison wiederspiegelt: sturzlangweilig. Und wenn doch noch so etwas Thrill aufkam, dann in der letzten Viertelstunde als mal wieder reichlich schlappe Dortmunder verzweifelt den Siegtreffer gegen Cottbus zu erzielen versuchte. Ging nicht, stattdessen wurde der VfB Stuttgart Zweiter und ist damit direkt für die Championsleague qualifiziert. Angesichts des durchaus spaßigeren Fußball der Schwaben ein wohlverdienter Überholvorgang!
Dortmund ist DIE Enttäuschung der Saison. Noch nicht einmal von der Plazierung, aber diese kack-pomadige Art macht mich fertig. Bayern kann sich sowas leisten, den man ist "King" in der Bundesliga. Das ganze Image der Bayern ruht auf diese unnahbare Attitüde, wie Stars aus dem Showbiz, die mit Cape auf die Bühne kommen. Aber Dortmund?
Noch etwas fand ich bezeichnend. Es hat gerade mal drei Tage gebraucht um die Bayern zu einem Benefizspiel für den finanziell darbenden FC St.Pauli zu überreden. Nicht das erste Mal, die Bayern haben ähnliches bereits für andere Teams gemacht. Von der Borussia redet man bei solchen Anläßen kaum. Bezeichnend.
Ansonsten möchte ich diese Saison so schnell wie möglich vergessen.
Schönste Bilder des Spieltages: Ewald Lienen holt Hans Meyer von der Tribüne runter und feiert mit ihm den Klassenerhalt. Das hat Anstand, das hat Stil, Gratulation.
[15h25] Ich habe mir vorhin, bar jeglicher finanziellen Vernunft, spontan das Graphire2-Grafiktablett gekauft. Ich hatte die Schnauze voll immer mit meinem großem Intuos-Tablett zwischen Wohnung und Büro zu pendeln. Graphire2 stellt sozusagen ein Kompromiss dar. Mit 109,- EUR bei Gravis knapp halb so teuer wie die A6-Ausgabe des Intuos.
Leider habe ich schon früh einige Intuos-Features vermisst, allen voran die frei belegbaren "Funktionstasten" am oberen Rand des Tabletts. Die fehlende Neigungswinkel-Empfindlichkeit hingen stört kaum.
Ich hätte mir aber gewünscht dass Wacom die Maus eingespart hätte und das Geld in ein größeren aktiven Bereich investiert hätte. Zum einen ist der aktive Bereich am unteren Rand des Erträglichen (wobei der Bereich größer als die Markierung auf dem Tabelett ist) zum anderen ist die Maus fast halb so groß wie das Tablett selber. Als jemand der eh ausufernde Mausbewegungen macht, viiiiel zu klein.
Aber besser als nothing, und momentan finde ich wieder Spaß an Illustrationen.
[13h04] Buch -- Next up: "100 Bullets" Vol. 4: "A Foregone Tomorrow"
Zur Vorbereitung werden erst mal die anderen drei Bände wieder durchgelesen... (siehe WortAuf-Bereich)
[12h42] Buch -- Ich habe mich gestern abend für eine Stunde in die Wanne gelegt, um die letzten Seiten von "Riven Rock" von T.C. Boyle in einen Rutsch durchzulesen. Fertig.
Fünfhundert Seiten die vieles an Bissigkeit, Schärfe, Gnadenlosigkeit aber auch Epochalem mit "Wassermusik" gemeinsam haben. Auch die Ausgangsposition, real existierende Menschen und dicht bei der Wahrheit liegende Vorkommnisse, die zu einem Roman ausgesponnen werden.
Dort wo aber "Wassermusik" mit Vielseitigkeit spielt, dem Wechsel zwischen Upper Society in London, Londoner East End, schottische Provinz und tiefstes Afrika, ist "Riven Rock" gerade zu ein Kammerspiel, das größtenteils nur auf einem Anwesen und der angrenzenden Stadt spielt. Nicht minder konzentriert das Thema: Sexualität und Wahnsinn.
Es ist die halbwegs wahre Geschichte von Stanley McCormick, jüngster Sohn des Erfinders des Mähdreschers. Stanley verfällt kurz nach der Jahrtausendwende dem Wahnsinn und wird weggeschlossen. Auf dem kalifornischen Anwensen "Riven Rock" wird er mehr als zwanzig Jahre behandelt. Da sich seine Gewaltausbrüche insbesondere gegen Frauen richtet, wird er fern von jeder Frau gehalten, inkl. seiner attraktiven Ehefrau Katherine, die er erst kurze Zeit davor geheiratet hat.
Dritte Hauptfigur in den Erzählungen ist Eddie O'Kane, irischer Pfleger von McCormick, der sowas wie ein Antipode darstellt. Strotzt vor Potenz und Ego. Seine Beziehungen enden aber nicht minder unglücklich.
Das Buch schildert zwanzig Jahre Behandlung auf Riven Rock und geht in Rückblenden auf mögliche Ursachen von McCormicks Wahnsinn ein. Ein phasenweise sehr fesselnder Gang in menschliche Abgründe.
Das Ende des Buches kommt überraschend. So gesehen, ist das Buch eigentlich ohne Ende. Genauso unscheinbar wie wir begonnen haben das Leben von McCormick zu verfolgen, genauso unscheinbar wird es nach 500 Seiten wieder verlassen. Das restliche Leben McCormicks wird in zwei Seiten Epilog abgehandelt.
Wie gesagt: es ist immer unterhaltsam und teilweise süchtigmachend. Aber nach Ende des Buches hatte ich nicht das Gefühl wie bei "Wassermusik", den ganz großen Wurf gelesen zu haben, ein Opus Magnum.

Freitag, 23. Mai 2003

[18h07] Film -- Nachklapp zum FM4-Homebase-Special vom letzten Mittwoch zu Matrix. Christian Fuchs schildert seine Eindrücke vom offiziellen Londoner Pressetermin. "Choice is an illusion. Die Matrix ist überall."
[15h47] "Du hast ja nix in dogfood geschrieben" schimpfte die Frau aus dem Telefonhörer, zwischen zwei hektischen Zügen an der Fluppe. "Jaja" erwiderte ich schwach, packte meine Sachen, zog den Mantel an und putzte meine Brille.
Die Gläser frisch geputzt, ging es mit geschärftem Blick gen S-Bahn. Cookie wollte was in dogfood lesen. Ich stampfte die Gasstraße entlang. Es würde nicht leicht werden. Der stete Nieselregen hat die Leute entnervt. Entweder sind sie gar nicht auf der Straße, oder haben sich hinter irgendwelche Schirmen und Regenjacken verschanzt. Niemand da, über denn man für Cookie in dogfood schreiben könnte.
S-Bahn-Station Bahrenfeld. Bis zum Einsetzen der Rush-Hour um halb vier, kommt die S-Bahn nur alle zehn Minuten. Der Bahnsteig ist zwar voll, aber es scheint sich dabei um Besucher der Jahreshauptversammlung der "United Langweilers" zu handeln. Irgendwann kommt dann die S-Bahn, "United Langweilers" und ich steigen zu den bereits in der S-Bahn sitzenden "Best of Borings" dazu, S-Bahn fährt ab.
Sherlock, wenn ich Ihnen sage, dass die S-Bahn mit beschlagenen Scheiben in Altona eingefahren ist, was sagt Ihnen das? C'est claire, cher Watson. Ad eins war die S-Bahn voll, ad zwei war es in der S-Bahn tropisch warm, ad drei war die Luft stickig.
Raus aus der S-Bahn, Treppe rauf, durch die Tiefebene, Treppe rauf zum Busbahnhof, in den 20er steigen.
Mit lauten Getöse steigt eine Familie ein und setzt sich auf die beiden hinteren Bänken des Busses. Sie ist ein Typ Frau, wo man sagen muß: schade, vierzig Kilo weniger, und es wäre eine Sexbombe. Knapp unter dreißig, schöne Augen, zierliche Nase, aber überall rundherum sind kleine Hautballons die langsam die Augen und die Nase einschliessen. Das was man als Schmollmund hätte bezeichnen können, sind inzwischen zwei Lippenwulste. Dunkelblauer Anorak.
Daneben sitzt ihr Mann, der sich gerade lautkrachend mit vier großen und völlig ausgebeulten Toom-Tüten bis nach hinten gekämpft hat. Das Paket Toastbrot quillt aus der Tüte. Er ist das völlige Gegenteil seiner Frau. Ein Schwarzer der daherkommt, als hätte er die Tupac-Gedächnisboutique ausgeräumt. Ganz und vollständig in allerweißeste Ballonseide gehült, mit weißer Kap. Hager wie eine Bohnenstange. Nicht sehr groß gewachsen, hat ein bißchen Probleme nicht von den Tüten begraben zu werden.
Auf der hintersten Bank haben die beiden Kinder sich hingesetzt. Undefinierbares Geschlecht, aber so süß, dass sie sogar mein Herz erweichen. Knapp 5, 6 Jahre, Zwillinge, mit leichten braunen Teint aber fette Rastalocken (NEID!!!) und sehr lebendigen und lustigen Augen. Zwei Kids vom Typ "Schade daß ihr die Oma verbrannt habt, macht aber nix." Muttern pflegt mit den beiden immer morgens vom Alsenplatz zur Holstenstraße zu fahren.
Alsenplatz, die Familie steigt aus. Mutter scheucht die beiden Kleinen vor sich her, während Daddy erst wartet bis der Mittelgang völlig leer ist. Dann packt er die zweihundertdreiundachtzig Tüten und stürzt den Gang zur Tür runter. Ein infernalisches Knistern und Rascheln setzt ein, wenn der Tütenmann sich in seiner Ballonseide bewegt. Kann man an statischer Elektrizität sterben? Das Knistern und Rascheln geht draussen weiter, wo die vier verzweifelt versuchen die stark befahrene Straße zu überqueren. Der Bus fährt an, und sie entziehen sich meiner Beobachtung.
Mir gegenüber sitzt ein älterer Herr, der recht zufrieden aussieht und den SPIEGEL in seinen Händen hält. Ohne dass der Man fett wirken würde, haben sich Röllchen um seinen Körper gebildet. Unterhalb des SPIEGELs verschwinden die Klamotten alle fünf Zentimeter in irgendwelche Fettröllchen. Der Hosenansatz ist nicht zu sehen, irgendwo zwischen zwei Hautlappen eingeklemmt. Ansonsten ein absolut unscheinbarer Herr. Nicht der Rede wert.
Ich steige bereits Kottwitzstraße aus, um mir zur Belohnung des heutigen Tages den Mittagstisch bei "meinem" Vietnamesen zu gönnen. Mit mir steigt ein älterer Herr in einem cremefarbenen Trenchcoat aus, der die todtraurigen Augen eines Hans Clarins hat. Hans Clarin hat sich leider nie auf seiner Stärken besonnen und den Hang gehabt immer lustige Figuren oder Menschen mit dem ach-so-lustigen "Augenzwickern" zu spielen.
Mit diesen Augen kann aber ein Clarin nur Alkoholiker oder Shakespeare-Rollen übernehmen. Mit diesen supertraurigen, permanent-wässrigen Augen kann der Mann die halbe Menschheit in den Massen-Suizid treiben.
Aber es ist nur ein kurzer Augenblick an der Ampel. Viel zu kurz um darüber in dogfood zu schreiben. Scheiße. Nix los gewesen auf dem Weg nach Hause. Nix für dogfood. Cookie wird sauer sein. Also wird es heute abend wieder kein Kieksen und kein Gurren geben.
[15h42] WebDev -- David Hyatt, Entwickler von "Safari", Apples Browser, fragt in seinem Blog welche Webtechnologie als nächstes in Safari implementiert werden sollte.
Ein schneller Scan durch die Antworten sieht CSS3 und, für mich überraschend, SVG knapp vorne, vor XSLT. Eher wird Macromedia von Microsoft aufgekauft, als das SVG zu weitverbreiteten Technologie wird... Leider.

 

Hier geht es zu den dogfood in der dritten Mai-Woche....

<<= dogfood-Indexseite

 

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