dogfood März 2004 [4]

Mittwoch, 31. März 2004

[09h56] Medien -- So liest sich eine Titelgeschichte des SPIEGELs:
Die große Luftnummer -- Quer durch die Republik wächst der Widerstand gegen die Verspargelung der Landschaft durch immer mehr Windräder. Ökonomisch macht ein weiterer Ausbau wenig Sinn: Er würde Milliarden an Fördergeldern verschlingen, der Nutzen für die Umwelt wäre gering.
Und so liest sich lt. Tagesspiegel (Mittwochsausgabe) die Geschichte hinter der Titelgeschichte: „Windstärke 12
[...] Auf der Redaktionskonferenz des Berliner „Spiegel“-Büros äußerten am Montag mehrere Mitarbeiter ihren Unmut über die politische Tendenz und handwerkliche Machart des Artikels. Der Redakteur Harald Schumann, 42, heißt es, habe gar von Desinformation und Propaganda gesprochen  und gekündigt. Schumann, seit 1986 beim Spiegel, bestätigte dieser Zeitung am Dienstag seine schriftliche Kündigung, kommentieren wollte er sie nicht.
Es gibt auch eine Vorgeschichte. Mindestens zwei Mal, wird an der Hamburger Brandstwiete erzählt, habe Schumann mit einem weiteren Fachredakteur über Windenergie geschrieben und sei nicht gedruckt worden; die Artikel seien der Chefredaktion nicht negativ genug gewesen. Schumann ist Spezialist für Wirtschafts- Reports und Autor des Buchs Die Globalisierungsfalle, das monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.
[09h46] Politics -- Funny. Entsinnt man sich noch der Tage vor zirka 2 Wochen, als CNN und BBC World plötzlich unisono „Breaking News“ aufflackern liessen? Pakistanische Truppen hätten ein Berggebiet eingekreist und eine Top-Al-Qaeda-Figur („high value target“ plauderte Pakistans Musharraf gegenüber CNN aus) umzingelt, entweder Bin Laden oder die Nr2. Al-Zawahri.
Irgendwann später war es dann nur noch der Geheimdienstchef der Al-Qaeda.
Vierzehn Tage und 109 Tote später: „Pakistan has withdrawn claims that a senior al-Qaeda militant was killed in the latest offensive against militants
Military spokesman Major General Shaukat Sultan said on Tuesday that the militant, known as 'Mr Abdullah' was merely a small time operative based in the town of Wana in South Waziristan. 'He is not really the intelligence chief for al-Qaeda,' he said, 'but he was one of the top intelligence people in Wana for al-Qaeda.'
Verarschung Galore

Dienstag, 30. März 2004

[22h34] Web -- Eine der interessantesten Flash- und Web-Anwendungen die ich seit langer Zeit gesehen habe: „Newsmap“ „kartographiert die Welt-Nachrichtenlage“ anhand der Artikelsammlungen bei Google News. Je mehr Artikel, desto mehr „Platz“ nimmt die Schlagzeile ein und verdeutlicht die Wertigkeit der Nachrichten in den Medien. Abstufung der Helligkeit zeigen das Alter der Schlagzeile und die Farbe das Ressort (Link by John Dowdell).
[11h42] Zur schlechtesten Website des Monats küre ich hiermit kabelanschluss.com von Kabel Deutschland, produziert lt. Meta-Tags von BBDO Interactive.
Abgesehen von dem elendigen old-school „Pop-Up-Fenster mit fester Größe“-Geklimper dass allenfalls noch BBDO-Screendesigners feuchter Traum ist, das wahre Elend beginnt mit dem Java-Applet als Navigationselement.
Right-o, den BBDO-Spacken (ja, ich bin leidlich sauer) fiel nichts besseres ein, als ein Java-Applet als Seitenleiste für die Navigation einzusetzen. Besondere Funktion des Java-Applets, außer der langen Ladezeit? Keine. Bei Klicks klappen Unterpunkte im Menü auf, die inzwischen jeder Drittklässer einhändig sich in Flash in Minutenschnelle aus der Nase popeln kann.
Der Grund warum die BBDOler ein Java-Applet statt Flash genommen haben, kann nicht aus einer Aversion gegen Flash heraus geschehen sein, denn auf einigen (allen?) Seiten ist lt. Quellcode ein Flash-Newsticker eingebaut.
Ich wünschte ich könnte mehr zu den Seiten sagen, aber die meisten Seiten funktionieren bei mir weder aus Safari noch auf Firefox. Noch nicht mal die Seiten die ich theoretisch für simpel halte, wie z.B. das Impressum. Dass die Seite geladen wurde, kann ich immerhin am Quellcode der Frames sehen (oh ja, ich vergaß: es wurden auch noch Frames benutzt)
Wer sich im Quellcode durch die Site schlängelt, stellt schnell fest -- wir haben das Medium Internet verstanden -- dass alle essentiellen Infos wie Angebot, Preise und AGBs als PDFs abgelegt sind...
Die einzigen Seiten die mit Firefox angezeigt werden, sind die Seiten mit Formularfelder. Was nicht heißt das man sie benutzen kann. Bei mir weigerten sich die Felder auch nur einen Tastendruck anzunehmen... (ich vermute eine Unverträglichkeit von Firefox gegen dieses Java-Applet) Immerhin konnte ich im Quellcode die eMail-Adresse ablesen (im INPUT-Hidden-Feld) und werde mal bei der Kabel Deutschland GmbH nachfragen, wie sie sich vorstellen die Fernsehzukunft Deutschlands mit MHP, Zillionen unterschiedlichen Settop-Boxen und anderen Klimbim umzusetzen, wenn man schon eine Website derartig gegen die Wand fährt.
[10h04] Software -- Flex, die zwote: Jesse Ezell, Macromedias Nemesis, kommentiert die Einführung von Flex mit den Worten „10x cooler als Flash, aber 30x teurer als Flash“.
Interessanter sind die Anmerkungen von John Dowdell/Macromedia im Thread bezüglich des Preises und eines „Flex light“: „I've been hearing internal talk all along along the lines of what you suggest, but the first goal has been to get the 1.0 out to that big-revenue target audience, and handle any forking after that. I can't speak for the team, but I wouldn't be surprised if a stronger statement-of-intent hit the website soon
Zur Einordnung des Statements: nach Ankündigung eines DW MX2004-Updates Ende Oktober, brauchte Macromedia vier Monate bis das (ebenso gute wie zur Funktionalität zwingend notwendige) Update dann wirklich veröffentlicht wurde.
[09h14] Radio -- Ich warte mit einem anderen Toten auf. In diesen Minuten ist bekanntgeworden das Alistair Cooke 95jährige gestorben ist. Alistair Cooke ist eine britische Radiolegende der seit 1946 Woche um Woche die Radiosendung „Letter from America“ produzierte. Eine wöchentlche Kolumne rund um Politik und Leben in den USA. Eine unantastbare Radioinstitution die alle Programmreformen des BBC Worldservice und Radio 4 überlebte.
Erst im letzten Monat wurde bekannt, das Cooke seinen „Letter of America“ nach 58 Jahren nicht mehr weitermachen will und Radio 4 nur noch Wiederholungen bringen wird. Er ist mittlerweile ein alter Mann geworden, der kaum noch aus seinem Appartment in New York rauskommt.
BBC-Meldung, BBC-Website mit archivierten Cooke-Sendungen, BBC-Kurzbio zum 95ten Geburtstag.

Montag, 29. März 2004

[19h06] Software -- Heute früh hat es Macromedia bekanntgegeben: Flex 1.0 ist draußen (ältere dogfood-Einträge zum Thema: 23.11.03 und 26.11.03).
Kurz: Flex ist ein Server„programm“ von Macromedia, mit dem dynamisch (also mit Hilfe einer Textdatei + Scriptsprache) Flash-Dateien erzeugt werden und kann damit theoretisch ein wichtiges Produkt werden (siehe Rezension von Jon Udell in der InforWorld). Die Besonderheit: es ist ein weiterer Versuch von Macromedia als Softwareproduzent für Unternehmensanwendungen ernst genommen zu werden.
Obwohl der Preis in dem Ende November angedeuteten Bereich liegt (12.000US$ für zwei CPUs) gibt es ein Aufheulen vieler Flashentwickler. Wie erwartet, denn Flash-Entwickler sind meistens kleinere Agenturen oder Einzelkämpfer, für die so eine Investion mit fragwürdiger Zukunft eine Größenordnung zu hoch ist.
Wie sehr die „kleinen“ Entwickler vor den Kopf gestoßen werden, macht auch die Kleinigkeit deutlich, dass es keine Testversion zm Herunterladen gibt, sondern für 9US$ als CD bestellt werden muß.
Viel wird vom schlechten Karma Macromedias bei teuren Serverprodukten wie „SiteSpring“ oder „Flash Communication Server“ geschrieben, denen kein langes Leben beschieden war. Doch man wird abwarten müssen ob die Pessimisten wie auf actionscript.com Recht behalten werden.
[11h30] Software -- Genial. Wer sich unter MacOS X den Adobe Acrobat Reader 6.0 installiert, bekommt beim ersten Start einen Dialog angezeigt, der, übersetzt, sagt: der Acrobat Reader ist im System derzeit nicht die voreingestellte Software zum Betrachten von PDFs (kein Wunder, weil OS X mit systemeigenem PDF Viewer kommt). Ob man diese Einstellung reparieren will.
Doh! „Reparieren“?! Als ob etwas kaputtgegangen wäre...
Und inzwischen hat Adobe selbst den Reader mit zwanzigtausend Voreinstellungsoptionen versehen.
Nachtrag: wenn es denn nur die Voreinstellungsoptionen wären... Offensichtlich hat man die u.a. in Illustrator CS eingebaut Font-Rechte-Verwaltung auch in Acrobat Reader 6 eingebaut und eine andere Farb-Engine eingebaut. Das gleiche PDF in Acrobat Reader 5 und 6 ausgedruckt, führt zu völlig unterschiedlichen Ausdrucken. Was 6 orange ist, wird bei 5 zu Rot, was bei 6 gelb ist, wird bei 5 orange...

Samstag, 27. März 2004

[16h42] Wenn man durch Ottensen oder Eimsbüttel durch die Straßen geht, sieht man immer mehr leerstehende Ladengeschäfte zu kleinen Webshops umfunktioniert.
Wird Webdesign zu so etwas wie Videotheken vor 5-10 Jahren? Scary.
Ich glaube ich werd' Portugiese und mach' einen Kaffee-Laden auf.
[16h25] Beeeeeeeeeeeeepbeeeeeeeeeeeeeepbeeeeeeeeeeeeep
Zum Glück bin ich als akustisch etwas sensiblerer Mensch in dr Lage ein omnipräsentes Beeeepen von Tinitus zu unterscheiden. Aber es war ebenso merkwürdig wie un-ortbar, woher dieses Beepen kam, seit ich um kurz nach halb neun wieder zu Bewußtsein kam. Glasflaschen in die Tüte packen, Rucksack anlegen, in das Treppenhaus gehen. Das Beepen wird lauter. An den schwulen Nachbarn vorbeigehen, nein, Beepen unverändert. An die verwickelte Einbuchtung mit den zwei Wohnungstüren vorbei, Beepen ist einen Tick lauter geworden, aber kommt definitiv nicht von dort.
Ich gehe die Treppe runter und an der Tür meiner Nachbarin unter mir wird das Beepen lauter. Es kommt aus der Wohnung. Aus dem Haus raus, Straße rechts runter, läuft man an ihrem Schlaffenster vorbei. Jalousie oben, Beepen kommt von dort. Ein vergessener Wecker.
30 Minuten später kehre ich, vom Altglas befreit, aber mit Toastbrot, Bohnen, Cola, Pizza und Gouda bepackt wieder zurück. Es beeept immer noch.
Usability-Notiz an Weckerhersteller: wenn ein klingelnder Wecker nach einer halben Stunde nicht ausgeschaltet wird, ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch in den folgenden Stunden ausgeschaltet zu werden. Am besten nach 20 Minuten den Selbstzerstörungsmechanismus atuomatisch aktivieren.

Freitag, 26. März 2004

[14h33] Der Hinterhof ist eine Ansammlung von verwinkelten Häuserwänden, Schuppen und Mauern. Der Boden ist spärlich mit Gräsern und Büschen bewachsen. Und in einem dieser Winkel steht mit einem Mal eine Katze und verharrt.
Sie schaut sich um, guckt in den Himmel, als hätte sie auch bemerkt, dass es ganz vorsichtig schneit. Als würde jemand vom Dach mit Styropor spielen. Die Ohren stehen spitz vom Kopf ab, jedes Geräusch wahrnehmend.
Auch mein Schnalzen, 25 Meter entfernt am Fenster stehend. Ruckartig bewegt sie ihren Kopf. Sie hat das Geräusch gehört, aber anscheinend kann sie die Richtung noch nicht orten. Das Schnalzen wird wahrscheinlich mehrmals reflektiert. Noch zwei, drei Schnalzer sind notwendig bis sie in meine Richtung blickt. Aber offensichtlich unsicher, da ich mich nicht bewege. Jedesmal wenn sie den Blick abwendet, schnalze ich. Irgendwann hat sie es begriffen und trottet, von einer Mauer verdeckt, weg

Donnerstag, 25. März 2004

[13h07] Tech -- Spannend. Noch nicht entdeckt vom immer träger werdenden Heise-Newsticker: HP will weltweit seine PCs mit Linux bundlen (NY Times, Golem). HP will diese Rechner als Billiglösung für spezielle Anwendungszwecke positionieren, z.B. für Call-Center. Analysten vermuten als Grund für diesen Schritt die niedrigeren Lizenzkosten im Vergliech zu Microsofts Windows.

Mittwoch, 24. März 2004

[17h44] Hassenswerte Menschen, Kaptel 465: Menschen die im Klo das Toilettenpapier nicht an der Perforation abreißen, sondern ihren Bedarf von der Rolle abfetzen und der Nachwelt eine Risskante hinterlassen, bei der man sofort ein Gewaltverbrechen in der Nasszelle, verübt von muskelbepackten Matrosen, vermutet.
[13h05] Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, sie liegt gar nicht so lange her, da wurde uns Heranreifenden erzählt „Dienstleistung, das ist die Zukunft! Alles andere kann leicht in Billiglohnländern gemacht werden und mit steigendem Lohn und kürzerer Arbeitszeit würde der Bedarf an Dienstleistung wachsen“ So klang es unisono von den Lehrern, Politikern, Arbeitsämtern und Industriellen.
Als ich mein Abi machte, waren Banken und Versicherungsgesellschaften begehrt, weil quasi Arbeitsplatz auf Lebenszeit. Als ich mit dem Studium fertig war, hielten die ersten Bänker ihre Entlassungspapiere. Inzwischen wandern Dienstleistungen, wie zum Beispiel Call-Center, ebenfalls ins Ausland aus, oder werden durch Software wegrationalisiert.
Die gleichen Politiker und Bonzen die einst vollmundig von der „Dienstleistungsgesellschaft“ gesprochen habe, legen die Axt just an dieser Stelle an, und kürzen des kurzfristigen Profites willen, Service und Dienstleistungen.
Während von Arbeiter und Arbeitslose permanent Flexibilität eingefordert wird, fällt der halbstaatlichen Bahn nichts besseres ein, als ihre Fahrkartenschalter dicht zu machen und stattdessen auf Online-Verkauf oder Fahrkarten-Automaten zu setzen. Wie originell. Ist das alles, was zum Thema „Kostenreduzierung“ einfällt? Schließung?
Oder nehmen wir die nicht minder halbstaatliche Post. Postfiliale Sternschanze. Sternschanze = hohe Bevölkerungsdichte, sowohl Bewohner als auch Angestellte.
Das erste Mal fiel ich ins Koma, als ich die Schlange gesehen habe, die aus der Filiale bis zur Treppe herausreichte. Das zweite Mal wurde mir schwarz, als ich die Öffnungszeiten sah und ein drittes Mal als ich bemerkte dass von den vier Schaltern nur zweieinhalb besetzt waren.
Was soll das mit der Realität („Angebot + Nachfrage“) zu tun haben, in einer solchen Gegend die Filiale gerade mal von 9-13h und 14-18h offen zu halten? Die zweieinhalb Schalter reichen morgens nicht, sie reichen mittags nicht und vermutlich auch nachmittags nicht.
Gerne hätte ich der Post die Mühe erspart mir eine 1,-EUR-Briefmarke zu verkaufen. Nur dankenswerterweise ist das Porto inzwischen zu einem komplexen System hochgezüchtet worden, bei dem man ohne Briefwaage und Schiebelehre, beides natürlich nicht öffentlich in der Post zugänglich, nicht mehr weiß, was man draufpappen muß.
[13h02] Derzeitige Spam-Rate: 60 Spam-Mails pro Tag. Inklusive Mailinglisten ist knapp jede vierte Mail bei mir Spam.

Dienstag, 23. März 2004

[14h23] Politics -- Spaß am Nachmittag: ab 15h00 (MEZ) Liveübertragung des 9/11-Kommission auf C-SPAN. Heute vorgeladen: Clintons Außenministerin Madeleine Albright, Clintons Verteidigungsminister William Cohen und last but not least das aktuelle Duo Colin Powell und Donald Rumsfeld.
Links zu den Streams hier: C-SPAN: Watch live
[13h50] I hate it! Dialog zwischen Kunde und Dienstleister (me):
Mail mir mal das Flash-Projekt rüber, damit ich es selber für Web-Gebrauch komprimieren kann. Ich werde die Bilder und Sounds gegen kleinere austauschen
Hast du denn Flash Version Dingenskirchen?
? Hmmppff
Und du weißt dass du die Bilder und Sounds nicht ersetzen brauchst, weil die Kompression in Flash selber eingestellt wird
?? Ach so?
Wie groß ist deine Mailbox?
15MB Wieso?
Weil das Flash-Projekt, schließlich sind die Assets nicht komprimiert, geZIPt 50MB groß sind
?? Ooops! Kannst du mir vielleicht ...
... und vergiß nicht einen Preloader zu basteln
?? einen Pre...
Preloader. Damit der User nicht auf das Nachladen der Bilder warten muss
Ähhh, gibt es in Flash so eine Funktion...
Wenn es quick'n'dirty sein soll, setze eine neue Szene vorweg und verteile die Assets die Timeline entlang und lasse in einem anderen Layer einen Fortschrittsbalken per Tween mitlaufen
Ähhh, ja, klar. ... Kann man das nicht türken in dem man einfach eine Minute lang wartet und während dessen den Balken wachsen läßt
Plonk

Ihr Pizza Hut in der Nähe
[10h57] Im Briefkasten meines Büros, Hamburg-Sternschanze, legte heute die Firma „Pizza Hut“ Produktinformationen bei und wies mich freundlicherweise auf ihr dichtes Filialnetz hin („Pizza Hut in Ihrer Nähe“), das mir nicht nur die Fahrt zum zirka 3km entfernten Gänsemarkt nahelegte, sondern alternativ auch die Filiale Kiel (94km) und Hannover (155km) ans Herz legte. Guter Deal, das.
[10h32] WebDev -- Zweiter Nachklapp von der SXSW 2004, diesmal von 37signals. Man hat vor kurzem ein anscheinend recht interessantes Webdesign-Buch herausgegeben („Defensive Design for the Web“) und angelehnt an das Buch auf der SXSW eine recht interessante Präsentation gemacht, die sich bei 37signals als PDF herunterladen läßt.
An das Buch und der SXSW anknüpfen stellt Jason Ffried (mal wieder) die Frage, ob Webdesign in die richtige Richtung geht. (Link by Jeffrey Veen)
PS: Weiter unten im Weblog von 37signals eine Diskussion um PHP vs. Ruby vs. Python.
[09h06] Media -- Was die „Süddeutsche“ mit ihrem „ePaper“ betreibt, scheint „learning-by-doing“ oder, etwas gehässiger ausgedrückt, „trial'n'error“. Am Wochenende noch PopUp-Blocker den Zugang verwehrt, seit Montag wieder Einlaß gewährt...

Montag, 22. März 2004

[13h43] BlogBlog -- Ein Abgesang auf „Generation Blogger“: „Generation Blockheads
1. Die Szene entwickelt sich hin zu einer im eigenen Saft schmorenden und sich ständig selbst zitierenden "mein weiches Frühsücksei war heute morgen hart"-Selbstdarstellung. [...] Nebenbei weren Positionierungs- und Grabenkriege ausgefochten, welche gerade mal Kindergartenniveau erreichen. Wenn es wenigstens um andere Inhalte als "das Bloggen an sich" ginge, wäre dies alles noch akzeptabel - so ist es ein Perpetuum Mobile, das nur diejenigen bewegt die es anschieben.
Wie denn nun? Ist das Problem die „Selbstdarstellung des Ichs“ oder die Meta-Bloggerei?
Das Bloggen über das eigene Frühstücksei halte ich für legitim. Das Blogwesen bezieht seine Kraft aus der Vielfältigkeit und nicht dem Auf-Oyktroieren aufoktroyieren (danke, Robert) irgendwelcher pauschalen Qualitätsmaßstäbe. Der Qualitätsmaßstab liegt bei jedem Leser, in dem er die ihm interessierenden Blogs liest und die anderen nicht. Im Bloggerland ist, im Gegensatz zu anderen Medien, Platz für alle.
Re: „so ist es ein Perpetuum Mobile, das nur diejenigen bewegt die es anschieben“ Ja, die Gefahr besteht. Mich erinnern Teile der Blog-Szene an einen „gespielten Witz“ von „Nonstop Nonsens“. In einer Kneipenrunde werfen sich die Herren Zahlen an den Kopf worauf sie in schallendes Gelächter ausbrechen. Ein Außenstehender fragt was dahintersteckt. Die Kneipenrunde erklärt: um Zeit zu sparen, habe man alle Witze die man kennt, durchnummeriert und würde nur noch die Zahlen sagen statt den Witz zu erzählen.
Im Sinne der oben erwähnten Maxime, dass jeder und alles bloggen darf, halte ich versuche „die Blogger“ anzusprechen, z.B. mit einem Bloggertreffen, entweder für absolut beliebig (warum gibt es kein Treffen der „Hamburger Rechtshänder“?) oder für ausgrenzend. Keine Woche vergeht, an dem nicht irgendein Blog-Award, -Treffen oder -„Appreciation Day“ ausgerufen wird.
Alle sprechen vom Hype den die demnächst anstehenden (oder bereits erschienen) Bücher kreieren würden. Nein, nein, für den Hype sorgen die Blogger selber indem sie sich ihre binnen 1-2Jahre erreichte Wichtigkeit selbst einquatschen.
2. Die postulierte politische und gesellschaftliche Kraft hat sich nicht entwickelt.
Wie denn auch? Binnen 1-3 Jahre? Was soll dass den für eine „Gesellschaftliche Kraft“ sein? Eine Etablierung in dieser kurzen Zeit hat ja noch nicht einmal das Privatfernsehen mit den dahintersteckenden Großkonzernen geschafft.
Ich halte im übrigen diese Entwicklung auch nicht für einen „Selbstläufer“. Ich muss in diesen Tagen sehr häufig an die „alte“ WIRED von 1995, 96 etc... denken, an Artikel von Kevin Kelly oder Jon Katz, die mit der Verbreitung des Internets auch auf gesellschaftliche und politische Veränderungen gehofft haben. Stichwort „information wants to be free“. Stichwort: freie Zugänglichkeit von Informationen führt zu Emanzipation des mündigen Bürgers.
Das Internet hat sich nicht eindeutig in diese Richtung bewegt. Während in der Tat dem User mehr Informationen als noch vor fünf Jahren zur Verfügung stehen, hat das Internet gleichzeitig auch eine große Kommerzmaschine angeworfen, die einigen Content der Allgemeinheit entzieht, weil nur gegen Bezahlung einsehbar. Aberwitzig wenn die „Süddeutsche“ am Zeitschriftenstand des Supermarktes einfacher zu lesen ist, als im Internet... Schlimmer noch: das Internet und die Vernetzung riskieren zu Werkzeugen staatlicher Repression und Eingriffe in die Privatsphäre zu werden. Schlimm wenn recht unreflektiert Sachen wie Typekey, FOAF oder Orkut als „das nächste große Ding“ angepreist werden.
Und trotzdem: das Internet hat auch gezeigt, das Ideen Jahre brauchen, um heranzureifen und sich zu etablieren, auch wenn v.1 oder v.2 gefloppt sind. RSS-Reader sind nichts anderes als die Wiedergeburt von Push-Clients a la „PointCast“ in einer modifizierten, „marktgerechten“ Form. Ein kleinerer Client, effizienterer Content, leichter zu erzeugender Content, individueller konfigurierbar. „Firefly“ einst verendet, ist einer der Grundprinzipien der Empfehlungen bei Amazon und zahlreichen anderen Shoping-Sites und reflektiert sich auch in „FOAF“ wieder.
Insofern ist in Sachen Blogs technisch und strukturell längst noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Geschichte wird sich weiterentwickeln. Sie wird, wie auch immer, alltäglicher und unauffälliger in den Alltag integriert sein.
3. Gleichsam reagieren die etablierten Medien und verdonnern ihre journalistisch Tätigen zum Selberbloggen - was bleibt, sind die Dummen in ihrem Stolz auf die Profis, die nun in der gleichen Community publishen. Damit ist auch die Gefahr für die Medien gebannt - Blogger werden zu Wasserträgern, die bestenfalls bestehende Meldungen neu mixen und so ihren eigenen Touch unter die Leute bringen. Zur Belohnung darf man dann sein Frühstücksei auch mal für zehn Minuten neben Meldungen und Meinungen der Grossen sehen. Ei wie fein! Ein positiver Aspekt fällt mir übrigens dabei ein: bloggende Profis sind wenigstens einer ausdrucksfähigen Schriftsprache mächtig und ersparen die Lektüre der Elaborate gestelzter Möchtegernschreiber auf dem Niveau der Sekundarstufe I.
„c.“ baut eine geistige Fallhöhe auf und wundert sich dass der Sturz eine blutige Nase mit sich bringt... Aber Absätze wie über „Elaborate gestelzter Möchtegernschreiber“ deuten so etwas wie Selbsterkenntnis an. Möglicherweise befindet man sich also auf dem Wege der Besserung.
Re: „Gleichsam reagieren die etablierten Medien und verdonnern ihre journalistisch Tätigen zum Selberbloggen“ So massiv habe ich bislang, zumindest in Deutschland, den Einzug der etablierten Medien in die Blogszene nicht wahrgenommen. Und das was ich in Deutschland und Nicht-Deutschland lese, macht keineswegs Blogs obsolet.
Aus einer postulierten "Generation Blogger" ist eine hochgradig unpolitische und naive "Generation Blockheads" geworden.
„Generation Blogger“, erschienen, lt. Amazon, im November 2003. Fünf Monate später ist die Generation tot, die politische Revolution und „gesellschaftliche Bewegung“ ausgeblieben. Och.
[11h43] BlogBlog -- Haiko Hebig bringt eine Diskussion um das neu angekündigte MovableType 3, seine neuen Features und dem neuen, zentralisierten „TypeKey“-Service für Authentifizierung von Kommentatoren, ins Rollen.
Zentralisierte Authentifizierung? Ein Wort: bad. Entweder ist es datenschutzrechtlich relevant oder durch Hotmails-Accounts zu leicht aushebelbar/sinnlos. Und bedeutet zusätzlichen Aufwand für Blogger und Kommentator.
Noch etwas zu MovableType, nun mit einem dreiviertel Jahr Erfahrung auf dem Buckel.
Meine Wertschätzung für die Software hat aus 3-4 Gründen inzwischen abgenommen, so dass ich eher nach Alternativen suchen würden. Ich würde nicht soweit gehen wollen und sagen dass MT schlecht ist, aber es ist wie ein nicht ganz sauber sitzender Anzug: es zwickt an einigen Stellen.
Ein Teil der Probleme ist mit dem „Rebuilding“ nach jedem Eintrag verbunden. Auch wenn ich es noch vor einigen Monaten an anderen Stellen als „nicht störend“ beurteilt habe, es geht mir inzwischen auf den Geist. Beim „normalen“ Sites, verstreicht schon mal 'ne Minute (von anderen hört man gar Stories von zweistelligen Minutenzahlen) bis die Site aktualisiert ist. Es macht den „Workflow“ unrund.
Der Rebuild-Prozess ist auch nicht sehr debugging-freundlich, insbesondere wenn man einen Provider-Tarif gewählt hat, der keine „Error-Logs“ zur Verfügung stellt.
Problem drei stellt die Eingabe via Browser da. Verglichen mit dem um Tastatur-Makros angereicherten „Handcoding“ welches ich hier einsetze, nerven die beschränkten Editier-Funktionen in den Browser-Fenster. Es gibt zwar inzwischen alternative Eingabe-Clients wie „Ecto“, (ex Kung-Log) aber beim „quick'n'dirty“-Ausprobieren gab es zuviele Probleme mit der Übermittlung von Sonderzeichen und dem Abschicken von Einträgen im Draft-Modus.
Problem 4 knüpft an das von Haiko Hebig gesagte an: das Vertrauen in der Weiterentwicklung von MovableType hat darunter gelitten, dass 2003 völlig im Zeichen von „TypePad“ stand und seitdem nicht genauer spezifiziert wurde, was MT 3.0 bieten wird. Die offizielle Ankündigung eines MT3.0-Beta-Tests wurde nur mit 2-3 Feature garniert.
[11h24] Web_Apple -- An diesem Wochenende machte in der Mac-Szene sich das Gerücht breit, dass Apple mehr oder weniger in die Geschäfte von „Symbiot Security“ (News.com) involviert wäre (MacRumors).
Ganz sicher ist das alles nicht, es gibt im öffentlichen Auftritt der Firma Symbiot einige Ungereimtheiten. Aber es sieht so aus als ob Symbiot zumindest mit einem Haufen von Apple XServes arbeitet.
Das Tun der Firma Symbiot ist nicht unumstritten, wie ein Interview bei O'Reilly mit einem leitenden Angestellten zeigt.
Symbiot will „Feuer mit Feuer“ bekämpfen: auf Netzwerkangriffe seinerseits mit Angriffen auf das Netzwerk des Überltäters reagieren. Das Ganze läßt sich nur noch mit Kriegsterminologie umschreiben. So vorsichtig sich Symbiot im Interview darstellt, man kommt nicht umhin Vergleiche mit US-amerikanischen Kriegseinsätzen zu ziehen und fragt sich ob man nicht ebenfalls Phasen der „massiven Vergeltung“ und des „Präventivkrieges“ erleben wird.
Und sollten die Realität eigentlich nicht zeigen, das mit Krieg, bis auf wenige Ausnahmefälle nichts gewonnen wurde?
Übrigens: inwieweit ist die Legislative und „das Netzwerk“ in der Lage einen „guten“ Netzwerkangriff von einem „bösen“ zu unterscheiden?
[11h13] Es ist wieder einmal der Tag der endlosen Labereien. Zumindest in digitaler Form mit emails und Telefonanrufen a gogo. Weitere werden im Laufe des Tages folgen.
Krönung des Ganzens war ein Brief meiner Bank die auf meine telefonische Anfrage um Beratung am Donnerstag heute mit einer schriftlichen, sechs Zeilen umfassenden Absage reagierten. Ohne erwünschten Rückruf, ohne Nachfrage, nix. Als ich heute morgen, vor Eintreffen des briefes, nochmal beim Call-Center anrief, wusste man natürlich nichts von einem etwaigen Brief. Service-Wonderland Deutschland...
Nachtrag: In Reaktion auf den Anruf von heute morgen hat mich die Bank zurückgerufen. Nicht zuletzt weil, so die Bank, ich schon so lange (6 Jahre) Kunde bin.