Das ist tatsächlich eine bannig diffizile Frage, weil sie viele Antworten kennt, je nach Adressat und damit: je nach Differenzierung.

Beginner Level, zum Beispiel für meine verrentete Nachbarin oder nicht-technik-affine Verwandte:

Ich mach so Internet-Zeug. Websites und so

Medium Level, z.B. für Ärzte, bei denen man nicht sicher ist, ob es genuines Interesse oder die implizite Frage nach Liquidität und Einkommensverhältnissen ist.

Ich bin selbständig und arbeite innerhalb von Projektteams für Zeiträume von 3 bis 24 Monaten an größeren Websites. Dabei geht es um die Mitwirkung an Konzepten und Umsetzung von Designs für das sogenannte Frontend, also grob gesagt, das was der User im Browser sehen und bedienen kann.

Das reicht aber nicht für den Experten-Level, für potentielle Auftraggeber oder Projektmanager, aus. Mit inzwischen 20 Jahren Erfahrung auf dem Buckel, liegt mein Mehrwert oberhalb der bloßen Umsetzung von Frontend-Zeug.

Chris Coyier hat im Oktober in seinem Blogeintrag „The Widening Responsibility for Front-End Developers“ viele Fragen und Überlegungen aus seinem Projektalltag angerissen. Sie machen deutlich, wie komplex inzwischen der Weg von Konzept → Design → Umsetzung geworden ist. Das bildet auch meinen Projektalltag wieder.

Wenn Designs und Konzepte das erste Mal aufschlagen, fehlt es ihnen an „Praktikabilität“ und können daher nicht direkt in Code umgesetzt werden. Responsives Design (also anpassungsfähig an unterschiedliche Browser, Browserbreiten und Endgeräten) sind häufig ebenso nur Lippenbekenntnisse wie die Berücksichtigung von Barrierefreiheit-Anforderungen.

Designs werden häufig als komplette Seiten und nicht als wiederverwendbare Bausteine entwickelt. Es gibt auf Designseite häufig weder das Wissen noch die Werkzeuge für diesen „Komponenten-Gedanken“.

Und so besteht ein Teil des Jobs darin, schon vor dem Schreiben der ersten Zeile Code, auf Designs und Konzepte Einfluß zu nehmen. Zum Beispiel darauf zu drängen, dass Seiten systematisch und auf Bausteine-Basis aufgebaut werden. Es ist auch im Sinne des Kunden, wenn nicht jeder Seitentyp seiner Website von Grund auf, neu entwickelt werden muss (wir reden hier nicht über Portfolio-Websites, sondern Websites mit drei- bis fünfstelligen Seitenzahlen).

Ein Teil des Jobs ist, jedes vorgestellte Design auf die Umsetzungsfähigkeit abzuklopfen, bevor das Coding beginnt. Dazu gehört auch die gerne vernachlässigte Frage, wie sich die Komponente verhält, wenn es nicht die „ideale“ Menge an Content gibt. Was passiert bei einer langen Headline? Bei einer Copy, die nur aus einem Satz besteht? Wenn die Nutzungsrechte für das Bild abgelaufen sind?

Funktional erlebe ich es immer wieder, dass es in den Designs Probleme im Umgang zwischen Touch- und Non-Touchdevices gibt. Zum Beispiel wenn es Funktionalitäten gibt, die zwingend auf Hover per Maus angewiesen ist. Oder es wird fälschlicherweise angenommen, dass Browserbreiten mit der Unterscheidung zwischen Tisch- und Tabletgeräten einhergeht (nope, größere Tablets sind inzwischen breiter als schmale Laptops und bei Geräten wie MS Surface verwischt die Grenzziehung komplett).

An der Nahtstelle zwischen Design und Konzeption stehen auch Fragen der Umsetzung im Zusammenhang mit der verwendeten Software auf dem Server. Wenn es zwei ähnliche Komponenten gibt, ist es sinnvoll sie als zwei Komponenten getrennt anzulegen, oder handelt es sich um eine einzige Komponente mit zwei Ausprägungen? Was lässt sich mit der Serversoftware besser abbilden?

Vor der Umsetzung steht dann die Etablierung eines Workflows für die Umsetzung. Welche Werkzeuge werden genutzt, welche Rahmenbedingungen werden geschaffen, welche „Code-Regeln“ werden aufgestellt. SCSS? Semantische Klassen im HTML? Icons umsetzen als… Icon-Fonts, Inline-SVG oder SVG-Sprites?

Dazu gehört auch die Beratung mit dem Backend, wie sich z.B. die Kommunikation bei Serveranfragen durch den Browser gestaltet.


Projekte dieser Größenordnung haben mehrere Interessenten. Kommunikation ist ein Teil des Jobs: Interessenten wollen und müssen abgeholt werden. Es muss zwischen den unterschiedlichen Interessen vermittelt werden. Am Ende des Tages gibt es aber nur einen Interessenten, der die Rechnung zahlt. Die Kommunikation muss daher auch darauf ausgerichtet sein, dass seine Interessen gewahrt werden.


I apologize if I’ve made you feel a little anxious reading this. If you feel like you’re behind in understanding all this stuff, you aren’t alone.

In fact, I don’t think I’ve talked to a single developer who told me they felt entirely comfortable with the entire world of building websites. Everybody has weak spots or entire areas where they just don’t know the first dang thing. You not only can specialize, but specializing is a pretty good idea, and I think you will end up specializing to some degree whether you plan to or not.

Irgendwann in den Nuller Jahren, war ich mir nicht sicher, ob „Webdesigner“ ein Job mit Zukunft wäre. Agenturen gingen aggressiv auf den Markt um mit in Microsoft Word(!!) produzierten Websites Kunden zu ködern. Die Hamburger Arbeitsagentur hat damals massenweise arbeitslose Druckerei-Mitarbeiter in Webdesign-Fortbildungskurse gepackt. In meinen Alpträumen, sah ich irgendwelche Kinder von Firmenchefs am Rechner mit WYSIWYG-Editoren wie Frontpage herumspielen und mich aus dem Business schießen.

So ist es bislang nicht gekommen – weil mein Job mehr umfasst, als man es Laien in nur drei Sätzen erklären kann. Weil mein Job mehr als nur „Umsetzung“ ist und „Berater“ und „Konzepter“-Tätigkeiten beinhaltet. Weil der Job eben nicht nur aus „Nine to Five“ besteht, sondern aus dem Blick über den Tellerrand: was für relevante Technologien gibt es? Wird jQuery wirklich noch gebraucht? Was für Themen kommen in den nächsten Jahren?

Coyiers Blogeintrag macht schon durch die schiere Menge an Fragen deutlich, dass man auch dann genügend auf der Pfanne haben kann, wenn man kein sogenannter „Fullstack-Entwickler“ ist, der die komplette Bandbreite von Server bis Frontend/Browser abdeckt.

Coyiers Blogeintrag macht mir aber auch die Frage bewusst, wie man all diese Detailsfragen und Soft-Skills gegenüber potentiellen Auftraggeber anbringen kann, ohne dass man einen zehnseitigen Aufsatz schreibt. Sondern in eine Form bringt, die gleichberechtigt neben der tabellarischen Aufstellung der rein technischen Skills bestehen kann.