dogfood

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Was war. KW#52

Es war eine merkwürdige Weihnachtswoche. Ich kann da noch nicht so richtig den Finger drauf legen, aber ich ahne, dass es damit zu tun hat, dass ich als Single, kinderlos und ohne in Deutschland ansässiger Verwandtschaft zwischen der Weihnachtszeit und dem Neujahrstag in einer Parallelwelt lebe, die wenig Berührung mit dem Rest meiner Umgebung hat. Ich bin für knapp zehn Tage Tourist in einer Weihnachtswelt- und Silvesterwelt anderer Leute.

Things I did.

Die Metapher des „Touristen“ ist mir eigentlich erst jetzt aufgegangen, aber tatsächlich habe ich sie diesen Heiligabend konsequent verfolgt und habe einen Tagesausflug nach Keitum auf Sylt gemacht.

Ich war vor Jahren, zusammen mit Anke, zwei-dreimal in Keitum, an der östlichen, windabgewandten Küste von Sylt.

Es gibt bei mir einige emotionale Trigger, die lösen bei mir im Hirn was aus und verselbständigen sich in der Erinnerungen. Es hat auch viel mit der Suche einer Heimeligkeit, einer idealisierten Vorstellung von Wohlfühlen zu tun. Schnee ist ein solcher Trigger. Das kitschige Skandinavien. Oder im Falle von Keitum: Nordfriesland, Friesenwälle, Reetdachhäuser, die nordfriesischen Städtenamen an den Bahnhofsschildern, Meer, Wind.

Keitum ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie es bei mir etliche Knöpfe drückt und ich in der Lage zur selektiven Wahrnehmung bin. Ich kann recht gut ausblenden, das Keitum einer ober-posche Stadt ist, die auch Konkurrenz mit Münchner und Hamburger Edelviertel machen kann. An der Hauptstraße reihen sich Boutiquen der Preisklasse Bogner und Ralph Lauren aneinander. An den Straßen parken durchweg Autos oberhalb der 100.000-Euro-Klasse.

Ich blende es aus, denn ich habe nur Augen für die Friesenhäuser. Ich stelle mir das 18te Jahrhundert vor und Walfangkapitäne, die ihren Lebensabend in diesen alten Reetdachhäusern verbringen. Vor den Häusern einen Vorgarten mit alten, knorrigen Bäumen, ehe mit einem sanften Schwung die Rasenfläche gen Straße zum Friesenwall hoch steigt und ihn oben abdeckt. Große Findlinge, irgendwo gefunden und mühselig hierher transportiert.

Zu Heiligabend wollte ich mich triggern lassen.


Die Reisekosten sind dank des Schleswig-Holstein-Tagesticket der Bahn mit 30,– Euro sehr überschaubar.

Streckenplan der Fahrt nach Sylt
Hinfahrt nach Sylt

Die reine Bahn-Reisezeit zwischen Altona und Sylt liegt bei knapp drei Stunden. Ich wohne aber im Norden Hamburgs, Hamburg ist groß und so kommen noch einmal 70 Minuten Reisezeit bis ich überhaupt am Bahnhof Altona bin (plus 20 Minuten Puffer um das Ticket zu kaufen). Also Abmarsch von zuhause kurz nach 7 Uhr. 20 Minuten zu Fuß bis Langenhorn Markt, 25 Minuten U1 bis Jungfernstieg, zehn Minuten S3 bis Altona plus Umsteigezeiten an den Bahnhöfen.

Das Wetter war grau in grau, ehe es nördlich von Husum anfing aufzureißen. Ab Niebüll starre ich aus dem Zugfenster hinaus und versuche den letzten Damm vor der Nordsee zu erkennen. Dann fährt der Zug durch und von links und rechts kommt die Nordsee dem Bahndamm immer näher. Auf halber Strecke über den Hindenburgdamm scheint die Sonne durch ein Wolkenloch durch und hüllt einen kleinen Fleck in der Nordsee in gleißendes Licht, während der Rest der See mehr oder weniger übergangslos in den grauen Horizont über geht.

In Keitum bin ich zum ersten Mal die Ostküste entlang gelaufen. Abgesehen von den vielen Spaziergängern, ein ruhiger, aber auch sehr schmaler Strich an Heide- und Dünenlandschaft zum Land und Salzwiese zur See hin. Die Schilder sind vergilbt und kaum lesbar. Im Vergleich zu Sankt Peter-Ording fällt ganz Sylt durch ein sehr viel größeres Desinteresse an der Pflege seiner Naturlandschaft auf.

In Braderup bog ich dann landeinwärts ab, vorbei an fassungslos mondäne Interpretationen von Friesenhäuser. Der Himmel hat längst wieder dicht gemacht. Auf dem Weg zur Westküste, an landwirtschaftlichen Wegen entlang, setzte der Nieselregen ein und das Grau des Himmels schien sich schon auf die Dämmerung vorzubereiten.

Wenningstedt an der Westküste hörst du zuerst, dank der Umgehungsstraße, die du zehn Minuten später an einer Fußgängerbrücke überquerst. Der Weg durch Wenningstedt Richtung Meer, läuft entlang einer nicht enden wollende Kette von Ferienhäusern und Appartements, ohne jedwede Kohärenz, sondern einfach nur hingebaut. Jedes Gebäude zu weit auseinander um eine Gemeinschaft zu bilden, aber doch so dicht beieinander, dass du im Garten nicht anders kannst, als in Wohnzimmer anderer Leute reinzuschauen. Durch die letzte große Düne durch, dann am Strand angekommen.

Es herrschte eine stärkere Brise und Brandung als zuletzt in Sankt Peter-Ording. Allerdings war ich inzwischen schon dezent durchgefroren. Der Sand war fies und nicht gut zum Spazierengehen geeignet und Migräne setzte bei mir ein. Aus dem Nieselregen wurde normaler Regen.

Aus der Ferne ist Westerland mit seinen monströsen Bettenburgen zu erkennen. Eine halbe Stunde später, gegen halb Vier, erreichte ich die Strandpromenade von Sylt. Der „Weihnachtsmarkt“ lag in den letzten Zügen. Vier Stände hatten noch offen: ein Bratwurststand und drei gut besuchte Glühwein-Stände.

Entlang der poschen Haupteinkaufsstraße, der Friedrichstraße, hatten noch einige Cafés offen, die aber hoffnungslos überlaufen waren. Ich ging direkt zum Bahnhof und nahm einen Zug früher als ich dachte, 16h22 ab Westerland. Minuten vor uns, fuhr ein komplett leerer Autozug Richtung Festland.

Streckenplan des Rückwegs
Rückfahrt von Sylt

Im Zug versuchte ich die Migräne wegzupennen, als kurz vor Husum die Durchsage vom Zugführer kam, dass der Zug bereits in Husum enden würde, da die Strecke zwischen Husum und Heide aufgrund eines Verkehrsunfalls in Lunden gesperrt sei.

Nun besitzt Schleswig-Holstein alles andere als ein dichtes Streckennetz. Aber wenn alles fährt, ist die Taktung in Schleswig-Holstein (aus Hamburger Perspektive) super. Am Ende des Tages war ich aber überrascht wie geschmeidig ich trotz fünfmaligen Umsteigens nach Hause gekommen bin und wie wenig Zeit ich länger gebraucht habe (von „Haustür“ zu „Haustür“ 4:40 statt 4:20). Da ich im Norden Hamburgs wohne, bin ich einfach auch über den Norden reinzufahren, statt den Bogen über die Hamburger Innenstadt zu machen.

In Husum fuhr fünf Minuten später eine Regionalbahn nach Kiel. Zwei Stationen weiter hieß es in Schleswig eine halbe Stunde auf den Regionalexpress aus Flensburg zum Hamburger Hauptbahnhof zu warten. Ich bin schon in Neumünster aus dem Regionalexpress gestiegen, um zehn Minuten später mit der Privatbahn AKN gen Hamburg zu fahren. Nach Umsteigen in Ulzburg Süd in eine andere Linie der AKN, die auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnsteigs wartete, erreichte ich in Norderstedt Mitte das Hamburger U-Bahn-Netz, wo es auf der anderen Bahnsteigseite eine Minute später los ging.


Die 1-2 sonnigen und frostfreien Tage genutzt, um weiter gehen den Bambus vorzugehen. Ab jetzt wird es kompliziert, weil es in die Liguster-Hecke reingeht, wo der Bambus sich ebenfalls ausgebreitet hat. Aber aktuell habe ich wieder mehr Bock auf Garten.

Es sind derzeit teilweise anstrengende Tage und ich bin froh für jede Stunde Sonne.

Things I worked on.

Das große Kundenprojekt „t5“ ruhte. Stattdessen habe ich weiter bei den kleinen Kunden- und Bekannten-Websites die Typekit-Fonts gegen selbstgehostete Schriften ausgetauscht. Anderthalb Projekte sind jetzt noch umzustellen.


Kollateralfolge aus dieser Typekit-Geschichte: ich habe mich in das Thema „font-weight“ eingelesen. Es gibt keine festgeschriebenen Zuordnungen zwischen Schriftschnitt („Light“, „Bold“, „UltraBlack“ etc…) und font-weight-Wert („100“, „700“, „900“).

Es gibt eine Art „Best Practice“, wie er im W3C niedergeschrieben wurde. Aber tatsächlich ist es eher eine Unterscheidung, die individuell für die einzelnen Schriften gefällt werden muss. So gibt es beispielsweise Fälle in denen die „Book“ identisch mit der „Regular“, also „400“, ist und andere Fälle in denen sie dezent leichter ist: „300“ oder, auch das war mir neu, die krumme Zahl „350“.

Things I read.

Nichts großartiges gelesen. Die doppelt so dicke Jahresend-Ausgabe des „Economists“ fordert ihren zeitlichen Tribut.

  • WebDev: iPhone 11, iPadOS and iOS 13 for PWAs and web development, Maximiliano Firtman, Medium, 20.9.2019 – Frontend-Entwicklungs-relevante Änderungen in iOS 13. Überraschung: Safari für iPadOS 13 führt zwei unterschiedliche „Content-Modi“ ein, die teilweise recht gravierende Unterschiede im Umgang mit Hover(!), der Skalierung im Viewport und dem User-Agent besitzen.
  • WebDev: „StateOfJS 2019“ – Auswertung einer Umfrage zum Stand der JavaScript-Entwickler-Landschaft. Leider nur quantitative Aussagen, aber keine Analysen oder Bewertungen.
    „Brave“ hat inzwischen fast an „Microsoft Edge“ (3,8%) aufschließen können.
    Weiterhin gilt für React: „Die Flut hebt alle Boote“, wie z.B. die Test-Frameworks Jest und Storybook.
    Vue hat viel Momentum verloren. Angular und Ember scheinen jenseits des Zenits zu sein.
  • Feature: Why the ‘Queen of Shitty Robots’ Renounced Her Crown, Lauren Goode, WIRED 12.10.2019 – Portrait von Simone Giertz, die versucht, sich neu zu erfinden.
  • Feature: Jeff Bezos’s Master Plan, Franklin Foer, The Atlantic, November 2019 – Der Versuch Jeff Bezos Visionen zu erklären. Abgesehen vom ersten Teil, in denen es um die Raumfahrt-Affinität von Bezos geht, gibt es rund um Amazon, Amazon Prime, AWS und der Washington Post, viele altbekannte Versatzstücke rund um Bezos, wie z.B. ein Intellekt, der mitunter die Empathie zu verdrängen scheint.
  • Politik: Xinjiang security crackdown sparks Han Chinese exodus, Yuan Yang, Financial Times/$, 22.12.2019 – Der Überwachungsstaat zur Verfolgung von Moslems im Westen Chinas und die Repressalien gegen diese Uiguren zeitigen einen bislang kaum beachteten Nebeneffekt: die Han-Chinesen, teilweise durch Subventionen zur Übersiedlung nach Yinjiang gebracht, fliehen in den Osten zurück, weil sie keinen Bock haben, an jeder Supermarktkasse ihre Gesicht für eine biometrische Kontrolle hinzuhalten.
    Laut inoffiziellen Schätzungen hat sich im Laufe der letzten zwei Jahre hat sich die Bevölkerung in der zweitgrößten Stadt Korla auf 250.000 Einwohner halbiert(!)
  • Business: Fintech: the rise of the Asian ‘super app’, Mercedes Ruehl + James Kynge, Financial Times/$, 12.12.2019 – Apps versuchen weiter zu wachsen, in dem sie immer weitere Dienstleistungen anbieten.
    Der Essens-Bringdienst GrabFood bietet in Indonesien mit GrabPay Payment- und Buchhaltungs-Dienstleistungen, mit Ovo Kredite und mit ZhongAn Versicherungen für Kleinunternehmen an. Asien sei bei Mobile Services dem Rest der Welt zwölf Jahre voraus. – auch wenn noch keines dieser Unternehmen derzeit schwarze Zahlen schreibt.
  • Business: Why the global telecoms dream turned sour, Nic Fildes, Financial Times/$, 30.12.2019 – Vor 20 Jahren wähnten sich globale Telekommunikationskonzerne noch als kommende Herrscher der Welt. Inzwischen sind sie geschrumpft und zu austauschbaren Infrastruktur-Dienstleister verkommen, weil sie es nie geschafft haben, ihre Unternehmenskultur an den Konsumenten anzupassen.

Things I played.

Mit den traditionellen Weihnachts-Sonderangebote habe ich einige Spiele erworben.

Screenshot
Screenshot Meeple Station

Meeple Station ist „Dwarf Fortress meets RimWorld“ – der Aufbau einer Raumstation durch Spielfiguren, die ein gewisses Eigenleben führen. Dieses „Early Access“-Spiel hat sehr viel Charme, ist aber bezüglich der implementierten Spielmechanismen noch höllisch unausgewogen. Alles was du zu Beginn, beim initialen Aufbau der Station, vergisst, kannst du IMHO später nicht mehr kompensieren. Das Spiel kippt m.E. viel zu schnell in eine unrettbar negative Entwicklung, weil etliche Dinge bzgl. Ressourcen und Entwicklungsbaum viel zu weit weg sind. Nach dem das Spiel schon zwei Jahre in der Entwicklung ist, bin ich mir nicht sicher, ob die Entwickler dass noch hingebogen bekommen.

7 Days to Die – Mac-User haben nur eine sehr eingeschränkte Auswahl an 3D-lastigen Open World-Spielen. „7 Days to Die”, mit seiner sehr kruden Grafik, ist eine der wenige Optionen und „Die Prototypen” haben mich mit einem ihrer Videos damit angefixt. Allerdings bin ich noch nicht wirklich dazu gekommen, es zu spielen. Ich war nun 10 Minuten auf meinem Desktop-Mac, dem alten Staubsauger-Mac Pro, unterwegs und das Ergebnis war okay, aber nicht wachsweich animiert. Zudem hatte ich mit der Steuerung zu kämpfen. Ich will mal gucken, was mein neueres MacBook Pro daraus macht…

Things I listened to.

Bonnie Raitt. Inzwischen 70jährige Folk-, Blues- und Country-Sängerin bzw. exzellente Gitarristin. Raitt ist so ein Name, der im Laufe der letzten Jahrzehnte in den einschlägigen Musiksendungen immer wieder mal gespielt wurde, den ich aber nie wirklich bewusst wahrgenommen habe.

Ich weiß nicht mehr wie, aber auf YouTube bin ich auf ein Duett von Norah Jones und Bonnie Raitt, „Tennessee Waltz gestossen. Und mit dem ersten Gesangseinsatz von Raitt war ich hin und weg. Zumal sie auch eine sehr gepflegte Saite zupft. Beste Slide Guitar, die ich seit Ry Cooder gehört habe: Raitt im Duett mit John Lee Hooker. Hier Raitt mit einem kurzen Konzert bei der BBC.

Was war. KW#51

Joa. Ich kriege das regelmäßige Blogschreiben immer noch nicht hin. Nun gut. Mein Recap der letzten drei Wochen.

Things I worked on.

Frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt, fing es für mich beim Kundenprojekt „t5“ wieder an. Die drei Wochen standen bereits im Zeichen des Jahresabschlusses und des Januars. Es gab viel Stundenzettel-Voodoo, wie er leider bei Konzernen inzwischen usus ist (inkl. Buchungs-Deadline alle Dezember-Stunden bereits Mitte Dezember). Dazu Vorausplanung für den Januar wg. Urlaub des Projektmanagers.

Eine Eigenart des Projektes sind die mitunter frugalen Spezifikationen – ablesbar an Tickets, bei denen ich im ersten Step eine sechszeilige Aufgabenbeschreibung auf über 100 Zeilen aufblähe. Bei Tickets mit größerem Scope, habe ich es mir angewöhnt, erst einmal im Kopf alle Edge Cases durchzuspielen. Und Edge Cases eskalieren schnell, wenn man drei unterschiedliche Breakpoints, Touch- und No-Touch-Devices und unterschiedliche Content-Mengen berücksichtigen muss.


In diesen drei Wochen und jetzt „zwischen den Jahren“ arbeite ich meine Liste an Kunden-Websites ab, in denen ich Adobe Typekit-Webfonts verarbeitet hatte, um sie nun gegen selbstgehostete Fonts zu ersetzen. Sechs Sites sind bereits angepasst. Vier sind noch auf der Liste.

Während ich bei Groteskschriften zahlreiche Alternativ-Fonts habe, ist das Angebot bei Antiquas deutlich dünner. Die Garamond Pro werde ich nicht annähernd nahtlos austauschen können.

Was mich aber beim Schriftenvergleich sehr geflasht hat: das große „W“ der Garamond und seinen überkreuzenden Diagonalen, die es wie zwei große „V“s wirken lassen. Verglichen mit der Darstellung anderer gewöhnlicher Antiquas, ist es eine komplexe Verzierung, die aber trotzdem nicht überladen wirkt. Wie aufwändig diese Form ist, fällt nicht nur im Vergleich zu anderen Antiquas, sondern auch im Vergleich zum kleinen „w“ auf. Das kommt im normalen Schriftschnitt gewöhnlich daher, während es im kursiven Schnitt den Garamond-typischen, schreibschrift-ähnlichen Schwung hat.

Der Buchstabe „W“ in der Garamond

Die Projekte habe ich zum Anlass genommen, mein Frontend-Boilertemplate, mit dem ich Projekte beginne, zu überarbeiten. Grunt habe ich rausgeschmissen und durch npm-Skripts ersetzt. Bei Sass kommt jetzt Dart-Sass zum Einsatz.


Mein drittes Projekt der drei Wochen war eine Website-Aktualisierung beim Projekt „Grün-Blau“. Einmal im Jahr wird eine Art Jahresabschluss-Statistik sowie eine Gebührentafel für das kommende Jahr veröffentlicht. Aus Zeitgründen habe ich hier jegliche Umbauten unterlassen und 1:1 den aus den Vorjahren etablierten Workflow durchgezogen.

Things I did.

Im Haus habe ich mich dieser Tage verstärkt um das Thema Licht gekümmert. Ich habe drei Stehlampen gegen eine Steh- und eine Tischlampe ausgetauscht – ich bin lichtempfindlich und daher immer noch ein sehr großer Freund von indirekter Beleuchtung.

In der Küche habe ich mit einem LED-Strip ein Defizit kompensiert, das seit dem Bau der Einbauküche (also dem Bezug des Hauses) vorhanden war. Eigentlich ist unter den Oberschränken eine LED-Leiste verbaut und es führen auch Stromkabel an den Übergabepunkt. Faktisch funktioniert sie nicht, was ich Trottel erst nach einigen Wochen überprüft habe. Ich hatte keinen Bock auf Schuldzuweisungen zwischen Elektriker und Küchenmonteure. Ich habe den Elektriker in Verdacht, dass er da einige Kabel verwechselt bzw falsch verlegt hat. Hatte ich letztes Jahr, einen Monat nach Bezug, Lust gehabt, mit dem Elektriker zu diskutieren und ggf. eine Wand aufstemmen zu lassen? Nope.

Nun habe ich einen LED-Strip gekauft und unter die Oberschränke geklebt. Im Schlafzimmer habe ich endlich eine brauchbare Nachttischlampe, die weder das ganze Stockwerk taghell illuminiert, noch ein derart funzeliges Licht liefert, dass ich keine Comics lesen kann. Im Wohnzimmer sind zwei sehr fette Stehlampen gegen gegen eine stabähnliche Stehleuchte ersetzt worden, die viel weniger Platz einnimmt.


Anderthalb Tage mit Magenverstimmung krank gewesen. Hat sich nicht schlimm angefühlt, aber dass ich dann in einem Rutsch elf Stunden durchschlief, ist für mich schon ein Zeichen, dass es mich etwas heftiger erwischt hat.


Endlich die Bremsbeläge am Fahrrad ausgetauscht, nachdem die Beläge vorne schon fast komplett ausgelutscht waren.


Unter der Woche einen der letzten sonnigen Nachmittag ausgenutzt und runter an die Elbe gefahren, um von Teufelsbrück gen Sonnenuntergang ins Treppenviertel zu laufen. Der Himmel so klar, dass man den von Fuhlsbüttel nach Süden gestarteten Fliegern minutenlang nachgucken konnte, bis sie nur noch ein Punkt im Himmel waren. Das Treppenviertel und die Haupteinkaufsstraße von Blankenese schon komplett im Weihnachtsmodus.


Es drängt es mich gerade wieder verstärkt in Richtung Zeichnen. Ich habe ja einen Studienabschluss „Illustration“. Nach dem ich aber anfangs meiner beruflichen Laufbahn, Mitte der 90er Jahre, noch viel mit Animation und Phasenzeichnungen zu tun hatte, ist das Zeichnen inzwischen komplett eingeschlafen und verkümmert.

Ich habe wieder verstärkt Lust, mich ans Zeichnen zu setzen. Dabei gab es zu „Black Friday“ noch einmal einen Schub, als das Standard-Programm für Illustratoren und Zeichner, „Clip Studio Paint“ (auch als „Manga Studio“ bekannt) zum halben Preis, für 22 Euro, vertickt wurde.

Ich habe mein altes Wacom-Zeichentablett heraus gekramt und sogar noch einen funktionsfähigen Treiber gefunden (ich fürchte mit Mac OS Catalina nicht mehr kompatibel). Und ich hatte durchaus viel Spaß. Am Bild zu Death Stranding sass ich die Feiertage über, mehrere Stunden.

Ich muss mich erst wieder aufbauen. Das Finden zu seinen eigenen Stilen passiert im Studium erst im Laufe der etlichen Semester und nach dem man 2–3 Jahre mit Aktzeichnungen und Stilleben Routine gewonnen und einiges ausprobiert hat.

Nach 20 Jahren Pause, muss ich mich wieder in das Zeichnen hinein finden. Das Auge trainieren. Den Kopf das Gesehene filtern und interpretieren lassen. Und das in die Hand einfließen und den Zeichenstift übertragen lassen.

Auch wenn du als Zeichner es mit einem flachen Medium zu tun hast, so hast du es doch mit einer Skulptur zu tun. Deine Hand und dein Stift müssen spüren, was du zeichnest, damit es sich auf den Strich oder die Farbfläche überträgt.

Wenn du mit Vorlagen (wie bei „Parasite“ oder „Death Stranding“) arbeitest, zeichnest du nicht einfach die Striche der Vorlage durch. Du lässt den ganzen Film oder den ganzen Norman Reedus einfließen. Der Fusselbart von Reedus ist auf der Vorlage nicht deutlich zu erkennen. Aber weil du Reedus in Aktion gesehen hast, weißt du, dass dieser Bart ein Schlüssel für seine Optik ist. Reedus‘ zärtliches Verhältnis zu seinem BB, wird nicht in der Vorlage erkennbar. Dies sind Projektionen und Interpretationen, die der Zeichner selbst beim einfachen „Durchpausen“ in die Zeichnung einbringen muss.

Auf dem Weg zurück zum Zeichnen muss ich versuchen all dies, was ich in den letzten 20 Jahren verloren habe, wieder zu finden.

Reading List

  • WebDev: Six Web Performance Technologies to Watch in 2020, Simon Hearne – Static Website-Generatoren in unterschiedlichen Ausprägungen, u.a. auch in Verbindung mit Headless CMS, WASM, Edge Compute (Code-Ausführung nicht vom Server oder Client, sondern Netzwerk-Dienstleister der dazwischen sitzt), Observability (mehr und bessere Metriken zur Performance-Messung), Platform improvements (Performance-Optimierungstechniken werden bereits pfannenfertig im Browser eingebaut, zB Lazy Loading), Web monetisation (geschmeidigeres Bezahlen durch standardisierte Web-APIs), Verbesserungen der DSGVO durch clientseitige Implementierungen.
  • WebDev: Tracking HTTP/2 Prioritization Issues – die unterschiedlichen Interpretationen der Priorisierung von Requests im HTTP/2-Standard scheint dermaßen verzwickt zu sein, dass man sich erst mit HTTP/3 Abhilfe erhofft.
  • Comics: Eine 16seitige Comic-Fassung der griechischen Sage „Illias
  • Politik: „PISA results can lead policymakers astray“, Economist vom 5.12.2019 – Schwankungen im PISA-Score sollten Politiker vor voreilige Schlüsse warnen.
  • Politik: „After half a century of success, the Asian tigers must reinvent themselves“, Economist-Special Report vom 5.12.2019 – Die Asian Tigers sind immer noch vom Export abhängig. Schwächen im Service-Bereich. Gleiche Altersprobleme wie Japan, weil ähnlich starke Geburtenrückgänge.
  • Science: “This 3D-printed Stanford bunny also holds the data for its own reproduction” – Wissenschaftler haben die Druckpläne für einen 3D-Objekt in Mikrokapseln integriert, die wiederum Teil der Druckflüssigkeit für den 3D-Printer sind, dass das 3D-Objekt ausdruckt. Man kann also ein Stück des Objektes abknapsen, eine der Mikrokapseln extrahieren und den enthaltenen Druckplan auswerten, um das Objekt „nachzudrucken“.
  • Science: Ein Browser-Spiel, dass die Basics der „Game Theory“ erklärt … und zwar auf eine Art und Weise, die bzgl. ihrer Lehren für das Leben, durchaus frustrierend ist.
  • Economics: „Reality and hype in satellite constellations…“, 12.12.2019, TMF Associates blog – Tim Farrar zerlegt das Geschäftsmodell von Starlink.

Things I watched.

  • YouTube-Kanal: The Modern Rogue – Professioneller YouTube-Kanal aus den USA mit gemischten Themen, die sich am ehesten mit „zwei Buddies probieren Dinge aus“ subsummieren lassen. Wie kann man Schlösser knacken, der Effekt von Miraculin, wie arbeiten Taschendiebe etc…
  • Sport: etliche Championship-Spiele auf Sportdigital angeguckt. Das Streamabo kostet nur 50,– Euro/Jahr und funktioniert live und on demand. DAZN hat inzwischen sein Fußballangebot aus den Sportdigital-Ligen mehr als halbiert (ca. 1–2 Championship-Spiele/Woche, 1x Eredivisie, 1x A-League) – was wiederum das Sportdigital-Stream-Abo lohnenswert macht.
  • Sport: Einige Rugby-Europapokal-Spiele gesehen und sehr von Leinster und Clermont beeindruckt gewesen.

Things I listened to.

1ter Dezember heißt: von jetzt bis Weihnachten landet Soma FMs „Christmas Lounge in die Heavy Rotation.

Games: „Death Stranding“

Sam Porter Bridges aus dem Spiel „Death Stranding“
Norman Reedus als Sam Porter Bridges

Anfang November ist nach viereinhalb Jahren Produktion, „Death Stranding“ für die PlayStation 4 erschienen, das lang erwartete erste Spiel vom Spieldesigner Hideo Kojima nach seiner Trennung von Konami und der „Metal Gear Solid“-Franchise. Die lange Wartezeit, die Verwendung namhafter Schauspieler und Sonys Marketing-Maschine sorgten für einen Hype, mit dem das Spiel beim Erscheinen über die Mediengrenzen hinweg, auch in TV und Print-Medien Wellen schlug.

Ich habe das Spiel nicht gekauft und nicht gespielt, aber dafür das komplette 27stündige „Let’s play“ vom YouTube-Kanal „Die Prototypen“ gesehen. Ich bereue es, das Spiel nicht gekauft zu haben. Aber ich hatte im Vorfeld anhand der veröffentlichten Trailer kein Vertrauen, dass der zur Selbstverliebtheit neigende Kojima ein brauchbares Spiel produzieren wird.

Herausgekommen ist aber etwas, bei dem zwar die Einzelteile kritikwürdig sind, aber was als Ganzes einen Eindruck hinterlässt, wie nur ganz wenige Spiele im Laufe einer Konsolenära.

Die Science Fiction-Story ist völlig abstrus. Sam Porter Bridges streift durch die postapokalyptische USA und muss im Rahmen des Wiederaufbaus, Gegenstände an Stützpunkte ausliefern, damit diese wieder an ein landesweites Netzwerk angeschlossen werden. Die Apokalypse ist durch „Death Stranding“ verursacht worden und hat zur Folge, dass die Welt der Toten immer präsenter wird. Wenn es regnet, erscheinen die Toten als „GDs“ („Gestrandete Dinge“) in der Landschaft und können die wenigen noch draußen umherlaufenden Menschen töten. Porter Bridges trägt ein „BB“ („Bridge Baby“), ein speziell gezüchtetes Embryo in einer Schutzglocke, bei sich. Diese Embryos, weil sie in ihrem Zustand zwischen Tod und Leben stehen, sind in der Lage ihrem Träger die umherziehenden „GDs“ anzuzeigen.

Die Absurdität des Plots vergrößert sich im Laufe der Zeit, wenn eine Terrorgruppe mit übernatürlichen Kräften auftritt und eine Präsidentinnen-Tochter an der Westküste am „Strand“ auf Befreiung wartet – „Strand“ ist der Ort der Toten.

Kojima hat einen unhandlichen Plot geschrieben, der nur so vor abstrakten Metaphern und Abkürzungen wimmelt, der aber halbwegs einer inneren Logik folgt, weswegen man als Zuschauer gerade noch mit kommt. Ich hege sowieso den Verdacht, dass der Plot ein groß angelegter Rorschach-Test ist, in dem jeder das hinein interpretiert, was er sehen möchte.

Wo das Spiel seine Meisterschaft findet und die Zuschauer/Spieler wirklich einfängt, sind die Spielfiguren und Filmsequenzen. Ich habe noch nie, derart gute und echte 3D-Modelle von Spielfiguren in Computerspielen gesehen. Zuletzt 3D-Spielfiguren immer wieder an zwei Knackpunkten gescheitert: die tot wirkenden Augen und der Mund mit zu harten Übergängen zwischen Lippen, Zähnen und dem hinteren Mundraum. Nicht so hier.

Noch nie gab es in einem Computerspiel derart lebendig wirkende 3D-Modelle. Zusammen mit den langen, filmischen Videosequenzen, ist es das erste Spiel, dass die Grenzen zwischen Computerspiel und Realfilm verwischt – umso beeindruckender dass dies zuerst bei einem Konsolen- und nicht einem PC-Spiel passiert.

Die andere Seite der „Selbstverliebtheit“ von Kojima ist die Besessenheit und Detailliebe in der Umsetzung, die sich bei den Spielfiguren und den liebevoll gestalteten Landschaften zeigt. Das Spiel lebt von diesem „Drumherum“, denn das Spielprinzip selber, ist, abgesehen von einigen Kampfsequenzen, nicht viel anders als der „American Truck Simulator“: hole Dinge von A ab und such deinen Weg nach B, um dort die Dinge wieder abzugeben.

„Death Stranding“ zeigt: auf den Kontext kommt es an. Die Verpackung und das Feuerwerk drum herum, heben dieses Spiel auf ein ganz eigenes Niveau – sonst wäre ich kaum fast 30 Stunden bei einem „Let‘s play“ dran geblieben. Das Spiel hat eine derart eigene Handschrift, dass es zu den Spielen zählen wird, von denen man noch in zehn Jahren sprechen wird: „Weisste noch?“. Es ragt aus dem derzeitigen Einheitsbrei der Triple-A-Spielen heraus. Im laufenden Spiel will man Kojima öfters zurufen, ob er noch alle Kaffeebecher im Regal hat. Am Ende ist man aber dankbar, dass es noch solche Dickköpfe gibt, die gnadenlos ihre Vision umsetzen.

Was war. KW#48

Things I did.

Letzte Woche hatte ich Urlaub. Letzten Sonntag bin ich für drei Tage nach St. Peter-Ording (präziser: „Bad St. Peter“) gefahren, wo es mir vor zwei Jahren so gut gefallen hatte und was damals für meine „emotionale Hygiene“ so wichtig war. Diesmal bin ich nicht ganz so geflasht zurückgekommen.

  • Dieses Jahr lag der Urlaub ca. vier Wochen später. Diese vier Wochen zwischen Ende Oktober und Ende November machen bei den Läden/Restaurants vor Ort einen großen Unterschied. Viele Läden haben geschlossen oder ihre Öffnungszeiten verändert. Google Map is shit und die Websites der Geschäfte/Restaurants sind nur manchmal hilfreich.
  • Das Wetter war ein gelangweiltes Grau in Grau. So gut wie kein Wind – für Windstille bin ich eigentlich nicht an die Nordsee gefahren. So gut wie keine Sonne. Temperaturen im Niemandsland zwischen kalt und warm.
  • Drei Tage waren für Alltags-Detox zu wenig. Erst am dritten Tag fingen der Kopf an, den Alltag loszulassen – aber dann war auch schon Abfahrt. Mein Fehler.

Grundsätzlich bleibt aber die Landschaft geil – Spazierengehen durch die endlosen Weiten des Wattenmeers und Salzwiesen ohne eine Menschenseele zu treffen.

St. Peter Bad, Wattenmeer

Things I worked on.

Vor und nach dem Kurzurlaub hatte ich zwei Websites eines Kunden zu aktualisieren. Anlass war der Umzug des Geschäftssitzes. Für mich war das vor allem der Tritt in den Allerwertesten, endlich mit einem Vorhaben fortzufahren, was schon seit einem Jahr auf meiner To Do-Liste steht: das Umschwenken von (Kunden-)Websites weg von cloudbasierenden Webschriften von Typekit hin zu selbst gehosteten Schriften.

Typekit ist vor Jahren von Adobe übernommen worden. 2018 hat Adobe dann den Wechsel der Preisstruktur von Typekit weg, hin zu dem überteuerten Adobe Cloud-Rip-Off angekündigt, der für mich irgendwann 2020 in Kraft treten würde. Seit dem habe ich bei etlichen Schriftenbundles von „Design Cuts“ zugeschlagen, um ein Portfolio an Webfonts aufzubauen – nur für die Umstellung der Sites fand ich noch keine Zeit.

Die Umstellung der ersten Website nahm viel Zeit in Anspruch. Die Site ist 2004 entstanden und das Projekt wurde von mir fast auf den Tag genau, vor fünf Jahren, 2014, auf Grunt umgestellt – mit all den Problemen die es zB mit SCSS inzwischen macht. Grunt hat, ähnlich wie Gulp, inzwischen das Ende seiner Lebenszeit erreicht. Deswegen habe ich den Scope „Umstellung auf eigene Webfonts“ zu „Wechsel auf einen ’zukunftssicheren‘ (YMMV) Task-Runner“ aufgebohrt.

Als Frontend-Entwickler rauscht über Twitter und Newsletter immer eine gewisse Nachrichtenlage über angesagte Frontend-Dinge vorbei. Daraus entstand bei mir der Eindruck, dass WebPack in Sachen Task-Runner „state of the art“ sei und begann am Tag vor dem Urlaub, dieses mal anzutesten und Grunt raus- und Webpack rein zu schmeissen.

Am frühen Abend bekam ich dann die Kinnlade nicht mehr geschlossen – so erstaunt war ich über das Ergebnis, dass WebPack als Task Runner für Dinge jenseits eines JavaScript-Fokus im Grunde genommen nur ein notdürftiger Hack ist. Das für mich so offensichtliche Ergebnis, entsprach so gar nicht dem Bild, den viele Artikel im Frontend-Bereich vermitteln. Im Nachhinein erkläre ich es mir damit, dass viele Entwickler im Bereich der JS-Frameworks wie React, Vue, Angular & Co. mit WebPack einen Hammer bekommen haben und damit nur noch Nägel zum Reinschlagen sehen.

Meine Probleme mit der WebPack-Verwendung außerhalb der JS-Welt, zB für SCSS/CSS, Templating oder Assets-Verwaltung, erklären sich aus dem Aufbau von WebPack. Vereinfacht funktioniert WebPack so:

  1. WebPack arbeitet anhand einer selbst erstellten Konfigurationsdatei
  2. Dort werden Dateien werden als „Entrypoints“ eingetragen.
  3. Aus jeder als Entrypoint abgelegten Datei, extrahiert WebPack einen „Dependency Tree“ und holt sich alle weitere Dateien, die als „Abhängigkeit“ im Entrypoint verlinkt/importiert wurde. Diese Dateien werden in einem Workflow reingekippt. Je nach Dateinamen/-Endung/-Ort kann ein eigener Workflow aufgezogen werden.
  4. Der Workflow ist eine Abfolge von in der Konfiguration eingetragenen Modulen, die die reingekippten Dateien bearbeiten. Z.B. bei SCSS: mache aus SCSS-Inhalt einen CSS-Inhalt. Transformiere den CSS-Inhalt mit Autoprefixer.
  5. Das Endprodukt jedes Entrypoints ist eine JavaScript-Datei, die die Summe der durch den Workflow bearbeiteten, abhängigen Dateien enthält.

Die Betonung liegt auf: jede als Entrypoint abgelegte Datei produziert exakt eine Javascript-Datei. Ja, auch wenn ich eine SCSS-Datei als Entrypoint ablege und durch einen CSS-Workflow jage, ist das Endprodukt eine Javascript-Datei. Diese enthält CSS-Anweisungen, die in einem WebPack-Wrapper verpackt sind – wenig hilfreich.

Also muss am Ende des Workflows ein weiteres Modul eingehängt werden: MiniCssExtractor – der extrahiert aus der produzierten JS-Datei den CSS-Code und schreibt ihn in eine CSS-Datei.

Damit produziert WebPack also zwei Dateien: eine CSS-Datei und eine nutzlose JS-Datei. Um diese los zu werden, muss noch mal ein Modul am Ende des Workflows eingehängt werden, damit die nicht benötigte JS-Datei gelöscht wird – im Gegensatz zum MiniCssExtractor gibt es aber hier kein etabliertes Standard-Modul, sondern ein halbes Dutzend von irgendwelchen händisch zusammengeklöppelten WebPack-Modulen.

Genau diese Geschichte mit dem MiniCssExtractor und dem JS-File-Remove-Modul ist für mich die Quintessenz des WebPack-Missverständnisses. Es ist kein Task Runner, sondern ein JS-Module-Bundler. Fair enough, steht ja auch drauf. Aber das so viele das Ding als Task Runner vergewaltigen, hat mich schon verblüfft.

Selbst WebPack, 2012 gestartet, scheint das Task Runner-Thema erst jetzt auf den Schirm zu bekommen. Der MiniCssExtractor wurde im Mai 2019 Nachfolger des ExtractTextWebpack-Moduls, das im März 2018 durch Umstellungen in Webpack 4 gegen die Wand gefahren wurde. Das Problem mit der Produktion einer nicht benötigten JS-Datei soll irgendwann 2020 mit Webpack 5 behoben werden.

Aus Frontend-Sicht handelt man sich mit WebPack als Task Runner eine wackelige Plattform und eine hohe Abhängigkeit von der Weiterentwicklung notwendiger WebPack-Modulen ein (s.o., das Desaster rund um ExtractTextWebpack in WebPack 4). Man wechselt also seine Grunt-/Gulp-Abhängigkeit gegen WebPack-Fesseln ein.

An jenem Abend wurde mir dann klar, dass es nur einen Weg gibt, um die Abhängigkeiten zu reduzieren und flexibel zu bleiben: npm-Skripts.

npm basiert auf „pures“ NodeJS. Eingehängte Module können Shell- oder NodeJS-Skripts sein. Es werden keine speziellen Wrapper gebraucht, um sie für einen Grunt- oder Gulp-Task Runner lauffähig zu machen.

Dieser „Down to the Metal“-Ansatz stärkt zu dem das Kennenlernen der Shell und den grundlegenden NodeJS-Modules zB rund um das Datei-System.

Bookmarks

Was war. KW#46

Eine Woche übersprungen und jetzt in Kalenderwoche 46 gelandet. Ich kriege dieses neue Bloggen zeitlich noch nicht organisiert. Momentan steht und fällt es mit der Zeit die ich am Sonntag habe – die ist aber derzeit aufgrund der NFL-Spiele am Abend eh limitiert. Und wenn dann noch anderer Sport oder Arbeit dazu kommt…

Things I did.

Meine zwei bis drei Wochen Urlaubsvertretung meiner Frontend-Kollegin beim Kundenprojekt „t5“ ist abgeschlossen. Ich fahre in der kommenden Woche auf zwei Tage zurück, ehe ich selber für ein paar Tage in den Urlaub fahre.

Bei „t5“ sass ich jetzt über zwei Wochen an einer größeren Komponente, deren Entwicklung Spaß gemacht hatte. Mein kleines Highlight war die Verwendung von Array.reduce() um aus einem JSON-Array mit Daten für einen Haufen von Teasern, einen HTML-String zu generieren.

Nicht ganz so geil, waren Reibungsverlusten die zwischen UI, Design, Projektmanagement und Frontendumsetzung auftreten. UI entwickelt seine Wireframes in einem Mac-only Vektorgrafikprogramm namens Sketch. Design erweitert diese Datei um die finalen Designs. Projektmanagement und ein Teil der Frontendumsetzer arbeiten auf Windows-Kisten und verwenden einen inoffiziellen Sketch-Client namens „Lunacy“ und ein anderer Teil (me) hat Sketch. Ich stehe teilweise vor Inkonsistenzen zwischen Wireframes und Designs und frage mich: Absicht oder Bug. Die anderen stehen vor Lunacy und fragen sich: ist das vom Design so gewollt oder ist das wieder ein Konvertierungsproblem von Lunacy? Jeder Stakeholder bekommt so eine sehr eigene Perspektive auf die Vorlage.

Ich wiederhole mich an dem Punkt: es kann nicht sein, dass wir 12 Jahre nach „Erfindung“ von responsiven Webdesign immer noch mit solchen Krücken im Workflow arbeiten – mal so als genereller Vorwurfe an die Softwarelandschaft ausgeschrieben. Das Handoff an die Frontenwicklung besteht ausschließlich aus Grafikdateien. Der/Die Frontendler*in darf händisch abmessen und muss eigenständig ableiten, was für Designregeln in dynamischen Browsern, sich aus den statischen Designs ableiten lassen – für ein Content-Management-System, in das unterschiedlichste Inhalte reingekippt werden und dass auch noch in einem halben Dutzend Sprachen und unterschiedlichen Schriftsystemen.

Es gibt zahlreiche Details, weswegen ich Sketch nicht mag. Die Roadmap, beginnend mit Sketch 60, liest sich nicht schlecht (Stichwort: Web-Oberfläche als Handoff-Dokument, Annotations – wie man es seit geraumer Zeit schon von Adobes XD kennt). Die neue Umsetzung von Komponenten scheint aber die eh schon katastrophale (& nicht vorhandene) Übersichtlichkeit von Sketch verschlechtert zu haben. Die Verrisse in den Kommentaren sind so derbe, dass sich Sketch veranlasst sah, seinen Blogartikel zu aktualisieren und (mal wieder) Besserung zu geloben.

Ich muss mir dringend mal Figma und Invision angucken. Sketch traue ich Fortschritte nicht mehr zu (und ein reiner Mac-Client ist inzwischen auch ein Ausschlusskriterium) und die prohibitive Preispolitik lässt eine Verwendung von Adobe Software nicht zu.


Mittwochs ist immer der Tag des langen Wochenmeetings beim Kunden vor Ort. Vorletzter Woche bin ich nach dem Meeting mit dem Rad in die Stadt gefahren, um ins Savoy-Kino zu gehen. Ich hatte eine Stunde Zeit zum Totschlagen und bin durch die Lange Reihe und dem Lohmühlenpark spazieren gegangen. Ein Jahr „Abgeschiedenheit“ in Langenhorn haben ausgereicht, um die Wahrnehmung eines Stadtteils wie St. Georg zu verändern, wo viel Leben auf den schmalen Bürgersteigen herrscht, viele kleine Läden, Cafés und Restaurants sind und der Straßenverkehr sich durch die schmale Straße quält.

Im Lohmühlenpark habe ich mich hingesetzt, das Krankenhaus St. Georg im Rücken. Die Dunkelheit legte sich über den Park und ich habe versucht den Geräuschen zu lauschen. Der lauten Tür vom Abendgymnasium. Den Generatoren im Krankenhaus. Den Krankenwagen, die an der Alster entlang fuhren. Den Hunden auf der Hundewiese. Die Eindrücke aus der Langen Reihe setzten sich fort: das Einprasseln von optischen und akustischen Sinneseindrücken.


Sinnbild für meine „Entfernung“ aus den zentralen Vierteln Hamburgs (z.B. meinem früheren Wohnort in Eimsbüttel) war an jenem Abend die Fahrt zurück mit dem Rad über „meine“ Niendorfer Strecke. 16,5km vom Hauptbahnhof aus. Auf einer Hauptausfallstraße geht es raus. Zuerst durch das Univiertel. Dann an den Mehrfamilienhäusern Lokstedts vorbei. Auf halber Strecke, am Niendorf Markt geht es runter von der Hauptstraße durch das Wohngebiet parallel zum Flughafengelände, mit viel Grün und den Vorgärten der Einfamilienhäusern. Autos sieht man hier nach neun Uhr abends nicht mehr. Im Herbst fährt man hier durch erste Schwaden von Bodennebel, die so unvermittelt vor den Fahrradscheinwerfer auftauchen, dass man glaubt, man hätte einen Vogel angefahren. Hinter dem Krohnstiegtunnel geht es dann am Bornbach entlang weiter – dann auch ohne Straßenbeleuchtung und endgültig allein.

Diese Strecke auf dem Fahrrad fühlt sich wie eine physikalische Metapher für diesen neuen Wohnort an.

Things I watched.

Zeichnung nach dem Filmplakat
Frei nach dem Filmplakat

Der Film im Savoy war „Parasite“ von Bong Joon-ho. Gewinner des Cannes Filmfestivals und Kandidat für den Oscar.

Ich schwanke ob ich dem Film vier oder fünf von fünf Sternen gebe. Er ist sehr clever gemacht. Er ist cinematographisch aufregend und perfekt – wieviele Stills könnte man als Poster verwenden. Die Schauspieler sind grandios. Der Film ist intensiv. Und der Film ist so voll an Metaphern, dass vermutlich noch unendlich viel an Sekundärliteratur entstehen wird.

Man kann den Film schwer besprechen, ohne dass Dinge spoilert, die man nicht spoilern will oder sollte.

Hinreichend bekannt ist die Prämisse: der Film schildert das Leben zweier Familien. Die Kims, die in der Souterrain-Wohnung eines südkoreanischen Slums leben und die Parks, die im Villenviertel in einem luxuriösen, modernen, architektonischen Meisterwerk wohnen.

Der Sohn der Kims wird durch einen Kumpel als Englisch-Nachhilfelehrer für die Tochter der Parks eingeschleust. Dem Sohn gelingt es, unter falschen Namen, seine Schwester als Kunsttherapeutin für den kleinen Park-Sohn zu vermitteln und kurze Zeit später sind auch Mutter und Vater, jeweils mit falschen Namen, als Hausangestellte drin.

Als man den Film als rabenschwarze Screwball-Komödie wähnt, schleichen sich immer stärker eine andere Tonalitäten ein – ablesbar an Vater Kim, Kim Ki-taek, gespielt von Song Kang-ho, dessen Mimik zu einem Schlüssel im Film wird.

Einige Rezensionen sprechen von Kapitalismuskritik. Das geht IMHO dann doch zu weit. Bong Joon-hoi versteht sich nur als Beobachter. Deutschlandradio Kultur sagte er:

Glauben Sie mir, ich will keine Botschaften vermitteln. Film als Propaganda liegt mir fern. Ich möchte, dass meine Filme nur eins sind: unterhaltsam. Ich will, dass Kino Spaß macht. Das ist mein Antrieb. Aber natürlich bin sehr nah bei meinen Figuren. Ich mag meine Figuren. Und da ich ihre Lebensumstände recht real beschreibe, bekommt der Film etwas Politisches. Mir ist das bewusst. Ich kann dem nicht entkommen, obwohl ich das immer wieder probiere, indem ich explizite politische Bezüge und Dialoge rausstreiche. Das Medium Film ist ja vielleicht immer politisch, auch wenn ich nur unterhalten will.

Tatsächlich hat mich am Ende des Films die Frage beschäftigt, ob mir diese explizite Kritik, die ein Stück weiter auch immer besserwisserisch Lösungsvorschläge erbringt, mir gefehlt hat und es sich Bong Joon-ho ein Stück weit zu einfach gemacht hat. Aber Bong Joon-ho ist mit seiner Verweigerung die Parks als reine Karikaturen anzulegen und dafür auch den Kims negative Facetten zu geben, näher an der Wirklichkeit dran und differenzierter, als ideologisch geprägte Filme.

Geht‘s raus. Schaut euch diesen Film an. Schaut ihn ruhig in der Originalfassung mit englischen Untertiteln an. Die deutsche Synchro wirkte auf mich blass.

Was war. KW#44

Things I did.

Eine Woche die davon geprägt war, dass ich abends sehr schnell sehr müde wurde. Der Einbruch der Dunkelheit nun schon vor 17 Uhr, trägt das Seinige dazu bei.


Halloween habe ich genutzt, um ein bisschen am Blog zu schrauben. Erst einmal viel Zeit verdaddelt, um das Projekt-Drumherum zu aktualisieren: Updates der Node-Module und Sass auf die Dart-Sass-Implementierung umgeschwenkt und die Grunt-Prozesse dafür angepasst.

Das Blog-Theme basiert auf Lingonberry. „Basiert“ heißt: irgendwann die Templates und das CSS reingekippt und schnell einige Anpassungen vorgenommen. Fast alle Styles kommen noch aus der „lingonberry.css“, deren Endung ich einfach in „scss“ geändert habe. Beim Aufräumen habe ich jetzt einige Styles mehr rausgezogen und einige neue Komponenten gestylt und in eine Struktur implementiert, die der meiner beruflichen Projekte ähnelt. Dazu kamen noch einige Anpassungen am Markup (FIGURE/FIGCAPTION). Work in progress…


Es ging beim Kundenprojekt „t5 weiter. Fachlich ein spannendes Thema war die Implementierung einer Touch-Device-Erkennung. Die Designvorlage forderte beim Slider implizit, dass Ausblenden einiger UI-Elemente auf Touch-Devices (don‘t ask…). Hört sich für den Laien harmlos an, ist aber die Erkennung von Touch-Devices ist eine Fragestellung die ganz furchtbar eskaliert (zum Nachlesen: You Can’t Detect A Touchscreen).

Bis vor 2–3 Jahren gab es, angesichts weit verbreitete, alter Browser, keine wirklich gute Möglichkeit, außer hart nach einer Identifizierung des genutzten Gerätes zu fragen („Haddu iOS? Biddu Touch.“). Nebeneffekt: die am häufigsten anzutreffende Antwort, die Unterstützung des Events ontouchstart zu testen, ist schlichtweg falsch, da das Event auch beim Desktop-Chrome existent ist.

Inzwischen haben sich die „Level 4 Media Queries“ weitestgehend verbreitet und können genutzt werden. Die Devices haben sich aber auch weiter entwickelt und so gibt es keine binäre Unterscheidung mehr, zwischen „Touch“ und „Non-Touch“. Geräte wie Microsoft Surface haben sowohl Touchscreen als auch eine Hardware-Tastatur mit Trackpad. Dazu kommen Geräte wie Amazon Fire und seine Browser, die haben zwar etwas, womit man einen Mauszeiger steuern kann und Hover-Effekte nutzen kann – aber damit kannste nicht „swipen“ (zum Nachlesen: Interaction Media Features and their potential (for incorrect assumptions) und „The Good & Bad of Level 4 Media Queries“). Das kann halbwegs kosher über die Media Queries abgefragt werden, die zwischen primary input und secondary input unterscheiden können. Aber es ist eine Fragestellung, die schlicht und ergreifend noch nicht weit in den Designabteilungen verbreitet ist.

Meine Waffe der Wahl wurde letztendlich… const isTouch = window.matchMedia('(any-pointer: coarse)').matches; … auch bedingt dadurch, dass der IE11, weil er matchMedia nicht kennt, false ausspuckt, und sich damit „unabsichtlich“ korrekterweise als Non-Touch-Device ausgibt. Edge-Cases wie irgendwelche Randgruppen-Mobiles oder Surface-Rechner sind für den Kunden nicht relevant – zumindest nicht solange die Entscheider sich so ein Device kaufen…


Für Ende November drei Tage Urlaub in St. Peter-Ording gebucht.

Wattmeer

Diesmal war ich für Halloween etwas besser präpariert als letztes Jahr, als ich auf dem letzten Drücker irgendwelche Kekse in Gefrierbeutel kippte. Doch ich bin meine 20 Beutel nicht los geworden. Statt zehn oder zwölf Kids, kamen nur zwei Gruppen à vier Kids vorbei. Die erste Gruppe waren vier kleine Mädchen, die ein Gedicht aufsagten. Die zweite Gruppe waren vier Jungs, angeführt von einem kleinen, dicken schwarzhaarigen Jungen – ich hatte die Tür noch nicht ganz auf, da hat er mir schon seinen Sack entgegengehalten und brüllte „SÜSSES ODER SAURES!?“


Zum ersten Mal ein Kickstarter-Projekt unterstützt.


Am Sonntag mein Kaffee-Mahlwerk gereinigt. Viel Gunk rausgeholt, aber beim Mahlen greift es immer noch ab und zu für eine Sekunde ins Leere und produziert daher für die eingestellte Zeit, unregelmäßige Mengen an gemahlenen Kaffee.

Things I watched.

Nüscht – außer ein bisschen Sport, namentlich das Rugby-WM-Finale mit den drei dramatischsten Minuten Rugby (ca. 30te Spielminute) die ich seit langer Zeit sah. Gemeint ist der „Goal Line Stand“ der Südafrikaner, der den Engländern nur drei Punkte einbrachte. Ich bin aktuell völlig heiß auf Rugby und daher nicht wirklich davon angetan, dass DAZN auf einen Haufen Exklusivrechten sitzt (Premiership, Pro14), bei denen aber derzeit nur 2 Spiele pro Wochenende abfallen.

Sollten die Towers mal irgendwann und irgendwo zur Halbzeit als zehn Punkten zurück liegen, werde ich ir auch mal wieder ein Spiel anschauen.

Things I read.

How to Run a City Like Amazon, and Other Fables ist eine Compilation, die 38 Design Fiction zum Titelthema vereinigt. Die Papierausgabe und ein E-Book kann käuflich erworben werden. Die Seite enthält auch einen Link zu einer Gratis-PDF-Ausgabe. Ich habe eine erste Geschichte, zu „What3Words“, gelesen. Die war extrem banal. Selbst wenn man keine große Literatur erwarten darf, die Autor*innen kommen aus dem akademischen Bereich, aber die Problematik von „What3Words“ auf Falschschreibung zu verkürzen, ist sehr anspruchslos. In der anschließenden, kurzen Diskussion wird noch auf die kostenpflichtige API/Copyright eingegangen. Spannend hätte ich die Hinterfragung des orthogonalen Rasters und der Beschränkung auf Zweidimensionalität gefunden.

Things I listened to.

Im Economist-Wissenschafts-Podcast „Babbage“ gab es vor knapp einem Monat die Episode The promise and peril of AI.

Auf die Frage, auf welchem Gebiet sich AI am ehesten durchsetzen würde, antwortete eine der Gäste (ca. bei 8:50), dass Untersuchungen zeigen, dass in der medizinischen Diagnostik-AI inzwischen dem menschlichen Pendant überlegen sei. Dies wäre gleichzeitig eine Gefahr. Bessere AI würde mehr Daten bekommen und dadurch schneller noch besser werden als Diagnostik-AI-Konkurrenz. Dieser Kreislauf würde für die Bildung eines Monopols (Duopols, Oligopols…) und damit eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse in der Medizin sorgen. Medizin als Google- Amazon- oder IBM-Ableger? Was für Konsequenzen hat das für Ärzte?

Was war. KW#43

Things I did.

Winterschutz für die Himbeeren

Kommende Woche hat sich Frost angekündigt. Ich habe das Wochenende noch mal für einen Schwung an Gartenarbeit genutzt: Blumenzwiebeln gepflanzt, zwei Quadratmeter Bambus weggehackt, Laub gesammelt und mit Karniggeldraht einen Winterschutz für die Himbeeren und Rosen gebastelt und mit Laub gefüllt.

Apfelkuchen

Am Sonntag habe ich das Apfelkuchen-Rezept von letzter Woche von letzter Woche, für 2 Kilo Zwetschgen verwendet – ich fürchte das war too much und der Teig wird zu matschig sein. Ich habe ihn noch nicht probiert.

Beim t5-Projekt wurden einige Komponenten und Bugfixes umpriorisiert. Um eine Komponente gab es lange Diskussionen. Es ist das alte Thema: nur wenn Design/UX explizit über unterschiedliche Anwendungsfälle und Zustände nachdenkt und sie in seinen statischen Designvorlagen berücksichtigt, überleben diese Designentwürfe auch den ersten Kontakt mit der reelen Browserwelt.

Eine erste Sollbruchstelle ist meistens schon die Denke, Viewports (Browserbreiten) mit Geräte-Eigenschaften gleich zu setzen: alles was unter 1024px ist, sind Touch Devices und alles dadrüber „Desktop“ mit Maus-Trackpad-Steuerung.

Na ja, die iPad Pros starten im Querformat ab 1194px und das neueste iPad Air hat quer 1112px. Auf „Desktop“-Seite verschwimmen bei den Microsoft Surface und Lenovo Yoga-Geräten die Grenzen zwischen Pointer- und Touch-Steuerung derart, dass es nicht mehr opportun ist, den Viewport über so etwas entscheiden zu lassen.

Wg. Urlaub meiner Kollegin, werde ich die kommenden Wochen wieder auf fünf Tage/Woche hoch gehen, damit im Projekt die Frontend-Taktzahl hoch gehalten wird.

Things I watched.

The Beautiful World of Jeffree Star
„The Beautiful World of Jeffree Star” mit Jeffree Star und Shane Dawson

Am Samstagabend war mir nach etwas anderem, nicht kopflastiges. Unter der Woche hatte jemand in seinem Newsletter sein guilty pleasure genannt: die YouTube-Serie „The Beautiful World of Jeffree Star”. Shane Dawson, 31 Jahre alt, einer der bekanntesten YouTuber in den USA, begleitet einen der bekanntesten Beauty-YouTuber Jeffree Star.

Star ist, laut Forbes, auf Platz #5 der YouTuber mit den höchsten Einnahmen (18 Mio US$ in 2018) und seine Firma „Jeffree Star Cosmetics“ soll geschätzt 100 Mio US$ Jahresumsatz haben (Qu: Wikipedia).

Die erste, knapp einstündige Folge, machte nicht viel mehr als Agendasetting. Man erfährt eigentlich mehr über Dawson als über Star. Das ganze ist mit nur einer Kamera, im professionellen MTV-Look geschnitten.

Dawson besitzt in Kalifornien eine Villa und mehrere Autos. Wenn er mit seinen Hunden spielt, dann setzt er sich in seinen Golfwagen und fährt im Hof im Kreis um Bälle zu werfen. Das Ambiente ist artifiziell und trotzdem kommt Dawson mit all seinen Macken authentisch rüber.

Star strahlt auch ohne Hollywood-Pathos, Glamour-Pathos aus. Mit Erfolg: bei einer Boutique-Eröffnung in Sacramento, rasten im Einkaufszentrum Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Teens und Tweens, völlig aus. Die Limousine muss von Bodyguards begleitet werden, damit sie zum Privatflieger zurückfahren kann.

Es ist ein veritabler „Culture Clash“, ein Einblick in eine Parallelwelt, die so gar nix mit meiner Welt zu tun hat. Es fällt mir schwer eine Haltung zu dieser Welt zu bekommen, die etliche Punkte auf einer Antipathie-Liste erfüllt. Aber weder Star noch Dawson kommen als Antipathen oder Vollidioten rüber.

Spannend finde ich die Frage nach der Substanz von Dawsons und Stars Tun unterm Gesichtspunkt der Arbeits- und Wirtschaftswelt. Der Output beider, ist nur begrenzt ein YouTube-Video. Stattdessen wird eine Marke, auch mit Hilfe anderer Medienkanal-Beiboote wie Instagram, aufgebaut. Ist das eine neue Wirtschaftswelt oder eine Blase, die platzt? Wie abhängig sind beide vom Monopolisten YouTube? Was würde Dawson antworten, wenn man ihn fragt: „Was kannst du? Worin bist du gut?


Am Sonntagvormittag schaute ich mir zwei Vorträge von der „Fronteers“-Konferenz 2019 an.

Jeremy Keith und Rémy Sharp How We Built the World Wide Web in Five Days mit einem charmanten Vortrag, wie sie anläßlich des 30ten Geburtstags des World Wide Web im CERN anhand des Originalrechners und Originalcodes, in Javascript den ersten Web-Browser WorldWideWeb nachbauten.


Alex Russell The Mobile Web: MIA. Russell ist einer der Verantwortlicher beim Google Chrome-Projekt „Project Fugu“, das mit neuen Schnittstellen, Browser näher an nativen Apps bringen will.

Der Vortrag versammelt unter dem Dach „Responsive Web ist tot“ einige Ansätze, die ich aber nicht zu einem geschlossenen Weltbild zusammen bekomme. Ich habe das Gefühl, dass mir da mehr Wissen über die Person von Alex Russell fehlt.

Die Zustandsbeschreibung von Russell ist düster. Die Computer-Hardware (Desktop und Mobile) wird immer mächtiger. Aber die Entwicklung hat sich von der reinen Geschwindigkeitserhöhung, hin zu der Erhöhung der Zahl der Prozesskerne verlagert. Im Web-Bereich bringt aber Multi-Core wenig.

Zusätzlich wird die Spanne der Mobile Devices immer größer. Während Top-Geräte von Apple mit immer mehr Kernen und Cache-Speicher arbeiten, schlägt sich technischer Fortschritt am unteren Ende nicht in „mehr Leistung“, sondern günstigeren Preisen nieder. Die Leistung des unteren Preissegmentes stagniert – es ist der der Preis selber, der runterrutscht und damit für eine immer weitere Verbreitung von Mobile Devices sorgt. Web-Technologien bekommen aber immer schlechter diese Bandbreite an unterschiedlichen Devices unter einem Hut gebracht.

Kein Wunder, dass die Nutzungszahlen für Webbrowser stagnieren bzw sinken: im Mobile-Bereich nutzen laut Russel nur noch 13% der User den Browser. Im Desktop-Bereich wären es sogar nur 7%. Russell weist in diesem Kontext darauf hin, dass Unternehmen in Technologien mit einer Verbreitung von unter 10% eigentlich nicht mehr investieren.

Russell nennt den Webentwicklern zwei Hebel, um diese Entwicklung zu stoppen. Der erste Hebel hat mit dem Project Fugu zu tun: der Browser muss mächtigere Schnittstellen bekommen, zB. Gesichtserkennung zur Authentifizierung, Mobile Payment etc… dabei sieht er aber das größte Problem in Apple: Apple investiert nicht ausreichend in Webkit/Safari. Apple ist aber, u.a. durch die Monopolstellung des Browsers unter iOS/iPadOS, der einflußreichste Player. Russell konstatiert: solange das Web von Apple abhängt, kann es nicht gewinnen.

Russells zweiter Hebel ist hingegen problematisch. Nicht weil die Benennung der Ursache, zu fetter Javascript-Code (im Schnitt 400 KB JS/GZIP) verlangsamt Websites bis zur Unbrauchbarkeit, falsch wäre (eine ähnliche Stossrichtung, umfassender formuliert, hat Russel im Sommer 2018 in einem Blogeintrag aufgeschrieben). Sondern weil sie zu kurz greift. Weil es preaching to the choir ist.

Russells Stossrichtung suggeriert, der Frontend-Entwickler wäre in Projekten die entscheidende Instanz, mit Richtlinienkompetenz in der Umsetzung. Vor allem in Projekten mit hausinternen Teams, glaube ich das gerne. Aber zumindest meine berufliche Realität sieht i.d.R. anders aus: wenn ich rein komme, ist das Konzept fertig und mindestens erste Entwürfe des Designs schon abgestimmt.

Großprojekte sind häufig ein Konkurrenzkampf von verschiedenen Abteilungen um den Platz auf den Screen. Jeder will „above the fold“ sein. Und wenn er nicht mit einem Teaser im oberen Seitenbereich ist, dann will er wenigstens über eine ein-/ausklappbare Javascript-Lasche am rechten Rand präsent sein. Ein Javascript-Slider auf der Startseite, erhöht die Chance, mit einem Teaser in den oberen Bereich reinzukommen, etc… Bis sowas dann auf die Ebene des Frontend-Entwicklers ankommt, sind die Entscheidungen längst gefällt.

Things I read.

Ein weiteres semi-berufliches Thema, an das ich zu kauen habe, ist der Abschied von einfachen UX-Schemen. Anstatt UX weiterhin „entdeckbar“ und „erkennbar“ zu halten, wird immer mehr auf eigene UX-Schemen gesetzt oder das Wissen um UX-Schemen vorausgesetzt und auf „Entdeckbarkeit“ und „Erkennbarkeit“ verzichtet, weil sie aus gestalterischer Sicht ein häßliches und „überflüssiges“ Artefakt darstellen. (Alleine was für Abartigkeiten Zeitungswebsites sich inzwischen für das Eingabefeld der Suche einfallen lassen…)

In the early era of GUI design, we celebrated affordances. Any view that was scrollable was very clearly scrollable. We, as an industry, got away from that as the basic concepts of using a GUI became part of daily life for everyone. In the post-iOS 7 era, though, Apple seems outright opposed to affordances. Hall’s wife’s assumption that she was looking at the entire share sheet — that it ended with the “Copy” button at the bottom, was perfectly reasonable. Just by looking at it, there’s no reason to think there’s more. But “just by looking at it” is the way user interfaces should be designed.


Jacob Lund Fisker gilt als Auslöser der ERE- („Early Retirement Extreme“) bzw FIRE- („Financial Independence, Retire Early“)Bewegung. Lebe frugal, lege 25–50% deines Einkommen als Spargroschen beiseite und dann kannst du mit 40 aufhören zu Arbeiten.

Fisk beendete sogar schon mit 33 Jahren seine Astrophysiker-Karriere und lebt seitdem mit seiner Frau vor sich hin. Beide haben jeweils 7.000 US$ Ausgaben pro Jahr.

Fisk hat nun in einem Gast-Blogeintrag eine Bilanz seiner ersten zehn Jahre Ruhestand geschrieben: Early Retirement Extreme: The ten-year update


Auch gelesen: „My Heroes have always been Junkies“, Crime Noir-Comic von Ed Brubaker und Sean Phillips. Zur Rezension im Blog hier entlang.

Things I listened to.

Ich bin weiter auf dem Chilly Gonzales-Trip. Hier ein knapp einstündiges Konzert in einer kleinen Butze auf dem Jazz Festival in Montreux von 2017 – als Zugabe mit einer wunderbaren Version von Soundgardens „Black Hole Sun

Comic: „My Heroes have always been Junkies“

Cover „My Heroes have always been Junkies“

Ed Brubaker schreibt seit den 90er Jahren Comics. Nach dem er sich lange Jahre an Superhelden abarbeitete (u.a. bei Marvel für den grandiosen „Winter Soldier“-Zyklus bei Captain America und einem nicht minder grandiosen Daredevil-Zyklus verantwortlich), ist Brubaker seit drei Jahren in einer Position, in der sich auf sein Lieblingsgenre konzentrieren kann: Crime Comics – mehr die Noir-Richtung als „der Plot nimmt eine überraschende Wendung für eine Schlusspointe“.

Die Ich-Erzählerin der Story ist Ellie, roundabout 20 Jahre alt. In der Eingangsszene steht sie am Strand und blickt ins Meer. Auf der letzten Seite werden wir sie wieder gen Meer blickend, sehen. Dazwischen liegt der Plot, erzählt in Rückblenden.

Ellie ist in einer teuren privaten Entziehungsklinik, wo sie im Gesprächskreis einen gleichaltrigen jungen Typen, Skip kennen lernt. Er flirtet, sie flirtet. Nach Einbruch der Dunkelheit klopft Ellie ans Fenster von Skips Klinikzimmer und bietet Menthol-Zigaretten an, geklaut aus dem Zimmer der Anstaltsdirektorin.

Ellies Story wird von weiteren Rückblenden durchbrochen, in der Episoden aus ihrer Kindheit auftauchen. Ellie hat eine brutale Kindheit gehabt: Vater im Gefängnis, Mutter Diebin und drogenabhängig. Mutter stirbt früh und sie wächst bei einem anderen Mann auf.

Drogen sind der rote Faden in Ellies Leben. Es ist nicht so sehr der eigene Drogenkonsum, über den wir nicht viel erfahren, sondern die Prägung durch die Mutter. Die Mutter stirbt zwar früh, aber die Musik ist aus der Zeit übrig geblieben. Für Ellie werden Musik und Drogen eins. Billie Holidays „Carnegie Hall“-Album wecken bei ihr Erinnerungen, wie ihre Mutter dieses Album hört und dabei traurig aus dem Fenster blickt. Holiday, von ihren Dämonen gejagt und an Drogen verreckt – wie ihre Mutter. Als Kind liest sie sich in etliche Drogen-Storys von Musikern ein, will im Joshua Tree Inn mit ihrem Stiefvater in Zimmer #8 schlafen, weil dort Gram Parsons starb.

Die neckische Story zwischen Ellie und Skip besitzt eine unschuldige Leichtigkeit. Doch die Rückblenden aus ihrer Kindheit hängen wie ein schwerer Schatten über Ellie.

Der weitere Plot ist banal. Die Zeichen sind früh zu deuten. Doch die Story des Buchs ist nicht der Plot – sondern Ellie. Es kommt, wie es kommen muss. Doch trotz der Vorhersehbarkeit und der Kürze des Buches (72 Seiten) nimmt einem das Schicksal von Ellie mit. Eigentlich möchte man weiter bei Ellie bleiben.

Der Comic steht auf zwei kraftvollen Säule: die bedrückenden Fetzen aus Ellies Kindheit und die Zeichnungen von Sean Phillips. Sean Phillips zeichnet sehr statisch. Jedes Bild wirkt wie ein Photo. Die Bilder leben durch Komposition – und die Gesichter. Das Mienenspiel überstrahlt alles, inklusive kleinere Unsicherheiten in Gesten und Körperproportionen. Der komplette Comic lässt sich auch ausschließlich anhand der Gesichter erleben – was für eine emotional derart schwere Story eine Kunst ist.

Es muss auch das Coloring von Seans Bruder Jacob erwähnt werden, dass sehr frei neben dem Inking von Sean co-existiert und den Zeichnungen eine weitere Ebene gibt. Mehr über das Coloring von Sean Phillips‘ Zeichnungen gibt es in einem achtminütigen YouTube-Video von „Strip Panel Naked“.

Der Plot wird von Ellies Lebensgeschichte in den Hintergrund gerückt. Wenn man sich darauf einlässt, lässt einem Ellie nicht mehr los. Das dies auf nur 72 Seiten passiert, ist Brubaker und Phillips hoch anzurechnen.

5 von 5 Sternen.

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