dogfood

Author: dogfood (page 12 of 16)


Was war.

Auch gestern kam es beruflich anders als geplant. Gegen Mittag haben ich und meine Kollegin das CMS-Upgrade-Thema auf Eis gelegt, da es zu viele nicht geklärte technische Probleme gab (Docker vs Proxies vs Windows vs VPN) und die Backend-Abteilung erst einmal für einen nachhaltigen Durchstich sorgen muss.

Stattdessen ging es für mich wieder zurück zum Thema Microanimations. Ich habe gestern den ersten Roundtrip durch alle 47 Module geschafft. Ich werde eine zweite Runde drehen für das Feintuning. U.a. werden die Slider wohl aus den Animationen rausgenommen werden müssen. Andere Module werden etwas andere Animationen bekommen.

Meine gesäten Erbsen explodierte weiter nach oben. Der gesäte Basilikum gab ein erstes Lebenszeichen.

Nach dem Abendessen auf der Terrasse, versuchte ich meine zunehmenden Verspannungen mit einer halben Stunde Yoga von YouTube anzugehen.

Gestern Abend im Bett nicht mehr geschafft irgendwas halbwegs anspruchsvolles lesen zu wollen. Stattdessen irgendeinen Marvel-Comic per Kindle heruntergeladen und gelesen.

Was wird.

Inbox 50.

Frühstück wurde durch die Armada an Rasenmähern versaut, die mal wieder durch die Anlage fuhren und die Gemeinschaftsflächen niedermähten.

Beruflich ist heute wieder Projektmeeting über Chat angesagt. Meistens ist meine Birne nach den 4–5 Stunden derart durchgewalkt, dass ich dann auch Feierabend mache.

sign/on 2020-06-16

Kurz nach sieben aufgewacht und eine Stunde später auf der Terrasse frühstücken.

Der gestrige Arbeitstag hatte einen anderen Schwerpunkt als erwartet: gemeinsam mit einer Kollegin haben wir auf unseren Arbeitsrechnern versucht, das Upgrade des High-End-CMS zu installieren. Sieben Stunden später war dann auch mein Upgrade so weit, dass es das CMS “durchbauen” konnte. Heute versuchen wir den Frontend-Workflow in Gang zu bekommen.

Gestern bin ich Patenonkel geworden. “NJ” ist gestern mittag auf die Welt gekommen.

Am Abend gab es für mich doch kein ALBA — LuBu oder andere TV-Aktivitäten. Stattdessen habe ich im Garten Erbsen-Keimlinge zur Vereinsamung umgepflanzt und auf der Terrasse mit Westblick, in der untergehenden Sonne Backofen-Kürbis gegessen und gelesen.

Heute, wie oben beschrieben, geht es mit dem CMS-Upgrade weiter und was ich am Abend mache, weiß ich noch nicht.

sign/on 2020-06-15

Das Wochenende ist vorbei. Ich habe gestern noch einigen Kleinkram gemacht: knapp die Hälfte der eingekauften Stauden sind eingepflanzt. Ich habe eine Comic-Rezension angefangen. Nach dem Austausch einer Dichtung und dem Zusammenschrauben, hat meine Pavoni am Samstagabend beim Einschalten noch die Sicherung rausgeknockt. Nach dem Trocknen über den Sonntag, aufschrauben und wieder schließen, hat gestern Abend das Einschalten geklappt. Heute morgen die Maschine dann wieder eingeschaltet, um einen ersten Durchlauf zu machen: sie heizt leider nicht. Uups.

Das Frühstück auf der Terrasse wird leider durch irgendwelche Bauarbeiten in der Häuserzeile gegenüber gestört.

Beim Job arbeite ich heute an den Microanimations weiter. Die Modulliste ist zwar abgearbeitet, aber nach Abgleich mit unserer Pattern-Bibliothek habe ich sieben weitere Module in die Liste eingetragen. Wenn die durch sind, muss ich durch sehen, ob alle Module wirklich passende Animationen bekommen haben.

Brot neigt sich dem Ende entgegen. Ich werde heute Abend einen neuen Teig aufsetzen.

Der Tag verspricht trocken zu werden. Ich werde vielleicht anfangen die Erbsen-Keimlinge zu vereinsamen oder die restlichen Stauden einpflanzen.

Heute Abend wird für die BBL-Playoffs der Viertelfinal-Gegner für die Bayern gesucht: der Verlierer von ALBA — LuBu.

sign/off 2020-06-13

Der Matschbirnen-Tag fing mit Aufwachen um kurz vor Sechs an, als meine Smart-Watch eine Notification bekam und kurz vibrierte. Die Warn-App NINA warnte vor einem Unwetter in Hamburg. Und so döste ich im halbwachen Zustand noch eine Stunde beim Geräusch von Regenplätschern statt Vogelgezwitscher und im Wissen, das meine Wäsche auf der Terrasse durchgenässt wird.

Richtig klar bekam ich den Kopf während des restlichen Tags nicht mehr – dank schwüles Wetter und Verspannung im Nacken.

NINA warnte mich im Laufe des Tages noch vor dem 12 Uhr-Unwetter, dem 16 Uhr-Unwetter, dem 19 Uhr-Unwetter und dem 20 Uhr-Unwetter sowie drei weitere Vorwarnungen bzgl. eines abendlichen und nächtlichen Unwetters.

Den meisten Spaß am Tag hatte ich morgens mit dem Neustart der neuseeländischen Rugby-Saison und am Abend mit dem Halbfinalrückspiel im italienischen Pokal. Super Rugby Aotearoa servierte einen Thriller mit zwei Dropgoals in den letzten zwei Minuten und dem Siegtreffer durch den Sohn des Trainers der gegnerischen Mannschaft. Das Rugby-Spiel hat mehr Laune gemacht, als all den Fußball, den ich seit Mitte der Woche nebenbei plätschern ließ (3x Spanien, 1x italienischer Cup gestern, 2x Dritte Liga).

Immerhin konnte ich am Abend meinen Gattuso-Man Crush ausleben, dank des Einzugs von Napoli ins Pokalfinale.

Der restliche Tagesrhythmus wurde durch das Wetter bestimmt. Wäscheständer rein, raus, rein, raus, rein. Vor dem 19 Uhr-Unwetter konnte ich noch rechtzeitig sechs Stauden pflanzen (3x Gold-Garbe, 3x Aster) und zwischendurch knapp zwei Dutzend Nacktschnecken per Schaufel in hohem Bogen aus meinem Garten werfen.

Immerhin scheinen die Schauer das Wachstum meiner Erbsen und der Rasennachsaat zu befördern.

Am Abend dann einen Dichtungsring meiner lecken La Pavoni ausgetauscht.

Unterm Strich hat sich der Tag nicht gut angefühlt, sondern mehr wie eine Ansammlung von nichtigem Kleinkram.

sign/on 2020-06-12

Meh. Das Blog wieder zu lange vernachlässigt. Mal einen neuen Ansatz versuchen.


Ich komme heute nicht aus den Puschen. Gegen sechs Uhr aufgewacht, aber versucht die Müdigkeit rauszudösen. Gegen sieben Uhr aufgegeben und aufgestanden. Frühstück gemacht. Zu kalt und zu feucht um auf der Terrasse zu frühstücken. Zweieinhalb Stunden und zwei Tassen Kaffee später, liegt immer noch eine bleierne Schwere übers Hirn.

Beim Projekt „t5“ mache ich weiter bei der Umsetzung von Microanimations für unseren Modul-Baukasten. Außerdem wird heute ein bevorstehender Release getestet. Bei etwaigen Regressionen bin ich heute der einzige Ansprechpartner für das Frontend.

Am späten Nachmittag ist, wie immer, Wochen-Rechnungsabschluss. Also die Stundenzettel schreiben und abgeben. Am Abend werde ich zum wöchentlichen Einkauf gen Famila aufbrechen. Das Wetter macht mir schon richtig Bock auf die Fahrt entlang der Tarpenbek und U1.

Für heute hat sich endlich die lang erwartete Lieferung von Stauden angekündigt – die ich aber vermutlich erst morgen im Garten einpflanzen werde. Und irgendwo am späten Nachmittag und Abend werde ich noch TV-Sport einschieben. Auf der Liste steht bei mir heute nur Fußball: das Sevilla-Derby von gestern, Meppen – Halle aus der dritten Liga und italienischer Pokal mit Juve – Milan. Das Valencia-Derby liegt eigentlich schon außerhalb meiner TV-Zeit.

“One of the dangers of our wide-open media culture of the last ten years has been that the signals aren’t getting through the noise. Loud voices are drowning out useful ones[…]

It pays to curate the incoming, to ignore the noise and to engage with voices that are willing to show their work.”

Seth Godin, Reality as an organizing principle, Seth’s Blog vom 1.5.2020

Was war. Mitte April.

Vor einigen Wochen war es noch ein Twitter-Scherz als Nachrichtensender und US-Gouverneure prominent darauf hinwiesen, welcher Wochentag sei. Inzwischen spiegelt es das Lebensgefühl wieder. Es hat inzwischen das Bill Murray-Murmeltiertag-Gefühl eingesetzt, weil sich alle Tage uniform anfühlen. Sogar das Wetter scheint seit zwei Wochen in diesem „morgens-zu-frisch-für-draußen-frühstücken-aber-ab-nachmittag-knallt-die-sonne“-Modus stehen geblieben zu sein.

Die freitägliche Erinnerung des Kundens an Abgabe des Stundenzettels markiert quasi das Wochenende. Dann bis Zwei zählen. Dann ist wieder Montag und man muss sich ab 10h30 in die tägliche Telefonkonferenz einwählen.


Letzten Sonntag 9h37, im Garten. Der Moment der absoluten Stille. Zumindest der Moment der Abwesenheit aller menschlichen, aller künstlichen Geräusche. Nur der Wind und die Vögel.

Als ich gestern Nachmittag zu Fuß zum Stadtteilzentrum ging, war von Ausnahmezustand nicht viel zu merken. Es war gewohnter Autoverkehr und gewohnte Betriebsamkeit in der Fußgängerzone – als würden alle um eine zweite Viruswelle betteln.

Things I listened to.

Mindestens zweimal am Tag: GorillazEmpire Ants“, feat. Little Dragons Yukimi Nagano bei einem Liveauftritt bei David Letterman 2010.

Speziell dieser Liveauftritt verkörpert gut die zerbrechliche Melancholie, die meistens bei den Gorillaz mitschwingt, ohne aber das Brachiale, dass Liveauftritte meistens haben. Und Nagano hat einen faszinierend ungelenken, aber authentischen, kraftvollen Auftritt, der auch ganz gut zum Girlie-Image einiger Gorillaz-Protagonisten passt.

Von den Gorillaz wieder angefixt, bin ich dank der derzeit laufenden „Storyline“ „Song Machine“, die erste zwei gute Stücke hervorbrachte. Nein, Episode Two Désolé ist nicht nur gut, sondern großartig, dank der Solos von Fatoumata Diawara.

Things I worked on.

Das Kundenprojekt t5 schippert relativ unaufgeregt weiter den Fluß runter. In den Vorwochen verbrachte ich meine Zeit mit Regular Expressions, DOM-Manipulationen und Event-Management. Die vergangene Woche war eine Explosion an unterschiedlichsten Themen, geprägt von Code-Reviews, Testing, Verfassen von Tickets, Schreiben von Dokumentationen, Nachdenken über Konzepte. Ich weiß nicht, in wievielen unterschiedlichen Kontexten ich unterwegs waren. Das sind 7-Stunden-Arbeitstage, die sich wie zehn Stunden anfühlen.

Things I did.

Anfang April habe ich spontan mit der Anzucht von Pflanzen in Eierkartons angefangen. Spontan heißt: ohne große Vorbereitung einfach Erde genommen und die Samen reingedrückt. Mal sehen, wann ich mit Pikieren & Aussetzen anfangen kann.

Ich habe einen Großeinkauf in einer Gärtnerei in den Garten versenkt. Der Himbeer-Strauch hat nun zwei Begleiter bekommen. Ähnliches auch bei der Clematis-Staude. Zusätzlich habe ich ihnen eine Rankhilfe entlang des Regenrohrs gegeben.

Letzte Woche schaute dann auch ein Igel abends (mindestens) zweimal vorbei.

Ich habe weiterhin Probleme mich hinzusetzen und zu zeichnen.

Things I read.

Ich lese mich immer noch durch die Erstausgaben von Serien durch, die Image Comics als kostenlose ePaper online gestellt hat. Knapp ein Drittel landet davon auf meine Merkliste.

Für mich ist es der erste intensivere Kontakt mit Image Comics seit Image 1992 gegründet wurde. Damals war es eine sehr zwiespältige Sache. Einerseits war es lobenswert, dass einige Highflyer aus den Konzernen Marvel und DC sich selbständig machten. Auf der anderen Seite verkörperten die meisten Gründungsmitglieder wie Todd McFarlane, Rob Liefeld, Marc Silvestri, Erik Larsen und (mit Abstrichen) Jim Lee zeichnerisch und inhaltlich gequirlte Scheiße hoch zwei. Bei McFarlane und Liefeld bestreite ich bis heute, dass sie überhaupt zeichnen können.

Als Anfang der 90er Jahre Leute wie Alan Moore überraschend bei Image aufschlugen, wirkte das mehr wie ein Feigenblatt.

Jetzt, fast 30 Jahre später, wie ich mich so durch die Reihe an Erstausgaben durchlese, bin ich angenehm von der Diversität an Inhalten und Zeichnungen überrascht – Image Comics ist da weit, weit, weit vor DC und Marvel.


Eigentlich wollte ich meinen lokalen Dealer zu Coronazeiten mit einer umfangreichen US-Comic-Bestellung beglücken. Die Bestellung wurde aber komplett und kommentarlos storniert – ich vermute Libri bestellt US-Comics über den Quasi-Vertriebsmonopolisten Diamond Comics, der Ende März in die Coronapause ging.

Die beiden US-Comics, die ich via Amazon bestellte, sind angekommen. Das verdeutlich einmal mehr, die faktische Marktmacht des Konzerns, der US-Comics auch liefern kann, wenn US- und Deutschland-Vertrieb es nicht können und Fahrradschläuche auch dann liefern kann, wenn die Fahrradläden noch geschlossen haben.

Things I watched.

Ich habe wirklich noch nichts zu der Season 1 von „Star Trek: Picard“ geschrieben?

Okay. Unterm Strich war ich so semi-zufrieden damit. Die Staffel ist in zwei Teile zerfallen. Ab zirka Mitte der 6ten Folge wirkt es wie eine andere Serie: wesentlich schneller und homogener im Tempo. Aber insbesondere mit mehreren Wochen Abstand, hat die Staffel zwei Probleme, die den Gesamteindruck erheblich trüben.

Zuvorderst steht für mich das Ende der ersten Staffel rund um Jean-Luc Picard himself. Alles schien auf ein rundes Ende der Story hinauszulaufen, ehe der Plot plötzlich ein Karniggel aus dem Zylinder zaubern und in eine andere Richtung abbiegen, die auf mich nicht angemessen wirkte, sondern einfach nur billig. Ein Plot-Konstrukt vom Grabbeltisch des Drehbuchschreiber-ALDIs.

Das zweite Problem, sind die immer irrwitziger werdenden Wendungen einiger Protagonisten, die den Figuren jedwede Glaubwürdigkeit nahmen. Namentlich die Wissenschaftlerin Agnes Jurati und und nahezu alles was auf dem Planeten Coppelius kreucht und fleucht.

Meh. Ich brauche da noch ‘ne Zeit um da drüber hinwegzusehen.

Comic: „The Walking Dead: The Alien“

Cover des Comics

„Panel Syndicate“ wurde vor einigen Jahren als ein eBook-Verlag von Comic-Autoren und -Zeichner gegründet. Zwei Besonderheiten zeichnen den Verlag aus. Es gibt keinen Verkaufspreis für die kopierschutzfreien eBooks, sondern eine „Name your price“-Politik – zahle was du willst. Und der Verlag scheint konsequent auf ein displayfreundliches Querformat, statt dem vom Papier gewohnten Hochformat zu setzen.

„The Walking Dead: The Alien“ ist eine Story aus dem Walking Dead-Kosmos, angesiedelt in Barcelona.

Aufwachen in Barcelona

„The Alien“ steht dabei nicht für „Außerirdischer“, sondern für den „Fremden“, Jeff, einen Ex-Studenten aus den USA, der mit Aushilfsjobs durch die Welt tingelt und beim Ausbruch Quarantäne in Barcelona gestrandet ist.

Jeff gerät in Zombie-Kalamitäten ehe ihn die heimische Claudia da raus rettet. Claudia und Jeff beschließen, aus Barcelona zu flüchten.

Aufwachen in Barcelona

Robert Kirkman, Erfinder von „Walking Dead“ sowie die an der Walking Dead-Franchise beteiligten Verlage haben ihr Placet für diese inoffizielle Erweiterung von Walking Dead gegeben.

Es ist von Marcos Marin sehr angenehm gezeichnet. Brian K. Vaughan zieht die Story sehr straight durch (allerdings empfand ich Panel 11 als merkwürdig sexistischen Ausrutscher in einem sonst sehr souveränen Comic).

Marin gibt dem Comic eine gute Textur – sowohl was das katalanische Flair angeht, als auch das schönes Spiel mit Schwarz-Weiß bzw positiven und negativen Flächen. Interessant ist das Layout. Bei manchen Panel-Aufteilungen hatte ich das Gefühl, dass sie im Querformat aufgrund der sehr viel längeren horizontalen Strecken nicht so funktionieren, wie im Hochformat.

Wenn es denn etwas gibt, was man dem Comic ankreiden kann, dann ist es die Atemlosigkeit in Zeichnung und Story. Auf nur 32 Seiten (inkl. Nachwort und Skizzen) bekommt die Atmo wenig Raum zur Entfaltung und entwickelt daher nicht die Wucht, die in ihr drin steckt. Der Comic verkauft sich damit unter Potential. Aber Vaughan und Marin sind in meinem Radar angekommen.

Es ist das was es ist: ein kurzer, höchstprofessioneller One-Shot zu einem Preis, den man selbst wählen kann. Man wird unterhalten, aber der Comic ist zu kurz um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

4 von 5 Sternen.

Reading List 2020.04.05

  • Economy: When Plagues Pass, Labor Gets the Upper Hand, John Authers, Bloomberg.com, 5.4.2020

    Wirtschaftsanalyst John Authers blickt in seiner Kolumne auf die wirtschaftlichen Folgen von Pandemien und Kriege in den letzten tausend Jahren.

    Quintessenz: Kriege haben einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge, da in den Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur investiert wird.

    Pandemien ziehen andere Effekte nach sich. Die Arbeitskraft gewinnt gegenüber dem Kapital wieder an Wert (z.B. von Helfern, Dienstleistern etc…, u.a. in Form von Lohnsteigerungen). Ein Wirtschaftsboom bleibt aber aus – denn es ist ja keine Infrastruktur zerstört worden. Die Gesellschaft wird misstrauischer gegenüber Autoritäten (Staat und/oder Religion). Die gestiegenen Löhne/Gehälter werden von der Bevölkerung für schlechte Zeiten angespart statt in den Konsum gesteckt – der zweite Vektor, der für eine nur langsame Erholung der Konjunktur sorgen könnte.

    Ein weiteres Problem könnte die Suche nach der Schuld an der Pandemie werden. Im Mittelalter wurden die Juden für die Pest verantwortlich gemacht und massakriert. Der Ausbruch (nicht nur) dieses Coronavirus‘ wird an China und seinen Wet Markets fest gemacht und zahlt damit auf die eh steigenden Ressentiments im Westen gegen China ein.

  • Society: The New Normal For Life Under a New Plague, Ganzeer, ganzeer.today, 25.3.2020

    Der ägyptische Künstler Ganzeer hat ein furioses Pamphlet über die Welt nach dem Coronavirus geschrieben. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was er da ableitet und schreibt. Aber dieser Assoziations-Blaster-artige Text ist zumindest anregend, über die Folgen nachzudenken.

    Masks will become as mainstream as pants. Air-filtering scarves will become a thing, and we may even see shirts designed with mouth covering parts that you can just pull up when necessary (think of it as an evolved turtleneck).

  • Society: How Coronavirus Is Shaking Up the Moral Universe, John Authers, Bloomberg.com, 29.3.2020

    Authers zum Zweiten. In dieser Kolumne listet er vier unterschiedliche philosophische Haltungen, die eine Gesellschaft im Umgang mit der Pandemie einnehmen kann:

    • Rawls – Nach John Rawls. Teil des europäische Ansatz: Regierungen soll allen helfen und den Schwachen überproportional stärker helfen.
    • Utilitarismus – Regierungen haben nach dem größtmöglichsten Glück/Erfolg der gesamten Gesellschaft zu streben. Auch wenn dies zur Folge hat, dass einige zurückgelassen werden – alles für „the greatest good for the greatest number.
      In der aktuellen Pandemie gab es u.a. in Großbritannien die Überlegung, dass die negativen Folgen eines wirtschaftlichen Kollaps durch Isolierung/Ausgangssperre größer wären, als die negativen Folgen einer hohen Zahl von Toten. Daher hat man anfangs die Pandemie nicht wirklich bekämpft.
    • Libertarismus – US-zentrischer Ansatz mit dem Fokus auf das Individuum. Jeder Mensch hat das Recht so zu leben wie er/sie/es will und niemand soll ihm/sie/es etwas anderes aufzwingen. Jede/r entscheidet für sich, ob er/sie/es sich den Isolierungen und Ausgangssperren anschließen will.
    • Kommunitarismus – Die Gemeinschaft steht über dem Individuum – tendenziell eher ein asiatischer Ansatz. Das Individuum verzichtet zugunsten des „größeren“ Guts der Gesellschaft/Gemeinschaft auf seine Rechte. Ältere Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, verzichten auf Ressourcen für jüngere Menschen, der Gemeinschaft willen.

Comic: “Long Rain”

Cover des Comics

Dies ist ein nur 23 Seiten langer Comic, entstanden nach einer Kurzgeschichte von Ray Bradbury von 1950 „The Long Rain“.

Der Tipp auf den Comic ist über eine Empfehlung von Kieron Gillen reingekommen. Artyom Topilin (T: @artyomtopilin, I: artyomtopilin) ist ein Zeichner u.a. aus dem Superhelden-Umfeld, den ich bislang nicht kannte. Da der Comic auch auf russisch erschienen ist, liegt es nahe, dass Topilin mindestens russischer Abstammung ist.

Das passt auch ganz gut zur Kurzgeschichte von Ray Bradbury, über eine Gruppe von Raumfahrern, die auf einem Planeten gestrandet sind, auf dem es seit tausenden von Jahren ununterbrochen regnet. Die Raumfahrer sind auf der Suche nach einer Basis, wo sie Unterschlupf finden können.

Die Kurzgeschichte hat jene Tonalität, die man auch von etlichen osteuropäischen SF-Filmen kennt: sehr introvertiert, melancholisch, düster und die Grenzen zwischen Realität und Irrsinn sind fließend.

Topilin liefert auf den nur 23 Seiten eine eigenständige Interpretation der Bradbury‘schen Geschichte, die vollends überzeugt – sowohl in der Ästhetik, als auch in der Erfindung des Settings. Der Kurz-Comic kann über Gumroad als eBook (PDF) gekauft werden.

4 von 5 Sternen.

P.S.: Gumroad wird mir als Plattform für Comics immer sympathischer. Nicht dass sie technologisch besonders herausragend wäre. Aber sie erfüllt ihren Zweck u.a. Comic-Zeichner*innen eine Bezahlplattform für verschiedene Formate zu geben: Kurzgeschichten, Skizzen, eigenständiger Vertrieb längerer Comic-Geschichten. Es senkt die Hemmschwelle von „Link im Newsletter“ bis zum Kauf des Comics. Das ist gut. Auch gut: Gumroad gibt die Möglichkeit, über den Mindestpreis hinaus, noch mehr on the top zu bezahlen.

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