Moin. Am letzten Montag hatte ich meine mutmaßlich letzte OP. Es blieb diesmal bei den prognostizierten nur zwei Stunden Vollnarkose. Entsprechend ist die Birne unter der Woche schneller klar geworden, als bei den vorigen OPs. Samstag habe ich meinen ersten Kaffee zu mir genommen und bin das erste Mal wieder Rad gefahren.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Rekonvaleszenz wie ein Urlaub zu behandeln. Allerdings hatten sich unter der Woche in einem Projekt wichtige strategische Entscheidungen angedeutet, die mich ziemlich getriggert haben. Deswegen verbrachte ich den Donnerstag überwiegend übel gelaunt vor dem Rechner, um mich fachlich einzulesen. Am Freitag überkam mich einerseits Erleichterung, weil eine dritte Seite ein Arbeitspapier vorlegte, das recht nahe an meiner Denke war und mir damit für mich selbst Bestätigung und perspektivisch Unterstützung gab.
Andererseits war ich darüber entsetzt, wie mich so etwas derart triggern konnte. Ich schaffe es nicht, mental Abstand zu nehmen. Ich befinde mich auf einen Kurs, der mich straight in Richtung Magengeschwür bringen wird. Nicht gut. Nicht gut.
Things I did.
- Die Umstellung von Sketch auf Figma begonnen. Bei Sketch wirkt jedes Update inzwischen wie ein bloßes Herumschieben von bereits vorhandenen Teilideen. Von einer Vision ist nichts zu merken.
IMHO hat Figma die Ideen von Sketch konsequenter ausgearbeitet und weiter entwickelt. Es lässt sich besser damit arbeiten. Allerdings kostet das Einarbeiten in Figma Zeit, wenn man es nicht nur als vektor- und webdesign-orientiertes Zeichenwerkzeug einsetzt, sondern als Tool für die Entwicklung größerer Websites, vulgo: wenn das Thema „Best Practices“ bzw. nachhaltiges Arbeiten von Bedeutung ist. - Auf macOS Ventura aktualisiert. Bislang keine raison d’être für dieses Upgrade gefunden. Die größeren Änderungen sind eher spektakulär schlecht ausgefallen (neues Systemerweiterungs-Panel, Stage-Manager)
- Als neuen Browser „Arc“ installiert. Zuerst irrlichterte ich zwischen fehlenden Verständnis der Ideen die nun einen neuen Browser notwendig machen und Ratlosigkeit über die konkrete Umsetzungen.
Eine der Gedankenstränge wirkt wie die konsequente Fortsetzung der neuen linken Tab-Leiste in Safari. Dies ist etwas, was ich eigentlich nicht schätze, da sie zu viel wertvollen horizontalen Bildschirmplatz wegnimmt.
Zwei Wochen in, hat der Browser aber bei mir seine Nische gefunden, für alles, auf das ich permanent Zugriff haben möchte (z.B. Twitter, Mastodon, Online-Foren). Zumindest auf meinem Drei-Monitore-Bürorechner… To be continued.
Things I read.
„Remember, Remember, the fifth of November“ ist in England ein bekannter Reim zur Erinnerung an das fehlgeschlagene Bombenattentat vom 5ten November 1605, dem sogenannten „Gunpowder Plot“. Einer der Attentäter, Guy Fawkes, ist noch heute präsent, in Form dieser Maske die gerne vom Anti-Establishment/Protestbewegungen benutzt werden.
Als am 5ten November der Reim mal wieder auf Twitter die Runde machte, verspürte ich den Drang, den Comic „V for Vendetta“ wieder zu lesen — ein Comic der der Maske zu ihrer Popularität verhalf.
Zwischen 1982 und 1989 entstanden, beschreibt der Comic England im Jahre 1997 als einen Orwell’schen Überwachungsstaat faschistischer Ausprägung. Am Abend des 5ten November 1997 wird die 16jährige Evey von einem Mann mit Guy Fawkes-Maske vor einer Vergewaltigung gerettet und auf ein Dach gebracht. Der Mann, „V“ genannt, löst dort eine Explosion aus, die das britischen Parlament und Big Ben zerstört. „V“ entpuppt sich ein Anarchist, der Staat und Gesellschaft umstürzen will.
Als ich das Buch nun zum ersten Mal seit längerem in den Händen hielt, wurde ich mir bewusst, wie alt ich inzwischen geworden bin. Das Trade-Paperback ist 1990 erschienen. Ich muss es 1990 oder 1991 gekauft haben — also vor fucking 32 Jahren. Das Papier ist schon etwas gelb geworden, was aber ganz gut zur Tonalität der Geschichte und der Zeichnungen im Stile alter englischer Comics aus den 70er Jahren passt.
Zum Schock trug auch dazu bei, dass das Buch etliche Motive enthält, die heute wieder erkennbar sind. Bereits auf Seite 2 heißt es in den Radionachrichten:
In a speech today Mr. Adrian Karel, party minister for industry stated that Britain’s industrial prospects are brighter than at any time since the last war.
Mr. Karel went on to say that it is the duty of every man in this country to seize the initiative and make Britain great again.
Das war vor mehr als 30 Jahren bereits die Beschreibung der Leitmotive von Brexit und MAGA/Trump … als faschistische Rhetorik.
Es hat mich auch erschüttert, wie viel ich vom Buch vergessen hatte — oder einfach nur schlampig gelesen hatte? Ich hatte das Gefühl das Buch zum ersten Mal zu lesen.
Der Comic stellt Faschismus und Anarchismus gegenüber, stellt aber aufgrund eines sehr langen Mittelteils mit Evey im Zentrum des Geschehens, auch die Frage: was darf eine Bewegung alles tun, um ihr Ziel zu erreichen?
Auch 32 Jahre später, ist „V for Vendetta“ ein Meilenstein der Comic-Literatur. 5 von 5 Sterne.
Things I watched.
- Das fucking beste Rugby-Spiel des Jahres? Das gestrige WM-Finale bei den Frauen. Neuseeland – England in Auckland. Ich schrieb es bereits auf Twitter, dass die World Rugby-Verantwortlichen windelweich geprügelt gehören, sollten sie dieses Spiel nicht irgendwo öffentlich in voller Länge ablegen — haben sie leider bislang nicht getan. Daher hier nur die „extended Highlights“ von 15 Minuten Länge.
- Nicht das beste Rugby-Spiel des Jahres? Das gestrige Bundesliga-Spiel Hamburger RC – Berliner RC in der Rugby-Arena an der Saarlandstraße. Der HRC bekommt weiterhin seine Probleme bei den Gassen nicht im Griff und war gestern offensiv harmlos. Selbst gegen einen gestern nicht wirklich gut auftretenden BRC, lag da mehr Unterschied als es Platz 1 vs Platz 4 der Nordgruppe suggerierte. Ach, gebt mir doch etwas mehr zum Mitfiebern.
- „Memoir of a Murderer“ — Ein südkoreanischer Film mit einer interessanten Konstellation. Ein Serienmörder vergangener Tage leidet an fortgeschrittener Demenz. In seiner Umgebung geschehen wieder Serienmorde. Bei einem Auffahrunfall spürt er den Mörder getroffen zu haben. Oder spielt nur sein Hirn verrückt?
Ich habe viel Sympathien für das Setup, die Schauspieler|innen und das Erzähltempo. 4 von 5 Sternen.
Things I played.
- „Victoria 3“ — „Spielen“ wäre zu viel gesagt. Ich bin nach ca. sechs Stunden noch im Tutorialmodus und drauf und dran Schweden in den Staatsbankrott zu treiben.